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Inhalt

Impressum

Prolog

Der Weg ins Leben

Als die Maikäfer noch flogen

Die Zeit bis zur Schule

I wü wida hoam

Es ist so weit, Volksschulzeit

Wonnemonat Mai

Aus drei wird vier

Raunächte, Advent, die stille Zeit

Erinnerung an bemerkenswerte Lehrer und Schüler

Zwischen Zeit und Ewigkeit, wenn der Geist erwacht

Gefunden und festgehalten

Mein Gott, deine Kirchen

Noch immer Schule

Die letzten Zwangsferien

Lederhose

Warum ich Schwule nicht wirklich mag

Kotzgraben

Letztes Schuljahr

Lehrjahre, Ausbildung in der STA

Freilichtkino

Bella Italia Lignano

Melancholie im September

Sportlich war ich auch

Als ich Bärbel kennenlernte

Meine Zeit beim Heer Dritte Kompanie Feldjäger

Abrechnung mit den Genossen

Meine „Deutschland-Zeit“

Wieder in München

Markus

Hurra, ich habe ein Töchterlein

Mein neuer Job

Ein bisschen bi schadet nie?

Dummheit der anderen Dimension

Der Tod auf der Autobahn

Die Heimat ruft

Mostviertel

Vitus und Boss

Direktorenrunde

Meine schwarzen Freunde, auch keine Erfolgsgeschichte

Voll erwischt

Der Tod, die traurige Geschichte

Leben vor dem Leben

Wachträume

Brain storming

Wäust a Herz host wia a Bergwerk

Insel im Atlantik

Südafrika

Ode an das Marchfeld

Mitten ins Herz hinein

Weil aufrechter Gang nicht gefragt war!

Die Spaltung

Augen zu und durch

Das auch noch

Aussagen hochrangiger Parteigrößen

Warum nur?

Der lange Weg

Zukunft

Epilog

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2016 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99048-580-4

ISBN e-book: 978-3-99048-581-1

Umschlagfoto: minnystock | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

Innenabbildungen: Helmut Leitner (20)

www.novumverlag.com

Prolog

Hätte man mich vor zehn Jahren gefragt, ob ich meine Lebensbiografie schreiben werde, so hätte ich es energisch verneint. Glücklicherweise hat mich niemand gefragt.

Mag die Geschichte meines Lebens zu scharf und allzu griffig, zu leisetreterisch, laut, witzig, unterhaltend, langweilig oder banal was auch immer sein. Es bleibt dem jeweiligen Leser überlassen, das zu beurteilen. Alles, was geschrieben steht, gehört zu mir und nichts kann daraus weggedacht werden. Es ist meine Geschichte über die durchwanderten Landschaften meines Lebens. Meine Stimmung widerspiegelnd am Tag des Schreibens, ein Wechselbad, wie eben das Leben so spielt.

Ja, ich habe mich mit Frische und Unbefangenheit ans Werk gemacht, den Blick auf die großen Linien gerichtet, festgehalten, was die Erinnerungen herzugeben im Stande waren. Was für eine Zeit habe ich durchlebt. Was für eine Welt, als noch die Maikäfer flogen, Mauersegler mit schrillem Schrei durch die Gassen und Straßen meiner Heimatstadt fegten.

Das Umfeld ist für alle Bewohner des blauen Planeten bedrohlicher geworden und der sichere Boden unter unseren Füßen ist in Bewegung geraten. Wir leben vor dem grauenvollen Hintergrund von mehr als einer Milliarde Hungernder in der Welt. Man stellt soziale Redlichkeit und humane Wertvorstellungen immer mehr in Frage. Ökologische Veränderungen treiben auf ihren Höhepunkt zu. Sind Kriminalität, Terror, zunehmende Brutalisierung zwischenmenschlicher Bereiche, Drogenmissbrauch und eine weltweite Energiekrise Alarmsignale einer kommenden Weltkatastrophe?

Man möchte einen starken Halt haben und sich geborgen wissen in einer Liebe, von der keine Macht der Welt trennen kann. Wohin trägt uns der Strom, der uns mit zunehmender Beschleunigung aller technischen, wirtschaftlichen, politischen und auch geistigen Prozesse mit sich fortreißt? Mündet er in einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes? Ist der Homo Sapiens, der aufrecht gehende, denkende Mensch, „seines Schöpfers Ebenbild“, nicht mehr Herr seines Schicksals? Wird er selbst Opfer der von ihm entfesselten Energien und Mächte?

Unsere Zeit, einsame Masse, stummer Frühling, Kulturverfall und Verlust der Mitte, von einer unaufhörlichen Kollektivierung unserer Lebensmöglichkeiten eingekreist.

Ist es das Fehlen an Liebe zu sich selbst (wie soll man dann den Nächsten lieben?), die Armut an Liebe zur Natur, zur Schöpfung?

Ich sage, ja, die großen globalen Probleme resultieren aus Mangel an Verständnis und Solidarität, beruhen auf fehlender Liebe zu allem, was da kreucht und fleucht, blüht und wächst.

Bin ich ein Nihilist? Nein, ich glaube an meine, an unsere Zukunft!

Dazu fällt mir das Lied von Heinzl ein: „Weinen mit den Ackergäulen oder mit den Wölfen heulen, warten, bis die Schwalben kommen, wieder im nächsten Jahr.“ Ich habe immer auf die Schwalben gewartet und es war gut so. Nur jetzt sterben schon die Bienen, ich höre die schrillen Schreie der Mauersegler schon lange nicht mehr, die Schwalben werden immer weniger und die Maikäfer …

Der Weg ins Leben

Die ersten verschwommenen Bilder tauchen aus dem Dunkel der Vergangenheit auf.

1943 unsere Mutter, Vater war im Krieg.

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Ich beginne zu schreiben, es ist ein Maientag anno Domini 2009, die Amsel flötet ihr Lied, bauschige Wolken segeln im Azur des Himmels wie damals und dennoch.

Da sitze ich, am PC, gedankenverloren das Foto mit meiner Mutter, meinem Bruder Manfred und mir betrachtend. Ein Familienbild ohne Vater, ein Bild aus dem Jahr 1943, wie die Zeit vergeht.

Es fällt mir in meiner Melancholie Martin Luther ein, der angeblich gesagt haben soll: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Ich habe ein Haus gebaut, zwei Kirschbäume, fünf Birken gepflanzt, aber keinen Apfelbaum, werde ich noch pflanzen?

Ich habe zu schreiben begonnen, für meine Lieben und mich, fest hoffend auf ein wohlmeinendes Schicksal für meine drei Kinder Markus, Andrea und David, meine Enkelkinder Philipp, Elias, Jonas, Xaver, Viktor und Flora. Ich schließe die Augen, spüre die warmen Sonnenstrahlen auf nackter Haut, im Radio singt Reinhard Mey: „Es gibt keine Maikäfer mehr“, gibt es sie wirklich nicht mehr? Ich habe schon lange keinen mehr gesehen.

Als die Maikäfer noch flogen

Kindheit

Geboren am 19. Juni 1940 um 22 Uhr 35, Sternbild Zwilling, Aszendent Steinbock. Die Sonne repräsentiert den Intellekt, den Geist, dargestellt als Symbol des Kreises, der Mond die Seele und das Empfängliche, das Kreuz als Symbol der Materie kommt allein nicht vor, da Materie ohne die beiden anderen Prinzipien nicht lebensfähig ist. Das Zwillingssymbol, also Merkur, zeigt, dass alle drei Prinzipien im harmonischen Ausgleich sind. Die Sache hat bei mir nur einen Haken, zu meiner Geburtsstunde standen Sonne und Mond in Opposition. Na dann …

Am Anfang meines Weges, meiner Bahn, die ich in diesem Kosmos ziehen muss. Als Kind ist man still, lebt, lernt und lauscht. Dann aber wird man aktiv, um den Weg zu gehen, die Bahn zu erfahren. „It is my way“, damit meine ich die „Freiheit des Wollens und Machens“. Jetzt am Ende des Weges geht mein Blick zurück, vieles erkennend, manches nicht. Habe ich mich selbst erkannt? Egal, es war und es ist mein Weg, durch schwere Zeiten oder schöne Zeiten. Immer wenn es dunkel wurde, mein Himmel sich verfinsterte, war es meist mein eigenes Ich, das mit hinderlich war. Die Sonnentage waren aber auch von meinem Ego geprägt, aufbauend auf Zuversicht und Gottvertrauen.

Der Zweite Weltkrieg wetterleuchtete über Europa. Hitlers Wehrmacht war an allen Fronten im Vormarsch, als ich im Juni 1940 als Zweitgeborener das Licht der Welt erblickte. Unser Vater, Sanitätsobergefreiter, bezahlte den Größenwahn Hitlers am 13. Dezember 1944 mit seinem Leben. Gefallen in Guebweiler nahe der deutschen Grenze.

Ich habe das Grab meines Vaters ein einziges Mal besucht. Ein riesiger Soldatenfriedhof mit tausenden schlichten Holzkreuzen unter schattigen Bäumen. Da stand ich an seinem Grab, am Grabe meines Vaters.

Welche Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, wie sinnlos, brutal und höllisch, ja höllisch ist doch die Geschichte der Menschheit. Nach Jahrtausenden unserer Geschichte steht noch immer fest, wir haben nichts dazugelernt.

Es war nach den Weihnachtsfeiertagen, als es an der Wohnungstür läutete. Mein Gott, ich war ein Knirps mit vier Jahren, aber ich kann mich genau erinnern, wie ich zur Tür losstürmte. Da standen zwei baumlange Männer in Uniform und gaben meiner Mutter einen Brief. Was oder ob sie etwas sagten, weiß ich nicht mehr. Meine Mutter versank in einem Meer von Tränen und ich, ratlos, nicht wissend, worum es geht, hielt mich am Bein meiner Mutter fest und weinte mit ihr. Trostlos, einsam, verlassen. Muss man sich immer erst die Augen aus dem Kopf weinen, um der Welt wieder mit einem Lächeln begegnen zu können?

Mutter hatte schon lange eine Vorahnung, da seit Wochen keine Feldpostbriefe mehr kamen. Sie erzählte uns später ihren Traum. Sie ging in den Stall von Großmutter. Im hintersten, finsteren Teil, wo nur ein kleines, trübes Fensterchen spärliches Licht in den Raum ließ, saß Vater auf einem Melkschemel und reinigte sein Gewehr. Mutter wollte auf ihn zulaufen und rief fragend: „Franzl, was machst du hier im Stall, warum schreibst du mir nicht mehr?“ Er machte eine abwehrende Handbewegung, winkte ihr mit dem Putzlappen, langsam lösten sich seine Konturen auf. Von dieser Nacht an war unsere Mutter in größter Sorge. Keine Nachricht, schlaflose Nächte und unzählige Tränen, wer weiß, wie viele vergossen wurden. Eine junge Frau wie hunderttausende andere auch, von einer düsteren Zukunft bedroht, und ihre Ahnung hat sich erfüllt.

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Vater im Ernteeinsatz irgendwo in Schlesien.

Vater war tot, gefallen für Führer, Volk und Vaterland. Großartig, noch erlebten wir fast täglich Fliegeralarm. Es wurde zur Routine, nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden, um in den Luftschutzkeller zu flüchten. Die FLAK wummerte und das Dröhnen der Bomber spielte die Begleitmusik. Die Decke des Hauses bebte von den nahen Einschlägen, aber die meisten Flieger luden ihre Bombenlast hinter dem Bahndamm ab und die Schäden in der Stadt hielten sich in Grenzen. Die Stadt war als wichtiges Angriffsziel für angreifende Flieger schwer anzufliegen. Links und rechts das Mur- und Mürztal, die steilen Flanken der Berge und am Kalvarienberg und Kreker FLAK-Batterien der Wehrmacht. Die anfliegenden Bomber wurden so ins Kreuzfeuer genommen, mussten vor den ansteigenden Bergflanken die Maschinen rechtzeitig hochziehen und so kam es, dass die meisten Bomben hinter dem Bahndamm landeten.

Seltsam, aber als Kind hat Angst eine andere Dimension als bei Erwachsenen. Es war wieder einmal mitten in der Nacht, die Sirene heulte. Ich wurde von meiner Mutter aus dem Gitterbett gerissen, mich auf dem Arm, Manfred an der Hand, stürmte sie in den Luftschutzkeller. Die Decke war mit soliden Holzpfosten abgestützt. Man hörte die FLAK bellen und die donnernden Einschläge der Bomben hinter dem Bahndamm. Adolf W., ein gestandenes Mannsbild um die 35 bis 40 Jahre (warum er nicht an der Front war, keine Ahnung?), saß zähneklappernd auf einer Holzkiste, seine Finger trommelten unaufhörlich auf eine vor ihm stehende Kiste, er hatte Angst.

Die Frontseite unseres Hauses war mit Einschlaglöchern übersät. Wir fanden jede Menge Splitter in der Mauer und am Boden, scharfkantig und gefährlich. Als wir eines Nachmittags von der Großmutter nach Hause gingen, flog ein Flugzeug tief, sehr tief, eine lange Rauchfahne nachziehend, und landete am Hohen Markt im Acker, Bruchlandung.

Ich sah beim Vorbeigehen, wie der Pilot als blutiges Bündel aus der Kanzel gezogen wurde. Meine erste Begegnung mit dem Tod.

Um nicht immer die Flucht in die Luftschutzstollen oder in den Keller antreten zu müssen, marschierten wir in die nahe Umgebung, hinauf zum Hansenhof, und lagerten am Waldrand. Fleck oder eine andere Suppe in der Milchkanne war immer dabei, damit wir uns laben konnten. Am Waldrand wurde ein Feuerchen angemacht und die Kanne mit der mitgebrachten Suppe mittels gekreuzter Stäbe darüber aufgehängt. Einmal kam der Förster Firndörfler, ich kann mich noch gut an seinen Namen erinnern, daher und verlangte, das Feuer sofort löschen. Die Suppe war gewärmt, das genügte, nur in Zukunft durften wir uns nicht mehr erwischen lassen.

Wenn die Flieger kamen, dann regnete es Silberstreifen vom Himmel. Mit diesen Streifen störten die Flieger der Alliierten die Höhenmessung der FLAK-Soldaten. Wir sammelten die Stanniolstreifen und kamen zu billigem Christbaumschmuck.

Der Frühling kam und mit ihm der Friede. Mai, laue, wundersame Nächte und die Maikäfer flogen wie eh und je, als hätte es nie einen Krieg gegeben. Angezogen vom Licht der Straßenlaternen, brummten sie mit all den anderen Insekten um die Straßenleuchten. Mit einer geheimnisvollen Sehnsucht in sich, wie sie den Kreaturen gegeben ist, die Sehnsucht nach dem Licht. Wir Kinder sangen: „Maikäfer, flieg, der Vater ist im Krieg, die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt, Maikäfer, flieg.“

Bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, besuchten unsere Eltern als junges, verliebtes Paar manchmal die Stockingers in Waidhofen/Ybbs. Karl Stockinger, unser Wahlonkel, war der beste Freund unseres Vaters. Was für eine Zeit für die Menschen von damals. In der großen Drift, im Strudel der Geschichte gefangen, und es gab kein Entkommen. Kurzes Glück und ein Meer von Tränen. Meine Generation, ungeachtet der Tatsache, dass sie in der Kriegszeit geboren wurde, zählt sicher auch schon zu den begnadeten Spätgeborenen. Warten, hoffen, geweinte und ungeweinte Tränen, eine verlorene Generation, die, vor mir geboren, alles Leid tragen musste.

Ich darf mich zu den Glücklichen zählen. Ja, ich muss sogar, denn nach dem Krieg ging es unaufhaltsam, anfänglich langsam, aber doch kontinuierlich aufwärts. Der wirtschaftliche Aufstieg begann in den fünfziger Jahren, steigender Wohlstand, der sich auf materiellem Gebiet darstellte.

Die Armut war erträglich, der Blick über den Zaun zu den damaligen Wohlstandsbürgern kein sonderliches Problem, da die Masse gleichgestellt in bescheidenen Verhältnissen lebte.

Für uns Halbwaisen war nach Aussage unserer Mutter Nachbar Wastl schon ein Schwerverdiener. Na ja, er war im nahen Stahlwerk Hilfsarbeiter, gemessen an unserer bescheidenen Hinterbliebenenrente allerdings eine nicht ganz unlogische Feststellung.

Das Nachkriegselend, das der vergangene Weltkrieg einer Generation von Kriegswitwen und Halbwaisen hinterlassen hatte, da die Männer im Krieg gefallen waren. Auch wir, Manfred und ich, waren Halbwaisen. In der Schule war es eher die Ausnahme, dass Schüler noch beide Elterteile hatten. Da fällt mir die Geschichte mit der Orange ein, die Mutter immer wieder erzählte. Wir fuhren mit dem Zug zur Vordernberger Großmutter. Ein Mann gegenüber fragte meinen Bruder Manfred, wie alt er sei. Seine Antwort: „Sechs Jahre!“ Dafür bekam er eine Orange, was für ein Schatz, eine Orange kannte ich maximal vom Sehen oder Hörensagen. Laut Mutter bin ich sofort zu diesem Mann hin und posaunte: „Ich bin auch sechs Jahre!“

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Vater Franz und Mutter Elisabeth am Sonntagberg 1939.

Unsere Mama, eine Erinnerung an sie wie an eine sonnenbeschienene Ebene. Der Verlust unseres Vaters aber war lange, sehr lange der bedrohliche, gewitterschwere, wetterleuchtende Hintergrund dieser Lebenslandschaft. Eine Frau wie Millionen andere Frauen auch stand mit ihren zwei Buben als junge Witwe inmitten der Nachkriegswirren. Steiermark, Einmarsch der Befreier, die Rote Armee kam wie ein Unwetter über uns. Vergewaltigungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung und machten auch vor meiner Großmutter nicht Halt. Das war die Befreiung? Vom Naziterror war in unserer Umgebung nichts zu bemerken gewesen, wie Mutter uns erzählte.

Die letzten Kampfhandlungen fanden in der Ost- und Südsteiermark statt. Entsetzliche Gräueltaten der russischen Soldateska. Vor allem junge Mädchen und Frauen wurden vergewaltigt und oft auch ermordet. Franz F. Seidl hat in seinem Buch „Zeitzeugen 1938 bis 1945“ diese furchtbaren Szenarien festgehalten. Ich sehe noch die langen Marschkolonnen flüchtender Landser, zwischendrin immer wieder langhornige Rinder. Die Männer versuchten den nachdrängenden Russen zu entkommen, sie strebten in Richtung Enns, dort waren die Amerikaner.

Einzelne reiterlose Pferde irrten herum und eines davon fanden wir auch. Es irrte herrenlos in der Umgebung unserer Siedlung umher. Wir wollten es zur Großmutter bringen, die hatte ja einen Stall und genügend Futter. Wir fütterten das Pferd, banden es am Gartenzaun an, um es am nächsten Tag zur Großmutter zu bringen. Am nächsten Morgen war unsere tierische Nahversorgung anderswo requiriert worden. Die Erwachsenen hatten heillose Angst vor den Russen. Gott sei Dank wütete die Soldateska nur drei Tage. Was heißt nur, aber zu uns Kindern waren die Iwans ja nett, wir haben da nichts Schlechtes erlebt, im Gegenteil … Wenn sie plünderten, durften wir mit ins Geschäft und wurden auch noch beschenkt, sehr zum Leidwesen der Besitzer.

Nach drei Tagen kehrte relative Ruhe ein, die Übergriffe und Plünderungen hörten auf und wurden unter strenge Strafandrohung gestellt. Großmutter erzählte, dass sie nach dieser Frist von einem Russen vergewaltigt worden war. Sie hat diesen Vorfall bei der Kommandantur gemeldet. Die im Hansenhof einquartierte Kompanie musste Aufstellung nehmen. Großmutter musste den Übeltäter identifizieren.

Sie erkannte den Soldaten mit dem fatalen Ergebnis, er wurde standrechtlich erschossen. So waren sie offensichtlich, die russischen Besatzer. Nach drei Tagen brutaler Übergriffe und Plünderungen wurde ebenso brutal, ohne lang zu fackeln, für Recht und Ordnung gesorgt. Ein Menschenleben, was zählt es.

Aber auch das ging vorüber und jeder war heilfroh, als die Engländer die Verwaltung übernahmen. Nur so hatte sich wohl keiner die Befreiung vorgestellt.

Tapfere Mutter, wie sie uns an der Hand nahm, die Last schulterte und es schaffte, dass unsere Kindheit keine verlorene war. Für Mutter war es ein Kampf, eine Zeit voller Not und Entbehrung, alleingelassen mit zwei kleinen Kindern. Die Erinnerungen erhellen ab dem vierten Lebensjahr langsam die Nebelschleier der frühen Kindheit. Der letzte Fronturlaub Vaters im Sommer 1944, die Nachricht von seinem Tod, Fliegerangriffe, Frühjahr, Flucht in den Luftschutzkeller oder in die Stollenanlagen im Brucker Schlossberg. Die Russen wurden abgelöst, die Engländer kamen. Ihre Parade am Hauptplatz, wo sie ihre Kanonen aufstellten, war ein besonderes Schauspiel.

Barackenlager, deutsche Kriegsgefangene. Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei in heruntergekommenen Lagern. Millionen Volksdeutsche wurden unter grauenvollen Umständen ermordet und aus der Tschechoslowakei vertrieben, ebenso aus Ostpreußen, Schlesien, der Slowakei und Slowenien. Ein Volk bezahlt für die Verbrechen eines Regimes und die Sieger schreiben die Geschichte. Ein blonder Jüngling namens Gerd aus Schlesien, Kurtenbach aus Düsseldorf, beide Kriegsgefangene bei den Tommys, sind mir noch gut in Erinnerung.

Eine gefährliche Zeit. Überall lag Munition herum, Handgranaten und Gewehre. Die älteren Kinder hatten ihren Spaß damit und wir Kleinen mittendrin.

Einmal legten sie einen MG-Gurt ins Feuer, es war unglaublich, wie die Patronen im rasenden Stakkato krachten. Wir hörten und sahen die Militärpolizei heranrasen und verdufteten blitzschnell.

Einen Jungen hatte es böse erwischt. Beim Hantieren mit einem Sprengkörper verlor er sein Augenlicht. Es war aus heutiger Sicht einfach ein unglaublich gefahrvolles Leben. Wir leerten Patronenhülsen und schütteten das Pulver in Mauslöcher. Fest hineingeblasen und dann mit einem Streichholz angezündet. Alltagsbeschäftigung, es lag ja genug Kriegszeug herum und auch die Kleinen waren immer dabei. Die Eisenbahnbrücke über der Mur war ebenfalls ein Anziehungspunkt. Da die hohen, schweren Eisentore unüberwindbar waren, stiegen wir seitlich an der Stützmauer ein und kletterten den hohen Bogen hoch. Ließen die Beine baumeln, tief unter uns der Murfluss.

Der Bahndamm war stirnseitig zur Brücke mit Steinquadern abgestützt. Eine Einladung zum Klettern und ich kann mich noch gut erinnern, wie ich ebenfalls mit schlotternden Knien diese Mutprobe auf mich nahm. Als ich knapp zwei Drittel hinter mich gebracht hatte, verließ mich der Mut. Weinend hing ich in der Kletterwand, getraute mich einfach nicht mehr weiter. Einer der größeren Buben befreite mich schließlich aus meiner misslichen Lage. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, stiegen in Gärten ein und fladerten Äpfel, Ribisl, Kirschen, vor allem auf Ananaserdbeeren hatten wir es abgesehen.

Unsere Gartendiebereien führten wir meist in der Abenddämmerung durch. Mutter hatte wenig Verständnis, dass mein Bruder und ich noch unterwegs waren, wenn es bereits finster war. Der Einfachheit halber rief sie uns immer mit Frehelmut oder Hefredi. Zapfenstreich, ab nach Hause, denn bei Unpünktlichkeit kannte sie keinen Spaß.

Heute stehen die Kirschbäume entlang der Bundesstraße. Frühe Herzkirschen, um die sich, wenn überhaupt, nur die Ausländer bemühen. Brauchten nur gepflückt zu werden. Nein, man kauft sie sauteuer im Geschäft. Im Frühjahr wunderschön anzuschauen, Straßen flankiert von blühenden Wolken. Im Juni zeugen dunkle Flecken auf der Straße von abgefallenen Kirschen. Wenn ich das alles sehe, kommen mir die Tage meiner Kinderbegehrlichkeit wieder ins Bewusstsein. Vogerlkirschen, ja, die gab es zur Genüge bei Großmutter im Urgental, aber auch bei der Ella Tant. Allerdings hatte der Bauer in Großmutters Nähe auch drei herrliche Bäume mit Herzkirschen. Sonntags pilgerten wir oft hinauf zur Oma. Anfang Juni waren die Herzkirschen reif und wir pirschten uns vorsichtig an einen der Bäume an. Der Bauer, ein Geizkragen (Saubauer lt. Großmutter), lag aber auf der Lauer und es dauerte nicht lange, bis er auftauchte und uns mit der Peitsche vertrieb. Großmutter, eine Null-Kirchengeherin, ließ dazu verlauten: „Oba jedn Suntog in’d Kirchn, da Taifel soll ihn holen!“ Ein unfrommer Wunsch, aber verständlich ausgedrückt.

Die frühen Jahre, Erinnerungen, vom Nebel des Vergessens umwogt, so gibt es doch immer noch kleine Lichtungen, Fensterchen, die einen Blick in diese Zeit gewähren.

Am Beginn meiner Laufbahn, Mutter konnte noch LÄCHELN.

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Die Zeit bis zur Schule

Eine gute, großartige Mama, streng, konsequent, ja, das war sie auch und aus meiner heutigen Sicht sage ich, Gott sei es gedankt. Was wäre sonst aus uns geworden, vor allem aus mir. Schon während der Kriegsjahre war uns das Schicksal, abgesehen vom Krieg, nicht gut gesinnt. Mutter war lungenkrank, Vater an der Front, sie musste in eine Heilanstalt, wohin also mit uns Buben? Manfred wurde zum besten Freund Vaters nach Waidhofen/Ybbs geschickt. Wahlonkel Karl Stockinger, ein gelernter Schlosser, begeisterter Waidmann, befasste sich auch mit der Herstellung von Krippen. Naive Kunst, er war überzeugter Atheist und Kommunist und am kunstvoll modellierten Felseneingang zur Krippe hatte er den Schriftzug „Gloria Viktoria“ angebracht, eben sein Bezug und Wissen zum christlichen Glauben. Mir ist der Schriftzug erst viel später aufgefallen, wie habe ich darüber gelacht. Er schnitzte auch die Holzblätter mit Eichenlaub für die Rehbocktrophäen und solche mit Latschenkiefer für die Gamskrickerl. Das Jagdzimmer war voll damit. Seine Hoffnung, sein Polittraum fand seinen Höhepunkt, als die Russen kamen. Waidhofen war in Niederösterreich und Niederösterreich war sowjetische Besatzungszone. Sein Jugendtraum platzte wie eine Seifenblase, als er das wahre Gesicht der Befreier sah, das Antlitz des Kommunismus.

Später habe ich ihn einmal gefragt, wie er es geschafft hat, während der Nazizeit als bekannter und bekennender Kummerl unbeschadet über die Runden zu kommen. Er hatte keine Probleme, nur einmal hat sein Chef zu ihm gesagt: „Karl, sag deine Meinung nicht immer so laut, es könnte ja einmal der Falsche zuhören und dann hast du ein Problem.“ Auch in dieser Zeit kam es auf das Umfeld an, auf die Mitmenschen, wie man auch von einer Nazidiktatur laut unserer Mutter bei uns in der Stadt und Umgebung nicht wirklich etwas gemerkt hat. Die Hitlerei ging offensichtlich ziemlich spurlos an unserer ländlichen Heimat vorüber.

Für unsere Begriffe waren die Stockingers, er als Facharbeiter, begüterte Leute. An die Front musste er nicht, da man für die Rüstungsindustrie Fachleute benötigte.

Ich wurde aber zur Verwandtschaft meines Vaters nach Vordernberg gebracht. Mein Vater war offensichtlich nicht damit einverstanden, mich zur Mutter meiner Mama zu schicken. Die Verhältnisse am Berg in der winzigen Keusche entsprachen einfach nicht seinen Vorstellungen. So wurde ich zu seiner Verwandtschaft nach Trofaiach gebracht. Meine Cousinen hatten wenig Freude mit mir, dem kleinen Tauzbenz. Sie wollten spielen und herumtollen. Ich war nur Störfaktor und so wurde ich kurzerhand mit einem Bein an einen Baum gebunden, einfach meinem Schicksal überlassen. Mutter kam von Zeit zu Zeit auf Besuch, und als sie mich wie eine Ziege angebunden vorfand hat, nahm sie mich sofort mit. So landete ich bei Großmutter mütterlicherseits am Berg, im Urgental. So entstand durch die frühe Kindheitszeit eine starke Bindung zu meiner Großmutter Maria Eder. Eine kleine, obeinige Frau mit einer schrecklichen Kinder- und Jugendzeit. Aufgewachsen als lediges Kind bei Bauern. Herumgestoßen, mit schwerer Kinderfron belastet, schaffte sie es doch, einen beachtlichen Bildungsstand, zumindest, was Rechtschreibung und Lesen betraf, zu erreichen. Ihre Leidenschaft war Lesen, vor allem Ludwig Ganghofer hatte es ihr angetan. Sie lebte mit ihren Hühnern, stand früh auf und ging früh zu Bett. Wenn der Südhang, auf dem die winzige Keusche stand, sonnendurchglüht, im Konzert der Millionen zirpenden Grillen, noch taghell, nach Heu duftend den Abend erwartete, lag sie schon im Bett. Matratzen, mit Kukuruzblättern gefüllt, echt Bio, würde man heute sagen, sorgten für einen gesunden Schlaf. Ein Buch in der Hand, die schweren Brillen, sie nannte sie respektlos „Glospozn“ (Glaspatzen), aufgesetzt. So schlief sie immer ein. Im ersten Morgengrauen war sie wieder auf den Beinen. Das Futter für die einzige Kuh im Stall musste gemäht werden. Die Ziege, das Schaf, die Hühner, die Hasen und das Schwein mussten versorgt werden. Ja, da war noch der Garten neben dem Häuschen mit all den Kräutern, Salaten, Zwiebeln und was sonst noch alles für das Leben selbst angebaut werden konnte. Ribisl und Stachelbeeren bildeten den Abschluss. Das Häuschen, oder besser gesagt die Keusche, hingelehnt am Südhang des Urgentales. Winzig, mit vier kleinen, zugigen Fensterchen, einem altersschwachen Sparherd, der durch alle Jahreszeiten seine Dienst leistete. Die Stube mit einer Eckbank, einem Tisch, darüber schwebend eine große Petroleumlampe. Eine grün gestrichene Kredenz, ein Kasten und das war es. Der Boden des Vorraumes bestand aus festgestampfter Lehmerde, in den Hang hineingearbeitet der Vorratskeller, kühl, dunkel, dumpf, nach Erdäpfeln riechend.

Vor dem Häuschen ein überdachtes Holzlager und ein kleiner Platz auf lehmigem Boden, abgestützt durch eine Steinmauer. Ein Arbeitstisch und daneben ein Miniaturbrunnen. Ein großer Weitling fing das tropfende Quellwasser auf. Im Frühjahr spendete die Quelle einen dünnen silbernen Faden, der im Laufe des Jahres immer mehr zu einem langsamen Tröpfler verkam. Wie armselig war alles, aber es herrschte Friede, Ruhe und Ordnung. Die Sonne schien am Morgen auf die linke Seite des Hauses, welches hingeschmiegt an der Leiten die wärmenden Strahlen aufsog. Ein knorriger Apfelbaum erfreute sich an den Strahlen der Sonne, hoch und mächtig den Schirm seiner Zweige über den Eingang des Hauses ausbreitend. Im Frühjahr stand er da wie eine weißrosa Wolke, umschwärmt von eiligen Bienen, die an den Blüten nippten.

Vom Haus weg führte ein schmaler Weg gute fünfzig Schritte zum Stallgebäude. Rechts am Stall vorbei ging es nochmals ca. fünfzig Schritte bergauf zum richtigen Brunnen. Klares Bergwasser, rieselnd, plätschernd seine Melodie murmelnd. Ein Acker, zu groß für die Bearbeitung durch Großmutter, sollte man meinen, aber sie schaffte es, ein für mich heute unvorstellbarer Gedanke. So 20 Meter breit und 40 Meter lang. Bebaut mit Erdäpfeln und Kukuruz.

An der Südseite des Misthaufens wucherten herrliche Kürbisse, daneben stand ein Holunderbaum. All das verbreitete eine Mischung transzendentaler Holunder-Misthaufen-Gerüche. Glückliche Hühner, die am Misthaufen scharrten, durch die Obstwiesen gackerten. Hühner, die noch ihre Eier ausbrüten durften und dann mit ihrer Wuserlschaar (Küken), jederzeit bereit, diese zu verteidigen, umherzogen.

Ein stolzer Hahn und die Gefahr von oben. Wenn die Habichte mit schrillem Schrei ihre Kreise zogen, war Alarmstufe 3 angesagt. Trotzdem gelang es dem Geier, wie Großmutter ihn wütend nannte, doch hin und wieder, ein Huhn zu schlagen, aber niemals, um es als Beute mitzunehmen. Da war ja noch Tschipsi, ein kleiner, undefinierbarer schwarz-weiß gefleckter Hund. Furchtlos warf er sich auf den Habicht, wenn dieser gerade ein Huhn schlagen wollte. Einmal hatte sie einen weißen Hahn. Das Vieh war so scharf, dass es nicht nur den Habicht attackierte, sondern auch Menschen, vor allem auf Kinder, hatte er es abgesehen. So endete Omas bester Hühnerwächter unrühmlich im Kochtopf.

Die Muata Maria Eder mit dem großen, weiten Herzen für jeden und alles. Sie zog auch die beiden unehelichen Kinder meiner verstorbenen Tante Maria (Miazl), Rosa und Inge, auf. Sie hatte für die Nahen und weiter Entfernten der Sippschaft immer alles Verständnis und Mitgefühl der Welt, nur für einen nicht, für Großvater Peter.

Ich trauerte um meinen Vater. Wie oft saß ich verzweifelt, zusammengekrümmt hockend, im kleinen, zugigen Fenster in Großmutters Keusche. Haderte mit dem lieben Gott, diesem fernen, weißbärtigen, auf einem Thron sitzenden, alles bestimmenden Gott meiner Kindheit.

Lass ihn wieder kommen, gib, dass er lebt, doch meine Gebete verloren sich in der imaginären Leere des Raumes. Im halb zerfallenen Herd knisterte das Feuer, obwohl Sommer war. Wo es keinen Strom gab, musste eben auch in der warmen Jahreszeit mit Holzfeuer gekocht werden. Großvater sorgte dafür, dass immer genügend Holz zum Heizen vorhanden war. Er schleppte jeden Tag Baumstämme auf seinen Schultern, vom nahen Wald zum Haus. Mit der Handsäge und der Hacke schaffte er Scheit um Scheit und schlichtete diese Stapel um Stapel auf. Im Herbst war die Holzhütte trotz des Sommerbedarfs voll.

Tränen kullerten über meine Wangen und hinterließen ihre Spuren. Langsam verblasste das Bild meines Vaters und die Schmerzen heilten. Aber gefehlt hat er mir immer und verstehen wollte ich es lange nicht, warum, warum nur kommt er nicht einfach wieder zur Tür herein? Meine Erinnerungen an ihn sind vorhanden, verblasst, ja, aber sie sind da. Es muss im Sommer 1944 bei seinem letzten Urlaub gewesen sein. Er stand an der Tür und sagte mir vor: „Wat denn, wat denn.“ Damit wollte er offensichtlich seine deutschen Kameraden nachahmen. Oder ich saß auf seinen Oberschenkeln und wurde mit Kuchen gefüttert. Er zeigte mir, wie ich die Hand unters Kinn halten musste, damit die Brösel nicht auf den Küchenboden fielen. Mein blass gewordenes Bild vom Vater. Es ist, als stünde ich vor einem Spiegel, der langsam erblindet. Die Bilder der Vergangenheit wurden zum Abglanz vorüberziehender Schatten.

Das ambivalente Verhältnis zwischen meiner Großmutter und meinem Großvater, einem hageren, großen schnauzbärtigen Mann, führte nach und nach zu seiner vollständigen Ausgrenzung. Seine letzten Jahre verbrachte er kaum in der winzigen Keusche, sondern auf der Tenne, wo er seine Utensilien hatte und auch sein Nachtlager. Den Tag verbrachte er in der Holzhütte. Unermüdlich sägte und klob er Holz, unbedankt, aber mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit. Nur zum Essen kam er herein. Dieses wurde ihm ans kleine Fenster serviert, am Tisch durfte er nicht mehr sitzen. Die beiden hatten es zu sechs Kindern gebracht, von denen nur meine Mutter Elisabeth, die Liesl, und Tante Beate übrigblieben. Alle anderen verstarben frühzeitig. Großvater Peter war, soweit es über Mutter übermittelt wurde, ein sogenannter Steiger (ein fescher Kerl, ein Weiberer?) und ein Drahrer (leidenschaftlicher Tänzer). Lag hier der Grund, warum die herzensgute Großmutter so mit ihm umging? Ihre späte Genugtuung, wer weiß es wirklich.

Im Oktober kam Großvater immer auf zwei Wochen zu uns in die Siedlung zum Holzmachen. Mutter nützte die Zeit, um sein Äußeres wieder zu renovieren, seinen Bart stutzen, Zehennägel schneiden. Bei uns konnte er ein richtiges Vollbad genießen. Er war ein Geschichtenerzähler und wir Buben hingen an seinen Lippen. Unvergessen, wie er immer jedes Jahr auf unser Drängen die Geschichte erzählte, wie der Teufel seinen Vater geholt hat. Sein Vater musste ein Tyrann gewesen sein, so erzählte er es zumindest. Eines Nachmittags, alle standen im Heu, sein Vater fluchte wieder einmal wild. Da stürzte ein schwarzer Wuzl aus dem Wald, lief zu seinem Vater, packte ihn und verschwand mit dem wild schreienden Mann darin. Nach Tagen kam er wieder zurück, zerkratzt, schweigsam. Nie hat er ein Wort darüber verloren, was vorgefallen war. Aber von diesem Tag an war er niemals mehr böse zu den Seinen. Eine seltsame Geschichte, weil er sie so überzeugend erzählen konnte. Er war der festen Überzeugung, dass der Teufel den Alten geholt hat.

Ich erinnere mich noch, als mich Vater von Großmutter abholte. Es muss Sommer 1944 gewesen sein, sein letzter Urlaub. Auf seinen Schultern sitzend, ging es steil durch den Wald bergab.

Er ermahnte mich, die Augen zu schließen, damit kein Reisigzweig diese verletzen konnte. Es geschah doch, weil ich mit meinen vier Jahren den Sinn nicht verstand, ein Fichtenreis schlug mir ins Auge. Ich habe gebrüllt vor Schmerzen.

I wü wida hoam

Diese frühen Kindertage am Berg bei Großmutter hielten mich lange im Heimweh. Als meine Mutter wieder gesund war, holte sie mich wieder heim, weg von der Großmutter. Mutter war mir fremd, so stand ich oft vor der Wohnungstür, versuchte die Klinke zu erreichen und habe schluchzend gestammelt: „I wü wida hoam.“ Es war so, ich kann mich daran erinnern. Die saubere, blitzblanke Wohnung, ich stand vor der Küchentür und wollte einfach raus, heim zur Großmutter. Es war alles so anders, neu, ja, unangenehm. Keine Tiere, kein Misthaufen, kein Brunnen und kein Bächlein. Nichts, womit man spielen konnte, und ich musste mich vor dem Zubettgehen auch noch waschen. Bei Großmutter war das nicht immer so genau. Die mit Kukuruzblättern gefüllten Säcke vertrugen auch schmutzige Füße und ich nützte das schamlos aus. Oma konnte sich nicht wirklich um alles kümmern.

Ja, da war auch noch der ältere Bruder Fredi. Der mir fast unbekannte Ältere, der mich in meinen Aktionen einschränkte. Dafür machte ich seine Spielsachen kaputt, wurden sie mir entzogen, dann zeterte und heulte ich und beschimpfte ihn als Tauzbenz. (Bitte nicht fragen, was das heißt.)

Bilder vergangener Tage, wie ein Blick durch ein verstaubtes Fenster. Verschwommen, blass, nebelig, aber ich sehe sie, sehe die fernen Tage an mir vorüberziehen. Ich spüre sie noch immer, diese warmen, sonnenbeschienenen Tage dieser Zeit. Meine schönen Tage, meine Kindertage bei Großmutter. Erinnerungen an lichterfüllte Sommermorgen, ein zartrosa eingefärbter Himmel mit bauschigen kleinen Wolken, die am tiefblauen Himmel dahinsegelten. Das Lied des Sommers, ausgefüllt mit dem vom Licht berauschten Singen der Vögel. Singend, zwitschernd fliegen sie hin und her. Schwalben, metallen schimmernd, durchpfeilen den Himmel, rastlos nach Insekten jagend.

Eine Landschaft, sich ganz dem Kuss der Sonne hingebend, die Wärme und Kraft aufnehmend. Duftende Wiesenblumen in einer Reinheit und Schönheit voller Hingabe zu ihrem Schöpfer. Altweibersommer, Königskerzen, leuchtend gelbe Blüten. Beeren, Pfaffenhütchen mit ihren orangenen Kernen und den roten Mäntelchen, das Knallrot der „Hätschi Petschi“ (Hagebutten). Am Vordach wurden die gelben Maiskolben aufgeschnürt. Wir sammelten Rosskastanien und bastelten Männchen und Tiere. Wie schnell sie doch ihren ölig braunen Glanz verloren und schrumpelig matt wurden.

Dann diese frostklirrenden Wintertage. Wenn der frühe Winterabend seine grauvioletten Schatten über die Landschaft warf, die Umrisse des Waldes, der Sträucher verfließen ließ. Das mattgelbe Licht der Petroleumlampe, die ärmliche, aber so gemütliche, heimelige Stube.

Am Himmel Sterne, Sterne, hingestreut als Himmelssaat, ein Baldachin funkelnder Brillanten. Sie funkeln, leuchten auf, erlöschen für einen Bruchteil von Sekunden, um wieder in neuem Glanz zu erscheinen. Manchmal durchgleitet eine Sternschnuppe den Himmel, um am Horizont in der Unendlichkeit des Alls zu verschwinden. Die Schönheit eines nächtlichen Himmel, wie man sie nur an klaren, kalten Wintertagen erleben konnte, damals, als die Lichtverschmutzung noch ein Fremdwort war.

Es wurde wieder Frühling, Frühling am Berg. Die Tage wachsen in den Abend hinein. Vögel jubilieren, berauscht vom Licht und der Wärme einer strahlenden Sonne, ein Himmel, der sich wie ein satinblauer Teppich von Horizont zu Horizont spannt. Die Sonne lächelt der Erde zu, spiegelt sich im glitzernden Tau. Umkost von ihrer Wärme, gebiert Mutter Erde unzählige Blumen und begrünt sich mit dem zarten Smaragdgrün des neuen, frischen Grases. Bilder meiner Kindheit bei Großmutter, Bilder, die mir geblieben sind und bleiben werden, solange mein Herz schlägt.

Mit meinem Cousin Erich, der auch die meiste Zeit bei unserer Großmutter verbrachte, gab es immer etwas zu entdecken. Wir stauten das muntere Bächlein auf. Spielten mit den kleinen Häschen, den Zicklein. Im Frühling gab es immer wieder Nachwuchs bei den Tieren. Wir fingen Mäuse, indem wir mit der Gießkanne Wasser in das Mausloch schütteten. Die Maus kam heraus und blitzschnell fingen wir sie ein. Da konnte es schon geschehen, dass man hin und wieder einen Biss der scharfen Mäusezähne abbekam. Grillenkitzeln mit einem langen Grashalm zählte ebenfalls zu unserer Freizeitbeschäftigung. Ein Leben inmitten der Natur, in der kleinen Keusche, einfach, ärmlich, aber von unsagbarer Schönheit ausgefüllt.

Nun waren wir wieder Familie, Familie ohne Vater, daheim nahe der Stadt. In einer für mich so fremden Welt, weg von der vertrauten Umgebung. Alles so sauber, die Wohnung blitzblank und ich musste mich waschen, ein Bad nehmen. War eingeengt, meiner Freiheit beraubt, und das Heimweh plagte mich. Wie oft noch habe ich in meinen späteren Jahren diesen Ort, die GroßmutterKeusche, besucht, das Sterben der unbearbeiteten Landschaft, oder besser gesagt, die Renaturierung, die Biotopisierung dieser Umgebung erlebt. Wie auch immer, es ist für mich eine traurige Geschichte, die so leicht nicht aus meinen Gedanken und meiner Erinnerung zu verdrängen ist.

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Großmutters Keusche 1999. Wie lange wird sie noch stehen?

Verlassen, einsam am Hang. Der Garten in einem Wirrwarr von Dornen, Efeu und sonstigem Unkraut und Kletterpflanzen. Eine Waldrebe lässt ihre Ranken wie loses Haar im Winde wehen.

Verwilderte Obstbäume inmitten zerzauster Vegetation, die sich selbst überwuchert. Entseelt, langsam im Zerfall sterbend, kleines, am Südhang hingeschmiegtes Häuschen, welches mir in den Tagen meiner Kindheit Heimstatt war.

Im letzten Jahr, bevor ich in die Schule kam, verbrachten Manfred und ich gemeinsame Ferien mit den Kinderfreunden in der Fölz. Ich, der kleine Dolm vom Berg, war sehr auf die Hilfe des Großen angewiesen. Bei der Gruppeneinteilung schob Manfred mich immer mit sich. Als aber sein Alter an die Reihe kam, blieb ich übrig. Ich stand auf einmal allein da. Ringsum die Gruppen nach Alter eingeteilt und ich gestehe, als ich gefragt wurde: „Wie alt bist du denn?“, habe ich geantwortet: „Weiß ich nicht.“ Ich habe es damals wirklich nicht gewusst.

Die Erholung wurde von den Schweden gesponsert. Wir mussten eifrig die schwedische Nationalhymne üben, da hoher Besuch angesagt war. Zwei Zeilen sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Die Schweden kamen, wir standen im Halbkreis und sangen: „Du gamte du frie du fjall höga Nord …“

Das Hotel steht noch heute, umgeben von uralten Buchen, und nicht weit weg unüberhörbar das klare, rieselnde Rauschen eines Gebirgsbaches, der sein Wasser aus dem Hochschwabgebiet ins Tal brachte. Ein Wasserlauf, der silbern, türkis von seinem Ursprung kommt, die steilen Abhänge und Schluchten abwärts stürzt und, sich ausbreitend, dem tiefen Tal der Mürz zustrebt.

Es ist so weit, Volksschulzeit

Mit sechs Jahren machte ich meine erste Bekanntschaft mit der Schule und wurde, au weia, zurückgestellt. Rachitisch und unterentwickelt, lautete der Befund, ich war sauer. Aber auch diese Zeit verging. Nach einem weiteren Jahr begann der erste Schritt ins Schulleben, ich war glücklich, aber nicht sehr lange. Die Schule und der Freiheitsdrang waren einfach nicht unter einen Hut zu bringen.

Meine erste Lehrerin, Frau Edlinger, eine nette, dralle Person, gütig und einfühlsam, gab mir lauter Einser. Ein echtes Wunder, denn die Zeit bei Großmutter am Berg war pure Natur. Ich sprach Dialekt und nur Dialekt. Der Nachbarssohn Fritz wurde von seinen Alten immer Burli gerufen, er war halt so, wechselseitig mal Freund, mal Feind. Als ich einmal wütend auf ihn war, schrieb ich mit Kreide (der Beginn des Graffitis) an die Hauswand: „Buli ist blöt“. Nun gut, dass man blöt mit d zu schreiben hat, ließ ich mir noch erklären. Aber Burli mit r? Wo war da das r? Bestenfalls konnte man noch Buali sagen, aber Burli sagte doch niemand. Das war mein Gfrett mit der deutschen Sprache. Aber ich entwickelte mich zu einer Leseratte. Da war Karl May, wir Jungs jeden Tag auf Kriegspfad. Winnetou, Old Shatterhand unsere Idole. Wir rauchten anstelle des Kalumets (Friedenspfeife) Jagertschik. Eine Liane, schmeckte fürchterlich und brannte auf der Zunge, zum Glück, so war man nie in Gefahr, sich das Rauchen anzugewöhnen. Uoni, Bruder der Wölfe, die Schatzinsel und viele schon vergessene Bücher. Manche Bücher las ich drei-, ja viermal, wenn ich gerade keinen neuen Stoff zur Verfügung hatte.

Mehr als vierzig Bände vom May habe ich gelesen, im dauernden Kampf mit meinem Bruder Manfred. Wer zuerst von der Schule zu Hause war, nahm sich das Buch. Wer zu spät kam, versuchte mit allen Mitteln, das Buch dem anderen wieder abzuluchsen. Wenn Mutter aus Sparsamkeitsgründen das Licht abdrehte, habe ich unter der Decke mittels Taschenlampe weitergelesen. Batterien hatten halt auch nur eine beschränkte Lebensdauer und woher das Geld nehmen für eine neue? So habe ich, wenn ich einkaufen gehen musste, Groschen um Groschen abgezweigt, um meine Lust am Lesen weiter betreiben zu können. Nicht einfach, denn Mutter war eine strenge Rechnerin, ja, und Stoppeln für den Revolver brauchte ich auch immer wieder. Ein Stoppelrevolver gehörte ebenso wie die Steinschleuder zur Grundausrüstung eines Kriegers.

Ab Mitte April, das Rennfeld und die Mugl grüßten noch mit ihren schneebedeckten Häuptern, liefen wir bereits barfuß. Lederhose oder eine einfache schwarze Turnhose waren allgemeines Outfit.

Die Fußböden in der Volksschule waren mit einem schwarzen Öl eingelassen, so geschah es, dass wir bis in den Herbst hinein mit schwarzen Füßen herumrannten. Schwarzfuß-Indianer, und es dauerte sehr lange, bis sich das in die Hornhaut eingefressene Öl langsam auflöste.

Zu Pfingsten, ich erinnere mich nur an sonnenwarme Pfingsttage, die Schneeschmelze in den Hochregionen war im vollen Gange, die Mur hatte mittleres Hochwasser und wir gingen in das eisig frische Wasser schwimmen. Unsere kleine Insel, zu dieser Zeit war es eine wirkliche Insel, konnte man von der Schrebergartenseite watend erreichen. Wir hatten eine Hütte gebaut und nützten jede freie Zeit, um uns dort zu treffen. Die Tage, die den Stempel der Traurigkeit und Düsternis trugen, waren endgültig vorbei. Im Westen die Schrebergärten mit üppigen Gartenanlagen, von Kirsch- und Apfelbäumen umsäumt. Im Osten die Mur mit ihrem olivgrauen Gewässer, dahinter die Eisenbahn und der ansteigende Hang zum Rennfeld. Die Strömung war zwar stark, aber das Wasser reichte mir damals knapp übers Knie. Wenn das Mutter gewusst hätte. Die größeren Buben taten sich leichter und wir Kleinen konnten und wollten ihnen auf keinen Fall nachstehen. Zur Bahnseite lag das Hauptflussbett, schnell fließend, sautief und gute dreißig Meter breit. Wir ließen uns entlang der Insel von der Strömung treiben bis zum Ende der Schotterbank, dann nichts wie raus, zähneklappernd, aber ich war dabei, ein kleiner Held? Das waren wir alle. Mitmachen war alles, auch wenn man Angst hatte, durfte man es niemals zeigen. Kaum schwimmen gelernt und hinein in das schnell fließende Wasser des Flusses.

Das Schwimmbad öffnete meist ebenfalls um diese Zeit. Es war für meinen Bruder und mich der absolute Mittelpunkt, das Erlebnis. Wir waren bei Schönwetter ab 9 Uhr schon an der Kassa.

Der Eintritt kostete damals 30 Groschen. Wir blieben so lange im Schwimmbad, bis wir vom Bademeister P. nach Hause geschickt wurden, und das war meist um 19 Uhr. Selbst bei Schlechtwetter zog es uns dorthin. Zwei Becken, das Damenbecken mit 25 x 10 Metern Länge und 1,50 Metern Tiefe mit einem 3 x 3 Meter großen eingegrenzten Kinderbecken. Das Wasser wurde mittels Feuerwehrschlauch eingelassen und es dauerte zwei Tage, bis das Damenbecken gefüllt war. Bei 16 Grad Wassertemperatur war es voll, jetzt konnten wir Fangen spielen mit Eckenköpfeln, das heißt, wenn man aus dem Wasser ging, durfte man nur bis zu den Ecken laufen und dann kopfüber wieder rein ins Becken. Hatte das Wasser max. 23 Grad, dann war es nur mehr eine nach Chlor riechende undurchsichtige Brühe, von wegen Hygiene, aber so war es damals eben. Keine Filteranlage, daher jede Menge an Chlor. Jetzt machten wir nur mehr Tauchgangerln, also nur im Wasser, mit Abtauchen.

  

Bruder Manfred verbrachte die Halbzeit der Ferien immer in Waidhofen bei den Stockingers, die er Mama und Papa nannte. Ich aber wurde mit den Kriegsopfern verschickt. Ich hasste diese vier Wochen. Heimwehgeplagt zählte ich die Tage. Unser Vater hatte seinen Freund Karl offensichtlich ersucht, falls er im Krieg bleiben sollte, Manfred zu adoptieren. Als der Fall eingetreten war, die Stockis waren kinderlos, bekam Mutter einen Brief, worin auf dieses Thema eingegangen wurde. Sie war so empört, dass sie jahrelang den Kontakt mit den Stockis vermied. Es dauerte lange, bis sich diese Situation wieder normalisierte. Es wird behauptet, Skorpione seien leicht verletzbar und nachtragend, und unsere Mutter war am 12. November geboren, also eine Skorpion-Frau. Für Manfred wäre es ein komfortableres Leben gewesen, denn wir lebten schon irgendwie am Rande des Existenzminimums. Doch trotz aller Not und Schwierigkeiten hätte unsere Mutter niemals eines ihrer Kinder abgegeben. Tausende Meilen wäre sie gegangen, um uns wieder zu vereinen, unsere Mutter, gesegnete Mutter.