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MARKUS HORNTRICH

CRASHKURS

CHARTTECHNIK

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Copyright 2008 der Originalausgabe:

Copyright 2017 der überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe:

Covergestaltung: Johanna Wack

ISBN 978-3-86470-464-2

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

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Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

INHALT

Vorwort

Kapitel 1 image Einführung

Kapitel 2 image Grundlagen der Charttechnik

Kapitel 3 image Chartformationen und ihre Interpretation

Kapitel 4 image Technische Indikatoren

Kapitel 5 image Checkliste für den Börsenerfolg

Glossar

Anhang

VORWORT

Börsenaltmeister André Kostolany hat in seinen Vorträgen oft den Satz gebracht: „Spekulieren kann jeder, es zur richtigen Zeit zu tun, das ist die Kunst.“ Dieses Buch richtet sich an Interessierte und Börsenneulinge, die genau diese Kunst erlernen wollen.

Es ist grundsätzlich nicht schwer, aussichtsreiche Investments zu finden. Man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Und dabei geht es nicht unbedingt darum, die nächste Microsoft zu entdecken. Denken Sie einfach einmal darüber nach, wann Sie zum ersten Mal einen Suchbegriff bei Google eingegeben haben und seitdem vielleicht nie mehr eine andere Suchmaschine regelmäßig benutzt haben. Wann Ihre Kinder unbedingt einen Apple iPod oder ein iPhone haben wollten und sich dazu noch am besten Ihre Kreditkarte ausleihen wollten, um bei Apple iTunes Musik oder Spiele herunterzuladen. Oder Sie beobachten sich selbst und stellen fest, dass Sie Produkte, die Sie kaufen wollen, immer bei Amazon bestellen. Wenn Sie sich noch erinnern können, wann Sie mit diesen mittlerweile alltäglichen Sachen erstmals in Berührung gekommen sind, dann schauen Sie sich die Kurse von Google, Apple, Amazon und Co an und Sie werden feststellen, dass seitdem zig Prozent Kursgewinn möglich gewesen wären.

Sie müssen also nicht unbedingt die Bilanzen der Unternehmen wälzen und ins Kleinste zerlegen, um ein aussichtsreiches Unternehmen zu finden. Natürlich ist es besser, wenn Sie das können, aber nicht jeder ist Bilanzbuchhalter oder hat BWL studiert. Und natürlich wäre es besser, wenn Sie Spezialist in Fundamentalanalyse wären. Denn dann könnten Sie – wie in jeder „Basisinformation für Wertpapiere“ von Ihrer Bank empfohlen – alles rund um den Aktienmarkt analysieren. Alle denkbaren Einflussgrößen wie das gesamtwirtschaftliche Umfeld, die Branche und schließlich das betreffende Unternehmen selbst, um einen Aufschluss über die künftige Entwicklung von Gewinn, Dividende und Cashflow (Zahlungsüberschuss) zu erhalten.

Mithilfe der Finanzmathematik könnten Sie daraus dann einen Barwert berechnen, um für das betreffende Unternehmen und damit die Aktie einen fairen Wert oder einen fairen Kurs zu ermitteln. Die Theorie würde dann lauten: Liegt der faire Kurs über dem aktuellen Börsenwert, gilt die Aktie als unterbewertet und somit attraktiv – sie ist also kaufenswert. Ist der Wert dagegen geringer als der aktuelle Börsenwert, ist die betreffende Aktie überbewertet und damit unattraktiv für einen Kauf beziehungsweise sollte verkauft werden.

Nein, solch umfassende Fundamentalanalysen sind für einen „Normalanleger“ ohne Analystenausbildung in der Praxis nicht machbar. Sie müssen sich letztendlich auf die Einschätzung von Dritten verlassen – auf Bankanalysten, Wirtschaftsmagazine, Börsenbriefe und so weiter. Im günstigsten Fall können Sie selbst auf Basis bestehender Datenbanken Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Dividendenrendite berechnen, um einzuschätzen, ob eine Aktie günstig ist oder nicht. Über Finanzseiten im Internet wie www.onvista.de, www.finanztreff.de, www.ariva.de oder www.deraktionaer.de ist dies meist sehr einfach möglich. Problematisch dabei bleibt jedoch die Tatsache, dass es sich immer um Zukunftsprognosen handelt. Und wer kann die Zukunft schon mit Sicherheit vorhersagen, geschweige denn künftige Gewinne und Cashflows abschätzen, die zwei oder mehr Jahre in der Zukunft liegen? Um das halbwegs vernünftig machen zu können, müsste man ein Unternehmensinsider sein oder hellseherische Fähigkeiten besitzen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich will Ihnen die Fundamentalanalyse nicht madig machen. Neben den Unsicherheiten, die fundamentale Zukunftsprognosen nun mal in sich tragen, will ich Sie vor allem auf einen wichtigen Aspekt hinweisen: Fundamentale Kennzahlen können Ihnen sagen, ob ein Wert über- oder unterbewertet ist. Was sie jedoch nicht sagen können, ist, ob ein Kurs steigt oder nicht. Eine Aktie kann unter fundamental-analytischen Gesichtspunkten noch so günstig sein, wenn keiner den Wert kauft, wird der Kurs nicht steigen. Häufig sind es zudem gerade die „teuren“ Aktien, die steigen.

Um zu erfahren, ob eine Aktie steigt oder fällt, müssen Sie sich zwangsläufig den Kursverlauf des jeweiligen Wertes ansehen. Und damit wären wir schon bei der Charttechnik. Sie hilft Ihnen abzuschätzen, ob ein Index, ein Rohstoff, eine Währung oder eine Aktie gerade abwärts, seitwärts oder aufwärts tendiert. Und sie sagt Ihnen, ob Sie bei attraktiven Investments wie Google, Apple, Amazon und Co noch einsteigen können und vor allem wann.

Fundamentalanalyse und Charttechnik schließen sich nicht gegenseitig aus. Nur wird Ihr Timing beim Handeln optimiert, wenn Sie die Gesetze der Charttechnik befolgen. „Crashkurs Charttechnik“ soll daher den Grundstein dafür legen, damit Sie mithilfe der Charttechnik mehr Gewinn an der Börse machen.

KAPITEL 1

EINFÜHRUNG

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben eine nette Dame oder einen netten Herrn zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Der Besuch klingelt an der Tür, eingehüllt in wohlriechendes Parfüm, schön gekleidet, topgestylt und mit einem breiten und vielleicht leicht nervösen Lächeln im Gesicht. Wenn es sich um eine Frau handelt, hat sie möglicherweise ein brandneues Kleid an, eher kurz und figurbetont. Handelt es sich um einen Mann, so trägt er vielleicht einen neuen Designeranzug, das Hemd aufgeknöpft. Kurzum, Ihr Besuch geizt nicht mit allen möglichen Reizen.

Für Sie ist das schon einmal ein erstes Signal. Ihr Gast will Ihnen gefallen. Im Börsianerjargon würde man jetzt sagen: „Der Trade ist heiß und ein Investment wert.“ Im Falle eines Dates investieren Sie bei positiven Signalen mehr Zeit in Ihren Besuch, zum Beispiel in Form weiterer Dates, ohne weitere „Fundamentaldaten“ wie den Kontostand oder Ähnliches zu kennen. So ähnlich verhält es sich mit der Charttechnik. Entscheidend ist, welche Signale der Kursverlauf aussendet. Die Fundamentaldaten stehen dabei nicht unbedingt im Vordergrund.

Die Charttechnik oder auch Technische Analyse klammert alle fundamentalen Prognoseprobleme völlig aus, indem sie sich nur auf einen Aspekt konzentriert: den Kursverlauf. Der Kurs ist die einzige wirklich messbare Größe, denn der Marktwert einer Aktie wird ausschließlich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage an der Börse bestimmt. Nicht umsonst hat sich unter Börsianern der Spruch eingebürgert: „Der Markt hat immer recht.“ Charttechnik ist nichts anderes als eine Zeitreihenanalyse von historischen Kursverläufen mit dem Ziel, den weiteren Verlauf zu prognostizieren. Das Basiswerkzeug des Charttechnikers sind daher die Charts, also grafische Abbildungen des historischen Kursverlaufs (siehe Kapitel 2). Nun mögen Sie sich fragen, wie es funktionieren kann, aus vergangenen Kursen auf die künftige Kursentwicklung zu schließen. Es funktioniert einfach, wie die folgenden Kapitel zeigen werden.

Was ist Charttechnik und warum funktioniert sie?

Kursverläufe oder Charts sind nicht nur ein Abbild der Preisentwicklung eines bestimmten Basiswerts, sondern gleichzeitig auch ein Psychogramm aller Marktteilnehmer hinsichtlich dieses Basiswerts. Die Entscheidungen über Kauf und Verkauf an der Börse werden von Menschen getroffen, die sowohl rational als auch emotional handeln. Aus diesen Entscheidungen resultieren Kurse, die sich im Zeitverlauf als Charts abbilden lassen. Angebot und Nachfrage werden in jedem Augenblick des Börsengeschehens von einer Vielzahl von Einflussfaktoren bestimmt, die der „Markt“ – sprich die Gesamtheit aller Anleger – kennt, aber nicht unbedingt jeder Einzelne. Ein Chart ist somit eine Aggregation menschlicher Handelsentscheidungen und ein Abbild sämtlicher Informationen zum jeweils zugrunde liegenden Basiswert. Da am Markt auch sogenannte Insider – gut informierte Investoren – tätig sind, ist davon auszugehen, dass sämtliche wichtigen, kursrelevanten Informationen bereits vor ihrem eigentlichen Bekanntwerden per Ad-hoc-Mitteilung im Kurs enthalten sind. Sehr häufig kommt es vor, dass sich Kurse schon vor der Veröffentlichung einer positiven Nachricht nach oben bewegen. Kommt diese Nachricht dann, fällt die Kursreaktion nach oben oft gering aus, ist im ungünstigen Fall sogar negativ. „Sell on good news“ nennt man das. Die Investoren, die aufgrund besserer Informationen schon früher eingestiegen sind, verkaufen bei Veröffentlichung der Nachricht.

Der Markt hat immer recht – wer sich dessen bewusst ist, hat die Basis für das Verständnis der Charttechnik bereits gelegt. Das erklärt aber nicht, wie mit diesem Wissen der künftige Kursverlauf vorhergesagt werden könnte.

Psychologen und Soziologen liefern dafür jedoch einen guten Ansatz. Der Ausspruch „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ kommt nicht von ungefähr. Menschen verhalten sich in gleichen Situationen zwar nicht immer gleich, aber zumindest ähnlich. Frauen etwa besuchen im Shoppingcenter in der Regel immer dieselben Läden, während Männer in der Kneipe grundsätzlich ihr Lieblingsbier trinken und nie einen Karottensaft bestellen würden. Solche Verhaltensweisen verändern sich im Zeitablauf selten und wenn, dann nur sehr langsam. Aus diesem Grund lassen sich in Charts ähnliche und immer wiederkehrende Verläufe und Muster erkennen, die eine Zukunftsprognose ermöglichen.

Ziele von „Crashkurs Charttechnik“

Von der Börse geht für viele eine große Faszination aus. Vielleicht liegt es an den Milliardensummen, die täglich über die Börsen gehandelt werden, oder daran, dass manche die Börse als eine Art Glücksspiel ansehen. Ein Glücksspiel war es sicher für viele in der Hochphase des Neuen Marktes. Jeder, vom Taxifahrer über den Frisör bis zum Platzwart beim Fußballverein, versuchte sein Glück mit Börsenspekulationen.

André Kostolany bezeichnete die Spekulation des Öfteren als eine Kunst. Künstler sind Leute mit besonderen Fähigkeiten, so gesehen ist die Bezeichnung Kunst vielleicht nicht wörtlich zu nehmen, denn Spekulieren kann jeder lernen.

Um an der Börse aktiv werden zu können, stellt sich im Grunde nur eine Frage: Wie kann ich von den Kursbewegungen profitieren? Im Wesentlichen gibt es dafür zwei Möglichkeiten:

imageMan kauft einen bestimmten Wert, einen Index, eine Aktie, einen Rohstoff et cetera.

imageDer Wert steigt anschließend.

imageDanach verkauft man den Wert mit Gewinn.
Oder:

imageMan verkauft (shortet/leerverkauft) einen Wert. Shorten oder Leerverkaufen bezeichnet die Möglichkeiten, von fallenden Kursen zu profitieren, indem man einen Wert verkauft, den man noch nicht besitzt – in der Hoffnung, diesen später günstiger einkaufen zu können. Diesen späteren Einkauf nennt man auch Eindecken oder Covern. Alternativ besteht die Möglichkeit, über Zertifikate und Optionsscheine mit Hebelwirkung (dafür aber auch mit größerem Risiko) an fallenden Kursen zu partizipieren.

imageDer Wert fällt.

imageDanach wird der Wert mit Gewinn wieder eingedeckt.

An der Börse lässt sich also in beide Richtungen Geld verdienen. Um von Kursbewegungen profitieren zu können, muss man diese jedoch einschätzen können. Man muss wissen, auf welchem Kursniveau gekauft werden kann, in welche Richtung sich der gekaufte Wert bewegen könnte, wo mögliche Kursziele liegen, um schließlich Gewinne realisieren zu können. Kurz gesagt: Man muss eine Vorstellung von der wahrscheinlichen zukünftigen Kursentwicklung haben.

„Crashkurs Charttechnik“ hat das Ziel, Ihnen einen Werkzeugkasten an die Hand zu geben, mit dessen Hilfe Sie genau diese Fragen beantworten können. Dieses Buch ist für Börseneinsteiger konzipiert, die schnell und unkompliziert Einblick in die Technische Analyse bekommen wollen. Dazu zählen insbesondere die wichtigsten Chartarten (Kapitel 2) und natürlich die bereits angesprochenen, immer wiederkehrenden Chartformationen (Kapitel 3) sowie die wichtigsten Technischen Indikatoren (Kapitel 4). Insbesondere werden Sie nach der Lektüre von „Crashkurs Charttechnik“ das Basiskonzept der Technischen Analyse (Kapitel 2) verstanden haben. Dazu zählen das Erkennen gegenwärtiger Trends und die möglichst frühzeitige Wahrnehmung von Trendänderungen.

Zweck dieses Buches ist es natürlich nicht nur, einen Einblick in die Theorie der Technischen Analyse zu geben, sondern es fließen auch langjährige Erfahrungen mit Chartverläufen und -formationen ein. Ziel ist es also, dem Leser nicht nur einen theoretischen Hintergrund zu vermitteln, sondern ihn auch an bisher gemachten Erfahrungen teilhaben zu lassen. Gerade für Einsteiger mag Charttechnik sehr theoretisch und abstrakt sein. Die in der Praxis wunderbar funktionierende Theorie wird in den folgenden Kapiteln anhand einer Vielzahl von praktischen Chartbeispielen erläutert, die jedem einen Eindruck vermitteln, wie Charttechnik funktioniert und wie man sie praktisch und gewinnbringend anwendet.

KAPITEL 2

GRUNDLAGEN DER CHARTTECHNIK

Der Grundlagenteil setzt sich aus zwei Abschnitten zusammen: den wichtigsten Chartarten sowie dem sogenannten Basiskonzept der Technischen Analyse. In der Charttechnik wurden viele verschiedene Möglichkeiten entwickelt, um einen Kursverlauf darzustellen. Die wichtigsten davon werden im folgenden Abschnitt beschrieben.

Besonders aufmerksam sollten Sie die Ausführungen zum Basiskonzept lesen, denn es bildet die Grundlage für das gesamte Buch. Auch die Interpretation der einzelnen Chartmuster geht darauf zurück. Das Basiskonzept zieht sich im Grunde wie ein roter Faden durch die gesamte Charttechnik. Im Laufe dieses Buches werden wir daher immer wieder auf das Basiskonzept zurückkommen.

Wichtige Chartarten

Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Arten der grafischen Kursdarstellung entwickelt. Je nach Zweck und Vorliebe verwenden Chartanalysten die für sie am besten passende Darstellung der Kurse. Das bezieht sich sowohl auf die Form der Charts als auch auf den Zeitraum, die Intervalleinteilung und die Skalierung. Der Zeitraum ist prinzipiell frei wählbar und ist lediglich dadurch beschränkt, dass in einigen handelsüblichen Kurssystemen nur eine begrenzte Kurshistorie verfügbar ist. Neben dem Zeitraum ist die Intervalleinteilung entscheidend: Üblich sind Unterteilungen in Jahre, Quartale, Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten und in sogenannte Ticks (jede einzelne Kursveränderung). Bei der Skalierung unterscheidet man zwischen der linearen (arithmetischen) und der logarithmischen Darstellung, deren Unterschied im folgenden Kapitel noch erläutert wird. Bei den Charttypen sind Linien-, Balken- und Kerzencharts bei den Charttechnikern am gängigsten, einige Spezialformen werden jedoch ebenfalls kurz angerissen.

Liniencharts

Bei Liniencharts wird nur der jeweilige Schlusskurs des gewählten Zeitraums dargestellt, bei Tagescharts also zum Beispiel der Schlusskurs des jeweiligen Tages. Kursschwankungen innerhalb des gewählten Intervalls werden dabei nicht deutlich. Die Chartanalyse mithilfe von Liniencharts ist aus diesem Grund etwas ungenauer und auch unvollständig, da etwa Informationen fehlen, wie sich der jeweilige Wert innerhalb eines Tages, Monats, Quartals et cetera bewegt hat. Informationen zur Volatilität – gerade für Daytrader ein wichtiger Aspekt – fehlen bei Liniencharts vollständig. Dennoch können sie zur Unterstützung der Einschätzung hilfreich sein. Einige Charttechniker stellen zum Beispiel die Betrachtung der Schlusskurse in ihren Analysen in den Vordergrund und verwenden daher, zumindest zusätzlich zu den häufiger genutzten Balken- oder Kerzencharts, auch Liniencharts.

Beispiel 1: Linienchart

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Balkencharts

Das Manko der Liniencharts, welche die Entwicklung innerhalb des gewählten Intervalls ausklammern, wurde bereits Ende der 1950er-Jahre mit der Entwicklung von Balkencharts behoben. Bei diesem auch Barchart genannten Typ wird jedes Intervall als senkrechte Linie dargestellt.

Beispiel 2: Barchart

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Das obere Ende dieser Linie markiert dabei jeweils den Höchstkurs, der innerhalb des Intervalls erreicht wurde. Analog zeigt das untere Ende den entsprechenden Tiefstkurs an, sodass die Linie damit auch der Handelsspanne entspricht. Mit einem waagerechten Strich auf der linken Seite kennzeichnen Barcharts den Eröffnungskurs, während der Strich auf der rechten Seite den Schlusskurs anzeigt. Damit lassen sich aus Balkencharts alle relevanten Kursinformationen – Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs sowie die Handelsspanne – herauslesen.

Candlestick-Charts

Candlestick- oder Kerzencharts enthalten dieselben Informationen wie die Balkencharts. Die visuelle Erfassung der Information ist jedoch wesentlich einfacher. Kerzencharts stellen die Spanne zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs als kleines Rechteck dar – den Kerzenkörper. Darüber hinausragende Schwankungen werden als Docht oder oberer Schatten, darunter ragende als Lunte oder unterer Schatten dargestellt. Damit hat diese Darstellungsform eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Kerze – daher auch der Name.

Um kenntlich zu machen, ob der Schlusskurs höher oder tiefer als der Eröffnungskurs liegt, haben die Kerzen zudem unterschiedliche Farben.

Beispiel 3: Candlestick-Chart

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Die Kerze ist weiß, falls der Schlusskurs höher liegt, und schwarz, falls er niedriger liegt. Die Farbe zeigt also an, ob der Kurs innerhalb des Intervalls eher gestiegen oder eher gefallen ist. Manche Kurssysteme benutzen auch andere Farbgebungen. Fallende Kurse sind dann zum Beispiel rot gekennzeichnet, während steigende grün sind.

Der Candlestick-Chart gilt als Standardformat bei der Chartdarstellung, da er sowohl im kurzfristigen als auch im langfristigen Zeithorizont genutzt werden kann und alle relevanten Daten besonders aussagekräftig darstellt. Im weiteren Verlauf dieses Buches werden daher häufig Candlestick-Charts verwendet.

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Sonderformen: „Point and Figure“-, Kagi-, Renko- und „Three Line Break“-Charts

Neben den dargestellten Formen – Linien-, Bar- und Candlestick – Charts – gibt es noch Sonderformen: „Point and Figure“-, Kagi-, Renko-Charts und „Three Line Break“. Da diese Chartformen sehr selten beziehungsweise nur von Spezialisten verwendet werden, sollen sie nur der Vollständigkeit halber kurz erläutert werden. Sie können darauf vorerst aber auch problemlos verzichten, diesen Teil überspringen und ab dem Abschnitt „Kompression und Skalierung“ weiterlesen.

„Point and Figure“-Charts:

Der „Point and Figure“-Chart, kurz PF-Chart, ist eindeutig auf die Bestimmung des Trends spezialisiert. Der Unterschied zu „normalen“ Charts ist im Wesentlichen, dass die Zeitachse bei PF-Charts keine Beachtung findet. PF-Charts bestehen meist aus grünen (grauen) „X“ und roten (schwarzen) „0“. Jedes X steht dabei für eine Kursbewegung von einer bestimmten Größe, die vom Analysten entweder in einer prozentualen oder einer absoluten Größenordnung frei definiert werden kann. Aufwärtsbewegungen um die festgelegte Einheit werden mit einem grünen X gekennzeichnet, Abwärtsbewegungen entsprechend mit einer roten 0. Die Symbole werden so lange über- oder untereinander eingezeichnet, bis eine Trendumkehr stattfindet. Ändert der Kurs seine Richtung um einen voreingestellten Wert, die sogenannte Reversal-Größe, wird eine neue vertikale X- oder 0-Reihe begonnen. Der Vorteil von PF-Charts ist die gute Vorhersehbarkeit von Trendänderungen.

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Kagi-Charts

Kagi-Charts stammen aus Japan und werden durch eine Aneinanderreihung von vertikalen dicken und dünnen Linien gebildet. Die Richtung beziehungsweise Stärke der Linien hängt von der jeweiligen Kursbewegung ab. Wie bei den PF-Charts wird bei Kagi-Charts die Zeitachse vernachlässigt. Die vertikale Linie wird so lange verlängert, wie der Kurs seine Richtung fortsetzt. Erst wenn der Kurs seine Richtung ändert, wechselt auch die Linie ihre Richtung. Das geschieht wie bei PF-Charts in Abhängigkeit von der Reversal-Größe.

Dicke Linien signalisieren eine Nachfrage, die das Angebot übersteigt, was steigende Kurse zur Folge hat. Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt und die Kurse fallen, wird dies mit dünnen Linien dargestellt. Handelssignale werden dabei durch Linienwechsel generiert. Der Wechsel von einer dünnen zu einer dicken Linie ist ein Kaufsignal. Ein Verkaufssignal wird entsprechend durch den Wechsel von dick auf dünn erzeugt. Wie PF-Charts zeigen Kagi-Charts nur die Trendrichtung des Basiswerts an.

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Renko-Charts