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Rainer Brunner (Hrsg.)

Islam

Einheit und Vielfalt einer Weltreligion

Verlag W. Kohlhammer

Umschlagabbildung: Yeni Cami (Neue Moschee), Istanbul, Foto: Rainer Brunner

 

1. Auflage 2016

 

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

 

Print:

ISBN 978-3-17-021822-2

 

E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-030498-7

epub: ISBN 978-3-17-030499-4

mobi: ISBN 978-3-17-030500-7

 

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Inhalt

Verzeichnis der Karten

Verzeichnis der Abbildungen

Vorbemerkung

Geographie des islamischen Raumes

Anton Escher

Anmerkungen zur Geschichte der Islamwissenschaft

Sabine Mangold-Will

Geschichte des Vorderen Orients im Überblick

Lutz Berger

Muḥammad

Andreas Görke

Der Hadith

Jens Scheiner

Der Koran

Nicolai Sinai

Rationale Theologie

Sabine Schmidtke

Philosophie

Heidrun Eichner

Bildung und Ethik im Islam

Sebastian Günther

Recht I: vormodern

Christian Müller

Recht II: Moderne (seit 19. Jh.)

Mathias Rohe

Frömmigkeitsvorstellungen im Islam

Norbert Oberauer

Sufismus und Volksreligion

Rüdiger Seesemann

Die Schia

Rainer Brunner

Historiographie

Konrad Hirschler

Arabische Literatur

Beatrice Gründler, Verena Klemm, Barbara Winckler

Kunst

Silvia Naef

Architektur im islamischen Orient

Lorenz Korn

Die Naturwissenschaften im Islam

Ulrich Rebstock

Politik, Demokratie, Menschenrechte

Sabine Damir-Geilsdorf

Wirtschaft und Islam

Heiko Schuß

Geschlechterverhältnisse in muslimischen Gesellschaften

Bettina Dennerlein

Islam und Nichtmuslime

Johanna Pink

Reformismus, Islamismus und Salafismus in der arabischen Welt

Guido Steinberg

Islam und abendländische Kultur

Felix Körner

Islam in Europa und Amerika

Albrecht Fuess

Muslimische Gesellschaften in Afrika

Roman Loimeier

Südasien

Jan-Peter Hartung

Südostasien

Thoralf Hanstein, Fritz Schulze

Index

Umschrift und Aussprache arabischer und persischer Namen und Wörter

Autorinnen und Autoren

Verzeichnis der Karten

Die islamische Welt: Muslime, relativ und absolut 14

Mittlere jährliche Niederschläge und aride Monate im islamischen Raum 19

Bevölkerungsdichte und Urbanisierungsgrad im islamischen Raum 2010 22

Detailkarte zur Problematik Wasser im Nahen Osten 25

Detailkarte zur Problematik Erdöl und Erdgas im Nahen Osten 28

Diagramme zur Problematik Erdöl und Erdgas im Nahen Osten 29

Die kolonialen Machtansprüche im islamischen Raum zu Beginn des 20. Jahrhunderts 39

Verzeichnis der Abbildungen

Inschrift, Indien, Agra oder Delhi, 18. Jh. Doha, Museum für islamische Kunst. Foto: S. Naef, 2010 382

Istanbul, Topkapı-Palast, Harem, Wohnräume der Königinmutter, Wanddekoration aus Kacheln mit Inschriften und Blumenmotiven (17. Jahrhundert); Trompe-l’Oeil-Deckenfresko, 18. Jahrhundert. Foto: S. Naef, 2011 384

Weihrauchspender in Vogelform, Iran oder Zentralasien, 12.–13. Jahrhundert, Kuwait, Tareq Rajab Museum. Foto: S. Naef, 2004 385

Wandbild aus Kacheln, Iran, 17. Jahrhundert, Paris, Musée du Louvre. Foto: S. Naef, 2006 386

Maḥmūd Muḫtār, Rückkehr vom Fluss, Ende 1920er/Anfang 1930er Jahre. Kairo, Maḥmūd-Muḫtār-Museum. Foto: S. Naef, 1989 389

Samīr aṣ-Ṣāʾiġ, Libanon, 1938-, Güte (Niʿma), Siebdruck, 2004. Genf, Privatsammlung 390

Samarkand (Usbekistan), Rigistan-Platz (15.–17. Jahrhundert). Foto: L. Korn 402

Ribat-i Šaraf (Iran), Karawanserei (12. Jahrhundert). Foto: L. Korn 404

Kairo (Ägypten), Minarett der Moschee Altunbugha al-Maridani (1340). Foto: L. Korn 405

Aleppo (Syrien), Madrasat al-Firdaus (1235–41). Foto: L. Korn 407

Riyad (Saudi-Arabien), King Faisal Centre for Research mit Moschee (Entwurf Kenzo Tange, 1980). Foto: L. Korn 410

Vorbemerkung

Der Islam ist in aller Munde. Die in den vergangenen zwei Jahrzehnten vieldiskutierte Frage nach der »Rückkehr der Religionen« hat, daran dürfte es wenig Zweifel geben, in erheblichem Maße mit den Ereignissen in der sogenannten islamischen Welt zu tun, die sich seit der Revolution in Iran 1979 geradezu überschlagen haben: Eine Republik, die sich selbst islamisch nennt und in den Medien gern als »Gottesstaat« tituliert wird, drei Golfkriege, der immerwährende Palästina-Konflikt, dessen Akteure sich gleichfalls immer frömmer geben, endlose Konfessions-Bürgerkriege, erst im Libanon, später im Irak, Syrien und andernorts, der 11. September 2001 und die Folgen, schließlich der »arabische Frühling«, der keiner war, zuletzt der Aufstieg jenes Gebildes, das als »Islamischer Staat« Angst und Terror verbreitet – die Liste der Schreckensmeldungen ist lang, und es besteht vorderhand wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändern könnte. Die wenigen säkularen oder zivilgesellschaftlichen Ansätze, die in den muslimischen Ländern im 20. Jahrhundert entstanden waren, werden zunehmend wieder von autoritären Regierungsformen verdrängt, die nicht zuletzt religiöse Legitimation suchen. All das hat längst Europa erreicht und bestimmt in einem nicht geringen Maße die Auseinandersetzungen mit Islam und Muslimen. Auch hierzulande hat man sich bei der Integrationsdebatte daran gewöhnt, religiös begründete Befindlichkeiten ins Zentrum zu rücken und der Beschäftigung mit Religion im Allgemeinen und dem Islam im Besonderen eine Schlüsselrolle bei der Lösung sozialer Konflikte zuzuweisen; der eine oder andere Sozialwissenschaftler hat bereits das »postsäkulare Zeitalter« ausgerufen. Augenfälligster Ausdruck dafür ist die Forderung nach Einführung eines islamischen Religionsunterrichts sowie die damit zusammenhängende Einrichtung islamisch-theologischer Studiengänge an einigen deutschen Universitäten.

Die allfällige Frage, was das alles im Einzelfalle mit »dem Islam« zu tun habe, erscheint müßig angesichts der Bestimmtheit, mit der die sozialen und politischen Akteure – auf nahezu allen Seiten – darauf beharren, dass »religiöse Identitäten« bestimmende Bezugsgrößen seien. Es ist denn auch nicht das Anliegen des vorliegenden Bandes, auf diese Frage eine rasche Antwort zu geben. In den 29 Kapiteln werden, vom Koran und Muḥammad über Recht und Politik bis hin zu Islamismus und Salafismus, selbstverständlich zahlreiche Aspekte zur Sprache kommen, die mit den aktuellen Debatten in einem bisweilen engen Zusammenhang stehen. Aber es geht nicht um Tagesaktualität oder darum, was der Koran oder der Prophet zu diesem oder jenem zu sagen habe. Es mag in diesem Zusammenhang immerhin von Nutzen sein, an den bedeutenden Islamwissenschaftler Carl Heinrich Becker zu erinnern, der bereits 1910, im ersten Artikel seiner neugegründeten Zeitschrift Der Islam, zu dem Schluss gekommen war: »Wem endlich zur Erklärung der gegenwärtigen Tatsache des Islam der Qorān und das Leben Muḥammed’s genügen, dem ist überhaupt nicht zu helfen.« So steht denn im Folgenden eher das jeweils Paradigmatische eines Themas im Vordergrund sowie die Frage, inwieweit Geschichte und Gegenwart miteinander in Bezug stehen. Denn die Erkenntnis, dass Kontroversen und Diskussionen in der und über die heutige muslimische Welt nur vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung von 1400 Jahren zu verstehen sind, mag zwar banal erscheinen, wird jedoch durch nochmalige Betonung keineswegs falsch – Religionen fallen nicht einfach vom Himmel. Darüber hinaus soll der Blick auf Themen gelenkt werden, die in der medialen Berichterstattung über den Islam üblicherweise zu kurz kommen, wie etwa Frömmigkeitsvorstellungen, Kunst, Architektur oder Naturwissenschaften. Vollständigkeit in der Darstellung, ja bei der Themenauswahl generell, wird allerdings nicht behauptet; ein solches Ansinnen wäre angesichts der geographischen und historischen Ausdehnung des Islams ohnehin von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kurzum: Der Gedanke der longue durée ist im vorliegenden Buch allemal wichtiger als das kurzfristige Einholen der Schlagzeilen. Insofern mag es auch verzeihlich sein, dass der Großteil der Artikel im Frühsommer 2014 abgeschlossen war, neuere Entwicklungen, insbesondere der Aufstieg des IS mit all seinen bislang abzusehenden Folgen, daher nicht mehr berücksichtigt werden konnten.

Die Umschrift orientiert sich weitgehend an den allgemeinen wissenschaftlichen Gepflogenheiten und den Regeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (s. auch die Erläuterungen auf S. 657). Namen und Begriffe, die mittlerweile in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen sind, werden im Allgemeinen nicht in transkribierter Form wiedergegeben. Dass hier möglicherweise die eine oder andere Inkonsequenz stehengeblieben ist, soll nicht geleugnet werden und ist mit der Bitte um Nachsicht verknüpft. Die Zitierweise von Koranversen folgt dem Muster 2:106 = Sure 2, Vers 106.

Ein Wort des Dankes gebührt Herrn Florian Specker vom Kohlhammer-Verlag, der nicht nur die Idee zu diesem Handbuch ins Spiel brachte, sondern auch die verschiedenen Stadien der Buchwerdung der einzelnen Manuskripte mit großer Sachkenntnis und Umsicht begleitete.

 

 Paris, Freiburg, im Oktober 2015 Rainer Brunner