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© Dressler Verlag GmbH, Hamburg 2014

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Cover und Illustrationen: Gitte Spee

E-Book-Umsetzung 2014

ISBN 978-3-86272-159-7

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Die Märchenfee

Schuld ist Tante Gertrud. Sie hat die ganze Sache mit Schweden angeleiert. Kein Mensch hat daran gedacht, dorthin zu reisen. Mit Mensch meint Millie sich selber, dann noch Mama, Papa und die kleine Schwester Trudel.

So kommt die Sache ins Rollen:

Am Dienstagabend klingelt das Telefon. Millie und Trudel machen ein Wettrennen, denn jede möchte als Erste am Apparat sein. Dabei soll Trudel nicht rangehen. Wenn sie ausnahmsweise zuerst nach dem Hörer geschnappt hat, bringt sie außer »Hallo? Hallo? Hallo?« sowieso nichts raus. Sie denkt, telefonieren ist ein Spiel.

An diesem Abend ist Millie schneller als ihre kleine Schwester. Schwuppdiwupp hat sie sich den Hörer gekrallt.

»Jaha? Wer spricht?«, ruft sie hinein und dann: »Mamiii! Tante Gertruuud!« Schon läuft sie mit dem Tipp-Tapp-Telefon zu Mama.

»Da!«

Millie möchte nicht gerne mit Tante Gertrud reden. Erstens ist die Mamas Tante und uralt. Zweitens war sie früher Lehrerin. Da kann man sich eigentlich denken, was drittens ist. Drittens also nervt sie Millie mit Fragen … Was sie gerade in der Schule durchnehmen … Oh Mann! … Ob sie schon Geometrie hat und die Klasse Quadrat, Trapez und Parallelogramm kennt … Nein! … Ob sie weiß, von welchem Land Ouagadougou die Hauptstadt sein könnte … Nein! … Oder ob sie in Grammatik bereits Adjektive, Verben und Nomen durchgenommen haben … Ja! … Oder denkt die Tante etwa, dass Millie immer noch Wiewörter, Tunwörter und Namenwörter sagt? Pfff.

Mama nimmt den Hörer lächelnd entgegen.

»Na … Tantchen?«, sagt sie.

Papa zieht bereits amüsiert eine Augenbraue hoch.

Das Tantchen spricht ziemlich lange. Mama kann sie gar nicht unterbrechen, macht nur zwischendurch immer wieder »Hm«, »Aha« und »Hmhmhm«.

Schließlich, nachdem sie den Hörer von einem Ohr zum anderen gewechselt hat, sagt sie: »Könnte klappen. Wir haben bisher am Samstag nichts vor.« Aber dann, als sie Tante Gertrud weiterhin artig zuhört, reißt sie plötzlich die Augen erschrocken auf. »Ach du meine Güte«, bringt sie hervor, »damit sehe ich total bescheuert aus!«

Wie? Hat Tante Gertrud sie gerade zu Fastnacht eingeladen und Mama soll als Pinguin erscheinen? Geht doch gar nicht! Es ist Mitte Juni!

Als das Gespräch zu Ende ist und Trudel den Hörer zurück zur Telefon-Station tragen durfte und dort raufgeknallt hat, seufzt Mama aus tiefstem Herzen.

Oje, was wird jetzt kommen?

»Na schön, meine Lieben«, erklärt sie schließlich. »Ich habe Tante Gertrud zugesagt, dass wir am Samstag eine Theateraufführung besuchen werden.«

Prima, Mama!

»Das Stück wird auf der Freilichtbühne gezeigt.«

Fein!

»Und es ist ein Märchen.«

Auch gut. Zwar ist Millie längst aus dem Märchenalter rausgewachsen, sie ist bereits in der dritten Klasse. Trotzdem kann es hin und wieder in einem Märchen spannend zugehen. Solange es nicht Aschenputtel, Der Froschkönig, Schneewittchen und Brüderchen und Schwesterchen ist. Die kennt Millie in- und auswendig.

Und wo ist der Haken, Mama? »Es ist so«, beginnt sie, »wir sollen alle in Weiß erscheinen.«

Was soll das heißen?

»Keine Ahnung.«

»Sind wir dann Gespenster?«, will Millie wissen. Das könnte lustig werden.

»Nein, nein«, meint Mama. »Wir sollen schick auftauchen. Weiße Hose, weiße Bluse oder weißes Kleid.«

»Ich ziehe kein weißes Kleid an«, brummt Papa mit grimmiger Miene.

Bist du dumm, Papa? So wird Tante Gertrud das doch nicht gemeint haben!

Die Tante hat überall ihre Finger im Spiel. Sie ist in tausend Vereinen ehrenamtlich tätig. Bei der Kleiderkammer vom Roten Kreuz beispielsweise. Dann ist sie noch Vorlesetante in der Bibliothek und bei den Theaterfestspielen gehört sie zum Team der »Märchenhaften Helfer«. Gut, dass sie nicht gerade um die Ecke wohnt, sonst würde sie sich ständig um Millie kümmern wollen. Nee, danke! Millie kommt mit Papa, Mama und Trudel alleine gut zurecht.

Zum Glück herrscht am Samstag wunderbares Sommerwetter. Knalleheiß!

Am Nachmittag, bevor es ins Theater geht, werden erst alle weißen Klamotten anprobiert. Kein Problem bei Millie und der kleinen Schwester: weiße Baumwollhose und T-Shirt. Oder lieber die Rüschenbluse? Millie stellt sich vor den Spiegel. Ja, gut. Nur … Irgendwas hinten am Hals kratzt fürchterlich!

»Lass mal sehen!« Mama meint, dass das Gekratze sicherlich vom Etikett herrührt.

Wenn du meinst, Mama!

Mit der Nagelschere versucht sie, den Schnipselschnapsel von Millies Bluse zu entfernen.

»Schneid mir nicht den Hals ab, Mami!«

Mama sagt nichts. Sie muss sich konzentrieren. Millie sieht im Spiegel, wie sie die Lippen fest aufeinanderpresst und Stich für Stich auftrennt. Millie verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere.

»Halt bloß still«, murmelt Mama. »Sonst …«

Sonst schneidet sie Millie doch noch den Hals ab?

Endlich hat Mama es geschafft. Triumphierend hält sie den Schnipselschnapsel hoch. Manno, der hat wirklich harte, kratzige Ecken. Ab damit in den Müll!

Millie sieht also zur Theateraufführung schick aus. Trudel in ihrem weißen T-Shirt so lala und Papa ist ein Dickkopf. Er will partout nicht in Weiß gehen.

»Weiße Jeans reicht«, meint er und trägt dazu ein hellblau-weiß kariertes Hemd. Sieht gut aus, Papa!

Aber Mama! Weiße Hose mit weißer Bluse macht sie blass. Millie würde nicht gerade sagen, dass Mama darin bescheuert aussieht, doch vielleicht sollte sie einen ihrer bunten Schals dazu tragen. Sie schaut in ihrer Kommode nach und probiert einen nach dem anderen an, den rot-grauen Rosenschal, das lila-weiß-türkise Tuch mit den türkischen Ornamenten … Am besten ist die durchsichtige, hauchdünne hellgrau-anthrazitfarbene Stola, die Mama sich jetzt über die Schultern legt. Super, Mama! Gar nicht bescheuert! Elegant!

Und wie wird Tante Gertrud aussehen? Selbstverständlich wird sie bei der Vorstellung dabei sein.

Na klar: Da steht sie mit anderen Frauen am Eingang zur Freilichtbühne. Sie ist eine der Eintrittskarten- Abreiß-Damen. Und sie ist von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet. Auf ihrer Krisselkrassel-Frisur trägt sie … Na? … Na? … ein Blütenkränzchen. Ist ja nicht zu fassen!

Alle Abreiß-Damen haben Kränzchen auf dem Kopf.

Papa räuspert sich. Will er was sagen? Dann hält er jedoch den Mund. Ist bestimmt besser so!

Mama gibt Tante Gertrud, der märchenhaften Helferin, ein Küsschen auf die Wange. »Tantchen«, sagt sie, mehr fällt ihr nicht ein.

Trudel rettet die Situation: »Tante Gääätruuud, bist du sssööön!«

Die Tante strahlt. »Ja!«, jubelt sie. »Heute ist Mittsommernacht.«

Was?

»Mittsommernacht! Oder Sommersonnenwende. Der Tag, an dem die Sonne am höchsten steht und nicht untergeht. Da tragen alle in Schweden Weiß und haben Blüten im Haar.«

Alle in Schweden? Auch die Hunde und Katzen?

Papa hat seine Sprache wiedergefunden. »Wir sind nicht in Schweden, Tante!«

»Aber wir führen ein schwedisches Märchen auf«, erklärt Tante Gertrud.

Ist sie deshalb eine Märchenfee?

»Heute ist Premiere, zufällig genau zur Mittsommernacht, und die wird in Schweden mit Blumen und Tänzen gefeiert.«

»Und mit essen«, wirft Trudel ein.

Klar, bei einem Fest muss es immer was Leckeres zu essen geben. Hoffentlich auch hier.

Erst ist jedoch das Theaterstück an der Reihe.

Papa ist sooo lieb! Er besorgt für Millie und Trudel was zu trinken. Sie dürfen schon mit Mama zu ihren Plätzen ins Freilichttheater gehen. In der halbrunden, stufenförmigen Arena sind Klappstühle aufgestellt, die nach und nach von den Leuten besetzt werden. Na, so was: Nicht alle haben sich weiße Klamotten angezogen! Verräter!

Wann geht’s los?

Bald. Tante Gertrud, die Märchenfee, unterstützt jetzt die Platzanweiser und verkauft Programmhefte. Und ganz nebenbei hat sie schnell für Millie und Trudel Sitzkissen herbeigeschafft. Einen großen Stapel runder Schaumstoffauflagen. Müssen sie Mama und Papa welche davon abgeben? Millie könnte gut und gerne vier Kissen gebrauchen. Und Trudel fünf! Mama und Papa verzichten freiwillig.

Toller Tag, heute.

Die Tante wird nun von einem dicken Mann angesprochen, der unterhalb ihrer Reihe direkt vor der kleinen Schwester Platz genommen hat. Kein Wunder, dass Trudel fünf Sitzkissen haben will!

Die Märchenfee zeigt mit der Hand nach hinten. Ey, der Dicke hat die Tante gefragt, wo das Klo ist, und jetzt stiefelt er los.

Papa hat sich beeilt. Er bringt Millie und Trudel Apfelsaft in geriffelten Gläsern. Lecker! Und wohin nun damit?

»Auf den Boden«, flüstert Mama. »Vor eure Füße.«

Oh, oh!

Aber jetzt wird ordentlich aufgepasst! Es ist nämlich nicht ganz einfach, das schwedische Märchen von Swanhwita zu verstehen. Zuerst denkt Millie, es ist die Geschichte von Aschenputtel, weil eine böse Stiefmutter und ihre hässlichen Töchter auf der Bühne agieren. Doch dann ertönt diese tiefe Stimme aus dem Brunnen, und deswegen kann es nur das Märchen vom Froschkönig sein.

Gerade da kommt der dicke Mann vom Klo zurück und versperrt Millie für kurze Zeit die Sicht. Manno! Fast stößt sie, weil sie links und rechts an ihm vorbeischauen muss und herumhampelt, gegen das Apfelsaftglas zu ihren Füßen.

Noch mal gut gegangen!

Auf der Bühne geht es weiter wie bei Brüderchen und Schwesterchen. Das wird’s sein, weil der Wald eine Rolle spielt, mit Bäumen, die sich richtig bewegen können, und dann taucht sogar ein Reh auf.

Es spielen noch eine Menge anderer Tiere mit, ein Hund, eine Ente, die Löwen in der Grube und eine Nixe, von der Millie nicht weiß, ob sie ein Mädchen ist oder ein Fisch.

Total abgefahren!

Schließlich wird die Hauptperson Swanhwita gerettet, natürlich vom Prinzen. Genau wie bei Schneewittchen. Und eine Hochzeit gibt es auch. So muss es sein!

Und gerade da, als es einen Moment lang mucksmäuschenstill ist – bevor der Applaus einsetzt –, kickt Trudel ihr Apfelsaftglas ein Stockwerk … öh … eine Stufe tiefer. Es klirrt, es scheppert in die Stille. Und eine kleine Pfütze breitet sich aus. Millie presst sich die Hand vor den Mund, um nicht rauszuprusten. Die Pfütze sieht nämlich aus, als hätte der dicke Mann unter seinen Sitz gepinkelt.

Trudel hat sich fürchterlich erschrocken und sieht Mama entsetzt an. Die holt tief Luft, aber dann ertönt der Applaus wie ein gewaltiges Rauschen. Da nützt Schimpfe gar nichts. Außerdem hat Mama selber gesagt, dass sie die Gläser auf den Boden vor ihre Füße stellen sollen. Dass das schiefgehen würde, hätte sie sich eigentlich denken können!

Als sie sich später durch das Gewühl der nach draußen drängenden Leute geschoben haben und schauen, was es nun Leckeres zu essen geben könnte, fragt Tante Gertrud, wie es der Familie gefallen hat.

»Total abgefahren«, meint Millie.

»Ach … sagt man das jetzt so?«, fragt die Tante.

Ja, Tante Gertrud! Und nur, wenn was superklassetoll, primamima und megacool gewesen ist.

Auch das sagt man jetzt so.

Das Schlimmste kommt noch

Während sie an den Ständen, die der Theaterverein aufgebaut hat, vorbeischlendern und hier und da kleine Köstlichkeiten schnabulieren, jammert Mama, dass sie noch nie in Schweden war.

»Nein, wirklich?«, fragt Tante Gertrud erstaunt. »Obwohl ihr dauernd in der ganzen Welt unterwegs seid!«

Na, dauernd nicht! Nur in den Ferien. Und außerdem ist Millie nicht in der ganzen Welt gewesen. Da fehlt noch eine Menge. Mama und Papa legen ihre Reisen, die sie wegen ihrer Berufe machen müssen, jedoch meistens in die Schulferien. Das ist praktisch. Dann können Millie und Trudel mitfahren. Wie sollte das denn sonst gehen? Vielleicht … dass Frau Morgenroth, die in ihrer Abwesenheit immer aufs Haus achtet, sich um sie kümmert? Oder sogar Tante Gertrud? Nee, nee, nee, nee, nee. Zum Aufpassen auf Millie und die kleine Schwester sind Papa und Mama die Besten.

»Ist wirklich eigenartig«, meint Mama. »Wir waren nie in Skandinavien, nicht in Norwegen, nicht in Finnland …«

Aber schon mal in Dänemark, Mama! Im Legoland. Das zählt wohl nicht richtig. War nur ein Abstecher bei ihrer Nordsee-Tour.

»Liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht viel über Schweden gelesen habe«, grübelt Mama. »Höchstens einen Krimi …«

»Sicherlich auch Nils Holgersson«, wirft Tante Gertrud ein.

»Ich habe den Film gesehen!«, ruft Millie. »Ich kenne die Geschichte!« Sie knabbert an einer Salzbrezel herum, während Trudel, die auch eine bekommen hat, das Salz abpult und anschließend die Krümel mit den Schuhsohlen breit und platt tritt. Na, die ist beschäftigt.

Tante Gertrud reagiert auf Millies Äußerung leicht empört. »Film?«, ruft sie. »Mein liebes Kind, ein Film ist stets ganz anders als die Vorlage. Du musst die Originalgeschichte lesen, unbedingt!«

»Ich weiß aber alles, das mit den Wildgänsen und wie der Junge in ein Wichtelmännchen verwandelt wird und mit den Wildgänsen fliegt …«

»So, so«, sagt Tante Gertrud immer noch skeptisch.

»Ja! Und ich weiß, dass die Anführerin, die alte Akka, und der gemeine Fuchs Smirre …«

»Na, das ist ja schon etwas«, murmelt die Tante.

»Millie kennt natürlich die Bücher von Pippi Langstrumpf«, kommt Mama Millie zu Hilfe. »Die haben wir zusammen gelesen, als Millie in der zweiten Klasse war. Selbst Trudel hat damals gut zugehört.«

Die hört immer gut zu. Sie trampelt zwar weiterhin auf den Salzkrümeln herum, mischt sich jetzt aber ein. »Hab Pippi kaputt gemacht«, sagt sie. »Du, du!«

»Das weißt du noch?« Mama ist bass erstaunt und berichtet Tante Gertrud, wie Trudel einmal während des Vorlesens schnell umblättern wollte und dabei die Seite mit dem Bild, auf dem Pippi mit Blom und Donner-Karlsson Schottisch tanzt, mittendurch gerissen hat. Millie hätte ihr in dem Moment eine knallen können, aber das ist verboten. Sie hat nur »Du! Du!« gesagt, so laut sie konnte. Jetzt pappt genau zwischen Blom, der auf dem Kamm bläst, und der wild tanzenden Pippi ein dicker Klebestreifen.

Und die Geschichten von der verrückten Nudel Pippi Langstrumpf spielen also in Schweden? Das hat Millie bislang gar nicht gewusst.

»Ja, auch die von Michel aus Lönneberga und den Kindern aus Bullerbü und …«

Schon gut, Tante.

»Du machst uns ja richtig Lust auf Schweden«, sagt Mama.

Nur Papa ist nicht so recht begeistert. »Hör bloß auf«, grunzt er Mama an. »Wir haben den Sommer völlig verplant.«

»Nur zwei von den sechs Wochen Sommerferien«, klärt Mama ihn auf. »Und die Reise, die dann ansteht, ist sozusagen eine Dienstreise. Wir haben also genügend Zeit …«

»Alter Schwede«, murmelt Papa.

Was? Alter Schwede? Ach … das sagt man, wenn man total biffbaff überrascht ist?

»Wie wäre es, wenn wir vor der Dienstreise in Schweden einfach Urlaub machen und uns mal so richtig ausruhen?«, fährt Mama fort.

»Und Pippi besuchen?«, fragt Millie schnell. »In der kleinen, kleinen Stadt und in dem alten Haus?«

»Ach, Millie«, sagt Papa und schüttelt den Kopf. »Das sind nur Geschichten, die sich Astrid Lindgren ausgedacht hat.«

»Nein!«, ruft Millie entrüstet. »Ganz zum Schluss schluckt Pippi gelbe Erbsen und wird niemals groß, ich meine … erwachsen. Und deshalb bleibt alles so, wie es schon immer war, und sie wohnt immer noch …«

»… in der Villa Kunterbunt«, ergänzt Tante Gertrud.

»So, so«, sagt Papa und sieht Mama hilflos an. »Wenn ich dem nicht entrinnen kann … dann möchte ich mich wenigstens auch in Stockholm umsehen.« Er zögert und fügt hinzu: »Und … haben nicht die Wikinger in Schweden gelebt?«

Oh! Wikinger-Geschichten sind toll, findet Millie. Sie und die kleine Schwester haben im Fernsehen bereits die eine oder andere Sendung mit Wickie gesehen, aber das sagt sie lieber gar nicht erst. Die Tante würde ja nur meckern.

Die schaut jetzt ein wenig missmutig drein. Oder ist es wegen des Blumenkränzchens auf dem Kopf, das verrutscht ist und sie so ulkig aussehen lässt?

Mama versucht, das zu richten. Tante Gertrud nimmt ihr jedoch den Kranz aus der Hand. »Ich beneide euch«, sagt sie leise. »Ich hätte Schweden auch gerne mal bereist. Schon wegen der beeindruckenden Schärenlandschaft. Aber alleine wüsste ich gar nicht, wie ich das hinkriegen sollte. Das Land ist nämlich riesig.«

Mama und Papa schauen zu Hause sofort onlineunter einen Hut