Anu Stohner

Robert
und die Ritter

Das Turnier

Mit Illustrationen von
Jörg Mühle

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Deutscher Taschenbuch Verlag

© 2012 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

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eBook ISBN 978-3-423-41587-3 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-62542-5

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www.dtv.de/ebooks

Das erste Kapitel, in dem Tim seinem Freund Robert was erklären muss (Über Mädchen!)

Das zweite Kapitel, in dem keine Mädchen vorkommen, aber Orks (Glaubt jedenfalls Tim!)

Das dritte Kapitel, in dem Robert und Wuschel es mit den Orks aufnehmen (An die Tim immer noch glaubt!)

Das vierte Kapitel, in dem die Schattenreiter kommen (Glaubt Tim!)

Das fünfte Kapitel, in dem sich herausstellt, dass die Mädchen in der Ritterzeit auch nicht viel anders waren als die Mädchen heute (Aber Tim versteht sie trotzdem nicht!)

Das sechste Kapitel, das am geheimsten Ort auf der Wackerburg spielt (Manchmal geschehen dort echt unheimliche Dinge!)

Das siebte Kapitel, in dem Ritter Friedebert auftritt (Auch bekannt als kopfloser rostiger Ritter!)

Das achte Kapitel, in dem sich Tim und Robert genau gleichzeitig neu verlieben (Aber diesmal in der Ritterzeit!)

Das neunte Kapitel, in dem Tim und Robert vom großen Geheimnis des Weißen und Schwarzen Ritters hören (Und das ist ganz schön gruselig!)

Das zehnte Kapitel, in dem Tim und Robert eine falsche Entscheidung treffen (Sie wissen es nur noch nicht!)

Das elfte Kapitel, in dem Tim und Robert erfahren, was zwei Burgfräulein sich am meisten wünschen (Nämlich was Unmögliches!)

Das zwölfte Kapitel, in dem Robert ankündigt, dass er das Unmögliche versuchen will (Und Tim auf einmal auch!)

Das dreizehnte Kapitel, das ganz harmlos anfängt (Aber am Ende kommt es knüppeldick!)

Das vierzehnte Kapitel, in dem Tim kein Mensch mehr helfen kann (Aber es gibt schließlich nicht nur Menschen auf der Welt!)

Das fünfzehnte Kapitel, in dem Tim der große Held ist (Fragt sich nur, für wie lange!)

Das sechzehnte Kapitel, in dem Kriegsrat gehalten werden soll (Aber erst kriegt Tim noch voll die Krise!)

Das siebzehnte Kapitel, in dem ein Plan gegen die fiesesten Fieslinge des ganzen christlichen Abendlandes geschmiedet wird (Aber ob er auch was taugt?)

Das achtzehnte Kapitel, in dem der Mond nur eine schmale Sichel ist (Genau richtig für Gespenster!)

Das neunzehnte Kapitel mit Gespenstern, die nicht vorgesehen waren (Man kann eben nicht alles planen!)

Das zwanzigste Kapitel, in dem es nichts zu lachen gibt (Es sei denn, dass jemand zu den fiesen Fieslingen hält!)

Das einundzwanzigste Kapitel, in dem jemand sein Versprechen hält (Und genau im richtigen Moment!)

Das zweiundzwanzigste Kapitel, in dem Tim ein Reptil in Heroldgestalt überlistet (Aber ganz schön knapp!)

Das dreiundzwanzigste Kapitel mit einer kleinen Siegesfeier (Aber die kommt vielleicht ein bisschen früh!)

Das vierundzwanzigste Kapitel, in dem das Wackerburger Turnier beginnt, und alle finden es toll (Nur Tim ist ein bisschen abgelenkt!)

Das fünfundzwanzigste Kapitel, in dem der große Kampf Gut gegen Böse beginnt (Und diesmal ist Tim nicht abgelenkt!)

Das sechsundzwanzigste Kapitel, in dem der Kampf Gut gegen Böse entschieden wird (Und es kann kein Elfmeterschießen geben!)

Das siebenundzwanzigste Kapitel, in dem zwei der größten Geheimnisse der Ritterzeit gelüftet werden (Und Wuschel ist daran schuld!)

Das achtundzwanzigste Kapitel, in dem Tim und Robert sich fragen, ob man Freundinnen in verschiedenen Zeiten haben kann (Aber eine Antwort auf die Frage wissen sie erst mal nicht!)

Anmerkungen

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Das erste Kapitel, in dem Tim seinem Freund Robert was erklären muss

(Über Mädchen!)

Ich heiße Tim, und mein Freund Robert hat ein Zauberschwert, aber fast zwei Wochen lang wollte er’s nicht benutzen. Ich weiß auch, warum, obwohl er das nie zugegeben hätte: Es war wegen Nina, in die war er verliebt. Oder eigentlich ist er’s immer noch, aber sie nicht mehr in ihn. Sie geht jetzt lieber mit Cornelius ins Schwimmbad, Robert kann ja mitkommen, sagt sie. Dabei weiß sie ganz genau, dass Robert und Cornelius Feinde sind, seit Robert mal die Wette gewonnen hat, dass er mit Cornelius’ Mountainbike weiter springen kann als Cornelius selber. Blöderweise stand Cornelius bei Roberts entscheidendem Sprung ein bisschen zu nah dabei, und hinterher hat ihm vom eigenen Lenker ein Schneidezahn gefehlt. Inzwischen ist er zwar schon ein Stück nachgewachsen (der Zahn jetzt), aber Feinde sind die beiden immer noch. Von ihm aus können Nina und Cornelius zusammen ins Schwimmbad gehen, bis ihnen Flossen wachsen, sagt Robert, aber ohne ihn. Ehrlich gesagt, kann ich ihn verstehen.

Das Blöde ist nur, dass ich noch mit Ninas bester Freundin Klara ins Schwimmbad gehe, und wenn Nina und Cornelius aus dem Wasser kommen und auf der Decke sitzen, geht Klara immer hin und setzt sich dazu, weil die beiden (Nina und Klara jetzt) nicht einsehen, warum sie als beste Freundinnen an entgegengesetzten Enden der Liegewiese sitzen sollen, bloß weil wir Macker nicht mit unseren Besitzansprüchen klarkommen. So hat es uns Klara erklärt, als sie gestern wieder ihr Handtuch genommen hat und zu denen rüber ist.

»Weil wir mit was für Sprüchen nicht klarkommen?«, hat Robert mich gefragt.

»Nicht Sprüchen«, hab ich gesagt, »Ansprüchen. Sie hat von unseren Besitzansprüchen gesprochen.«

Ich hab eine große Schwester, da kennt man solche Wörter.

»Und was soll das heißen?«, wollte Robert wissen.

»Dass wir Jungs, bloß weil die Mädchen mal mit uns ins Kino gehen, immer gleich meinen, dass wir sie besitzen wie ein Handy oder Fahrrad oder was.«

»Wir sind mit denen doch gar nicht ins Kino gegangen.«

»Weil man bei der Hitze lieber ins Schwimmbad geht. Wohin ist doch egal, Mann!«

»Und ›Jungs‹ hat Klara auch nicht gesagt.«

»Nein, ›Macker‹.«

»Und warum sind wir auf einmal Macker?«

Das war schon eine schwierigere Frage.

»Keine Ahnung«, hab ich gesagt. Aber dann ist es mir eingefallen, und ich hab’s Robert erklärt: »Wenn meiner großen Schwester ein Typ auf die Nerven geht und sie mit ihm Schluss machen will, sagt sie auf einmal auch immer ›Macker‹.«

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Da hat Robert eine Weile nur stumm rübergeschaut zur anderen Decke. Dann hat er einen Schluck von seiner Cola getrunken, und erst wie er mir die Flasche gereicht hat, hat er wieder was gesagt, ganz leise nur, aber ich hab’s trotzdem gehört:

»Blöde Tussi.«

»Das kannst du wohl sagen«, hab ich gesagt. »Gestern beim Abendessen hat sie mir mit ihren spitzen Schuhen fast das Schienbein gebrochen, bloß weil ich wissen wollte, wie das wohl bei ihrem neuen Freund mit dem Lippen-Piercing aussieht, wenn er zum Beispiel Kartoffelpüree …«

»Nicht deine Schwester!«, hat mich Robert unterbrochen.

»Wer dann?«

»Mann, wer wohl?«

»Nina?«

»Hundert Punkte«, hat Robert gesagt.

Genau um eins war das, ich hab auf die große Schwimmbaduhr geschaut. Wir waren schon seit zehn Uhr dort, weil gestern Samstag war. Dann hab ich die Cola ausgetrunken und auch rübergeschaut zur anderen Decke. Klara war da schon eine ganze Weile drüben, aber jetzt gerade hat sie nicht mit Nina gequasselt wie sonst immer, sondern mit Florian. Oder eigentlich haben sie nicht gequasselt, sondern zusammen irgendwas wahnsinnig Komisches auf Florians iPhone geguckt. Florian ist Cornelius’ bester Freund und ein genauso großer Dödel wie er, aber seit Neuestem hat er ein iPhone mit lauter wahnsinnig komischen Apps. Ich konnte natürlich nicht sehen, was er Klara vorgeführt hat, aber sie hat darüber so laut gelacht, dass man es durch den Schwimmbadlärm über die ganze Liegewiese weg hören konnte.

»Verstehst du das?«, hab ich Robert gefragt.

»Warum deine große Schwester einen Freund mit Lippen-Piercing hat?«

»Nein, Blödmann! Was Klara ausgerechnet von dem Dödel Florian will!«

Da hat Robert nur die Achseln gezuckt und sich so hingesetzt, dass er die Decke mit den anderen nicht mehr sehen musste.

Ich hab noch eine Weile rübergeschaut. Klara saß jetzt so nah an Florian dran, dass ihre Haare dauernd über sein bescheuertes iPhone gefallen sind, und das fanden die zwei auch wahnsinnig komisch. Klara hat so lange schwarze Haare, und normalerweise, wenn sie im Weg sind, macht sie ein Haargummi drum. Keine Ahnung, warum sie es jetzt nicht drumgemacht hat. Oder vielleicht hat sie es irgendwann drumgemacht, und ich hab schon nicht mehr hingeschaut. Irgendwann fand ich die zwei nämlich nur noch peinlich und hab mich auch mit dem Rücken zu ihnen hingesetzt.

»Tussis!«, hat Robert leise gesagt.

»Alle!«, hab ich laut gesagt.

Dann sind wir im weiten Bogen noch mal ins Wasser gegangen, und als wir rauskamen und uns abgetrocknet haben, hat Robert zum ersten Mal seit fast zwei Wochen wieder von den Wackerburgern angefangen. Falls es jemand nicht weiß: Die Wackerburger sind unsere Freunde in der Ritterzeit, und wenn wir wollen, können wir mit Roberts Zauberschwert zu ihnen reisen. Bis gestern waren wir schon dreimal dort gewesen.

Das zweite Kapitel, in dem keine Mädchen vorkommen, aber Orks

(Glaubt jedenfalls Tim!)

Die ersten beiden Male, als wir bei unseren Wackerburger Freunden waren, haben wir ihnen gegen die Wilden Wölfe von Wolfeck geholfen, das sind die Söhne der schrecklichen Raubritter von Wolfeck, und sie sind schon fast genauso gef ährlich wie ihre Väter. Aber gegen uns hatten sie keine Chance, vor allem gegen Wuschel nicht, Roberts wuscheligen Riesenhund. Der ist zwar ein ganz Lieber, der keiner Fliege was zuleide tut und alle Leute immer nur abschlecken will, aber er ist ein Wunderhund und kann mit seiner Stimme Drachen nachmachen, und vor Drachen hatten in der Ritterzeit sogar die schlimmsten Raubritter Muffe.

»Was meinst du, ob die Wilden Wölfe noch Ruhe geben?«, fragte Robert, als wir wieder auf der Decke saßen.

»Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich. »Raubritter geben nie Ruhe, glaub ich.«

»Und die klapperige Geli?«, fragte Robert.

Mit der klapperigen Geli hatten wir es beim dritten Besuch in der Ritterzeit zu tun gekriegt. Sie war ein neues Burggespenst, das die armen Wackerburger bald wahnsinnig gemacht hat, aber zum Glück konnten wir sie vertreiben. Seitdem spukt dort wieder der kopf lose rostige Ritter Friedebert – das heißt, wenn die klapperige Geli nicht zurückgekommen ist.

»Du meinst, sie hat es vielleicht noch mal probiert?«, fragte ich.

»Keine Ahnung«, sagte Robert. »Aber trauen kann man der Tussi bestimmt nicht.«

»Tussi« war anscheinend sein neues Lieblingswort, aber wahrscheinlich hatte er recht. Wenn die fiese Geli auch nur die geringste Chance witterte, auf die Wackerburg zurückzukehren, dann probierte sie es auch. Und in fast zwei Wochen konnte viel passiert sein.

»Meinst du, wir sollen …«

Ob wir bald mal wieder hinreisen und nachschauen sollten, wollte ich fragen, aber Robert ließ mich nicht mal ausreden. Er stand auf, fing an, sich anzuziehen, und sagte:

»Jetzt trödel nicht rum, schließlich wollen wir bis zur Sportschau zurück sein!«

Falls jetzt jemand denkt, wir wären die Sorte Freunde, wo einer immer sagt, wo’s langgeht, und der andere dackelt hinterher: Sind wir überhaupt nicht! Robert kann nur ein paar Gedanken auf einmal denken, die ich nacheinander denken muss, und dann ist er eben schneller damit fertig. (Gut, manchmal kommt er dann auf komische Ideen, aber diesmal ja nicht.)

Mit dem Fahrrad sind es vom Schwimmbad zu Robert nach Hause zehn Minuten und zu mir elf. Diesmal schafften wir es zu Robert in acht.

»Ist was?«, rief Roberts Mutter aus dem Wohnzimmer, als sie uns die Treppe hochpoltern hörte.

»Nein!«, rief Robert zurück. »Im Schwimmbad war’s nur langweilig!«

»Ihr hängt dann aber eure nassen Sachen auf !«

»Klar!«

Roberts Mutter ist manchmal ein bisschen pingelig, aber das ist meine auch. Wahrscheinlich müssen Mütter so sein, damit auf unseren Handtüchern nicht irgendwann Pilze wachsen.

»Ich mach schnell, bevor sie noch hochkommt und nachschaut«, sagte ich und kramte die Handtücher aus den Badetaschen.

»Und die Badehosen?«, rief Roberts Mutter, als ich die Handtücher im Garten über die Leine hängte.

»Sind trocken!«, rief ich zurück.

»Und die Decke?«

»Auch!«

Keine Ahnung, ob die nicht noch ein bisschen feucht waren, aber ich finde, man kann’s auch übertreiben.

Als ich wieder nach oben kam, stand Robert schon mitten in seinem Zimmer und hielt das Zauberschwert in der Hand. Von den normalen Schwertern, die wir mal den Wilden Wölfen abgenommen haben und seitdem immer mitnehmen in die Ritterzeit, steckte eins in seinem Gürtel. Das andere hielt er mir hin.

»Mann, wo bleibst du denn?«, fragte er.

»Frag deine Mutter«, sagte ich.

»Okay, halt dich fest!«, sagte er.

Wenn man nämlich mit Robert mitreisen will in die Ritterzeit, muss man sich hinten an seiner Hose oder seinem Gürtel festhalten, während er das Zauberschwert im Kreis schwingt. Das Schwingen ist der Zaubertrick, mit dem einen das Schwert in die Ritterzeit katapultiert, nicht geträumt oder so, falls das jemand denkt, sondern richtig, in echt.

Ich steckte das normale Schwert in den Gürtel wie Robert, dann packte ich mit beiden Händen hinten seine Hose, er schwang das Schwert – und genau da kam Wuschel ins Zimmer gestürmt und schnappte mit den Zähnen nach meinem Hintern. Oder eigentlich nach meiner Jeans, denn er wollte mich natürlich nicht beißen. Er wollte nur mit.

Selbst wenn Robert gewollt hätte, hätte er wahrscheinlich nicht mehr bremsen können. Jedenfalls versuchte er’s erst gar nicht. Ich spürte noch Wuschels Zähne, weil er in der Eile doch ein bisschen fester zugebissen hatte, dann musste ich die Augen zumachen, weil mir unterwegs immer schwindlig wird.

Als ich die Augen wieder aufmachte, waren wir da. Und das Erste, was ich dachte, war, dass es zu Hause im Schwimmbad eigentlich ganz schön gewesen war. Gut, da waren die zwei Dödel und zwei Tussis, die nicht merkten, dass die zwei Dödel Dödel waren, aber man brauchte sich nur umzudrehen, dann musste man sie wenigstens nicht mehr sehen. Wo wir jetzt waren, hätten wir uns umdrehen können, so lange wir wollten, und es hätte uns trotzdem nichts genutzt:

Wir waren umzingelt von mindestens einem Dutzend Gestalten in voller Rüstung und mit zugeklappten Visieren, die ihre Spieße auf uns richteten. Es sah aus, als überlegten sie nur noch, wie fest sie zustechen durften, damit sie sich nicht an ihrem Gegenüber den Spieß abbrachen. Ihre Augen konnte man nicht sehen, aber ich spürte, wie sie uns mit Blicken durchbohrten. Erst kommen die Blicke, dann die Spieße, dachte ich noch, dann begannen die Gestalten, sich vorzubeugen, bis man trotz der Visiere ihren Atem spüren konnte. Und da war es aus: Mir wurde schwarz vor Augen.

Das Letzte, was ich hörte, war ein Lachen wie nicht von dieser Welt, falls ihr versteht, was ich meine. Vielleicht lachen Orks1 so, wenn ihnen unverhofft ein leckeres Menschlein vor die Füße fällt.

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Das dritte Kapitel, in dem Robert und Wuschel es mit den Orks aufnehmen

(An die Tim immer noch glaubt!)

Als ich wieder aufwachte, lachten die Orks immer noch, aber wenigstens konnte ich sie nicht mehr sehen. Ich lag auf dem Rücken, und als ich die Augen aufmachte, waren da nur lauter Jungsgesichter, die auf mich herunterschauten: das von Robert, das von Kuno und zwei haargenau gleiche, das waren die von Rigobert und Dagobert. Kuno, Rigobert und Dagobert sind unsere Wackerburger Freunde, und Rigobert und Dagobert sind Zwillinge, die man kaum auseinanderhalten kann.

»Er ist wach«, sagte Rigobert. Wenn die beiden reden, ist es meistens er, der anf ängt.

»Glaub ich nicht«, sagte Dagobert.

»Du siehst doch, dass er die Augen auf hat.«

»Er blinzelt nur.«

»Auch wenn er nur blinzelt, muss er wach sein.«

»Muss er nicht!«

»Muss er doch!«

Falls jetzt jemand glaubt, die beiden hätten einen Knall: Haben sie nicht! Die beiden widersprechen sich nur dauernd, weil sie glauben, dass man sie dann nicht so leicht verwechselt. Sonst sind sie ganz normal und schwer in Ordnung. Nur jetzt, mit den lachenden Orks im Hintergrund, fand ich ihr komisches Gestreite gruselig. Ich machte die Augen schnell wieder zu. Vielleicht war dann alles gar nicht wahr und nur ein Traum oder so.

»Da siehst du’s!«, sagte Rigobert.

»Ich sag doch: Er blinzelt!«, sagte Dagobert.

Die Orks lachten immer noch. Es war kein Traum. Und dann hörte ich Robert und Wuschel.

Erst sagte Robert: »Könnt ihr Tröten vielleicht mal auf hören mit dem Quatsch? Wenn jemand in Ohnmacht fällt, ist das nicht lustig!«

Oder eigentlich sagte er es nicht, sondern er schrie. Robert ist nur ein schmächtiges Hemd, aber er kann schreien, dass einem die Ohren wegf liegen. Seine Mutter sagt, als er noch klein war, hatten sie immer Angst, dass er ihnen die Fensterscheiben kaputt schreit, und jetzt ist er ja schon so groß, dass er eine Freundin hat. Oder hatte.

»KÖNNT IHR TRÖTEN VIELLEICHT MAL AUFHÖREN MIT DEM QUATSCH??? WENN JEMAND IN OHNMACHT FÄLLT, IST DAS NICHT LUSTIG!!!«

So klang das.

Und dann fing Wuschel zu knurren an. Ich hab ja schon erzählt, dass er ein ganz Lieber ist, aber sein Knurren klingt echt so, als würde ein fürchterlicher Drache die Kehle klarmachen zum Feuerspucken.

»Hrrrrrghrrr …!!!«, machte er, und nicht mal laut, da hatte ich schon ganz andere Töne von ihm gehört. Das jetzt klang mehr wie ein Drachengef lüster als wie ein Drachengebrüll, aber es reichte. Rigobert und Dagobert waren still.

Aber komisch: die Orks auch. Mucksmäuschenstill.

Ich öffnete vorsichtig die Augen, dann setzte ich mich auf und schaute mich um. Kuno, Rigobert und Dagobert standen noch genauso um mich herum wie vorher, aber sie schauten nicht mehr auf mich herunter, sondern auf Robert und Wuschel. Die beiden hatten sich vor den Orks aufgebaut, die mit gesenkten Spießen und gesenkten Köpfen vor ihnen standen.