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Ein Wort zuvor

HISTAMIN – ein eigener Kompass? Auf jeden Fall! Immerhin leiden im deutschsprachigen Raum vermutlich mindestens ein bis fünf Prozent der Menschen an einer Histamin-Intoleranz. Dabei sind rund 80 Prozent der Betroffenen Frauen im mittleren Lebensalter.

DAS BESCHWERDEBILD ist äußerst unspezifisch und es zeigen sich bei den Betroffenen die unterschiedlichsten Symptome: Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf- und auch Atemwegsbeschwerden können ebenso auftreten wie Hautausschläge oder Komplikationen im Magen-Darm-Trakt. All diese Beschwerden können einzeln, aber auch gemeinsam auftreten – und sich noch dazu immer wieder verändern. Weil die Symptome sehr oft denen einer Allergie ähneln, wird die Histamin-Intoleranz häufig nicht erkannt. Viele Betroffene haben deshalb einen langen Leidensweg hinter sich, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wird.

UM DIE BEHANDLUNG durch den Arzt und Ernährungstherapeuten erfolgreich zu unterstützen, liefert dieser GU-Kompass viele Tipps, wie Sie trotz Histamin-Intoleranz möglichst beschwerdefrei leben können. Übersichtliche Tabellen helfen Ihnen bei der Lebensmittelauswahl, wenn es darum geht, die individuell verträgliche Grenze zu finden.

AUF DEM WEG zum Wohlbefinden kommt es zwar wie bei allen Lebensmittelunverträglichkeiten vor allem auf Konsequenz und Geduld an. Doch schon mit Beginn der Ernährungstherapie tritt fast immer eine erste Besserung auf. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Behandlung.

Doris Fritzsche

WICHTIG

Die Bezeichnung Pseudoallergie wird oft falsch ver standen, schließlich heißt »pseudo« üblicherweise so viel wie »scheinbar« oder »vorgetäuscht«. In diesem Zusam menhang jedoch bedeutet es weder, dass die Reaktion ausbleibt, noch, dass sich die Betroffenen die Beschwerden nur einbilden. Es lassen sich lediglich keine IgE-Anti körper nachweisen. Die Beschwerden sollten jedoch genauso ernst genommen und auch konsequent behan delt werden.

Ob und welche Zusatzstoffe in einem Lebensmittel enthalten sind, verrät die Zutatenliste auf der Verpackung. Dort müssen Bezeichnung der Zusatzstoffe und/oder E- Nummern angegeben werden. Bei nicht abgepackten Lebensmitteln wie Brot und Brötchen, Wurstwaren und Käse können Sie die Zutatenliste beim Verkäufer erfragen.

Insbesondere zu Beginn der Behandlung einer Histamin- Intoleranz sollten Sie daher Lebensmittel und Zusatzstoffe, die pseudoallergen wirken können, so konsequent wie möglich vermeiden.

Farbstoffe

Vor allem die Aufnahme der synthetisch hergestellten Azofarbstoffe (auf Basis von Anilin) ist riskant:

Azofarbstoffe

Sonstige Farbstoffe, die pseudoallergen wirken können

Konservierungsstoffe

Die größte Gruppe der potenziell pseudoallergenen Zusatzstoffe machen die Konservierungsstoffe aus. Wenn sie zugesetzt wurden, muss dies auf der Verpackung stehen oder bei lose angebotenen Lebensmitteln auf einem Schild neben der Ware kenntlich gemacht werden.

Sämtliche der nachfolgend aufgeführten Konservierungsstoffe können pseudoallergische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Migräne und Asthma auslösen.

Potenziell pseudoallergene Konservierungsstoffe

Benzoesäure, Benzoate und Benzoesäureverbindungen kommen als natürliche Konservierungsmittel auch in naturbelassenen Lebensmitteln vor. Sie finden sich in Früchten, Pilzen, Zimt, Nelken und einigen Milchprodukten.

Beim Obst enthalten insbesondere Beerenfrüchte wie Preiselbeeren (100–200 mg pro 100 g), Heidelbeeren, Johannisbeeren, aber auch Pflaumen größere Mengen Benzoesäure. In Joghurt kann die Benzoesäurekonzentration bis zu 5 mg je 100 g betragen, in Hartkäse mit langer Reifungszeit sogar bis zu 50 mg pro 100 g.

In Champignons wurden Benzoesäurekonzentrationen von bis zu 30 mg je 100 g des Trockengewichts gefunden. Bei frischen Champignons mit einem Trockenmassegehalt von etwa 6,5 g bedeutet das entsprechend etwa 2 mg Benzoesäure pro 100 g.

INFO

Häufig treten Intoleranzen gegen Benzoesäure/Benzoate und Salicylsäure/Salicylate (zum Beispiel der Medika mentenwirkstoff Acetylsalicylsäure in Schmerzmitteln) auch gemeinsam auf. Wenn Sie bereits wissen, dass Sie auf eine der beiden Stoffgruppen pseudoallergisch re agieren, sollten Sie die andere vorsichtshalber meiden.

Antioxidanzien

Um Lebensmittel vor dem Verderb durch Sauerstoff zu schützen, setzt die Industrie ihnen verschiedene Antioxidanzien zu, von denen einige ebenfalls pseudoallergische Reaktionen hervorrufen können.

Potenziell pseudoallergene Antioxidanzien

Verdickungsmittel

Die Industrie setzt Lebensmitteln Verdickungsmittel zu, um ihre Konsistenz und Streichfähigkeit zu beeinflussen. Man findet sie zum Beispiel häufig in kalorienreduzierten Nahrungsmitteln, denen sie eine sahnig-cremige Konsistenz verleihen sollen. Bei der Speiseeisherstellung verringern Verdickungsmittel die Bildung von Eiskristallen und verbessern die Schmelzeigenschaften.

Pseudoallergene Reaktionen können des Weiteren ausgelöst werden durch

Als mögliche Pseudoallergene gelten zudem

Potenziell allergene Verdickungsmittel

Potenziell pseudoallergene Verdickungsmittel

Emulgatoren

Emulgatoren werden lebensmitteltechnologisch eingesetzt, um das Entmischen von öligen und wässrigen Phasen zu verhindern. Man findet sie dementsprechend unter anderem in Backfetten, Margarinen, Back- und Süßwaren. Emulgatoren gelten zwar im Allgemeinen als unbedenklich, dennoch sind einige potenzielle Pseudoallergene.

Potenziell pseudoallergene Emulgatoren

Geschmacksverstärker

Glutaminsäure und Glutamate (E 620 bis 625) stehen schon lange im Verdacht, Unverträglichkeiten auszulösen. Sie wurden außerdem lange für das Auftreten des »Chinarestaurant-Syndroms« verantwortlich gemacht: Die Betroffenen leiden nach dem Verzehr von asiatischen, glutamathaltigen Speisen an Kopf- und Gliederschmerzen, Taubheit im Nacken sowie Übelkeit. Nach heutigem Kenntnisstand ist das Chinarestaurant-Syndrom jedoch entweder auf eine Histaminüberempfindlichkeit oder auf das Zusammenwirken von Glutamat und Histamin zurückzuführen. Denn in fermentierten Produkten wie Sojasauce ist auch Histamin enthalten.

Glutamate sind unter anderem zugelassen für Würzmittel, Suppen, Saucen, Fertiggerichte, Fleischprodukte, Gemüseerzeugnisse und Knabberartikel. Um eventuelle Beschwerden zu vermeiden, sollten Sie auf Lebensmittel zurückgreifen, die frei sind von Geschmacksverstärkern, Hefeextrakt und Würze. Da Hefeextrakt und Würze Zutaten sind, ist die Deklaration »ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe« zulässig, obwohl beide Glutamat enthalten.

Potenziell pseudoallergene Geschmacksverstärker

Süßstoffe

Die natürlichen oder synthetischen Verbindungen von Süßstoffen haben eine wesentlich höhere Süßkraft als Zucker. Sie sind entweder völlig kalorienfrei oder haben zumindest einen im Vergleich zu ihrer Süßkraft minimalen Energiegehalt. Enthält ein Produkt künstliche Süße, muss dies mit dem Hinweis »mit Süßstoff gesüßt« deutlich auf der Verpackung gekennzeichnet sein.

Die Süßstoffe Acesulfam-K (E 950), Aspartam (E 951), Cyclamat (E 952), Saccharin (E 954), Sucralose (E 955), Thaumatin (E 957), Neohesperidin DC (E 959) und Aspartam-Acesulfamsalz (E 962) gelten als unbedenklich. Da jedoch die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, der Ärzteverband Deutscher Allergologen und die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie (GPA) in ihren Leitlinien für eine pseudoallergenarme Diät die Verwendung von Süßstoff »verbieten«, sollten Sie vorsichtshalber auch bei Histamin-Intoleranz auf die Verwendung von Süßstoffen verzichten.

Histaminfreisetzung durch Entzündungen

Entzündungsreaktionen, mit denen sich der Körper beispielsweise gegen Krankheitserreger oder Fremdkörper wehrt, treten ein komplexes Zusammenspiel von IgE-Antikörpern und Mastzellen (>) los. Dabei setzen Letztere neben anderen Entzündungsvermittlern (Substanzen, welche die Entzündung einleiten oder unterhalten) auch Histamin frei.

Garantiert frei von Zusatzstoffen

Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung verschiedener Lebensmittel, die laut Gesetz keinerlei Zusatzstoffe enthalten dürfen. Weil sie gleichzeitig frei sind von potenziellen natürlichen pseudoallergenen Substanzen, können Sie sie bei einer Ernährungsumstellung bereits in der ersten Behandlungsphase einsetzen (>).

Die Liste schließt keineswegs aus, dass auch andere Lebensmittel frei von Zusatzstoffen sein können. Insbesondere für Bioprodukte sind nur wenige Zusatzstoffe zugelassen.

Pseudoallergene der Natur

Die im Folgenden aufgelisteten Lebensmittel sind ebenfalls garantiert frei von Zusatzstoffen, gelten jedoch als natürliche potenzielle Pseudoallergene. Nach der ersten Behandlungsphase können Sie ihre Verträglichkeit testen.

KÖRPERREAKTION INFOLGE DER HISTAMINFREISETZUNG

Wie der Organismus auf die Freisetzung von Histamin reagiert, ist unabhängig davon, ob es sich um eine allergische oder pseudoallergische Reaktion handelt. Wird auf einmal eine große Menge an Histamin freigesetzt, führt das an der entsprechenden Stelle zu unangenehmen Reaktionen: In den äußeren Hautschichten zeigen sich Quaddeln, in den tieferen Schichten Schwellungen. Sind die Schleimhäute der Atemwege betroffen, treten Atemnot und Schluckbeschwerden auf. Im Magen-Darm-Trakt ko mmt es zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfällen.

Hemmung des Histaminabbaus

Einige Medikamentenwirkstoffe sowie das Genussmittel Alkohol beeinträchtigen die Aktivität der Histamin abbauenden Diaminooxidase (DAO). Darüber hinaus bewirken sie auch die Freisetzung von Histamin.

Wechselwirkungen mit Medikamenten