Ich schreibe Zeitungsartikel und Bücher, führe mit meinem Mann unseren kleinen Sommer-Wind-Verlag und in meinem Kopf rumort noch so viel Ungeschriebenes. Vor allem rumoren da Menschen mit Berufen und Hobbys, Träumen und Plänen, Leidenschaften und Lebensgeschichten. Viele von ihnen sagen selbst: „Ich könnte ein Buch schreiben!“ aber sie tun es nicht.
Hier, im Sommer-Wind-Journal, können sie es im Kleinformat probieren. Es erscheint ein Mal im Monat und soll frisches Lesevergnügen bringen. Ein übergeordnetes Thema wird es nicht geben, es soll einfach kunterbunt und vielfältig zugehen. Und vor allem: Positiv!
Unser Verlag trägt den Namen „Sommerwind“, weil er luftig und belebend sein möchte.
Das Sommer-Wind-Journal soll Begegnungen mit Menschen und ihren Träumen, ein entspanntes und entspannendes Lächeln und vielleicht sogar einen anderen Blickwinkel bringen. Unser Wetterhahn sagt es: Alles ist Ansichtssache!
Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen
Angela Körner-Armbruster
Impressum:
Sommer-Wind-Verlag
Angela Körner-Armbruster
Kapellenweg 14
88427 Bad Schussenried
kontakt@sommer-wind-verlag.de
© 2017 sommer-wind-verlag Körner-Armbruster
Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages möglich. Die Verwendung in anderen Medien, Seminaren, Vorträgen etc. ist verboten.
April Rückblick
Frühlingsimpression
Heimat: Langeoog
Glosse: Noch jemand zugestiegen?
Linzgau Literatur-Verein
Reiseerinnerung
Saatgut-Initiative Salem
Zahlenspiele
Kopfschütteln
Puppenstuben
Straßensänger
Gut zu wissen
Spätzlemuseum
Fußball
Zugehört
Deutsche Sprache
Kein Ei ohne Salz
Gastarbeiter Giuliano
Zum guten Schluss: José Mujica
Schmuckbild
2007: Internationales Jahr der Delphine
Freier von Zwangsprostituierten sollen in Zukunft bestraft werden
1997: Internationales Jahr des Korallenriffs
Bundespräsident Roman Herzog fordert in seiner „Berliner Rede“, es müsse ein Ruck durch Deutschland gehen
1987: Internationales Jahr zur Beschaffung von Unterkünften für Obdachlose
Die Türkei stellt einen Antrag auf EG-Mitgliedschaft. Zehn Jahre später bestätigt der europäische Rat diesen Antrag
1977: Die Schleiereule ist Vogel des Jahres
In Karlsruhe ermorden Terroristen der RAF den Generalbundesanwalt Siegfried Buback
1967: Internationales Jahr des Tourismus
Das erste Großkernkraftwerk Gundremmingen geht in kommerziellen Betrieb
1957: Internationales Geophysikalisches Jahr
Die ersten Wehrpflichtigen der Bundeswehr beginnen ihren Wehrdienst
Von Angela Körner-Armbruster
Ach dieser freundliche Südwind! Er zwickt nicht in die Nase, er ist lau und himmelblau und streicht sanft über mein Gesicht und lockt mich auf die Felder. Ich will Bäume besuchen und sehen, wie kleine, pralle Knospen wachsen und sie anfassen. Sie sind so hart – und plötzlich fühlen sie sich samtig an und ich weiß: Morgen werden sie sich öffnen und dann kommt ein zartes, saftig-grünes Blatt heraus.
Plötzlich riecht alles nach feuchter Erde, nach Abenteuer und wie ein grünes Seidentuch bedecken hundert, nein tausend verschiedene Grüntöne das matschige Wintergrau.
Ich hab Lust zu pfeifen und einen Fremden anzulachen. Ich könnte grade an den nächsten Kinderwagen laufen, das Baby herausnehmen und ihm einen dicken Schmatzer auf seine Pausbacken drücken.
Ich möchte Vögel beobachten, wie sie für ihre neue Eigentumswohnung dünne Zweige und Moos suchen. Und dann der erste Schmetterling – ist er nicht Grund genug für ein Glas Champagner? Ich lache wie ein unbeschwertes Kind, erkläre ihn zu meinem besten Freund und möchte am liebsten aller Welt von seinem Gaukeln erzählen.
Der Wind flüstert seine Geheimnisse in eine Birke und der knorrige Apfelbaum, den mein Großvater gepflanzt hat, öffnet als erster seine Blüten. Bienen danken ihm mit emsiger Geschäftigkeit. Alles schwirrt und krabbelt und singt und wuselt und gaukelt und ich halte mein Gesicht in die Sonne und lausche. Diese Hummel da, hat sie mir nicht zugezwinkert? Ein brauner Käfer eilt zum Komposthaufen und nimmt dabei die Abkürzung über meinen Fuß.
Jedes Jahr ist es das gleiche Wunder. Ich kann es kaum erwarten, bis die Linden duften, die Schlehen ihren Brautschleier anlegen und Primelchen gekauft werden wollen. Es rührt mich, wie die ersten Schneeglöckchen tapfer ihre Köpfchen herausstrecken und gelbe Blumensterne die Schneeflecken besiedeln. Knubbelige Hyazinthen betören und ich suche schon nach Veilchen, obwohl ich weiß, dass es noch viel zu früh ist.
Ich möchte so gern malen können und Seite um Seite mit bunten Farben füllen! Wenn ich dann die erste Lerche höre, juble ich mit ihr und hab eine unbändige Lust auf das Leben. Ich fühle mich so jung, so leicht, so unternehmungslustig! Ich denke beim Frühling nicht an Diät - ich denke an Lachen und Lust und Lieder und Marienkäfer und fröhliche Gänseblümchen leuchten mit den Birkenstämmen hell über dem Moor.
Der kleine Hügel am Stadtrand will bestiegen sein. Ich will hinauf stürmen, ein wenig schwitzen und dann oben wie ein Entdecker Ausschau halten und müde und zufrieden auf einer Bank rasten und das erste Butterbrot des Jahres im Freien essen.
Frühling ist, wenn Kinder die ersten Pflaster und junge Mädchen ihre noch weißen Knie spazieren tragen. Frühling ist, wenn im Finanzamt Tulpensträuße neben Formularen gute Laune verbreiten und der ewig nörgelnde Hausmeister mit der Amsel ein Wettpfeifen veranstaltet.
Frühling ist, wenn die Mädchen ihre Puppen ausfahren, während ihre Mütter die Federbetten ins Fenster hängen und der Nachbar, der mit den blauen Augen, der beim Sinfonieorchester die Geige spielt, auf dem Balkon übt und vergnügt zu mir herüber nickt.
Im Frühling tausche ich den schwarzen, dicken gegen einen gelben, dünnen Pulli aus und setze mich im Straßencafé neben ein turtelndes Liebespaar. Ein graues Haar? Ein unangenehmer Anruf? Egal! Ich pflücke in einem Meer aus Licht gelbe Himmelsschlüsselchen und trauere der Zeit nach, in der ich nicht an Grasflecken dachte, sondern quiekend einen Purzelbaum über die Wiese wagte.
April ist aber auch, wenn der Wind einen Arm voll dunkler Wolken und einen Regenschauer mit sich bringt und dann, sehnsüchtig erwartet, der Regenbogen zwischen dir und mir seine strahlende Farbenpracht aufspannt. Frühling ist ein Stückchen Unsterblichkeit, ein Stückchen Wiedergeburt, ein Stückchen aufatmen, durchatmen, weiteratmen. Und ein Kressebrot!