Originaltitel: El secreto y las voces

© Carlos Gamerro 2002

 

 

Dieses Werk wurde im Rahmen des »Sur«-Programms des Außenministeriums der Republik Argentinien

zur Förderung von Übersetzungen verlegt.

Obra editada en el marco del Programa »Sur« de Apoyo a las Traducciones del Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto de la República Argentina.

 

 

© 2013, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

 

 

 

 

Lektorat: Elisabeth Schöberl

Umschlag: Jürgen Schütz

Umschlagbild: © chulja - Fotolia.com

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN; 978-3-903061-17-0

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-22-9

 

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Carlos Gamerro

 

geboren 1962 in Buenos Aires, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des heutigen Argentiniens. Neben fünf Romanen und einem Erzählband veröffentlichte er auch Essays und übersetzte u.a. Werke von Graham Greene und William Shakespeare. Darüber hinaus schrieb er das Drehbuch zu dem Film Tres de Corazones. Ein Teil seiner Romane wurde ins Englische und Französische übertragen sowie für das Theater adaptiert. Mit Das offene Geheimnis erschien 2013 einer seiner Romane erstmals auf Deutsch.
2015 folgt sein Roman Der Traum des Richters.

 

Klappentext

 

Der Polizeichef von Malihuel erhält von einem hochrangigen Militär den Befehl, Darío Ezcurra, einen Bewohner seines Dorfes, verschwinden zu lassen. Die Sache dürfte keine größeren Schwierigkeiten bereiten, abgesehen von einer praktischen Frage: Wie kann ein Mord in einem Dorf, in dem sich alle kennen, geheim gehalten werden?

Zwanzig Jahre später kehrt Fefe zurück in das Dorf seiner verstorbenen Mutter, den Ort seiner Kindheit, um herauszufinden, warum Ezcurra sterben musste. Fefe geht in Malihuel von Haus zu Haus und trägt Zeugenaussagen zusammen. Doch je näher die Erzählungen der Dorfbewohner um den Mord kreisen, desto mehr widersprechen sie sich, klingen hohl und falsch. Ein Stimmengewirr, das immer lauter wird, als wollte es eine Wahrheit verschweigen, die nur schwer zu verstehen ist.

In raffinierter Erzählweise und eindringlichen Dialogen stellt Carlos Gamerro in Das offene Geheimnis die schwierige wie unbequeme Frage nach der Verantwortung des Einzelnen in einem System von staatlichem Terror, wie es die argentinische Militärdiktatur in den 1970er Jahren mit sich brachte.

 

»Gamerro verschafft uns ein lebendiges Bild davon, wie Tratsch ein kleines Dorf vergiften kann.«

The Independent

 

»Ein ausgezeichneter Roman […]. Das offene Geheimnis macht Carlos Gamerro zu einem der einflussreichsten Schriftsteller der heutigen argentinischen Literatur.«

La Nación

 

»Gamerros Bücher sind ein Juwel der argentinischen Literatur.«

Diego Rojas in Axxón

 

»Carlos Gamerro ist einer der interessantesten argentinischen Autoren der Gegenwart.«

Marcelo Figueras

 

 

Carlos Gamerro

Das offene Geheimnis

Roman | Septime Verlag

 

Aus dem argentinischen Spanisch von Tobias Wildner

 

 

 

 

 

 

 

Für meine Tante Hilda

Für Alma

Für Almita Culpa que essequiant, volorem untium fuga. Et perehen denihillibus qui tempelit es sunt adis denis is quo et, nos cus.

 

 

»Sprechen bedeutet Lügen. Leben heißt Kollaborieren.«

William Seward Burroughs

 

 

 

Kapitel 1

 

 

 

 

 

 

 

»Ein Verbrechen in einem kleinen Dorf.«

»Und warum ausgerechnet hier?«, fragt Mati.

»Es ist das einzige kleine Dorf, das ich kenne.«

»Deswegen bist du also wieder da?«

»Natürlich auch, um euch wiederzusehen.«

»Und was soll das dann werden? Ein Film?«, fragt Mati weiter.

»Vielleicht auch ein Buch. Bin mir noch nicht ganz sicher«, erwidere ich.

Don Ángel ruft uns das dritte Mal zu Tisch und erspart mir damit weitere Erklärungen. »Das Essen ist fertig. Ich weiß, es gibt eine Menge zu erzählen, aber verschiebt das doch einfach auf später.«

»Mensch, Fefe, jetzt sitzt du hier neben mir, und trotzdem kann ich es noch gar nicht glauben, dass du wieder da bist«, sagt plötzlich Guido, der bisher kaum ein Wort verloren hat. »Wie lang ist das jetzt her?«

Es dauert eine Weile, bis ich ihm antworte, ich stehe vom Sofa auf, an dessen Sprungfedern sich mein Körper mühelos zurückerinnert hat, betrachte die Souvenirs aus Europa und dem Mittleren Osten, wo keiner von denen, die jetzt in diesem Haus wohnen, je gewesen ist, und erkenne allmählich das Raue der altgedienten Fliesen unter meinen Füßen wieder; die Möbel, den ganzen Schnickschnack, die Zimmer in dem Haus, das meinen Großeltern gehörte, bis es schließlich von den Tuttolomondos gekauft wurde, die immer schon ihre Nachbarn gewesen waren. Ich bin wieder zurück in Malihuel, sage ich mir mit bedächtigem Staunen. Ich bin wieder hier.

»So um die zwanzig Jahre?«, antworte ich schließlich.

 

 

»Dann wollen Sie also was über unser Dorf schreiben. Vor ein paar Jahren, da hat jemand mal eine Gewässerstudie über unseren See gemacht. War ungefähr … wann war das noch mal, Nene?«

An der Ecke zwischen der Hauptstraße und einer Seitenstraße, die man seit jeher kennt, weil sich dort die Post, das ehemalige Fernsprechamt, das Gerichtsgebäude und der Yachtclub befinden, trifft man auf Malihuels älteste Kneipe, Los Tocayos. Der jetzige Inhaber, Don Porfirio Dupuy, ist ein direkter Nachkomme von einem der zwei Hipólitos, die anno dazumal das Lokal eröffnet haben. Geht man durch eine der blauen Eingangstüren – drei zur Hauptstraße und zwei zur Seitenstraße hin –, gelangt man in einen Raum mit hohen Wänden, deren wässriges Grün lediglich durch die lackierte Vertäfelung, einige gerahmte Bilder von Don Porfirios verhätschelten Sprösslingen, die Pokale, die diese von der Hunderennbahn Colón mit nach Hause brachten und eine auf alt gemachte chinesische Uhr ein wenig entschärft wird. Die Kneipe hat die Form eines L, mit einem Billardtisch und zwei Kickern am äußersten Ende der langen Seite. Auf der kurzen Seite und in der Ecke stehen mehrere Tische, die unübersehbar um den einen herum angeordnet sind, an dem sich Abend für Abend Don León Benoit die Ehre gibt.

»Neunzehndreiundsiebzig«, sagt der Kellner wie aus der Pistole geschossen.

»Der Nene, der ist unser wandelndes Gedächtnis. Nur Gagliardi, unser Dorflehrer, weiß noch mehr als er. Aber viel um ist da nicht. Wollen Sie denn auch so was in die Richtung schreiben?«, fragt mich Don León.

»Nein«, erwidere ich.

»Er ist Schriftsteller«, erklärt Guido neben mir. »Kurzgeschichten, Romane. Literatur eben«, beschließt er seine Definition.

»Also, davon gibt es hier auch so einiges. Wenn Sie sich für Literatur interessieren, dann haben Sie bestimmt schon Der Traum des Richters gelesen, schätze ich mal. Das spielt nämlich genau hier. Die komplette Gründung von unserem Dorf kommt da drin vor. Also, über dieses Dorf ist wirklich schon ne Menge geschrieben worden. Klar, Sie denken jetzt, die Nachbarorte sind doch viel größer. Vielleicht. Aber mit unserer Vergangenheit kann keiner mithalten. Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass es uns schon seit der Kolonialzeit gibt? Unseren See, den finden Sie schon auf den ersten Landkarten. Außerdem war hier die Nordgrenze. Jede Menge Indioüberfälle. Und dann natürlich die Bürgerkriege. Sogar eine Festung hatten wir, aber dann kam dieser Lavalle und hat sie höchstpersönlich einfach abgefackelt, als er Richtung Norden zog. Geschichte haben wir wirklich mehr als genug. Es gibt ein Lied, da heißt es ›Ein Dorf – zwei Jahrhunderte‹. Also dann doch eher was Literarisches. Keine Ahnung warum, aber mir hat man erzählt, dass Sie sich für Geografie und Umweltschutz interessieren. Wer hat mir das gleich noch mal gesagt, Nene?«

»Der Licho.«

»Typisch. Hauptsache schlau daherreden. Und ich hab Ihnen noch extra die Daten von der chemischen Analyse vom Seewasser rausgesucht. Das hat nämlich eine heilende Wirkung. Wissen Sie ja wahrscheinlich. Können Sie die Daten trotzdem brauchen?«

»Pass auf, gleich wirbt er dich noch für seine Geschäftsidee mit dem neuen Strandbad an«, mischt sich Guido ein. Don León grinst.

»Irgendwann wird unser Dorf wieder von diesem See leben können. Und dann werdet ihr mir eine Statue bauen müssen, genau neben der von unserem Dorfgründer. Übrigens auch eine interessante Geschichte, die Statue von unserem Dorfgründer.«

»Mit Sicherheit«, pflichte ich ihm bei. »Aber eigentlich hatte ich eher an etwas Aktuelleres gedacht, so aus den letzten, sagen wir mal zwanzig Jahren, höchstens.« Und als ich seine abwehrende Haltung bemerke oder erahne, füge ich erklärend hinzu: »Auf jeden Fall eine erfundene Geschichte, also keine Dokumentation. Das heißt, das Dorf in meiner Geschichte wird einfach nur viele Ähnlichkeiten haben mit diesem hier, auch mit der Gegend, dem See, keine Ahnung …«

Das zu erklären war nicht so einfach, wie ich anfangs gedacht hatte.

»Auch den Namen werde ich ändern. Damit erst gar keine Missverständnisse aufkommen und ihr am Ende noch sagt, stimmt überhaupt nicht, so war das gar nicht … Der Name wird auf jeden Fall geändert«, wiederhole ich noch einmal.

»Soso«, sagt Don León. »Und wie soll das Dorf dann heißen, wenn man fragen darf?«

»Malihuel«, antworte ich. »Das Dorf in meiner Geschichte heißt Malihuel.«

 

 

»Ein Verbrechen, an das ich mich erinnern würde, hier in Malihuel … Fällt dir da was ein, Vicente?«, wendet sich Don Ángel an seinen Bruder.

»Es gab da mal was, ist aber schon ein paar Jährchen her. Da warst du noch gar nicht auf der Welt«, erwidert Vicente. »Die Sache mit dem Hotel Arana. Weißt du noch?«

»Natürlich. Ist einem ja oft genug erzählt worden. Fefe, weißt du, um was es da ging?«, fragt mich Don Ángel.

»Meine Mutter hat mich jeden Abend unter ihrem Bett nachschauen lassen, ob sich da vielleicht der Mörder von Frau Arana versteckt. Mitten in Buenos Aires!«, erwidere ich.

»Der Bube war Handelsvertreter für Stoffe. Hab ihn sogar einmal kennengelernt«, hört man zuerst Vicentes Stimme, die aber sofort von der seines Bruders eingeholt und übertönt wird.

»Unter dem Bett? Dann schon eher im Bett. Bei den meisten Damen wurde aus dem Vertreter nämlich ganz schnell ein Verehrer. Und außerdem war es ja ihr Mann, der sie …« Er ersetzt das Wort durch eine Bewegung mit der Hand, die ein Messer gepackt hält. »Die Leiche haben sie dann dem Vertreter in die Schuhe geschoben. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber der Mörder, das war Arana. Kurz darauf hat das Hotel dichtgemacht und er ist abgehauen. Die Grundmauern stehen noch, drüben in der Siedlung, gegenüber vom Bahnhof. Hast du ihm das schon gezeigt, Mati?«

Don Ángel sitzt während des Willkommensessens, das die Tuttolomondos für mich organisiert haben, an der Stirnseite des Tisches. Einen der Ehrenplätze neben ihm hat er selbstverständlich mir zugeteilt. Den anderen seinem älteren Bruder Vicente.

»Vielleicht schauen wir da morgen Nachmittag mal vorbei, wenn es ein bisschen trockener ist«, verkündet Mati, mein unzertrennlicher Freund aus Kinderzeiten, der neben mir sitzt. Während meines Aufenthalts in Malihuel übernachte ich bei ihm, in dem Haus, das früher seinen Eltern gehörte, bevor sie das Haus meiner Großeltern gekauft haben.

»Wenn es regnet, ist das mit den Straßen in der Siedlung immer so eine Sache«, gibt ihm Don Ángel recht. »Aber ungefähr über so was willst du schreiben, Fefe?«

»So ungefähr«, lüge ich. »Ich dachte da an einen Krimi. Mir hat die Idee gefallen, ihn hier spielen zu lassen. Also, wenn hier in Malihuel zum Beispiel ein Mord passiert. Dreitausend Einwohner. Jeder kennt jeden. In der besagten Nacht war kein Fremder im Ort. Das bedeutet, der Mörder muss einer von hier sein. Jeder verdächtigt jeden. Oder vielleicht handelt es sich auch um eine Verschwörung, in die das ganze Dorf eingeweiht ist.«

»Schwer vorstellbar, dass sich hier im Dorf alle einig wären«, philosophiert Guido, während er Butter auf einer Scheibe Brot verstreicht und seinem Bruder mittels Ellenbogen und hochgezogenen Brauen bedeutet, ihm das Salz zu reichen. Grummelnd kommt Mati der Aufforderung nach.

»Angeblich soll es hier ja sogar ein paar geben, die das nicht mal innerhalb der eigenen Familie hinbekommen«, sagt Don Ángel und spießt mit seiner Gabel das letzte Stück Pionono auf. Guido kaut auf seinem Butterbrot herum und zuckt die Achseln.

»Magst du auch noch ein Stück, Fefe?«, fragt mich Celia, die mit einer zweiten Platte die Runde macht und bereits eines zwischen Löffel und Gabel bereithält. Jedes Mal, wenn sie zu mir herübersieht oder mich anspricht, strahlt sie über das ganze Gesicht, mit Lachfältchen um Mund und Augen. Sie freut sich offenbar sehr, mich wiederzusehen. Als ich klein war, habe ich nie bemerkt, dass sie mich so gern hat. Vielleicht hatte ich es zwischenzeitlich auch vergessen.

»Danke, mir reicht es erst mal«, sage ich. Dieses pappige Zeug mochte ich noch nie. »Ich brauche doch noch Platz für die Nudeln später«, schmeichle ich ihr. »Seit fast zwanzig Jahren warte ich auf diesen Moment. So gute Nudeln hab ich seither nie mehr auf den Teller bekommen.«

»Die kriegst du auch nirgendwo mehr, jetzt wo die ganzen Multis die großen Fabriken aufgekauft haben. Unsere hier hält sich grade noch so über Wasser«, sagt Don Ángel und deutet mit seiner Gabel auf eine leere Stelle seines Tellers, auf die seine Frau das Stück Pionono absetzt, das ich zuvor verschmäht habe. »Schenk dem Fefe noch ein Glas Wein nach, Guido, wo du schon die ganze Zeit an der Quelle sitzt. Wie du siehst, Fefe, besonders viel können wir dir nicht bieten. In diesem Dorf ist nicht viel los. Jeder kennt jeden. Niemand schließt die Tür ab. Sogar den Autoschlüssel lässt jeder stecken.«

»Hier ist die Aufregung schon groß, wenn ein Huhn verschwindet«, mischt sich Mati ein, und nachdem niemand lacht, nehme ich an, dass es sich wohl eher um eine Redensart als um einen Witz handelt.

»Genau aus diesem Grund«, sage ich. »Ein Verbrechen, hier, das wäre viel spannender. Da könnte niemand wegschauen.«

 

 

»Aber warum ausgerechnet bei uns? Ich meine, es gibt doch so viele Dörfer in der Gegend«, will Don León jetzt wissen.

»Als ich noch ein kleiner Junge war, kam ich oft hierher«, erwidere ich. »Jeden Sommer. Von da her kenne ich auch Guido.«

»Er ist der Enkel von Echezarreta«, mischt sich Guido ein, »der Sohn von der Poli.«

»Echezarreta? Ihr Großvater? Ach so, das muss einem ja erst mal einer sagen. An Ihren Großvater kann ich mich noch gut erinnern und an Ihre Mutter auch. Das war schlimm, als wir die Nachricht von ihrem Tod bekamen. Sie war noch so jung, als sie von hier wegging, das war … wann war das noch gleich, Nene?«

»Neunzehnzweiundsiebzig«, komme ich ihm zuvor. Diese Jahreszahl zu behalten, war nicht schwierig. Es war mein Geburtsjahr.

»Soso, der Enkel von Echezarreta, nicht schlecht. Ich hab ja immer gesagt, Ihr Großvater, der war der beste Bürgermeister, den wir je hatten. Aber diese verdammte Krankheit. Von dem hätten wir noch eine Menge lernen können. Und Ihre Frau Großmutter?«

»Lebt in Rosario. Schon vergessen?«, fragt ihn Guido.

»Natürlich nicht. Ich wollte nur höflich sein und fragen, wie es ihr geht.«

»Ganz gut«, erwidere ich. »Beim Herfahren hab ich einen Abstecher nach Rosario gemacht und sie kurz besucht. Wir hatten uns seit der Beerdigung meiner Mutter nicht mehr gesehen. Sie fährt kaum mehr weg.«

 

 

»Gab es da nicht mal so eine Sache, in der Zeit, als ich noch öfter hier war? So ein Typ, wie hieß der noch gleich, der hatte irgendein Problem mit einem anderen aus dem Dorf oder aus einem Nachbardorf, so ganz genau weiß ich das nicht mehr.« Ich trinke einen kräftigen Schluck Wein und stelle mit einem Ruck das Glas ab, ohne jemanden dabei direkt anzusehen.

»Kennst du so eine Geschichte, Mati?«, erkundigt sich Don Ángel geflissentlich.

»Ungefähr tausend«, erwidert sein Sohn mit dem gleichen ironischen Lächeln, das ich gerade noch ganz sympathisch fand. »Ein paar mehr Details wären nicht verkehrt …«, wendet er sich an mich.

»Beide kamen aus alteingesessenen Familien hier im Dorf. Einer der beiden, der ältere, hatte überall in der Gegend Estanzias. Und ich kann mich noch erinnern, damals hieß es, er hat den anderen umbringen lassen, weil …«

»Ezcurra«, ergänzt Guido lakonisch kauend über den Kopf seines Bruders hinweg, der ihn daraufhin anblafft:

»Keiner weiß, ob er wirklich umgebracht wurde.«

»Stimmt, vielleicht hat er sich ja auch ganz allein in Villalbas Schweinestall verbuddelt und gräbt sich jetzt regelmäßig aus der Erde, um sich selber eine Kerze anzuzünden«, stichelt Guido und schluckt schließlich den letzten Bissen hinunter.

»Diese Story ist doch was für abergläubische alte Zauseln. Sag bloß, dass du jetzt auch noch zu diesem Schrein pilgerst«, pariert sein Bruder den Angriff.

»Schluss jetzt«, schimpft Don Ángel vom Kopf des Tisches aus, doch Guido hat sich ohnehin bereits seinem Großvater zugewandt, um ihn über den Inhalt der Diskussion aufzuklären, und reagiert nicht mehr. Celia hat mittlerweile, nachdem sie auch das gegenüberliegende Tischende mit ihren Enkeln und Schwiegertöchtern bedient hat, ihre Runde beendet und setzt sich neben ihren Vater, der ihr jetzt offenbar weitererzählt, was er soeben von Guido erfahren hat. Trotz des großen Abstandes zum anderen Ende des langen Tisches entgeht mir nicht der eindringliche, fast besorgte Blick, den sie in meine Richtung wirft.

»Und dieser Ezcurra, was war das für einer?«, frage ich trotz allem.

 

 

»Ja, ja, der gute Ezcurra. Natürlich kann ich mich an den erinnern. Bester Stammbaum: die Alvarados aus Malihuel und die Ezcurras aus Rosario. Zu dieser Zeit waren die allerdings auch schon auf dem absteigenden Ast«, witzelt Don León mit schallendem Gelächter, das die anderen mit einem zustimmenden oder zumindest höflichen Lächeln quittieren. »Vor allem als der Vater dann Bankrott ging. Wenn man bedenkt, seinen Schwiegersohn hat der alte Alvarado sein Lebtag lang eingespannt, aber im Testament hat er dann alles der Tochter und dem Enkel vermacht. Die zwei, die waren schon so ein Gespann. Sie immer mit ihren Kleidchen aus Buenos Aires und ihren Reisen nach Europa. Und dann Ezcurra. Der hing seiner Mama doch ständig nur am Rockzipfel. Aber irgendwie auch ganz der Vater. Immer hatte er was am Laufen, die ganz große Kohle, damit er uns endlich beweisen kann, was für ein toller Hecht er ist. Immer hatte er irgendeinen dicken Posten in Aussicht. Erst über seinen guten Freund, der Provinzgouverneur war, dann über seinen Onkel, einen Abgeordneten, später über seinen Cousin, der im Gemeinderat saß – mit den Jahren sind auch seine Erwartungen gesunken. Hauptsache für immer abhauen aus diesem Versagerkaff. ›Auf Nimmerwiedersehen, ihr Versager.‹ So hat er jedes Mal getönt, bevor er weg ist. Und wenn er dann wieder zurückkam, war er still. Licho, du hast es doch gesehen, als er uns das eine Mal aus dem Chevallier-Bus heraus den Stinkefinger gezeigt hat.«

»Nee, ich nicht«, grummelt der gerade erst Angekommene durch seinen borstigen Schnauzer und die Zahnlücken hindurch. »Das warst du, der mir das erzählt hat.«

»Da sehen Sie es. Den Stinkefinger. Aber mal ehrlich, wer ist denn bitte schön nicht irgendwann mal aus Malihuel weggegangen, hm? Und wie heißt es so schön: Wer nicht vorwärtskommt, der geht zurück. Ezcurra, der ist immer zurückgekommen. Wenn es gut lief, dann am helllichten Tag und mit einer neuen Karre, immer schön am Hupen. Und wenn nicht, was ja meistens der Fall war, dann morgens mit dem ersten Bus. Tags darauf saß er wieder hier, an dem Tisch, an dem wir jetzt sitzen. Als ob nichts gewesen wäre. Und wenn sich jemand über ihn lustig gemacht hat, dann hat er nur die Achseln gezuckt und sich erst mal eine Kippe geschnorrt. Und danach kamen Sachen wie ›Ihr wisst ja, die gute alte Heimat … und meine Alte …‹ und dann noch mit einem Zwinkern ›und natürlich meine Freunde‹. Aber der Beto hier, der kann Ihnen das besser erzählen als ich, der war damals auch in dieser Bande«, schiebt Don León nach, als sein Handy anfängt zu klingeln.

»Alle nannten uns damals nur die vier glorreichen Halunken.« Beto Iturraspe, ein theatralischer Schwätzer, dem man seine gut fünfzig Jahre nur ansieht, wenn er so müde oder abgelenkt ist, dass sich sein zwanghaft jugendliches Grinsegesicht ein wenig entspannt, gibt sich Mühe, die Donnerstimme von Don León zu übertönen, der jetzt mit seiner Tochter telefoniert. »Und weil wir den Namen gut fanden, haben wir ihn übernommen. Wir waren zu viert. Perfekte Zahl. Perfekt für eine Runde Truco, perfekt für den Tisch hier in der Kneipe und perfekt, um zusammen mit dem Auto durch die Gegend zu fahren. Entweder im Torino von Bermejo oder im Chevy Coupé von Batata Sacamata – der müsste eigentlich auch jeden Moment kommen –, ganz in Orange, ein Wahnsinnsgefährt, keine Ahnung, ob Sie das noch kennen. Bermejo, Batata, Ezcurra und ich«, schwadroniert er voller Wehmut und betrachtet dabei trübselig die anderen drei Plätze des besagten Tisches, an dem jetzt Guido, Licho und ich sitzen. »Im Sommer fing der Tag für uns immer erst nach der Siesta an, mit ein paar Bierchen in der Strandbar, unter den Kiefern drüben auf der Insel. Und wenn die größte Hitze vorbei war, sind wir runter zum Strand, die Mädels beaugapfeln und Pläne für den Abend schmieden … Danach kamen wir immer hierher, wo wir uns mit Bermejo getroffen haben. Der hat meistens den ganzen Nachmittag lang seinen Club für den Abend hergerichtet …«

»Das berühmt-berüchtigte Sucundún, Malihuels nächtlicher Sündenpfuhl«, rede ich dazwischen. »Was ich gehört habe, mussten da die Damen ihre Unschuld beim Reingehen an der Eingangstür abgeben …«

»Mach dir keine Sorgen, beim Rausgehen haben sie die schon wiederbekommen. Abgesehen von ein paar Ausnahmen vielleicht, die vergessen haben, an der Garderobe vorbeizuschauen«, grinst Iturraspe und riskiert erstmals, mich zu duzen.

»Und Bermejo? Macht der das immer noch?«

»Nee, nee«, schüttelt Guido den Kopf. »Der ist nach Fuguet und hat dort einen neuen Laden aufgemacht. Da gibt es noch ein paar mehr von der Sorte und man kriegt das Gekeife von den Kirchenmäuschen nicht alleine ab.«

»Jedenfalls gab es hier dann immer schon den ersten Wermut. Und eine Runde Truco oder zwei, je nachdem. Wenn kein Konzert auf dem Plan stand, ging das so weiter bis zum Abendessen – ja, im Hotel am See waren die immer, wo denn sonst? An den Wochenenden gab es Live-Musik. Entweder ganz klassisch mit Tango-Orchester oder eine Band, die auch mal was Rockigeres gespielt hat. Manchmal kamen sogar welche aus Rosario, die Charleston oder Jazz spielten. Wie auch immer, bevor es hell wurde, saßen wir dann alle vier in Bermejos Schuppen. Schwer beschäftigt mit unseren Bierchen und den Miezen, die wir uns vorher am See geangelt hatten. Wenn die Damen nicht so recht wollten, war Bermejo immer so schlau und hat was zum Knabbern hingestellt. Das erste Morgengrauen war das Signal. Dann haben wir unsere Beute ins Gebüsch oder auf den Rücksitz verfrachtet. Oder wenn du grade Kohle hattest und die Kleine es wert war, dann auch mal ins Spiegelzimmer vom Mochica Motel. Und danach im Torino oder im Chevy mit hundertfünfzig oder hundertachtzig Sachen über die Piste. Alle Fenster offen, damit einem die frische Morgenluft den Kater vertreibt. Man grüßt die Arbeiter zurück und die Viehtreiber auf ihren Gäulen, und dann weiter. Zum einzigen Puff in Fuguet. Oder in einen von den zwei, drei in Toro Mocho. Da waren immer genug Mädels, die einen müden Reisenden wieder munter gemacht haben. Und so gut erzogen, dass du mit denen über nichts hast diskutieren müssen. Nicht mal über die Kohle. Außer natürlich wenn Ezcurra dabei war. Dann haben sie sich drum gestritten, welche als Erste darf.«

»Weißt du noch«, dröhnt mit einem Lachen der gerade erst angekommene Batata Sacamata, die Nummer zwei der vier glorreichen Halunken, »das eine Mal, als diese Nori oder Dori oder Flori auf dem Vordersitz auf uns gewartet hat, die Cousine von Titín aus Elordi, die später diesen Russen, diesen Brofman, geheiratet hat? Und Ezcurra steigt hinten ein – der hatte die noch nie davor gesehen –, legt ihr die Hand auf die Schulter und sagt: ›Hallo, Süße.‹ Und diese Vogelscheuche dreht sich um und strahlt ihn über beide Ohren an.«

»›Sag nichts, Baby. Du hast heute dein Make-up vergessen‹«, gibt Iturraspe Ezcurras einstige Reaktion wieder. »In Sachen Schlagfertigkeit hat der wirklich alle in die Tasche gesteckt. Oder das andere Mal, als wir zusammen diese Schickse aus Otamendi flachgelegt haben. Wir haben darum gespielt, wer als Erster darf. Und der Arsch hat natürlich wieder gewonnen. Als er dann rauskam, sagt er zu mir: ›Ein guter Tag beginnt mit Gillette.‹ Und ich denk mir nur, was soll der Scheiß, und bin einfach reingegangen. Dieser Vollidiot hat sie absichtlich mit dem Rücken nach oben liegen lassen. Das war vielleicht ein Fell! Die hatte so viele Haare auf dem Rücken, dass ich sie hab umdrehen müssen, um sicherzugehen, dass da kein Brummifahrer liegt«, prustet Iturraspe und wischt sich mit dem Zeigefinger die Tränen aus dem Gesicht, während ich zustimmend lächle, Guido den Kopf schüttelt und Nene Larrieu sich neben seinem Silbertablett auf den Tresen stützt, mit einem Gesicht, das den Bekanntheitsgrad der Geschichte unmissverständlich verrät.

 

 

»Er war der Playboy im Dorf, sozusagen der Isidoro Cañones von Malihuel. Junge, Junge, den Darío, den hab ich gut gekannt. Wir waren zusammen auf der Schule, zumindest bis er geflogen ist. Neunte oder zehnte müsste das gewesen sein. Vicente, erinnerst du dich noch?«

Don Ángels Bruder hält mit der nudelumwickelten Gabel auf halbem Weg inne und sieht ihn schweigend über den geraden Rahmen seiner Brille hinweg an, vielleicht auch, um ihn daran zu erinnern, dass keinem der älteren Brüder auch nur ansatzweise eine höhere Bildung ermöglicht wurde, da sie ab dem Alter von elf Jahren für den Vater arbeiten mussten.

»Und du, Celia?«, ruft er hinüber ans andere Tischende und zwinkert mir zu. Doch bereits sein Tonfall hatte mir angekündigt, dass er diese Frage nicht ohne eine gewisse Absicht stellte.

»Was?«

»Fefe will mehr über Ezcurra wissen. Hast du da nicht vielleicht eine Geschichte parat?«

Celia lächelt, doch nur mit dem Mund. Aus ihren Augen scheint eher Verlegenheit oder Betrübnis zu sprechen. Die Jahre haben Celia sanft werden lassen. Als ich noch klein war, konnte sie Wutanfälle bekommen, als sei sie ein eingesperrtes Tier. Sie warf die leeren Teller auf den Boden, die sie nicht füllen durfte, bevor Don Ángel kam, und schrie: »Ich möchte endlich weg ich halt das nicht mehr aus ich gehe noch ein in diesem Scheißkaff und niemanden interessierts.« Ich schielte dann von meinem Gästeplatz aus hinüber zu Guido und Mati, die wie Autisten auf ihre Colagläser starrten und mit einer Lammsgeduld warteten, bis das Unwetter vorüber war, was auch nie allzu lange dauerte, weil Celia noch Zeit brauchte, um die Scherben vom Boden zusammenzukehren und sich das Gesicht zu waschen, bevor ihr Mann nach Hause kam, der das Thema jetzt erneut anspricht:

»Die Frauen erinnern sich hier im Dorf noch am besten an ihn. Zum einen, weil er keine als Jungfrau vor den Altar hat treten lassen, und zum anderen …« Sein Gelächter löst bei seinem Bruder nur ein verhaltenes Lächeln aus, genauso wie bei seinem Sohn Mati, der mich jetzt fragt:

»Findest du, das Haus hat sich mittlerweile sehr verändert?«

Der Themawechsel stört mich, weshalb ich nur knapp darauf eingehe.

»Na ja, den Raum drüben gab es jedenfalls noch nicht, als meine Großeltern hier lebten«, sage ich und meine damit den Wintergarten aus Holz und Glas, der den Platz einnimmt, wo früher der alte Feigenbaum stand. Mörder, denke ich im Stillen. »Und dann natürlich der Pool. Sonst hat sich eigentlich nichts verändert, oder? Großmutter hat euch ja auch eine Menge Möbel dagelassen.«

»Ja, aber die konnte sie auch nicht alle nach Rosario mitnehmen«, verteidigt sich Mati, als hätte ich ihm einen Vorwurf gemacht. Vielleicht lag es an meinem Tonfall. Offensichtlich verstehen wir uns nicht mehr so gut wie früher. Zum Glück greift sein Vater, nachdem er zwei volle Gabeln mit Nudeln hinuntergeschlungen hat, das vorherige Thema wieder auf.

»Die zwei konnten ihn ja überhaupt nicht leiden. Deine Großeltern meine ich. Also Ezcurra. Sie haben sogar die Straßenseite gewechselt, nur um ihn nicht grüßen zu müssen.«

Nachdem ich mir gerade die letzte Gabel voll Nudeln (Frischeier-Nestchen No. 3, wie ich beim Servieren aufgeklärt wurde) in den Mund gesteckt habe, kann ich nicht sofort antworten, und als ich schließlich den Mund wieder frei bekomme, werde ich von einem Bild aus der Vergangenheit überwältigt, das erste von vielen, vielleicht zu vielen, die im Laufe meines Aufenthalts in Malihuel noch aufleben sollten. Ich gehe an der Hand meiner Großmutter den schattigen Bürgersteig entlang und springe im Spiel von einem kaputten Pflasterstein zum nächsten, ohne das Gras dazwischen zu berühren, als mich ihre Hand mit einem Ruck auf die Straße und in die blendende Sonne hinauszieht. Ein eleganter, weiß gekleideter junger Mann kommt uns entgegen und sichtlich von der Situation amüsiert sieht er meine Großmutter hämisch an, woraufhin er mir verschwörerisch unter der nach oben geschobenen Sonnenbrille zuzwinkert. Ich blicke zu meiner Großmutter auf und sehe ihr wuterfülltes Gesicht, unentschlossen zwischen dem Drang, ihn zu beschimpfen, und dem offensichtlichen Vorsatz, nie mehr auch nur ein einziges Wort mit diesem Menschen zu wechseln, der jetzt ungezwungen durch den soeben eroberten Schatten davonschlendert. Noch am selben Tag, oder an einem anderen, schlug mein Großvater beim Mittagessen mit der Faust auf den Tisch und verschluckte sich fast an seinem Bohneneintopf, als er stammelte: »Dieser Schweinehund! Der wird sich noch umsehen, dieser Saukerl!«

»Fefe, du willst bestimmt noch was, oder?« Celias Stimme hinter mir lässt mich aufschrecken.

»Danke, ich bin total satt«, erwidere ich. »So einer war dieser Ezcurra also. Das ist ja schon mal was, zumindest ein erster Eindruck.«

»Gegessen hast du noch nie viel, das weiß ich noch gut. Dass du wenig gegessen hast und dass du immer alles nachgesalzen hast. Weißt du noch, Vati, wie er immer jedes Essen nachgesalzen hat?«

»Wenn der Kerl bei uns zum Essen war, mussten wir jedes Mal danach den Salzstreuer wieder auffüllen.« Don Ángel klopft mir auf die Schulter. »Mensch, Fefe, wir dachten schon, wir würden dich nie mehr zu Gesicht bekommen.«

»Sag niemals nie«, murmle ich blödsinnig, während Celia mithilfe von Guidos Frau die Teller abräumt und Matis Frau die Essensreste ihrer Kinder aufwischt, von denen der Kleinste sie jetzt wieder, wie schon den ganzen Abend lang, fragt: »Mama, wer ist das?«, und sie ihm etwas antwortet, das ich aber nicht verstehen kann.

»Und der andere?«, frage ich.

»Welcher andere?«, fragt Don Ángel zurück.

»Der ihn umbringen ließ … oder ihn zumindest aus dem Dorf gejagt hat«, füge ich im Hinblick darauf hinzu, dass Mati gerade wieder von der Toilette zurückkommt. »Was war das für einer?«

»Du meinst den alten Rosas Paz«, erwidert Mati, nachdem er sich wieder gesetzt hat. »Dem gehörte damals der halbe Landkreis. Mittlerweile wurde alles auf seine Erben aufgeteilt. Eigentlich müsstest du unterwegs an ihrem Dorf vorbeigekommen sein. Von Rosario aus eine Haltestelle vor uns. Heißt Rosas Paz, genau wie der Familienname.«

Ich nicke und starte noch einen Versuch.

»Und warum haben die sich dann so an Ezcurra festgebissen?«

Don Ángel ergreift das Wort.

»Der Clinch zwischen den beiden ging schon viel früher los, fast schon bevor Ezcurra überhaupt geboren wurde«, holt er aus, während die Frauen beginnen, den Nachtisch zu servieren. Selbst gemachter Flan mit Dulce de leche, den Celia in Erinnerung an früher speziell für mich zubereitet hat. »Ezcurras Großvater, Don Alejandro Alvarado, kaufte immer die Weizenernte von Don Manuels Vater auf – oder war es die vom Großvater? Kannst du dich noch erinnern, Vicente? Na ja, eigentlich auch egal. Wenn diese Familienfehden einmal anfangen, weiß bald eh keiner mehr … Jedenfalls gehörte den Alvarados die Mühle drüben beim Bahnhof. So ungefähr bis, äh, neunzehnhundertdreißig, würde ich sagen. Der alte Alvarado hatte irgendwann die Schnauze voll, weil die Anarchisten immer Streiks organisierten, und fackelte seine Mühle kurzerhand ab. ›Sollen sie doch nach Alcorta gehen und sich da die Lunge aus dem Leib schreien.‹ Das war sein berühmter Kommentar vom Tag danach. Mein Vater hat mir erzählt, die Flammen konnte man sogar von hier aus noch sehen. An diesen Tag konnte er sich gut erinnern, weil man von da an das Mehl aus Toro Mocho holen musste. Der alte Alvarado kassierte dann die Versicherung und machte einen Gemischtwarenladen auf. Gegenüber vom Marktplatz, wo heute die Getränkefabrik steht, genau daneben. Mati, hast du ihm die Mühle schon gezeigt? Geeeenau. Da wo die silbergrauen Silos stehen. Alles, was aus Backstein ist, also der komplette Sockel, das sind noch die Überreste der alten Mühle. Wenn man genau hinschaut, sieht man sogar die Spuren vom Feuer. Anscheinend standen damals auch noch ein paar Güterwaggons mit Getreide auf den Gleisen nebenan. Die gehörten Don Manuel. Eine der Explosionen bei dem Brand hat sie erwischt … Aber der alte Alvarado konnte natürlich nicht öffentlich die Verantwortung dafür übernehmen. Da hätte er ja zugeben müssen, dass er seine Mühle selbst abgefackelt hat. Und seitdem war Krieg. Soweit ich weiß, ist das der Grund für den Krach zwischen Don Manuel und dem alten Alvarado. Und das mit seinem Enkel … das wird wahrscheinlich angefangen haben, als er Journalist geworden ist. Vorher eher nicht. Der gute Ezcurra hatte damals nichts Besseres zu tun, als Journalist zu werden und seine Wut an Don Manuel auszulassen.«

 

 

»Ja, ja, Ezcurra, der arme Kerl. Und Sie haben also vor, einen Film über sein Leben zu drehen? Ach so, nein, nur weil man mir gesagt hatte … An seine Zeitungsartikel kann ich mich noch gut erinnern. Don Manuel Rosas Paz hat sie immer gesammelt. Er bewahrte sie in einer Mappe auf. Und die hielt er besser unter Verschluss als die Kirche das Leichentuch Christi«, wird mir Don Mauro Mendonca, der Apotheker in Malihuel, mit einem Grinsen und seiner von der Neontafel draußen leicht grünlich leuchtenden Glatze verraten. »Einmal rief er mich von seiner Estanzia aus an. Notfall. Ich natürlich sofort alles dichtgemacht und mit dem Auto hin, damit er sein Medikament bekommt. Als es ihm dann wieder besser ging, durfte ich mir als Gegenleistung seine Sammlung ansehen. Eine Arbeitsmappe mit Ringbindung. Der Deckel, aber das weiß ich nicht mehr so genau, war schwarz, oder nein, eher Richtung blau. Schwer zu sagen nach so vielen, also, ich weiß nicht mehr, ob … na ja, natürlich nicht, woher auch. Aber gut. Jedenfalls klebten die Zeitungsausschnitte auf einem Blatt Papier und waren zum Schutz in Klarsichthüllen gesteckt. Aber ich durfte nicht einfach so mal durchblättern. Nein, Zeile für Zeile hat er mich lesen lassen. Er war die ganze Zeit über dabei und hat mich mit seinem finsteren Blick beobachtet und schwer geschnauft hinter seiner Sauerstoffmaske. Hinten in der Mappe, das weiß ich noch gut, waren mehrere leere Blätter. Die steckten auch in Klarsichthüllen und warteten auf die nächsten Zeitungsartikel. Als ich die Mappe wieder zumachte und sie ihm gab, sagte er zu mir: ›Der Junge lässt mir keine andere Wahl, verstehen Sie. Wenn ich jetzt nichts unternehme, ist es irgendwann zu spät.‹ Ich dachte damals, dass er es wegen seiner blauen Schläuche so eilig hatte, aus denen er sich noch einen letzten Rest Leben zusammensaugte, und weniger wegen der leeren Blätter. Und dass es ihm vielleicht davor graute, dass er als Erster abkratzen könnte und der andere dann auf seinem Grab einen Freudentanz aufführt. Als ich dann gegangen bin, hat er noch gesagt: ›Am liebsten würde ich diese Mappe verbrennen. Und für immer vergessen, dass es eine Zeit gab, in der jemand so etwas auch nur von mir denken konnte.‹ Rosas Paz musste mir nicht erst erklären«, wird mir Mendonca mit seiner durch den hinter dem Schaufenster seiner Apotheke erneut einsetzenden Regen jetzt noch grüneren Glatze erklären, »was ihn zu diesem persönlichen, fast schon schwermütigen Inquisitionsgericht veranlasst hat. Wahrscheinlich war ihm seine Mappe am Ende einfach lieb und teuer geworden. Ich meine, wenn Sie einmal gesehen hätten, wie vorsichtig er damit umging. Vielleicht war er auch enttäuscht, dass keine Artikel mehr nachkamen. Ungefähr ein Jahr vorher nämlich hatte Ezcurra die Bremse gezogen und sich seitdem nicht mehr in seine Angelegenheiten eingemischt. Vielleicht hat Rosas Paz deshalb beschlossen, dass er etwas unternehmen muss. Weil ihm klar wurde, dass jedes weitere Warten umsonst war. Wie bitte? Äh, keine Ahnung, die hat er wahrscheinlich verbrannt. Außer er hätte gewollt, dass man sie ihm mit ins Grab legt. Die Zeitung, aus der die Artikel waren, gibt es mittlerweile nicht mehr. Wie hieß die noch gleich, Moment …«

»La Chicharra«, werde ich sagen und zu diesem Zeitpunkt auch bereits einige Ausgaben in meinem Besitz haben. »Ein paar konnte ich noch auftreiben. Ezcurra hatte anscheinend ein gutes Händchen für Schlagzeilen.«

 

In Malihuel stinkt es schnell

 

»Wo hast du die denn her?«, frage ich Guido freudig an dem Abend, als er nach seiner Nudelauslieferung in den benachbarten Dörfern mit seinem Präsent am Stammtisch im Los Tocayos aufkreuzt, zu dem ich bereits wenige Tage nach meiner Ankunft dazugehöre wie all die anderen auch.

»Toro Mocho«, erwidert er stolz. »Ich war mit der Lieferung früher fertig. Und nachdem es die letzte für diesen Tag war, dachte ich, ich schau mal in die Bibliothek. Alle Ausgaben hatten sie nicht, aber damit kommst du auch schon ein Stück weit. Und wenn du irgendwann selber schauen möchtest, nehm ich dich einfach mal mit … Ja, ich hab dir aber nur die Seiten zu Malihuel kopiert. Das waren die, die Ezcurra geschrieben hat, oder, Beto?«

Beto Iturraspe nickt und bedeutet mir mit seinem vorgereckten Kinn, ihm die Kopien zu zeigen. Ich reiche ihm eine der Seiten, die alle gleich überschrieben sind:

La Chicharra

Der kritische Kommentar zu den Problemen unserer Gesellschaft.

»Ist er das?«, frage ich.

Ich zeige auf die Signatur unter dem Leitartikel.

»Sprengt die Ketten« – der Stachel in den Flanken des müden Maultiers Malihuel. Iturraspe nickt mit einem nostalgischen Grinsen.

»Hört euch das mal an«, rufe ich, auch in Richtung Nene, der jetzt das Geschirrtuch zum Trocknen der Gläser auf dem Tresen liegen lässt und interessiert näher kommt. »Dieser Pampa-Plutokrat, dessen ungeheuerliches Familienvermögen mit dem Blut von Indios und braven Christenmenschen, mit den Tränen von Witwen und Waisen getränkt ist, greift nach einem der ehrenvollsten Ämter, die diese vermögende Provinz für ihre verdientesten Söhne bereithält. Doch welches Ansehen, welches Verdienst, welche Leistung für sein Vaterland oder seine Heimat vermag er vorzuweisen, dieser selbst ernannte Sumpf-Perikles, dieser Flachland-Lykurgos, dieser Solon aus Santa Fe, um solch hohe Weihen zu empfangen? Etwa den Edelmut und das Ehrgefühl jenes Rosas Paz, der einst ein Pfund das Stück für eines der Indioohren zahlte, die sein ergebener Urenkel nach wie vor wie eine Familienreliquie in der Vitrine seines Büros aufbewahrt? Und von wem erhofft er sich wohl die nötigen Stimmen für seine possierliche Kandidatur? Von den Nachkommen der stolzen Gauchos, die bis in das Grenzland verbannt wurden aufgrund des alleinigen Vergehens, das Land bewirtschaften zu wollen, das dieser hypertrophe Orion für sein Vieh beanspruchte? Oder gar von den Enkeln der Einwanderer, die sich in der einst fremden Sprache längst zu Hause fühlen und sich treuherzig mit den provisorischen Besitztiteln für ihr Land zufriedengaben, das ihnen, hatten sie es erst einmal mit schwieligen Händen und im Schweiße ihres Angesichts nutzbar gemacht, die Advokaten unseres ambitionierten Cerealien-Ciceros wieder entrissen? Wir müssten schon einen äußerst frommen Glauben haben, sollten wir bereit sein, die schwierigen Geschicke unserer Provinz in diese Hände zu legen. Wird Malihuel, das in Legenden und Geschichtsschreibung bezeugte Fuenteovejuna von Santa Fe, sich tatsächlich verneigen, um diesem goldenen Kalb die dreckigen Füße zu küssen? – Wo hat er nur diesen Stil her?«, frage ich abschließend.

»Aus den Reden von Rosas Paz«, kappt Iturraspes blitzschnelle Antwort den rhetorischen Nachklang meiner Frage. »Der kandidierte damals auf Provinzebene für einen Senatorenposten. Schau dir das an: vermeiden lobenswert Hochmut moralischer Kniefall Bezüge immerwährend!«, liest er zur Bekräftigung vor. »Dieses letzte da hatte ich ganz vergessen«, lacht er, als hätte er einen alten Bekannten wiedergetroffen.

»Und das da?«, frage ich ungläubig. »Vielleicht muss erst noch ein neuer Jesus in Malihuel einziehen, um mit der schwingenden Peitsche in der Hand die Schacherer aus dem Tempel zu werfen, bis dass sich diesen Pampa-Tigern das Gewissen in Fetzen von der Haut schält …«

»Das hört sich eher nach Gagliardi an«, urteilt Iturraspe. »Ezcurra hat sich manchmal von unserem Dorflehrer mit den Texten helfen lassen. Eigentlich von uns allen. Wir saßen hier zusammen und haben ihm diktiert. Das mit dem Sumpf-Perikles zum Beispiel, das ist von mir. Ich sag dir, wir haben uns manchmal bepisst vor Lachen. Aber dass die Geschichte so schlecht ausgehen könnte, hat natürlich keiner gedacht.«

Ich kann nicht aufhören weiterzulesen.

»In diesen Zeiten von bereitwilligem Opportunismus und dem beschämenden Ausverkauf der Moral gibt es noch einen letzten Aufrechten, der immun ist gegen das zerfressene Gold des Verrats. Diesen moralisch Rechtschaffenden, der weder wankt noch schwankt, nennt dieses profitgierige Pack, diese selbstgefällige Horde von Dickhäutern auf zwei Beinen mit ihren spitzen Zungen und ihrem stumpfen Gewissen einen weltfremden Don Quijote. – Und ihr wollt mir erzählen, dass das jemand so ernst nehmen konnte, dass er den Verfasser gleich umbringen ließ?«, frage ich zum Schluss.

»Wenn es etwas gibt, das der alte Rosas Paz nicht hatte«, erwidert Iturraspe jetzt weniger fröhlich, »dann war das Sinn für Humor.«

 

 

Am Abend hatte ich ausreichend Zeit, die restlichen Artikel zu lesen. Die unzeitgemäße anarchistische Rhetorik vom Anfang hielt noch einige Monate an, und auch wenn sie danach gelegentlich immer wieder durchschien, wurde immer deutlicher, dass Ezcurra zu einem neuen, wenn auch nicht eigenen Stil gefunden hatte. Der Geist aber blieb zweifellos der gleiche. Vielmehr hatten sich das Vokabular und vielleicht noch die Art, bestimmte Dinge hervorzuheben, auffällig geändert. Rosas Paz war nun der Ausbeuter, Oligarch, Handlanger, Landesverräter oder Imperialist, während seine Opfer abwechselnd das leidende Volk, die Arbeiterklasse, die Peronisten, die einfachen Leute oder die Proletarier waren. Ezcurra lernte eine für ihn neue Sprache und benutzte viele Wörter fast beliebig für die verschiedensten Sachverhalte und Situationen, wie es zuweilen auch Kindern oder Nichtmuttersprachlern im Eifer des Gefechts passiert. Und dann auf einen Schlag: nichts mehr. Aus seinem letzten Jahr liest man: Staatliche Eva-Perón-Schule feiert goldenes Jubiläum – Mädchen aus Malihuel wird Honigkönigin von Santa Fe – Zwei Brieftauben liefern beeindruckende Show – Dieser Zirkus ist ein Muss. Kein einziger Ausrutscher mehr. Ein Blick auf das Datum sagt alles. Es war nur völlig unverständlich, dass Rosas Paz, nachdem er so viele schwere Anschuldigungen still ertragen hatte, ihn gerade dann hätte kaltstellen wollen, als er nur noch über Basketballturniere und Schulfeste schrieb.

Ich lege den Packen Blätter neben das Bett und betrachte lange das Regal mit den Plüschfiguren. Man hat mich in das Kinderzimmer einquartiert, weshalb die Kinder ein Matratzenlager im Wohnzimmer beziehen mussten. Durch die Wand hindurch höre ich, wie Mati und seine Frau in einen Streit verwickelt sind, den das verschlossene Zimmer und die unterdrückten Stimmen noch schroffer und erbitterter erscheinen lassen. Die einzelnen Worte kann ich nicht unterscheiden, doch mir ist klar, dass es um mich geht.

 

 

»Irgendwann fing die ganze Sache an, hässlich zu werden«, fährt Don Ángel zwischen zwei Bissen Flan fort. »Keine Ahnung, ob sie Ezcurra bei der Zeitung vielleicht die Daumenschrauben angezogen haben. Jedenfalls war er auf der Hut. Und mit Rosas Paz hat er sich, soweit ich weiß, nie mehr angelegt. Er wollte rechtzeitig die Bremse ziehen, bevor ihm das Wasser bis zum Hals stand. Obwohl, da war es eigentlich schon zu spät. Der Schaden war ja schon da. Weißt du, an was mich das erinnert?«

 

 

»›Solange die Dogge hinterm Zaun steht, kann der Terrier ruhig kläffen‹«, wiederholt Don León das Zitat, kurz nachdem er sich zusammen mit Licho zu uns gesetzt, einen Ferroquina bestellt und den Packen mit den Artikeln durchgeblättert hat. »›Und jetzt, wo der Zaun weg ist, hält der Kläffer die Schnauze und meint, die Sache ist damit erledigt. Aber das hätte er sich mal früher überlegen sollen.‹ Natürlich, an diese Sätze kann ich mich noch gut erinnern. Hat Don Manuel ja bei jeder Gelegenheit wiederholt. Und dann kam er immer mit diesem Sprichwort, wie war das gleich noch, irgendwas mit Tag und Hund …«

»Every dog has its day«, steuere ich bei. »Ist ein englisches Sprichwort.«

»Hatte er bestimmt von Ihrem Urgroßvater. Und wissen Sie, was er noch gesagt hat: ›Der hat lang genug gebellt, jetzt darf ich auch mal beißen.‹ Und irgendwie hatte er schon recht. Kann man nicht anders sagen. Solange keine Gefahr im Verzug war, machte Ezcurra einen auf dicke Hose. Aber sobald sich das Blatt gewendet hatte, packte er die Geige in den Koffer und keinen Ton mehr. Da hatte er Don Manuel aber schon ordentlich ans Bein gepisst. Und der wollte ihm das unbedingt heimzahlen. In dieser Sache hatte Ezcurra sich getäuscht, und zwar gewaltig. Er hat Geduld mit Schwäche verwechselt. Don Manuel hätte auch problemlos zwei Rambos in den Nachtclub schicken können. Die hätten ihn zusammengeschlagen und das dann als Schlägerei unter Besoffenen verkauft. Oder seine Druckerei in Toro Mocho zu Kleinholz verarbeiten. Aber Don Manuel wollte allen zeigen, dass er im Recht ist. Er wollte Gerechtigkeit. Ein öffentliches Exempel. Für ihn war das eine Frage der Ehre. Man hatte seinen guten Ruf besudelt, und dieser Schandfleck konnte nur mit Blut abgewaschen werden. Wären die Zeiten andere gewesen, hätte er ihn wahrscheinlich zum Duell herausgefordert. Don Manuel reagierte äußerst empfindlich auf jede Art von Bloßstellen. Und er hatte nicht vor, sich zum Gespött des ganzen Dorfes machen zu lassen. Immer wieder hat er versucht, die Richter von einer Klage zu überzeugen, vermutlich wegen Verleumdung oder Beleidigung. Und wenn seine Anwälte dann mit leeren Händen zurückkamen, hat er es höchstpersönlich versucht. Vor allem bei der Richterin Carmona. Auf die hatte er sich besonders eingeschossen. Die Frau hatte damals keine ruhige Minute mehr.« Don León bricht verärgert ab, um an sein Handy zu gehen, das bereits seit einigen Sätzen in seiner Jackentasche klingelt. »Bin grade erst angekommen«, sagt er in das Telefon. »Warte auf mich. Keine Ahnung, vielleicht in einer Stunde oder so«, scheint er jetzt einer herrischen Frauenstimme zu antworten, die aufgrund seines Witwerdaseins allein seiner Tochter gehören kann, mit der er nun anfängt, über Probleme bei den Bauarbeiten an seinem Strandbad zu diskutieren, während wir am Tisch alle geduldig schweigen, wohlwissend, dass er es nicht gern hätte, wenn wir uns ohne ihn weiterunterhielten.

 

»Jetzt mal unter uns, Don Manuel war damals nicht der Einzige, der sich an Ezcurra rächen wollte«, wird mir Guido eines Abends im Vertrauen mitteilen, nachdem wir zusammen in seinem Haus gegessen haben, einem der gleichförmigen Fertighäuser im Block bei der Banco Hipotecario,ExpotenziaExpotenzia