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Biografie der größten

Science Fiction-Serie der Welt

von Michael Nagula

Band 1

Geburt und Siegeszug eines Phänomens

(Die klassischen Jahre 1961–1974)

Mit Einführungen von

Klaus N. Frick, Uwe Anton, H. G. Ewers und Hans Kneifel

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www.hannibal-verlag.de

Impressum

Originalausgabe

© 2011 by Hannibal

Hannibal Verlag, ein Imprint der Koch International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-355-0

Auch als Hardcover-Buch erhältlich: ISBN 978-3-85445-326-0

Der Autor:

Michael Nagula ist freiberuflicher Autor, Übersetzer, Herausgeber und Verleger. Seit 1975 veröffentlicht er über PERRY RHODAN. Von 2001 bis 2007 war er festes Mitglied des Autorenteams. In dieser Zeit schrieb er 13 Romane der Serie und betreute redaktionell die ATLAN-Miniserie OMEGA CENTAURI, die Heyne-Taschenbuchreihe PERRY RHODAN: ODYSSEE und die Sammler-Edition der klassischen PLANETENROMANE in 26 Bänden des Weltbild-Verlags. Seine PERRY RHODAN CHRONIK beruht zu großen Teilen auf persönlichen Gesprächen und bisher unveröffentlichtem Material der an diesem Welterfolg beteiligten Personen.

Autor und Verlag bedanken sich bei dem PERY RHODAN-Team der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt, für die freundliche Unterstützung.

PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Lektorat: Hermann Urbanek, Wien; Eckhard Schwettmann, Gernsbach

Korrektorat: Otmar Fischer, Münster

Layout und Satz: www.buchsatz.com, Innsbruck

Coverdesign: bürosüd, München

Coverfoto: Johnny Bruck, © VPM/Pabel-Moewig Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Zitat

Einführungen

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

1974

Rückschau und Danksagung

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»Henry George sagte einmal: ›Kultur ist Zusammenarbeit.‹ Wenn das stimmt, haben das Team der PERRY RHODAN-Autoren und alle anderen Mitarbeiter an dieser Serie in Kultur die Note Eins verdient. Auch wenn es vielleicht nur der Erfolg ist, der Individualisten zusammenhält.«

William Voltz in PERRY RHODAN 500

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Zeitreisen in zwei Richtungen

von Klaus N. Frick, Chefredakteur von PERRY RHODAN

Schaue ich auf fast fünfzig Jahre PERRY RHODAN zurück, wozu der vorliegende CHRONIK-Band eine wundervolle Möglichkeit bietet, ist das gleichzeitig eine Zeitreise in meine eigene Vergangenheit – und ein bisschen weiter zurück – sowie eine Zeitreise in eine Zukunft, über die ich genauso wenig weiß wie jeder Leser dieses Buches.

Als die PERRY RHODAN-Serie startete, in jenem September 1961, war ich noch nicht einmal geboren. Als ich rund zwei Jahre später das Licht der Welt erblickte, erfand die erste Autorengeneration gerade so wundersame Planeten wie Drorah, Mechanica oder die Hundertsonnenwelt.

Und als ich im Sommer 1977 erstmals einen PERRY RHODAN-Roman las, ohne zu wissen, wie diese Begegnung mit einem Heftroman mein Leben verändern sollte, drang die Serie mit den Romanen um BARDIOC und die Kaiserin von Therm in bislang unerreichte Höhen vor. Seither ist viel geschehen; die Serie erscheint nach wie vor mit ungebremster Ideenfreude der Autoren und zur Lesefreude der Fans – und ich bin stolz, dass ich daran mitwirken darf.

Die Serie hat sich in all den Jahren verändert – sie wird es auch weiterhin tun. Alle Mitwirkenden, seien sie Autoren, Zeichner oder Redakteure, leben von den Einflüssen, die sie von der Gesellschaft rings um sich herum erhalten. Sie existieren nicht in einem luftleeren Raum, und sie können sich nicht befreien von den Vorstellungen ihrer Umwelt. Das erklärt, warum die Serie in den Sechzigerjahren so anders wirkte als in den Achtzigerjahren – und warum wir heute PERRY RHODAN wieder völlig anders schreiben und veröffentlichen, als dies beispielsweise 1975 der Fall war.

Längst ist PERRY RHODAN mehr als »nur« eine Heftromanserie. Spätestens seit dem Start der SILBERBÄNDE am Ende der Achtzigerjahre hat sich dieses Bild in der Öffentlichkeit gewandelt. Seither kamen zahlreiche Publikationen hinzu, und seit einigen Jahren ist es für manchen Fan völlig selbstverständlich, sich den wöchentlichen Roman als Download-Hörbuch zu Gemüte zu führen oder sich eine digitale Version auf sein Mobiltelefon zu laden.

Das ist aber nur die eine Dimension, jene der Veröffentlichung. Die Serie hat im Verlauf der Jahre ein anderes »Standing« außerhalb der Szene gewonnen.

War es zu meiner Schulzeit in den Siebziger- und Achtzigerjahren völlig normal, dass man von Klassenkameraden wegen seiner Lektüre belächelt oder von Lehrern wegen des »Schunds« unter der Schulbank bestraft wurde, findet man heute überall Menschen, die mit PERRY RHODAN sozialisiert wurden: Beim Arztbesuch entpuppt sich der Orthopäde als ehemaliger Leser, im Urlaub erweist sich ein mitreisender Amtsrichter als langjähriger Abonnent, bei einer Begegnung mit dem Geschäftsführer einer großen Werbeagentur »outet« sich dieser als Fan.

PERRY RHODAN ist längst in der viel beschworenen Mitte der Gesellschaft angekommen. Journalisten berichten wohlwollend, Literaturwissenschaftler erforschen seit Jahren die Art und Weise, wie ein mehrköpfiges Autorenteam gemeinsam das größte fiktive Universum der Menschheit erschafft.

Das vorliegende Buch wagt einen Rückblick auf die ersten vierzehn Jahre der Serie, auf die frühen Gehversuche und die spannenden Zyklen der Sturm-und-Drang-Zeit. Schaut man sich die Berichte jener Tage an, gewinnt man einen Eindruck davon, wie kreativ und unverwüstlich die Autoren waren: Neues wurde ausprobiert, und zahlreiche Handlungselemente wurden eingearbeitet, ohne an »Zielgruppen« zu denken – so entstand aus Träumen und Phantasien das Perryversum.

Ich wage nicht ernsthaft, in die nahe oder gar in die ferne Zukunft zu blicken. Als Prophet sehe ich mich nicht, als seriöser Futurologe tauge ich kaum. Aber in einem bin ich sicher: PERRY RHODAN wird es auch in der nahen Zukunft geben. Ob es in zwanzig Jahren noch Heftromane geben wird, weiß derzeit niemand – dann aber wird man die Serie anderweitig lesen oder hören. Ich bin mir sicher, dass PERRY RHODAN in einer sich rapide ändernden Medienwelt seinen Platz haben wird.

Und ich bin mir vor allem sicher, dass den Autoren ihre guten Ideen nicht ausgehen werden. In den letzten Jahren haben einige neue Kollegen mit ihrer Arbeit angefangen. Ihre Impulse machen sich schon jetzt bemerkbar und werden das aktuelle Team auch in Zukunft beleben.

Das Schöne bei dieser Zeitreise: Ich kann dabei sein, kann sie begleiten. Entweder als Mit-Macher und Redakteur oder als Zuschauer … beides ist spannend.

Seit 1961 ist PERRY RHODAN ein wichtiger Bestandteil im Leben von vielen Menschen, ist die Serie bereichernd und belebend. Das soll sie auch künftig bleiben. Ich bin sicher, dass dies den Autoren gelingen wird.

Auf die Zukunft!

»Da kommt Perry Rhodan!«

von PERRY RHODAN-Exposéautor Uwe Anton

1961, in dem Jahr, in dem die eigentliche Berichterstattung dieser Chronik beginnt, wurde ich fünf Jahre alt. Von PERRY RHODAN hatte ich noch nie etwas gehört und sollte ich auch einige Jahre lang noch nichts hören. Frühe Kindheitserinnerungen sind mit der Kubakrise verbunden, bei der ich aus Angst vor einem Atomkrieg weinend Trost bei den Eltern suchte, und zwei Jahre später mit dem Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Ich weiß noch, wie ich an einem tristen Novembermorgen im Jahr 1963 voller Besorgnis mit hängendem Kopf zur Schule schlich, nachdem ich die Nachricht im Radio gehört hatte. (Passend zum vorliegenden Buch die historischen Einschätzung: Die Fernseh-Sendezeit war damals, so unvorstellbar es heute auch anmutet, auf einige Stunden am Tag beschränkt, Privat- und Frühstücksfernsehen gab es in Deutschland noch nicht, und gerade hatte sich ein zweites staatliches Programm zum bislang einzigen gesellt – die ARD bekam »Konkurrenz« vom ZDF!)

Man kann sich heutzutage kaum vorstellen, welche Bedeutung diese Nachricht damals für die Menschen auch in Deutschland hatte, keine zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, während der Kalte zum Heißen Krieg zu werden drohte. Kennedy war tot. Was sollte nun werden?

Die Serie PERRY RHODAN wurde während ihres fast fünfzigjährigen Bestehens stets vom Zeitgeist beeinflusst, und auch ihre Autoren sind »Kinder ihrer Zeit«. Was für Karl-Herbert Scheer gilt, den ersten Chefautor von PERRY RHODAN, trifft also auch für den heutigen zu, der dann wohl ein Kind der Zeit des Kalten Krieges zwischen den Supermächten ist. Denn natürlich steht keine Literatur und kein Literaturschaffender isoliert da. Das gilt besonders für ein Team-Werk, an dem im Verlauf eben dieser fast fünfzig Jahre weit über zwei Dutzend Autoren mitgewirkt haben.

PERRY RHODAN selbst lernte ich ungefähr 1966 kennen. Meine Großmutter, eine Frau, die sehr viel las, brachte mir irgendwann einen Schwung Heftromane mit. Western oder Liebesromane interessierten mich weniger. Stattdessen faszinierten mich auf den ersten Blick die phantasievollen, mitreißenden Titelbilder »unserer« Serie. Um Band 250 stieg ich ein – und war sofort rettungslos verloren. Über eine Kleinanzeige in der örtlichen Tageszeitung bot jemand an, die komplette Serie zu verkaufen, und ich schlug zu. Ich trennte mich sogar von meinen bis dahin heißgeliebten Karl-May-Büchern, um Platz für mein neues Hobby zu schaffen – und etwas Geld für meine immer größer werdende Science-Fiction-Sammlung zu bekommen. Denn bei mir war es wie bei vielen anderen Lesern auch: PERRY RHODAN war eine »Einstiegsdroge«, der die gesamte Science Fiction in Deutschland sehr viele Leser verdankte.

Auf dem Gymnasium fand ich schnell Gleichgesinnte, die sich ebenfalls für PERRY RHODAN und Science Fiction interessierten. Wir spielten »Perry-Rhodan-Quiz«: Aus den Angaben in den Personenkästchen mussten wir raten, welche Hauptperson des Romans gemeint war. Das war natürlich ziemlich einfach, wenn es etwa hieß: »Der Großadministrator trifft eine Entscheidung«, konnte manchmal aber auch recht knifflig sein. Und wir waren – wie es sich für Science Fiction-Leser gehört – natürlich tolerant. Sogar die damalige Konkurrenz-Serie REN DHARK lasen wir!

Unsere Begeisterung blieb jenen Mitschülern, die – nun ja – mit dem Lesen nicht so viel am Hut hatten, natürlich nicht verborgen. So war ich eines Tages mit meiner Mutter auf dem Weg zum Zahnarzt, als wir einem jener Mitschüler begegneten. »Da kommt Perry Rhodan!«, rief er mit breit feixendem Gesicht.

So peinlich mir dieser Satz damals war, so sehr sollte er Programm werden. PERRY RHODAN ließ mich auch als Erwachsener nicht mehr los. Ich blieb der Serie treu, las sie manchmal mit größerer, manchmal mit etwas geringerer Begeisterung. Nachdem ich über zwanzig Jahre meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller und Übersetzer verdient hatte, ohne dass es jemals zu einem beruflichen Kontakt mit »der größten Science-Fiction-Serie« gekommen war, erhielt ich schließlich das Angebot, ein PERRY RHODAN-Taschenbuch zu schreiben.

Ich verspürte sofort wieder dieselbe Begeisterung, mit der ich als Jugendlicher die Serie gelesen hatte – nun aber eine Begeisterung praktisch von der anderen Seite des Schreibtisches aus. Ich konnte einen Beitrag zu dem weltgrößten in sich geschlossenen Science Fiction-Universum schaffen! Ein Gefühl, das noch eine Steigerung erlebte, nachdem ich dann als Serienautor meine ersten »richtigen« PERRY RHODAN-Romane schrieb.

Diese Begeisterung hat mich bis heute nicht losgelassen, und sie ist sicher auch mitverantwortlich für den gigantischen Erfolg, den PERRY RHODAN nun seit fast fünfzig Jahren verbuchen kann. Denn, da bin ich mir sicher, nicht nur ich verspüre sie, sondern alle an diesem Phänomen Mitwirkenden: die Autoren, Titelbild-Künstler und Risszeichner sowieso, aber auch die zahlreichen Gestalter im Hintergrund, die Lektoren und das Redaktions-Team, das die »Kreativen« betreut. PERRY RHODAN ist eben ein Team-Werk.

So gesehen bin ich ein zu bedauernder Mensch: Ich habe kein Hobby mehr, da ich es zum Beruf gemacht habe. Andererseits kann ich mich nur glücklich schätzen: Hätte man dem kleinen Jungen, der mit seinen Freunden das Rhodan-Quiz spielte, gesagt, dass er als Erwachsener PERRY RHODAN mitgestalten würde, hätte er es wohl kaum geglaubt.

Und, ja, ich würde meinem ehemaligen Mitschüler, der mich damals in diese peinliche Lage gebracht hat, heute gern noch einmal begegnen und ihm bestätigen, wie recht er gehabt hat: »Da kommt Perry Rhodan!« Vielleicht nicht in Person, aber die Faszination, die die Serie auf mich ausübt, ist bis heute ungebrochen.

Und die Begeisterung, die sie hervorruft, hoffentlich ebenfalls.

Sehnsucht nach dem Erwachen

von PERRY RHODAN-Autor H. G. Ewers

Was »zwang« mich eigentlich dazu, an PERRY RHODAN mitzuschreiben? Vordergründig war es die Faszination, die diese Serie auf mich ausübte. Ich war gerade erst aus der DDR geflohen – und hatte dort meinen ersten Science Fiction-Roman verbrannt, weil ich sonst nicht mit der Reichsbahn nach Berlin hätte reisen können, sondern noch im Zug verhaftet worden wäre, wie zahlreiche andere Frauen und Männer und Kinder, die ich nach der Kontrolle »verloren« auf dem Bahnsteig stehen sah, die Verhaftung und Einkerkerung wegen »versuchter Republikflucht« vor Augen …

In Köln angekommen und in einer Dachkammer bei meinen dort lebenden Eltern untergebracht, schrieb ich diesen Roman als fünfteilige Serie noch einmal neu – und sah mich draußen in der Stadt nach Produkten von Verlagen um, weil ich einen Abnehmer für mein Mammutwerk suchte.

Es war wie eine Explosion, als ich dabei auf die ersten Hefte der PERRY RHODAN-Serie stieß – ein Ungeheuer in mir, von dem ich bisher nichts gewusst hatte, erwachte, und es gierte nach immer mehr von PERRY RHODAN: die Hefte eins, zwei, drei und vier – und so weiter. Ich verschlang sie – und spürte die immer stärker werdende Sehnsucht danach, an dieser fiktiven Geschichte einer erwachten Menschheit mitzuarbeiten, sie mitzugestalten und die in mir schlummernde Phantasie freizusetzen.

Aber gemach! Zwar wurde mein Werk von dem Verlag, der auch PERRY RHODAN herausbrachte, angenommen, gedruckt und verkauft (ein Doppelband für ein Honorar von 800 DM – aber wer fragte schon danach – damals …). Und der Boss des Moewig Verlages, Herr Bernhardt, an den ich mich nur mit größter Sympathie erinnere, obwohl wir einige Kämpfe ausgefochten haben, wollte mich auch sofort einbinden – doch der Chefredakteur von PERRY RHODAN ließ mich aus strategischen Gründen noch einige Zeit warten, als SF-Papst des deutschsprachigen Raumes und »erster Zuchtmeister der SF-Schreiber«, gab dann aber doch bald den Startschuss für meine Beteiligung.

Meine Begeisterung kannte keine Grenzen.

Ich stürzte mich in die Arbeit und wuchs dabei über mich hinaus. Zwar hatte ich mich schon in der DDR mit Fragen über das Universum und vor allem über diesen grandiosen »Zufall« der Entstehung von Leben beschäftigt, doch bei PERRY RHODAN wuchs ich mehr und mehr in das Wissen und das Verständnis über das Multiversum und die universelle Entstehung des Lebens hinein. Dabei vergaß ich nicht einen gewichtigen Grund, der mich beim Schreiben von SF antrieb: Ich wollte auf der Erde das Wissen über unser Multiversum verbreiten und die Menschen so für den Weltraum gewinnen, dass sie ihrem Drang zu kriegerischen Auseinandersetzungen »abschworen«. (Das ist mir und den anderen PERRY RHODAN-Autoren zwar bei unseren Fans gelungen, aber leider Gottes hat sich die Masse der Menschen bisher noch als unfähig erwiesen, das verbrecherische und staatlich sanktionierte Morden zu verhindern.)

Meine Autorenkollegen schnitten in dieser einen Beziehung nicht besser ab als ich. Aber das hinderte unsere Fans nicht, die PERRY RHODAN-Serie – und später auch die ATLAN-Serie – von Supererfolg zu Supererfolg zu führen. Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle von ganzem Herzen danken, denn meine Leistungen waren einzig im Zusammenklang mit ihren Leistungen überhaupt möglich. Nicht zuletzt, und nicht weniger herzlich, danke ich dem »Vollstrecker« des Ganzen, meinem lieben Freund (und manchmal törichterweise auch Feind) Karl-Herbert Scheer, den manche Leser für einen Verherrlicher von Gewalt hielten. Dabei tat er nichts anderes, als der Menschheit einen Spiegel vorzuhalten. Er kannte eben seine Pappenheimer.

Was ich alles in meine Romane hineingepackt habe, geht wahrlich auf keine Kuhhaut. Meine Gründe waren verschieden: Einmal musste ich meine Überzeugung darlegen, dass alles Leben im Multiversum verwandt ist, nicht nur aufgrund des Quantengedächtnisses, und dann wollte ich Handlungen der Serie ab und zu auch auf dem Niveau einzelner und nicht immer genialer Menschen und anderer Intelligenzen schildern.

In letzter Zeit arbeite ich zwar nicht mehr direkt für PERRY RHODAN, aber ich bin immer noch im All unterwegs und habe einen Roman in Fortsetzungen über die erste bemannte Expedition zum Mars geschrieben, für die Internetseite der Mars Society, und gerade bin ich dabei, diesen Roman auf ein höheres Niveau zu bringen – vorerst für die Mars Society, aber später hoffentlich auch für einen geeigneten Verlag …

Dazu muss ich erklären, dass der Mars seit Jahrzehnten mein Lieblingsplanet ist. In der PERRY RHODAN-Serie ließ ich Handlungen oft auf und um den Mars spielen. Zur Vorbereitung meines Marsromans mit dem Titel »Asylwelt Roter Planet« habe ich sehr stark mit der NASA zusammengearbeitet, denn »meine« Marsexpedition spielt nur kurz nach unserer Jetztzeit, so dass ich alle technischen und wissenschaftlichen Details nicht erfunden, sondern erlernt habe. Außerdem bereitete ich mich bei einer simulierten Marsexpedition in der Wüste Utah auf den »Ernstfall« vor. Der Mars ist unser nächstes Ziel, und im Universum gehen die Sonnen noch lange nicht unter.

Vergesst nie unser Motto: Es werde Licht …!

Versuch einer Betrachtung

von PERRY RHODAN-Autor Hans Kneifel

Der Versuch einer solchen Betrachtung ist ebenso faszinierend wie müßig. Müßig, weil die Überlegung am einzigartigen Erfolg nichts ändert, und faszinierend, weil für alle heute Beteiligten und sicherlich für ganz viele Leser nach fünfzig Jahren die Erinnerungen reizvoll, einzigartig und vielleicht überraschend sein dürften. Was hätten vor mehr als vier Jahrzehnten die Erfinder, Verantwortlichen, die Autoren und die Verlagsleute gedacht und gesagt, wenn ihnen um das Jahr 1961 ein Alien aus einer fernen galaktischen Sternenprovinz das gesamte Ausmaß des Erfolges der Heftserie PERRY RHODAN prophezeit hätte? Drei Fragezeichen – mindestens.

Kurt Bernhardt und G. M. Schelwokat und die Redaktion des Moewig Verlags waren sicher, dass die Serie (auf ca. 25, maximal 50 Hefte geplant) kein längeres Leben an den Kiosken haben würde. Die Überraschung schlug ein wie ein Riesenmeteorit. Karl-Herbert Scheer, selbstbewusst und kampfstark, war vom größeren Erfolg überzeugt, aber an 2500 Hefte dachte er nicht … da reichte weder seine überbordende Phantasie noch die von Walter »Clark Ernsting« Darlton, dem Perry-Miterfinder der ersten Stunde und Ziehvater Guckys (der bis auf den heutigen Tag zahllose literarische Mordanschläge überlebt hat), und einem der optimistischsten Kollegen, die ich erleben durfte. Willi Voltz glaubte an Rhodans Erfolg und den unaufhaltsamen Weg der Terraner zu den Sternen, aber auch er, Klaus Mahn/Kurt Mahr und Horst Gehrmann-Ewers, trotz geradezu pathologischer Begeisterung, zähen Fleißes und der Bereitschaft, edle bis skurrile, abenteuerliche und von kosmischer Bedeutung strotzende Protagonisten zu erschaffen, dachten nicht in kühnsten Sternenträumen daran, dass die Serie das reife Alter von 40 (und mehr!) Jahren erreichen würde.

Und niemand dachte an die verschiedenen »Ableger« der Heftserie und deren utopisch lange Lebensdauer. Ich weiß, wovon die Rede beziehungsweise Schreibe ist – als Autor der ersten PERRY RHODAN PLANETENROMANE (als Student hätte ich die strengen Deadline-Vorgaben der Heftserie nicht einhalten können) zitterten meine Kollegen und ich in Quartalsabständen, weil wir befürchteten, die Auflage würde unter das Limit sinken und (wie so vieles andere) eingestellt werden.

Winfried Scholz (4 Hefte zwischen Band 6 und Band 31), Kurt Brand (38 Hefte), Konrad Schaef (3 Hefte, 3 Taschenbücher, 1 Hardcover) – sozusagen Autoren der ersten bis dritten Generation – waren zwar am Wohlergehen und einer theoretischen Unsterblichkeit der Heftserie dringend interessiert, verfolgten den rasanten Auflagen-Lift-off aber bald als Zuschauer; und auch ich, dritte Generation, Start mit Heft 352, bin heute nur noch als Heft-Gastautor gelegentlich zu lesen.

Aber: Ahnungen und Wünsche sind eine Sache, die Wirklichkeit eine andere. Kurt Bernhardt (damals bereits pensioniert) soll, bestätigten Gerüchten zufolge, bei Erscheinen des ersten SILBERBANDES in Freudentränen und -schreie ausgebrochen sein. Es sprengt meine Vorstellungskraft, wie sich Scheer, Ernsting, Schelwokat und all die anderen der »ersten Stunde« zu den weiteren Erfolgen, 2., 3., 4. und 5. Auflagen, Rhodan-Comics, Übersetzungen, zu den vielfältigen Erscheinungsformen von Atlan-Abenteuern, unterschiedlichen Rhodan-Zyklen, Atlan-X bei Fanpro, Rhodan bei Heyne, Atlan und Rhodan in Frankreich und Japan, Jubiläumsbänden, Lizenzausgaben, Weltbild-Versionen, Lexika, Kalendern, Risszeichnungsbänden, Hörspielen, Hörbüchern und so weiter geäußert hätten. Niemand – ich wiederhole: niemand und keiner von uns – hat sich damals, in den Sechziger- und Siebzigerjahren, diese nicht abreißen wollende Kette der Erfolgsmeldungen vorstellen können, trotz unserer nachweislich viel strapazierten Phantasie.

Als H. G. Francis, Ernst Vlcek, Marianne Sydow, Peter Terrid, Peter Griese und Horst Hoffmann zum Team gestoßen waren, galt die Serie bereits als so etabliert und stabilisiert, dass ihr Erfolg keine Überraschung mehr darstellte. Auch dass Rhodan auf mehreren Cons von Tausenden Fans gefeiert wurde, ist in diesem Zusammenhang nicht mehr überraschend.

Von den Akteuren jener ersten Aufbruchsjahre, von jenen Kollegen, die sozusagen die Fundamente dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte legten und ihre Gewölbe errichteten, sind viele nicht mehr am Leben, und so fiel mir auch aus geriatrischen Motiven heraus die Aufgabe zu, der RHODAN-CHRONIK ein Vorwort zu schreiben. Die beschriebenen verlegerischen und schriftstellerischen Initialzündungen haben vor 50 Jahren stattgefunden, vor einem halben Jahrhundert also, und ich glaube nicht, dass sich ein solches Abenteuer in seiner gesamten glücklichen Größe und Dynamik wiederholen lässt. Alle Umstände – die Ideen, die Macher und die Begeisterung der Erstleser, der viel strapazierte Zeitgeist – waren damals an einem Punkt und zur besten Zeit auf das Glücklichste zusammengetroffen. Ich bin stolz, dass ich an Bord berufen wurde und eingestiegen bin; und dass ich den Lesern der Chronik etwas aus der »fernen Vergangenheit« berichten konnte.

Ich wünsche der PERRY RHODAN-CHRONIK, ihrem Verfasser und dem Verlag viel Erfolg und freue mich, ein wenig daran mitgewirkt zu haben.

Was PERRY RHODAN vorausging

Die Welt war traumatisiert. Sie hatte gerade den bislang größten und verheerendsten Konflikt in der Menschheitsgeschichte hinter sich gebracht, den Zweiten Weltkrieg, bei dem sage und schreibe sechzig Millionen Menschen ums Leben gekommen waren, fast die damalige Bevölkerungszahl Deutschlands. Beinahe sechs Jahre lang hatte der Krieg gedauert, der in Europa im September 1939 mit den Angriffen des Deutschen Reiches und der Sowjetunion auf Polen begann und am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation der Wehrmacht endete, aber die politischen und gesellschaftlichen Folgen für die gesamte Welt sollten noch Jahrzehnte später deutlich zu spüren sein.

Niemand war von dem Krieg verschont geblieben. Im Holocaust hatte das Dritte Reich zehn Millionen Menschen in Konzentrationslagern getötet, sechs Millionen Juden und vier Millionen Angehörige anderer Volksgruppen. Es war zu einer millionenfachen Entwurzelung in Form von Emigration, kriegsbedingter Flucht und Vertreibung ganzer Bevölkerungsgruppen gekommen. Alle Kriegsteilnehmer hatten immer neuartigere Waffen eingesetzt – zuletzt die noch von den Deutschen mitentwickelte Atombombe, die amerikanische Bomber auf Hiroshima und Nagasaki fallen ließen.

Die Sowjetunion gab in den folgenden Jahren über eine Million Kriegsgefangene frei, aber es dauerte bis 1955, ehe die letzten Zehntausend nach Deutschland heimkehrten. Sie fanden ein Land vor, das von vier Besatzungsmächten kontrolliert wurde: der Sowjetunion, den USA, Großbritannien und Frankreich. Und die Städte glichen noch immer Trümmerlandschaften, weil der Wiederaufbau nur mühsam vorankam.

Bei den Supermächten Sowjetunion und USA hatte das Kriegsende nicht gerade zu einem Ende globaler Machtansprüche oder einem Nachlassen ideologischer Zwangsvorstellungen geführt. Für beide war der jeweils andere des Teufels, und so polarisierten sich die weltanschaulichen Gegensätze und Machtinteressen im so genannten Kalten Krieg, der sich rasch auch auf den Weltraum ausdehnte. Der Weltraum war das neue Grenzland, in dem zunächst wenigstens symbolisch eine neue Vormachtstellung errungen werden konnte. Gleichzeitig war er der Inbegriff grenzenloser Freiheit, weil er noch völlig unerschlossen von Machtinteressen war.

Aber das sollte sich nun ändern. Am 4. Oktober 1957 begann mit dem Start von »Sputnik I« das Raumfahrtzeitalter, und die »Russen« hatten die Nase vorn. »Sputnik I« war der erste künstliche Erdsatellit. Zwei Jahre später, am 13. September 1959, war »Lunik II« der erste künstliche Flugkörper, der gezielt auf der Mondoberfläche aufschlug. Und am 12. April 1961 sollte mit dem ersten bemannten Raumflug von Juri Gagarin die Sowjetunion endgültig zur führenden Raumfahrtnation werden.

In dieser Situation, mitten im Kalten Krieg, suchte die USA nach einem Gebiet der Raumfahrt, auf dem sie ihren Konkurrenten schlagen konnten. Bereits im Juli 1960 hatte in Washington eine Konferenz stattgefunden, auf der die NASA und verschiedene Industriebetriebe einen Langzeitplan für die Weltraumfahrt erarbeiteten. Geplant war eine bemannte Mondumrundung – von einer Landung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede. Sie verabschiedeten ein Projekt, das den Namen Apollo trug – nach dem Gott der griechisch-römischen Mythologie, der als treffsicherer Bogenschütze galt.

Was blieb den USA jetzt, nach Gagarins erfolgreicher Erdumkreisung, noch übrig, um den »Russen« ihre Führungsposition in der Raumfahrt spektakulär wieder abzujagen? Nur die Landung auf dem Mond. Am 25. Mai 1961, eineinhalb Monate nach dem großen Erfolg der Sowjetunion, hielt der neue US-Präsident John F. Kennedy vor dem amerikanischen Kongress eine berühmte Rede, in der er eine Vision formulierte: »Ich glaube, dass diese Nation sich dem Ziel verschreiben sollte, noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen und ihn sicher zur Erde zurückbringen zu lassen. Kein einziges Weltraumprojekt wird die Menschheit in dieser Zeit mehr beeindrucken und wichtiger für die Erforschung des entfernteren Weltraums sein; und keines wird so schwierig zu erreichen sein und so kostspielig werden.«

Nicht einmal vier Monate später lag an den Kiosken in Deutschland das erste PERRY RHODAN-Heft aus. Es handelte von vier entschlossenen Männern, die diese Vision leben und 1971 von Nevada Fields ins neue Grenzland aufbrechen – und die auf dem Mond in den Besitz einer fortgeschrittenen Technologie gelangen, die es ihnen ermöglicht, der Welt als »Dritte Macht« endlich den lange ersehnten Frieden zu bringen.