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»Das Todesgen«

Was bisher geschah

Prolog

Alzir-System, NOVA-Station, 25. Mai 2270, 14:41 Uhr

IL HYPERION, angedockt an Alzir-12, 25. Mai 2270, 16:00 Uhr

Alzir-System, JAYDEN CROSS II, Bereitschaftsraum von Kirby Belflair, 25. Mai 2270, 17:12 Uhr

IL HYPERION, Krankenstation, 26. Mai 2270, 09:01 Uhr

Bereitschaftsraum des Commodores

Kepler-22b (Heimatsystem der Aaril), im Anflug auf die Kontrollstation, 26. Mai 2270, 10:02 Uhr

IL HYPERION, Konferenzraum 1c, 26. Mai 2270, 15:36 Uhr

2 Tage später

IL HYPERION, Krankenstation, 01. Juni 2270, 18:09 Uhr

An Bord der FLAMME, in einem unbekannten Sonnensystem, 01. Juni 2270, 19:13 Uhr

IL HYPERION, Krankenstation, 1. Juni 2270, 20:45 Uhr

Arktika, eine Randwelt der ehemaligen Solaren Union, 01. Juni 2270, 22:03 Uhr

System der Genetiker, Medizinische Station GEN-8, 02. Juni 2270, 00:10 Uhr

Kurz zuvor

Arktika, ehemalige Randwelt der Solaren Union, 02. Juni 2270, 09:30 Uhr

System der Genetiker, Medizinische Station GEN-8, 02. Juni 2270, 01:42 Uhr

IL HYPERION, Kommandobrücke, 02. Juni 2270, 01:46 Uhr

Leichter Kreuzer ABIGAIL, Kommandobrücke, 02. Juni 2270, 01:46 Uhr

System der Genetiker, Medizinische Station GEN-8, 02. Juni 2270, 03:14 Uhr

Leichter Kreuzer ABIGAIL, Kommandobrücke, 02. Juni 2270, 03:59 Uhr

IL HYPERION, im Interlink-Flug, Kommandobrücke, 02. Juni 2270, 07:41 Uhr

IL HYPERION, Krankenstation, 03. Juni 2270, 20:24 Uhr

NOVA-Station, Besprechungsraum 9-b, 07. Juni 2270, 09:42 Uhr

Epilog I – Home Sweet Home

Epilog II – Das Erbstück

Vorschau

Seriennews

Die Charaktere

Impressum


Heliosphere 2265

Band 44

»Das Todesgen«


von Andreas Suchanek

 

 

Was bisher geschah

 

Anfang des Jahres 2270 haben sich die Fronten verhärtet. Das bisher übermächtige Imperium unter Björn Sjöberg musste zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Der Mars ist unter der Kontrolle von Rebellen, Randwelten wurden aufgegeben. Trotzdem herrscht die Inner Security Police mit eiserner Hand.

Die Interstellare Allianz konnte sich stabilisieren und den Großangriff der Ash'Gul'Kon zurückschlagen. Menschen, Rentalianer, Kybernetiker, Aaril und Parliden bilden eine immer stärker werdende Gemeinschaft. Eine Verteidigungsflotte wurde errichtet, die Infrastruktur ausgebaut.

Während die HYPERION und die JAYDEN CROSS II nach CORE I unterwegs sind, wo die Maschine von Cassandra Bennett vor der Fertigstellung steht, übernimmt der Geist die Technologie aller Völker und deaktiviert die wichtigen Systeme. Die Gesellschaften stehen vor dem Abgrund.

Gleichzeitig wird Lukas Akoskin über seine Inserts ferngesteuert. Er platziert Bomben auf CORE I, schaltet seine Freunde aus und kann sogar einen Computervirus auf der JAYDEN CROSS II einschleusen. Er feuert auf das Schiff und wendet sich danach dem Planeten zu. In letzter Sekunde können die Kommandooffiziere die Attacken abwehren, müssen sich nun jedoch gegen einen Freund stellen. Kurz bevor die Kontrollintelligenz im Körper Akoskins eine Fusionsbombe zünden kann, gelingt es Winton, Task, Larik und Sarah McCall diese in eine Luftschleuse zu transportieren. Die Kontrollinstanz will die Waffe sichern und wird mit der Bombe ins All geschleudert. Lukas Akoskin stirbt.

Auf CORE I kann nach etlichen Rückschlägen die neue künstliche Superintelligenz – KSI – vervollständigt werden. Selbst die vom Geist ausgeschickte Flotte aus Sporenschiffen kommt zu spät. Sie werden von den Abwehrmechanismen auf CORE I vernichtet.

Zum ersten Mal seit langer Zeit scheinen die Kräfte zugunsten der Allianz zu kippen. Nun müssen die Menschen, Aaril, Parliden, Rentalianer und Kybernetiker die Schwäche ihrer Gegner so schnell wie möglich nutzen.

Unbemerkt von allen anderen Parteien ergreift der Geist einen letzten Plan, um den Krieg doch noch für sich zu entscheiden. Er schickt die Stimme hinab auf jene dunkle Welt, die nach dem Fall des Tachyonenschleiers auftauchte. Hier wird sie in den Plan eingeweiht und beginnt mit dessen Verwirklichung …

Prolog

 

Ihre Uniformjacke lag an der Seite.

Tess trug lediglich ein anthrazitfarbenes ärmelloses Shirt und multifunktionelle Hosen. Auf einem Stuhl stand eine Allzwecktasche, die mobile Geräte enthielt.

»Wie sieht es aus?«, erklang die Stimme von Jeffrey Akombe, dem Leiter der Bodenstation.

»Immer mit der Ruhe.« Tess ließ sich nicht hetzen, das musste mittlerweile auch der Letzte begriffen haben. Sie wartete geduldig, bis der Ladebalken auf die 100 Prozent sprang.

»Upgrade eingespielt.« Sie nahm die verbliebenen Einstellungen vor und betete, dass die Jungs und Mädels von der Hardware-Gruppe alles korrekt vernetzt hatten.

Die Icons leuchteten grün, Statusupdates wurden auf den 3D-Monitor projiziert, das Handshake-Protokoll ausgeführt.

»Das Satellitennetzwerk steht!«, rief sie.

Ringsum erschollen Jubelrufe.

Ab sofort besaß Hope ein vollständiges Satellitennetz, das die gesamte Weltenkugel abdeckte. Die Kartografen konnten damit beginnen, selbst die entlegensten Winkel auf Landkarten zu bannen, ein Erschließungsplan wurde ausgearbeitet.

Tess lächelte.

Ja, das tat sie.

Die letzten Monate wirkten wie ein langsam verblassender Albtraum. Sie war auf der NOVA-Station erwacht, wo man sie auf den neuesten Stand der Entwicklung gebracht hatte. Nicht, dass das notwendig gewesen wäre. Sie hatte es erlebt, alles. Die Schüsse auf Giulia, die Zerstörung von CARAs Servergehäuse. Ihr Körper, nur noch ein ferngesteuerter, zweckentfremdeter Organklumpen.

Der Geist hatte Tess entkommen lassen, damit sie auf der HYPERION als Werkzeug eingesetzt werden konnte.

Tagelang hatte sie apathisch auf der Krankenstation gelegen und war in Schuldgefühlen versunken. Marjella Cruz hatte viele Gespräche mit Tess geführt. Irgendwann war sie in ein Quartier umgezogen. Ihre Zieheltern, Penelope und Xander Merkant, die Commodore Cross vor der Zerstörung von Tikara III hatte retten können, hatten sich rührend um sie gekümmert. Die beiden waren zu einem Anker geworden.

Schließlich führte der Geist den nächsten Schritt seines Plans aus und tauchte die Galaxis in Dunkelheit.

In diesem Augenblick hatte Tess begriffen, wie wenig Bedeutung ihr eigener persönlicher Schmerz im Kontext der Galaxis besaß. Millionen von Existenzen standen vor der Auslöschung.

Gemeinsam mit einer Einsatzgruppe hatte sie auf Hope – wohin viele hatten fliehen können – Rettungskapseln geborgen, Nahrung verteilt und Verwundete gepflegt. Da es von allem zu wenig gab, herrschte Chaos.

Doch sie hatten überlebt.

Und Commodore Cross und Captain Belflair war es schließlich gelungen, die KSI zu aktivieren, wodurch die Systeme wieder gereinigt worden waren und der Geist nun einen ebenbürtigen Gegner besaß.

»Manchmal fügt es sich eben doch.«

Vor etwa zwei Monaten war das gewesen. Nach der Rückkehr der HYPERION war bekannt geworden, dass der Einsatz Lukas Akoskin das Leben gekostet hatte.

Die Nachricht hatte Tess erschüttert.

Sie hatte versucht, Sarah zu kontaktieren, doch die reagierte auf keinerlei Kontaktversuch.

Schließlich stürzte Tess sich in die Arbeit. Sie half dabei, die zerstörten elektronischen Bauteile zu ersetzen, die durch die abrupte Abschaltung überlastet worden waren, baute Sensornetzwerke auf und wurde zu einem Teil der Satellitennetzwerkgruppe.

Die Infrastruktur von Hope wuchs.

Keiner der Überlebenden wollte zurück ins All. Jeder war dankbar für die frische Luft, das saubere Wasser, Sonnenstrahlen auf der Haut und Erde unter den Füßen. Die Siedlungen wuchsen.

Die anderen feierten.

Tess packte ihre Sachen zusammen und verließ den Raum. Es wartete noch viel Arbeit.

Sie schlug den Weg zu ihrer Wohneinheit ein, um sich kurz frisch zu machen. Die Sonne stand hoch am Himmel, es herrschten frühlingshafte Temperaturen. In der Ferne sangen Vögel ihr Lied.

Sie sah ihn bereits von Weitem.

Tess ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken und ging einfach weiter.

»Und ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr nach Hause«, begrüßte sie Commodore Jayden Cross mit seinem typisch jungenhaften Grinsen.

Das braune Haar hatte er kurz geschnitten und er trug einen Dreitagebart. In seinen Augen lag jene intensive Schwere, die jeden kennzeichnete, der in einem Krieg gekämpft hatte. Trotzdem wirkte er frisch und energiegeladen.

»Commodore.« Sie nickte.

»Danke der Nachfrage, ein ViKo wäre perfekt.«

Tess musste lachen. »Also schön, dann kommen Sie mit rein. Aber ich muss Sie warnen, mein Quartier sieht aus, als hätte Sjöberg eine Bombe darin gezündet.«

Der Sensor registrierte ihre Signatur, die Tür fuhr zur Seite.

Die Wohnung bestand aus drei Zimmern, die geräumig geschnitten waren. Eine Front war mit transparentem Aluminium ausgekleidet und bot so einen Blick auf die dichte Vegetation der Landschaft.

»Schön haben Sie es hier.« Cross trat vor das Grün. »Hope macht seinem Namen alle Ehre.«

Sie holte eine Dose ViKo aus dem Kühlschrank. »Bitte. Zitronengeschmack.«

Cross fuhr die Linie an der Seite nach, worauf die Barriere des Zweikammersystems gelöst wurde. Zwei Nanostämme verbanden sich, der Deckel löste sich auf. Er nahm einen großen Schluck. »Das tut gut.« Er wandte sich Tess zu. »Sie wissen, was geschehen ist.«

»Natürlich.«

»CARA hat mir berichtet, dass Sie beide sich unterhalten haben?«

»Sie hat mir meine … Tat verziehen. Commander Lorencia hat ebenfalls vorbeigeschaut. Von ihr habe ich auch die genauen Details der Abläufe auf CORE I.«

Cross nickte verkniffen. »Ich selbst habe nicht viel davon mitbekommen, allerdings konnte ich mich am Ende mit Kirby vernetzen. Dadurch habe ich alles aus ihrer Perspektive erlebt.«

»Wie geht es Sarah?«

»Nicht gut, würde ich sagen«, erwiderte er. »Sie verbringt viel Zeit in ihrem Quartier oder auf der NOVA.«

Tess sank auf die Couch, Cross gegenüber in den Sessel.

»Wann läuft die HYPERION wieder aus?«, fragte sie.

»Die Instandsetzung ist fast abgeschlossen«, berichtete er. »Da wir eines der am wenigsten betroffenen Schiffe waren, wurden wir vorgezogen. Die Werften arbeiten an der Belastungsgrenze, um die Flotte zu reparieren und aufzustocken.«

»Unter den Zivilisten geht das Gerücht um, dass eine Offensive bevorsteht. Channel 5 ist wieder auf Sendung und bringt ständig neue Analysen.«

Jayden lachte leise. »Es steht gut, aber nicht so gut. In wenigen Stunden treffe ich Admiralin Jansen, dann erhalte ich ein neues Update und unseren Auftrag. Deshalb bin ich hier. Finden Sie sich spätestens um 1600 auf der HYPERION ein.«

»Wie bitte?«

»Haben Sie den Dienst quittiert?«

»Nein. Aber … ich dachte …«

»Ausgezeichnet.« Ohne eine Miene zu verziehen, legte Cross ein Etui vor ihr ab. »Seit gestern um 0800 wurden Sie in den Rang eines Commanders befördert. Sie sind die neue I.O. an Bord der HYPERION. Captain Ishida benötigt dringend jemanden und wir waren uns einig, was die Besetzung angeht.«

Tess starrte verdattert auf das Etui. Sie wusste, dass dort ein vollständiger Pin enthalten war, der ihren halben ersetzen sollte. »Ich bin davon ausgegangen, dass ich irgendwo auf einen Schreibtischjob versetzt werde oder mir nahegelegt wird, den Dienst zu quittieren.«

»Wie kommen Sie denn darauf? Sie wurden von einer feindlichen Macht gefangen, haben jedoch unter höchstem Druck keinerlei Geheimnisse preisgegeben. Niemand macht sie dafür verantwortlich, dass man Ihren Körper mit einem Parasiten ausgestattet hat. Seit der Sache mit Akoskin sieht so ziemlich jeder den Vorfall in einem anderen Licht.«

Tess strich sanft über das Etui, öffnete es jedoch nicht. Dieser Tag hielt wahrlich Überraschungen bereit. »Nach allem, was passiert ist, soll ich einfach so weitermachen?«

»Natürlich«, bestätigte Cross. »Das tun wir alle. Ishida wurde das halbe Gehirn weggesprengt, ich bekam eine Kugel durch den Kopf geschossen – zugegeben, das habe ich selbst getan – und habe nur knapp überlebt. Ich zähle jetzt nicht auf, was wem wann passiert ist. Seit dem Beginn unserer Reise stehen wir an vorderster Front. Der Krieg geht in die entscheidende Phase, möglicherweise kommt es bald zur großen Entscheidung. Und da sollen wir auf unsere beste Offizierin an Bord verzichten?«

»Übertreiben Sie da nicht etwas?«

»Man hat nicht umsonst Gondeln nach Ihnen benannt. Das hier ist keine Charme-Offensive, Commander.« Er betonte ihren neuen Rang. »Sie sind dort, wo Sie jetzt sind, nicht aufgrund von Seniorität oder Glück. Leistung hat Sie dorthin gebracht. Wir können nicht auf Sie verzichten.«

Tess lächelte. »Ich werde mich um 1600 an Bord einfinden.«

Cross erhob sich. »Ausgezeichnet. Willkommen zurück. Bereiten Sie sich auf Überstunden vor, es ist viel liegen geblieben.«

»Ihre Peptalks sind noch ganz die alten.«

»Manche Dinge ändern sich nie.« Er grinste, stellte den ViKo in den Recycler und verabschiedete sich.

Minuten später war Tess wieder alleine.

Immer noch verblüfft starrte sie auf das Etui. Das Sonnenlicht fiel in den Raum und erschuf ein Muster aus Licht und Schatten. All das kam ihr so unwirklich vor.

Doch da lag es.

Commander Tess Kensington, I.O. des Interlink-Kreuzers HYPERION.

Die Reise war noch nicht zu Ende.

Der Türsummer erklang.

Gedankenverloren gab Tess den Zugang frei. »Haben Sie etwas vergessen?«

»Eigentlich nicht«, erklang eine weibliche Stimme.

Tess blickte auf.

Vor ihr stand Captain Kirby Belflair. In ihrer Hand hielt sie eine metallene Kugel.

»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.«

 

Alzir-System, NOVA-Station, 25. Mai 2270, 14:41 Uhr

 

War es Euphorie?

Die Männer und Frauen der NOVA-Stationen wirkten energiegeladen, als Jayden durch die Gänge schritt. Einige plauderten miteinander, andere hielten den Blick starr auf Pads gerichtet oder sprachen in ihre Headsets. Die Zerstörungen, die nach dem Avalanche-Angriff zurückgeblieben waren – die Bezeichnung hatte die KSI aus den Codefragmenten des Geistes rekonstruiert – waren weitestgehend beseitigt. Die militärische Schaltzentrale war damit wieder voll einsatzbereit.

Jayden schob sich an zwei Offizieren vorbei, die ihn erkannten, mit aufgerissenen Augen militärisch grüßten und ihm hinterherblickten. Eine Reaktion, die jedes Crewmitglied der HYPERION auslöste. Anfangs hatte ihn das erschreckt, mittlerweile nahm er es mit Humor.

Bereits zuvor hatte die Mannschaft der HYPERION durch ihre prominente Rolle in diesem Krieg auf einem Podest gestanden. Nachdem sie gemeinsam mit der Crew der JAYDEN CROSS II Avalanche besiegt und die KSI erweckt hatten, war das noch eine Spur intensiver geworden.

Hinzu kam, dass Gerüchte umgingen. Irgendein Hilfswissenschaftler hatte den Mund nicht halten können und über Doktor Damatos Forschungen an den Aetas-Kugeln geplaudert. Es war auch bekannt, dass Kirby sie aus dem Mars-2-System mit hierher gebracht hatte.

Vermutlich musste die Präsidentin bald Stellung dazu beziehen, was das Thema der relativen Unsterblichkeit ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken würde.

Jayden wusste bisher lediglich, dass neben Kirby er selbst und einige andere die individualisierten Kugeln erhalten hatten. Deren Identität wusste er jedoch nicht. Möglicherweise waren sogar alle anderen bereits verteilt, vielleicht auch nicht.

Damato besaß die einzige allgemeine Kugel, anhand derer er forschen konnte.

Jayden bemerkte, dass er instinktiv den Weg zum Konferenzraum eingeschlagen hatte. Er räusperte sich, zog das Uniformoberteil glatt und betätigte den Türsummer.

Das Panzerschott rollte zur Seite.

»Ah, Commodore«, begrüßte ihn Admiralin Isa Jansen herzlich. »Schön, dass Sie da sind.«

Die Frau in den Vierzigern wirkte ebenfalls gelöst. Nichts war mehr von der müden Befehlshaberin der Flotte zu sehen.

Steht es so gut? »Admiralin Jansen.«

Sie schüttelten einander die Hände.

Die Holoemitter waren deaktiviert. Vor einer Holosphäre standen hufeisenförmig angeordnete Tische.

»Setzen Sie sich.«

Er nahm an ihrer Seite Platz. Die Oberfläche der Tische bestand aus von Icons übersätem Saphirglas, hinter dem ebenfalls Holoprojektoren verbaut waren.

»Wie ich hörte, haben Sie Ihre neue I.O. besucht.« Auf seinen verblüfften Blick ergänzte Jansen: »Wenn eine Offizierin im Rang eines Commanders wieder auf aktiven Sold gesetzt wird, bekomme ich eine Meldung. Schön, dass Miss Kensington zurückkommt.«

»Wir brauchen sie.«

»Absolut. Der Wiederaufbau der Flotte macht große Fortschritte. Natürlich könnte es schneller gehen, aber wir kämpfen nun an mehreren Fronten. Die Präsidentin benötigt einen großen Teil der Mittel, um die abgestürzten Habitate zu reparieren. Auch auf Hope gibt es Jahreszeiten. Die Menschen benötigen Nahrung und Unterkünfte. Gleichzeitig muss der Schutz im System ausgebaut werden.«

»Einigeln bringt uns nicht weiter«, warf Jayden ein. »Das hat die Vergangenheit gezeigt.«

»Dem stimme ich zu und Präsidentin Shaw ebenfalls. Daher fahren wir zweigleisig. Ein Teil der Werften ist wieder einsatzbereit und arbeitet daran, die Verluste auszugleichen, die wir bei der Schlacht um Alzir und im Verlauf des Avalanche-Angriffs erhalten haben.«

Jayden nickte. Drei Viertel der Flotte waren vernichtet worden, als die Spikos über das System hergefallen waren. Durch die Hilfe der anderen Allianzvölker konnte der Rückschlag besser ausgeglichen werden, da Ressourcen untereinander getauscht wurden. Trotzdem hatte es jeden böse erwischt. Durch den Computervirus waren viele neuralgische Maschinenmodule zerstört worden, weil sie nicht mehr hatten kontrolliert abgeschaltet werden können. Das betraf vor allem Fusionsreaktoren, Energiespeicherringe und Batterien.

»Anders gesagt, wir brauchen Zeit.«

»So ist es«, bestätigte Jansen. »Leider hilft das auch unseren Feinden. Sjöberg hat es nicht minder schlimm erwischt. Das Imperium wankt an allen Ecken und Enden. Da die Wirtschaft sich auf bestimmte Welten konzentriert, kann der Mistkerl die Verluste nicht so einfach ausgleichen. Der Geheimdienst sagt, dass die Widerstandsnester auf zahlreichen Kolonien wachsen. Die Inner Security Police fordert überall genetische Soldaten an, deren Loyalität garantiert ist.«

»Wir müssen den richtigen Zeitpunkt abpassen, die Offensive auszuweiten«, sagte Jayden. »Und natürlich den richtigen Ansatzpunkt finden. Indira IV war Glück.«

Die Sicherung der ersten befreiten Kolonie lief auf Hochtouren und der neu eingesetzte Regierungsrat hatte sofort ein Assoziierungsabkommen mit der Allianz geschlossen.

»So sehen die Fachleute das auch. Wir bereiten diverse Strategien vor. Beobachtungsschiffe behalten die Ash'Gul'Kon im Auge, unsere Tiefraumsensoren sind dorthin ausgerichtet. Bisher scheint der Geist damit beschäftigt zu sein, sich neu zu sammeln. Die Neuproduktion von Sporenschiffen schreitet jedoch – soweit wir das beurteilen können – recht langsam voran.«

»Seltsam.«

»Wir behalten das im Auge. Unser Hauptaugenmerk liegt nun darauf, den Widerstand im Imperium zu stärken.« Admiralin Jansen schlug einen geschäftlichen Ton an, was Jayden deutlich machte, dass sie nun auf den Grund seines Hierseins zu sprechen kam. »Es geht um die genetischen Soldaten.«

Er richtete sich kerzengerade auf. »Ja?«