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Stefan Wolle

Die heile Welt der Diktatur

Stefan Wolle

Die heile Welt
der Diktatur

Herrschaft und Alltag
in der DDR 1971–1989

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Editorischer Hinweis

Im vorliegenden Buch wird durchgängig, außer in Zitaten, die neue Rechtschreibung verwendet. Auslassungen des Autors sind durch drei Punkte ohne Klammern gekennzeichnet.

Die Abbildungen in diesem Buch stammen vom stern-Fotoreporter Harald Schmitt. Sie entstanden in den siebziger und achtziger Jahren an verschiedenen Orten der DDR.

Wir danken der Firma Picture-Press für die Unterstützung.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet
diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage, September 2013 (entspricht der 3. Druck-Auflage, Oktober 2009)

© Christoph Links Verlag GmbH, 1998

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; mail@christoph-links-verlag.de

Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,

unter Verwendung eines Fotos aus Berlin-Prenzlauer Berg von Paul Glaser

Lektorat: Almut Otto, Berlin

Satz: typegerecht berlin

ISBN 978-3-86284-231-5

Inhalt

PrologEin kurzes Wort zum langen Abschied

Die Weltgeschichte als Weltgericht

Heimweh nach der Diktatur

Glücklich leben in der DDR?

Erster TeilWandel und Kontinuität

Kapitel 1Die sechziger Jahre in der Geschichte der DDR

Die DDR nach dem Mauerbau

Das Zeitalter der großen Erwartungen

NÖSPL

Aufbruch in die Stagnation

Die vier Hauptschwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus

Machtkampf hinter den Kulissen

Tod und Verklärung Walter Ulbrichts

Kapitel 2Die Ära Honecker

Der VIII. Parteitag der SED

Erich Honecker an der Spitze der Partei

Der IX. Parteitag

Die späten siebziger Jahre

Erstarrung und Krise der achtziger Jahre

Erich Honecker und der Untergang der DDR

Zweiter TeilDie DDR, Deutschland und Europa

Kapitel 1Die Entspannungspolitik der frühen siebziger Jahre

Regierungswechsel in Bonn

Verkehrsabkommen und Grundlagenvertrag

Die Vertragsunterzeichnung

Destabilisierung durch Stabilisierung

Kapitel 2Die DDR und die »nationale Frage«

Die Abschaffung der deutschen Nation

Das Ende des Hotels Deutschland

Die SED-Führung zwischen Abgrenzung und »gemeinsamer deutscher Verantwortung«

Kapitel 3Der Alltag der deutschen Teilung

Der Westen im Osten

Der geteilte Himmel über Berlin

Der Intershop – Schaufenster des Wohlstandsparadieses

Geteilte Sprache im geteilten Land?

Das DDR-Bild des Westens oder die »edlen Wilden« des Konsumzeitalters

Die Wiederkehr der deutschen Nation

Die Suche nach der verlorenen Identität

Die DDR in der deutschen Geschichte

Kapitel 4Die DDR als Teil des Sowjetimperiums

Stalinismus in den Farben der DDR

Die DDR als »Homunculus sovieticus«?

»Ex oriente lux«

Die ungeliebten Brüder

Der Alltag der deutsch-polnischen Völkerfreundschaft

Die polnische Krise 1980/81 und die DDR

Dritter TeilDie Macht

Kapitel 1Legitimationen der Macht

Historische Formen staatlicher Legitimität

Die Diktatur der Liebe

Die Ideologie als Opium der Herrschenden

Legitimation durch Geschichte

Kapitel 2Die Partei

Die Partei als Mutter der Massen

Parteitage

Das Zentralkomitee

Das Politbüro

Die Gliederungen der Partei

Parteikontrollkommissionen

Parteiinstitute

Die Nomenklatura

Die Parteimitglieder

Die Mitgliederversammlungen

Kapitel 3Blockparteien und Massenorganisationen

Heimliche Opposition oder Verbündete der SED?

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB)

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ)

Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF)

Gesellschaft für Sport und Technik (GST)

Kapitel 4Der Staat

Einheit von Staat und Partei

Wahlen in der DDR

Vierter TeilÖffentlichkeit und Diktatur

Kapitel 1Öffentlichkeit in der geschlossenen Gesellschaft

Aufklärung und Obskurantismus

Die Grenzen der Herrschaft im geschlossenen Raum

Die gelenkte Öffentlichkeit des Staates

Die Geheimöffentlichkeit der Apparate

Die Halböffentlichkeit des »Kultur- und Geisteslebens«

Das Öffentlichkeitssurrogat des politischen Witzes

Die pervertierte Öffentlichkeit der Gerüchte und Wandersagen

Die Ersatzöffentlichkeit der Westmedien

Die Gegenöffentlichkeit der Opposition

Kapitel 2Die Kontrolle der Öffentlichkeit

Landschaften der Lüge

Der total kontrollierte Mensch

Stasi, Staat und Gesellschaft

Kapitel 3Geheimhaltung und Zensur

Der Geheimhaltungsstaat

Das Gewicht der Worte

Zensur ohne Zensor

Weltliteratur zwischen »Erbeaneignung« und Reglementierung

Klasseneinteilung

»Kalte Bücherverbrennung« in den Bibliotheken der DDR

Der Trödelladen als Refugium des freien Geistes

Die Leipziger Buchmesse als Fenster der geschlossenen Gesellschaft

Kapitel 4Die Inszenierung der Macht

Die DDR als Potemkinsches Dorf

»Aktion Banner«: Die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Sommer 1973

»Aktion Vorstoß«: FC Bayern München gegen Dynamo Dresden, 7. November 1973

»Aktion Dialog«: Güstrow, 13. Dezember 1981

Historische Inszenierungen oder Die DDR als Kostümstück

Fünfter TeilGesellschaft und Wirtschaft

Kapitel 1Liebe, Ehe, Familie

Die Liebe in den Zeiten der Diktatur

Gebote der sozialistischen Moral

Der Jugend mehr Vertrauen!

Gleichberechtigung der Frau

Die heile Welt der Babys

Sozialpolitik

Die Frau und der Sozialismus

Vornamen im Sozialismus

Kapitel 2Umsorgt von der Wiege bis zu Bahre

Der Gärtnerstaat

Jugendweihe

Die Rentner

Städtebau

Zwischen Abriss und Traditionspflege

Wohnverhältnisse

Wohnungssuche

Das Wohnungsbauprogramm

Rettung der Altstädte – Beispiel 1: Mythos Prenzl’berg

Beispiel 2: Arbeitskreis Innenstadt in Halle (AKI)

Beispiel 3: Rettung des Andreasviertels in Erfurt

Kapitel 3Wirtschaftspolitik der SED

Die Geheimnisse der Planwirtschaft

Das Primat der Politik

Teufelskreis der Mangelwirtschaft

Wirtschaftliche Lage der frühen siebziger Jahre

Die Vernichtung der Privatwirtschaft – Anfang vom Ende der DDR?

Preissteigerungen auf dem Weltmarkt

Einrichtung der Exquisit- und Delikatläden

Die »Kaffeekrise«

Gestattungsproduktion

Schuldenkrise

Das »Koko-Imperium«

Kunst- und Antikhandel

Waffenhandel

Müllimporte

Umgehungsgeschäfte

Verkauf von Blutprodukten

Finanzierung der DKP

Menschenhandel

Die ökologische Krise als »geheime Verschlusssache«

Luftverschmutzung

Wasser und Abwasser

Bergbau

Abfallentsorgung

Sechster TeilAlltag und Herrschaft

Kapitel 1Alltag in der DDR

»Sie werden platziert!« oder Die heimliche Herrschaft der Verwalter des Mangels

Die Kleinanzeige als Reich der Freiheit

Das Automobil als liebstes Kind des DDR-Deutschen

Schöner wohnen

Kapitel 2Der Zeitgeist der späten Jahre

Die sozialistische Wartegemeinschaft

Warten, bis der Prinz kommt

»Es geht seinen Gang«

Der Mauerstaat als Reich der Poesie

E. T. A. Hoffmann ist unser

Kapitel 3Alternative Lebensformen

Kneipe, Kaffeehaus und Szene

Die Kultur der negativen Freiheit

Siebenter TeilElemente der Krise

Kapitel 1Die kritischen Intellektuellen und die SED

»Wenn sich Macht und Geist vereinen …«

Der Traum vom demokratischen Sozialismus oder Die Immanenz der Häresie

Kulturpolitik nach dem VIII. Parteitag der SED

Singebewegung und »Festival des politischen Liedes«

Die Biermann-Ausbürgerung und ihre Folgen

Literatur und Politik nach 1976

Verschärfung des politischen Strafrechts

Kapitel 2Kirche, Staat und Opposition

Die Kirchen in der DDR

»Kirche im Sozialismus«

Die Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz

Das Spitzengespräch vom 6. März 1978

Die Opposition im Freiraum der Kirche

Kapitel 3Der »Neue Kalte Krieg« und die DDR-Gesellschaft der achtziger Jahre

Die Weltpolitik im Schatten der atomaren Bedrohung

Die Militarisierung der DDR-Gesellschaft

Die Entstehung der Friedensgruppen

Die »Gruppen« oder Eine Begegnung der dritten Art

Reaktionen des Staates

Die Kirche im Brennpunkt der Ereignisse

Die »West«-Grünen und die Friedensbewegung der DDR

Demonstration auf dem Alexanderplatz am 12. Mai 1983

Gespräch mit Erich Honecker am 31. Oktober 1983

Die Botschaftsaktion am 4. November 1983

Resignation und Neubeginn der Menschenrechtsbewegung im Zeichen der Perestroika

Kapitel 4Die Mauer und die Ausreiseproblematik

Die Staatsgrenze

Freigang aus dem Staatsknast – Das Reisekadersystem

Die Republikflucht

Die Bewegung der Antragsteller

Botschaftsflüchtlinge

Die Antragsteller und die »Gruppen«

Achter TeilDer Weg in den Zusammenbruch

Kapitel 1Die Perestroika und die DDR

Das Ende der Breschnjew-Ära

Der Beginn der Perestroika und die DDR-Gesellschaft

Das »Sputnik«-Verbot

Perestroika und Opposition

Kapitel 2Aktionen der Opposition

Die »Zionskirch-Affäre« im November 1987

Die »Januarereignisse« von 1988

Auseinandersetzungen um die Kirchenzeitungen

Radio Glasnost

Der Januar 1989

Die Kommunalwahlen im Mai 1989

Der »Himmlische Friede«

Der Gründungsaufruf des Neuen Forums

Der Westen und die DDR-Opposition

Kapitel 3Der Machtverlust der SED-Führung

Die Partei in der Krise

Die gescheiterte »Geheim-Glasnost« der SED-Führung

Kapitel 4Das Ende der SED-Herrschaft

Der Oktober 1989

Tage der Entscheidung

Chronik des Untergangs

Der 4. November 1989

Der Fall der Mauer

Die Lehren der Geschichte

Anhang

Anmerkungen

Abkürzungsverzeichnis

Register


Prolog

Ein kurzes Wort zum langen Abschied

Die Weltgeschichte als Weltgericht

Das Urteil der Geschichte ist hart, fast möchte man es unerbittlich nennen. Die DDR entstand 1949 infolge der Aufteilung der Welt zwischen den Machtblöcken. Als in Moskau die Hoffnung schwand, dass man die Westintegration des größeren Teils Deutschlands verhindern könne, installierte die sowjetische Besatzungsmacht in ihrem Einflussbereich die DDR. Je kälter der Wind des Kalten Krieges blies, desto sicherer war die Existenz des ostdeutschen Staates.

Dennoch mag es in Deutschland viele Menschen gegeben haben, die in der DDR die antifaschistische Alternative zur Bonner Staatsgründung gesehen haben. Im »ersten Friedensstaat auf deutschem Boden« hatte man den Faschismus mit »Stumpf und Stiel ausgerottet«, wie es in der stereotypen und archaischen Ausdrucksweise der SED-Propaganda immer wieder hieß. Durch die Enteignung der Konzernherren und Junker seien die objektiven Ursachen für Kriegs- und Expansionsgelüste aller Art beseitigt worden. Nie wieder sollte von deutschem Boden ein Krieg ausgehen. Darauf ruhte die innere Legitimation des Staates.

Jenseits der Grenze lauerten die alten und neuen Nazis. Aus den Revanchegelüsten der Imperialisten ergab sich zudem die Notwendigkeit, mit aller Härte gegen den inneren Gegner vorzugehen. Das galt auch für jene Wirrköpfe, die von einer Verbesserung des Sozialismus faselten. Sie waren der Aufweichungs- und Unterwanderungsstrategie des Gegners auf den Leim gegangen und verdienten es, als Feinde behandelt zu werden. Gern zitierte man in diesem Zusammenhang aus Bertolt Brechts Gedicht »An die Nachgeborenen«: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit / Verzerrt die Züge. / Auch der Zorn über das Unrecht / Macht die Stimme heiser. Ach, wir / Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit / Konnten selber nicht freundlich sein.«1

Wer es denn glauben wollte, dass die DDR der bessere deutsche Staat sei, zog aus diesen Zeilen eine Art Universalbegründung für jede Form der Unterdrückung und Freiheitsbeschränkung. Doch wie lange konnte, wie lange durfte man an die Botschaft von Frieden und Fortschritt glauben? Bis zum 70. Geburtstag Jossif Stalins am 21. Dezember 1949, als auch in der DDR der Personenkult um den »größten Menschen aller Zeiten« Blüten trieb, die dem gerade überwundenen Führerkult um nichts nachstanden? Wie lange konnte, wie lange durfte man diese Parallelen übersehen? Bis zu Stalins Tod im März 1953, als die Verklärung zur Apotheose wurde? Bis zum 17. Juni 1953, als sich die Arbeiter gegen den angeblichen Arbeiterstaat erhoben und nur die sowjetischen Panzer das verhasste Regime der SED-Bonzen vor dem Untergang retteten? Bis zum Februar 1956, als auf Geheiß der neuen Herren im Kreml die Götzenbilder des Stalinkults stürzten, ihre Diener aber an der Macht blieben? Bis zum 13. August 1961, als der Friedensstaat sich selbst mit Stacheldraht umgab, um seine eigenen Bürger am Weglaufen zu hindern? Bis zum 21. August 1968, als die Panzerdivisionen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei einfielen, um das Experiment eines »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« gewaltsam zu beenden? Bis zum 16. November 1976, als der Liedermacher Wolf Biermann nach altbekanntem Nazi-Muster ausgebürgert wurde, weil er und seine Freunde für einen demokratischen Sozialismus eintraten? Bis zum 13. Dezember 1981, als in Polen die Aktivisten der Arbeiterbewegung von den Militärherrschern in Internierungslager gesteckt wurden? Oder bis in die späten achtziger Jahre hinein, als die »verdorbenen Greise«2, wie sie Wolf Biermann genannt hatte, mit schlafwandlerischer Sicherheit das Land in den Untergang steuerten? Oder darf man einem gescheiterten Staat und einer gescheiterten Ideologie bis über deren Ende hinaus die Treue halten?

Die Geschichte hat den gläubigen Anhängern der sozialistischen Ideologie viel zugemutet.

Die DDR ist so gründlich gescheitert, wie man nur scheitern kann: ökonomisch, politisch und moralisch. Das Urteil der Geschichte wurde im Herbst 1989 von den eigenen Bürgern gefällt. Die demokratische Massenbewegung verwandelte sich in eine Sintflut, die den SED-Staat mitsamt der Mauer förmlich hinwegschwemmte. Das Urteil wurde bei den ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 bestätigt, als die Bürger mit fast absoluter Mehrheit für jene flink zusammengezimmerte Parteienkoalition stimmten, von der sie sich einen schnellen Vollzug der Wiedervereinigung versprachen.

Wenn denn die Weltgeschichte das Weltgericht ist, wie Friedrich Schiller meinte3, so hatte die Verteidigung kaum noch gute Argumente. Von der DDR blieben ein ökonomisches Desaster, ökologisch zerstörte Landschaften, verfallene Städte und ein Haufen sozialer und mentaler Probleme. Man könnte also getrost die Akten zuschlagen und ins Archiv schicken, damit dort von Zeit zu Zeit ein Historiker den Staub von den vergilbten Papieren pustet. Ein Berufungsverfahren ist nicht in Sicht, denn das Volk als die höchste Instanz hat sein Urteil gefällt.

Heimweh nach der Diktatur

Und doch bleibt ein seltsamer Rest. Dieser Rest ist das Leben der Menschen, die in jenem Staat gelebt haben. Ihre Erinnerungen sind bunter, vielfältiger, differenzierter, persönlicher, fröhlicher und teilweise eben auch glücklicher als die Bilder, die Wissenschaft und Publizistik liefern. Ein Lächeln geht über alle Gesichter, wenn von den kleinen Freuden und Misshelligkeiten des DDR-Alltags die Rede ist. Dieses Lächeln, man mag es Ostalgie oder anders nennen, ist stärker als die Fotodokumente mit den Schlangen vor den Geschäften, den Schaufenstern in ihrer fast rührenden Trostlosigkeit, den monotonen Neubauvierteln und den verkommenen Altstädten. Der besonnte Blick der Erinnerung ist stärker auch als die Statistiken über Republikflucht und Ausreiseanträge, stärker sogar als die Akten über Zersetzungsmaßnahmen der Stasi, Todesschüsse an der Mauer und politische Unrechtsurteile.

Es geht vielen Menschen offenbar gar nicht mehr vorrangig um ein analytisches Urteil über politische Strukturen der DDR und um die historischen Zusammenhänge. Es geht um den Wert der eigenen Biografie. Viele Menschen sehen sich durch Negativurteile über die DDR mitbetroffen. Vor allem aber bewerten sie ihre damalige Situation vor dem Erfahrungshintergrund der folgenden Jahre. Viele haben dieses als Entwertung ihrer Lebensleistung empfunden, haben Schwierigkeiten, Zurücksetzungen, Demütigungen und Enttäuschungen erlebt, die sie zu Recht oder zu Unrecht dem Systemwechsel anlasten. Manche sehen sogar in der Vergangenheitsbewältigung und den Stasi-Überprüfungen der Nachwendejahre ein probates Mittel, überflüssige Ostdeutsche »rauszugaucken«.

Die Antwort ist eine Art »Ost-Trotz«. Eine DDR, die es nie gegeben hat, wird jetzt erst erschaffen. Der Film »Good bye, Lenin!« aus dem Jahr 2003 hat diesen psychologischen Mechanismus auf geniale Weise erahnt und den sozialwissenschaftlichen Untersuchungen vorweggenommen. In der Schlussapotheose des Films wird aus der Suche nach den verlorenen Gegenständen der DDR die Suche nach der verlorenen Utopie. Am Ende der Inszenierung steht eine DDR, die sich würdevoll aus der Weltgeschichte verabschiedet. In nachgestellten Fernsehbildern fliehen die Menschen aus der imperialistischen BRD vor Arbeitslosigkeit und kapitalistischer Ausbeutung in die sozialistische DDR.

Es mag selbst in den Apparaten viele gegeben haben, die in den Jahren des real existierenden Sozialismus eine bessere und schönere DDR gewollt hatten. Die polemische Frage, wo all die Freunde des demokratischen Sozialismus waren, als 1968 junge Leute wegen ihrer Sympathien für den Prager Frühling verhaftet und reglementiert wurden, erübrigt sich. Die Antwort ist nur allzu klar. Sie saßen wie der langjährige Ehrenvorsitzende und Europa-Abgeordnete der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), Hans Modrow, in den Befehlszentralen des Unterdrückungsstaates. Sie schickten die Greiftrupps der Stasi aus, um jedes Eintreten für den demokratischen Sozialismus im Keime zu ersticken.

Es ist verständlich, dass in diesen Kreisen davon niemand mehr etwas hören will. Doch die Sehnsucht nach der heilen Welt der Diktatur geht weit über die ehemaligen Funktionäre hinaus. Endlich ist die viel beschworene Einheit von Partei und Volk verwirklicht, die es vor 1989 niemals gegeben hat. Für die grassierende Sehnsucht nach machtgeschützter Eintracht des Mauerländchens sind weder die Medien noch die Schulen verantwortlich.4 Die Ostalgieshows, Retropartys im Blauhemd oder Ostpromessen bedienen das Heimweh nach der Diktatur, haben es aber nicht erschaffen. Auch der SED-Nachfolgeverein mit dem häufig wechselnden Namen instrumentalisiert die Sehnsucht nach dem treusorgenden Staat, hat sie aber nicht erfunden. Den Schulen sollte man ebenfalls nicht den Schwarzen Peter zuschieben. Was die Schüler in Meinungsumfragen äußern, ist ein Spiegelbild der »verborgenen öffentlichen Meinung«, vor allem aber des Unwillens vieler Eltern und Lehrer, über die Dinge offen zu reden. Aus guten Gründen fürchten nur allzu viele die konkrete Frage der Nachgeborenen, wo sie denn konkret gestanden haben. Die Wurzeln für die seltsamen Wandlungen in der Erinnerungswelt liegen tiefer – in der konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen vor und nach der Wende von 1989 / 90. Die Erklärung dafür, wie »das alles« funktionieren konnte, liegt im Alltag der DDR, im normalen Leben und Erleben der Menschen. Die sittliche Empörung über FDJ-Blusen und NVA-Trainingsanzüge auf dem Schulhof stärkt, was sie zu bekämpfen vorgibt. Im Seelenhaushalt vieler Menschen bilden der Stolz auf die friedliche Überwindung der DDR und die positive Erinnerung an den Alltag ein seltsames Amalgam. Ostalgie ist offenbar nicht allein Sehnsucht nach der Diktatur, sondern auch die Gewissheit, die Diktatur selbständig abgeschüttelt zu haben. Manche Zeitgenossen suchen nach guten Seiten des DDR-Lebens und stellen fest, dass das Beste an der DDR ihr Ende war. Auch dieses Ende war ein Teil ihrer Geschichte. Die oft geschmähte Ostalgie ist offenbar vielgestaltiger, als man bisher wahrgenommen hat. Sie ist nur zu widerlegen, indem man sie anerkennt. So wie in den siebziger und achtziger Jahren die Entspannungspolitik dem SED-System langfristig die Existenzgrundlage raubte, ist auch die postume Verklärung der SED-Diktatur allein im Dialog zu überwinden. Es ist also eine Art Wandel durch Annäherung unter neuen Bedingungen vonnöten.

Glücklich leben in der DDR?

Auch in der DDR wurde George Orwells beklemmende Zukunftsvision »1984« viel gelesen. Zerfledderte und zur Tarnung in Packpapier eingeschlagene Exemplare des Buches gingen von Hand zu Hand. Der einfache Besitz und besonders die Weitergabe dieser »bösartigen Verleumdung des Sozialismus«5 konnten erhebliche Schwierigkeiten, sogar Gefängnisstrafen nach sich ziehen. Seltsamerweise haben die ideologischen Aufpasser der DDR die Beschreibungen und Begrifflichkeiten Orwells ganz selbstverständlich auf ihr System bezogen und sie dadurch in gewisser Weise bestätigt.

Und doch hatte und hat die »Orwellisierung« des SED-Systems eine bedenkliche zweite Seite. Sie reduziert die Gesellschaft auf die kurze Formel von Herrschaft und Unterwerfung. Milan Kundera bemerkte nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus in seiner Heimat: »Ich weigere mich, diese Reduktion mit dem Vorwand zu entschuldigen, dass sie als Propaganda im Kampf gegen das Übel des Totalitarismus nützlich war. Denn dieses Übel ist gerade die Reduktion des Lebens auf Politik. So ist Orwells Roman entgegen seinen Absichten, selbst Teil des totalitären Geistes … Er reduziert das Leben einer verhassten Gesellschaft auf eine simple Aufzählung ihrer Verbrechen«.6 So versagte angesichts der Beschreibung der komplexeren DDR-Lebenswirklichkeit, die eben nicht nur aus Terror, Propaganda und Elend bestand, der für die Kritik des Totalitarismus angemessene Begriffsapparat, was wiederum Kundera folgendermaßen kommentierte: »Wenn ich, ein oder zwei Jahre nach dem Ende des Kommunismus, mit Tschechen spreche, höre ich in den Reden diese zum Ritual gewordene Redensart … ›nach vierzig Jahren kommunistischen Schreckens‹ oder ›die schrecklichen vierzig Jahre‹ … Wenn sie alle von vierzig schrecklichen Jahren sprechen, bedeutet dies, dass sie die Erinnerung an ihr eigenes Leben ›orwellisiert‹ haben, das auf diese Weise in ihrem Gedächtnis und ihrem Kopf a posteriori entwertet oder sogar geradezu annulliert worden ist.«7

In letzter Zeit ist gelegentlich diskutiert worden, ob man in der DDR glücklich leben konnte. Natürlich hat jeder Mensch, unter welchen Umständen auch immer, die Möglichkeit, sein kleines persönliches Glück in der Familie, auf dem Gartengrundstück oder beim Briefmarkensammeln zu suchen und zu finden. Das ist ebenso richtig wie banal. Doch darum geht es nicht allein. Die Frage lautet: Gab es ein wirkliches Lebensglück im Unrechtsstaat? Die Antwort muss wohl lauten: Ja, dieses Glück gab es. Ein »Gespräch über Bäume« schloss eben nicht, wie Brecht meinte, das »Schweigen über so viele andere Untaten« ein. Fröhlichkeit und Lebenslust, Spaß und Ironie waren die wichtigsten Waffen im Kampf gegen die diktatorische Anmaßung, das Leben des Einzelnen bestimmen zu wollen. Wolf Biermann hat dies in seiner besten Zeit und in seinen besten Liedern vorgeführt. Glück konnte auch in der inneren Befreiung von den totalitären Denkmustern bestehen. Glück fanden viele in der unsichtbaren Loge der Andersdenkenden. Glück konnte sogar im Verzicht auf Karriere und Privilegien bestehen. Wenn es so etwas wie eine retrospektive Nationalhymne der DDR geben sollte, so müsste man Wolf Biermanns »Ermutigung« dazu küren: »Du, laß dich nicht verhärten / In dieser harten Zeit. / Die all zu hart sind, brechen / Die all zu spitz sind, stechen / und brechen ab sogleich«.8

Diesem Grundsatz sollte auch der Historiker in der Beschreibung der Realität folgen. Das Leben in seiner bunten Vielfalt darf nicht unter Akten begraben werden. Und doch darf nichts vergessen werden, keine der Niedrigkeiten, der Lügen, der Absurditäten und keines der Verbrechen. Es geht darum zu zeigen, dass Diktatur und Alltagsleben zwei Seiten einer Medaille waren – also ganz im Sinne von Karl Marx eine dialektische Einheit der Gegensätze. Die alltägliche Diktatur und der diktatorische Alltag sind nicht voneinander zu trennen. Geborgenheit und Unfreiheit gehörten zusammen. Die Wärme der Gemeinschaft und die kollektivistische Totalkontrolle bildeten eine untrennbare Einheit. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes und die Staatsicherheit hingen nicht nur semantisch zusammen. Die von vielen geschätzte Ruhe und Ordnung und die Friedhofsruhe der Diktatur waren unlösbar miteinander verbunden. Diese Zusammenhänge plausibel zu machen, ist freilich, wie Brecht es im »Lob des Kommunismus« ausdrückte, das »Einfache, das schwer zu machen ist«.9


Erster Teil

Wandel und Kontinuität

Kapitel 1: Die sechziger Jahre in der Geschichte der DDR

Die DDR nach dem Mauerbau

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 meinten viele DDR-Bürger, das System sei am Ende. Zu offensichtlich war der wirtschaftliche, politische und moralische Bankrott des Regimes. Was war das für ein Staat, der nur durch Stacheldraht und Gesinnungsterror die eigenen Bürger in Schach halten konnte. Hinzu kam, dass die Zwangskollektivierung, der sogenannte sozialistische Frühling auf dem Lande, eine bedrohliche Verschlechterung der Lebensmittelversorgung zur Folge hatte. Nach der völligen Schließung der Grenze, als doch alles hätte besser werden müssen, wurden Kartoffeln, Butter und Fleisch knapp. Nur massive Lebensmittelimporte aus der Sowjetunion entschärften die Situation. Auch innenpolitisch standen die Zeichen eher auf Sturm als auf Entwarnung. Durch drakonische Strafen und Strafandrohungen unterdrückte das SED-Regime jeden Widerstand. Im zweiten Halbjahr 1961 ergingen insgesamt 18 297 politische Strafurteile gegenüber nur 4442 im ersten Halbjahr.10 Kurzzeitig wurde sogar eine Art Faustrecht propagiert. Stolz berichteten die DDR-Zeitungen, dass Arbeiter »Hetzer und Saboteure« krankenhausreif geschlagen hätten. Unter der Losung »Aktion Blitz – kontra NATO-Sender« stiegen sogenannte Ordnungsgruppen der FDJ auf die Dächer, um auf westliche Sendestationen ausgerichtete Fernsehantennen auf DDR-Sender einzustellen oder ganz abzusägen.

»Das kommt bald anders«, lautete eine der Redewendungen dieser Zeit. Doch es kam nicht anders. Die außenpolitische Großmachtstellung der Sowjetunion und damit die Macht der Partei und die Spaltung Deutschlands schienen fester gefügt denn je. Die Sperranlagen wurden immer undurchdringlicher. Und allen großen Worten im Westen zum Trotz war klar, dass die Amerikaner nichts unternehmen würden, um die Mauer abzureißen. Doch ewig im Zustand inneren Haders und moralischer Empörung zu leben, ist schwer – fast unmöglich. Die Menschen meinten zu Recht, dass sie nur dieses eine Leben hätten, und richteten sich darauf ein, es in der DDR zu verbringen. Sie hatten an das berufliche Fortkommen und an die Laufbahn der Kinder zu denken. Alltagssorgen standen im Vordergrund: die Autoanmeldung, die Wohnungssuche und vor allem die ewige Jagd nach knappen Artikeln und Dienstleistungen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit des Arrangements. Immer noch bestimmte die Mangelwirtschaft das Leben, aber irgendwie war es doch besser als früher geworden. Die Wartelisten für Fernsehapparate, Kühlschränke, Waschmaschinen und andere begehrte Konsumgüter wurden kürzer. Nachdem bereits 1958 die Lebensmittelmarken abgeschafft worden waren, verschwanden allmählich auch die Kartoffelmarken, Butternummern und Apfelscheine sowie andere Relikte der Rationierungswirtschaft.

Langsam, aber stetig ging es seit Mitte der sechziger Jahre ökonomisch bergauf. Die offizielle DDR-Statistik vermeldete von 1964 bis 1967 pro Jahr kontinuierlich zehn Prozent Steigerung im Einzelhandelsumsatz, 1968 13 und 1969 gar 17 Prozent.11 Solche Zahlen sollten nur mit größter Vorsicht verwendet werden. Dennoch steht fest, dass Fernsehapparate, elektrische Kühlschränke und Waschmaschinen in dieser Zeit Einzug in die Haushalte hielten. Immer mehr Familien konnten sich ein Auto leisten. Ein bescheidener Wohlstand breitete sich aus. Auch die Fünf-Tage-Arbeitswoche wurde Mitte der sechziger Jahre durchgesetzt. Während bisher das Grundprinzip des Acht-Stunden-Tages bei sechs Arbeitstagen galt, wurde 1966 in einem ersten Schritt die Wochenarbeitszeit auf 45 Stunden herabgesetzt. Alle zwei Wochen war ein Sonnabend frei. 1967 folgte schließlich der arbeitsfreie Sonnabend. Daher ist es kein Zufall, dass vielen damaligen DDR-Bürgern die sechziger Jahre wenn nicht gerade als »goldenes Zeitalter«, so doch als eine Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns und vieler Hoffnungen in Erinnerung geblieben sind.

Das Zeitalter der großen Erwartungen

Genauso wie im Westen trat auch in der DDR eine neue Generation an. Krieg und Nachkriegszeit kannten die jungen Leute nur noch aus Büchern und Filmen sowie aus den Erzählungen der Eltern und Lehrer. Als Kinder hatte man sie ununterbrochen mit hohen Idealen gefüttert. Es lasteten hohe Erwartungen auf dieser Generation. Der Glaube an die Machbarkeit der Geschichte und die Allmacht von Wissenschaft und Technik war in jenen Jahren rund um den Globus sehr groß.

In der DDR verknüpften sich bonbonfarbene Zukunftserwartungen mit dem Märchenland Sowjetunion. Am 4. Oktober 1957 hatte der Start des ersten sowjetischen Sputniks das Tor zum kosmischen Zeitalter aufgestoßen. »Hejo, Sputnik, hoch am Himmelszelt, sag, was siehst du bei der Reise um die Welt?«, sangen die Jungpioniere. Und der sowjetische Erdtrabant antwortete in einer Art Wechselgesang: »Ich seh’ vom Gelben Meer herüber bis zum Elbestrand die Schar der befreiten Völker, mittendrin mein Heimatland. Die Fahnen leuchten rot und die Gesänge klingen froh!« Darauf der Chor: »Hejo, Sputnik, otschen charascho!«12 Die Polarhündin Laika, die als Insassin des Sputnik 2 im November 1957 in der Stratosphäre verglüht war, und der freundlich lachende erste Kosmonaut Juri Gagarin, der – wie man heute weiß – im April 1961 diesem Schicksal nur knapp entgangen ist, waren populäre Figuren jener Jahre.

Das Sowjetreich hatte viel von seinem Schrecken verloren. Im November 1961 erreichte die zweite Welle der »Entstalinisierung« die Satellitenstaaten. Endgültig verschwanden die Stalinbilder in der Gerümpelkammer. Die gesammelten Werke des Sowjetdiktators wurden aus den Lesesälen entfernt und ins Magazin verbannt. In einer nächtlichen Aktion räumte eine Baukolonne heimlich und leise das Stalindenkmal gegenüber der pseudoklassizistischen Sporthalle in der Ost-Berliner Stalinallee fort. Die Stalinallee wurde in Karl-Marx-Allee und Stalinstadt in Eisenhüttenstadt umbenannt. In Moskau regierte nun Nikita Sergejewitsch Chruschtschow. Über den fröhlichen Glatzkopf gab es unendlich viele Witze, und die besten produzierte er selbst. Die Schritte auf dem Weg in den Kommunismus hatte der XXII. Parteitag der KPdSU im Oktober 1961 genau festgelegt. Innerhalb von 20 Jahren wollte man den Kommunismus errichten. »Die Produktion der Industrie wächst bis 1980 auf das Sechsfache, die der Landwirtschaft auf das 3,5fache«, verkündete der Parteitag in Moskau. »Die UdSSR erreicht die höchste Produktion in Industrie und Landwirtschaft in der Welt und übertrifft damit die fortgeschrittensten kapitalistischen Länder. … Es wird das Prinzip gelten: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.«13 Zuerst würde es die Grundnahrungsmittel umsonst geben, dann würde man Miete und Strompreise und schließlich das Geld überhaupt abschaffen. Jeder könnte sich dann im Laden aus der Überfülle des Angebots so viel mitnehmen, wie er brauche. Damit gehörten auch Verbrechen, Gerichte, Gefängnisse der Vergangenheit an. Der Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Arbeit würde verschwinden. Die Arbeit sei dann nur noch Lebens- und Glückserfüllung. »Der Traum, ›100 Jahre zu leben, ohne zu altern‹, wird Wirklichkeit«14, erfuhr der erstaunte Leser auf der Titelseite des Organs der SED. All dies sollte bereits 1980 Realität werden. Der Beginn von Utopia war im Kalender angekreuzt.

Die einen mögen die Glücksverheißungen belächelt haben – zu offensichtlich war die Kluft zwischen Propaganda und Wirklichkeit. Andere nahmen die Verkündigung des paradiesischen Zeitalters als eine Art Angebot an. Sie wollten auf ihre Weise ebenfalls den Sozialismus beseitigen – indem sie ihn im hegelschen Sinne dialektisch überwanden und voranschritten zum Kommunismus. Oft zitiert wurde eine Textzeile aus dem 1962 uraufgeführten Stück »Die Sorgen und die Macht« von Peter Hacks. Dort meint die Kollegin Emma Holdefleiß: »In meinem leeren Beutel / Trag ich die Fülle der Welt, den Kommunismus, / In den wir einziehn werden in einem / Nicht mehr fernen Jahr. Es gibt Beschlüsse darüber. / Kollegen, Kommunismus, wenn ihr euch / Den vorstellen wollt, dann richtet eure Augen / Auf, was jetzt ist, und nehmt das Gegenteil; / Denn wenig ähnlich ist dem Ziel der Weg.«15

Die kommunistische Utopie hatte stets zwei Seiten. Auf der einen Seite dienten die Heilsversprechungen der Mobilisierung der SED-Anhängerschaft, insbesondere der Jugend. Auf der anderen Seite schloss die Zukunftsvision fast zwangsläufig eine Kritik der Gegenwart ein, die den Herrschenden schnell gefährlich werden konnte.

NÖSPL

Seit 1962 diskutierten die Führungsgremien der SED eine grundlegende Wirtschaftsreform. Es war offensichtlich, dass die DDR ohne eine Erhöhung der Effizienz ihres Wirtschaftssystems immer weiter hinter dem Westen zurückzubleiben drohte. Die sozialistische Volkswirtschaft war dabei, die sogenannte wissenschaftlich-technische Revolution zu verschlafen. Die Anhänger einer Reformpolitik erhielten durch ähnliche Diskussionen unter sowjetischen Ökonomen Ende 1962 entscheidenden Auftrieb. Im Januar 1963 fasste Walter Ulbricht die geplanten Reformen unter dem Begriff NÖSPL (Neues ökonomisches System der Planung und Leitung) zusammen. Es ging dabei um mehr Eigenverantwortlichkeit für die Betriebe, größere Flexibilität in der Planung, Nutzung von Marktmechanismen und die schnelle Überführung moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Trotz aller Inkonsequenzen und Halbheiten lag diesem Reformprogramm ein echter Wille zur wirtschaftlichen Innovation zugrunde. Dabei wurde auch der Stellenwert von Wissenschaft und Forschung hervorgehoben. Dies lenkte die Aufmerksamkeit der Parteiführung schnell auf die Universitäten und Forschungseinrichtungen der DDR. Dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 lag ein vom Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen ausgearbeitetes Papier, »Prinzipien zur weiteren Entwicklung der Lehre und Forschung an den Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik« vor, das anschließend veröffentlicht und zur Diskussion gestellt wurde. Die IV. Hochschulkonferenz der SED, die am 12. /13. Februar 1967 in Berlin tagte, verabschiedete das Dokument. Dementsprechend beschloss der VII. Parteitag der SED am 22. April 1967 in seinem neuen Programm eine weitere Forcierung der Hochschulreform.

Was für die gesellschaftliche Entwicklung im Allgemeinen gilt, ist auch auf die Hochschul- und Akademiereform übertragbar. Eine zutreffende Diagnose der bestehenden Schwächen des Systems führte zu rationalen Ansätzen des Veränderungswillens. Dies galt zum Beispiel für die Forderung nach praxisnaher Forschung und Lehre, die angestrebte Orientierung der Universitätsausbildung an den Bedürfnissen der Industrie und so weiter. All dies vollzog sich aber unter der Maßgabe, dass die politischen Strukturen unangetastet blieben. Daraus resultierte in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre eine sehr widersprüchliche Politik der SED-Führung.

Aufbruch in die Stagnation

In dem Ende der sechziger Jahre geschriebenen und 1972 in Leipzig uraufgeführten Theaterstück »Die Kipper« lässt Volker Braun seinen anarchischen Helden Paul Bauch sagen, die DDR sei das »langweiligste Land der Erde«16. Das zielte auf den Widerspruch zwischen den hohen Ansprüchen und der tristen Alltagsrealität der »größten DDR der Welt«. Die Sentenz war also böse gemeint, und die Parteiobrigkeit reagierte entsprechend ungnädig. Doch im Rückblick wird man die DDR in Schutz nehmen müssen. Gerade die späten sechziger Jahre waren voll vibrierender Spannung, angefüllt mit einer unruhigen Erwartung.

Am Anfang stand der Mauerbau vom 13. August 1961 – eine politische und moralische Niederlage des SED-Systems, wie sie schwerer kaum hätte sein können. Das Ansehen des Ulbricht-Regimes erreichte bei der eigenen Bevölkerung wie im Westen einen absoluten Tiefpunkt. Und doch wurde der Mauerbau Ausgangspunkt für eine neue Politik des Wandels. Es ist kein Zufall, dass der damalige Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, und sein Pressesprecher, Egon Bahr, zu den Architekten der Neuen Ostpolitik wurden. Sie glaubten, dass die Betonmauern nur millimeterweise abzutragen seien. Sie wollten den Status quo überwinden, indem sie ihn anerkannten.

Auch innerhalb der DDR gab es eine Art Wandel durch Annäherung. Die Führung der SED machte ihrem Volk seit dem Anfang der sechziger Jahre Angebote. Deren Kern war die alte kommunistische Heilserwartung, aufpoliert durch den ungebrochenen Technik- und Fortschrittsglauben jener Jahre.

Die späten sechziger Jahre waren eine Periode engstirniger ideologischer Bevormundung der Kunst, Literatur und Wissenschaften durch die Partei, gleichzeitig aber lebendiger wissenschaftlicher Diskussionen, die teilweise recht unverfroren die Grundlagen der Staatsideologie einer kritischen Überprüfung unterzogen. Äußere Symbole des Veränderungswillens bildeten die neuen Stadtzentren, deren Errichtung das Wirtschaftssystem der DDR bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit strapazierte.17 Für die Großbauten des Kommunismus wurde rigoros Platz geschaffen. Die Stadtplanung schreckte auch vor dem Abriss architektonisch wertvoller Bauwerke nicht zurück. Die Sprengung der Leipziger Universitätskirche am 30. Mai 1968 besaß symbolische Bedeutung und wurde auch so verstanden.18 Anstelle des gotischen Gotteshauses aus dem 13. Jahrhundert entstand der hoch aufragende Neubau der Karl-Marx-Universität als Monument der »einzig wissenschaftlichen Weltanschauung«, des Fortschritts und der ökonomischen Leistungskraft der DDR. In solchen Hochhäusern sollte die neue Generation herangebildet werden. Das Ziel bestand in der »entwickelten sozialistischen Persönlichkeit«: sauber, intelligent, fortschrittlich, gesund, sportlich und auf den Plakaten fast immer auch blond. Dieser Anspruch führte zu einer Drangsalierung der Schuljugend und der Studenten, die den hohen Maßstäben der Partei so gar nicht genügen wollten. Die tektonischen Erschütterungen der Zeit, deren Zentren in Paris, West-Berlin, Prag und Warschau lagen, erreichten die DDR nur als schwache seismische Störungen. Aber spürbar waren sie doch.

Obwohl man die Zeichen der Erstarrung nicht übersehen konnte, traf man überall auf hektischen Reformeifer. Eine neue Verfassung wurde vorgelegt und am 6. April 1968 durch eine Volksabstimmung beschlossen, ein neues Strafgesetzbuch in Kraft gesetzt, eine Flut von Gesetzen und administrativen Änderungen insbesondere im Bereich der Hochschulen und der wissenschaftlichen Einrichtungen wurde erlassen. Einerseits resultierte das Streben nach Effizienz, Konzentration, Übersichtlichkeit der Strukturen, Modernisierung der Ausbildung und Praxisorientierung aus einer unabhängig vom SED-System existierenden wirtschaftlichen Rationalität. Andererseits durfte es das geradezu archaische Herrschaftssystem nicht in Frage stellen. Konnte aber der Versuch gelingen, eine im innersten Wesen antimoderne Gesellschaftsstruktur partiell zu modernisieren? Als Ergebnis erzeugte er jedenfalls innere Konflikte, in deren Spannungsfeld sich persönliche Entscheidungen während der gesamten Existenz der DDR bewegten. Der spezifische Konflikt zwischen dem Versuch einer rein funktionalen Modernisierung und der Furcht vor Erschütterungen des Machtsystems erreichte in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre seinen Höhepunkt.

Der Neubau des Fernsehturms am Alexanderplatz, der am 7. Oktober 1969 in Betrieb ging und in der DDR das Zeitalter des Farbfernsehens eröffnete, die überflüssige Hochstraße in Halle (Saale), um derentwillen ein ganzer Stadtteil abgerissen wurde, oder die Hotelbauten der Prager Straße in Dresden waren die Symbole des Aufbruchs in eine neue Zeit. Die kommunistische Vision verband sich organisch mit der Fortschrittseuphorie und Wissenschaftsgläubigkeit jener Jahre. Man berauschte sich an modern klingenden Begriffen und irrealen Zahlenspielereien. Automatisierte Produktionsvorbereitung, volkswirtschaftliches Planungssystem, wissenschaftliche Führungstätigkeit, unifizierte Gerätesysteme, elektronische Rechentechnik, numerische Steuerung: Alles und jedes wurde mit dem nichtssagenden Begriff »System« gekoppelt und erhielt damit den erstrebten Klang von weltoffener Fortschrittlichkeit und Modernität. Im Rückblick auf die späten Jahre der Herrschaft Ulbrichts entstand in der DDR der ironische Begriff »Systemzeit«, der ein Schlagwort der Nazis gegen die Weimarer Zeit paraphrasierte. Nichts lief ohne »wissenschaftliches Leitungssystem«, »Netzplan« und »Programmsprache«. Die einfachsten Dinge wurden in »mathematisch-ökonomischen Modellen« dargestellt, inflationär gebrauchte Abkürzungen signalisierten Rationalität und Tempo. Die Reformpläne kollidierten schnell mit den politischen Strukturen. Eine damals entstandene Anekdote verdeutlicht den Konflikt: Während eines Kurses am Institut für sozialistische Wirtschaftsführung in Berlin-Rahnsdorf sollte das ökonomische System auf der Basis eines Rechenprogramms wissenschaftlich optimiert werden. Alle wesentlichen Daten der DDR-Wirtschaft wurden in einen Großrechner eingegeben, und die Funktionäre erwarteten gespannt das Ergebnis. Das Optimierungsprogramm machte schnell die zentrale Fehlerquelle des Systems ausfindig und empfahl die Absetzung des Politbüros der SED. Der Computer hatte keinen Klassenstandpunkt.

Die vier Hauptschwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus

Das alte Jahrzehnt verabschiedete sich in Mitteleuropa mit einem ungewöhnlich harten Winter. Seit Anfang November 1969 waren die Temperaturen kontinuierlich unter dem Gefrierpunkt geblieben, und lang andauernde Niederschläge hatten das Land unter einer geschlossenen Schneedecke begraben. Die meteorologische Statistik vermeldete Ende Dezember, es habe sich um einen der kältesten und schneereichsten Monate in den letzten 100 Jahren gehandelt.19 Die Zeitungen schrieben nun oft von »extremen Witterungsbedingungen« und dem »aufopferungsvollen Kampf der Kumpel in den Braunkohletagebauen«. Die staatlich gelenkte Presse entfaltete eine Art Frontberichterstattung, die ältere Mitbürger an die Zeit des Russlandfeldzugs erinnerte. »Kumpel im harten Kampf gegen die Kälte« titelte das Zentralorgan der SED am Heiligabend und fuhr dann fort: »Trotz größter Anstrengungen der Kumpel in den Tagebauen, Brikettfabriken, Gaswerken und Kokereien kann der in den letzten Tagen sprunghaft gewachsene Bedarf an Gas zur Zeit nicht voll gedeckt werden.«20 Auch auf einen Großbrand im Kraftwerk Lippendorf, der bereits am 9. Dezember 1969 zum Ausfall von 300 Megawatt geführt hatte, wurde verwiesen. Das »Neue Deutschland«, das sonst nicht viel über das Wetter berichtete, meldete ohne direkten Bezug auf die Versorgungsschwierigkeiten: »Entgegen dem langjährigen Tagesmittel war die erste Dezemberdekade um mindestens fünf Grad zu kalt. Das wurde in der zweiten Dezemberdekade durch extreme Minustemperaturen bis zu 20 Grad und mehr noch erhöht.«21

In der Vorweihnachtszeit entstand in der gesamten DDR allmählich Kartoffelknappheit. Auf Weisung des Politbüros wurde ein »Operativstab Speisekartoffeln« gebildet, der unter Leitung des Staatssekretärs des Ministeriums für Handel und Versorgung, wie es in einem Bericht an die Parteiführung heißt, »kurzfristig alle für die reibungslose Versorgung der Bevölkerung notwendigen«22 Maßnahmen entscheiden und veranlassen sollte. Seine Aufgabe sei es, »… operativ auf die Steuerung und Kontrolle der Frühkartoffelimporte Einfluß zu nehmen … Die Verwirklichung dieser Aufgaben steht unter straffer Parteikontrolle.« Aus der befreundeten Vereinigten Arabischen Republik, wie sich Nassers Ägypten damals nannte, kamen einige ungewöhnlich feste und große Kartoffeln, die durch ihre leicht rötliche Färbung von der handelsüblichen Ware abstachen. Dennoch musste ein großer Teil der Bevölkerung auf Dauerteigwaren aus der volkseigenen Produktion umsteigen. In den Betriebskantinen und Schulküchen reduzierte sich der Speiseplan im Wesentlichen auf Eiernudeln und Makkaroni. Schlimmer noch war die Knappheit an Heizmaterialien. Auf den Kohleplätzen lag nichts mehr als schmutziger Schnee, und weder händeringende Bitten noch die Aussicht auf ein reichliches Trinkgeld konnten die Kohleleute erweichen. Die notorische Antwort lautete: »Kohle is’ aus. Bestellungen sind erst für den nächsten Winter möglich.« Verwaltungen und öffentliche Einrichtungen wurden angehalten, den Energieverbrauch zu drosseln. Manche Schulen stellten den Unterricht ganz ein, weil sie die Klassenräume nicht mehr beheizen konnten. Oder sie führten einen Schichtbetrieb ein: Vormittags die eine Hälfte der Schüler, nachmittags die andere. In den Kasernen der Nationalen Volksarmee waren nur noch die Stabsgebäude warm, die Unterkünfte der einfachen Soldaten dagegen blieben kalt. Wer fror, sollte sich die Wattejacke überziehen. Die auch bei schönem Wetter nicht gerade zuverlässige »Deutsche Reichsbahn« bot ein chaotisches Bild. Am 23. Dezember brachte das »Neue Deutschland« eine kleingedruckte Meldung unter der Überschrift: »Änderungen im Reisezugverkehr«, die ankündigte: »Um dringend notwendige Transporte von Brennstoffen und anderen Versorgungsgütern in den nächsten Tagen zu gewährleisten, hat die Deutsche Reichsbahn … Fahrplanveränderungen für den Reisezugverkehr vorgenommen. Reisende werden deshalb gebeten, sich vor Beginn der Fahrt bei den Auskunftsstellen der Deutschen Reichsbahn zu informieren.«23 Doch der Begriff »Fahrplanveränderungen« erwies sich als ausgesprochener Euphemismus, und Anfragen beim Reichsbahnpersonal waren vollkommen sinnlos. Die Züge hatten teilweise viele Stunden Verspätung, und die kalten Mitropa-Gaststätten füllten sich mit ärgerlichen Reisenden. In der Silvesternacht lagen die Städte der DDR im Dunkeln. Selbst Berlin versank in romantischer Finsternis, und nur noch die Flutlichtanlagen an der Mauer verbreiteten ihren kalten Schein, der wie ein geheimnisvolles Nordlicht über der Stadt lag. So begrüßte die DDR-Bevölkerung das neue Jahrzehnt, und wenigstens die nach langer Ansteherei ergatterten Knallkörper aus dem VEB Pyrotechnik wirkten angesichts der Dunkelheit effektvoller als sonst. In den Nächten um den Jahreswechsel saßen in manchen Regionen der DDR die Familien beim Kerzenschein und unterhielten sich über alte Zeiten, in denen Verdunkelungen und Stromsperren noch an der Tagesordnung waren. Am ersten Arbeitstag nach Neujahr war der romantische Geist der Volksgemeinschaft schnell verflogen. Milch war knapp, weil die elektrischen Melkanlagen teilweise nicht mehr funktionierten. Auch sonst gab es Engpässe und Transportprobleme, ungeheizte Verkehrsmittel, Schlangen vor den Geschäften, ärgerliche Kunden, gereizte Verkäuferinnen. Die Leute schimpften aufs Wetter und auf die Partei.

Ein vielleicht schon älterer, aber die damalige Situation treffend beschreibender Witz machte die Runde: »Was sind die vier Hauptschwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus? Antwort: Der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter.« Er zielte auf den sehr vordergründigen Versuch der SED-Propaganda, die dauernden Mangelerscheinungen allein auf das Wetter zu schieben. Der »General Winter«, der schon manchen Weltherrschaftstraum unter Schnee und Eis begraben hatte, feierte seine Auferstehung. Die Scherze hatten bewusst oder unbewusst eine philosophische Tiefendimension. Sie waren die Antwort des gesunden Menschenverstandes auf den damals in Blüte stehenden Forschritts- und Wissenschaftsglauben, der die Natur beherrschbar machen wollte. »Wetter ist immer« lautete seine schlichte Weisheit; daran ändern keine Ideologie, kein Wirtschaftssystem und keine staatliche Macht etwas. Nach Jahren eines zwar bescheidenen, doch stetigen Aufschwungs empfand man es als ungewöhnlich, als es im Frühjahr 1970 keine Kohlen mehr gab, zumal dies im grotesken Gegensatz zu der euphorischen Berichterstattung in den Medien stand. Der Volksmund reimte in ironischer Anspielung auf den verordneten Jubel zum gerade überstandenen 20. Jahrestag der DDR: »Keine Kohlen im Keller, keine Kartoffeln im Sack. Es lebe der 20. Jahrestag!« Die wirtschaftlichen Probleme, die wachsende Unzufriedenheit und die immer schwieriger werdenden weltpolitischen Rahmenbedingungen bildeten eine gefährliche Gemengelage. Nach über 20 Jahren faktischer Alleinherrschaft Walter Ulbrichts lag ein Anflug von Krisenstimmung über dem kalten Land. Seine Ära neigte sich dem Ende zu.

Machtkampf hinter den Kulissen

Am 8. September 1970 tagte wie jeden Dienstag das Politbüro des ZK der SED.24252627