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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1923

 

Friedensmission

 

Der Aufbruch der Solmothen – und die Tricks der Galaktiker

 

von Susan Schwartz

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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An die Völker der Milchstraße ging die Einladung des Imperators, nach Arkon zu kommen und dort ein neues Galaktikum zu gründen. Diese Einladung widerspricht der Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte dermaßen, dass die anderen Nationen erst einmal reserviert reagieren.

Nach wie vor belauern sich im Jahr 1290 Neuer Galaktischer Zeitrechnung die galaktischen Großmächte: das Kristallimperium der Arkoniden, die Liga Freier Terraner der Menschen sowie das Forum Raglund, in dem sich verschiedene Sternenreiche zu einem lockeren Bund zusammengeschlossen haben.

Dabei litten die Bewohner der Galaxis vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam unter der Bedrohung durch die Tolkander und deren »Mutter« Goedda. Zwar konnte die Gefahr beseitigt werden, trotzdem bleibt der Verlust von 52 bewohnten Planeten und deren kompletter Bevölkerung. Milliarden von intelligenten Wesen fielen somit der Invasion zum Opfer.

Auch auf der Erde gab es zahlreiche Todesopfer, als die barbarischen Dscherro große Teile Terranias in Schutt und Asche legten. Diese Gefahr konnte ebenfalls beseitigt werden – es blieben jedoch eine zerstörte Stadt sowie zahlreiche Tote und Verletzte.

Hintergrund für die Angriffe der Tolkander und der Dscherro ist eine Macht, die unter dem Begriff Shabazza bekannt ist, von der aber außer einigen Führungspersönlichkeiten so gut wie niemand weiß. Da die Menschheitsgalaxis zum Einflussbereich der mysteriösen Koalition Thoregon gehört, die von Shabazza bekämpft wird, sind alle Planeten der Milchstraße ein potentielles Angriffsziel.

Da scheinen die neuen Pläne der Arkoniden die Lage nur noch weiter zu verschärfen. Bis ein bislang unbekanntes Volk auf den Plan tritt – und die Solmothen aufbrechen zu ihrer FRIEDENSMISSION ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Bré Tsinga – Die junge Psychologin geht in einen »feuchten Einsatz«.

Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar hat nicht nur mit innenpolitischem Ärger seine Probleme.

Battanboo – Der alte Solmothe bricht zu einer Friedensmission in die Galaxis auf.

Atlan – Der Arkonide beobachtet die Aktivitäten in seiner alten Heimat.

Genhered – Der Nonggo schöpft neuen Lebensmut.

1.

Terra

 

Immer wenn man glaubt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, wird einem noch eins draufgesetzt, dachte Cistolo Khan.

Er blickte auf die Datumsanzeige. 1. Mai 1290 NGZ. Der Terraner seufzte. Seit die Dscherro die Hauptstadt der Erde überfallen hatten, war der LFT-Kommissar äußerlich um gut zwanzig Jahre gealtert. Innerlich fühlte er sich gelegentlich noch weitaus älter.

Im Nachhinein war ihm klar, dass er Fehler begangen hatte. Öffentlich eingestehen konnte er das nicht, die politische Situation ließ das nicht zu.

Fehler begangen – das klingt so harmlos, dachte er selbstkritisch. Man könnte sagen, dass ich einen nicht wiedergutzumachenden Fehler nach dem anderen gemacht habe.

Genau das warf ihm die Opposition vor. Die Politiker und die kritischen Medienmenschen wussten nicht, wie sehr Cistolo Khan in jenen Tagen gelitten hatte, als die Barbaren von den Sternen über eine Million Menschen unter brutalen Bedingungen gefangen gehalten hatten.

Aber Khan war nach wie vor Kommissar der Liga Freier Terraner und trug Verantwortung. Wenn überhaupt, konnte er seinen Ruf nur durch die weitere Vorgehensweise wiederherstellen, indem er die nunmehr anstehenden Probleme bewältigte und den Weg für die Zukunft bereitete.

Die Terraner mussten notgedrungen noch eine Weile mit ihm als Kommissar leben, zumindest bis zum 18. August, wenn die Neuwahlen stattfanden. Solder Brants Beliebtheit wuchs stetig an. Wenn der Politiker der Liberalen Einheit die Wahl gewann, würde nicht nur Paola Daschmagan als Erste Terranerin ihren Posten verlieren. Mit ihr würde Cistolo Khan gehen – das war dem LFT-Kommissar bewusst.

Ein Assistent streckte den Kopf durch das geöffnete Schott zu seinem Arbeitszimmer herein. »Die Pause ist beendet«, meldete er.

Cistolo Khan seufzte schicksalsergeben. Schon, dachte er. Die vielen Sitzungen ermüden nur und bringen am Ende gar nichts, doch das ist eben das, was man Politik nennt. Dabei hätte ich wichtigere Dinge zu tun ...

Aber eine Gruppe von LFT-Delegierten hatte seine Anwesenheit verlangt, also blieb ihm nichts anderes übrig. Als LFT-Kommissar war er letzten Endes »nicht mehr« als ein hochrangiger Beamter der Regierung und deshalb den Parlamentariern zur Auskunft verpflichtet.

Ich hasse parlamentarische Ausschüsse, dachte er missmutig.

 

*

 

»... drehen uns doch dauernd im Kreis«, hörte er aus dem Konferenzraum schallen.

Die volltönende Stimme kannte Cistolo Khan, sie gehörte einer Oxtornerin namens Lenja Dhaal. Neben ihr hielten sich andere Terra-Abkömmlinge in dem Raum auf: Es waren Umweltangepasste, Gäaner, Plophoser und weitere Angehörige der knapp 1000 assoziierten Systeme, die nicht zu den 711 »engeren« Liga-Planeten gehörten.

Die Oxtornerin unterbrach sich mitten im Satz, als Khan den Raum betrat. Obwohl in seinem Ansehen schwer angeschlagen, besaß er immer noch genügend Autorität und Ausstrahlung, um bemerkt zu werden.

»Ich wollte nicht deine Argumentation durcheinanderbringen«, sagte der LFT-Kommissar freundlich, während er sich setzte. »Bitte, fahre fort.«

»Ich sagte gerade, dass wir uns im Kreis drehen«, nahm Lenja Dhaal den Faden wieder auf. »Wir haben das Angebot von Arkon vor zwei Wochen erhalten, und seitdem diskutieren alle Ausschüsse, Fraktionen und Parteien ständig über dieselben Punkte, ohne Aussicht auf Erfolg!«

»Ich habe die Punkte hier aufgelistet«, meldete sich Lark Tupand zu Wort und hob ein auf Folien ausgedrucktes Datenwerk hoch.

Der Gäaner mit den grauen Strähnen im schwarzen Haupthaar nahm sich selbst gern wichtig und ging den anderen Delegierten mit seinen schriftlichen Aufzeichnungen sehr oft auf die Nerven. Khan fragte sich seit Jahren, aus welchen Gründen die mit Terra assoziierten Menschen aus der Provcon-Faust den Mann ins Liga-Parlament entsandt hatten. Wahrscheinlich ist ihnen der Kerl auf Terra lieber als auf Gäa, dachte er.

»Das muss doch wirklich nicht sein!«, wehrten sich mehrere Delegierte. »Wir alle kennen die Punkte doch in- und auswendig!«

»Vielleicht sollten wir sie aber dennoch an dieser Stelle zusammenfassen«, unterbrach Khan, »denn ich glaube, wir haben die eigentliche Diskussion längst aus den Augen verloren. Bitte, Lark!«

Er nickte dem Gäaner ermutigend zu, der sich vor Glück über die unerwartete Aufmerksamkeit fast verhedderte. Im letzten Augenblick konnte er verhindern, dass ihm seine Aufzeichnungen aus der Hand fielen.

»Also, das ist folgendermaßen«, begann Lark hektisch. »Erstens: Meinen die Arkoniden ihr Angebot ernst, oder bezwecken sie etwas damit? Zweitens: Wollen sie möglicherweise das Galaktikum erst recht schwächen, indem sie durch diesen Streitpunkt Zerwürfnisse schaffen? Drittens: Nutzen die Arkoniden unsere Ablehnung als Vorwand für einen galaktischen Krieg?«

»Sehr schön«, kommentierte Lenja Dhaal sarkastisch. »Nun wissen wir ja glücklicherweise endlich, worum es seit 14 Tagen geht.«

Die Oxtornerin erhielt eine Menge Beifall. Wenigstens in dieser Hinsicht waren sie sich alle einmal einig. Die Stimmung besserte sich augenblicklich und wurde gelöster.

»Was errechnet denn nun NATHAN?«, sprach die Ertruserin Sirkne Vuil dazwischen. Mit ihrem Stimmvolumen schaffte sie schnell Ruhe. »Haben die Berechnungen der Mondsyntronik endlich etwas anderes ergeben?«

»Nein«, musste Khan zugeben. »Da sich die Parameter inzwischen nicht geändert haben, bleibt es bei der bekannten Hochrechnung: Die Arkoniden wollen sich mit dieser ... hm ... großzügigen Geste lediglich profilieren und sich auf diese Weise erneut eine Vormachtstellung in der Milchstraße verschaffen.«

»Also drehen wir uns weiter im Kreis und kommen zu keinem Ergebnis«, fasste die kahlköpfige Oxtornerin zusammen. »Oder haben sich die Ansichten der hier Anwesenden inzwischen geändert?« Sie grinste. »Genau das habe ich vorhin gesagt.«

»Meine persönliche Ansicht ist hier nicht ausschlaggebend, da ich ausschließlich meine Regierung vertrete«, meldete sich der Delegierte von Olymp, Stendar Kolomb, zu Wort.

Kolomb war nicht zu beneiden, wie Cistolo Khan wusste. Seit einiger Zeit wurde die ehemalige Freihändlerwelt von einer Mehrparteienkoalition regiert, die ständig »schwächelte« – durch die Tolkanderkrise waren die andauernden Probleme zwischen den einzelnen Parteien nur verschärft worden. Dementsprechend wechselten die Anforderungen, die der Delegierte erfüllen musste.

Nicht zuletzt deshalb hielt er sich meistens im Hintergrund, ließ die anderen hitzig debattieren und gab sich undurchschaubar. Seine Gesichtshaut war auffällig glatt, und er brachte es fertig, Gesten und Mimik auf ein Minimum zu reduzieren, so dass niemand wusste, woran man mit ihm war.

»Wir wissen, dass du nur ein kleines Rädchen bist«, schnappte Sirkne Vuil verächtlich. Sie hatte für »geschniegelte und aalglatte Typen«, wie es die Ertruserin nannte, nichts übrig. »Und pass bloß auf, dass dir nicht doch mal eine Regung entkommt!« Ihr violett gefärbter Haarkamm wippte, als wollte er die Aussage unterstreichen.

Diese Provokation war viel zu mild. Stendar Kolomb würdigte sie nicht einmal eines Blickes aus seinen glanzlosen, hellen Augen.

Mit ebenso »farbloser« Stimme fuhr er fort: »Die Regierung von Olymp ist jedenfalls der Ansicht, dass das Angebot der Arkoniden keinesfalls ehrlich gemeint ist. Das Kristallimperium hat zwar eine Menge Geld und Zeit investiert, um die Palaststadt Mirkandol in der Wüste Khoukar zu errichten, aber diesen Elan kennen wir nur zu gut aus der arkonidischen Vergangenheit. Arkoniden lieben Pomp und Protz jeder Art.«

Cistolo Khan schaute auf, als sein Assistent erneut in den Raum kam. In solchen Fällen bevorzugte der LFT-Kommissar persönliche Assistenten; ein Robot-Servo wäre unpersönlicher und sogar unhöflicher gegenüber den Delegierten gewesen.

»Ein dringender Anruf«, murmelte ihm der junge Terraner ins Ohr.

Einen Moment lang war Khan erleichtert, endlich einen Grund zu haben, diesem eigentlich völlig sinnlosen Kreis aus Besprechungen zu entkommen; andererseits bedeutete das wahrscheinlich nur wieder neue Probleme.

»Ich bitte, mich zu entschuldigen«, sagte er und stand auf. Die meisten Anwesenden schauten ihn verblüfft an. »Ich habe ein dringendes Gespräch, das ich nicht aufschieben kann.«

Der plophosische Delegierte gab ihm durch angedeutetes Händeklatschen zynischen Beifall. »Gut inszeniert«, meinte er bissig.

Rutsch mir doch den Buckel runter, dachte Cistolo Khan. Er lächelte schwach.

»So einfach ist es leider nicht«, sagte er nach kurzer Überlegung trocken.

»Wir kommen auch so zurecht«, giftete Sirkne. »Es ist ja kaum von Bedeutung, dass bei einer solchen Debatte weder der Kommissar noch überhaupt die Erste Terranerin anwesend ist.«

»Bedauerlicherweise ist Paola Daschmagan verhindert«, entgegnete Cistolo Khan. »Sobald ihr Auftritt im Trivid beendet ist, wird sie umgehend hier eintreffen. Vielleicht wollt ihr bis dahin eine längere Pause einlegen, um etwas zu essen und eure Gedanken zu ordnen. Eventuell gibt es dann in einigen Punkten eine Einigung.«

Dann verließ der LFT-Kommissar den Raum. Es reichte ihm.

 

*

 

Der LFT-Kommissar eilte in sein Büro. Das Gesicht, das dort auf das Holo über der Tischplatte projiziert wurde, kam ihm nicht bekannt vor.

»Marga Rejka«, stellte sich die Anruferin vor. »Ich leite die Forschungsstation Neptun Vier auf Zyan, der Heimatwelt der Solmothen.«

Cistolo Khan war sofort alarmiert. »Gibt es ein Problem mit dem Perlamarin-Handel?« Es wäre nicht das erste Mal, dass Profitjäger versuchten, den Solmothen auf illegale Weise die begehrten Kristalle abzujagen.

»Nichts dergleichen, es geht um etwas ganz anderes«, antwortete die Meeresbiologin. »Die gesamte Solmothenflotte ist zu einer Friedensmission aufgebrochen.«

»Zu welcher Friedensmission? Und wie viele sind unterwegs?«, fragte Khan verdutzt.

Marga schmunzelte. »Die Flotte besteht aus ganzen fünf Schiffen, und es sind jeweils zehn Solmothen an Bord. Sie möchten, dass die Völker der Galaxis das Angebot der Arkoniden annehmen.«

»Wie bitte?«

»Du hast schon verstanden. Kurz vor dem Aufbruch konnten wir ausufernde Wassertänze beobachten, eine derartige Erregung habe ich noch nie vorher erlebt. Es ist ihnen bitterernst. Ich nehme an, dass der Anführer der Gruppe, Battanboo, auf dem Weg nach Terra ist. Wir schicken dir gerade auch ein Datenpaket über die Solmothen zu, dann kannst du dich mit ihnen beschäftigen. Mach dich auf jeden Fall auf einen Besuch gefasst!«

Marga Rejka nickte dem Kommissar grüßend zu und beendete die Verbindung.

Cistolo Khan wusste nicht, was er von dieser Nachricht halten sollte. Er kannte die Solmothen so gut wie nicht, wusste aber, dass sie als äußerst friedfertiges und wenig aktives Volk galten. Was hatte sie dazu bewogen, plötzlich ins Rampenlicht der galaktischen Bühne zu treten?

Der Assistent meldete sich über Funk: »Atlan ist hier.«

»Der Arkonide soll hereinkommen.«

Normalerweise war die derzeitige Lage ein Fall für den Terranischen Liga-Dienst. Doch das Hauptquartier mit dem TLD-Tower war zusammen mit seiner Chefin Gia de Moleon und dem Stadtteil Alashan verschwunden. Die Möglichkeit, Spionage zu betreiben, war mehr als eingeschränkt, und der LFT-Kommissar hatte keine andere Wahl, als auf eine persona non grata zurückzugreifen – nicht erwünscht auf beiden Seiten, wohlgemerkt.

Atlan hatte mit seiner IPRASA eine ausgezeichnete Untergrundorganisation zur Verfügung; zudem konnte niemand besser als er über die arkonidischen Verhältnisse Bescheid wissen. Der Arkonide hielt sich auf Terra allerdings stets nur inoffiziell auf und verhielt sich so unauffällig wie möglich, um die Stimmungsmache gegen ihn nicht noch mehr anzuheizen.

»Ich komme gerade von der RICO, aber leider nicht mit Neuigkeiten«, meldete der unsterbliche Arkonide. Ohne weitere Umstände ließ er sich in einen Sessel vor dem Arbeitstisch fallen und musterte Cistolo Khan aus aufmerksamen rötlichen Augen. »Wie kommt ihr mit euren Gesprächen voran?«

»Langsam«, antwortete der LFT-Kommissar ausweichend. »Die Delegierten werden natürlich auch von den öffentlichen Diskussionen beeinflusst.«

»Das kann ich mir denken«, behauptete Atlan.

»Trotzdem bist du gerade im richtigen Moment hereingeschneit«, schwenkte der LFT-Kommissar von dem unangenehmen Thema ab.

Er berichtete, was er soeben über die Solmothen erfahren hatte. Gemeinsam schauten sie sich einen Teil der Daten an, die von der Meeresbiologin per Hyperfunk übersandt worden waren. Die Wassertänze wirkten faszinierend, doch die Erklärungen der Biologin machten klar, wie gefährlich sie zugleich für die Solmothen waren.

Nachdem die Aufzeichnungen beendet waren, presste Atlan die Fingerspitzen aneinander.

»Dieses Unterfangen hat etwas Rührendes wie seinerzeit Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen«, kommentierte er kritisch.

»Naiv ist es in der Tat. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich ihnen nicht einen Begleitschutz geben sollte.«

»Das ist meiner Ansicht nach nicht notwendig. Niemand nimmt die Solmothen richtig ernst. Ich bin sicher, dass alle Angehörigen der LFT und des Forums Raglund sowie anderer Völker sie freundlich empfangen und anhören werden. Ihnen wird bestimmt kein Leid geschehen. Dafür sind sie viel zu kostbar und auch gleichzeitig zu beliebt.«

»Makaber, aber wahr. Nachdem die Profitjäger endlich begriffen haben, dass nur ein lebender Solmothe Perlamarin erzeugen kann, ist jedes Handelsunternehmen ängstlich darauf bedacht, dass dem kleinen Wasservolk nichts geschieht.« Cistolo Khan seufzte. »Dennoch verstehe ich nicht, weshalb sie dieses Unternehmen gestartet haben.«

»Ich schon«, behauptete Atlan trocken.

»Atlan, sie nehmen doch kaum am galaktischen Geschehen teil!«

»Das bedeutet nicht, dass sie sich nicht umfassend informieren. Anscheinend sind sie von den guten Absichten meines Volkes überzeugt.«

Der LFT-Kommissar lehnte sich zurück. Per Tastendruck beauftragte er einen Servo, Getränke zu reichen.

»Und du?«, fragte er und schaute den Arkoniden direkt an.

 

*

 

Atlan zögerte nicht mit der Antwort. »Ich glaube ebenfalls daran«, sagte er prompt.

Cistolo Khan hob seine dichten Augenbrauen. »Gerade du? Das überrascht mich am meisten. Du bist doch Staatsfeind Nummer eins bei deinem Volk.«

Der Unsterbliche deutete ein Lächeln an. »Eben das möchte ich ändern«, drückte er mild aus.

»Woher sollte diese plötzliche Wandlung aber kommen, Atlan?«, hielt Khan ihm vor. »In den letzten Jahrzehnten haben sich die Arkoniden als äußerst patriotisch gezeigt, sie wollten ihr Volk wieder zur alten Größe führen. Aus dem Grund haben sie dich verdammt, weil du bei deiner kosmopolitischen Haltung geblieben bist.«

»Ich glaube nicht, dass es eine plötzliche Wandlung ist«, widersprach Atlan. »An der Grundeinstellung der Arkoniden hat sich sicherlich nichts geändert. Aber sie sind nicht dumm. Sie wissen, dass mit einem galaxisweiten Krieg nichts zu gewinnen ist. Der heutige technische Standard, der allgemein bei den Völkern des Galaktikums vorherrscht, bringt ihnen keine Vorteile. Sie würden sich in einer endlosen Materialschlacht aufreiben, zermürben und letztendlich unterliegen. Eventuelle Bündnispartner würden später sicherlich abspringen, um ihre eigene Machtstellung auszubauen. Anstatt Macht zu erhalten, würde Arkon allmählich ausbluten.«

»Also versuchen sie es auf diplomatischem Wege. Ist es das, worauf du hinauswillst?«

»Warum nicht? Ich finde nichts Verwerfliches an dem Wunsch meines Volkes, wieder eine wichtige Position innerhalb des Galaktikums einnehmen zu wollen. Mit dem Ort der Begegnung auf Arkon I wäre das ein erster Schritt zu einer friedlichen Lösung, die letztlich allen nur Vorteile bringt. Es wird Zeit, dass man sich wieder an einen Tisch setzt und an einem Strang zieht! Diese Zersplitterung der letzten Jahrzehnte hat im Endeffekt niemandem geholfen, wie wir zuletzt mit der Tolkander-Invasion erlebt haben! Die Zerstörungen sind immer noch groß, also wäre das ein guter Ansatz für einen Neubeginn.«

Cistolo Khan rieb sich den Handrücken. »Etwas Ähnliches habe ich zu dir gesagt, als ich dich aufforderte, Camelot offen zugänglich zu machen, erinnerst du dich?«