Illustration

VIKTOR SCHEMFIL

DIE KÄMPFE AM MONTE PIANO UND IM CRISTALLO-GEBIET

(1915–1917)

Viktor Schemfil

Generalmajor d. R.

Die Kämpfe am Monte Piano und im Cristallo-Gebiet (Südtiroler Dolomiten) 1915-1917

Verfaßt auf Grund österreichischer Kriegsakten, Schilderungen von Mitkämpfern und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke

Mit 27 Skizzen und 28 Bildtafeln

Dritte Auflage

Schlern-Schriften 273

Illustration

Universitätsverlag Wagner • Innsbruck

 

 

 

Die Schlern-Schriften wurden 1923 von Raimund v. Klebeisberg begründet und nach dessen Tod bis Band 289 von Franz Huter betreut; mit Band 290 übernahmen 1992 Marjan Cescutti und Josef Riedmann die Herausgabe der Reihe.

 

In erster Auflage ist der Teil „Die Kämpfe am Monte Piano“ 1949 als Band 61 der Schlern-Schriften, der Teil „Die Kämpfe im Cristallo-Gebiet“ 1957 als Band 161 der Schlern-Schriften erschienen. In der zweiten Auflage wurden diese Bände weitgehend unverändert übernommen. Die Bildtafeln im 1. Teil „Monte Piano“ wurden um die Bilder 22 bis 33 ergänzt. Die Fotos dazu stammen aus dem Nachlass des Autors, dem Dolomitenkriegsarchiv, von Dr. Hugo Reider und aus dem Kaiserjägermuseum. Die dritte Auflage ist ein unveränderter Nachdruck der zweiten Auflage.

 

© 1998 by Universitätsverlag Wagner Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 lnnsbruck

Homepage: www.uvw.at

E-Mail: mail@uvw.at

Die Deutschen Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Schemfil, Viktor:

Die Kämpfe am Monte Piano und im Cristallo-Gebiet (Südtiroler Dolomiten) 1915-1917: verfasst auf Grund österreichischer Kriegsakten, Schilderungen von Mitkämpfern und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke / Viktor Schemfil. – 3. Aufl. – Innsbruck : Universitätsverlag Wagner, 1998 (Schlern-Schriften ; 273)

 

ISBN 978-3-7030-0919-8

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.uvw.at.

ZUM GELEIT

Der Erste Weltkrieg hat in der Bewußtseinsbildung der breiten Öffentlichkeit vor dem Zweiten einiges voraus. Sein höheres Alter, den Charakter des Verteidigungskrieges der alten Monarchie, die im Verhältnis geringeren Schrecken und Schäden (vor allem im Hinterland) und nicht zuletzt die leichtere Verfolgbarkeit der Ereignisse sowie die Tatsache, daß der Einzelkämpfer gegenüber der Maschine, die durch die spätere Entwicklung die erdrückende Übermacht gewann, den Kriegsverlauf wenigstens örtlich mitzuentscheiden imstande war, wird man dafür anführen dürfen.

Dies alles hat zur Folge, daß das Interesse an den Haupttatsachen wie an den Einzelereignissen dieses Krieges wieder stark im Kommen ist und daß es daher möglich wird, Darstellungen und Schilderungen, die auf festem Grunde stehen, wieder aufzulegen. Die quellenbegründeten und zugleich auf lebendiger Schilderung beruhenden Bücher General Viktor Schemfils und die besondere Eigenart des Frontgebietes der Tiroler Dolomiten forderten zusammen mit den hier aufgezeigten Waffentaten der Kaiserjäger und Kaiserschützen (Landesschützen) wie des heimischen Standschützenaufgebots zum Neudruck der seit längerem vergriffenen Bücher des überragenden Kriegshistorikers geradezu heraus. Immerhin bedurfte es des Familiensinns und der Pietät der Tochter des Generals, Frau Dr. med. Edith Schemfil, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit die zwei zuerst bei Teutsch in Bregenz erschienenen Monographien der Kämpfe um den Col di Lana und um den Monte Pasubio, zwei Eckpfeiler der Tiroler Front, als Band 3 und 4 der Schriften zur Zeitgeschichte des Verlages Buchdienst Südtirol (Nürnberg) neuerdings erscheinen konnten.

Im vorliegenden Band wird die Neuherausgabe der Schriften General Schemfils mit den Kämpfen um den Monte Piano und im benachbarten Cristallogebiet fortgesetzt. Ein weiterer Band über die Kämpfe im angrenzenden Drei-Zinnen-Gebiet und um den noch weiter östlich anschließenden Kreuzberg-Sexten soll bald folgen.

Auch diese Arbeiten General Schemfils weisen die oft gerühmten Vorzüge der Einordnung der Tatsachen in den größeren Rahmen, der eingehenden Orts- und Quellenkenntnis, der Darstellungsgabe und der Stützung des Textes durch Skizzen und Abbildungen auf. Das Geleitwort zum Pianoband darf auf eine weitere einmalige Begründung für die Neuherausgabe hinweisen: auf das Piano-Freilichtmuseum.

Die Begehung der Frontwege des Ersten Weltkrieges in den Ostalpen und der Besuch durch hervorragende Waffentaten bekannter Frontstellen brachte den Bundesheeroffizier und begeisterten Bergsteiger Walter Schaumann auf die Idee, einen Friedensweg die Front entlang zu ziehen und die genannten Kampfplätze durch Erneuerung der Zugänge der europäischen Jugend erreichbar zu machen, damit sie aus dem Erlebnis der Front dem Friedensgedanken gewonnen würde nach dem Wahlspruch: Wege, die einst Fronten trennten, sollen uns heute verbinden.

In bewundernswerter Organisationsgabe und Leistung hat Schaumann, gestützt auf die von öffentlichen und privaten Stellen und zahlreichen Einzelpersonen geförderte Gesellschaft der „Dolomitenfreunde“, Hunderte von jungen Menschen und auch die nötigen Mittel für solches Vorhaben gewonnen, aber auch seine Oberen und die Heeresverwaltungen Österreichs und Italiens von der Richtigkeit und Bedeutung seiner Aufgabe überzeugt und sich damit ihrer Hilfe versichert.

Wie die Festschrift „Zehn Jahre Friedenswege (1973—1982)“ zeigt, wurde die Aktion 1973 am Faneskamm begonnen und 1974 am Col die Lana, am Sasso di Stria, am Lagazuoiband und am Tofanaweg in den Dolomiten fortgesetzt. 1975—1977 arbeitete Schaumann am Karnischen Grenzkamm, 1979/1981 am Toblinger Knoten im Dreizinnen-Gebiet und 1980/81 am Rauchkofel und auf der Schönleitenschneid im Cristallo-Gebiet. Aber schon 1977 finden wir ihn auch auf dem Monte Piano, hier hat er in den Folgejahren bis einschließlich 1982 das bisher umfassendste Programm durchgeführt und das erste Freilichtmuseum des Ersten Weltkrieges geschaffen.

Es waren am Monte Piano besondere Voraussetzungen dafür gegeben: Einmal ein alleinstehender mächtiger Felsstock von über 2000 m Seehöhe, der zumindest nach drei Seiten mehr oder weniger steil zur Rienz, zum Val Rimbianco und Val Popena mehrere hundert Meter tief abfällt und nur von Süden her die Anlage eines Fahrweges zuläßt, also das Vorbild einer fast allseits umstürmten Alpenfestung darbietet. Dann die Tatsache, daß dieser Stock bis auf 12 km Luftlinie an die Talfurche des Pustertales vorgeschoben erscheint, das für den Nachschub an die Südtiroler Front wegen der Verbindung nach Innerösterreich von besonderer Bedeutung und daher gegen Störungen sehr empfindlich war. Zumal der Nordgipfel des Berges (2301 m) eine Aussichtswarte ist, die für den Artillerieeinsatz gegen Norden unersetzbar genannt werden darf. Nicht umsonst haben sich daher vor allem Landesschützen und Kaiserjäger mit Hilfe der Artillerie in die Felsen der Nordkuppe verkrallt, um dem Gegner diese Möglichkeiten vorzuenthalten. Neben dem äußeren Bild und der hohen militärischen Bedeutung war ein entscheidender Anreiz sicher auch darin gelegen, daß Schemfil im vorliegenden Pianobuch die Stellungsbauten (Gräben, Stollen, Stützpunkte, Feldwachen usw.) in ihrem Werden und ihren Veränderungen geschildert hatte. Voll lebendig geworden sind sie freilich erst durch die Rekonstruktion Schaumanns und dies gilt nicht minder von den Frontsteigen im Bereich der Stellungen sowie besonders von der Erneuerung der größtenteils verfallenen Aufstiegsrouten durch den Nordabsturz und die West- und Ostflanke (Touristensteig, Pionierweg, Bilgeristeig, Heeresbergführersteig), welche z. T. hochtouristische Arbeit erforderte und dafür geeignet ist, den denkbar vollständigsten Eindruck der Kampfvoraussetzungen zu vermitteln. Am Nordabhang wurde sogar ein kleiner Friedhof wieder instandgesetzt, neben dem Toblacher Kreuz und dem Gedenkstein der Kaiserjäger ein Zeichen der Pietät, die mit hinter dem Erneuerungswerk am Monte Piano steht. Nicht wiederhergestellt wurden die Holzbaracken für Kommandostellen, Hilfsplatz und Seilbahnstation in der Nordwand und für Unterkünfte und Depots hier und an den Flanken des Berges. Die in den Fels gesprengten Nischen und Kavernenlöcher lassen die Schwalbennestern vergleichbaren „Siedlungen“ und das unterirdische Leben der Truppe erahnen (vgl. Skizzen und Bilder im vorliegenden Band).

Wieviel Gedankenarbeit, aber auch körperliche Leistung dem Freilichtmuseum zugrundeliegt, soll wenigstens angedeutet werden. Ebenso die Entdekkung eines bis unter die österreichische Hauptstellung führenden Minenstollens, der nicht mehr gezündet wurde, aber vielleicht, weil man eine Sprengung befürchtete, als Hauptanlaß für die aus verschiedenen Gründen mißglückte österreichische Sturmunternehmung vom 22. 10. 1917 (vgl. Schemfil, S. 124 ff.) angesehen werden mag.

Als nicht zu unterschätzendes praktisches Argument für die Wahl des Monte Piano für das Freilichtmuseum wird man schließlich die Straße von Misurina (1756 m) herauf durch die Südflanke des Berges ansehen dürfen, weil sie, fast bis zum Basislager der Aktion auf der Südkuppe (2322 m) führend, die Zufuhr von Menschen, Baumaterialien, Arbeitsmaschinen, Verpflegung usw. entscheidend erleichterte. Schaumann hat sich die neuesten Erfindungen von Maschinen und Werkzeugen zur Erprobung in diesen Höhen und bei extremer Witterung zu sichern gewußt.

Überhaupt steht über allem die Arbeit des „Architekten“ und seiner Mitarbeiter (aus 15 Nationen), insbesondere Jugendverbänden und Bauorden entstammend, die freiwillig nur gegen Verpflegung und Unterkunft Urlaubswochen der großen Sache widmeten. Wegen der Witterung in über 2000 m Höhe standen nur die Juli- und Augustwochen und selbst diese, oft genug von Schnee und Sturm unterbrochen, zur Verfügung. Unter den Mitarbeitern verdient als einsame Spitze die Gattin, Frau Gabriele, besondere Hervorhebung: sie widmete neben zwei heranwachsenden Söhnen ihre Zeit ganz dem Werk des Mannes und ist auch als erfolgreiche Lichtbildnerin beteiligt (vgl. z. B. ihre Bilder in der genannten Festschrift). So hat gerade der Monte Piano ein für die Kriegsgeschichte bisher einmaliges Denkmal erhalten. Möge es in der Jugend Europas dem Gedanken des Friedens hilfreich sein. Allerdings nicht dem des Friedens um jeden Preis, sondern dem des Friedens in Freiheit! Dazu steht die Grenze quer durch Tirol offensichtlich in Widerspruch.

Die Kämpfe im Cristallo-Gebiet erforderten, obschon im Pasubiobuch am Rande mitbehandelt, wegen der besonderen Voraussetzung des Geländes (keine Hauptstellung, sondern Stützpunkte und Feldwachen auf Bergrücken, Graten und Scharten) und wegen der bergsteigerischen Leistung, die der Einsatz in Höhen von 2100—2700 m und in ausschließlich nordseitiger Lage verlangte, eine gesonderte Darstellung. Diese Leistungen konnten nur Kämpfern aus heimischen Truppenkörpern (z. T. Freiwilligen), wie den Landesschützen, Kaiserjägern und Standschützen, die in alpinen Detachements bzw. Hochgebirgskompagnien zusammengefaßt waren, zugemutet werden. Sie sind gekennzeichnet durch den Kampf von Mann zu Mann und ein entbehrungsreiches Dasein (Zugang, Unterkunft, Nachschub), zugleich Zeugnis besonderer Vaterlandsliebe und Manneszucht, das als leuchtendes Beispiel aufgezeigt zu werden verdient.

Franz Huter

INHALTSVERZEICHNIS

Zum Geleit. Von Franz Huter

1. Teil

Die Kämpfe am Monte Piano

Einleitung

    I. Österreichische Grenzschutzvorbereitungen bis zum Kriege mit Italien. Lage zur Zeit der italienischen Kriegserklärung

   II. Das Pustertal. Der Monte Piano

  III. Angriffspläne und Kräfteverteilung der Italiener

  IV. Der österreichische Handstreich auf dem Monte Piano am 7. Juli 1915

   V. Die Vorverlegung einer Sicherung vor die österreichische Verteidigungslinie mit Einbeziehung des Monte Piano-Gebietes

  VI. Italienische Angriffe im Val Popena, auf dem Monte Piano und im Val Rimbianco im Juli, August und September 1915

1. Angriffe vom 15. bis 20. Juli

2. Angriffe vom 2. bis 4. und vom 11. bis 16. August

3. Angriffe vom 11. bis 26. September

 VII. Italienische Angriffe im Val Popena im Oktober und November 1915

1. Angriffe vom 20. bis 24. Oktober

2. Angriffe am 26. und 27. November

VIII. Der Winter 1915/16

  IX. Die Beschießung von Toblach und Innichen im Pustertal

   X. Unternehmungen auf dem Monte Piano vom Mai bis August 1916

1. Vordringen der Italiener über den Sattel 2276 und ihr Festsetzen am Südostrand der Nordkuppe

2. Besetzung der Kuppe K durch die Kaiserjäger am 14. August und Verlust der Kuppe am 24. August

  XI. Der österreichische Demonstrationsangriff auf dem Monte Piano am 22. Oktober 1917

Besatzungen der Piano-Nordkuppe in der Zeit vom 7. Juni 1915 bis 3. November 1917

Abkürzungen, Quellen

2. Teil

Die Kämpfe im Cristallo-Gebiet

Einleitung

1. Österreichische Grenzschutzvorbereitungen bis zum Beginn des Krieges mit Italien

2. Lage auf österreichischer Seite zur Zeit der Kriegserklärung Italiens

3. Lage auf italienischer Seite. Angriffspläne

4. Italienischer Angriff auf Son Pauses in der ersten Junihälfte 1915

5. Vorlegen von Sicherungen vor die österreichische Hauptwiderstandslinie auf dem Monte Piano und im Gemärk. Vorbereitungen für das Vorlegen einer neuen Sicherungslinie im Forame-Schönleiten-Schneid-Gebiet

6. Italienischer Angriff im Rufreddo-Gebiet Mitte Juli 1915

7. Österreichische Patrouillentätigkeit im Cristallo-Gebiet. Italienische Angriffe („Erste Cristallo-Aktion“ der Italiener)

8. Besetzung des Forame und der Schönleiten-Schneid durch österreichische Truppen Mitte August 1915

9. Italienischer Angriff im Gebiet Forame-Schönleiten-Schneid vom 11. bis 17. September 1915 („Zweite Cristallo-Aktion“ der Italiener)

  10. Besetzung des Rauchkofel-Sattels und des Schönleiten-Schneid-Jöchls am 16. September 1915

  11. Italienischer Angriff auf Rufreddo, Forame und Schönleiten-Schneid vom 20. bis 24. Oktober 1915 („Dritte Cristallo-Aktion“ der Italiener)

  12. Italienischer Angriff auf die Rufreddo-Stellung am 26. und 27. November 1915

  13. Der Winter 1915/16

  14. Italienische Unternehmung gegen die Höhe 1890 auf dem Rauchkofel am 1. April 1916. Fall der österreichischen Stellung und ihre Wiedereroberung

  15. Italienischer Angriff auf die Rufreddo-Talstellung vom 6. bis 12. Juni 1916

  16. Säuberungsunternehmung im Forame-Gebiet vom 5. bis 13. September 1916

Abkürzungen, Quellen

1. Teil

Die Kämpfe am Monte Piano (1915-1917)

Einleitung

Die Schilderung der Kämpfe auf dem Monte Piano soll neben den bereits herausgegebenen Monographien über das Ringen auf dem Col di Lana1 und auf dem Pasubio2 eine Trilogie in der geschichtlichen Darstellung des Kampfes um die wichtigsten Stützpfeiler der Tiroler Front im 1. Weltkriege abschließen und damit ein neues Ruhmesblatt in die Geschichte der Landesverteidigung Tirols einfügen.

Auch auf dem Monte Piano standen vom Beginn der Kämpfe an die besten alpenländischen Truppen des ehemaligen Heeres der österreichisch-ungarischen Monarchie auf der Grenzwacht. Bald nach der italienischen Kriegserklärung waren es Tiroler Landesschützen, Standschützen und Werkartilleristen, die im kühnen Handstreich sich des Nordteiles des Monte Piano bemächtigten. Tiroler Landesschützen trugen im Herbst des Jahres 1915 die Hauptlast der Abwehr übermächtiger italienischer Angriffe im Vereine mit Abteilungen der Infanterieregimenter 14 und 59 und Teilen von Standschützenkompagnien. Nach den braven Landstürmen des Landsturm-Infanteriebataillons IV/2 waren es die Kompagnien des 4. und 2. Regimentes der Tiroler Kaiserjäger, die ihn 16 Monate lang verteidigten.

Das erbitterte Ringen kostete beiderseits schwere Blutopfer. Die Italiener suchten mit großer infanteristischer und artilleristischer Übermacht den Berg in ihre Hand zu bekommen oder mit einem Durchbruch in den Nebentälern ihn zu umgehen. Die österreichischen Verteidiger aber wiesen alle noch so tapfer und zähe geführten Angriffe der italienischen Regimenter restlos ab. Das heldenhafte Standhalten unter den schwierigsten Verhältnissen im Hochgebirge darf daher nicht in Vergessenheit geraten. Leider ist für eine eingehende Bearbeitung der Rekonstruktion der Kämpfe das österreichische archivalische und literarische Material in nur ungenügendem Maße vorhanden. Auch die Auswertung der „lebenden Quellen“ war nur zum Teil möglich, so daß Gefechtsschilderungen unvollständig blieben und manche Heldentat nicht gebührend gewürdigt werden konnte. Nur der Einblick in die italienische Kriegsliteratur konnte den Kampfverlauf zum Teile ergänzen und ließ die Leistungen der Verteidiger und der Angreifer im richtigen Lichte erscheinen.

Die vorzüglichen einschlägigen Werke von Antonio Berti3, „Guerra in Cadore“, und T. Col. N. Meneghetti4, „Monte Piana“, waren dabei sehr wertvolle Behelfe.

I. Österreichische Grenzschutzvorbereitungen bis zum Kriege mit Italien. Lage zur Zeit der italienischen Kriegserklärung

Schon vor der Kriegserklärung Italiens an die österreichisch-ungarische Monarchie war die Tiroler Verteidigungsfront in fünf Subrayone eingeteilt5. Der Dolomitenabschnitt bildete den Subrayon V mit dem Grenzabschnitt 9 und 10. Er reichte vom Pordoijoch bis zur Kärntner Grenze und hatte eine Ausdehnung von fast 90 Kilometer. Jeder Grenzabschnitt zerfiel in Grenzunterabschnitte, diese wieder in Kampfabschnitte. Der Monte Piano, der Schauplatz des heldenhaften Ringens, von dem hier erzählt werden soll, lag anfangs vor dem und später im Grenzunterabschnitt 10 a.

Die Tiroler Grenze war zu Kriegsbeginn meist offen und an der Dolomitenfront nur durch gänzlich veraltete, aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammende und mit alten Geschützen armierte Befestigungen gesperrt. Auch das mobile Artilleriematerial war im allgemeinen alt, bereits ausgemustert und nur in verhältnismäßig geringer Zahl vorhanden.

Mit den Befestigungsarbeiten war man sehr im Rückstande, weil man, um die schon seit längerer Zeit dauernden diplomatischen Verhandlungen mit Italien nicht zu stören, alle auffallenden militärischen Vorbereitungen zurückgestellt hatte. Dadurch wurde viel kostbare Zeit für die Arbeiten an der Verteidigungsfront versäumt.

Vor der italienischen Kriegserklärung verfügte das Landesverteidigungskommando von Tirol über nur wenige Kräfte zur Sicherung der Grenze. Es waren dies einige in Südtirol in Ausbildung begriffene Marschbataillone6, die zudem noch in kurzer Zeit ihre Abberufung zu ihren Feldtruppenkörpern zu erwarten hatten, ferner acht, aus Eisenbahnsicherungsabteilungen zusammengestellte Landsturmbataillone (Nr. 160—167) mit notdürftiger Ausbildung, 7 aus Militärarbeiterabteilungen der Infanterieregimenter 29 (serbisch) und 37 (ungarisch) gebildete Reservebataillone und Gendarmerie- und Finanzwachabteilungen.

Illustration

Skizze 1

Als der Krieg gegen Italien begann, ließen es die außerordentlich schweren Verluste auf dem russischen und serbischen Kriegsschauplatz, die die Blüte des k. u. k. Heeres und eine große Menge von Kriegsmaterial verschlungen hatten, nicht zu, die Tiroler Grenze mit Feldtruppen zu dotieren, zumal der noch verfügbare Teil derselben an den wichtigsten Abschnitt der neuen Kriegsfront, an den Isonzo, abgestellt werden mußte.

Es blieben daher für die Verteidigung Tirols nur die bereits erwähnten Marsch-, Landsturm- und Reservebataillone übrig, zu denen sich bei der Kriegserklärung noch die Standschützenformationen gesellten, die sich, wie seinerzeit ihre Vorfahren, zur Sicherung ihrer Heimat zur Verfügung stellten und sich hervorragende Verdienste erwarben.

In der Verteidigungslinie des Subrayons V, dem damaligen Bereich der 56. Gebirgsbrigade, d. i. vom Pordoijoch bis zur Kärntner Grenze, standen, als am 23. Mai 1915 um 19 Uhr die Nachricht von der Kriegserklärung Italiens an die k. u. k. Monarchie eintraf, nur 6 ½ Bataillone mit 2 mobilen Batterien, und zwar die X. Marschbataillone des Infanterieregimentes 59, des 1. Regimentes der Tiroler Kaiserjäger und des Landesschützenregimentes Innichen III, ferner die Landsturmbataillone 165 und 167, ein Reservebataillon des Infanterieregimentes Nr. 29 und 10 Standschützenkompagnien7, Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen.

Der Bereich des Subrayons V, bzw. der 56. Gebirgsbrigade stand unter der Führung des Generalmajors Bankowsky8 und war folgend gegliedert: Grenzabschnitt 9 (Major Busch, Lsch. III) vom Pordoijoch bis Seelandbachtal;

Grenzunterabschnitt 9 a (Major Busch):

2 Kompagnien Lstb. 165, MGA., Stab9,

2 Kompagnien Reservebataillon III/29, MGA., Stab,

Standschützenkompagnie St. Leonhard,

Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen;

Grenzunterabschnitt 9b (Hauptmann Andres, Lsch. III):

1 Kompagnie Lstb. 165,

1 Kompagnie Reservebataillon III/29,

Standschützenkompagnie Sand und Cortina d’Ampezzo,

Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen.

Grenzabschnitt 10 (Oberstleutnant Haslehner, Lsch. III) vom Seelandbachtal bis zur Kärntner Grenze;

Grenzunterabschnitt 10a (Hauptmann Janauschek, Lsch. III):

1 Kompagnie Lstb. 167,

2 Standschützenkompagnien,

Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen;

Grenzunterabschnitt 10b (Oberstleutnant Haslehner):

1. Kompagnie Lstb. 167, MGA., Stab,

X/1. TJR. (Stab, 2 Kompagnien, MGA.),

IX/Lsch. III (Stab, 3 Kompagnien, MGA.),

4 Standschützenkompagnien,

Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen;

Grenzunterabschnitt 10 c:

1 Kompagnie Lstb. 167,

1 Standschützenkompagnie,

Gendarmerie- und Finanzwachassistenzen;

Subrayons-(Brigade-)Reserve: X/59;

Mobile Batterien: Feldkanonenbatterie 8/14 und Feldhaubitzbatterie 7/14.

Die Armierung der zum Grenzunterabschnitt 10 a gehörigen Sperren Plätzwiese und Landro bestand aus:

Plätzwiese: 2   9 cm M 75/96 Feldkanonen,
2 15 cm M 99/14 Belagerungshaubitzen,
2 15 cm Panzermörsern;
Landro: 6   9 cm M 75/96 Feldkanonen,
3 12 cm M 80 Minimalschartenkanonen,
3 10 cm M 99 Panzerhaubitzen.

Die Besatzung der Sperren bildeten Festungsartilleriekompagnien und Landesschützenbesatzungsdetachements.

Das italienische Heer war zur Zeit der Kriegserklärung in seiner materiellen Ausrüstung noch nicht schlagfertig. Es fehlte hauptsächlich an Artillerie und Maschinengewehren.

Von den 4 italienischen Armeen umspannten zwei Tirol, und zwar10:

 I. Armee vom Stilfserjoch bis Croda Grande mit dem
III. Korps vom Stilfserjoch bis zum Gardasee (5., 6. und 35. Division),
V. Korps vom Gardasee bis Croda Grande (9., 34. und 15. Division);

IV. Armee (Generalleutnant Nava) von Croda Grande bis zum oberen Piave (Monte Paralba):
IX. Korps (Generalleutnant Ragni) von Croda Grande bis Rochetta (17. und 18. Division),
I. Korps (Generalleutnant Marini) von Rocchetta bis Monte Paralba (2. und 10. Division).

Das dem österreichischen Subrayon V (56. Gebirgsbrigade) gegenüberlie-gende italienische I. Korps, dem die Täler Boite, Ansiei und Padola11 zugewiesen worden waren, stand in folgenden Räumen:

Illustration

Skizze 2: Lage der italienischen Truppen bei der Kriegserklärung

  2. Division (Generalleutnant Nasali Rocca) im Raume Venas-Borca im Val Boite mit der Brigade Como (Generalmajor Ussani) und der Brigade Umbria (Generalmajor Fiorelli);

10. Division (Generalleutnant Scrivante) teils im Raume Auronzo, teils im Raume Sam Nicolo im Val Padola mit der Brigade Marche (Generalmajor Fabri) und Ancona (Generalmajor Neomartini);

  1. Division (Generalleutnant Petitti Roreto) als Korpsreserve zwischen Sedico Bribano und Longarone im Val Piave mit der Brigade Parma (Generalmajor Montuori) und Basilicata (Generalmajor Ferero).

Zwei Alpinibataillone (4 Kompagnien des Alpinibataillons Pieve di Cadore und 2 des Alpinibataillons Val Piave) mit einigen Gebirgsbatterien besorgten den Grenzschutz. Außerdem standen noch zur Verfügung das 16. Finanzwachbataillon in S. Stefano di Cadore und das 8. Bersaglieriregiment. Das 30. Feldartillerieregiment lag mit der Gruppe im Val Ansiei (Stabilizane) und mit einer in Padola.

II. Das Pustertal. Der Monte Piano

Das Pustertal

Der Subrayon V (56. Gebirgsbrigade, später Divison Pustertal), in dem das Monte-Piano-Gebiet lag, erstreckte sich über eine schwer zugängliche Gebirgszone mit hoch anfragenden Bergen und tief eingeschnittenen Tälern, die den Verteidigern die Lebensbedingungen zwar erschwerten, ihnen dafür aber die Möglichkeit der Geländebehauptung erleichterten. Für den Angreifer bildete diese Hochgebirgsgegend ein schweres Hindernis. Die an den Südhängen operierenden italienischen Truppen hatten den Vorteil der sonnigen, bald schneefreien Gebirgsseite, während die österreichischen Truppen an den Nordhängen noch lange mit tiefer Schneelage zu rechnen hatten.

Dem Subrayon war die Sicherung der durch das Pustertal führenden Verkehrswege, insbesondere der Bahnlinie übertragen. Wenn man bedenkt, daß von der Reichsgrenze auf dem Monte Piano der Ort Toblach im Pustertal nur 14 km und vom Kreuzberg der Ort Innichen nur 13 km in der Luftlinie entfernt waren12, kann man die Gefahr ermessen, in der das Pustertal schwebte. Die Aufgabe der Truppen des Subrayons war zwar eine sehr ehrenvolle, aber hinsichtlich der vorhandenen, ganz unzulänglichen Kräfte eine sehr schwierige. Es sei gleich vorweg bemerkt, daß die Division unter der tatkräftigen Führung ihrer Kommandanten Generalmajor Bankowsky, Feldmarschallleutnant L. Goiginger und Pichler und Generalmajor Steinhard dank der bewiesenen Tapferkeit und Zähigkeit der eingesetzten Truppen der schweren Aufgabe vollauf gerecht wurde. Alle während des Krieges von den Italienern mit großen Opfern versuchten Durchbrüche in dieses Tal mißlangen.

Illustration

Skizze 3

Die Skizze zeigt die vier Einbruchstellen an der Front des Subrayons V, durch die die Italiener in das Pustertal gelangen konnten:

1. über den Col di Lana nach Corvara und

2. über das Valparola (Tre Sassi) nach Stern in das Gadertal,

3. über den Monte Piano durch das Höhlensteintal nach Toblach,

4. über den Kreuzberg durch das Sextner Tal nach Innichen.

Von Corvara aus konnte man auch über das Grödner Joch in das Etschtal vorzustoßen.

Der Monte Piano

Wenn man von Toblach kommend, auf der Dolomitenstraße im Höhlensteintal südwärts wandert und die Naßwand passiert hat, sieht man am Ende des Tales den mächtigen Stock des Monte Piano vor sich liegen13. Er ist eine alleinstehende, über 2200 m hohe Vorlagerung des Drei-Zinnen-Gebietes in der Richtung Landro und Schluderbach, deren Wände nach Norden, Nordosten und Südwesten jäh und schroff abfallen. Der Westhang senkt sich etwas weniger steil gegen Schluderbach, ist von Felsstufen unterbrochen, von Gestrüpp und schütterem Baumwuchs bedeckt und ließ im militärischen Sinne immerhin eine Bewegungsmöglichkeit zu.

Der flache, steinige und stellenweise mit Unterholz bedeckte Oberteil erstreckt sich in fast ovaler Form von Norden nach Süden. Ihn teilt ein Einschnitt (Forcella dei Castrati) in zwei ungleiche Kuppen, von denen die südliche (2322 m14) größer ist und die nördliche um 21 m überhöht.

Illustration

Skizze 4: Monte Piano

Der genannte, von Osten nach Westen verlaufende Einschnitt bildet am Oberteil einen kleinen Sattel mit der Höhenbezeichnung 2276 m, der die beiden Kuppen miteinander verbindet. Der westliche Teil des Einschnittes, von den Österreichern „Westmulde“ bezeichnet, fällt in der Richtung nach Schluderbach gegen das Val Popena, der östliche, „Ostmulde“ genannt, gegen das Val Rimbianco ab.

Die nördliche Kuppe des Monte Piano nannten die Italiener „Monte Piano“, die südliche „Monte Piana“. Die Österreicher bezeichneten die nördliche mit „Nordkuppe“, die südliche mit „Südkuppe“. Die erstere ist nur zum Teil mit Almboden bedeckt, der größere Teil ist steinig, fast verkarstet. Die Südkuppe dagegen weist fast zur Gänze Almboden auf.

Im Osten ist der Monte Piano durch das tief eingeschnittene, bewaldete Val Rimbianco von der Hochfläche der Drei Zinnen getrennt. Im Norden verläuft das Rienztal, das bei Landro in das Höhlensteintal übergeht. Die Westbegrenzung bildet der obere Teil des Höhlensteintales mit der Dolomitenstraße von Landro über Schluderbach in das Gemärk15. Im Südwesten scheidet ihn das Val Popena vom Cristallomassiv. Im Süden fällt er in einem flachen Rücken gegen das Becken von Misurina zur Forcella Bassa ab, die die Verbindung mit den Crode Cadini herstellt. Aus dem Misurinabecken bietet sich die beste Zugangsmöglichkeit auf den Monte Piano16.

Die Grenzregulierung des Jahres 1753 hatte durch die Führung der Grenzlinie zwischen Italien und Österreich — von der Brücke im Val Popena (Ponte della Marogna) auf die Kote 2322 der südlichen Kuppe, dann längs des Westabsturzes bis zur Kote 2301 der nördlichen Kuppe, hierauf in scharfem Winkel längs des Nordabfalles17 — den Monte Piano mit Ausnahme der West-Nordwest- und Nordhänge ganz in den Händen der Italiener belassen. Die heute noch auf der Süd- und Nordkuppe stehenden Grenzsteine tragen die Jahreszahl 1753. Damals wurde nach einem zwischen der Kaiserin Maria Theresia und der Republik Venedig geschlossenen Staatsvertrag die Grenze von einer in Rovereto tagenden Kommission festgelegt. Der Verlauf änderte sich in diesem Gebiete auch nach dem Friedensschluß im Jahre 1866 nicht.

Von den den Monte Piano umgebenden Gebirgen boten dem Gegner der Monte Cristallo (3199 m) und Cristallino (2786 m), die Crode Cadini (2889 m) und die Hochfläche der Drei Zinnen wegen ihrer Überhöhung zahlreiche Möglichkeiten für eine ausgezeichnete Artilleriebeobachtung und auch für viele sehr gute Batteriestellungen.

Bereits im Frieden führten von österreichischer Seite zwei Wege zur Reichsgrenze auf dem Piano-Oberteil. Der eine verlief von Landro aus als fahrbarer Weg bis an den Fuß des Nordabfalles. Von da ab setzten ihn die Pioniere des Landesschützenregimentes III als Gebirgspfad in vielen steilen Kehren in der Nordwand bis zur Grenze auf der Nordkuppe fort. Er wurde allgemein „Nordsteig“ bezeichnet. Der andere führte von Schluderbach bis an den westlichen Bergfuß und zog sich dann auf dem Westhang in die Westmulde hinauf18.

Von italienischer Seite verliefen zwei Steige aus dem Val Rimbianco und ein gut ausgebauter fahrbarer Weg von Misurina her auf die Südkuppe. Der letztere wurde von den Italienern während des Krieges als Straße ausgebaut und bildete die ausschließliche Verbindung aus dem Misurinabecken auf die Südkuppe19.

Die militärische Wichtigkeit des Berges ist durch seine Lage gegeben. Er beherrscht durch Sicht fast das ganze Höhlensteintal. Auf ihm in Stellung gebrachte Batterien der Italiener hätten nicht nur die österreichische Verteidigung der Drei-Zinnen-Hochfläche gefährdet, sondern auch gegen Westen vor den Kampfabschnitt Stuva und besonders verhängnisvoll in das Pustertal wirken können20. Für die Österreicher bot sein Besitz vor allem die Gewähr der Sicherung des Raumes bei Toblach und des Pustertales überhaupt.

Die österreichische Führung hatte die Hauptwiderstandslinie im allgemeinen in die Linie der Sperren verlegt. Sie verlief im Grenzabschnitt 10 a über den Knollkopf, überquerte das Seelandbachtal und setzte sich über die Sperre Plätzwiese, die Strudelalpe und die Sperre Landro auf den Schwalbenkopf usw. fort21. Dadurch kam der Monte Piano in das Vorfeld dieser beiden Sperren zu liegen.

So wie an der ganzen Dolomitenfront war auch in diesem Grenzunterabschnitt die Besetzung eine sehr schüttere und unzulängliche. Zudem war die Hauptwiderstandslinie notdürftig ausgebaut und nur von Teilen einer Kompagnie des Lstb. 167, von den Werksbesatzungen der beiden Sperren und von Standschützen besetzt.

Die Lage nach der italienischen Kriegserklärung war äußerst kritisch. Man verlebte Tage des Hangens und Bangens, da das zwar noch nicht ganz schlagfertige, aber frische und zahlenmäßig weit überlegene italienische Heer mit erdrückender Übermacht den dünnen Schleier der österreichischen Front zerreißen und ungehindert in das Land einfallen konnte. Und doch war angesichts des trefflichen Geistes und des zähen Willens zum Durchhalten nicht alle Zuversicht geschwunden. Die kommenden Ereignisse zeigten, was eine von herrlichem Soldatengeist beseelte Truppe, auch wenn sie stark in der Minderzahl ist, zu leisten imstande ist.

III. Angriffspläne und Kräfteverteilung der Italiener22

Die italienische Führung glaubte, im Falle eines Zusammenstoßes mit dem österreichisch-ungarischen Heer auf heftigen Widerstand zu stoßen und wollte, da die eigenen Armeen die notwendige Schlagfertigkeit noch nicht erreicht hatten, gewagten Unternehmungen ausweichen und mit den vorhandenen Kräften sich begrenzte Ziele stecken.

Demgemäß hatte gegenüber der Tiroler Front die italienische I. Armee in der strategischen Defensive zu verbleiben und nur mit kleinen Offensivstößen ihre Front zu verbessern. Der italienischen IV. Armee des Generalleutnant Nava war als erstes Ziel die Erreichung von Toblach mit dem rechten Flügel (I. Korps) und die Besitznahme der Sellagruppe mit dem linken Flügel (IX. Korps) vorgeschrieben. Die Bekämpfung der Sperren Plätzwiese, Landro und Sexten mit dem Stoß auf Toblach fiel also dem I. Korps zu22.

Da aber zu Kriegsbeginn die Belagerungsgeschütze für die Niederringung dieser Sperren noch nicht zur Stelle waren, befahl das italienische IV. Armeekommando, sich sofort jener Räume zu bemächtigen, aus denen später der beabsichtigte Angriff vorgetragen werden sollte. In Durchführung dieses Auftrages besetzte das I. Korps vorerst das Becken von Cortina d’Ampezzo und den Kreuzbergsattel — ohne Kampf, denn diese Räume lagen vor der österreichischen Verteidigungslinie und waren frei von Sicherungstruppen.

Als man italienischerseits dann sah, daß das Heranziehen des Belagerungsparkes und das Einrichten der Stellungen für die schweren Batterien immerhin noch längere Zeit benötigen werde, wartete die italienische Führung die Beendigung des Aufmarsches der schweren Artillerie gar nicht ab, sondern setzte den Beginn des Generalangriffes für den 1. Juni fest. Ihm lag als Plan zugrunde, mit dem I. Korps durch das Val Padola die Sperre Sexten, durch das Val Ansiei die Sperre Landro und Plätzwiese und durch das Val Boite Son Pauses anzugreifen. Das Alpinibataillon Fenestrelle sollte mit der 30. und 83. Kompagnie die Verbindung mit dem rechten Flügel des IX. Korps, der gegen Travenanzes und Valparola angesetzt war, herstellen.

Während die 2. Division des I. Korps in den ersten Junitagen sofort zum Angriff auf Son Pauses schritt, konnte die 10. Division mit der ihr aufgetragenen Bekämpfung der Sperren Landro und Sexten nicht sogleich beginnen, weil — wie bereits erwähnt — die Belagerungsgeschütze noch nicht zur Stelle waren und weil trotz überaus starker infanteristischer und artilleristischer Unterlegenheit in diesem Raum die Österreicher die Initiative ergriffen hatten. Sie nahmen am 3. Juni den Frugnoni und die Pfannspitze (östlich des Kreuzbergsattels) und am 7. Juni den Nordteil des bisher von den Italienern besetzten und vor der Verteidigungslinie liegenden Monte Piano in Besitz. Die einzige Offensivtätigkeit der 10. Division war der Angriff auf das Wildkarleck, die Porze und das Tilliacherjoch, bei der die ersten beiden Höhen in ihre Hände fielen.

IV. Der österreichische Handstreich auf dem Monte Piano am 7. Juni 191523

Trotz des empfindlichen Mangels an Truppen und der steten Gefahr eines übermächtigen italienischen Angriffes wurde der Monte Piano 14 Tage nach der Kriegserklärung von einer kunterbunt, aus mehreren, meist minder ausgebildeten Formationen zusammengewürfelten, aber von herrlichem Angriffsgeist beseelten österreichischen Abteilung im kühnen Handstreich genommen und damit der Anfang für die spätere neue, weit bessere Hauptwiderstandslinie geschaffen.

Vor Schilderung der Unternehmung sei noch folgendes erwähnt:

Zur Zeit der Versammlung des italienischen I. Korps, also noch vor der Kriegserklärung, war das Alpinibataillon Pieve di Cadore als Deckungstruppe in den Raum Monte Piano und Drei Zinnen vorgeschoben worden und hatte am 11. Mai mit der 75. Alpinikompagnie (Hauptmann Gatto) die Grenzlinie Paternsattel (Forcella di Lavaredo) und das Oberbachernjoch (Passo Fiscalino), mit der 96. Alpinikompagnie (Hauptmann Rossi) den Monte Piano mit dem Val Rimbianco und dem Val Popena Bassa24 besetzt. Das Kommando des Alpinibataillons (Major Graf Buffa di Perero) und zwei Gebirgsbatterien befanden sich in Misurina. Am 20. Mai bezog dieses Kommando die Unterkunftshütte im Val d’Aqua25.

Auf österreichischer Seite erwartete man nach der Kriegserklärung am 23. Mai einen sofortigen starken italienischen Angriff. Er blieb jedoch aus. Als der Morgen des 24. Mai anbrach, sah man zwar überall ungedeckt schanzende Italiener, aber keine ihrer Angriffskolonnen. Die österreichische Artillerie war es, die mit der 9 cm Feldkanonenbatterie am Schwalbenkofel um 8.45 vormittags das Feuer auf eine auf die Südkuppe aufsteigende Trägerkolonne und auf Arbeiterabteilungen der Italiener auf dem Wege von Misurina auf den Piano eröffnete und sie zersprengte. Auch Ziele auf der Forcella Col di Mezzo wurden beschossen. Dort waren ein Unteroffizier und ein Alpini der 67. Alpinikompagnie die ersten Toten der Italiener im Cadore.

Auf dem Monte Piano wurden mit Kriegsbeginn die österreichischen Grenzschutzpatrouillen, die an den Enden der bereits erwähnten Gebirgspfade aufgestellt waren, zurückgezogen. Sie brannten die Unterkunftshütten nieder, trugen, um dem Gegner den Abstieg zu erschweren, die Stege ab und zerstörten empfindliche Wegstellen26.

Jetzt wäre für die Italiener Zeit und Gelegenheit gewesen, den ganzen Pianostock kampflos in die Hand zu nehmen und ihn zur Verteidigung herzurichten. Sie unterließen dies aber und beschränkten sich auf eine Festsetzung auf der Südkuppe, an deren südlichem Rande sie einen Schützengraben aushoben und Unterkunftshütten errichteten. Nach der damaligen italienischen Auffassung27 war es nicht möglich gewesen, mit nur einer halben Kompagnie die ganze Oberfläche des Piano zu behaupten, weil mit der Wirkung und Unterstützung der mittleren und schweren Artillerie erst mit Ende Juni zu rechnen war und so die Besatzung auf dem steinigen, fast gar keine Deckung bietenden Oberteil keine Unterstützung gehabt hätte. Daher glaubte man sich mit der Besetzung der Südkuppe und da wieder nur auf den Raum hinter der Pyramide Carducci beschränken zu müssen.

Auf dem Piano blieb es auch nach der Kriegserklärung vollkommen ruhig. Nur die Alpinizüge im Val Popena und Val Rimbianco trieben Patrouillen bis in die Nähe der Sperren vor.

Vom 4. auf den 5. Juni löste die 268. Kompagnie (Hauptmann Bogetti) des Alpinibataillons Val Piave die auf dem Monte Piano befindliche 96. Kompagnie des Alpinibataillons Pieve di Cadore ab. Sie beschränkte sich gleichfalls auf die Besetzung des Südrandes der Südkuppe und schob nur einen Vorpostenzug zur Carduccipyramide beim Trigonometer 2322 vor.

Zu dieser Zeit bekam der Subrayon V (Pustertal) in Feldmarschalleutnant Ludwig Goiginger einen neuen Kommandanten. Er war bereits zwei Jahre vor dem 1. Weltkriege Kommandant der dort neu aufgestellten Pustertaler Brigade gewesen und daher mit den örtlichen Verhältnissen vollkommen vertraut. Schon bei seiner Einrückungsmeldung beim Landesverteidigungskommando von Tirol in Innsbruck erhielt er, wie er in seinen Aufzeichnungen schrieb, die Hiobsbotschaft, daß der wichtigste Grenzberg in der Gegend Schluderbach, der Monte Piano, nicht in österreichischen Händen sei, und faßte rasch den Entschluß, die bisherige, ihm ungüstig erscheinende Verteidigungslinie durch die Eroberung des Bergstockes Monte Piano zu verbessern. Hiezu bekam er vom Landesverteidigungskommando die Genehmigung.

Am 5. Juni übernahm er in Bruneck das Kommando der Pustertaler Division und begann sofort, seine Absicht in die Tat umzusetzen. Die nötigen Befehle ergingen an das Kampfabschnittskommando Plätzwiese und bestimmten die Nacht vom 6. auf den 7. Juni für die Durchführung des Handstreiches. Einige Stunden vor Beginn der Unternehmung jedoch, am Spätnachmittag des 6. Juni, schien es, als ob der Plan in der letzten Minute zum Scheitern käme. An diesem Tag hatte im Zuge der Regelung der Kommandoverhältnisse an der Südostfront Tirols der Kommandant des Deutschen Alpenkorps, Generalleutnant Krafft von Delmensingen, das Kommando über den Subrayon IV und V (90. Infanteriedivision und Pustertaler Division) als neues Korpskommando übernommen. Er gab, als er von dem Unternehmen gegen den Monte Piano verständigt wurde, wegen Mangel an Kräften vorerst seine Zustimmung nicht. Erst als er am Abend des 6. Juni im Standort der Division persönlich von Feldmarschalleutnant Goiginger über die Lage genau unterrichtet wurde, genehmigte er den Vorschlag mit den Worten:

„Nun gut! ich will den Unternehmungsgeist der mir unterstellten Truppen nicht unterdrücken. Versuchen Sie es denn in Gottes Namen, wenn Sie glauben, daß das Unternehmen klappt. Ich wünsche Ihnen und Ihren wackeren Schützen von ganzem Herzen Soldatenglück!“

Der Durchführungsbefehl wurde sofort an das Kampfabschnittskommando erlassen, wo bereits alle Vorbereitungen getroffen waren. Die Zahl der Freiwilligen, die sich hiezu gemeldet hatten, war so groß, daß viele zurückgestellt werden mußten. Man hatte eine Angriffsabteilung in der Stärke von 3 Offizieren und 180 Mann gebildet, die aus Landesschützen und Artilleristen der beiden Sperren Plätzwiese und Landro, aus Mannschaften des Landsturmbataillons 167 und aus Standschützen der Kompagnie Toblach und Imst bestand. Ihre Zusammensetzung war also keineswegs einheitlich, auch der Ausbildungsgrad der Mannschaften war sehr verschieden. Die Landesschützen und Werkartilleristen waren wohl am besten ausgebildet, da sie den aktiven Jahrgängen entstammten. Von dem weitaus größten Teil der Abteilung aber, von den Landstürmen und Standschützen, hatten die ersteren nur eine notdürftige, die letzteren meist überhaupt noch keine militärische Ausbildung genossen. Dieser Mangel wurde durch den prächtigen soldatischen Geist und durch die Unternehmungslust vollauf ersetzt, so daß der Gefechtswert nicht herabgemindert war. Als Gegner stand die beste italienische Gebirgstruppe, die Alpini, gegenüber.

Der Handstreich war in zwei Gruppen durchzuführen, von denen die eine unter Kommando des Leutnants Wilhelm Bernhard28 des Landesschützenregimentes III über Schluderbach auf dem über den Westhang führenden Weg aufzusteigen hatte. Ihr waren Handgranaten und ein griechisches Maschinengewehr mitgegeben. Die andere hatte den Weg über den Nordabfall zu nehmen. Sie stand unter Führung eines Oberleutnants des Landsturmbataillons 167. Zivilarbeiter, die Pfosten, Bretter und Werkzeuge zum Ausbessern der zerstörten Wegstellen mitführten, begleiteten sie. Eine Verbindung der beiden Gruppen untereinander war wegen der außerordentlichen Geländeschwierigkeiten nicht möglich.

Ein sehr gefährlicher Teil der Unternehmung war die Annäherung auf den beiden Gebirgswegen, denn ein vorzeitiges Entdecken der Angriffstruppen im Aufstiege über die steilen Wegstellen bedeutete ihre Vernichtung. Glücklicherweise begünstigten Nebel und leichter Regen ein unbemerktes Herankommen an den Feind und damit das Überraschungsmoment. Trotzdem blieb der nächtliche Angriff ein großes Wagnis.

Um Mitternacht vom 6. auf den 7. Juni marschierten die beiden Gruppen ab. Sehr zeitraubend und mühselig gestaltete sich der Aufstieg für die Gruppe aus Landro. Ihrem Führer stellte der Kommandant der Sperre, Oberleutnant Rohazeck, Wegkundige und Telefonisten zur Verfügung und gab ihm den Auftrag, in einer im letzten Wegdrittel liegenden natürlichen Höhle die Telefonstation und den Hilfsplatz für die Verwundeten zu errichten, dort waren auch die Rüstungen abzulegen. Auf dem Oberteil angekommen, sollte die Gruppe erst dann in den Kampf eingreifen, wenn das Gewehrfeuer der Kolonne Bernhard ihr Eintreffen in der Westmulde anzeige. Der Aufstieg benötigte sehr viel Zeit, weil viele steile Wegkehren zu überwinden waren und die Wiederherstellung der zerstörten Wegstellen beträchtlich aufhielt. Die Marschkolonne riß mehrmals ab und die Kolonnenteile verloren die Verbindung untereinander. Am raschesten kam die Vorpatrouille unter Kommando des Fähnrichs Otto Alteneder vorwärts, die verhältnismäßig rasch den Rand der Nordkuppe erreichte, ihn überschritt und noch rechtzeitig, wie nachstehend geschildert werden wird, in die entscheidende Gefechtsphase eingreifen konnte.

Leichter und schneller kam die Gruppe Leutnant Bernhard von Schluderbach aus an ihr Ziel. Trotz mehrfacher Hindernisse, nach sehr vorsichtigem Marsch, traf sie mit ihrem Anfang schon um 3.30 Uhr morgens des 7. Juni in der Westmulde ein. Hier wurde dem Leutnant Bernhard telefonisch mitgeteilt, daß die Angriffsgruppe aus Landro auf dem Marsche aufgehalten sei, weshalb er, damit der Angriff der beiden Gruppen gleichzeitig erfolge, das Eintreffen der Landrogruppe abwarten solle. Indessen sammelten sich seine auf dem steilen Wege aus der Westmulde aufsteigenden Mannschaften29.

Plötzlich zerrissen einige Schüsse die Stille der Nacht. Der Alpiniposten beim Carduccidenkmal hatte Verdacht geschöpft und Alarmschüsse abgegeben. Leutnant Bernhard glaubte nun, nicht mehr länger zuwarten zu können und ging, trotzdem er erst einen Teil seiner Gruppe versammelt hatte, zum Angriff über.

Der noch ziemlich hohe Schnee hemmte jedoch beträchtlich den Angriffsschwung. Auch schlug ihm aus der Richtung der Carduccihöhe immer heftiger werdendes Gewehrfeuer entgegen, so daß er bald gezwungen war, ein stehendes Feuergefecht zu führen, in das auch das mitgeführte griechische Maschinengewehr eingriff. Der Gegner auf der Carduccihöhe schien sich indessen immer mehr zu verstärken. Dank des hervorragenden Beispiels des Leutnant Bernhard und des Werkführerassistenten Hohenauer der Sperre Landro und dank des Eingreifens der Geschütze von der Strudelalpe hielt sich jedoch die kleine Schar, bis sich immer mehr der aufsteigenden Leute gesammelt hatten. Leutnant Bernhard fühlte sich schließlich stark genug und ging entschlossen zum Sturm in der Richtung auf die Pyramide vor. Fast gleichzeitig war auch Fähnrich Alteneder mit seiner Abteilung, über die Nordkuppe kommend, auf dem Sattel 2276 angekommen.

Unterdessen hatte sich auf italienischer Seite folgendes abgespielt30.

Der bis zur Carduccipyramide vorgeschobene Vorpostenzug der Alpini des Oberleutnants Cavalari hatte bei der Pyramide und deren Umgebung nur einige Posten aufgestellt. Der Rest des Zuges lag weiter dahinter in Ruhestellung. Auf die Alarmschüsse des Postens hatte der ganze Zug den flachen Rükken der Carduccipyramide besetzt, die sich sammelnden Leute des Leutnants Bernhard beschossen und eine Zeitlang aufgehalten.

Durch den Gefechtslärm wurden auch die übrigen am Rande der Südkuppe befindlichen Züge der 268. Alpinikompagnie alarmiert und eilten unter Führung ihrer Kommandanten, der beiden Brüder Oberleutnant Guiseppe und Giovanni De Pluri und des Oberleutnants De Toni, in der Richtung der Pyramide zur Unterstützung herbei. Oberleutnant Guiseppe De Pluri, der am linken Flügel (westlich) vorging, machte seinen Bruder Giovanni durch Zeichen auf das Vorgehen österreichischer Kräfte gegen ihren rechten Flügel (östlich) aufmerksam. Oberleutnant Giovanni De Pluri und De Toni verschoben sich nun mit ihren Zügen nach rechts (östlich), um den dort gemeldeten Kräften der Österreicher entgegenzutreten. Bei dieser Gelegenheit wurde Oberleutnant De Toni durch Bauchschuß tödlich verwundet.

Der indessen links voreilende Oberleutnant Giuseppe De Pluri erreichte gerade noch rechtzeitig den Vorpostenzug bei der Pyramide, wo es mit der vorstürmenden Gruppe des Leutnants Bernhard zum Zusammenstoß und zum Handgemenge kam.

Über den weiteren Verlauf des Gefechtes heißt es in einem österreichischen Gefechtsbericht, daß die Alpini, ermutigt durch das glänzende Beispiel eines Alpinioffiziers, der heldenhaft kämpfte und die Lage zu retten versuchte, zähen Widerstand leisteten, bis der bereits durch einen Fußschuß verwundete, tapfere italienische Offizier tot bei der Pyramide niedersank31.

Mit ihm fielen ein Sergente, 20 Alpini und der Offiziersdiener. Der Tod des heldenmütigen Führers schien die Reste der dort kämpfenden Alpini entmudigt zu haben. Sie wichen und wurden von der nachdrängenden Gruppe des Leutnants Bernhard bis an den Südwestabfall der Südkuppe zurückgedrängt, wo sie teils abstürzten, teils sich noch in den Felsklüften retten konnten. Der gefallene Alpinioffizier war Oberleutnant Guiseppe De Pluri, der Führer des linken (westlichen) italienischen Angriffszuges.

Bei dem Angriff wirkten österreichischerseits die Geschütze vom Schwalbenkopf und von der Strudelalpe mit.

Auch Fähnrich Alteneder hatte mit seiner kleinen Gruppe entscheidend am linken Flügel in den Kampf eingegriffen. Während das Gefecht an der Pyramide tobte, warf er sich auf die italienischen Abteilungen des Oberleutnants Giovanni De Pluri und De Toni und trieb einen Teil in die in das Val Rimbianco abstürzenden Felsen, den anderen über den Südrand des Piano zurück, wo sie von den Resten der 268. Alpinikompagnie aufgenommen wurden.