8

4. September

Flugkapitän Steve Holiday atmete mit zusammengebissenen Zähnen unter seiner Sauerstoffmaske ein. Samantha, die Chefstewardess, war tot. Die freche Liz, die gestern noch Fotos vom ersten Geburtstag ihres kleinen Sohnes herumgezeigt hatte, war tot. Vier der verbliebenen neun Crewmitglieder konnten kaum noch stehen, und wie es aussah, würden zwei von ihnen auch nur noch einige Minuten überleben. Er hatte die Notfall-Sauerstoffmasken für die Passagiere ausgelöst, aber gelogen, als er durchsagte, den Ärzten zufolge würde das die weitere Ausbreitung der mysteriösen Krankheit eindämmen. Ihm erklärte ja keine Sau, was wirklich los war.

Neben ihm, schlaff auf dem rechten Pilotensitz hängend, war Karen Banning zu der Überzeugung gelangt, dass sie sterben würde. Ein Haufen Papiertaschentücher zu ihren Füßen war mit dem Blut durchtränkt, das ihr ununterbrochen aus der Nase lief und mit jedem krampfartigen Husten hochgewürgt wurde. Er hatte versucht, sie mit einem Schulterklopfen zu trösten, aber sie war zurückgeschreckt und hatte vor Schmerzen aufgeschrien. Jede Berührung bereitete ihr unerträgliche Qualen.

Ihre einst so glatte Haut hing schlaff und leblos an den Wangenknochen. Ihre stumpfen Augen zuckten auf bizarre Weise hin und her, als hingen sie an Sprungfedern. Es war der Stoff für Albträume.

Die wenigen noch nicht befallenen Passagiere hatten sich im Oberdeck außerhalb des Cockpits verbarrikadiert und drohten, einen Getränkewagen die Treppe hinunterzustoßen, sollte jemand versuchen, von unten heraufzukommen. Ein Blick auf den Videomonitor, der die hintere Bordküche überwachte, zeigte eine surreale Szene aus baumelnden gelben Sauerstoffmasken, zusammengesackten Körpern und erschöpften Passagieren, die wie Zombies zu den überlaufenden Toiletten und wieder zurück schlurften.

Holiday schaltete den Monitor aus und zuckte zusammen, als das Funkgerät plötzlich quäkte.

»Northwest Flug 2, hier spricht United States Marine Corps F-18, Nickel Fünf-Fünf auf Eins Drei Eins Punkt Eins.«

Holiday schlug sich mit der Faust aufs Knie und hätte beinahe vor Freude aufgeschrien. »Verdammt, Nickel Fünf-Fünf, es tut gut, Ihre Stimme zu hören.«

»Northwest 2, gehen Sie auf Tango Neun-Neun.«

Holiday befolgte die Anweisung. Es war eine verschlüsselte Frequenz, die bei Flugzeugentführungen verwendet wurde.

»Sind Sie da, Nickel Fünf-Fünf?«

»Roger, Northwest 2.«

»Ausgezeichnet«, sagte Holiday. »Ich habe ein Flugzeug voller sterbender Menschen, und zu allem Überfluss gibt es auch noch Probleme mit dem Funk. Können Sie was für mich übermitteln?«

»Gerne, Sir«, antwortete der F-18-Pilot. »Ich befinde mich eine halbe Meile neben Ihrer Steuerbordtragfläche.«

Holiday berichtete vom gesundheitlichen Zustand der Crew und der rasanten Ausbreitung der Krankheit und nannte die aktuelle Zahl der Todesopfer.

»Ich schalte auf eine militärische Frequenz um«, sagte der Fighterpilot, nachdem er die Informationen in sachlichem Ton wiederholt hatte. »Bin gleich wieder bei Ihnen, Sir.«

»Sie wissen, wo Sie uns finden«, gluckste Holiday.

Er schüttelte den Kopf über diesen glücklichen Zufall – 10.000 Meter über dem Atlantik auf einen F-18-Piloten zu treffen. Aber als er sich wieder des leisen Summens und gedämpften grünen Leuchtens des Cockpits bewusst wurde, musste er an seine Kopilotin und Freundin denken, die nur wenige Zentimeter von ihm entfernt saß und deren Augen wie lose Murmeln in ihren Höhlen rollten. Holiday begriff, dass Glück im Moment eine verdammt rare Sache war.

Der Fighterpilot von der Roosevelt gab der Gruppe über Funk eine kurze Zusammenfassung dessen, was er von Captain Holiday erfahren hatte. Megan hatte schon oft mit Militärs zu tun gehabt und war an ihre nüchterne Art des Berichtens gewöhnt. Sie vermutete, dass es ihnen so beigebracht wurde, aber sie klangen immer gelangweilt, wenn sie mit Zivilisten redeten.

Die Neuigkeiten waren nicht gut. Alle, die an der Konferenzschaltung teilnahmen, hörten bestürzt und schweigend zu, als der F-18-Pilot weitergab, wie das Virus sich in der letzten Stunde durch die Hälfte der Passagiere gefressen hatte.

Als er alles berichtet hatte, meldete sich der Kampfpilot ab, um wieder Kontakt mit Northwest 2 aufzunehmen.

Lt. General Norton beugte sich vor und raufte sich die Reste seines schütteren grauen Stirnhaars. Er sah aus wie ein Teenager, der ratlos über einer unlösbaren Prüfungsaufgabe brütete. »Und wir dachten, der 11. September wäre schlimm gewesen …«

»General«, sagte Megan. »Verstehen Sie mich nicht …«

Randall schnitt ihr das Wort ab. »Wir haben uns schon lange vor dem 11. September über Worst-Case-Szenarien wie dieses Gedanken gemacht. Uns bleibt nur eine Möglichkeit.« Der General schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, um seine Worte zu unterstreichen. »Und wir wissen alle, wie die aussieht.«

Mahoney holte bedächtig Luft und verpasste sich einen mentalen Tritt in den Hintern. In ihrem Eifer, den anderen klarzumachen, wie übel ein hämorrhagisches Virus war, hatte sie es klingen lassen, als wäre dies das Ende der Welt. »Gentlemen, bit…«

»Ich muss General Randall zustimmen.« Diesmal war es Norton, der sie unterbrach. Seine Stimme klang hohl, und er sprach, ohne aufzublicken.

Admiral Scott nickte langsam, wie bei einer Urteilsverkündung. Alle Teilnehmer der Videokonferenz schwiegen. Schließlich wandte er sich an seinen Adjutanten.

»Holen Sie mir bitte noch mal unseren F-18-Piloten ans Rohr.« Nachdem er den Befehl erteilt hatte, wandte er sich wieder dem Monitor zu. »Dr. Mahoney, was wollten Sie sagen?« Durch den Plasmabildschirm hindurch hielten seine Augen ihren Blick fest.

»Es ist lebenswichtig, dass wir alle uns einer Sache bewusst sind, Admiral.« Sie räusperte sich. »Auch wenn dieser Vorfall schlimm ist, so ist es doch nicht das schlimmste mögliche Szenario.«

Scotts Adjutant wandte sich ab, um den Piloten anzufunken, aber der Admiral schnippte mit den Fingern, um ihn aufzuhalten.

»Und was genau wäre dieser schlimmste Fall?«, fragte er.

Wieder ruhten alle Blicke auf ihr. Megan glättete mit der Hand die Vorderseite ihres Kleides und nickte. Als Wissenschaftlerin hatte sie sich schon immer unter tödlichen Krankheitskeimen wohler gefühlt als unter Politikern und Beamten; Keime waren berechenbarer. Ihr Georgia-Akzent wurde breiter, wenn sie nervös war, und im Moment klang er dick wie Honig. »Zum einen neigen hämorrhagische Fieber – wie Ebola – dazu, nach einer Weile von selbst auszubrennen, oft indem sie ihr Opfer töten, bevor sie die Chance erhalten, auf ein anderes überzuwechseln. Schneller ist nicht unbedingt besser für das Überleben eines Virus. Wenn die Krankheit von Terroristen an Bord von Northwest 2 gebracht wurde, dann ist ihnen nur insofern etwas Bemerkenswertes gelungen, als dass sie es geschafft haben, es aerogen zu machen.«

»Was schon verdammt schlimm genug ist«, meinte Randall.

»Ohne Zweifel«, stimmte Megan ihm zu. »Es macht mir eine Scheißangst – und es würde eine gewaltige Panik auslösen. Aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass wir so etwas wie das genauso schnell isolieren können, wie es angefangen hat – vor allem, da wir jetzt wissen, wonach wir Ausschau halten müssen.«

»So?« Randall warf die Hände in die Luft. »Und das soll uns beruhigen? Dass wir ›wahrscheinlich‹ in der Lage sind, es einzudämmen?«

Megan ballte ihre Fäuste unter dem Tisch, unsichtbar für die Kamera. Randall ging ihr langsam auf die Nerven, deshalb konzentrierte sie sich auf Admiral Scott. »Erstens sind Viruspandemien nichts, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Spanische Grippe mehr Amerikaner umgebracht als Vietnam, Korea und die beiden Weltkriege zusammen.« Megan sprach absichtlich langsam, damit auch Vollidioten wie Randall sie verstanden. »AIDS kann so viele Menschen infizieren, weil es so heimtückisch ist. Es tötet langsam. Ein Überträger kann Hunderte andere anstecken, ohne dass bei ihnen irgendwelche Anzeichen dafür auftreten, dass sie das Virus tragen. Wenn ein aerogenes Virus wie das an Bord von Northwest 2 sich verändert oder dazu gebracht wird, sich in etwas zu verwandeln, das langsamer tötet – dann würden wir es nicht einmal bemerken, bevor es sich schon zu weit ausgebreitet hat, um es noch aufzuhalten. In der Seuchenbranche haben wir sogar einen Namen für so ein Biest: Pandora.« Sie ließ ihre Worte einen Moment wirken. »Sobald es aus ihrer Büchse ist … gibt es nichts, was es aufhalten kann. Das ist der schlimmstmögliche Fall.«

Admiral Scott blieb einen langen Moment reglos sitzen. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Dr. Mahoney. Dr. Willis, ich weiß, dass Ihre Pflichten Sie noch eine Weile in Colorado festhalten. Ich möchte Dr. Mahoney bitten, den nächstmöglichen Flug nach Washington zu nehmen. Wir werden alles Weitere im persönlichen Gespräch erörtern. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte – ich habe unserem F-18-Piloten ein paar Worte zu sagen.«

Der Plasmamonitor vor Megan schaltete sich aus, und die Limousine wurde dunkel.

9

»Sind Sie da, Nickel Fünf-Fünf?« Die Stimme des 747-Piloten drang knackend aus dem Funkgerät der Super Hornet.

»Sprechen Sie, Sir.« Der junge Marine drehte den Kopf nach links und betrachtete das schwere Verkehrsflugzeug, das vor einem klumpigen Hintergrund aus weißen Wolken dahinglitt. Sie flogen mit der gleichen Geschwindigkeit. Der große Flieger schien bewegungslos in der Luft zu hängen.

Er hatte seinen Jet etwas näher herangebracht und flog jetzt weniger als 200 Meter von der Tragfläche der 747 entfernt, etwas zurück und leicht erhöht. Es war eine Position, die er als Kontrollposition bezeichnete – obwohl er mit einer so hoch gerüsteten Waffenplattform wie der F-18 Super Hornet praktisch alles, was er sehen konnte, und noch einiges mehr unter Kontrolle hatte.

»Rufzeichen Nickel … Eins-22 Crusaders, stimmt’s?«

»Aye, Sir«, bestätigte der Pilot mit einem Schnauben. Er war ehrlich beeindruckt. »Wenn ich mir die Frage erlauben darf, Sir: Sind Sie ein Marine?«

»Negativ, Junge«, antwortete der 747-Pilot. »United States Navy.«

»Das tut mir leid, Sir«, gluckste der Kampfpilot. »Wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Hoffentlich meldete sich der Boss bald wieder und sagte ihm, was hier los war. Dieses Geplauder mit einem Busfahrer wurde schnell langweilig.

»Der war gut, Marine. Ich lass es Ihnen durchgehen, weil Sie ein paar mehr Kanonen haben als ich. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich mit dem Vogel, den Sie da fliegen, ein bisschen auskenne.«

»Haben Sie schon mal in einer F-18 gesessen, Sir?«

»Ein paarmal«, meinte der 747-Pilot. Da war etwas Entrücktes in seiner Stimme. »Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen, Junge?«

Er hasste es, wenn diese alten Knacker ihn ›Junge‹ nannten. »Stoner, Sir. Captain Brad Stoner.«

»Starten die Crusaders jetzt von der Rough Rider?«

Stoner schnaubte noch einmal. Dieser Kerl wusste eindeutig mehr als ein gewöhnlicher Busfahrer. Rough Rider war nicht der eigentliche Name des Schiffes – es trug den eines Präsidenten –, aber wer das Glück hatte, an Bord der Roosevelt zu dienen, nannte sie hin und wieder so. »Aye, Sir. Wir sind auf dem Heimweg vom Persischen Golf. Waren Sie auf der TR?«

»Eine ganze Weile.«

Mann, der Typ war vielleicht zugeknöpft. »Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen, Sir?«

»Holiday«, antwortete der 747-Pilot. »Steve Holiday. Ich bin vermutlich aus dem Dienst ausgeschieden, bevor Sie die High School beendet haben.«

Warum klingelte da was bei dem Namen?

»Bei welcher Staffel waren Sie vor Ihrem Ausscheiden, Sir?«

»Bei der Kunstflugstaffel.«

»Captain Steven Holiday von den Blue Angels? Das sind Sie, Sir?«

»Meine Freunde nennen mich Doc«, meinte Holiday.

»Es ist mir eine Ehre, am selben Stück Himmel zu fliegen wie Sie, Captain Holiday«, sprudelte Stoner in unverblümter Heldenverehrung hervor. »Als Kind hatte ich ein Modell Ihrer F-18 an meiner Zimmerdecke hängen. Ich besitze immer noch ein Poster, das Sie bei der Flugshow in Oshkosh signiert haben. Wenn ich das den Jungs in meiner Staffel erzähle!«

Stoner träumte schon seit der siebten Klasse davon, einmal ein Blue Angel zu sein. Er wollte noch mehr sagen, aber da meldete sich das Funkgerät.

»Bin gleich wieder da, Sir. Hab das HQ auf der anderen Frequenz.«

»Roger, Junge«, bestätigte Holidays knisternde Stimme. Sie klang atemlos, als hätte er gerade einen langen Dauerlauf hinter sich. »Bin froh, dass Sie hier sind, Marine.«

Die USS Theodore Roosevelt leitete eine verschlüsselte Nachricht vom Pentagon an die F-18 Hornet weiter. Nur fünf Menschen kannten den Inhalt der 90-sekündigen Unterhaltung. Als sie beendet war, hätte Brad Stoner am liebsten geweint.

»Sind … Sie noch da, Captain Holiday?« Stoners Kehle zog sich zusammen.

»Roger.«

»Hören Sie …« Stoner schüttelte den Kopf, versuchte sich auf die Instrumente vor ihm zu konzentrieren. »Sir …«

Holiday, ganz Gentleman-Soldat, ersparte dem jüngeren Piloten, es aussprechen zu müssen. »Wissen Sie, Brad … ich habe ein bisschen nachgedacht, während Sie aus der Leitung waren …« Seine Stimme klang unstet wie eine gerade verlöschende Glühbirne. »Sie sollten wissen, dass meine gute Freundin und Erste Offizierin gerade gestorben ist …« Er hustete. »Die Art und Weise, wie sie gegangen ist, war nicht schön.«

»Captain …«

Holiday fiel ihm ins Wort. »Sind diese Vögel immer noch mit der Slammer ausgerüstet?« Eine Slammer war die AIM 120 – die große Schwester der Sidewinder-Luftabwehrraketen, die die Super Hornet an jeder Flügelspitze trug.

»Ja, in der Tat«, antwortete Stoner mit einem respektvollen Flüstern.

Holiday hustete abgehackt. »Ich muss Ihnen was sagen, Brad. Ich habe mich nie für einen Feigling gehalten, aber der Gedanke, so zu sterben wie meine Freundin, gefällt mir überhaupt nicht … Verstehen Sie, was ich sagen will?«

»Aye, Sir.«

»Ausgezeichnet …«

»Captain Holiday, würden Sie mir wohl die Ehre erweisen, einmal aus Ihrem Steuerbordfenster zu blicken?«

Stoner manövrierte die F-18 bis auf 20 Meter an die rechte Tragfläche des Jumbojets heran. Er schaltete das Licht ein, klappte sein Helmvisier auf und hob die Hand zu einer zackigen Ehrenbezeigung. Er hielt den Gruß für lange Sekunden, während ihm Tränen in die Augen stiegen.

Auf der anderen Seite der dunklen Leere zwischen den beiden Männern, in der Cockpitblase der 747, erwiderte Navy Captain Steven ›Doc‹ Holiday den Gruß.

»Tun Sie mir einen kleinen Gefallen, Brad?«

»Natürlich, Sir.«

»Es wird verdammt hart sein für meine Frau …« Sein Husten verschlimmerte sich. »Falls Sie jemals die Gelegenheit finden … ihr Name ist Carol. Sagen Sie ihr, dass Sie mir einmal begegnet sind – und dass ich nur von ihr geredet habe.«

»Aye …« Stoners Stimme versagte.

»Tallyho, Marine …« Holiday bekam einen Hustenanfall und unterbrach die Funkverbindung.

Stoner zog den Steuerknüppel nach hinten und gewann die Höhe und Entfernung, die er brauchte, um den Befehl des Admirals auszuführen. An seiner Konsole blinkte ein kleines Lämpchen mit der Aufschrift A/A – ›air to air‹, Luft-Luft-Rakete – rot auf.

Er würde niemals jemandem erzählen können, was er jetzt tun musste – und er wollte es auch gar nicht.

10

7. September, 11:00 Uhr

Hofuf, Königreich Saudi-Arabien

Scheich Husseini al Faruk reiste niemals ohne die Begleitung von mindestens zwei seiner drei zuverlässigsten Männer – und Zafir wusste, dass er den anderen gegenüber bevorzugt wurde. Ratib und Jabolah waren mit dem Scheich aufgewachsen und zählten gewissermaßen zur Familie. Aber Zafir hatte seine Loyalität bewiesen, als er drei Finger seiner linken Hand opferte, um den Scheich vor dem Schwert eines Attentäters zu schützen. Dem demütigen Beduinen schenkte Faruk ein Vertrauen, wie er es nicht einmal seinem engsten Bruder entgegenbrachte.

Mit seinen 41 Jahren war Zafir zehn Jahre jünger als der Scheich. Während der Meister klein und gepflegt war, mit feinen, fast schon femininen Gesichtszügen, war der Beduine groß und struppig. Das schwarze Haar hing ihm in einer wilden Mähne von der hohen Stirn, unter der dunkle Augen permanent finster dreinblickten. Er sah aus, als hätte er gerade ein edles Pferd zu Tode geritten und wäre den Rest einer langen Reise zu Fuß gegangen – jeder Schritt im Dienste seines Herrn.

Heute war er ebenso gekleidet wie Faruk und die anderen sieben Männer, die an diesem Treffen teilnahmen – in der blendend weißen Baumwoll-Dischdascha eines saudischen Geschäftsmannes. Immer wieder zuckte Zafirs Gesicht, und anders als die anderen sehnte sich sein Körper nach den raueren Gewändern der Beduinen. Er nahm einen Schluck von dem starken Kaffee und ließ seine Nerven von der Bitterkeit und der vertrauten Schärfe des Kardamoms beruhigen. Wie immer behielt er alle, die sich in der Nähe des Scheichs befanden, wachsam im Auge.

Der uralten Tradition folgend, hatte Faruk als Gastgeber die Bohnen vor seinen Gästen gemahlen und den Kaffee eigenhändig serviert.

»Die Amerikaner sind ins Wanken geraten«, sagte der Scheich, während er Malik, einem fetten Mann aus Bagdad, eine der winzigen Tassen reichte. »Sie sind voller selbstgerechter Empörung über unseren kleinen Anschlag auf ihr Einkaufszentrum. Aber sie glauben, dass wir nichts anderes als Bomben zustande bringen. Sie halten uns für schwach und ungebildet.«

Die Männer saßen auf gefütterten Kissen um einen niedrigen Mahagonitisch, der mit Früchten, Fladenbrot und Kabsa – einem Gericht aus Reis und gewürztem Lamm – beladen war. Malik hatte fast alle Datteln an sich gerafft, aber außer Zafir schien das niemandem aufzufallen.

»Sie halten uns für minderwertig, weil wir es vorziehen, in der Wüste zu leben und unseren Frauen Respekt beizubringen, was ihnen nicht gelingt.«

Die Männer am Tisch nickten in düsterer Zustimmung. Nassif, der elegante Erste Stellvertreter des saudischen Außenministers, nippte nur an seinem Kaffee, aber alle Anwesenden wussten, dass er der gleichen Meinung war. Ein Mann in seiner Position hätte sich niemals mit dem Scheich getroffen, wenn sie nicht bereits zu einer Übereinkunft gekommen wären. Der fette Iraker schnaubte, als er sich die letzten beiden Datteln in den Mund schob, zutiefst beleidigt, dass ihn jemand für minderwertig halten könnte.

»Die Amerikaner sind schlechte Schachspieler«, fuhr Faruk fort. »Sie sehen den Anschlag auf das Einkaufszentrum nicht als das, was er ist, nämlich der Zug eines Bauern. Sie glauben, ihr endgültiger Sieg sei unvermeidlich, nur weil sie die größere Zahl an Figuren auf dem Brett haben. Und das ist genau das, was ich sie glauben lassen will. Fürs Erste werden wir ihr Spiel mitspielen …«

»Ich habe gehört«, unterbrach ihn Malik, der Iraker, und wischte seine fetten Hände an einer Leinenserviette ab, »dass der Prophet – Allahs Wohlgefallen auf ihm – das Schachspiel verboten hat.«

Einige Männer am Tisch, die Anhänger der strengen Sekte der Wahhabiten waren, nickten zustimmend. Nassif, der Stellvertreter des Ministers, behielt seine Gedanken, falls er denn welche hatte, für sich.

Haziz al Duri, ein reicher Hotelbesitzer aus Riad, strich sich über seinen Kinnbart. »Tatsächlich sagte Ali – Allahs Wohlgefallen auf ihm –, dass Schach ein Glücksspiel sei, schlimmer noch als Backgammon.«

»Oh, erlaubt mir, zu widersprechen.« Der Iraker schüttelte seine Hängebacken. »Es war Ibn Umar – Allahs Wohlgefallen auf ihm –, der sagte, es sei schlimmer als Backgammon.«

»Meine Herren – bitte!« Faruk hob die Hand und deutete ein Lächeln an. Nur Zafir sah das Zucken seines linken Auges, das seinen Unmut über den Iraker verriet. »Obwohl ich der Meinung bin, dass Schach seinen Wert für die Schulung des Geistes hat und tatsächlich halal ist, wenn es uns nicht zum Versäumen des Gebetes oder zum Glücksspiel verleitet, so spreche ich hier nur in bildlichem Sinne. Vielleicht sollten wir unsere Diskussion über die Verdienste der Gelehrten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.«

»Ich habe mein Vermögen in unsere Bemühungen investiert«, meinte Malik. »Ich will ebenso sehr wie alle anderen die Amerikaner am Boden sehen.«

»Und Eure Großzügigkeit wird in höchstem Maße wertgeschätzt«, sagte Faruk. »Unsere letzte Operation in Frankreich war nur ein Test, aber er verlief weitaus erfolgreicher, als wir uns vorgestellt hatten.«

»Aber wir haben nichts von Bedeutung in den Nachrichten gehört«, widersprach der Kaufmann aus Riad. »Nur, dass ein amerikanisches Flugzeug ins Meer gestürzt ist. Ich kann nicht erkennen, wieso das ein Erfolg sein soll.«

Faruk holte tief Luft und hielt sie einen Moment an, bevor er sie durch seine schmalen Nasenlöcher wieder ausstieß. »Wenn ich unser Vorgehen noch einmal mit der Strategie des Schachspiels vergleichen dürfte, ohne eine erneute Debatte heraufzubeschwören. Die amerikanischen Nachrichtensender berichten, das Flugzeug sei ins Meer gestürzt, aber ich glaube, die Amerikaner haben es abgeschossen. Die Vereinigten Staaten haben Angst, weil sie zu wissen glauben, was wir vorhaben. Gleichzeitig denken sie aber, sie hätten gewonnen, weil die Franzosen unsere algerischen Brüder getötet und den Inhalt ihres Labors an sich genommen haben. Sie halten uns für unfähig, etwas Intelligenteres zu unternehmen, als ein Flugzeug zu infizieren.

Natürlich werden einige von ihnen vermuten, dass mehr dahintersteckt, aber man wird ihnen nicht glauben. Das ist ihr üblicher Abwehrmechanismus. Und selbst wenn ihnen ein paar glauben, werden wir, während sie noch gebannt auf die eine Schlacht auf dem Spielfeld starren, aus einer ganz anderen Richtung zuschlagen und das Spiel beenden, während diese arroganten Teufel noch glauben, sie hätten uns besiegt.«

»Würde es Euch etwas ausmachen, uns über Euren restlichen Plan aufzuklären?« Der fette Iraker schaufelte sich mit einem Stück Fladenbrot einen Haufen Kabsa auf seinen Teller.

Ein Lächeln erblühte auf Faruks Gesicht und verwandelte seine Lippen in einen blassen Schlitz über einem spärlichen Kinnbart. »Mein Freund, nichts lieber als das. Wenn Ihr alle so freundlich wärt …« Der Scheich hob eine Hand. Ratib zog den wollenen Vorhang vor der schweren Glaswand zur Seite, die sie von einem schwach beleuchteten Raum trennte.

Die Männer am Tisch erbleichten. Die Hand des Hotelbesitzers fuhr an seinen Mund und er wandte sich entsetzt ab. Nassif, der Mann von der Regierung, versuchte noch einen Schluck Kaffee zu trinken, aber seine Hand zitterte so sehr, dass er die Tasse nicht an die Lippen bekam.

Scheich Husseini al Faruk lehnte sich in seinen Kissen zurück und gähnte. Er betrachtete den Rücken seiner manikürten Hand, während er sprach. »Ich denke, wir können uns glücklich schätzen, dass die Laboratorien und Veterinärmediziner der König-Faisal-Universität so nahe sind. Natürlich wäre es strengstens haram, so etwas mit Tieren zu tun. An so etwas würde ich mich niemals beteiligen. Aber Amerikaner sind selbstverständlich schlimmer als Teufel, und Allah – möge es ihm zum Wohlgefallen sein – wird sicherlich unseren Plan gutheißen. Was Ihr dort seht, ist – so Allah will – nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Ungläubigen bevorsteht.«

Zafir starrte durch das Glas, ganz gebannt von der Szenerie auf der anderen Seite. Heute Abend würde er seinen Herrn um den größten aller Gefallen bitten – eine zentralere Rolle in diesem Spiel übernehmen zu dürfen. So nannte der Scheich es: das Spiel. Und wenn ein Mann von so überragender Weisheit wie Faruk die Spielfiguren über das Brett bewegte, würden sie dieses Spiel mit Sicherheit gewinnen.

Ein grummelndes Gurgeln lenkte die Aufmerksamkeit des Beduinen vom Fenster ab. Malik, der fette Iraker, hatte sich gerade auf seinen Teller übergeben.

11

10. September, 15:20 Uhr

Andrews Air Force Base, Maryland

Jericho Quinns BMW GS Adventure spiegelte seine Persönlichkeit wider. Es war ein kraftvolles Motorrad – groß, metallgrau, schnell und aggressiv. Als Junge hatte er das erste Album von Molly Hatchet an die Wand über seinem Bett gehängt. Das Cover zeigte ein Gemälde von Frank Frazetta, auf dem ein Fantasykrieger mit gehörntem Helm und tiefschwarzer Kleidung auf einem muskulösen schwarzen Schlachtross saß – der Death Dealer. Unter dem Helm des Reiters glühten düstere rote Augen, Blut triefte von der Schlachtaxt in seiner Faust. Über ihm kreisten Geier, und Dampf stob aus den Nüstern des Rosses. Jerichos Mutter hasste das Gemälde, denn sie fürchtete, ein so finsteres Bild würde ihren Sohn zu schrecklichen Dingen inspirieren. Sein Vater hingegen hatte nur gelächelt und seiner Mutter gesagt, sie solle froh sein, dass dies das einzige Kunstwerk von Frank Frazetta war, das Jericho an seine Wand gehängt hatte.

Das Plattencover erwies sich tatsächlich als Inspiration. Quinn war praktisch sein ganzes Leben Motorrad gefahren, angefangen mit seiner ersten 125er Honda, auf der er über den Strand geknattert war, während die Familie nach Schwertmuscheln grub, und später der schrottreifen Harley Panhead, die er sich während der High School gekauft hatte, um daran herumzuschrauben – und seither hatte es ein Dutzend anderer Bikes gegeben. Sie alle hatte er aus unterschiedlichen Gründen geliebt. Die einen waren schnell, andere wendig, wieder andere waren im Gelände die Hölle auf Rädern. Aber er hatte nie ein wirkliches Lieblingsmotorrad gehabt – bis er seine erste 1150 GS sah, kurz nach seinem Abschluss auf der Air Force Academy. Als sein Blick an einem nieseligen grauen Nachmittag vor einer Ampel in Anchorage zum ersten Mal auf eine dieser großen schwarzen BMWs fiel, musste er sofort an das muskulöse Kriegsross des Death Dealer denken. Er verkaufte seinen Firebird, ein Honda CBR Sportmotorrad und eine Harley Davidson Road King, um sich seine erste BMW zu kaufen. Auch wenn er später auf das 1200-Kubik-Modell umstieg, wurde er kein einziges Mal enttäuscht.

›GS‹ stand für die deutschen Wörter Gelände und Straße. Auf dem gepflegten Asphalt der Andrews Air Force Base verhielt sich die BMW brav und zahm, aber in Wirklichkeit war sie ein Raubtier – ein zweirädriger Raubvogel, ein Fleischfresser mit 105 Schlachtrossstärken und hungrigem Schnabel, dazu gebaut, raueres Gelände zu fressen.

Die nachträglich auflackierten gekreuzten Streitäxte auf seinem Arai-Motocrosshelm mit ihren bluttriefenden Klingen waren eine Hommage an das Frazetta-Bild aus seiner Jugend.

Mit dem Helm in der Hand stand Quinn neben seinem Bike auf dem sonnigen Parkplatz vor der Zentrale der AFOSI-Abteilung 331. Er hielt sich ein Handy ans Ohr. Über dem hellblauen Uniformhemd trug er eine schwarze Vanson-Motorradjacke aus Leder. Seine dunklere Uniformjacke lag ordentlich zusammengefaltet im Touratech-Aluminiumtopcase am Heck des Motorrads. Feuchtigkeit hing schwer in der Luft, und der Geruch frisch gemähten Grases.

Als OSI-Agent arbeitete er meistens in Zivilkleidung. Es machte den Umgang mit Ranghöheren einfacher, wenn er sich als Special Agent statt als bescheidener Captain ausweisen konnte. Ein Untersuchungsausschuss hingegen erforderte das offizielle Blau der Dienstuniform. Er wusste nicht, ob es am Ernst seiner gegenwärtigen Situation oder an seinem gestärkten Kragen lag, aber Quinn fühlte sich, als wäre gerade jemand dabei, ihm den Kopf abzusägen. Er fand es seltsam amüsant, dass er im Moment mehr das Gefühl hatte, in Gefahr zu sein, als jemals im Irak.

Die reservierte Haltung seiner Exfrau war da nicht gerade hilfreich.

»Also …« In ihrer Stimme lag eine gewisse Distanz, sowohl geografisch als auch vom Ton her. »Wie ist es gelaufen?«

»Was?« Er hielt sich das andere Ohr zu, um den Lärm des Rasenmähers auszublenden.

»Diese kleine Gerichtsgeschichte.«

Es war typisch für Kim, dass sie ein Verfahren, das ihn gut und gerne seine militärische Karriere kosten konnte, als ›kleine Gerichtsgeschichte‹ abtat. Das machte sie mit allem, was sie ängstigte. Es war ihre Art, damit fertigzuwerden, ihre Art, in einer irrsinnigen Situation nicht irre zu werden. Es hatte nichts weiter zu bedeuten.

»Hat noch nicht angefangen«, antwortete er und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. Fast hätte er ihr erzählt, dass die Sorge ihm ein Loch in den Bauch fraß. Zum Glück ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.

»Heute Morgen hatten wir eine Elchkuh in der Einfahrt, die unsere Äpfel gefressen hat«, sagte sie. »Mattie konnte nicht zur Bushaltestelle, deshalb musste ich sie zur Vorschule fahren.«

So war es besser. Keine ernsten Themen. »Hatte sie Angst?« Als ob Mattie Quinn vor irgendetwas Angst hätte. Was den Schneid anging, kam sein kleines Mädchen ganz nach ihm. Er fragte sich, ob das gut oder schlecht für sie war.

»Es geht ihr gut«, meinte Kim. »Heute Morgen hat sie gefragt, wann du nach Hause kommst.« Das musste sie ihm natürlich noch unter die Nase reiben. »Glaubst du, du bekommst demnächst mal Urlaub? Immerhin haben die dich fast ein ganzes Jahr lang nach da drüben geschickt.«

»Ich werde vielleicht mehr Freizeit haben, als mir lieb ist, wenn sie mich aus der Air Force schmeißen.« Er konnte nicht anders. Sein Magen war ein einziger Knoten, und er musste einfach mit jemandem darüber reden. Aber es stellte sich als Fehler heraus.

»Wäre das wirklich so schlimm, Jericho? Du könntest nach Hause kommen und einige Zeit mit Mattie verbringen …«

»Und was würde Matties Mom dazu sagen?«

»Du weißt, wie ich zu dir stehe«, erwiderte Kim. Früher hatte sie sich nicht so zurückhaltend ausgedrückt. Wahrscheinlich verdiente er es nicht besser, nach allem, was er ihr zugemutet hatte.

»Und wenn ich den Dienst quittiere?«, hörte Quinn sich fragen. »Ich könnte aufhören und zurück nach Alaska kommen. Was würdest du dann für mich empfinden?«

Es entstand eine lange Pause in der Leitung. Er konnte Kim atmen hören, wie er sie so oft gehört hatte, wenn sie nebeneinander im Bett lagen, sich berührend und dennoch weit voneinander entfernt, und nicht die Dinge sagten, die gesagt werden mussten.

»Treib keine Spielchen mit mir, Jericho.«

»Also würde es keinen Unterschied machen?«

»Natürlich würde es das. Mattie braucht dich hier.«

»Und du?«

»Du weißt, dass ich dich auch brauche.«

»Also gut.« Quinn wurde es schwindlig, als er die Worte aussprach. »Wenn sie mich nicht rausschmeißen, werde ich meine Entlassung einrei…«

»Und was würdest du dann tun?«, fragte Kim, plötzlich in der Rolle des Advocatus Diaboli. »Wenn ich eines über dich weiß, dann dass du nicht für ein normales Leben geschaffen bist.«

Quinn zuckte die Achseln und biss die Zähne zusammen. Dass sie immer alles so schwer machen musste. »Ich weiß nicht … Ich könnte zur Polizei von Anchorage gehen oder zur State Police.«

»Meinst du das ernst?« Kims Stimme war ein atemloses Flüstern.

»Todernst.«

»Hör zu«, meinte Kim. »Hier ist es schon fast Mittag. Ich habe noch eine Menge zu erledigen. Ich muss noch einkaufen fahren, bevor Mattie nach Hause kommt. Ruf mich später an.«

»Okay. Ich liebe dich.«

»Das weiß ich«, sagte sie.

Kimberly Quinn hielt nicht viel von Verabschiedungen. In den drei Jahren, in denen sie miteinander ausgegangen waren, und den acht Jahren ihrer Ehe hatte er sie so oft verlassen, dass sie vermutlich die Nase voll davon hatte.

Quinn klappte das Handy zu und tauschte seine Lederjacke gegen die Uniformjacke aus dem Aluminiumkoffer. Er nahm sich einen Moment Zeit, die gepflegten Rasenflächen und von Büschen gesäumten Gehwege des Luftwaffenstützpunkts zu betrachten. Er hatte seiner Exfrau gerade versprochen, dass er mit dem aufhören würde, was er am besten konnte – für sie und ihre gemeinsame Tochter. Erwartete man das nicht von einem guten Ehemann und Vater? Er war versucht, wieder auf sein Motorrad zu steigen und so weit zu fahren, wie das Benzin im Tank reichte. Aber stattdessen rückte er seine Krawatte zurecht und ging durch die gähnende Doppeltür in das rote Backsteingebäude – wie ein schicksalsergebener Mann zu seiner eigenen Hinrichtung.

Lt. Colonel Fargo war als Erster hineingerufen worden. Noch immer pulsierten an seinem Hals die Adern und in seinen normalerweise trüben Augen brannte der gerechte Zorn, aber der wütende Gesamteindruck wurde ein wenig gedämpft von dem abpellenden Sonnenbrand auf seiner Nase, den er seinem Einsatz in der Wüste zu verdanken hatte – und seiner Überzeugung, über den Gesetzen der Natur zu stehen.

Als das Adrenalin der Befreiungsaktion abgeklungen war und Quinn sich die Zeit genommen hatte, über alles nachzudenken, war er gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass es so enden könnte. Sein befehlshabender Offizier schien ihn zu mögen – und immerhin hatten sie zwei Amerikanern das Leben gerettet. Aber, wie Fargo nicht müde wurde zu betonen, Lance Corporal Diaz hatte seinen Fuß verloren, und jetzt würden die ewigen Besserwisser diesen Fuß benutzen, um Quinn damit einen Arschtritt zu verpassen.

Wie sich herausstellte, hatte Fargo genug politischen Einfluss, um über die Waffengattungen hinaus seine Muskeln spielen zu lassen und Quinns Karriere ernsthaft zu gefährden – oder zumindest seinen Boss dazu zu veranlassen, einen offiziellen Untersuchungsausschuss einzuberufen.

Während er wartete, tat Quinn das, was er immer tat, wenn die Lage ernst wurde. Er zog ein eselsohriges Foto seiner fünfjährigen Tochter aus der Brieftasche und betrachtete ihre großen blauen Augen. Armes Kind, er behandelte sie wie eine Art Sorgenpüppchen. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass sie sich nicht so oft sahen, sonst würde sie mit dem Wissen aufwachsen, dass ihr Vater der größte Spinner in der Air Force war … Er fragte sich, wie sich ihr Verhältnis wohl ändern würde, wenn er nach Alaska zurückkehrte und bei der State Police arbeitete. Aber wenn er von der Air Force entlassen wurde – fiel ihm plötzlich ein –, dann bekam er wahrscheinlich auch keinen Job mehr bei der zivilen Polizei.

Das hallende Klacken von Uniformschuhen auf glattem Fliesenboden ließ Quinn aufblicken.

»Wenn das mal nicht mein alter Kumpel Chair Force ist.« Ein freundlicher Louisiana-Akzent riss Quinn aus seinem Selbstmitleid. »Ist das Ihr Bike da draußen?«

Quinn verjagte seine trüben Gedanken und schüttelte Thibodauxs ausgestreckte Hand. »Jepp.«

Die Tonnenbrust des Marines war die perfekte Anschlagtafel für die handtellergroße Bandschnalle, die er an seiner grünen Uniformjacke trug. Ein rot-blaues Band verriet, dass er den Bronzenen Tapferkeitsstern erhalten hatte.

»’ne BMW …« Thibodaux stieß einen leisen Pfiff aus. »Wir niederen Dienstränge können uns diese deutschen Dinger nicht leisten. Meine KLR ist auch ’n ganz ordentliches Motorrad, aber ich kann gerne dafür sorgen, dass Ihre BMW nicht aus der Übung kommt, solange Sie im Bau sitzen. Dafür sind Freunde schließlich da.«

Quinn seufzte. »Gut zu wissen, dass noch jemand an mich glaubt.«

»Ich soll Sie von Corporal Diaz grüßen. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um im Marine Corps zu bleiben, sobald er seinen neuen bionischen Fuß hat.«

Quinn schüttelte den Kopf und dachte an den bürokratischen Dschungel, durch den sich der arme Kerl auf einem Bein durchschlagen musste. »Yeah, ich wünsche ihm viel Glück dafür.«

»Also, Kumpel.« Thibodaux setzte sich neben Quinn auf die polierte Holzbank. »Ich schulde Ihnen was. Gerade mal zwei Monate seit Beginn meines x-ten Einsatzes in der Wüste – und dank Ihnen bekomme ich Order, in die guten alten Staaten zurückzukehren, um bei Ihrer Anhörung auszusagen. Ich hatte sogar Zeit, meine Frau zu besuchen und mit den Kindern zu spielen.«

Quinn lachte leise. »Wie viele Kinder haben Sie?«

»Na ja, wenn man bedenkt, wie oft ich im Einsatz bin, sind es schon ganz schön viele.«

»Wie viele genau sind ›ganz schön viele‹?«

Thibodaux zwinkerte. »Sechs … bis jetzt.«

Quinn musste wieder an seine Tochter denken, die sein dunkles Haar hatte und die blauen Augen ihrer Mutter … Wenn es tatsächlich das Beste für sie war, würde er den Dienst quittieren. Er würde es wirklich tun …

Die schwere Holztür neben ihnen öffnete sich knarrend und erlöste Quinn von seinen Gedanken. Das einflussreichste Mitglied aus dem Stab des Generals, ein kleiner weiblicher Air-Force-Major namens Babcock, linste über ihre schwere schwarze Hornbrille – die Art von Brille, die sie auf der Academy immer Empfängnisverhütungsbrille oder EVB genannt hatten. Die meisten wechselten nach Beendigung der Ausbildungszeit wieder zu bequemeren – und wesentlich vorteilhafteren – Sehhilfen zurück, nicht jedoch Major Babcock.

»Captain Quinn«, sagte sie. Ihr Gesicht zeigte so viele Emotionen wie ein Diätmuffin. »Sie sind dran.« Sie musterte Thibodaux hinter ihrer EVB von oben bis unten. »Sie auch.«

»Wir beide?« Quinn hatte angenommen, der General würde sie einzeln befragen wollen.

Major Babcocks Fersen klickten, als sie sich umdrehte. Offenbar wollte sie nicht mehr Energie als nötig verschwenden, um irgendetwas zu erklären. »Beide.«

»Die ist heiß«, flüsterte Thibodaux.

Quinn sah den riesigen Südstaatler an, als hätte er den Verstand verloren. »Also, Sie sind definitiv kein glaubwürdiger Zeuge.«

Stützpunktkommandant Lt. General Ted Powers war ein geradliniger Mensch, der kein Blatt vor den Mund nahm, und wer ihn kannte, hütete sich davor, in seine Schusslinie zu geraten, vor allem, wenn er sauer war – und das war er momentan.

Der General mit seinem sich lichtenden Haarschopf hockte mit gerunzelter Stirn an einem erhöhten Holztisch und warf den Eintretenden finstere Blicke zu. Hinter einem Seitentisch, an dem bei einer Gerichtsverhandlung die Staatsanwaltschaft gesessen hätte, lauerte Lt. Colonel Fargo mit hämischer Freude.

Der General nickte knapp, als Major Babcock die beiden Männer hereinführte. Das Klacken ihrer blanken schwarzen Schuhe wurde von den Fliesen des hohen Raumes zurückgeworfen. Ihre perfekt gebügelte blaue Uniformhose knisterte, als hätte sie den Polyesterstoff gestärkt.

Quinn nahm Haltung an, als er sich dem befehlshabenden Offizier näherte. Er hatte mit einem Colonel oder vielleicht einem Einsternegeneral gerechnet. Fargo musste tatsächlich einiges an Einfluss besitzen, wenn er es geschafft hatte, einen Dreisternegeneral für eine solche Anhörung zu bekommen.

Vier Männer in dunklen Anzügen, die Quinn nicht kannte, saßen im hinteren Teil des Raumes auf einer Doppelreihe von Holzstühlen.

»Vielen Dank, dass Sie an dieser Anhörung teilnehmen, Gunnery Sergeant Thibodaux.« Powers schob ein paar Papiere hin und her und setzte eine schmale Lesebrille auf. Er sah Quinn an und zeigte auf den Tisch gegenüber von Fargo. Er sprach knapp, als würden die Worte einen bitteren Geschmack hinterlassen. »Setzen Sie sich. Es wird nicht lange dauern.«

Fargos schadenfrohes Grinsen wurde breiter. Thibodaux setzte sich kerzengerade auf einen Holzstuhl an der gegenüberliegenden Wand. Seine breiten Schultern zeichneten sich als Silhouette vor einer Reihe Fenster ab, die vom Boden bis zur Decke reichten.

»Captain Quinn«, begann General Powers, »ich habe mir Ihre Akte angesehen …« Er überflog die Dokumente auf dem Tisch, als suche er nach etwas Bestimmtem.

Fargo verzog spöttisch das Gesicht. Quinn versuchte ihn zu ignorieren, denn das Einzige, was ihm in diesem Moment Genugtuung verschafft hätte, wäre, dieses elende Abziehbild von einem Offizier zu erwürgen.

Der General schlug die Akte mit einer offenkundigen Endgültigkeit zu, die erkennen ließ, dass er eine Entscheidung gefällt hatte. »Ihr bisheriger Werdegang ist über jeden Zweifel erhaben, Captain Quinn. Ihnen wird jedoch vorgeworfen, die Befehle eines höherrangigen Offiziers missachtet zu haben. Bestreiten Sie, dass Colonel Fargo den taktischen Befehl über die Operation hatte, in deren Verlauf es zu den Geschehnissen kam, die er Ihnen hier vorwirft?«

»Nein, Sir, keineswegs.«

»Bestreiten Sie die Tatsache, dass Lieutenant Colonel Fargo Ihnen befahl, Ihren Befreiungsversuch zurückzustellen, bis er sich in der Lage sah, zu Ihrer Position zurückzukehren?«

»Nein, Sir.« Quinns schwacher Hoffnungsschimmer verblasste zusehends. Der General ging nur noch die Routineschritte durch, die dem Kriegsgericht vorausgingen. Quinn hatte sich bereits schriftlich für die Missachtung eines, wie er fand, unsinnigen Befehls gerechtfertigt; es stand alles in der Akte. Es war nicht nötig, sich jetzt noch einmal die Mühe zu machen und sich zu verteidigen. Fargo würde viel zu viel Spaß daran haben.

General Powers nahm seine Lesebrille ab und stieß sich vom Tisch zurück.

»Captain Quinn«, sagte er. »Nur um es klarzustellen – fürs Protokoll: Sind wir beide uns schon einmal begegnet?«

Quinn holte tief Luft und fragte sich, wohin das alles führen sollte. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen, Sir.«

»Nun, wären wir uns begegnet«, fuhr der General fort, »so wüssten Sie ohne jeden Zweifel, dass ich ein strenger Verfechter militärischen Gehorsams bin.«

»Ja, General.« Quinn bemühte sich, nicht resigniert in sich zusammenzusinken.

Der General richtete seinen Blick auf Lt. Colonel Fargo. »Sie stimmen mir doch sicherlich zu, dass Gehorsam einem vorgesetzten Offizier gegenüber unerlässlich ist?«

Fargo nickte selbstzufrieden. »In der Tat, General Powers.«

»Ausgezeichnet. Dann sind wir ja alle einer Meinung.« Powers beugte sich so dicht zum Mikrofon auf seinem Tisch, dass seine Stimme laut durch den Raum hallte. »Meine Befehle an Sie, Lieutenant Colonel Fargo – und ich versichere Ihnen, dass ungeachtet der Waffengattung, in der Sie dienen, die Befehle eines Generals mit drei Sternen einiges an Gewicht besitzen –, meine Befehle an Sie lauten, dass Sie unverzüglich diese lächerlichen Anschuldigungen fallen lassen.«

Fargo blinzelte, als blicke er in einen Ventilator, völlig vor den Kopf geschlagen von der plötzlichen Wendung der Dinge. »Sir, ich muss …«

»Sie müssen meine Befehle befolgen«, fuhr ihn der General an. »Ich habe hier 19 Briefe – keine E-Mails, wohlgemerkt, sondern richtige handgeschriebene Briefe –, darunter einen von einem General des Marine Corps und einen von Ihrem befehlshabenden Offizier in der United States Army – die alle die Bemühungen und Leistungen von Captain Quinn und der Marines Thibodaux und Diaz loben.«

Powers setzte wieder seine Lesebrille auf. »Hier ist einer, der mich besonders berührt hat. Ich zitiere: ›Ich habe keinen Zweifel, dass die Iraker, die uns gefangen hielten, uns wenige Sekunden später enthauptet hätten. Wäre da nicht das heldenhafte Einschreiten von …‹«

Der General hob den Blick. »Muss ich noch weiter lesen?«

Der Sandwühler schüttelte den Kopf, nahm Haltung an und bat, wegtreten zu dürfen. Major Babcock geleitete ihn hinaus und General Powers vertagte das Verfahren.

»Quinn«, sagte der General, als wäre ihm gerade noch ein Gedanke gekommen. Er steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund und erhob sich von seinem Stuhl. »Kommen Sie her – und bringen Sie Ihren Marine-Freund mit.«

Powers legte die Hand über das Mikrofon, als die beiden Männer näher traten. »Nur damit wir uns richtig verstehen – wenn Sie einen meiner Befehle missachtet hätten, hätte ich Ihnen einen Arschtritt von Bagdad nach Washington und wieder zurück verpasst. Haben Sie mich verstanden?«

»Ja, General«, erwiderte Quinn und unterdrückte ein Grinsen. »Aber bei allem Respekt – ich glaube nicht, dass Sie einen solchen Befehl erteilt hätten.«

»Da haben Sie verdammt recht. Aber danken Sie mir nicht zu früh für die rosige Wendung, die Ihr Tag genommen hat.« Er deutete finster mit dem Kopf über seine Schulter auf eine große Eichentür in der Wand hinter ihm. »Da in dem Büro wartet ein Mann, der mit Ihnen beiden sprechen will. Er trägt einen sehr teuren Anzug, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer in Uniform sich vor Männern in Anzügen verdammt in Acht nehmen sollten.«

12

15:50 Uhr

Centers for Disease Control

Atlanta, Georgia

Das schwarze Telefon auf Megan Mahoneys Schreibtisch klingelte zum fünften Mal und verstummte dann. Wie ein Soldat in einer Garnison fand auch Mahoney die gestärkten Uniformen, die zwielichtige Politik und die Einschränkungen des öffentlichen Gesundheitswesens erdrückend. Wenn sie ein Büro gewollt hätte, wäre sie Chirurgin oder irgendeine andere Fachärztin geworden.

Selbst die Wände ihres schicken Apartments am Rand von Atlanta drohten sie zu ersticken, wenn sie sich zu lange dort aufhielt. Sie gehörte nach draußen ins Feld.

Wieder klingelte das Telefon, noch dringlicher diesmal, falls so etwas möglich war. Mahoney nahm den Hörer ab.

»Dr. Mahoney. Was kann ich für Sie tun?« Die Unterbrechung ärgerte sie, aber das war kein Grund, ihre guten Südstaatenmanieren zu vergessen.

»Hallo, Dr. Mahoney. Dr. Alain Leclair hier … vom Nationalen Gesundheitsinstitut.« Es war eine männliche Stimme, etwas näselnd und mit einem starken französischen Akzent. Er sprach ihren Namen ›Mey-o-nii‹ aus, mit einer deutlichen Betonung auf der letzten Silbe. »Ich rufe Sie an wegen der Lieferung bestimmter Proben …«

Mahoney erhielt jeden Monat ein halbes Dutzend solcher Anrufe, meistens aus Ländern der Dritten Welt, die über keine eigenen Labore verfügten.

»Die Richtlinien für den Versand biologischer Proben sind alle online zu finden.« Sie fing an, ihm die Internetadresse durchzugeben.

»Ich bin mit der CDC-Website vertraut«, unterbrach Leclair sie. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, warum man mir Ihren Namen genannt hat. Ich habe mir die Proben nicht selbst angesehen. Meine Ansprechpartner im Innenministerium haben sie versiegeln lassen, bevor sie in meine Hände gelangten.«

Leclair putzte sich so laut die Nase, dass Mahoney den Hörer ein Stück von ihrem Ohr weghalten musste. Schniefend fuhr er fort. »Es handelt sich um Blut und Gewebeproben aus Roissy.«

Mahoney fuhr hoch und stieß sich von ihrem Computer ab. Sie biss sich auf die Unterlippe.

»Sagten Sie Roissy?«

»Oui. Ein kleiner Ort in der Nähe des Pariser Flug…«

»Sagen Sie mir, Doktor, wie genau wurden die Proben verpackt?« Mahoney hatte das Gefühl, als hätte sich etwas Schweres auf ihre Brust gesetzt. »Sind Sie sicher, dass Sie sie nicht selbst untersucht haben? Oder irgendwie mit ihnen in Kontakt gekommen sind?«

»Oui, ganz sicher«, antwortete Leclair. »Sie waren bereits verpackt, als ich sie er…«

»Okay.« Mahoney stieß die angehaltene Luft aus. »Hören Sie mir genau zu, Dr. Leclair. Sie müssen die Roissy-Proben sofort in ein Hochsicherheitslabor mit Schutzstufe 4 überführen!«

Weder Leclair noch irgendjemand in der französischen Regierung hatte die ganze Wahrheit über den Zwischenfall mit Northwest 2 erfahren. Sie wussten nur von einem algerischen Labor, das irgendwie mit Bioterrorismus zu tun hatte. Man hatte Mahoney berichtet, das Gebäude sei in Schutt und Asche gelegt worden, sonst hätte sie sofort den ersten Flug über den Atlantik genommen. Sie war wütend, dass es niemand für nötig gehalten hatte, sie über überlebende Kulturen in Kenntnis zu setzen.

Die Franzosen konnten nicht wissen, dass das Virus aus Roissy aller Wahrscheinlichkeit nach für den Tod von über 400 Menschen verantwortlich war.

»Ich kann Ihnen versichern, dass die Proben ordnungsgemäß verpackt sind, Dr. Mahoney«, protestierte Leclair. »Wir sind Experten hier in Frankreich. Die CDC-Protokolle wurden buchstabengetreu befolgt. Es ist nicht nötig …«

Auch Mahoneys Südstaatenherzlichkeit hatte ihre Grenzen.

»Verdammt noch mal, Leclair«, fuhr sie ihn an. »Hängen Sie sich sofort ans Telefon und lassen Sie die Proben in das nächste S4-Labor bringen – irgendwohin, wo Sie das tödlichste Zeug, von dem Sie je gehört haben, hinpacken würden!«

»Unmöglich«, schnaubte Leclair.

Mahoney warf die Hand in die Luft. »Und warum, bitte schön?«

»Ganz einfach«, schniefte Leclair. »Ich habe sie nicht mehr. Der FedEx-Bote hat sie vor fünf Stunden in meinem Büro abgeholt. Sie sind bereits auf dem Weg zu Ihnen.«