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Jan Erik Sigdell

DIE

HERRSCHAFT

DERANUNNAKI

Manipulatoren der Menschheit für die Neue Weltordnung

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Eine Originalausgabe im AMRA Verlag
Auf der Reitbahn 8, D-63452 Hanau
Telefon: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92
Kontakt: Info@AmraVerlag.de

Herausgeber & Lektor Michael Nagula
Einbandgestaltung Guter Punkt
Layout & Satz Birgit Letsch

ISBN Printausgabe 978-3-95447-216-1
ISBN eBook 978-3-95447-217-8

Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks.

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Inhalt

Vorwort

Die Welt der Tontafeln in Mesopotamien

Was sagen uns die mesopotamischen Keilschrifttafeln?

Gut und Böse in der Götterwelt

Ein kosmischer Kampf

Himmelsdach und Erde

Die Erschaffung der Menschheit

Ein Heiligtum auf Erden

Was ist Nibiru?

Himmelsdach und Tiamat

Könnte Nibiru unser Mond sein?

Mehr über die Erschaffung des Menschen

Die Sintflut

Der sumerische »Baum der Erkenntnis«

Der Baum der Weisheit

Wie sehen die Anunnaki aus und wie lange leben sie?

Wie ernähren sich die Anunnaki?

Referenzen

Übereinstimmungen zwischen mesopotamischen Texten und der Bibel

Der erste Satz in der Bibel

Die mesopotamischen Sintflutgeschichten und die Bibel

Weitere Übereinstimmungen

Wer ist Jahweh?

Ergebnisse aus archäologischen Funden

Ist Jahweh Enlil?

Die »Söhne Gottes«

Biblische und mesopotamische Göttinnen

Referenzen

Die Schöpfungsgeschichte des Gnostischen Christentums im Vergleich zu den mesopotamischen Geschichten

Die gnostische Schöpfungsgeschichte

Eine Hypothese zu Jaldabaoth

Jaldabaoth und Jesus

Ist Christus auch in mesopotamischen Texten zu finden?

Waren die Gnostiker wirklich Christen?

Wer ist der Teufel?

Und wer ist dann Luzifer?

Was ist mit den Engeln?

Wer sind Enki und Enlil?

Wer sind die Archonten?

Die Symbolik der Schlange

Wichtige Bemerkung zum Gnostizismus

Referenzen

Eine kurze Geschichte des Christentums in Anlehnung an das Gnostische Christentum

Diskussion einer Aussage von Tellinger

Jesu Hauptmission, für die er hat sterben müssen

Zusammenfassende Hypothese über Jesu Mission und die Gnostischen Christen

Wer ist dann der wahre Urschöpfer?

Und wer ist der Antichrist?

Jahweh und die Reinkarnation

Referenzen

Allgemeine Überlegungen

Ist das Essen vom »Baum der Erkenntnis« wirklich die Sexualität?

Andere außerirdische Einflüsse in unserer Menschheit

Der Hinduismus

Andere Kulturen

Die ägyptische Kultur

Der tibetische Buddhismus

Waren die von den Anunnaki »gezüchteten« Arbeiter die ersten Menschen der Erde?

Referenzen

Die Welt heute

Sind die Anunnaki noch hier?

Das Problem des Leidens

Eine Meldung vom 6. Dezember 2014

Meldungen und die Medien

Die Gefahr der künstlichen Intelligenz

Wo bleibt da die Hoffnung?

Referenzen

Über den Autor

Information und Kontakt

Register

Die Anunnaki haben die Erde nie wirklich verlassen.
Es blieben einige, um die Menschheit und das Geschehen
zu überwachen und in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Dazu gehören offenbar Enlil und Enki.

Vorwort

 

Es wird heute viel von den Anunnaki geredet und über sie geschrieben. Sie werden in alten mesopotamischen Schriften erwähnt, aber auch in grenzwissenschaftlichen und esoterischen Zusammenhängen sowie bei der brisanten Thematik der Neuen Weltordnung, die politische und wirtschaftliche Fragen von globaler Tragweite behandelt. Erstaunlich, wie dies alles ineinander fließt. Erstaunlich zumindest für den, der sich nicht mit der verborgenen Geschichtsschreibung unserer Welt befasst hat. Aber wer sind die Anunnaki eigentlich? Gibt es sie wirklich, und woher weiß man von ihnen? Gibt es einen Planeten Nibiru?

Der Begriff Anunnaki wurde besonders durch die Bücher von Zecharia Sitchin (1920-2010) zum Gesprächsthema, weil der amerikanische Autor darin die Theorie aufstellte, dass die Anunnaki außerirdische Besucher auf unserer Erde seien und von einem Planeten namens Nibiru kämen. Seine Bücher und Hypothesen fanden einerseits schnell großes Interesse, andererseits wurden sie von Wissenschaftlern und Skeptikern immer stark kritisiert. Man warf ihm vor, seine Interpretationen mesopotamischer Texte allzu wenig mit Quellenreferenzen untermauert zu haben und dass seine sprachliche Auswertung der Texte eher dilettantisch sei. Es trifft zu, dass Quellenangaben viel zu mager sind, und die Frage nach seinen linguistischen Fähigkeiten mag berechtigt sein. Trotzdem sind seine Thesen auch dann beachtenswert, wenn sie nur in Teilen stimmen sollten – vielleicht aber dafür in wesentlichen Teilen. Um auf die wiederholten Fragen nach Quellen einzugehen, veröffentlichte er später das Buch Das verschollene Buch ENKI, das den Eindruck eines echten mesopotamischen Dokuments vermitteln will, doch diese Frage nur noch mehr aufwarf, weil überhaupt keine Quellen angegeben wurden. Manche halten dieses Buch daher verständlicherweise für eine Konstruktion.

In seinem eindrucksvollen Werk Die Sklavenrasse der Götter führt Michael Tellinger Sitchins Thesen weiter und untermauert sie durch eigene Untersuchungen und Vergleiche mit unterschiedlichen Kulturen. Er bezieht sich allerdings meines Erachtens etwas zu unkritisch auf Sitchins Schriften, besonders auf letztgenannte Konstruktion. Seine Auffassung über Jesus und Christus als Agenten der Anunnaki beruht dabei auch noch auf einer sehr laienhaften Auffassung vom kirchlichen Christentum. Hätte er sich kritischer mit der Geschichte des Christentums und besonders mit dem Gnostischen Christentum befasst, hätte er dieses Buch so nicht schreiben können. In Unkenntnis dessen ist seine Aussage deshalb leider verfehlt. Wie ich hier zeigen werde, hatte Jesus als Botschafter Christi die Mission, uns über die Herrschaft der Anunnaki aufzuklären und wurde aus diesem Grund getötet. Seine Mission wurde dann von den Gnostischen Christen weitergeführt, bis herrschende Mächte sie ebenfalls auslöschten. Auch bei Tellinger mangelt es im Text an direkten Referenzen auf Quellen, es gibt nur eine allgemeine Bibliografie.

Ein weiterer Verfasser kam erst kürzlich ins Gespräch. Der französisch-deutsche Autor Anton Parks hat einige Bücher auf Französisch herausgebracht, von denen Eden – la Vérité sur nos Origines das wichtigste sein dürfte. Er übersetzt darin mesopotamische Texte zum Teil recht anders, als es von Ethnologen und Sprachwissenschaftlern bisher getan wurde. Das Ergebnis ist ein interessanter Beitrag zur einschlägigen Literatur. Jedoch enthält sein Buch überraschenderweise an ein paar Stellen fehlerhafte sprachliche Rückbezüge auf hebräische Begriffe, und es gibt noch einige andere Fragwürdigkeiten, die ich in der vorliegenden Abhandlung aufgreife. Außerdem sind auch in seinem Buch die Quellenangaben leider sehr knapp, besonders hinsichtlich mesopotamischer Quellen in anderen Veröffentlichungen; Angaben nur kodierter Bezeichnungen von Keilschrifttexten machen es schwer, seine Übersetzungen mit anderen zu vergleichen.

Woher stammt eigentlich die Bezeichnung Anunnaki? Sie bedeutet »das Volk des Anu« und zeigte sich erstmals im mesopotamischen Kulturraum auf dort mit Keilschrift beschriebenen Tontafeln, die mehrere Jahrtausende alt sind. In meinem Buch wird die Geschichte der Anunnaki anhand dieser Tafeln nacherzählt und erörtert. Das geschieht von einem eher spirituellen Standpunkt aus – im Gegensatz zu der üblicherweise doch sehr »trockenen« wissenschaftlichen Herangehensweise an solche Texte, die auf einem eher eingeschränkten Weltbild beruht.

Traditionell hält man derartige Schöpfungsmythen meistens für genau das, nämlich Mythen, aber wir wollen sie unter der Hypothese betrachten, dass sie einen wahren Hintergrund haben. Was für ein Weltbild entsteht dadurch und was bedeutet das für unsere monotheistischen Religionen? Mehr noch: Wie könnte es mit aktuellen Ereignissen in unserer Welt heute zusammenhängen?

Darauf will ich versuchen, Antworten zu geben, die wahrscheinlich nicht jedem Leser auf Anhieb gefallen werden, je nach dem eigenen Weltbild. Aber damit bieten sie auch Diskussionsstoff – und sie geben Anlass zum Nachdenken. Mir liegt daran, eine Brücke zu schlagen zwischen den üblichen »wissenschaftlichen« Anschauungen dieser Thematik einerseits und verbreiteten »esoterischen« Büchern und Darstellungen andererseits, die leider oft ein Defizit haben: Es mangelt ihnen nicht selten am bodenständigen Bezug zu den Wurzeln des überlieferten Schrifttums der mesopotamischen Tontafeln und anderer alter Texte (es handelt sich dann eher um losgelöste Zitate, die einer entsprechenden Nachprüfung in vielen Fällen nicht standhalten).

Die weit verbreitete Meinung, dass die Anunnaki einer außerirdischen Rasse angehören, ist natürlich in Kreisen verpönt, die sich für wissenschaftlich halten. Studiert man die alten mesopotamischen Texte, findet man jedoch keinen konkreten Widerspruch dagegen. Ein solches Verständnis ist logisch möglich. Es widerspricht nur unserem derzeitigen offiziellen Weltbild und dem, was in »wissenschaftlichen Kreisen« zur gebräuchlichen Dogmatik gehört.

Dabei sollte es doch heute jedem klar sein, dass wir im Universum unmöglich alleine sein können. Die offizielle Astronomie geht mittlerweile davon aus, dass es Trilliarden von Planeten im Kosmos gibt, und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass nur ein einziger Leben hervorgebracht hat, liegt praktisch bei Null. Wenn es also vermutlich Hunderttausende von bewohnten Planeten gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dort draußen auch Zivilisationen gibt, überaus hoch.

Die vorliegende Abhandlung hält sich im Wesentlichen an religionshistorische Tatsachen und wird anhand spiritueller und auch esoterischer Quellen weitergedacht. Im Unterschied zu den genannten Verfassern wird allerdings eine große Zahl von Quellen nachgewiesen, die wir in einschlägigen Büchern und im Internet finden können.

Bei den Wörtern nichteuropäischer Sprache verzichte ich auf wissenschaftliche Transliteration und verwende bei Fremdwörter auch keine Großschrift von Substantiven (nur bei Namen), weil dies in anderen Sprachen nicht gebräuchlich ist. Bei den vielen Angaben von Links im Internet werden unvermeidlich nach längerer Zeit einige nicht mehr gültig sein, denn sie ändern sich manchmal oder die verlinkte Seite ist eines Tages nicht mehr da. Ich hoffe, dass in solchen Fällen der Leser mithilfe der Angaben hier eine entsprechende neue Webseite finden kann.

Dutovlje (Slowenien)
im November 2015
Jan Erik Sigdell

Die Welt der Tontafeln in Mesopotamien

Was sagen uns die mesopotamischen Keilschrifttafeln?

Zu den mesopotamischen Kulturen gehörten Babylonien (ca. 2000 bis 1000 v. Chr.), Assyrien (ca. 1170 bis 612 v. Chr.), Akkad (ca. 2340 bis 2125 v. Chr.) und Sumer (ca. 3500 bis 1800 v. Chr.) – wobei die Zeitperioden jeweils nur grob geschätzt sind, verschiedene Quellen machen etwas unterschiedliche Angaben. Ich werde hier nicht strikt zwischen den verschiedenen genannten Kulturen unterscheiden, sondern meistens die allgemeine Bezeichnung »mesopotamisch« verwenden. Diese Kulturen haben uns samt und sonders eine große Zahl von Texten in Keilschrift auf Tontafeln hinterlassen, und sehr viele davon sind bis heute erhalten geblieben, selbst wenn einige beschädigt und auseinandergebrochen sind und andere vermutlich sogar »entführt« wurden, so dass sie sich nun in Privatbesitz oder an unbekannten Aufbewahrungsorten befinden dürften. Leider wurden manche anscheinend auch als »Baumaterial« in späteren Häusern vermauert. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es allmählich, die Texte auf den Tontafeln zu entschlüsseln, und diese wertvolle Literatur wurde zugänglich. Damit trat ein Weltbild hervor, das völlig in Vergessenheit geraten und der Welt inzwischen fremd geworden war.

Zu den wichtigsten Texten in unserem Zusammenhang gehören die auf sieben Tafeln enthaltene babylonische Schöpfungsgeschichte Enuma Elish [1] (so genannt nach den ersten beiden Worten darin, die »als oben« bedeuten) sowie einige Berichte über die Erschaffung von Menschen. Ich will zunächst kurz die Schöpfungsgeschichte darstellen, wobei ich mich an mehreren Übersetzungen orientiere, die sich stellenweise, und manchmal stark, unterscheiden. Eine ausführlichere Darstellung ist in einem anderen Buch von mir zu finden: Es begann in Babylon [2].1

Der Text von Enuma Elish wurde schon früh auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Einige spätere Verfasser wollten ihn um 1000 Jahre jünger ansetzen, nämlich auf 1000 v. Chr. Eine genauere zeitliche Einordnung bleibt allerdings nach wie vor offen. Die offizielle Wissenschaft betrachtet diese Geschichten eher als Märchen und als Mythologien ohne jede Entsprechung in der wirklichen kosmischen Welt. Da es aber bedeutende Parallelen zu den Mosebüchern in der Bibel gibt, besonders zum 1. Buch Mose (Genesis), müsste man folglich jene Bibelbücher ebenfalls als reine Mythologie betrachten. Das tut man jedoch nicht. Ich schreibe deshalb hier unter der ebenso zulässigen Hypothese, dass die mesopotamischen Geschichten einen (wenn auch von vielen geleugneten) Wahrheitsgehalt haben dürften …

Im Enuma Elish wird erzählt, dass die Göttin Tiamat die Urmutter der Göttergeschlechter war. Der Urvater war Apsu, Tiamats Gatte. In ihrer Verbindung trat eine Art personifizierte Schöpferkraft hervor, Mummu genannt. Als sie ihre Energien mischten, entstanden zunächst drei Göttergenerationen: Die erste war das Götterpaar Lahmu und Lahamu, daraus ging jenes von Anshar und Kishar hervor. Es folgte als dritte Generation die des Himmelsgottes Anu mit zwei Gefährtinnen und deren Söhnen Enlil (»Herr des Sturms«) und Enki (»Herr der Erde«), die ebenfalls ihre Gefährtinnen hatten. Ihnen entstammte dann ein »Göttervolk«, das Anunnaki oder Anunna genannt wird. Enki wird auch Ea oder Nudimmud genannt.

Die so entstandenen »göttlichen Brüder« störten durch ihr Verhalten Apsu und Tiamat. Apsu konnte sie nicht beruhigen, aber Tiamat war zunächst duldsam. Dann rief Apsu seinen Wesir Mummu, und sie gingen zu Tiamat, um sich mit ihr zu beraten. Sie wollten die »göttlichen Brüder« im Prinzip vernichten oder doch ihre Erschaffung rückgängig machen. Tiamat regte sich darüber auf, denn sie war ja schließlich ihre Urmutter und wollte sie eher gütig disziplinieren. Mummu riet jedoch Apsu zum Fortfahren mit der Vernichtung, worüber sich Apsu freute.

Man wird Apsu in zweifacher Weise verstehen müssen, im einen Aspekt als Urenergie, aus der die Schöpfung hervorging, aber andererseits auch als das Wesenhafte dieser Urenergie. Tiamat wird oft als eine andere Urenergie2 dargestellt, kann aber ebenso als das Wesenhafte des weiblichen (gebärenden) Aspekts eines als androgyn betrachteten Schöpfers verstanden werden. Die wesenhaften Aspekte werden gerne abgewertet, wenn es nicht ins persönliche Konzept oder ins gängige Weltbild passt, sie als Götter zu sehen – und zwar als Urgötter …

Enki erkannte ihre Pläne und vereitelte sie. Mit Beschwörungen schläferte er Apsu und Mummu ein, übernahm von Apsu die Zeichen seiner Macht und erschlug ihn. Mummu wurde gefesselt. Enki hatte gesiegt und errichtete eine Welt »auf Apsu«, der er dessen Name gab – das heißt, er baute auf der Grundlage der bereits vorhandenen Schöpfung eine eigene Welt auf. Enki wird demnach einen Teil der Urenergie für sich gepachtet haben. Apsu hieß von nun an der Wohnort und Machtbereich Enkis. Hier wurde schließlich von ihm und seiner Gefährtin Damkina (auch Damgalnuna) »der Gott« geboren, der »Weiseste der Weisen«: Marduk. Dieser Gott, der vier Augen und vier Ohren hatte, sollte der Zerstörer Tiamats werden, und er belästigte sie Tag und Nacht mit »Strömen«, auch als »Flut« oder »Wellen« übersetzt (und höchst unwahrscheinlich sogar als »Schilfsumpf«, was die sicherlich energetische Natur des Angriffes nicht widerspiegeln kann).

Einige »Götter« haben nun böse Pläne, werfen Tiamat Untätigkeit vor und fordern sie zum Kampf auf. Tiamat rüstet sich. Die Lager der »Götter« spalten sich, einige halten zu Marduk, andere wechseln zu Tiamat über, die – vorher Gebärerin der »Götter« – für die bevorstehende Auseinandersetzung zu ihrer Verteidigung unüberwindliche »Waffen« mit Monsterschlangen erzeugt. Diese haben scharfe Zähne, ihre Körper sind mit Giften gefüllt. Sie lässt grausame aber gottähnliche Drachen entstehen, deren Anblick Schrecken einjagt. Sie stellt eine Horde von Monstern auf – den Drachen Hydra, einen Dämon (ebenfalls »Lahamu« genannt), den tollwütigen Hund, den Löwenmann, den Skorpionmann, Sturmdämonen und andere mehr. Elf Arten von Monstern entstehen, und Tiamats Erstgeborener Kingu (etwa »Mitarbeiter«) wird ihr Anführer und auch gleich Tiamats neuer Gatte. Darin wird man wohl eine Trennung zwischen den ursprünglich eher einheitlichen Energien von Apsu und Tiamat sehen müssen.

Enki erfährt von den Vorbereitungen und bekommt Angst. Er berichtet Anshar darüber, der sich ebenfalls sehr beunruhigt. Dieser bittet Enki, Tiamat zu besänftigen. Da Enki bereits Apsu getötet hat, will Anshar später, dass er auch Kingu töten soll. Er erkennt jedoch die Stärke Tiamats und bittet, einen anderen gegen Tiamat auszusenden. Anshar wendet sich daraufhin an Anu, der erst mit Tiamat verhandeln möchte, dann aber vor ihrer Kampfbereitschaft zurückschreckt. Die Anunnaki – das Volk des Anu – sind besorgt. Enki ruft nun Marduk zu seinem Gemach und fordert ihn zum Kampf auf, und dieser nimmt die Herausforderung voller Streitlust an.

Gut und Böse in der Götterwelt

Wir bekommen zunächst den Eindruck, dass unter den von Tiamat und Apsu hervorgegangenen »Göttern« auch »Schwarze Schafe« waren. Tiamat wollte sie mütterlich dulden, aber Apsu wollte sie beseitigen, um wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Die Störenfriede führten daraufhin einen Aufstand durch und übernahmen durch Mord und Gewalt die Macht. Dies erscheint uns fast wie eine Variante der uns geläufigen Geschichte von Satan und den »gefallenen Engeln«, die ihm folgten! Tiamat wird dann von der Notwendigkeit zu kämpfen überzeugt und ist bereit, einzugreifen und sich zu verteidigen.

Auf welcher Seite ist also das Böse? Es wird einerseits von dem »bösen Plan« Mummus und Apsus zur Beseitigung jener »göttlichen Störenfriede« gesprochen, und es steht von Tiamat, dass sie »in ihrem Herzen über das Böse nachsann« (andere und bemerkenswert unterschiedliche Übersetzungen: »sich im Herzen grämte«, »unterdrückte das Böse in ihrem Bauch«, »verzweifelte wegen der bösen Pläne« und »einen Fluch aussprach«), als sie diesen Plan erst ablehnte. Andererseits scheinen die Tat Enkis sowie sein und Anshars Plan, der von Marduk ausgeführt wird, nicht weniger böse zu sein. Enki selbst tötet seinen Urgroßvater und lässt seine Urgroßmutter umbringen – die zwei Urgötter! Vater und Mutter der ganzen Schöpfung! Marduk wird dadurch zum Herrn der Welt, zum »Gott« unserer Erde und ihrer Menschen und schließlich zum obersten »Gott« Babylons. Man bekommt den Eindruck, dass hier »Böses« und »Gutes« aus der umgekehrten und subjektiven Sicht seiner Verehrer dargestellt werden – eine Sichtweise, die kritiklos von den Ethnologen und Tafelkundigen übernommen wird … Dem kritischen Leser mögen aber Enki, Anshar und Marduk eher als die wahren Übeltäter erscheinen! Und sie gewinnen schließlich den Kampf … – sind es die »Rowdies« der Götterwelt, die durch List und Mord die Macht übernehmen? Zumindest über einen Teilbereich der Welt Apsus?

Ein kosmischer Kampf

Es kommt zu einem gewaltigen kosmischen Kampf, der in mancher Hinsicht an eine Star Wars-Geschichte erinnert. Auf dem Höhepunkt des Kampfes tötet Marduk die Göttin Tiamat. Wie sich das vollzieht? Marduk nähert sich Tiamat, und alle seine Helfergötter marschieren an seiner Seite. Tiamat lässt ein lautes Gebrüll los, und Marduk klagt sie dafür an, in Arroganz und Überheblichkeit einen Konflikt hervorgerufen und durch Verschwörung Unfrieden verursacht zu haben. Söhne hätten durch ihren Einfluss ihren Vätern unrecht getan, und sie selbst würde ihre Kinder grundlos hassen. Sie hätte das Böse gesucht – Marduk stellt also die Verhältnisse umgekehrt dar! Er fordert sie zu einem Kampf heraus, der mit ihrem Tod endet.

In der Folge übernahmen die Anunnaki, die nach Anu erschaffenen Götter, die Macht über ihren Bereich der Schöpfung.

Nun ist es natürlich unmöglich, dass sie die Urschöpfer ihrer selbst und des ganzen Kosmos – und damit auch sich selbst – umbringen könnten. Die wahre Bedeutung wird deshalb sein, dass sie ihnen den Rücken kehrten und ihren Anunnaki diese Schöpfer für tot erklärten, so dass sie so leben sollten, wie wenn es sie nicht mehr gäbe. Damit bildeten sie im Universum eine abgetrennte Region, eine Art von Enklave, worin sie lebten, als seien sie allein. Es dürfte also mit der Existenz weiterer Bereiche neben denen der Anunnaki zu rechnen sein, wenn wir der Geschichte eine grundlegende Realität beimessen und sie nicht nur für einen Mythos halten wollen. Das würde auch die Existenz anderer »Göttervölker« (Außerirdischer) erklären, die nicht in den Keilschrifttafeln erwähnt und der mesopotamischen Bevölkerung wahrscheinlich unbekannt waren.

Diese Anunnaki kamen später zur Erde und »erschufen«3 hier Menschen – nicht aus der Urenergie, was ein wahres Erschaffen gewesen wäre, sondern durch die genetische Manipulation bestehender Lebensformen, eher eine Art »Fertigung« oder »Herstellung«, ein weiterer Anklang an Star Wars, nämlich in Bezug auf Klonkrieger. Die beiden »Götter«, die hauptsächlich die Erde in Besitz nahmen und dann über sie herrschten, waren Enlil und Enki.

Dies bedeutet aber nicht, dass die mesopotamische Religion strikt polytheistisch war, denn eigentlich wird nur einer als Urschöpfer erwähnt, wenn auch in zwei Aspekten, als männlich (Apsu) und weiblich (Tiamat) gleichermaßen, in gewisser Weise androgyn (der weibliche Aspekt ist die »gebärende« Schöpferkraft). Die anderen »Götter« sind untergeordnete Wesen zwischen uns Menschen und dem wahrhaft Göttlichen. Analog könnte sonst das Christentum mit einer ganzen Versammlung von Gott, dem Heiligen Geist, Christus, Maria und einer großen Anzahl von Engeln auch als zumindest semipolytheistisch betrachtet werden – angesichts Verehrung von auch noch einer Vielzahl von »Heiligen« sogar als fast multipolytheistisch …

Es ist eine wichtige Tatsache, dass Ethnologen und Linguisten harte Indizien dafür gegeben haben, dass unsere Bibel zu einem wesentlichen Teil (in den Mosebüchern, besonders im 1. Buch Mose) den Ursprung in mesopotamischen Texten haben dürfte, die gekürzt und modifiziert sind. Die Bibel beginnt mit der Erschaffung der Erde und der Menschen. Enuma Elish fängt früher mit der Urschöpfung selbst an und enthält einen Abschnitt, der in der Bibel fehlt. Dass Theologen und Rabbiner sich mit allen Mitteln gegen eine solche Betrachtungsweise wehren, spricht eher für eine gewisse Taktik, deren sie sich bedienen, um ihre Position zu verteidigen.

Anton Parks [3] interessantes Buch Eden enthält alte mesopotamische Texte. Er hat sie in einer Art und Weise übersetzt, die sich von den Übersetzungen verschiedener anderer Gelehrter der mesopotamischen Sprachen in mancher Hinsicht unterscheidet. Was hier zunächst von Interesse ist, ist seine Darstellung der Anunnaki-Götter Enki und Enlil.

Enlil liebt die menschliche Rasse nicht, sondern verachtet sie. Er ist der »Herr des Zorns«, und Menschen sind für ihn nichts als Tiere. Gemäß Parks sei Enki eigentlich sein Vater (S. 77-78) und nicht, wie sonst allgemein angenommen, sein Bruder. Enlil soll dieses Spiel inszeniert haben, um zumindest demjenigen gegenüber als annähernd gleichwertig dazustehen, der in Wahrheit sein Vater sei. Diese Information weicht von der üblichen Auffassung über Enki und Enlil ab und wird mit dem Zitat begründet: »Enlil, als der Vater, der dich zeugte, Enki (mit) Ninki [Damkina], spreche ich dir ein Gebet in meiner Gunst.« (Dieses Zitat ist jedoch unklar [4].) Andererseits gibt es auch einen Text, in dem umgekehrt Enlil als Vater von Enki bezeichnet wird [5]. Der familiäre Status ist also noch bei Weitem nicht geklärt.

Wie dem auch sei, Enki ist jedenfalls ein Freund der Menschheit, wird manchmal aber auch als »Schlange« bezeichnet, vielleicht ein Symbol seiner Weisheit. Er trägt die Geheimnisse der »Götter«, welche die Menschen nicht wissen sollen (S. 100). Er ist der Herr des Wissens, der allerdings das Verbot übertrat und den Menschen verschiedene Geheimnisse offenbarte, die er für sich hätte behalten sollen.

Himmelsdach und Erde

Die Helfergötter Tiamats versuchten zu fliehen. Sie wurden jedoch gefangen genommen und ihre Waffen zerstört. Marduk spaltete den Schädel der Tiamat und schnitt ihre Blutgefäße durch. Den »Nordwind«4 ließ er den Schädel (oder ihr Blut) in eine entfernte Gegend tragen – und die »Götter«, die sich auf seine Seite geschlagen hatten, jubelten. Den Rest des Körpers teilte er entzwei, wie man einen Fisch zum Trocknen teilt. Aus der einen Hälfte ließ er Tiamat ein Dach am Himmel bilden. Er spannte ihre Haut aus und teilte einen Wächter ein, der ihr »Wasser« (ihre Energie) nicht entweichen lassen sollte. Vom Gegenstück erschuf er Esharra – die Erde. Dann erschuf er auf der Erde Aufenthaltsorte für die großen »Götter«.

Marduk ließ den Tierkreis am Himmel entstehen und legte das Jahr mit 12 Monaten fest. Er erklärte Nibiru zum Ort der »Götter«, um ihre Pflichten zu verkünden.