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Nr. 15

 

Die Spur durch Zeit und Raum

 

Wer die Unsterblichen sucht, muss in die Vergangenheit eindringen ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Der Unbekannte, der das Geheimnis der Unsterblichkeit hütet, scheint eine ganze Serie von Tests vorbereitet zu haben, denen sich jeder unterziehen muss, der dem Geheimnis nachjagt.

Perry Rhodan, der Herr der Dritten Macht, ist auf seiner Jagd bereits zu weit vorgestoßen, als dass er noch zurück könnte oder wollte. Nach einem Abenteuer, das die Nervenkraft aller Beteiligten bis auf das Äußerste angespannt hatte, ist er nun in den Besitz einer weiteren Botschaft des Unbekannten gelangt.

Und diese Botschaft ist der Auftakt zum bisher unglaublichsten Abenteuer Perry Rhodans: DIE SPUR DURCH ZEIT UND RAUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Reginald Bull – Rhodans engster Freund und Vertrauter.

Thora und Crest – Die beiden einzigen Überlebenden einer Raumexpedition der Arkoniden.

Kerlon – Ein Arkonide, der nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit sucht.

Ras Tschubai, John Marshall, Anne Sloane und Ralf Marten – Vier Angehörige von Rhodans Mutantenkorps, die eine Reise in die Vergangenheit machen.

Lesur – Seine Burg steht an der gleichen Stelle, wo sich 10.000 Jahre später der Rote Palast des Thort erhebt.

Robby – Ein Geschöpf der arkonidischen Supertechnik.

1.

 

Die große Raum-Expedition von der Erde weilte nun schon seit Wochen im 27 Lichtjahre entfernten Wegasystem. Sie hatte freundschaftliche Verbindungen zu den Bewohnern des 8. Planeten – den Ferronen – aufgenommen und ein Handelsabkommen abgeschlossen. Rein technisch gesehen gab es keinen stichhaltigen Grund, die Rückkehr zur Erde noch hinauszuschieben.

Aber es kann andere Gründe als rein technische geben!

Der Planet Ferrol umkreiste die Sonne Wega in einem solchen Abstand, dass sein Klima im allgemeinen wärmer als das der Erde war. Wenn die Ferronen – eine humanoide Rasse – sich lediglich durch den starken Haarwuchs von den Menschen unterschieden, so war das eine Laune der Natur, die ohne Sinn und Zweck schien. Sicher, sie waren außerdem kleiner und trugen eine blassblaue Haut zur Schau, aber vom kosmischen Standpunkt her betrachtet bedeutete das nicht viel. Auf jeden Fall nicht für denjenigen, der sich eine Vorstellung von der Größe und Vielfalt des Universums zu machen bemühte.

Wie zum Beispiel Reginald Bull.

Der kleine, gedrungene Mann mit den roten Haarborsten und den kompakten Händen schritt aufgeregt in der Zentrale des riesigen Kugelraumers hin und her. In seinen blassblauen, fast wässerigen Augen sprühte ein seltenes Feuer.

»Du kannst mir sagen, was du willst«, polterte er mit wütender Stimme und unterstrich seine Worte mit einer großartigen Handbewegung, »das Elektronengehirn hat eben Kopfschmerzen und denkt überhaupt nicht daran, dir eine Antwort auf deine Fragen zu geben. Wir sind aufgeschmissen!«

In der großen, halbrunden Zentrale des Positronengehirns war noch ein zweiter Mann anwesend: Perry Rhodan, der Leiter der Expedition. Er war 38 Jahre alt, also zwei Jahre älter als sein Freund Bully. Seine hagere Gestalt verriet Zähigkeit und Mut, in den grauen Augen funkelte Entschlossenheit und Zynismus. Aber auch Humor.

»Meinst du?« Rhodan betrachtete sinnend das Gesicht seines engsten Mitarbeiters und konnte keine Anzeichen ernsthafter Auflehnung entdecken. »Du willst doch nicht aufgeben?«

»Was heißt aufgeben, Perry? Seit Wochen sitzen wir nun hier in einem fremden System und warten darauf, was dieses Monster von einem Positronengehirn entscheiden wird. Die Botschaft sei besonders schwer verschlüsselt, sagt es. Eine gute Entschuldigung für ein völliges Versagen! Wer weiß, welchen Streich diese so genannten Unsterblichen uns gespielt haben.«

Ein anderer Mann hatte inzwischen fast unbemerkt die Zentrale betreten und die letzten Worte Bullys gehört. Er war ein Mensch, zweifellos, aber es ging etwas von ihm aus, das ihn fast übermenschlich erscheinen ließ. Die hohe Gestalt, das unbestimmbare Alter, die dichten, weißen Haare, die hohe Stirn, die rötlich gefärbten Albinoaugen – und besonders der Blick aus diesen rötlichen Augen – das alles machte ihn ›anders‹ und fremder. Und doch hätte ihm niemand angesehen, dass er ein Arkonide war und von einem Sternensystem stammte, das 32.000 Lichtjahre von der Erde entfernt war. Seine Rasse beherrschte seit Jahrtausenden alle Geheimnisse der Raumfahrt, was aber nicht verhindern konnte, dass sein Schiff auf dem irdischen Mond notlandete und von Perry Rhodan der erste Schritt zur Rettung unternommen wurde.

»Sie ziehen doch wohl keine voreiligen Schlüsse«, wandte sich der Arkonide mit leichtem Vorwurf an Bully. »Die Unsterblichen, deren Spur wir verfolgen, haben es uns nicht leicht gemacht.«

»Ja, ich weiß, verehrter Mr. Crest«, erwiderte Bully ungeduldig. »Ihre unfehlbare Rasse hat vor etlichen tausend Jahren festgestellt, dass in diesem System ein Planet ist, auf dem die Unsterblichen wohnen. Nun ist der Planet verschwunden, einfach ausgewandert. Um seiner Spur zu folgen, müssen wir besonders intelligent sein, denn die Auswanderer haben ein Rätselspiel ausgeheckt. Nur fünfdimensional denkende Lebewesen sollen den Planeten des ewigen Lebens finden. Fein ausgedacht. Nun zerbrechen wir uns den Kopf. Aber was tut man nicht alles, um niemals sterben zu müssen.«

Perry Rhodan nickte Crest lächelnd zu. »Unser guter Reginald Bull ist verbittert, weil das Positronengehirn die verschlüsselte Botschaft der Unsterblichen noch nicht entzifferte.«

»Was heißt hier verbittert?«, knurrte Bully. »Ich habe die Warterei satt.«

Rhodan lächelte nicht mehr. Sein Gesicht war ernst geworden, als er die riesige Schalttafel des hinter Arkonitwänden verborgenen Elektronengehirns betrachtete. Er wusste, dass hinter diesen Wänden unverständliche Mechanismen und fast intelligent zu nennende Elektroniken damit beschäftigt waren, verschlüsselte Nachrichten einer fremden Sprache in den Klartext zu übertragen. Niemand hatte erwarten können, dass die Verschlüsselung einfach war, wenigstens nicht nach den Schwierigkeiten, die es bereitet hatte, diese Nachrichten aus der mit einem Zeitschloss versehenen Strahlengruft unter dem Herrscherpalast des Thort zu holen. Hier hatten die Geheimnisse der verschollenen Rasse der Unsterblichen geruht, viele Jahrtausende lang. Die Ferronen hatten die Gruft nicht öffnen können – erst Perry Rhodan war das gelungen.

Und nun verlangte Bully, dass man die verschlüsselten Botschaften gewissermaßen im Handumdrehen entzifferte!

»Wer die Ewigkeit suchen will, muss sich zumindest mit Geduld wappnen, Bully«, sagte er warnend. »Was versäumen wir schon? Auf der Erde ist alles in bester Ordnung, sonst hätte Oberst Freyt schon Hyperfunkmeldung erstattet. Er darf es nur im Notfall, um irgendwelchen Intelligenzen im Weltraum nicht die Position der Erde zu verraten. Also, hast du einen besseren Vorschlag, als den Klartext der so mühsam errungenen Botschaft abzuwarten?«

Das war eine sehr konkrete Frage. Bully bemerkte mit Unbehagen, dass man darauf auch eine konkrete Antwort geben musste. Er grinste schwach und sagte: »Leider nein, Perry. Also warten wir weiter.«

Crest schüttelte den Kopf.

»Wie merkwürdig die Menschen doch sind«, stellte er fest. »Da diskutieren sie über Dinge, über die sie sich im Grunde genommen einig sind, nur, weil sie zuviel Zeit haben. Ich hätte wenigstens erwartet, Mr. Bull, dass Sie einen guten Gegenvorschlag zur Hand hätten, wenn Sie schon von dem gegenwärtigen Zustand abraten.«

»Sie haben natürlich einen«, vermutete Bully, immer noch grinsend. »Rückkehr nach Arkon, Ihrem Heimatsystem, wenn ich nicht irre. Thora wird Ihnen die Hölle wieder heiß gemacht haben.«

Thora war die ehemalige Kommandantin des notgelandeten Arkonidenschiffes auf dem Mond. Seit der Rettung durch Rhodan hatte ihr übersteigertes Selbstbewusstsein einen argen Stoß erleiden müssen. In ihren Augen stand der Mensch im günstigsten Falle erst an der Schwelle der Erkenntnis. Und nun war sie von diesen Menschen abhängig geworden.

»Thora will natürlich nach Arkon zurück, aber sie hält sich an unsere Abmachungen: zuerst finden wir den Planeten des ewigen Lebens, und dann erst kehren wir nach Arkon zurück. Ich muss Sie also enttäuschen, Bull, wenn ich mich nicht auf Ihre Seite schlage. Rhodan hat völlig recht, wir müssen die Botschaft der Unsterblichen entschlüsseln. Erst dann werden wir wissen, was wir zu tun haben, um das Geheimnis des ewigen Lebens zu ergründen. Ein lohnendes Ziel, oder?«

Ehe Bully antworten konnte, flammte seitlich neben einem Bildschirm eine Lampe auf. Gleichzeitig begann die Mattscheibe zu glühen.

Rhodan drehte an einem Knopf.

Auf dem Schirm erschien das Gesicht eines noch jungen Mannes, dessen strohblondes Haar einen krassen Gegensatz zu dem Braun seiner Haut bildete. Der zusammengekniffene Mund schien zu grinsen, aber wer Major Conrad Deringhouse kannte, der wusste, dass er nur selten grinste. Er sah eben immer nur so aus.

»Meldung an Kommandant!«, sagte der Mann auf dem Bildschirm. »Die letzte Streife der Raumjäger vom Überwachungsflug zurück. Im Wegasystem keine besonderen Vorkommnisse. Sollen die Flüge in der gleichen Stärke wie bisher durchgeführt werden?«

Rhodan nickte dem Befehlshaber der Raumjägergeschwader wohlwollend zu.

»Sie und Nyssen haben ja sonst doch nichts zu tun, nicht wahr? Halten Sie Ihre Piloten ein wenig in Schwung. Außerdem kann es nicht schaden, wenn wir die Augen offenhalten. Dieses System hat zweiundvierzig Planeten. Es könnten fremde Raumfahrer hier landen, ohne dass wir es bemerken. Und wir wissen ja aus Erfahrung, dass sie nicht immer freundschaftlich eingestellt sind. Also, schränken Sie Ihre Überwachungstätigkeit keinesfalls ein, Deringhouse. Verstanden?«

»Okay, Chef«, gab der Major zurück. Aus den Augenwinkeln heraus blinzelte er Bully zu, dann wurde der Schirm dunkel. Minuten später würden die kleinen, lichtschnellen Raumfahrzeuge wieder starten und ihre Patrouillenflüge durchführen. Auf Ferrol aber konnte man sicher sein, dass niemand unbemerkt das Wegasystem anflog oder verließ.

Rhodan sah Bully an.

»Du siehst, uns droht hier keine Gefahr. Wir können in aller Ruhe warten, bis wir den nächsten Hinweis erhalten, der zur Lösung des Galaktischen Rätselspiels notwendig ist, das die Unsterblichen vor zehn Jahrtausenden aufstellten. Du musst dich daran gewöhnen, dass Zeit für die ewig Lebenden kein Problem darstellt.«

Noch ahnte Perry Rhodan nicht, wie sehr sich dieser Ausspruch bewahrheiten sollte, und er ahnte auch noch nicht, dass gerade die Zeit es war, die ihn sehr bald in größte Gefahr bringen sollte. Und es war ein sehr großes Glück, dass Bully es ebenfalls nicht ahnte.

Das gleichmäßige Summen des positronischen Gehirns erlitt eine Unterbrechung, die dem geschulten Ohr Rhodans nicht entging. Er winkte hastig ab, als Bully etwas sagen wollte. Auch Crest lauschte. Irgendwo hinter den massiven Wänden klickten Kontakte und Relaisstationen. Auf der Schalttafel leuchteten Lämpchen auf. Im Lautsprecher der Übertragungsanlage knackte es vernehmlich.

Zum ersten Mal seit Wochen war das Positronengehirn bereit, eine Aussage zu machen.

Die Entschlüsselung der geheimnisvollen Botschaft, die jene unbekannten Unsterblichen, deren Spur Rhodan verfolgte, vor Jahrtausenden für die verfasst hatten, die intelligent genug waren, das Galaktische Rätsel zu lösen? Die Antwort auf die Frage, wo sich der Planet des ewigen Lebens heute befand, wo er zu suchen war?

Rhodans Hand zitterte unmerklich, als er den kleinen Hebel unter der roten Lampe nach unten legte. Das Licht erlosch, dafür knackte es erneut im Lautsprecher. Eine mechanische und seelenlose Stimme sagte metallisch: »Eine Teil-Entschlüsselung. Nur der erste Abschnitt der Botschaft konnte entziffert werden. Ich gebe den Klartext schriftlich. Bitte, bedienen Sie die entsprechende Schaltung. An der endgültigen Entschlüsselung wird weitergearbeitet. Ende der Durchsage.«

Bully stöhnte laut und vernehmlich.

»Eine Teillösung! Das bringt uns auch nicht weiter.«

»Ruhig!«, befahl Rhodan, seine eigene Enttäuschung verbergend. »Wir sollten froh sein, dass überhaupt etwas kommt.«

Er ließ seine rechte Hand über die Kontrollen des Positronengehirns gleiten und drückte mehrere Knöpfe ein. Lämpchen erloschen, andere flammten auf. Irgendwo begann es zu ticken. Ein breiter Spalt öffnete sich. Die drei Männer starrten erwartungsvoll auf diesen Spalt. Aus ihm musste nun der Klartext herausgleiten.

Aber es dauerte noch fast zwei Minuten, ehe das geschah.

Der Zettel fiel auf den schmalen Tisch vor der Schalttafel, genau vor Rhodan. Die Schrift war groß und deutlich, so dass jeder den Text lesen konnte:

 

»Wenn der Planet, auf dem du jetzt weilst, 21,3562 mal um seine Polachse rotiert ist, wird die Schrift erlöschen. Willst du das Licht finden, musst du dich beeilen.«

 

Das war alles.

Perry Rhodan versuchte erneut, seine Enttäuschung und Sorge zu verbergen. Er hatte mehr erwartet, aber musste er nicht zufrieden sein? War es ihm nicht zumindest schon gelungen, die erste Hürde zu nehmen?

Nun gut, es war Klartext, aber was bedeutete er?

Ferrol drehte sich in genau 28,23 Stunden einmal um seine Achse. Die Schiffszeit hielt sich immer noch an den 24-Stunden-Tag der Erde. 21,3562 Ferroltage bedeuteten also umgerechnet 24,700423 Erdentage.

»Wir fanden die Botschaft vor genau drei Wochen in der Gruft unter dem Roten Palast in Thorta, der Hauptstadt von Ferrol«, sagte Rhodan betont ausführlich. »Somit haben wir noch genau drei Tage und etwa fünfzehn Stunden Zeit. Genauer gesagt: das Robotgehirn hat diese Zeit zur Verfügung, die Restbotschaft zu entschlüsseln. Wenn nicht, dann wird die Schrift erlöschen.«

Es war merkwürdig. Vorher war es Bully gewesen, der den Pessimisten mimte. Und nun, von einer Sekunde zur anderen, wurde er zum Optimisten. Er strahlte über das ganze Gesicht.

»Na und? Soll sie doch! Von mir aus kann diese komische Schrift erlöschen. Wir haben sie ja auf Fotos und Filmen! Wenn das Original verschwindet, stehen uns die Kopien zur Verfügung.«

Rhodan sah auf. Sein fragender Blick streifte Crest, der ihn ausdruckslos zurückgab. Für eine Weile schien es, als habe Bullys Argument alle Sorgen zum Verschwinden gebracht. Aber dann war es der Arkonide, der langsam den Kopf schüttelte und sagte: »Mein lieber Bull, Sie machen den großen Fehler, dreidimensional zu denken. Das aber sollte man nicht, wenn man die Rätsel fünfdimensional Denkender zu lösen versucht. Wenn uns gesagt wird, dass die Schrift der Botschaft verlöschen wird, so bedeutet das einwandfrei, dass auch die Fotokopien der Schrift nach Ablauf der Frist nicht mehr vorhanden sein dürften.«

Bullys Gesicht zeigte Ungläubigkeit.

»Aber, Crest, Sie sprechen von einer Unmöglichkeit. Welchen Einfluss können denn die durch Jahrtausende von uns getrennten Unsterblichen auf unsere Fotos haben? Wie wollen Sie Ihre Behauptung wissenschaftlich begründen?«

»Nichts ist einfacher als das«, mischte sich nun wieder Rhodan in das Gespräch. »Ich weiß, worauf Crest hinaus will, wenn er dir dreidimensionales Denken vorwirft. Diese Unsterblichen denken fünfdimensional, sie beziehen die Zeit in zweifacher Form in ihr Weltbild und mathematisches Denken mit ein. Einmal in permanent vergehender Form – die vierte Dimension. Und dann in veränderlicher Form – nennen wir es getrost die fünfte Dimension. Alle Vorgänge des Galaktischen Rätsels verlaufen automatisiert. Und so wurde auch in die Schrift eine solche automatische Sperre eingebaut. Wenn die Frist verstrichen ist, wird ein Vorgang der Vergangenheit annulliert. Mit anderen Worten – und nun halte dich fest, damit du nicht umfällst – wenn die Frist verstrichen ist, wird die Niederschrift der Botschaft, die unser Positronengehirn entschlüsseln soll, einfach rückgängig gemacht. Und in dem gleichen Augenblick, da die Botschaft niemals niedergeschrieben wurde, kann sie auch in der Gegenwart nicht existieren, und wir konnten sie nie kopieren. Es gibt sie also überhaupt nicht. Hast du es nun verstanden?«

Bullys Haare hatten sich senkrecht aufgestellt, ein sicheres Zeichen dafür, in welcher Erregung er sich befand. Die Augen waren weit aufgerissen, und man konnte sehr gut den Kampf erkennen, den er gegen sich selbst ausfocht. Es war der Kampf reiner Vernunft gegen etwas Unbegreifliches.

»Aber das ist doch ...«, begann er.

»Es ist ungeheuerlich, zugegeben«, nickte Rhodan gelassen. »Aber es ist logisch, unbedingt richtig und absolut zutreffend. Du kannst dich darauf verlassen, dass die Schrift in drei Tagen und fünfzehn Stunden erloschen ist, und nichts in der Welt kann sie dann zurückbringen.«

»So ist es«, sagte auch Crest.

Bullys Erregung klang ab. Er begriff mit der Schnelligkeit seines aufnahmebereiten Gehirns. Hinzu kam die Hypnoschulung der Arkoniden, die ihm das jahrtausendealte Wissen der uralten Rasse vermittelt hatte. Es gab keine Unmöglichkeiten; alles hatte seine Erklärung. So auch dieses.

»Gut, dann haben wir aber nur wenig Zeit. Hoffentlich schafft es der Positronenroboter der STARDUST.«

Die STARDUST war die riesenhafte Raumkugel, die einst eine kriegerische Rasse den Arkoniden abgenommen hatte und die Rhodan wieder zurückerobern konnte. Dadurch hatte er sich das Recht gesichert, auch der Kommandant des 800 Meter im Durchmesser messenden Giganten zu sein. Dieses Schiff war das Produkt einer Zivilisation, gegen die die Erde eine Welt voller Steinzeitmenschen war. Der Antrieb der STARDUST erlaubte Raumsprünge über Tausende von Lichtjahren hinweg – fast ohne Zeitverlust. Ihre Hyperfunkanlage ermöglichte Sprech- und Sichtverbindung mit allen Punkten des Universums, unter völliger Ausschaltung der Zeit als Hindernisfaktor. Die Funkwellen eilten direkt durch den Pararaum und ließen jede Entfernung gegenstandslos werden.