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13. Auflage 2014
 
© 1998 by mvg Verlag,
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Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt, München
Umschlagfoto: Pöhm Seminarfactory
Satz: Georg Stadler, München
E-Book: Grafikstudio Foerster, Belgern
 
ISBN Print 978-3-86882-520-6
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-682-3
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-683-0
ISBN E-Book (enhanced) 978-3-86415-705-9 (mit Schlagfertigkeitstraining)
 
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Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Einleitung
Die zwei Grundformen der Schlagfertigkeit
Das Wort Schlagfertigkeit in anderen Sprachen
Schlagfertige Antworten wirken gesprochen immer besser als geschrieben
Die Facetten der Schlagfertigkeit in der realen Welt
Wie Sie am meisten von diesem Buch profitieren
1. Teil: Grundlagen der Schlagfertigkeit
Die zwei Grundprinzipien schlagfertiger Antworten
Der nicht geschlossene Bogen
Die absurde Situation
Fragen mit Nonsens beantworten (1)
Standards:
Standards:
Die Grundeinstellung ist wichtiger als die Technik
Großer aktiver Wortschatz
Laut lesen
Zeitungsartikel zusammenfassen
Kartei mit guten Ausdrücken anlegen
Jedes Substantiv und Verb mit einem Adjektiv bzw. Adverb versehen
Verben in Sätzen ersetzen
Mut zum Frechsein
Assoziatives Denken
Buchstabenabkürzungen anders deuten
Assoziationsübung mit einzelnen Begriffen
Baumsilhouetten und Wolkenformationen als Bilder interpretieren
Assoziationskette bilden
Schnelles Denken
Die SimulGAN-Technik©
Der Wortschatz wird größer
Die Reaktionszeiten werden kürzer
Die Aussprache wird besser
Das Sprechtempo wird schneller
Sprachen lernen wird leichter
Sprachen lernen mit der Birkenbihl-Methode
Mit Suggestion die Zukunft beeinflussen
Das Wichtigste auf einen Blick
2. Teil: Spontane Schlagfertigkeit aus der Situation
Witzfertigkeit
Witz ist trainierbar
Verhalten bei Versprechern
Die Aussage ist nicht »politically correct« – Ergänzung durch den Zuhörer
Den Doofen spielen (2)
Übertreiben Sie das Gegenteil (3)
Der freche Vergleich (4)
Das absichtliche Missverstehen (5)
Standard:
Das Wichtigste auf einen Blick
Erwiderungsfertigkeit
Übertriebene Zustimmung (6)
Standard:
Das ist Ihre Meinung (7)
Standards:
Das ist Ihr Problem (8)
Standards:
Der Nutzen aus dem Vorwurf (9)
Standard:
»Sie wollen damit sagen …« (10)
Versteckter Gegenangriff (11)
Standards:
Standard:
Standards:
Lieber … als …, noch ein versteckter Gegenangriff (12)
Wer sich mit dem König vergleicht (13)
Standard:
Die Keule im Geschenkpapier (14)
Standards:
Das Fettnäpfchen für den Angeber (15)
Die sachliche Erwiderung auf Bosheiten (16)
Standards:
Das Wichtigste auf einen Blick
3. Teil: Schlagfertigkeit in Wortgefechten, Diskussionen, Interviews
»Go ahead. What are you interested in?« Die Initiative ergreifen
Tricks für den Fragesteller
Wer Aufgaben stellt, ist in der besseren Position
Die Frage als Waffe
Aussagen – als Fragen getarnt
Gegenmittel gegen Aussagen, die als Frage getarnt sind: Auf einer Frage beharren:
Unterstellungsfragen
Gegenmittel gegen Unterstellungsfragen: Nicht auf die Unterstellung eingehen.
Bei negativen Unterstellungsfragen das Gegenteil begründen:
Aussagen mit Fragen kombinieren
Feststellungsfragen
Gegenmittel gegen wertende Feststellungsfragen: Beziehen Sie sich immer auf den Aussageteil, niemals auf den Frageteil.
Motivationsfragen
Alternativfragen
Gegenmittel gegen Alternativfragen: Akzeptieren Sie die Alternative nicht.
Was-wäre-wenn-Fragen
Gegenmittel gegen Was-wäre-wenn-Fragen: Gehen Sie nicht auf das beschriebene Szenario ein.
Doppelfragen
Gegenmittel gegen Doppelfrage: Nur eine Frage auf einmal beantworten.
Suggestivfragen
Gegenmittel gegen Suggestivfragen: Bewusst seine ei­gene Meinung vertreten.
Definitionsfragen
Gegenmittel gegen Definitionsfragen: Lassen Sie ihn definieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
Tricks für den Antwortenden
Die Antwort in Form einer Rückfrage (17)
Nachfragen, was fehlt, damit der Vorwurf kein Vor­wurf mehr ist: Was fehlt, damit …?
Sie können nach Details fragen: Was genau …, wann genau …?
Sie können den anderen etwas definieren lassen: Was verstehen Sie unter …, Definieren Sie mir mal …, Was heißt für Sie …?
Sie können die Frage auf ihn umgemünzt zurückge­ben: Wie lösen Sie’s denn … ?
Sie können zwischen zwei Alternativen präzisieren lassen: Meinen Sie dies oder jenes?
Standards:
Wie bitte?
Standard:
Standards:
Mittel gegen die Rückfrage: Bestehen Sie auf Ihrer ur­sprünglichen Frage.
Die Antwort in Form einer Feststellungsfrage (18)
Standards:
Antworten – und dann wegschauen
Die Zukunft wird’s lösen (19)
Fragen ausweichen (20)
Standards:
Gegenmittel gegen ausweichende Antworten: Beste­hen Sie auf Ihrer Frage.
Kompetenz anzweifeln (21)
Das übergeordnete Ziel (22)
Standards:
Unterstellungen im Ansatz kippen
Es geht nicht darum, sondern … (23)
Darüber reden, wie man miteinander redet (24)
Standards:
Das Wichtigste auf einen Blick
4. Teil: Selbstbehauptung
Aufstehen, wenn sich jemand im Ton vergreift
Das Zauberwort »Danke«
Anschuldigungen kategorisch zurückweisen (25)
Standards:
»Warum«-Fragen nie mit »weil« beantworten
Vorwürfe entkräften durch Zustimmung (26)
Standards:
Das Wichtigste auf einen Blick
5. Teil: Der sanfte Weg, mit Angriffen umzugehen
Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung
Ich respektiere dich
Ruhig und besonnen bleiben
Ausreden lassen
Der Name – das wichtigste Wort
Suchen Sie unter der Spitze des Eisbergs
Gefühle sind beeinflussbar
Der Ärger über sich selbst
Ihre eigenen Schwächen
Sie ärgern sich über Ihr eigenes Unvermögen
Sie haben unter anderen Menschen gelitten
Bitten Sie um Verzeihung, ohne sich zu rechtfertigen
Beseitigen Sie die Ursache des Problems
Mit »aber« machen Sie alles zunichte
Ihre Idee – vom anderen entwickelt
»Wie Sie gerade erwähnt haben …«
Fünf Schritte zur Abwehr eines Angriffs
Wie Sie ein beliebter Chef werden
Ihre fünf Standardantworten
Das Wichtigste auf einen Blick
Übungsteil: Schlagfertigkeit trainieren
Schlussbemerkung
Dialog mit dem Leser
Über den Autor

Einleitung

Diogenes war ein griechischer Philosoph der Antike, der in einem Fass lebte. Er hatte einen berühmten Zeitge­nossen und Bewunderer: Alexander der Große. Alexan­der hatte das größte bis dahin existierende Reich erobert, war unumstrittener Herrscher fast über die ganze damals bekannte Welt und hatte Macht über alles im Staat. Ob­wohl Alexander sich als Nachfahre der Götter sah, hegte er eine große Bewunderung für Diogenes, den Philoso­phen, der in äußerster Bescheidenheit lebte. Die Bewun­derung war allerdings nicht wechselseitig. Eines Tages kam Alexander ­­­­zu Diogenes und sagte selbstherrlich zu ihm: »Diogenes, nenne mir irgendeinen Wunsch, egal, was es ist, ich werde ihn dir erfüllen.« Darauf sagte Diogenes zu Alexander dem Großen: »Geh mir aus der Sonne.«

Das ist eine Erwiderung, von der wir uns wünschen, sie wäre uns selbst eingefallen. Geistreich, doppeldeutig, mit einem versteckten Hieb. Das ist Schlagfertigkeit in Rein­kultur.

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Schlagfertigkeit un­ter dem Aspekt der Nachahmbarkeit. Philosophische Antworten wie die von Diogenes lassen sich nicht sche­matisieren. Aber ich stelle Ihnen genügend Reaktions­muster vor, damit Sie nie wieder um eine wirksame Ant­wort verlegen zu sein brauchen.

Viele Menschen haben das Problem, dass sie in einer Si­tuation, in der sie sich ungerechtfertigt angegriffen füh­len, sprachlos bleiben. Und erst Stunden später fällt ih­nen ein, welchen brillanten Satz sie in dieser Situation hätten erwidern können.

Meine Nichte Michaela finanziert ihr Studium mit Ne­benjobs. Eines Tages wurde sie engagiert, um bei einer Vernissage zu servieren. Andreas, ein weitläufiger Be­kannter von ihr, war ebenfalls von der Veranstalterin en­gagiert, um Fotos zu machen. Er gehörte zu jener Art von Menschen, die sich zwar gerne zur Schicki-Gesellschaft da­zuzählen, aber in Wahrheit immer nur am äußeren Kreis der Society dahindümpeln.

Irgendwann, während die Gäste die Bilder anschauten, ging er auf Michaela zu, musterte sie von oben bis unten und grinste verspannt: »Du siehst professionell aus. Aber ein kleiner Tipp: Du wirst hier bezahlt, um zu lächeln. Hast du mich verstanden?« Dann schlenderte er betont lässig weiter.

Als Michaela bewusst wurde, dass sie spontan etwas hätte erwidern müssen, war er schon außer Hörweite. Wut kam hoch: »Was bildet sich der eigentlich ein? Er ist genauso von der Gastgeberin engagiert wie ich. Der hat mir absolut nichts zu sagen. Und dann noch so von oben herab.«

Sie können sich sicher vorstellen, wie sich Michaela da­nach das Hirn zermartert hat, was sie am besten hätte erwidern sollen.

Jeder hat solch hilflose Wut schon einmal erlebt. Mit der richtigen Strategie und der richtigen Grundeinstellung gelingt es in solchen Situationen, schnell zu reagieren. Nicht in 100 Prozent aller Fälle, aber wesentlich häufiger, als wenn man ohne Strategie in die Situation geht.

Die zwei Grundformen der Schlagfertigkeit

Im Bayerischen Fernsehen gab es eine Talkshow mit Ottfried Fischer, genannt Ottis Schlachthof. Eines Tages war die Kabarettistin Hertha Schwätzig bei ihm zu Gast; Hertha Schwätzig kommt aus der emanzipierten Frauen­szene. Nun saß sie inmitten einer Talkrunde von vier Männern. Ottfried Fischer sagte während des Interviews zu Hertha: »Mir ist aufgefallen, dass Frauen, die feminis­tisches Kabarett machen, großen Mut zur Hässlichkeit haben.« Darauf erwiderte Hertha Schwätzig: »Also, wenn du damit sagen willst, dass Emanzen immer hässlich sind, dann säße ich ja mit lauter Emanzen am Tisch!«

Das war eine schlagfertige Antwort. Hertha Schwätzig hat im Gegensatz zu meiner Nichte direkt reagiert. Da wird jemand angegriffen, der lässt sich aber nicht unterkriegen und kontert sofort. Das ist die erste Bedeutung des Wor­tes Schlagfertigkeit in der deutschen Sprache. Ich nenne sie die »Erwiderungsfertigkeit«.

Schauen wir uns aber die drei nachfolgenden Beispiele an:

Diese drei Beispiele repräsentieren Situationswitze.

Und damit haben Sie die zweite Bedeutung des Wortes Schlagfertigkeit. Schlagfertigkeit ist auch die Fähigkeit, aus einer Gegebenheit heraus spontan einen Witz zu ma­chen. In diesem Buch wird sie »Witzfertigkeit« genannt. Die bekanntesten TV-Exponenten dieser Art der Schlag­fertigkeit heißen Harald Schmidt, Stefan Raab, Oliver Pocher und Thomas Gottschalk.

Schlagfertigkeit gibt es also in zwei Varianten. Zum ei­nen: sich gegen eine Verbalattacke geistreich zu verteidi­gen, und zum anderen: spontan eine witzige Bemerkung aus der Situation heraus zu machen. Zusammenfassend definiere ich Schlagfertigkeit wie folgt:

Schlagfertigkeit ist das schnelle, unerwartete sprachli­che Reagieren auf unvorhergesehene Situationen.

Dieses Buch beschäftigt sich mit beiden Aspekten der Schlagfertigkeit: mit der Erwiderungsfertigkeit und der Witzfertigkeit

Das Wort Schlagfertigkeit in anderen Sprachen

Wenn wir uns das Wort Schlagfertigkeit in anderen Spra­chen anschauen, so sieht es dort ähnlich wie im Deutschen aus. Das am meisten gebräuchliche Wort im Englischen ist »wit«. Es wird meist im Zusammenhang mit ei­nem Adjektiv gebraucht. Clever wit, ready wit oder quick wit. Wie im Deutschen wird es auch im englischen Sprach­gebrauch in beiderlei Sinn verwendet. Zum einen versteht man darunter das spontane Reagieren auf einen Angriff und zum anderen die Fähigkeit, in jeder Situation eine wit­zige Bemerkung zu machen. Der Wortursprung im Engli­schen legt den Schwerpunkt auf den Aspekt des Witzigen. Das Wort »wit« heißt eigentlich Witz.

Umgekehrt verhält es sich im Französischen. Dort sind zwei Ausdrü­cke gebräuchlich: »la promptitude de repartie« und »la promptitude de riposte«. Auch hier sind im Sprachgebrauch zwar wieder die beiden bekannten Be­deutungen des Wortes Schlagfertigkeit mit eingeschlos­sen. Aber der Wortursprung von »la repartie« oder »la ri­poste« umfasst im Gegensatz zum Englischen das Wort­feld »zurückgeben, entgegnen, erwidern«. Also nicht den Aspekt des Witzes.

Bei den Franzosen gibt es auch noch einen weiteren Aus­druck, der allerdings mehr in der Umgangssprache zu Hause ist: »répondre du tac au tac.« Auch dieser Aus­druck stammt aus der Wortwurzel »entgegnen«. Das Wort »du tac au tac« lässt sich mit »Degenklirren« übersetzen. Es braucht kein Sprachstudium, um zu erkennen, wel­ches Bild dieser Art der Schlagfertigkeit zugrunde liegt.

Beiden Sprachen gemeinsam ist die Verquickung mit »Schnelligkeit«. »La promptitude« und »quick« signalisie­ren, dass hier schnell reagiert werden muss.

Wenn wir uns schließlich den Begriff »Schlagfertigkeit« vom Wort­ursprung im Deutschen anschauen, so klingt es brutal. Schlag-Fertigkeit. Hier wird gleich geschlagen. Gemeint ist wohl im Ursprung auch das Zurückschlagen. Die zweite Komponente des Wortes heißt »Fertigkeit«. Fertigkeiten wie Klavierspielen, Schwimmen oder Auto­fahren kann man lernen, warum sollte das bei der Schlagfertigkeit anders sein?

Natürlich hängt das auch ein wenig vom Talent ab. Wenn Sie Talent mitbringen, werden Sie ein höheres Schlagfertigkeitsniveau erreichen, als wenn Sie kein Talent mit­bringen. Das ist wie beim Autofahren. Nicht jeder hat das Zeug zur Formel 1, aber Autofahren kann jeder ler­nen. Zumindest jeder, der bereit ist, Energie dafür aufzu­wenden.

Schlagfertige Antworten wirken gesprochen immer besser als geschrieben

Am Ende eines Abendkurses, den ich über Schlagfertig­keit gegeben hatte, saßen wir noch mit allen Teilnehmern in einer Kneipe. Es gab nur einen einzigen Raucher in der Runde. Der steckte sich am Ende des Kurses natür­lich seine verdiente Zigarette an. Plötzlich giftete ihn ein Nichtraucher scherzhaft an: »Ab nächstem Jahr werden alle Raucher erschossen.« Der angegriffene Raucher gab eine kurze, bündige Antwort, worauf alle in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie interessiert sicherlich, was er geantwortet hat. Er sagte: »Dann müsst ihr alle höhere Steuern zahlen.« Vielleicht finden Sie diese Antwort gar nicht so genial.

Ich möchte Sie hier auf ein Problem bei schlagfertigen Ant­worten aufmerksam machen. Eine niedergeschriebene schlagfertige Antwort wirkt nicht immer genauso gut wie diejenige, die in der echten Situation gesprochen wurde. Das habe ich bei der Beschäftigung mit diesem Thema lernen müssen. Selbst erlebte oder im Fernsehen aufge­zeichnete Repliken verlieren ihre Brillanz, wenn sie nur auf einem Blatt Papier zu lesen sind. Trotzdem hatten sie in der Situation ihre schlagfertige Wirkung.

Wenn Sie selbst witzige Antworten aufschreiben und dann beim Lesen den Eindruck haben, sie wirken nicht, so soll Ihnen das nicht den Mut nehmen, in der echten Situation genau diese Antworten zu geben. Sie wirken ge­sprochen fast immer besser.

Die Facetten der Schlagfertigkeit in der realen Welt

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Schlagfertigkeit in all ihren Facetten. Das schließt auch eine »brave« Schlagfer­tigkeit mit ein, die im Prinzip niemandem weh tut. Die an­dere, bissige Schlagfertigkeit existiert aber auch. Und sie ist weit mehr verbreitet als die »nette« Schlagfertigkeit.

Lieb sein genügt nicht immer.

Harry Holzheu, ein bekannter Schweizer Kommunikati­onstrainer, war Gast beim bissigsten Talkmaster der Schweiz, Roger Schawinsky. Roger Schawinsky ist dafür bekannt, dass er seine Gäste angreift und in bedrohliche Situationen bringt. Harry Holzheu konnte mit seiner Strategie des Lobens, »Herr Schawinsky, Sie sind ein sa­genhafter Motivator, ich führe Sie immer als Musterbei­spiel auf«, beim Talkmaster leider keine Beißhemmung auslösen. Roger Schawinsky giftete unbeeindruckt und unverdrossen weiter: »Alle Ihre Bücher kann man auf drei Sätze reduzieren, und jetzt schreiben Sie noch das elfte Buch?« Herr Holzheu sah einfach nicht gut aus. Da­gegen hilft mehr eine Schlagfertigkeit, die wirklich »schlägt«.

Die Theorie in den Kommunikationsbüchem lautet: Wenn Sie den anderen wertschätzen, so wird er auch Sie wertschätzen. Das ist richtig, das funktioniert oftmals, bis eben auf die Ausnahmen. Und genau für diese Ausnah­men sollen Sie gewappnet sein.

Dieses Buch will den Ist-Zustand beschreiben, die Reali­tät der Schlagfertigkeit, so wie sie uns in Beruf, Privatle­ben, Politik und Medien begegnet. Sie sollen schlagferti­ger werden mit den echten Spielregeln des Lebens und nicht mit den Spielregeln, die innerhalb der heilen Kom­munikationstheorie herrschen.

Wie Sie am meisten von diesem Buch profitieren

In den nachfolgenden Kapiteln werden Ihnen Techniken zur Schlagfertigkeit vorgestellt. Am Ende jedes Kapitels gibt es immer Übungsbeispiele inklusive der möglichen Antworten. Für diese Übungsbeispiele sollen Sie nur dann selbst Antworten suchen, wenn Ihnen die Technik gefällt. Ansonsten lesen Sie sich nur die Beispiele mit den Antworten durch. Sie sollen prinzipiell nur das lernen, was Ihnen Spaß macht.

Zusätzlich zu den Techniken sind Strategien, Regeln, Tipps und Grundhaltungen beschrieben. Alle Techniken, die sich eins zu eins mit dem Prinzip Verbalangriff – Er­widerung einüben lassen, sind mit einer in Klammem ge­setzten Nummer nach der Kapitelüberschrift versehen. Das erleichtert Ihnen das systematische Training.

Bei vielen Techniken sind Standardantworten mit ange­geben, die universell einsetzbar sind. Sie sind so gewählt, dass Sie sie fast immer anwenden können und damit bei den meisten Verbalangriffen fürs Erste aus dem Schnei­der sind.

Denn wenn Sie von einem Angriff getroffen sind, geht Ihr Hirn in den Stresszustand, wo es nur auf Flucht oder Angriff programmiert ist. Da können Sie nicht mehr klar nachdenken. Ihre Gedanken kreisen in einer Art Endlos­schleife – »Ich muss jetzt etwas antworten«, und durch diesen Druck fällt Ihnen erst recht nichts ein. Eine Stunde später haben Sie die Antwort. Klar, denn Sie stehen nicht mehr unter Stress. Die Standardantworten verhindern, dass Sie bei Angriffen in diesen Schockzustand geraten, der ein kühles Denken blockiert. Ohne nachzudenken, können Sie eine Erwiderung wie einen Colt aus dem Halfter ziehen.

Um in Zukunft schnell zu reagieren und damit erst ein­mal handlungsfähig zu bleiben, ist es wichtig, ein über­schaubares Repertoire von wenigen Standards im Schlaf zu beherrschen. Aus den angebotenen Standardantwor­ten sollen Sie sich am Ende nur fünf heraussuchen, die Sie auswendig lernen. Übertragen Sie die von Ihnen aus­gewählten Antworten in die leeren Zeilen auf Seite 206. Wenn Sie sich mehr als fünf Standards einprägen wollen, besteht die Gefahr, dass Sie zu lange unter den verschie­denen Antwortmöglichkeiten suchen und es dann plötz­lich für eine Antwort schon zu spät ist.