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Über dieses Buch:

Doris Märtins Tipps und Tricks sorgen dafür, dass Sie in jeder Situation intuitiv peinlicher Sprachlosigkeit entgehen und sich im großen Stil über die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens unterhalten können. Nie wieder unangenehmes Schweigen!

 

»Dieses Plädoyer für Smalltalk macht Spaß, weil die Regeln flexibel und situationsbezogen, aber keineswegs kompliziert erklärt werden.« Neue Zürcher Zeitung

 

Über die Autorin

Dr. phil. Doris Märtin ist promovierte Anglistin und arbeitet seit 1992 als freiberufliche Autorin, Texterin und Kommunikationsberaterin. Derzeit lehrt sie in der Vorlesung »Berufliches Schreiben« an der Fachhochschule Augsburg, wie man Fachwissen klar, lebhaft und deutlich in Wort und Schrift verarbeitet. Weitere erfolgreiche Titel von Doris Märtin befassen sich mit Smart Talk, Love Talk und Erfolgreich Texten. Sie hat weit über 300.000 Bücher in zahlreichen Ländern verkauft.

 

Die Autorin im Internet: www.dorismaertin.de

 

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Überarbeitete Neuausgabe September 2012

Dieses Buch erschien erstmals 2000 unter dem Titel Smalltalk beim Wilhelm Heine Verlag

Copyright © der Originalausgabe 2000 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2012 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © rubysoho – Fotolia.com

 

ISBN 978-3-943835-67-0

 

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Doris Märtin

Smalltalk

 

Die große Kunst des kleinen Gesprächs

 

 

 

dotbooks.

Inhalt

I. Smalltalk? Aber sicher!

II. Wie Sie sich beim Smalltalk im Weg stehen

III Nur wer hingeht, kommt an

IV. Der Stoff, aus dem Gespräche sind

V. Schüchternheit überwinden

VI. Die Kunst, auf andere einzugehen

VII. Die Kunst, aus sich herauszugehen

VIII. Der Körper spricht mit

IX. Störungen, Klärungen

X. Vier Hochzeiten und ein Todesfall: Private Beziehungen hegen und pflegen

XI. Smalltalk und (Big) Business

 

I. Smalltalk? Aber sicher!

 

»So kamen Leo und Emma, während Karl sich mit dem Apotheker unterhielt, in eines jener oberflächlichen Gespräche, die um tausend oberflächliche Dinge kreisen und keinen anderen Sinn haben, als die gegenseitige Sympathie einander zu bekunden. Pariser Tanzereignisse, Romantitel, moderne Tänze, die ihnen fremde große Gesellschaft, Tostes, wo Emma gelebt hatte, und Yonville, wo sie sich gefunden, alles das berührten sie in ihrer Plauderei, bis die Mahlzeit zu Ende war.«

Gustave Flaubert, Madame Bovary S.121

 

»Lange nicht gesehen.« – »Ja, stimmt.« – »Und wie geht’s dir so?« – Ach, man lebt. Und du? – »Auch gut. Tja … also dann, viel Spaß noch.«

Glücklicherweise verläuft nicht jeder Smalltalk so unergiebig. Aber die meisten Menschen haben oft genug Begegnungen der zähen Art erlebt, um mit leisem Schaudern an das Sommerfest im Kindergarten, den 80. Geburtstag von Tante Herta oder den anstehenden Messeempfang zu denken – wo es gilt, über Stunden hinweg mit flüchtigen Bekannten, entfernten Verwandten, anspruchsvollen Kunden oder völlig Fremden locker und zumindest scheinbar entspannt über Gott und die Welt zu plaudern.

 

1. Schüchternheit …

 

Die Angst vor gesellschaftlichen Situationen plagt viele Menschen: Bei einer internationalen Untersuchung des Psychologieprofessors Philip Zimbardo der Stanford University gaben lediglich sieben Prozent der Befragten an, noch nie in ihrem Leben Schüchternheit empfunden zu haben. Allen Anderen verursachten fremde Menschen und Umgebungen wenigstens gelegentlich ein flaues Gefühl im Magen. 25 Prozent der Teilnehmer bezeichneten sich als chronisch schüchtern.

Vorsichtig geschätzt fühlen sich somit mehr als die Hälfte der Menschen in gesellschaftlichen Situationen häufig oder fast immer verlegen und unsicher. Sie haben Angst, beim Geschäftsessen ins Stottern zu geraten, im Urlaub keinen Anschluss zu finden, sich beim Workshop mit den anderen Seminarteilnehmern bekannt zu machen. Die Suche nach einem freundlich-belanglosen Smalltalkthema macht sie erst einmal sprachlos. Ein Teufelskreis, denn jeder gesellschaftliche Misserfolg vergrößert die Angst vor dem nächsten Mal.

 

2. … und Vorurteil

 

Smalltalk scheint aber nicht nur schwer zu sein, er hat auch einen schweren Stand. Während das kleine Gespräch in England, Frankreich und ganz besonders den USA als erprobtes Mittel des Andockens, Anknüpfens und Ankommens gepflegt wird, leidet es bei uns unter einem eher schlechten Ruf: Mal wird es als die Kunst der Leerformeln geschmäht, mal als müßiger Zeitvertreib von Schickimickis und Partygängern verunglimpft. »Wer nichts zu sagen hat, soll schweigen«, fordern die, die stolz darauf sind, ohne Umschweife zur Sache zu kommen. Und halten Smalltalk für Unsinn, dem es an Tiefsinn fehlt.

 

3. Smalltalk ist Beziehungsarbeit

 

Es stimmt: Smalltalk bleibt oft an der Oberfläche. Weil sein tieferer Sinn darin besteht, die Unterhaltung leicht plätschernd im Fluss zu halten. Und nicht etwa darin, die Untiefen der Seelen auszuloten. Wo es darum geht, neue Leute kennenzulernen und lose Kontakte zu pflegen, steht zunächst einmal nicht der Gedankenaustausch im Mittelpunkt, sondern das gegenseitige Beschnuppern und die »soziale Fellpflege«. Und wo Familienfeste und Betriebsfeiern Menschen an einen Tisch zwingen, die sich eigentlich lieber aus dem Weg gehen würden, ist der Smalltalk oft die einzige Möglichkeit, höflich und dennoch reserviert zu bleiben.

 

Verbindungen schaffen. Niemand will mit Fremden gleich über die großen Fragen unserer Zeit, geschweige denn des Lebens, sprechen. Um zwanglos ins Gespräch zu kommen, sind alltägliche Themen wie die neuen Stromtarife oder der schneesicherste Ort für den Winterurlaub wesentlich besser geeignet als die Abholzung des Regenwalds oder der Umbau der Sozialsysteme – so wichtig diese Themen auch sein mögen. Wer den Weg zu den großen Themen sucht, muss deshalb wohl oder übel erst einmal Brücken bauen und unverbindlich die Möglichkeit einer engeren Verbindung ausloten.

 

Verbundenheit demonstrieren. Smalltalk spielt aber auch im Umgang mit Menschen eine Rolle, die wir schon lange und vielleicht sogar gut kennen. Das Geplänkel mit dem neuen Abteilungsleiter im Lift oder das Telefonat mit den Schwiegereltern über die Kur in Bad Füssing bringen keine neuen Informationen und Erkenntnisse. Ihr Sinn liegt in der Metamitteilung: der Beziehungsinformation unter den Floskeln: »Wir sind ein starkes Team«, »Wir verstehen uns«, »Ihr seid mir wichtig«, »Wir nehmen uns Zeit füreinander«.

 

Grenzen ziehen. Die Höflichkeit verbietet es, bei der Weihnachtsfeier in der Firma die Querelen um das umstrittene Strategiepapier fortzusetzen und bei der Konfirmation des Patenkindes die ungerechte Verteilung des Familienerbes aufzuarbeiten. Wo Unaussprechliches zwischen Gesprächspartnern steht, ist der Austausch von Belanglosigkeiten oft der letzte Rettungsanker – es sei denn, man wollte gesellschaftliche Begegnungen mit Konfliktpartnern ganz vermeiden. Souveräner ist es, auf Smalltalk auszuweichen und die Unterhaltung konsequent in der Unverbindlichkeit von UEFA-Cup, Internetshopping und der günstigsten Autobahnverbindung nach Südfrankreich zu belassen.

 

Die eigentliche Bedeutung der kleinen Alltags- und unverbindlichen Partygespräche liegt somit unter der Oberfläche. Ganz gleich, ob wir uns über den regnerischen Sommer, die Absperrung der Altstadtdurchfahrt oder die neu eröffnete Ausstellung in der Kunstsammlung unterhalten: Das Gesprächsthema ist vor allem Mittel zum Zweck – Kontakte zu knüpfen, zu pflegen und in ihrer Intensität zu steuern. Wer diese Kunst mit leichter Hand beherrscht, ist privat und beruflich klar im Vorteil.