ROBERT MUSIL

Gesammelte Werke

 

 

robert musil

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 ▷  DER MANN OHNE EIGENSCHAFTEN

[Die zu Lebzeiten Musils veröffentlichten Texte folgen, sofern nicht anders angegeben, den Erstausgaben/-drucken. Texte aus dem Nachlass folgen der Klagenfurter Ausgabe, 2009.]

1901

An einen Verlag

Da ich derzeit an der Fertigstellung eines Buches arbeite, erlaube ich mir die höfliche Anfrage, ob Sie geneigt wären, mit mir behufs Verlag desselben in Verbindung zu treten. Dasselbe soll den Namen „Paraphrasen“ führen und erlaube ich mir, Sie zur näheren Orientierung auf die Beilage zu verweisen, welche das Konzept eines Vorwortes enthält.

In der von mir geplanten Ausstattung – durchschnittlich 218 Worte auf der Druckseite – dürfte die Arbeit nach ihrer Vollendung circa 250 bis 300 Seiten stark werden.

Sollten Sie also prinzipiell geneigt sein, ein solches Buch in Verlag zu nehmen, so ersuche ich Sie, mir mitzuteilen, ob Sie, um sich ein Urteil zu bilden, einzelne Teile desselben oder das bisher Vollendete circa 160 Seiten zur Einsicht wünschen.

Erwünschter wäre mir Ersteres.

An J. G. Cotta Verlag, 18. Mai 1901

Ich erlaube mir höflichst anzufragen, ob Sie geneigt sind, in das Manuskript eines Buches moderner Richtung behufs eventueller Verlagsübernahme Einsicht zu nehmen.

Einzelne Stellen desselben wurden gelegentlich eines Autoren-Abendes vorgelesen und stehen die darauf bezüglichen Rezensionsausschnitte auf Wunsch zur Verfügung.

Hochachtend

Robert Musil

An Verlag A. G. Liebeskind, 28. Mai 1901

Ich erlaube mir höflich anzufragen, ob Sie geneigt sind, in ein Manuskript (belletristisch) behufs eventueller Verlagsübernahme Einsicht zu nehmen.

Hochachtend

Robert Musil

1902

An Die Oberen Zehntausend, nach 17. Mai 1902

Mich Ihrer Announce – Zukunft vom 17. Mai – erinnernd, würde ich gerne in Verbindung mit Ihrem geschätzten Blatte treten und ersuche Sie daher um nähere Angaben, insbesondere den Inhalt der von Ihnen gewünschten Feuilletons betreffend, da ich in der Lage bin, über verschiedene Gebiete mit der erforderlichen Sachkenntnis zu schreiben.

Literarische Themen jeden Charakters – außerdem jedoch auch orientierende Aufsätze über ethische und ästhetische Gebiete – populäre Darstellung philosophischer Fragen, würde mir wohl in erster Linie zusagen, jedoch bin ich vermöge meiner Stellung als Ingenieur und glaube ich mich hiezu durch private Studien wie durch eigene Tätigkeit auch befähigt in ebensolcher Weise, technische Fragen mit dem nötigen Einblick zu behandeln. In dritter Linie Plaudereien über sportliche Gegenstände, wobei ich mir zu bemerken erlaube, daß ich selbst als Sportsmann bekannt bin und in diesen Kreisen Verbindungen habe. Als Probe meiner Art – solche Gebiete zu behandeln, lege ich ein Feuilleton bei.

An Stefanie Tyrka, Pfingsten 18./19. Mai 1902

Verehrte gnädige Frau!

Eine Woche später.

Die beiden Bücher, welche Lájos mir zuschreibt, stammen nicht von mir; mit Ausnahme zweier Skizzen habe ich überhaupt noch nichts veröffentlicht. Doch – ein oder zwei Rezensionen über Bücher.

Seit einem Jahre habe ich gar nichts mehr ausgearbeitet. Darauf bin ich heute gekommen. Bedenklich! Und ich habe es so gar nicht empfunden! Das nennt man Dilettantismus! Oder wo sollte das sonst hinaus?! Was will der Organismus mit diesem sonderbaren Sparsystem? Andere – unsympathische Talente – arbeiten sich mittlerweile schrittweise vorwärts und blicken bereits auf „Leistungen“ zurück. Ich traue mich kaum mehr, sie zu mißachten.

Doch es ist mir eigentlich gar nicht so zu Mute, daß ich klagen möchte.

Ganz zuerst wollte ich einen Brief schreiben.

An Stefanie Tyrka, 31. Mai - 2. Juni 1902

Aus einem Brief an Frau Tyrka

In mir ist wieder der alte Streit zwischen Hirn und verlängertem Mark, zwischen der Freude an logischer 2 Spekulation und jener mehr „lyrischen“ Art meiner letzten Zeit. In meinem letzten Briefe war ich ja noch sehr böse auf den Verstand – das geht bei mir so hin und her und wird wohl noch geraume Zeit so hin und hergehen. Ein volles Jahr ist es her, daß ich nichts von größerem Zusammenhange schrieb und wenn ich zurück denke erscheint es mir wie einer jener Sonntagnachmittage, wie ich sie so oft in meinem schattenreichen Zimmer verbrachte, – einen Satz lesend aus irgend einem Buch, dann zum Schreibtisch oder ans Fenster tretend, um ein Blatt Papier oder eine Schachtel Zündhölzer zu holen und wieder beim Schreibtisch oder Fenster stehen bleibend – zehn – zwanzig Minuten, den Gegenstand starr in der Hand und leer hinausstarrend – dann wieder ein Satz – und so bis zur Dämmerung und zur Stunde des Abendbrotes.

Sehen Sie gnädige Frau. Das ist etwas zur Beurteilung, und ich frage ganz ernsthaft – kann ein Organismus mit solcher Ökonomie noch einen Zweck verfolgen, ist das einfach Schwäche und eine Art männlicher Hysterie?

Andrerseits habe ich gerade in diesem Jahre viele, einander völlig entgegengesetzte Stimmungen durchlebt.

Stimmung ist wohl nicht das richtige Wort; – was ich 3 meine ist etwas weit Einschneidenderes – ein Komplex von Ansichten, Hoffnungen, Strebungen – die Aussicht auf einen Weg, den man beschreiten will, weil man ahnt, daß er zu einem Ziele führt.

Ja – von dieser Sorte also vielerlei.

Das gibt auch gerade keine guten Erinnerungen. Vielleicht wäre auf jedem Wege etwas zu erreichen gewesen, wenn die Umstände ihn begünstigt hätten. Besser: wenn ich ihn überhaupt beschritten hätte, was ich ja nie tat.

Ich weiß nicht, ob Ihnen der gewählte Vergleich konkret genug ist – im Zimmer stinkt es nach Terpentin, weswegen ich mich nicht sorgfältig genug ausdrücke – unter Beschreiten eines Weges verstehe ich mit der ganzen Person, mit Fleisch und Blut, wirklich darauf sein, – nicht bloß mit dem Verstande flüchtig ihn entlang fliegen.

Sie wissen ja, welchen Wert ich darauf lege und wie sehr mir ‚Kunst‘ nur als ein Mittel zur Erhöhung der ‚Person‘ dient. Manchmal trieb ich dies ja ins Extrem, indem ich statt Person Sinnlichkeit im weitesten Begriffe setzte. Ich schrieb meine Gedanken gar nicht nieder, ich vergaß sie ruhig – Hauptsache war, daß mir von ihnen eine angenehme Stimmung verblieb. So lag ich oft auf meinem Divan und fröhnte dieser Art Selbstvernichtung. 4 Das ist nun gewiß sehr erziehlich, artete bei mir jedoch aus, indem es quasi die moralische Stütze und Verteidigung vor mir selbst, der anfangs erwähnten schlaffen Tatlosigkeit bildete.

Arbeiten stellte ich mir so vor, daß die Person, das heißt ihr Wert sich nicht ändere, daß sie bloß – durch Selbstüberredung oder was immer für Einflüsse – in den Bann einer anhaltenden, penetranten Suggestion gerate, wirklich in ihr lebe, von ihr durchsetzt werde.

Daß man nachher aufwache und das Gefühl behalte, durch etwas Dunkles, nicht mehr Verständliches sein Leben bereichert zu haben.

Eine enorme Konzentration ist dazu nötig und da mir diese fehlte, arbeitete ich einfach gar nicht, was ich als keinen allzu großen Verlust betrachtete.

An Eduard Urban

Kaiserlicher Rat Urban, Brünn

Familie Bankier Urban, Brünn

Bitte meine aufrichtigsten Glückwünsche entgegenzunehmen.

Musil

1903

An Stefanie Tyrka, 1. August 1903

Verehrte gnädige Frau!

Vergebens habe ich gehofft, „bald wieder von Ihnen und Ihrer Untätigkeit zu hören.“ Das kommt wohl, weil ich so undankbar schwieg. Aber es ist mir einfach unmöglich zu schreiben! Ich habe noch nie in meinem Leben, trotz aller Examen, erfahren, – so sehr erfahren, was mit der Zeit sparen müssen bedeutet, als jetzt. Mein Arbeitstag umfaßt circa sechzehn Stunden, von denen Sie höchstens drei für die Unumgänglichkeiten des Lebens abrechnen dürfen. Und selbst damit habe ich zu wenig. Ich soll in vielleicht vierzehn Tagen zu meinen Eltern aufs Land fahren und muß vorher doch eine gewisse Etappe meiner Sprachstudien hinter mich gebracht haben, – auf meinem Tische stauen sich die Bücher, die man unumgänglich lesen soll, – ich habe kleinere literarische Arbeiten, die ich einer Redaktion versprochen habe (nichts für Sie, – populärwissenschaftlich) bis Anfang Oktober abzuliefern, – und überdies diesen dummen Roman, der ganz sicherlich nicht sehr innig zu mir gehört, den zu vollenden ich mir aber nun einmal in den Kopf gesetzt habe. Sie werden mir also glauben dürfen, daß ich trotz häufigen Wunsches, Ihnen zu schreiben nur schwer die nötige Zeit finde.

Unter all dem beschäftigte ich mich letzthin auch ein wenig mit deutscher Literatur zwischen ihrer klassischen Periode und der Moderne. Ich suchte nach einer vergleichenden Methode, die es endlich ermöglichen soll, uns selbst ein wenig historisch zu betrachten. Letzten Endes fahnde ich natürlich nach einer befriedigenden Ästhetik. Und wie ich sah, ist gar keine Literatur im Vergleiche zu unserer heutigen so lehrreich wie die deutsche der an uns grenzenden Vergangenheit. Gerade weil sie so ungenießbar ist und uns doch so ähnlich. Ich staunte wie ähnlich. – Das ist nun natürlich zunächst bloß mein persönlicher Blick, meine Witterung, ich könnte kaum schon einen Andern dazu überreden, es ist lediglich Sache psychologischen Spürsinns.

Ich will Ihnen nur ein Beispiel geben:

2 Georg Scherer, circa 1860

Schied auch die Muschel lange schon

Vom Meer, das ihre Heimat war, –

In ihrer Tiefe rauscht ein Ton

Wie Meeresheimweh

immerdar.

Und kann auch nie ein Herz zurück

Zum Herzen, dran es selig lag –

Es singt von dem verlornen Glück

Noch bis zu seinem letzten Schlag.

Richard Schaukal 1897

In der Muschel schlummert ein Sang

Von Atlantis, der wunderbaren Insel,

die einst vor Jahren

Von den Harfentönen des Glückes klang.

Streif sie nicht achtlos im Gehen,

Hebe sie scheu an dein Ohr:

Was deine Jugend an süßen Wünschen verlor

Hörst du klagen aus ihrem Wehen.

Hier ist die Ähnlichkeit allerdings greifbar und auch die Verschiedenheit ist es mehr oder weniger. Das „Sujet“ ist dasselbe, daher auch die Grundnot der Empfindung. Wirklich? Liegt das Wesen eines Gedichts denn wirklich in dem was es sagt oder viel mehr in der Art wie es dies sagt? Nebenbei, die Kardinalfrage ist: Sind es dieselben Menschen, nur anno 60 und anno 97, oder ist der Unterschied ein „qualitativer“? – Zunächst ist das Gedicht Schaukals bei weitem – sagen wir – sonorer. Wirklich? Und warum? Die Strophe ist weicher, klangschöner, dunkler gefärbt, vornehmer … man könnte die Epitheta häufen. Das ist Technik. (Abermals?, das ich aber jetzt noch nicht zu berücksichtigen wage.) Technisch ist unsere Lyrik ungeheuer überlegen (!oder?). Von den Dichtern jeder Periode habe ich immer das Gefühl, daß sie herumhopsen, während sie ihre Gedichte machen. Sie stehen unter dem Einflusse einer falschen Ästhetik. Man braucht nur ihre Ästhetiken zu lesen, und schließlich weiß es Jedermann sowieso, es ist ja jene Ästhetik, mit der man in den 80er Jahren aufräumte. Aber wieso kommen Menschen, die uns so ähnlich waren, zu einer solchen Ästhetik? Abermals ist dies eine Frage. – Und das geht so weiter. Sie sehen wie fruchtbar.

Greifen wir auf das „Sonore“ zurück. Ich setzte ein Fragezeichen dahinter. Es ist nämlich möglich, daß den Menschen von 1860 ihr Gedicht sonorer vorkäme, von dem abgesehen, 3 was ich „Technik?“ nannte. Besser könnte man es das Formale nennen. Das „Sonore“ liegt also in dem Timbre, in den halben Tönen bestimmter Worte, suggestiver, repräsentativer Worte, die mit der Form nichts zu tun haben. Sie verstehen worauf ich kommen will? Greifen wir, – mit grobem, vorläufigem Griffe – einige solcher Worte heraus.

a. 60:

Schied. Heimat war. Immerdar Heimweh. Herz das nicht zurück kann. Seligkeit des an einem andern Herzen Ruhens.

Verlorenes Glück. Letzter Schlag.

a 97:

Schlummernder Sang.

Wunderbar. Harfentöne des

Glücks. Scheu.

(Die beiden letzten Zeilen gehören dem spezifischen Schaukalischem Empfindungskreise an und finden sie daher nicht Platz.)

Wir haben nun die beiden Empfindungswelten. Was dem Einen das Eine war, ist heute dem Anderen das Andere. Ohne ihrem gegenseitigen Wertverhältnisse vorzugreifen, sieht man doch sofort, daß man durch eine solche Zusammenstellung des Eigenen mit dem als lächerlich erkannten Fremden ungeheuer empfindlich gegen Eintägigkeiten, Übertriebenheiten und Seitenwege wird. –

Bevor man endgültig das Wertverhältnis der beiderseitigen Stimmungsträger festsetzt, muß man noch etwas versuchen. Man muß mit den Ingredienzien des Gedichtes von 1860 ein modernes Gedicht machen. Wenn wir dann die Unterschiede dieses Dritten gegen die beiden Anderen empfinden werden, so werden wir noch viel feiner im Urteile sein.

1905

An Stefanie Tyrka, 22. März 1905

Verehrte gnädige Frau!

Ja denken Sie nur: An meinem alten kleinen Schreibtisch sitze ich wieder, zur Linken das Fenster und die grauen Schieferdächer jenseits der Gärten. Immer die Dächer, die gleichen, immer mein müder Blick und so weiter. Die alten Töne der sehnsüchtigen Leier des Heranreifenden werden wach. Doch nicht davon heute. Ich muß an die Zukunft denken: Sie etwas fragen: Nämlich mein Roman … Sie gähnen? Ja also, er ist fertig. Schon seit Wochen. Natürlich ist er schlecht. Er hat alle meine Untugenden und keinen meiner Vorzüge (an die ich halb und halb noch glaube). Er behandelt ein psychologisches Sujet: und genügt nicht einmal der einfachsten Psychologie. Sechzehnjährige Knaben reden darinnen wie Bücher. Und da mir doch davor bange wurde, wie schlecht geschriebene Bücher.

Er sieht anfänglich aus, als wollte er einen etwas 2 perversen Knaben sezieren, der von der aufdrängenden Pubertät zerrissen wurde. Wie gesagt anfänglich!

Schickt man sich aber in Gottes Namen in das Sujet und gedenkt es zu tolerieren, wenn nur die Zeichnung geistreich ist: ja da zerfließt es auf einmal, zerflattert, verflaut.

Das gute, tolerante, literarische Publikum wird enttäuscht sein. Man wird sagen, es gebricht hier an der Fähigkeit, ein zwar gewagtes aber immerhin einiges versprechendes Thema auch durchzuführen.

Überdies wird man Dinge finden, „die doch gar nicht in einen Roman gehören.“ Einen Exkurs über irrationale Zahlen und dergleichen.

Mit einem Wort: Dieser Roman, der sich nur an ein geistreiches Publikum wenden kann, wird gerade in den Augen dieses geistreichen Publikums verfehlt erscheinen.

Andere Leute hatten die Dummen gegen sich. 3 Das ist ein Vergnügen. Geistreichen zu mißfallen ist mißlich, ja gefährlich. Denn geistreich sein ist schwer und ist man es einmal in irgend einer Weise, so ist man doppelt konservativ gegenüber neuartigen Zumutungen.

Was soll man nun tun, wenn man das gar nicht angestrebt hat, was man verfehlt zu haben scheint?

Die Zeichnung der Charaktere ist stilisiert, alles auf die kürzeste Linie zusammengefaßt, keine vollen Menschen dargestellt, sondern jeweils nur deren Schwerlinie.

Das würde noch gut zum „psychologischen Roman“ stimmen. Gleich aber geht es um einen Schritt weiter. Es findet sich keine reale Psychologie, wenigstens ist sie ganz ohne Interesse, willkürlich, dilettantisch behandelt. Es finden sich höchstens psychologische Elemente und diese werden nach Gutdünken kombiniert. Die psychologischen Schwerlinien gehören mehr oder minder konstruierten Figuren an. Mir kam nie der Gedanke, ist dieser Mensch so auch möglich? 4 Im Gegenteil: ich fragte, ist dieser Mensch konsequent? Und ist er es, so ist es mir desto lieber, je unmöglicher er ist.

Reine Kombinatorik, sich verwirren durch unwirkliche Gestalten, deren innerer Konsequenz man sich aber doch nicht entziehen kann: Das schwebte mir zu Zeiten als eine phantastische (natürlich nur als eine neben anderen) Form des Romans vor, als ein Genuß für Menschen mit intellektuellen Neigungen (und andere zählen ja doch nicht) und so weiter.

Daneben nun das doch wieder Realpsychologische (und doch auch wieder ungewohnt Psychologische) des Romans.

Eine Tatsache: Die Welt der Gefühle und die des Verstandes sind inkommensurabel. Kronbeispiel: die Musik (wie verkennend, Musik durch Worte und Gedanken verdeutlichen zu wollen!). Im Übrigen: alle Kunst. Erst wo wir vor einem Bilde fühlen, daß wir das nicht ausdrücken und nicht denken können was wir empfinden, fängt sie an. Mit anderen Worten. Ich weiß, daß ich jetzt als der einzige Mensch in diesem Saale das Bild erfasse und ich weiß nicht wie und womit. Ich kann meinen Eindruck nur mit ganz uneigentlichen Worten mitteilen. Und doch ist die Sicherheit des Erfassens ganz unbeschreiblich stark. Wieder mit anderen Worten, es ist, als ob ein Mensch in mir wäre, mit dem dieses Bild spricht, den es augenblicklich in seine Kreise zieht und so weiter. Und daß mein eigentlicher Mensch, als den ich mich besitze, (und zu besitzen glauben wir uns eben nur, soweit wir uns verständlich fassen können) gerade nur den Schatten davon erfaßte.

Das Ich wird förmlich zerspalten, es gewinnt einen doppelten Boden und durch die trüben Gläser des ersten und bisher alleinigen sieht man geheimnisvolle Bewegungen ohne sie sich deuten zu können.

Ich finde darin Tragik. Ich machte sie zum eigentlichen Vorwurf meines Buches und nannte es „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“.

Einen Roman nicht ganz gewöhnlicher Art – mit Fehlern behaftet, aber einer neuen Weise zu schreiben zustrebend – teilweise Fehler mit Absicht nicht vermeidend, als gegenüber dem Ziele belanglose.

An einen Verlag 22. März 1905 oder später

Euer Wohlgeboren!

Ich frage höflichst an, ob Sie in ein Manuskript Einsicht nehmen wollen. Es handelt sich um einen Roman von abweichender Art; gewiß, wie ich mir sage, mit Fehlern der Hast und Ungeduld behaftet; aber einer neuen Weise zu schreiben zustrebend; unter welchem Gesichtspunkte sich manche scheinbare Fehler als gewollte darstellen. Ein Buch, das einen Verleger braucht, der seine Unternehmungen nach dem Kurse von übermorgen richtet. Weswegen Sie mir schon verzeihen müssen, daß ich in dieser Anfrage die große Trompete blase, was mir zwar durchaus gegen den Geschmack geht. Es handelt sich um einen Roman von abweichender Art, der einer neuen Weise zu schreiben zustrebt.

Es handelt sich auch um das Buch eines noch Unbekannten, der sich erst von seinem zweiten oder dritten Buche Erfolg verspricht und mit diesem ersten durchaus nicht zufrieden ist. Woraus folgt, daß dieses Buch als Wechsel für die Zukunft gebracht werden soll, was, wie ich meine, auch für den Verleger nicht zu den Ungereimtheiten zählt.

Ihre Antwort, ob Sie Einsicht nehmen wollen, bitte ich an meine augenblickliche Adresse: Brünn, Augustinergasse 10, zu richten.

Robert Musil

An Wiener Verlag, 16. September 1905

Euer Wohlgeboren!

Indem ich Ihnen für Ihr Entgegenkommen bestens danke, erlaube ich mir Ihnen mitzuteilen, daß meine Arbeit morgen an Sie abgeht.

Hochachtungsvoll

Robert Musil

An Wiener Verlag, 24. Oktober 1905

Sehr geehrter Herr!

Da ich neue Arbeiten vorhabe, werden Sie es verzeihlich finden, wenn ich auf eine Entscheidung über die in Ihren Händen befindliche dränge. Denn einerseits fühle ich mich durch die Unsicherheit aufgehalten, andrerseits – falls Sie ablehnen sollten – liegt mir daran, daß diese – in ihrer Entstehung ohnedies ziemlich zurückdatierende – Erzählung nicht so spät herauskommt, daß ich längst außer Zusammenhang mit ihr stehe. Ich muß Sie also bitten, mir sobald als möglich Bescheid zu sagen oder doch einen bestimmten Zeitpunkt für diesen anzugeben.

Einige kleine Änderungen, auf die mich Herr Dr. Kerr aufmerksam machte, möchte ich gegebenenfalls noch vor Drucklegung besorgen.

In vorzüglicher Hochachtung

Robert Musil

An Wiener Verlag, 21. Dezember 1905

Euer Wohlgeboren!

Ihre Mitteilung gereichte mir zu großem Vergnügen und danke ich Ihnen für die Übersendung des Vertrages.

Ich sende denselben samt dem Manuskript noch im Laufe dieser Woche zurück und habe demselben nur das Ersuchen beizufügen, daß Sie mir von den überzähligen Exemplaren zehn für meine Zwecke zur Verfügung stellen.

Ich reise dieser Tage nach Brünn und bleibe dort ungefähr bis fünften nächsten Monats. Von da ab bin ich wieder in Berlin. In Ihrem Briefe geschieht der Korrekturen am ersten Druck keine Erwähnung; ich muß Sie jedoch ausdrücklich bitten, mir zu solchen Gelegenheit zu geben, da das handgeschriebene Exemplar kein genaues Beurteilen der Wirkung gestattet. Ich erwarte also nach dem fünften hier die Bürstenabzüge; sollten die ersten schon früher fertig sein, so erbitte ich sie nach Brünn, Augustinergasse 10.

Indem ich hoffe, daß wir auch über diesen Punkt einig sind, danke ich Ihnen nochmals für Ihr bisheriges Entgegenkommen und bleibe

Ihr sehr ergebener

Robert Musil

An die Eltern, 1905/06?

Ach ja, liebe Eltern, alle diese Geburtstage, Jubiläen und ähnlichen Einschnitte, mit denen man das Leben zerteilt, sind eine grundeigentlich dumme und quälende Gewohnheit. Der schlichte Sachverhalt in Papas Briefen hat mich schon die ganzen Tage über verfolgt. Diese peinigende Idee, daß man wie ein gehetztes Pünktchen über die Linie seines Lebens hastet, um dann endlich in einem plötzlichen Loch zu verschwinden. Und daß vor und hinter einem, in Abständen die durch nichts verringert werden, ebensolche Pünktchen hetzen, wie die nächsten Kettenglieder in einem rasenden Paternosterwerk, hat mich heute beinahe zum Heulen gebracht.

1906

An Wiener Verlag, 21. Februar 1906

Euer Wohlgeboren!

Erlaube ich Ihnen höflich mitzuteilen, daß ich bisher die Hälfte des Manuskripts korrigiert an die Druckerei rückgesandt habe und zwar bereits vor Erhalt Ihrer Karte.

Die Ihnen gewordene Mitteilung von „wochenlangem“ Liegenlassen erscheint mir daher ein wenig ungeheuerlich.

Auch befinden sich keine ungedruckten Teile des Manuskriptes in meinen Händen, sondern nur die den Bürstenabzügen entsprechenden.

Im Übrigen werde ich mich bemühen, Ihrem Wunsche nach rascher Erledigung möglichst nachzukommen.

In vorzüglicher Hochachtung

Robert Musil

An Wiener Verlag, 1. Mai 1906

Euer Wohlgeboren!

Ich möchte Sie bitten, mir möglichst bald nach Erscheinen der „Verwirrungen“ ein Exemplar für Dr. Kerr zugehen zu lassen. Eventuell – wenn es geht – noch vor der öffentlichen Ausgabe, damit ich Zeit habe, es binden zu lassen.

Hochachtungsvoll

Robert Musil

An Johannes von Allesch, August 1906

Lieber Allesch!

Meine Adresse ist: Ostseebad Graal, Waldhotel.

Möge Ihre Reise unter einem guten Stern geschehen.

Herzlichst

Ihr Musil

An Wiener Verlag, 7. September 1906

Euer Wohlgeboren!

Da Sie jetzt wohl bald die „Verwirrungen“ herausgeben dürften, ersuche ich, mir den näheren Zeitpunkt mitzuteilen, damit ich mich danach richten kann.

Ich bin bis 13. des Monats in Pörtschach am/See, Etablissement Werzer, ab 20. wieder Berlin West, Lützowstraße 106.

Hochachtungsvoll

Robert Musil

An Johannes von Allesch, 9. September 1906

„Vielen fällt es leichter sich eines Genusses ganz zu enthalten als ihn durch das richtige Maß zu regeln“ sagt – in seiner erbaulichen Schrift „Über das Gut der Ehe“ – der heilige Augustinus und der heilige Benediktus, in einer Klosterregel für seine Mönche, schreibt: „Wer Du auch seist, erfülle zuerst mit Christi Hilfe zur Vorübung das Geringe“ …

Bedarf es – teurer Bruder in Christo Jesu – weiterer Worte, um eine Angelegenheit zu meinen Gunsten zu entscheiden, in der so erleuchtete Kirchenlehrer für mich sprechen?

Denn ich habe gehandelt nach dem Auftrage des heiligen Benedikt und das Wort des heiligen Augustin bezeugt mir, daß ich des Schwereren und daher Verdienstvolleren mich unterfing …

Doch nun erlauben Sie mir, lieber Freund, daß ich abschminke, und in kurzen bürgerlichen Worten und ohne Stil das Übrige erledige.

Denn es geht mir so schlecht, daß Sie auch nicht die heidnische Ruhe der Diktion, deren Sie sich mit soviel Erfolg in Ihrem Berufe befleißigten, von mir erwarten dürfen.

Ich habe mit großem Vergnügen von Ihrem gelungenen Unternehmen gehört und verglich es neidvoll mit dem Leben, das ich hier das meine nenne.

Dementia rustica. Zwar Luft und Wasser sind ewig. Rudern, Braunwerden, Tennisspiel und sehr weit im See draußen ganz allein zu schwimmen ist schließlich auch eine Form, die dem Leben für einige Zeit etwas Gesundes und Mutiges zu leihen vermag, und wenn man nicht vergißt, das entzückend Unmoralische dieses kleinen Ortes für sich zu nutzen, so wäre mit all dem ein Stil gefunden, – frech-vital und andächtig-vital, wie zu dosieren man’s dann gerade belieben würde.

Allein diese Dinge – und die Unmoral überhaupt nicht – genieße ich hier in einem ziemlich matten Kompromiß, nachdem ich nicht genügend meinen Wünschen überlassen bin.

So schön es hier ist, fällt es mir daher doch nicht schwer nach Berlin zurückzukehren und dies wird ungefähr am 20. sein.

Dort erwartet mich die Arbeit wie eine verlassene Familie den pflichtvergessenen Ernährer, und da ich hier fast gar nichts tat, bangt mir sehr davor.

Es wäre mir eine große Freude, Sie in der Öde dieser nächsten Zukunft zum Kameraden zu haben und bitte ich Sie, mich von dem – wie ich herzlichst wünsche guten – Ausgang Ihrer Angelegenheit gleich zu verständigen.

Meine Adresse ist noch die gleiche, West, Lützowstraße 106; von hier reise ich in einigen Tagen ab und verbringe die Zwischenzeit in Brünn. Grüßen Sie Fräulein Grunewald herzlichst von mir und lassen Sie uns alle auf ein baldiges Wiedersehen hoffen.

Ihr Freund

Musil

In Brünn wohne ich Augustinergasse 10.

An Wiener Verlag, 2. Oktober 1906

Euer Wohlgeboren!

Verbindlichen Dank für Ihre Karte, die ich leider erst heute beantworten kann, weil ich meine Wohnung wechselte und vorher nicht in der Lage war, Ihnen meine neue Adresse anzugeben. Sie ist: West, Hohenstaufenstrasse 50.

Auf Ihre liebenswürdige Anfrage muß ich zu meinem Bedauern verneinend antworten. Ich habe allerdings zwei Arbeiten ziemlich weit schon vorbereitet, muß jedoch vorher eine wissenschaftliche Abhandlung fertig stellen, was mich wohl den Rest des Jahres kosten wird. Mit dem neuen Jahre will ich dann an die Ausarbeitung der literarischen Pläne gehen. Wie ich mich aber kenne, wird es viel Zeit brauchen, bis ich dies in endgültiger Form getan habe. Zumindest möchte ich mich nicht an einen Termin binden.

Den Vorteil einer rascheren Aufeinanderfolge sehe ich wohl ein, fürchte aber die damit verbundene Gefahr übereilter Arbeit. Sobald ich mich der Fertigstellung nähere, werde ich mir erlauben, Sie davon zu verständigen.

Ich möchte Sie nun noch um Zusendung meiner Exemplare ersuchen; Ihrer Mitteilung nach muß das Buch ja jetzt schon erscheinen; allerdings sah ich hier noch nichts davon. Sollte sich an dem mir gegebenen Bescheid etwas geändert haben, so bitte ich selbstverständlich um (umgehende) Mitteilung.

In vorzüglicher Hochachtung

Robert Musil

An Wiener Verlag, 25. Oktober 1906

Sehr geehrter Herr!

Ich las in der Buchhändlerzeitung die Anzeige meines Buches und nehme daher an, daß meine letzte Anfrage weiter keiner Antwort bedarf. Da ich aber einige Tage bevor das Buch in den hiesigen Handlungen ausgelegt wird, ein Exemplar Herrn Dr. Kerr überreichen will, bitte ich Sie um genaue Mitteilung, damit dies weder zu früh noch zu spät geschieht.

Ich kenne mich in den bezüglichen Gepflogenheiten zu wenig aus.

In vorzüglicher Hochachtung

Robert Musil

An Johannes von Allesch, 31. Oktober 1906

Lieber Allesch!

Ich mache mir Vorwürfe, bei unserem letzten Beisammensein auch für einen Scherz ein wenig weit gegangen zu sein.

Da trifft es sich gut, daß ich Ihnen gerade jetzt Buch und Bild übersenden kann und Sie bitten darf, beide – wenn sie auch als Wiedergabe meiner Persönlichkeit höchst unvollkommen sind, doch als Zeichen meiner aufrichtigen Freundschaft entgegenzunehmen.

Stets der Ihre

Musil

An Paul Wiegler, 21. Dezember 1906

Lieber Herr Wiegler!

… die heute erschienene Kritik Kerrs lege ich bei: Ich fühle mich ihm unendlich zu Dank verpflichtet. Und vieles scheint mir in seiner Kritik weit besser als in meinem Buche. Aber jedenfalls waren auch für mich die Vorstellungen des Helldunkels, des dämmernden Hineintreibens und so weiter bestimmend. Das war die Atmosphäre, in der ich das Geschehene sah, seine Stimmung.

Daneben das Problem der intellektuell moralischen Verwirrung. Ein Zusammenhang zwischen Moralischem und lntellektuellem. Eine Vivifizierung intellektueller Zustände und so weiter. Ob ich das deutlich machte oder nicht, ist eine Sache des Könnens; darin will ich Sie nicht beeinflußen.

Aber eines liegt mir sehr am Herzen. Ich will nicht die Päderastie begreiflich machen. Sie liegt mir von allen Abnormitäten vielleicht am fernsten. Zumindest in ihrer heutigen Form.

Daß ich gerade sie wählte, ist Zufall, liegt an der Handlung, die ich gerade im Gedächtnis hatte. Statt Basini könnte ein Weib stehen und statt der Bisexualität Sadismus, Masochismus, Fetischismus – was immer, das noch einen Zusammenhang mit Regungen, die auch nur streifen, erkennen läßt, einen Zusammenhang, der durch das Pathologische noch nicht so überdeckt ist, wie in schweren Fällen.

Meine Meinung ist es, daß aus dem gezeichneten intellektuellen Problem und aus der Stimmung, in die es hineingestellt ist, das Verschiedenste entstehen könne, je nach den zufälligen Umständen.

Wie Sie wissen, beschäftige ich mich auch wissenschaftlich mit Psychologie (allerdings noch nicht zu der Zeit, da ich das Buch schrieb) und ich muß sagen, daß ich etwa in den schönen Berichten der französischen Psychiater jede Abnormität ebensogut nachempfinden kann und darstellen zu können glaube, wie die gerade von mir gewählte, verhältnismäßig landläufige. Darin liegt allerdings ein psychologisches Problem, aber jedenfalls ist es so, daß ich ganz mich in solchen Gefühlskreis hinein versetzen kann, ohne in meinem Wollen ernstlich davon berührt zu werden.

Wenn Sie diese – für das Schaffen wie ich glaube charakteristische – Tatsache stark unterstrichen, wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Ein zweites ist, daß ich nicht Psychologie in allen ihren Finessen geben will. Davon fehlt viel in dem Buche. Ich will nicht begreiflich sondern fühlbar machen. Das ist glaube ich im Keim der Unterschied zwischen psychologischer Wissenschaft und psychologischer Kunst.

Letztlich noch die Bitte, daß Sie nichts von Weißkirchen erwähnen. Der Zusammenhang mit diesem Institut, in dem ich aufwuchs, ist ein äußerlicher. Die Erinnerung lieferte mir nur das Motiv und ich bemühte mich, möglichst zu verschleiern. Tatsächlich stimmen auch selbst Äußerlichkeiten nicht überein. Immerhin sind viele solche nur wenig verändert, besonders 2 Namen, und es ist mir sehr unangenehm, daß man real interpretiert, weil gerade das Kompromittierende zum großen Teil erfunden ist.

Die Rundschau ist leider bis Februar komplett und so weiter …

Musil

Als persönliche Bemerkung: Ich bin leider nicht 25 sondern schon 26 vorbei. Dies die einzige Berichtigung, die ich zu Kerrs Aufsatze zu machen habe. Alles sonst Gesagte ist nur Zusatz. Auch das mit der Päderastie. Kerr hat ganz Recht; was ich Ihnen sagte, soll ihn nicht desavouieren, sondern nur ergänzen.

1907

An Johannes von Allesch, 10. Januar 1907

Frohes neues Jahr!

Mit herzlichem Gruß

Robert Musil

Dieser zufällig entstandene Schnörkel macht einen pathologischen Eindruck und entspricht meiner Bewußtseinslage.

An Wiener Verlag, 19. Januar 1907

Sehr geehrter Herr!

Verzeihen Sie, daß ich Ihre Zuschrift vom 31. Dezember erst heute beantworte, allein ich war zu beschäftigt, um der von Ihnen angeregten Idee mit der Zukunft näher zu treten.

Zu meinem Bedauern kann ich mir Ihren Wunsch nicht zu eigen machen, denn nach meiner Meinung – und eingezogene Erkundigungen stimmen dazu – wird der von Ihnen erwähnte Nutzen einer Selbstanzeige durch anderweitige Nachteile überwogen. Vor allem dadurch, daß es in dem knappen Raum fast unmöglich ist, „standesgemäß“ aufzutreten; rein geschäftlich betrachtet, Sie verstehen mich wohl?

Über das geringe Interesse des hiesigen Buchhandels habe auch ich mich gewundert und nach der Ursache geforscht. Ich glaube, daß Kerrs Rezension im Weihnachtstrubel einfach übersehen wurde. Doch haben einige namhafte Firmen wie Axel Junker und Meyer(-Breslauer) das Buch in der Auslage. Man würde es dort gerne sehen, wenn man die gewissen Reklameschleifen zugesandt bekäme, wie Sie solche ja in Wien verwandten. Das ist unbedingt notwendig, um das Publikum und die übrigen Firmen aufmerksam zu machen. Es würde auch gerade jetzt wirken, da augenblicklich kein anderes Tam-Tam los ist. Ich denke, daß sich aus den Besprechungen der Zeit, Presse und vor allem jener Kerrs eine ganz vorzügliche Zusammenstellung machen läßt, wenn man auch nur aus jeder zwei Sätze verwendet. Aber das muß unbedingt geschehen, wenn die Leute von dem Buch irgend etwas wissen sollen.

Senden Sie also bitte so rasch als möglich solche Schleifen an die Firmen, die das Buch schon führen.

Sollte das nicht genügen, um die Aufmerksamkeit der übrigen Händler zu erregen, so bin ich bereit, bei ein paar großen Firmen (Amelang, Nikolai, Speyer und Peters) das Buch bestellen zu lassen und Sie können dann diesen Exemplaren die Reklame beilegen.

Für einen Waschzettel mit umfassendem Rezensionsmaterial ist später immer noch Zeit; wer weiß schließlich auch wie es ausfallen wird. Jedenfalls wird es noch lange dauern, bis es beisammen.

Die Neue Rundschau bringt nichts vor Februar, aber ich hoffe bestimmt, daß sie eine Besprechung bringt, und wegen ihrer Bindung mit Dr. Kerr nichts Schlechtes. Zumindest danach werden wohl auch Velhagen und Westermann kommen. Bis dahin ist’s aber noch lange und schließlich kann man das Bisherige und Sichere ausnutzen, denn Presse und Zeit sind in Deutschland genügend bekannt. Von hiesigen Zeitungen erwarte ich nicht viel mehr. Das Tageblatt ist mir völlig unsicher und die Voss ein Familienblättchen. Übrigens kenne ich ihren Feuilletonredakteur und bin bereit zu ihm hinzugehen, wenn Sie mir ein Rezensionsexemplar senden. Irgendetwas – zumindest mildernde Umstände wird es schon bewirken.

Nur die Berliner Zeitung am Mittag wird wohl sicher ein gutes Feuilleton über mich bringen, die Morgenpost vielleicht eine Notiz, doch kann es auch hier noch geraume Weile dauern.

Ich meine also, daß man auf all das nicht warten soll.

Ich habe jetzt etwas mehr Zeit und will mich der Sache nach Kräften annehmen, auch statt der ausgefallenen Selbstanzeige hoffe ich, irgendetwas anderes tun zu können. Doch muß ich Sie dringend ersuchen, mich wirksam zu unterstützen und vor allem meiner heutigen Anregung rasch Folge zu geben.

In vorzüglicher Hochachtung

Robert Musil

An Johannes von Allesch, 5. April 1907

Lieber Allesch!

Ich komme Samstag nachts in Berlin an, getraue mich aber über den Sonntag nicht zu verfügen. Wenn man „so lange“ weg war, hat man Verpflichtungen, – Sie verstehen.

Läßt es sich mit diesen aber nur halbwegs vereinen, so komme ich selbstverständlich zu Ihnen, zu Hornbostels gehe ich diesmal noch nicht.

Sollten wir uns aber Sonntag nicht sehen, so haben Sie bitte die Freundlichkeit, mich für Montag Mittag irgendwohin zu bestellen, da Sie vormittag ja doch kaum zu Hause sind. –

Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen.

Ihr Freund

Musil

An Anna [1], 9. April 1907

Liebe Anna!

Brünn: Ich lebe jetzt hier so faul, so faul … Spaziergänge über brache Felder, die sich in ruhigen Linien heben und senken, und weiter Himmel. – Das ist alles.

Ich lese. Aber nicht allzuviel. Und führe eigentlich das Leben eines Menschen, der sich schon zurückgezogen hat. Der nicht ganz auf das Neue verzichten will, das draußen geschieht, der sich aber von ihm nicht überlaufen läßt.

Als ob es hier keine Bahn gäbe, sondern nur die Post … Denn die Bücher, die ich lese, haben meist schon vor Jahr und Tag die Gemüter bewegt und sie sind überhaupt nicht so, daß sie das meine heftig bewegen könnten … (Karsamstag)

Brünn: Ich bin traurig, Anna. Mein Freund war zu Besuch aus Wien gekommen, mein verliebter und verlobter Freund. Und auch Dein Brief traf ein.

Wir machten weite Wege in waldigem Hügelland und lagen in der blassen Märzsonne, wo man weit in die Ebene hinaussieht. Ich war für Tage von den Arbeitssorgen befreit, die sonst mein Nachdenken beanspruchen und konnte Einkehr bei 2 mir halten.

Ich laste auf Dir. Dein letzter Brief ließ es mich wieder zwischen den Worten fühlen. Ich nehme Dir die Freude und sogar diese köstliche Ausgeglichenheit und Zuversicht, die ich so an Dir liebe. Es ist mir gar kein Zweifel, daß ich sie Dir nehme.

Ich fühle genau, was Du von mir willst und an mir entbehrst. Du brauchst ein Gemüt, das Dich ganz in starke und zärtliche Gefühle einhüllt. Wenn Du wüßtest, wie lebendig mir das manchmal ist; so als ob ich Du wäre … Und statt dessen erscheine ich Dir pedantisch und als ein Besserwisser …

Berlin: Das war vor einer Woche. Ich war beidemale zu wenig im Klaren, um diese Briefe fortzusetzen und einstweilen traf Dein letzter lieber Brief ein. Aber ich setze sie hieher, damit Du siehst, daß ich an Dich dachte, wenngleich ich nicht schrieb, und weil ich fühle, daß diese Gedanken einmal zwischen uns zu Ende gesprochen werden müssen.

Ich war also wie Du weißt mit meinem Freund beisammen, jenem Jugendfreund, von dem ich Dir erzählte, und er und ich waren einstens geistige Zwillingsbrüder. Jetzt ist es etwas anders.

An Anna [2]

1 Indem er Dir Bedenken einflößt gegen etwas, das Du bisher bedenkenlos und zu Deinem Nutzen getan hast? Ich würde Dich am liebsten in einem Schloß von einer Dienerschaft umgeben sehen, die in Leibeigenschaft geboren ist. Das sind so Einfälle …

Ich bin traurig, Anna. Mein Freund war zu Besuche aus Wien gekommen, mein verliebter und verlobter Freund. Und auch Dein Brief traf ein.

Wir machten weite Wege in waldigem Hügelland und lagen in der blassen Märzsonne, wo man weit in die Ebene hinein sieht. Ich bin für Tage von der Arbeitslast befreit gewesen, die meinen Kopf beansprucht und konnte Einkehr bei mir halten.

Ich halte mich für keinen bedauernswerten Menschen, aber für keinen glücklichen. Ich möchte mit niemand tauschen, aber ich bin nicht glücklich. Ich habe kein Talent zum Glücklichsein, wie man so sagt …

Und ich laste auf Dir. Dein Brief sagt es mir zwischen den Worten. Ich nahm Dir die Freude und die Ruhe und diese köstliche Ausgeglichenheit, die ich so an Dir liebe. Es ist mir gar kein Zweifel, daß ich sie Dir nehme.

Ich fühle genau, – was Du von mir willst und an mir entbehrst. 2 Es kommen Augenblicke, wo ich Dich nicht entbehren kann. – Wo ich Dich vor mir sehe - im weißen Kleid mit Deinem schwarzen Haar, wenn ich auf Dich wartete, oder wo Du irgendwo liegst, jetzt in der Wohnung meiner Eltern. Abend wenn ich allein bin – immer wir zwei als die, die zusammen bleiben, wenn die andern fort sind –

Ich sehe Deine Beine im gespannten Kleid – wie ich sie lieb, die ich nie gesehn habe – Du kannst es kaum glauben.

Solche Augenblicke kommen und ich würde Dich heiraten, klaren Willens, und ich würde Dir treu sein, soweit kenne ich mich trotz allem – und würde Dir all das geben, was Du und ich jetzt entbehren – So aber kommen Augenblicke, wo Du zurücktrittst – Du wie Du bist, – vor Träumen und Vorstellungen, die sich vielleicht nie verwirklichen werden. Ich bin beherrscht von Frauen, die ich nie gesehen habe und auf die ich warte – real genommen vielleicht Phantasmen und Lächerlichkeiten. Aber wahrscheinlich tief mit meinem besten (künstlerischen) Wesen zusammenhängend. Das sind dann die Augenblicke, wo ich alles aus Dir machen will. Und dann behältst Du wieder recht mit Deinem 3 nimm mich wie ich bin.

Wenn ich Dich also jetzt heiraten könnte, wäre es gut – so aber werden auf Unabsehbares immer wieder die beiden Zustände einander ablösen.

Ich habe endlich die Energie gefunden, mir darüber klar zu werden. Und ich ertrage es nicht, Dir davon zu schweigen. Du mußt wissen wie Du daran bist. –

Du kennst mich nun so gut, daß Du nicht an meiner Liebe zu zweifeln brauchst. Ich werde Dir jederzeit ergeben sein.

An Anna [3]

Liebe Anna!

Ich danke Dir für Deinen Brief. Nicht, daß Du mich frei wissen willst, das habe ich von Dir nicht anders erwartet, – aber für Deine Haltung danke ich Dir, – sie ist aufrecht.

Nun wirst Du meinen zweiten Brief auch schon besitzen, wirst selbst schon manches anders beurteilen, – aber Du erlaubst doch wohl, daß auch ich noch einige Worte sage, und ich hoffe, daß es nicht die letzten sind, die Du mir gestattest. Du sagst selbst, daß das Schreiben, die Kunst, mein Leben ist. Du hast Recht; es ist wohl – ich will nicht gerade sagen mein eigentliches Leben – aber doch das, was sich von dem anderen nährt und es durch seine Ansprüche formt. Dann aber sind die realen Handlungen – die, die man wirklich begeht oder unterläßt, nicht so zu beurteilen wie bei anderen Menschen, die gerade so gut oder gerade so schlecht, so reich oder so arm sind wie sie sich im Leben erweisen. Und wenn ein Gefühl statt brennender Blüten da zaghafte und bleiche treibt, darf man nicht sagen, der Stock, der diese trägt, sei arm und schwach. Es ist anders, Anna, nichts als anders. Und die Gesetze, nach denen man sonst Kraft und Schwäche beurteilt, sind hier nicht anzuwenden. Aber eben deswegen und weil man selbst vor jedem neuen Gefühl wie vor einem Wunder mit unbekanntem Ausgang steht, muß man ehrlich sein und sagen, so ist es, – traust Du Dich? Muß alle Versprechungen zurücknehmen 2 und jedem Augenblick nur die Süße lassen, die er durch sich selbst hat, als ob die Kette an der er hängt, in jedem nächsten Augenblick abreißen könnte. –

Ich sage das, weil Du von Indifferenz sprächst und gewiß, wie Du sagst – Indifferenz das Miserabelste ist. Freundschaft ist gewiß kein Name für Indifferenz; es ist der Name für einen neuen Weg (und nicht bloß für uns neu). Man könnte ebenso gut sagen: freie Liebe, denn in der Tat trifft es den bedeutsamsten Sinn dieses Wortes.

Es ist ein Unterschied, wie wenn zwei Menschen zusammen wohnen, zwei andere aber jeder ein eigenes Haus haben und sich besuchen. Gewiß wird es Menschen geben, bei denen das zweite das Ende bedeutet, andere aber für die es die einzig mögliche Form ist. – Das eine ist schön und das andere. Aber sieh doch nur ein, daß auch das andere schön ist und daß es unersetzbare Feinheiten hat. Man kann nicht sagen, diese Menschen lieben sich nicht. Sie lieben sich, sie sind beieinander zu Gaste, sie geben einander von dem Kostbarsten ihres Hauses und all dies können sie nur, weil sie nicht bloß ein Haus haben. Gewiß wird man dies einmal Liebe nennen. Aber weil man heute bei diesem Worte fast ausschließlich noch an etwas denkt, was das ganze Leben wie ein gemeinschaftliches Schlafzimmer umschließt, so will ich lieber Freundschaft sagen. 3 (Denn es gibt ja Menschen, die ihr gemeinschaftliches Schlafzimmer wie ein Schneckenhaus überall mit sich tragen.)

An Anna [4]

Aus einem Briefe

Es gibt Männer, die nie anders denn gespielt mit Frauen haben. Aber man darf nicht an beschränkte Business-Menschen denken oder an preußische Assessoren. Es gibt wertvolle, spielerische, ewig knabenhafte Menschen, – bewegt wie Wiesen im Winde - viel zu bewegt und weich, liebe Anna, um der feste Stamm zu sein, an dem sich – in dem bewährten Drehorgelbilde – der Efeu zarter Weiblichkeit hinanranken kann. – Würdest Du auch die Tiere nennen?

Aber warum nicht? Pfauen und edle Fasane, Tiere, die sich an ihrer eigenen Pracht nicht genug fühlen können? Weißt Du, solche Menschen lieben vielleicht im Grunde nur sich selbst. Das Weibchen ist vielleicht nur da, um ihnen das Gefühl ihrer selbst zu geben. Wer arm ist, kann leicht Askese üben, aber wer da weiß, daß er jedesmal in neuen Farben glänzen kann …? Und wer so sich selbst liebt, liebt im Grunde Gott, die Welt, die Landschaft, die Sonne, die Frühlingsluft – alles unverständlich Prangende und grundlos Große. …

Aber sag, möchtest Du nicht auch das lieben? So ein paradiesisches Tier zu sein? Oder eine weiche Wiese, die jeden an sich lockt und am schönsten doch dann ist, wenn sie allein ist?

Gleichnisse, nur Gleichnisse, Anna. Aber Gleichnisse sind wie Musik am Abend, die irgendwoher kommt, aus irgendeinem einsamen, hinter Büschen verborgenen Hause, darinnen es zum Träumen ist. Man weiß nicht, wo es ist und welche Träume es birgt. Und man wird es nicht wissen, denn gleich wird mit dem Abend die Musik verlöschen.

Und so mußt Du’s auch nehmen. Man hört in sich etwas Fremdes und Lockendes. Und macht ein paar Schritte, und bleibt stehen, weil es doch nicht zu erreichen ist; und sagt zu dem Anderen: Höre, ein Ton. Wie mag das sein, was ihn spielt? … Und denkt nach, wie einsam und fremd die Welt ist, wenn plötzlich ein Ton verklingt, den man für Augenblicke mit ganzer Seele liebte und ihn doch nicht verstehen konnte. Und man nimmt sich bei der Hand und will zu zweien nachdenken … Und spricht von Schatten. Weil es schön ist zu sprechen, wenn man sich dabei an den Händen hält.

Verstehst Du nicht, daß diese fürchtende, aneinander drängende Liebe eine ganz tiefe ist? …

Der Mann, der im Grunde nur Gleichnisse liebt und dem auch der Inzest ein Gleichnis ist.

Die Frau, der es eine Realität, eine Vollendung sein soll.

An Anna [5]

Verzeihen Sie mir, Liebe, daß ich solche Worte an Sie schreibe. Es ist vielleicht ein Mißbrauch Ihres Vertrauens. Aber die Worte sind ja so schlecht und ungeschickt. Wenigstens gegen das, was in diesen Nächten an Gedanken durch mich zog.

Also lassen Sie mich noch ein bißchen reden.

Ich habe vor einem Ihrer Worte eine furchtbare Angst: es macht mich stolz, einem Menschen von ihrer Art etwas zu bedeuten – So ungefähr sagten Sie es. – Ein solcher Stolz und das Bedauern, nicht mehr geben zu können, macht das Aussehen einer Frau weich und zärtlich. Es könnte Sie und mich täuschen. Und deswegen wollte ich Ihnen den Einsatz zeigen. Er ist zu groß, um halben Herzens genossen zu werden. Leidenschaft ist etwas ganz Einziges im Leben eines Menschen. So wie ein vernichtendes Unglück, wie der Tod einzige Dinge sind. Sie aber verzerrt alles. Sie ist verzückt, fremd, toll wie das Besessensein von einem Gotte. War für mich wie das Kreißen des Höheren. Sie gehört hinter die verschwiegenen Vorhänge eines Tempels. Denn sie peitscht den Menschen, daß ein Schreien sein Gesicht zerreißt und sie drückt fremde, unverständliche Linien in sein Antlitz, wie das Sterben und das Gebären. Man darf sie nicht von außen sehen! Denn man erschrickt dann über den Menschen, den man nicht wiedererkennt, man ekelt sich vielleicht sogar vor seiner Verzückung.

Wenn Sie mich von außen sehen, wie ein liebes, wertvolles Ding, das man nicht gerne missen möchte, so legen Sie diesen Brief weg und schreiben Sie mir in ein paar Worten, daß Sie den hellen Tag und die frische Kühle einer ungetrübten Seele lieben. Ich werde mich dann schämen, Ihnen einen solchen Anblick geboten zu haben und werde versuchen, es durch Freundschaft gut zu machen.

… denn man muß in dem gleichen dunklen Zimmer sein und das gleiche Dunkle an seiner Seele bilden fühlen und von dem andern nichts fühlen als einen heißen Schatten und ein Leuchten in seinen Augen. Und diesen einen Gedanken muß man ganz, ganz, ganz verstehen: daß der Mensch ein Tier ist, das zuweilen von einer Seele träumen darf.

Denken Sie an das tägliche Leben. Wie dumm sind die Dinge, mit denen wir uns schlagen, wie häßlich sind oft unsere Gesten und die Verrichtungen, die uns das Leben auferlegt. Gehen Sie so einen Alltag durch. Von Morgen bis Abend. Wie viele Tage, die aus nichts als Häßlichem bestehen; wir nennen es dann gleichgültig, notwendig und dergleichen. Nur manche Augenblicke – Sie kennen sie aus der Kunst – sind anders. Aber wie? Ist es schön, sich mit aufgerissenem Munde einem Ton hinzugeben? Oder war das Zittern meiner Lippen schön, als ich Ihnen Rilke vorlas? Gewiß nicht. Aber von innen kam etwas und rührte uns an. Etwas? Nein nichts. Es ist nicht zu finden. Es ist … nichts … ein Licht, das plötzlich alles verändert und von nirgendher kommt, ein Traum … ein Traum von einer Seele.