Anu Stohner

Robert und die Ritter

Das Zauberschwert

 

 

Mit Illustrationen von Jörg Mühle

 

© 2011 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

 

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eBook ISBN 978 - 3 - 423 - 40744 - 1 (epub)
ISBN der gedruckten Ausgabe 978 - 3 - 423 - 62479 - 4

 

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Das erste Kapitel, in dem ihr Robert kennenlernt, dem öfter was danebengeht (Dabei meint er’s immer nur gut!)

Das zweite Kapitel, in dem Robert das Geheimnis seines neuen Ritterschwerts entdeckt (Aber erst geht natürlich was schief!)

Das dritte Kapitel, in dem Robert fast von einem Ritter in scheppernder Rüstung erwischt wird (Und es ist schon Nacht!)

Das vierte Kapitel, in dem Robert beweist, dass sein neues Schwert ein Zauberschwert ist (Er tut es nur ein bisschen anders als geplant!)

Das fünfte Kapitel, in dem drei traurige kleine Ritter auftreten (Und Robert in anderen Kleidern!)

Das sechste Kapitel mit den Wilden Wölfen von Wolfeck, gegen die sich niemand zu kämpfen traut (Außer Robert!)

Das siebte Kapitel, in dem allen klar wird, dass sie in einem Riesenschlamassel stecken (Nur Robert nicht!)

Das achte Kapitel mit einer Rittertafelrunde, an der sich einer ein bisschen danebenbenimmt (Aber komischerweise nicht Robert!)

Das neunte Kapitel, in dem Robert im Drachenwald verschwindet (Direkt unter der Burg, in der die Wilden Wölfe wohnen!)

Das zehnte Kapitel, in dem ihr erfahrt, wie die Burg der Raubritter von Wolfeck aussieht (Fürchterlich!)

Das elfte Kapitel, in dem es im Sturm auf den Drachenwald zugeht (Der nicht umsonst so heißt!)

Das zwölfte Kapitel, in dem vier wackere Helden in den wahrscheinlich finstersten Wald der Welt robben (Wo einem von ihnen trotzdem ein Licht aufgeht!)

Das dreizehnte Kapitel, in dem so manche Knie schlottern (Aber die von Robert kein bisschen!)

Das vierzehnte Kapitel mit dem großen Kampf der Guten gegen die Bösen (Der fast genauso ausgeht, wie er ausgehen muss!)

Das fünfzehnte Kapitel mit gefährlichen Drachen (Sie bleiben nur erst mal unsichtbar!)

Das sechzehnte Kapitel, in dem einer kommt, von dem man es nie im Leben erwartet hätte (Aber er ist nicht umsonst ein Wundertier!)

Das siebzehnte Kapitel, in dem es durch den Drachenwald zur Raubritterburg geht (Und Robert ist der Anführer!)

Das achtzehnte Kapitel, in dem die Guten siegen (Aber nur ganz, ganz knapp!)

Das neunzehnte Kapitel, in dem es noch mal was zu Mittag gibt (Aber nicht bei den Rittern!)

Das zwanzigste Kapitel, in dem erst mal Ruhe ist (Aber Robert sagt, morgen ist auch noch ein Tag!)

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[Informationen zur Autorin]

Das erste Kapitel,
in dem ihr Robert kennenlernt, dem öfter was danebengeht (Dabei meint er’s immer nur gut!)

Vielleicht kennt ihr ihn sogar: Robert ist so ein Kleiner, Blonder mit Brille aus meiner Klasse. Er sieht ganz harmlos aus, aber wenn ihn zum Beispiel der Hausmeister an unserer Schule sieht, kriegt er rote Flecken im Gesicht (der Hausmeister, meine ich) und fuchtelt mit den Armen, dass er bloß machen soll (Robert jetzt), dass er ihm aus den Augen kommt.

Letztes Jahr war der Hausmeister nämlich krank wegen Robert, aber dafür konnte Robert nicht wirklich was. Eigentlich hatte er dem Hausmeister nur helfen wollen. Der hat nämlich was gegen die Tauben, die bei uns an der Schule immer auf den Fensterbänken hocken und alles vollkacken, und einmal in der großen Pause hockte wieder eine dort, im ersten Stock, an einem von den Fenstern von unserem Klassenzimmer, und als Robert es gesehen hat, hat er einen Stein genommen und sie verjagt. Fast hätte er sie sogar getroffen, aber im letzten Moment ist sie leider fortgeflogen. Nur darum war dann die Fensterscheibe kaputt.

»Auweia, Robert!«, hab ich gesagt, und dann hat auch schon jemand das kaputte Fenster aufgemacht, und es war der Hausmeister. Keine Ahnung, warum er ausgerechnet jetzt in unserem Klassenzimmer war. Aber so ist das mit Robert: Immer wenn er was gemacht hat, steht auf einmal ein Erwachsener da und sieht genau, wer’s war.

»Robert wieder, na warte, Freundchen!«, schimpfte der Hausmeister zu uns herunter. Dann knallte er das kaputte Fenster wieder zu, und das hätte er wahrscheinlich nicht machen sollen, dann wäre ihm auch nicht das spitze Stück Scheibe, das noch im Rahmen steckte, auf den Fuß gefallen. Später im Krankenhaus haben sie gesagt, er hätte noch Glück gehabt, dass nicht irgendwas durchgeschnitten war, irgendwelche Sehnen, mit denen man die Zehen bewegt oder so. Dann haben sie ihm ganz normal den Fuß zugenäht, und hinterher kriegte er Blutvergiftung. Seitdem hat er Robert noch mehr auf dem Kieker als vorher schon. Dabei konnte Robert wirklich nichts dafür, ich hab extra meinen Vater gefragt: Blutvergiftung kann man von jeder Wunde kriegen, sagt er, es braucht nur was Dummes reinzukommen, dass sie sich entzündet.

Mein Vater mag Robert. Weil es mit Robert nie langweilig wird, sagt er, und wenn ich eine Weile nichts von ihm erzähle, fragt er, ob Robert krank ist, dass man nichts von ihm hört. Aber meistens hört man ja was. Letzte Woche zum Beispiel ist Robert mit seinem neuen, superschnellen Skateboard mitten in Herrn Özdemirs Obststand gebrettert. Das hat er gar nicht gewollt. Er musste nur den ausgestellten Blumen vor Frau Roses Blumenladen und dem Zeitungsständer vor Herrn Poneleits Kiosk ausweichen. Frau Rose ruft nämlich immer gleich unsere Eltern an, wenn was ist, und Herr Poneleit kann Kinder nicht leiden und schimpft sowieso immer hinter uns her.

Herr Özdemir hat erst auch geschimpft, sogar auf Türkisch, aber als Robert ihm das mit Frau Rose und Herrn Poneleit erklärt hat, kriegte er auf einmal ganz glänzende Augen und hat Robert in den Arm genommen, und Robert durfte sich was Leckeres aussuchen auf den Schreck. So ist das nämlich auch mit Robert: Manche Erwachsene merken, dass er es eigentlich nur gut meint, wenn er was macht, und dann tut er ihnen leid, weil es leider danebengegangen ist. Robert hat dann einen Apfel genommen, obwohl er lieber Erdbeeren mag, aber die waren alle vermatscht. Die Himbeeren auch. Und Herr Özdemir hat gesagt, wenn wieder was wäre mit Frau Rose oder Herrn Poneleit, dann könnten wir jederzeit zu ihm kommen.

Meine Mutter sagt, von ihr aus dürfte es mit Robert ruhig ein bisschen langweiliger sein, vor allem wenn ich dabei bin. Robert ist mein bester Freund, und wir machen alles zusammen, darum. Aber eigentlich mag meine Mutter Robert auch. Sie versteht nur nicht, warum jemand ausgerechnet ihm ein superschnelles Skateboard kauft. Oder ein Mountainbike, mit dem man Treppen rauf- und runterbrettern kann. Das hat Robert letzte Weihnachten bekommen, und er will immer mit mir wetten, dass er damit, ohne abzusetzen, vom Schulhof bis in unser Klassenzimmer fahren kann. Ich wette aber nicht mit ihm, weil er es sonst wirklich probiert, und der Hausmeister ist ja wieder gesund.

Die tollen Sachen kriegt Robert immer von seinem Onkel Robert, von dem er auch seinen Namen hat. Er ist der beste Onkel der Welt, sagt Robert (mein Freund jetzt), und das Letzte, was ihm sein Onkel Robert geschenkt hat, war ein Schwert, das erst nur ein echtes Ritterschwert sein sollte und dann dazu noch ein unglaubliches Geheimnis hatte. Keine Ahnung, ob der Onkel das wusste, jedenfalls hat er Robert nichts davon gesagt, und Robert sagt, er hat das Geheimnis auch nur zufällig rausgefunden, und außer mir darf es kein Mensch auf der ganzen Welt wissen.

»Versprichst du mir, dass du keinem Menschen auf der ganzen Welt verrätst, was ich dir jetzt verrate?«, fragte er. Das war am Montagmorgen auf dem Weg zur Schule, und am Sonntag war sein Onkel zu Besuch gewesen.

»Klar«, sagte ich. Dass man Geheimnisse für sich behält, gehört sich schließlich unter besten Freunden.

»Auf Ehre und Gewissen?«, fragte er, und da wusste ich, dass es um was Wichtiges ging. Auf Ehre und Gewissen versprechen wir uns nur richtig wichtige Sachen.

»Klar«, sagte ich, und da war er zufrieden.

»Ich hab ein echtes Ritterschwert«, sagte er. »Onkel Robert hat’s mir gestern mitgebracht.«

»Ein echt echtes?«, fragte ich.

»Es hat sogar einen Namen«, sagte er.

»Einen Namen?«

»Alle berühmten Ritterschwerter haben einen Namen«, sagte er.

»Und woher weißt du, dass dein echtes Ritterschwert auch noch berühmt ist?«, fragte ich.

»Ich sag doch: Es hat einen Namen«, sagte Robert.

»Verstehe«, sagte ich, obwohl mir von der Erklärung, ehrlich gesagt, ein bisschen schwindlig war. Aber mir ist öfter ein bisschen schwindlig, wenn mir Robert was erklärt.

»Na endlich«, sagte Robert. »Und jetzt pass auf: Das Schwert hat ein Geheimnis, nämlich …«

»… es heißt Excalibur«, fiel ich ihm ins Wort. Dazu müsst ihr wissen, dass Excalibur das berühmte sagenhafte Schwert des sagenhaften Königs Artus war und dass Robert ein bisschen eine lebhafte Fantasie besitzt. So sagt mein Vater immer, und dass er seinen Hut wettet (mein Vater, meine ich), dass Robert, wenn es für Stuntman nicht reicht, Schriftsteller wird.

»Nein, Quatsch mit Soße!«, sagte Robert.

»Glaub ich nicht«, sagte ich.

»Was glaubst du nicht?«, fragte Robert.

»Dass das Schwert ›Quatsch mit Soße‹ heißt«, sagte ich.

»Oh Mann!«, sagte Robert. »Hör zu …«

Aber weiter kam er nicht, denn genau da waren wir bei der Schule angekommen, und es waren keine zwanzig Sekunden mehr, dann sprang der Zeiger der großen Uhr über der Eingangstür auf acht. Mit Robert ist man immer spät dran, egal wie früh man losgeht. Keine Ahnung, warum.

Als wir am Hausmeister vorbei die Treppe zum ersten Stock hochflitzten, rief Robert höflich: »Guten Morgen!«, aber der Hausmeister verzog nur das Gesicht und fuchtelte mit den Armen. Manchen Erwachsenen kann man eben gar nichts recht machen.

Oben schafften wir es gerade noch auf unsere Plätze, bevor Frau Knöpfel ins Klassenzimmer kam. Frau Knöpfel ist unsere Lehrerin. Sie ist sehr nett und ein bisschen streng. In der ersten Stunde hatten wir Rechnen, und ich musste warten, bis sie was an die Tafel schrieb, bevor ich Robert in die Seite boxen konnte.

»Erzähl schon!«, sagte ich, und es war wirklich nur ganz leise. Aber Frau Knöpfel hörte es trotzdem.

»Robert möchte während der Rechenstunde lieber nichts erzählen, stimmt’s?«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.

Robert schüttelte den Kopf.

»Braver Junge!«, sagte Frau Knöpfel, die immer noch schrieb und dabei nur an die Tafel schaute. Frau Knöpfel ist sehr nett und ein bisschen streng, und manchmal ist sie uns ein bisschen unheimlich. Wir haben sogar schon überlegt, ob sie vielleicht hinten unter den Haaren noch mal Extraaugen hat. Jedenfalls hab ich mich an dem Morgen nur noch was zu sagen getraut, wenn sie mich gefragt hat.

So kam es, dass ich erst in der großen Pause erfuhr, wie das echte Ritterschwert hieß und was daran noch so geheim war, dass ich auf Ehre und Gewissen niemandem was davon verraten durfte.