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Buch

Der ehemalige Nahost-Reporter Tom Sagan muss seine Tochter retten. Sie ist Entführern in die Hände gefallen, und wenn Tom ihnen nicht das gibt, wonach sie suchen, wird ihr Schlimmes zustoßen. Doch die Entführer wollen Tom zwingen, ihnen das Geheimnis auszuhändigen, das sein Vater mit ins Grab nahm. Es handelt sich um ein wertvolles Dokument, dessen Inhalt auch Tom unbekannt ist. Doch eines weiß er bestimmt: Sollte es in die falschen Hände fallen, könnte es unermessliche Auswirkungen auf die Weltgeschichte haben. Tom bleibt keine Wahl: Er muss sich auf ein gefährliches Spiel einlassen – und selbst die Wahrheit als Erster herausfinden …

Autor

Steve Berry war viele Jahre erfolgreich als Anwalt tätig, bevor er seine Leidenschaft für das Schreiben entdeckte. Mit jedem seiner spannenden Thriller stürmt er in den USA die Spitzenplätze der Bestsellerliste. Steve Berry lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Camden County, Georgia.

Bei Blanvalet von Steve Berry lieferbar:

Die Washington-Akte

Das verbotene Reich

Der Korse

Antarctica

Steve Berry

Die

KOLUMBUS-

VERSCHWÖRUNG

Thriller

Aus dem Amerikanischen

von Barbara Ostrop

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Die amerikanische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel

»The Columbus Affair« bei Ballantine Books, New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2014 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © der Originalausgabe 2012 by Steve Berry

Published by arrangement with Magellan Billet Inc.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur

Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014 by Blanvalet,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Johannes Frick

Umschlagmotive: Johannes Frick, Neusäß/Augsburg,

unter Verwendung von Motiven von Getty Images und Shutterstock

Redaktion: Werner Bauer

ES · Herstellung: sam

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-12342-0

www.blanvalet.de

Für Simon Lipskar, Literaturagent

Danke.

Seit rund fünfhundert Jahren grübeln Historiker über die Frage nach: Wer war Christoph Kolumbus?

Die Wahrheit ist einfach nur eine andere Frage:

Wer soll er Ihrer Vorstellung nach gewesen sein?

Anonym

JAMAIKA, 1504 n. Chr.

Prolog

Christoph Kolumbus spürte, dass der entscheidende Augenblick bald kommen würde. Sein Trupp wanderte schon den ganzen Tag durch den üppigen Wald dieses tropischen Landes nach Süden und war dabei stetig aufwärtsgestiegen. Von allen Inseln, die er seit der ersten Landung im Oktober 1492 entdeckt hatte, war dies die schönste. Eine schmale Ebene säumte die felsige Küste. In Nebel gehüllte Bergketten zogen sich wie ein Rückgrat über die Insel. Sie stiegen von Westen her allmählich an und gipfelten hier, im Osten, in einem Gewirr von Bergkämmen. Der Untergrund bestand überwiegend aus durchlässigem Kalkstein, der von fruchtbarer, roter Erde bedeckt war. Unter dichten, alten Baumbeständen wucherte eine unglaubliche Vielfalt von Pflanzen, die im feuchten Klima der vom Meer kommenden Winde prächtig gediehen. Die Eingeborenen, die hier lebten, nannten ihr Zuhause Xaymaca, was, wie er erfahren hatte, »Insel der Quellen« bedeutete. Ein passender Name, denn überall gab es Wasser. Da im Kastilischen statt des X ein J geschrieben wurde, hieß die Insel bei ihm Jamaica – beziehungsweise Jamaika.

»Admiral.«

Er blieb stehen und drehte sich nach dem Mann um.

»Es ist nicht mehr weit«, sagte de Torres und zeigte nach vorn. »Den Hang hinunter zu der ebenen Stelle und dann hinter einer Lichtung.«

Luis hatte ihn auf allen drei vorangegangenen Reisen begleitet, auch bei der von 1492, als sie zum ersten Mal Land betreten hatten. Sie verstanden sich gut und vertrauten einander.

Dasselbe konnte er über die sechs Eingeborenen, die die Kisten trugen, nicht sagen. Sie waren Heiden. Er zeigte auf zwei, die einen der kleineren Behälter transportierten, und bedeutete ihnen mit einer Geste, vorsichtig zu sein – überrascht, dass das Holz nach zwei Jahren noch immer heil war, also nicht von Wurmlöchern durchsiebt wie letztes Jahr sein Schiffsrumpf. Ein ganzes Jahr lag er nun schon auf dieser Insel fest.

Doch seine Gefangenschaft war jetzt vorbei.

»Du hast den Ort gut gewählt«, sagte er auf Spanisch zu de Torres.

Keiner der Eingeborenen beherrschte ihre Sprache. Drei weitere Spanier begleiteten ihn und Torres, alle sorgfältig ausgewählt. Die Eingeborenen hingegen waren zwangsverpflichtet worden. Er hatte sie mit dem Versprechen weiterer Falkenglöckchen bestochen – billiger Tand, doch der Klang schien sie zu faszinieren. Sie mussten nur drei Kisten in die Berge schleppen.

Bei Tagesanbruch waren sie in einer Waldlichtung am Rande der Nordküste aufgebrochen. In der Nähe hatte ein kalter, schimmernder Fluss sich über Felsstufen hinuntergestürzt und ein Becken nach dem anderen gebildet, bis er sich schließlich in einem letzten, silbernen Wasserfall ins Meer ergoss. Das ununterbrochene Zirpen der Insekten und Flöten der Vögel war immer lauter geworden und hatte nun ein wildes Crescendo erreicht. Der Marsch den bewaldeten Hang hinauf war anstrengend gewesen, und alle waren außer Atem, ihre Kleider schweißnass, die Gesichter schmutzig. Jetzt ging es endlich wieder abwärts, in ein üppig grünes Tal.

Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wie verjüngt.

Er liebte dieses Land.

Die erste Reise 1492 hatte gegen den Rat sogenannter Gelehrter stattgefunden, ihm höchstselbst war die Leitung übertragen worden. Siebenundachtzig Mann waren, von der Kraft seines Traums getragen, ins Unbekannte aufgebrochen. Jahrzehntelang hatte er darum gekämpft, das nötige Geld dafür zu bekommen. Erst hatte er es bei den Portugiesen versucht, dann bei den Spaniern. Die Kapitulation von Santa Fé, ein Vertrag zwischen ihm und der spanischen Krone, hatte ihm die Aufnahme in den Adelsstand zugesagt, zehn Prozent der zu erwartenden Gewinne und die Kontrolle über die Meere, die er entdeckte. Auf dem Papier war das ein ausgezeichneter Handel, aber Ferdinand und Isabella hatten ihren Teil des Vertrags gebrochen. Nachdem er vor zwölf Jahren den Nachweis für die Existenz der Neuen Welt erbracht hatte, wie sie inzwischen von allen genannt wurde, war ein spanisches Schiff nach dem anderen westwärts gesegelt, ohne seine Genehmigung als Admiral des Ozeans einzuholen.

Huren. Lügner.

Sie alle.

»Dort«, rief de Torres.

Kolumbus blieb stehen und spähte durch die Bäume, an Tausenden von roten Blüten vorbei, die die Eingeborenen »Flammen des Waldes« nannten. Er erblickte einen klaren Tümpel, flach und glatt wie eine Glasscheibe. Und er hörte das Tosen von Wasser, das hineinstürzte und wieder herausströmte.

Jamaika hatte er zum ersten Mal im Mai 1494 besucht, während seiner zweiten Reise, und festgestellt, dass die Nordküste von den gleichen Eingeborenen bewohnt war, die er auch auf den Nachbarinseln angetroffen hatte. Nur waren diese Menschen feindseliger. Vielleicht erklärte ihre Nähe zu den Kariben, die auf Puerto Rico im Osten lebten, warum sie so aggressiv waren. Kariben waren finstere Kannibalen, für sie war Gewalt oberstes Gesetz. Da Kolumbus aus früheren Erfahrungen gelernt hatte, hatte er für die ersten Begegnungen mit den Jamaikanern Bluthunde und Bogenschützen losgeschickt. Er hatte einige von ihnen getötet und andere misshandelt, bis die Überlebenden ihm nur zu gerne zu Diensten sein wollten.

Er ließ den Trupp beim Tümpel Halt machen.

De Torres trat zu ihm und flüsterte: »Hier ist er. Der Ort.«

Kolumbus wusste, dass dies sein letzter Aufenthalt in seiner Neuen Welt war. Er war einundfünfzig und hatte es geschafft, sich eine eindrucksvolle Zahl von Feinden zu machen. Beweis dafür war das vergangene Jahr, denn über dieser vierten Reise hatte von Anfang an ein schlechter Stern gestanden. Als Erstes hatte er die Küste jener Gegend erkundet, die er inzwischen für einen Kontinent hielt. Sie schien sich endlos von Norden nach Süden zu erstrecken, so weit er gesegelt war. Nach dieser Erkundungsfahrt hatte er gehofft, auf Kuba oder Hispaniola an Land gehen zu können, aber seine wurmzerfressenen Schiffe hatten es nur bis Jamaika geschafft. Dort hatte er beide auf den Strand gelegt und auf Rettung gewartet.

Doch es war keine gekommen.

Der Gouverneur Hispaniolas, sein eingeschworener Feind, beschloss, ihn und seine 113 Mann sterben zu lassen.

Doch das war nicht geschehen.

Stattdessen waren ein paar tapfere Leute mit dem Kanu nach Hispaniola gepaddelt und hatten ein Schiff zurückgebracht.

Ja, er hatte sich wahrlich viele Feinde geschaffen.

Es war ihnen gelungen, es so hinzubiegen, dass alle Rechte, die die Kapitulation ihm zusagte, aufgehoben wurden. Seinen Adel und den Titel des Admirals hatte er verteidigen können, aber das bedeutete nichts. Die Kolonisten in Santo Domingo hatten sogar rebelliert und ihn gezwungen, die Auseinandersetzung mit einem demütigenden Abkommen beizulegen. Vor vier Jahren war er in Ketten nach Spanien zurückgebracht worden. Dort hatten ihm ein Prozess und der Kerker gedroht. Doch der König und die Königin hatten ihn überraschenderweise begnadigt und dann eine vierte Überfahrt finanziert und genehmigt.

Es stellte sich die Frage, was sie dazu bewegt haben mochte.

Isabella hatte aufrichtig gewirkt, sie liebte das Abenteuer. Aber mit dem König sah es anders aus. Ferdinand hatte ihn nie gemocht und offen gesagt, er halte eine Fahrt über den westlichen Ozean für verrückt.

Das war natürlich vor Kolumbus’ Erfolg gewesen.

Jetzt wollte Ferdinand nichts als Gold und Silber.

Huren. Lügner.

Sie alle.

Er bedeutete den Eingeborenen mit einer Geste, die Kisten abzusetzen. Seine drei Männer halfen ihnen, da die Last schwer war.

»Wir sind da«, rief er auf Spanisch.

Seine Männer wussten, was sie zu tun hatten.

Sie zogen die Schwerter und hieben die Eingeborenen mit raschen Hieben nieder. Zwei krümmten sich stöhnend auf dem Boden, wurden aber mit Schwertstößen in die Brust zum Schweigen gebracht. Das Gemetzel war ihm gleichgültig; die Eingeborenen waren es nicht wert, dieselbe Luft zu atmen wie Europäer. Die kleinen, kupferbraunen Menschen gingen nackt wie am Tag ihrer Geburt. Sie besaßen keine Schriftsprache und kannten keinen glühenden Glauben. Sie lebten in Dörfern am Meer und, soweit er es beobachtet hatte, bestand ihre einzige Leistung darin, ein wenig Ackerbau zu treiben. Ihr Anführer war ein Mann, der Kazike genannt wurde. Während des Jahres, in dem Kolumbus schon hier festsaß, hatte er sich mit ihm angefreundet. Es war der Kazike, der ihm gestern, als er zum letzten Mal an der Nordküste vor Anker gegangen war, sechs Männer zur Verfügung gestellt hatte.

»Ein einfacher Ausflug in die Berge«, hatte er dem Häuptling erklärt. »Nur für ein paar Tage.«

Er beherrschte ihre Sprache, das Arawak, gut genug, um seine Bitte auszudrücken. Der Kazike hatte zu erkennen gegeben, dass er ihn verstand, und auf sechs Männer gezeigt, die die Kisten tragen würden. Kolumbus hatte sich dankbar verneigt und mehrere Falkenglöckchen als Geschenk überreicht. Gott sei Dank hatte er eine größere Menge davon mitgenommen. In Europa banden Falkner sie an die Beine ihrer Vögel. Sie waren praktisch wertlos. Hier aber galten sie als harte Währung.

Der Kazike hatte die Bezahlung angenommen und sich seinerseits verneigt.

Kolumbus hatte schon zweimal ein Geschäft mit diesem Häuptling gemacht. Sie hatten Freundschaft geschlossen. Verstanden sich. Und er nutzte das aus.

Bei seinem ersten Besuch auf der Insel 1494 hatte er für einen Tag Halt gemacht, um lecke Stellen in seinem Schiff abzudichten und die Wasservorräte aufzufüllen. Dabei waren den Männern in den klaren Bächen feine Goldsplitter aufgefallen. Als er den Kaziken danach befragte, erfuhr er von einem Ort, wo die Goldkörnchen größer waren, teilweise so groß wie Bohnen.

Das war der Ort, an dem er jetzt stand.

Aber anders als die ränkevolle spanische Monarchie interessierte Gold ihn nicht.

Seine Ziele lagen höher.

Sein Blick heftete sich auf de Torres, und sein alter Freund wusste, was nun anstand. De Torres richtete sein Schwert gegen einen der drei Spanier, einen untersetzten Mann mit grauem Bart.

»Auf die Knie«, befahl de Torres, während er dem Mann die Waffe abnahm.

Die beiden anderen Mitglieder des Trupps verliehen seiner Forderung mit erhobenen Schwertern Nachdruck.

Der Gefangene kniete sich nieder.

Kolumbus fasste ihn ins Auge. »Hast du mich für so dumm gehalten?«

»Admiral …«

Er gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen. »Vor vier Jahren hat man mich in Ketten nach Spanien zurückgebracht und mir alles genommen, was von Rechts wegen mir gehört. Dann jedoch wurde es mir genauso unvermittelt zurückgegeben.« Er hielt inne. »Mit nichts als ein paar Worten vergaben der König und die Königin mir alles, was ich angeblich getan hatte. Hielten sie mich für so unwissend?« Er stockte erneut. »Ja, allerdings. Und das ist die schlimmste Beleidigung von allen. Jahrelang hatte ich um die nötigen Mittel gebeten, ja geradezu gefleht, um über den Ozean zu segeln. Jahrelang hatte man sie mir verweigert. Doch nun musste ich nur einen einzigen Brief an die Krone schreiben und erhielt umgehend das Geld für die vierte Reise. Eine einzige Bitte, und alles wurde gewährt. Da wusste ich, dass etwas faul war.«

Der Gefangene wurde noch immer von den Schwertern in Schach gehalten; er konnte unmöglich fliehen.

»Du bist ein Spion«, sagte Kolumbus. »Du wurdest hierhergeschickt, um der Krone Bericht zu erstatten, was ich tue.«

Der Anblick dieses Dummkopfs war ihm zuwider. Der Mann verkörperte den Verrat all dieser spanischen Lügner und das Elend, das er ihretwegen durchlitten hatte.

»Stell die Fragen, deren Antwort deine Gönner wissen wollen«, forderte Kolumbus ihn auf.

Der Mann schwieg.

»Frage, habe ich gesagt.« Kolumbus’ Stimme wurde lauter. »Ich befehle es dir.«

»Wer seid Ihr, um mir etwas zu befehlen?«, erwiderte der Spion. »Ihr seid kein Mann Christi.«

Kolumbus steckte die Beleidigung mit der Geduld ein, die ein hartes Leben ihn gelehrt hatte. Aber er sah, dass seine Gefolgsleute nicht so versöhnlich waren.

Er zeigte auf sie. »Diese Männer gehören ebenfalls nicht Christus an.«

Der Gefangene spie auf den Boden.

»Lautete dein Auftrag, über alles zu berichten, was auf der Reise geschah? Ging es um diese Kisten, die wir heute hier haben? Oder waren deine Auftraggeber einfach nur hinter Gold her?«

»Ihr wart nicht aufrichtig.«

Kolumbus lachte. »Ich soll nicht aufrichtig gewesen sein?«

»Die Heilige Mutter Kirche wird Eure ewige Verdammnis in den Feuern der Hölle sehen.«

Da begriff er. Dies war ein Spion der Inquisition.

Der schlimmsten aller Feinde.

Schierer Selbsterhaltungstrieb loderte in ihm auf. Er bemerkte die Sorge in de Torres’ Blick. Das Problem war ihm seit seinem Aufbruch vor zwei Jahren aus Spanien bewusst. Aber gab es noch mehr Augen und Ohren? Die Inquisitoren hatten bereits Tausende von Menschen verbrennen lassen. Er hasste alles, wofür sie standen.

Was er heute hier zu Ende brachte, hatte allein das Ziel, diesem Übel entgegenzuwirken.

De Torres hatte ihm bereits mitgeteilt, dass er nicht das Risiko eingehen würde, sich von irgendwelchen spanischen Inquisitoren aufspüren zu lassen. Nein, er würde nicht nach Europa zurückkehren. Er beabsichtigte, sich auf Kuba niederzulassen, einer bedeutend größeren Insel im Norden. Die beiden Männer, die an seiner Seite ihr Schwert gezückt hielten, waren jünger und ehrgeiziger. Sie hatten ebenfalls die Entscheidung getroffen hierzubleiben. Auch Kolumbus würde es am besten so halten, aber hier war nicht sein Platz, was auch immer er sich wünschen mochte.

Er starrte wütend auf den Knienden nieder.

»Die Engländer und Niederländer nennen mich Columbus. Die Franzosen Colomb. Die Portugiesen Colombo. Die Spanier kennen mich als Colón. Aber keines davon ist der Name, mit dem ich zur Welt kam. Leider wirst du meinen wahren Namen niemals erfahren, und du wirst deinen Gönnern, die dich in Spanien erwarten, nie Bericht erstatten.«

Er winkte, und de Torres stieß dem Mann das Schwert in die Brust.

Der Gefangene hatte keine Zeit zu reagieren.

Die Klinge wurde mit einem widerlichen Geräusch aus dem Fleisch gerissen, und die Leiche kippte auf den Knien nach vorn und fiel mit dem Gesicht auf die Erde.

Eine Blutlache breitete sich um sie aus.

Kolumbus spuckte auf die Leiche, die anderen taten es ihm nach.

Er hoffte, dass dies der letzte Mann sein würde, den er sterben sah. Er war des Tötens müde. Da er in Kürze auf sein Schiff zurückkehren und dieses Land für immer verlassen würde, hatte er die Reaktion des Kaziken auf den Mord an den sechs Eingeborenen nicht zu fürchten. Andere würden den Preis bezahlen, aber das war nicht seine Sorge. Sie waren alle Feinde, und er wünschte ihnen nur Schlechtes.

Er drehte sich um und betrachtete nun endlich seine Umgebung. Jedes Detail war wie beschrieben.

»Siehst du, Admiral«, sagte de Torres. »Es ist, als hätte Gott selbst uns hierhergeführt.«

Sein alter Freund hatte recht.

Es wirkte wirklich so.

Sei mutig wie ein Leopard, leicht wie ein Adler, schnell wie ein Reh und stark wie ein Löwe bei der Erfüllung des Willens deines Vaters im Himmel.

Weise Worte.

»Kommt«, sagte er zu den anderen. »Lasst uns beten, dass das Geheimnis dieses Tages lange verborgen bleibt.«

GEGENWART