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Doris Nauer

Spiritual Care statt Seelsorge?

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Buch ist den MitarbeiterInnen der Bibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) gewidmet. Ihre freundliche, hilfsbereite, verlässliche und fachkundige Unterstützung ist außergewöhnlich!

1. Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-028905-5

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-028906-2

epub:    ISBN 978-3-17-028907-9

mobi:    ISBN 978-3-17-028908-6

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Inhaltsverzeichnis

 

  1.  
  2. Teil 1
    Thematischer Einstieg
  3.  
  4. 1. Spiritual Care auf (inter)nationalem Vormarsch
  5. 2. Inhalt und Zielsetzung dieses Buches
  6. 3. Anvisierte LeserInnen
  7. 4. Widerstreitende Verständnisse von Spiritual Care
  8.  
  9. Teil 2
    Entstehungs- und Expansionsgeschichte von Spiritual Care
  10.  
  11. 1. Wurzelgrund Hospizbewegung
  12. 2. Wachstumsbeschleuniger ‚Palliative Care‘
  13. 3. Wachstumsbeschleuniger ‚Palliativmedizin‘
  14. 4. Zaghafte Expansionsbestrebungen in die Gesamtmedizin
  15. 5. Überraschende Expansion in die christliche Seelsorge
  16. 6. Komplexes Ursachenbündel
  17.  
  18. Teil 3
    Theorie- und Praxisdesign von Spiritual Care
  19.  
  20. Welches Verständnis von Spiritual Care?
  21. 1. Spiritual Care im Kontext von Palliative Care/Palliativmedizin
  22. Menschenbild?
  23. 2. Anthropologische Fundierung
  24. Ausgangsbasis?
  25. 3. Das zugrundeliegende Spiritualitätsverständnis
  26. Wer, für wen, mit wem, wo?
  27. 4. Für- und Miteinander statt Neben- und Gegeneinander
  28. Worum geht es eigentlich?
  29. 5. Inhalte und Zielsetzungen von Spiritual Care
  30. Wie methodisch vorzugehen ist?
  31. 6. Spirituelles Assessment
  32. Welche Fähigkeiten es für Spiritual Care braucht?
  33. 7. Kompetenzprofil
  34. Was konkret zu tun ist?
  35. 8. Alltagspraxis
  36. Welche Rolle SeelsorgerInnen zugedacht ist?
  37. 9. Der Beitrag professioneller christlicher SeelsorgerInnen
  38.  
  39. Teil 4
    Kritische Anfragen an Spiritual Care
  40.  
  41. 1. Verengter oder zu weiter Spiritualitätsbegriff?
  42. 2. Neutralitäts-Vorteil?
  43. 3. Anthropologisches Defizit?
  44. 4. Instrumentalisierung von Spiritualität als Behandlungsstrategie?
  45. 5. Spirituelles Assessment?
  46. 6. Spirituelle Kompetenz?
  47. 7. Unzulässige Systemvermischung?
  48. 8. Beitrag zum gesellschaftlich erwünschten normierten Sterben?
  49. 9. Sinn-Fixierung?
  50. 10. Staatlicher Versorgungsauftrag für Mitmenschlichkeit?
  51. 11. Humanisierungspotential für das Gesundheitswesen?
  52. 12. Instrumentalisierung für institutionelle Eigeninteressen?
  53. 13. Berufspolitische Monopolisierungstendenzen?
  54. 14. Unbezahlbarer Luxus und Implementierungsprobleme?
  55. 15. Begriffliche Unschärfe und Verwirrung?
  56. 16. Falsche Grundannahmen?
  57.  
  58. Teil 5
    Verhältnisbestimmung Spiritual Care – Seelsorge
  59.  
  60. 1. Identifizierung von (In)Kompatibilitäten
  61. 2. Inhaltliche und alltagspraktische Gemeinsamkeiten
  62. 3. Inhaltliche und alltagspraktische Differenzen
  63. 4. Strukturelle Gemeinsamkeiten
  64. 5. Strukturelle Differenzen
  65. 6. Eine für alle Beteiligten verbindliche Verhältnisbestimmung?!
  66.  
  67. Teil 6
    Spiritual Care: Eine ernstzunehmende Herausforderung
  68.  
  69. 1. Für alle MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens
    Plädoyer für (spirituellen) Enthusiasmus und Realismus!
  70. 2. Für professionelle christliche (Krankenhaus)SeelsorgerInnen
    Plädoyer wider eine Selbstabschaffung christlicher Seelsorge!
  71. 3. Für die christliche Seelsorgelehre
    Plädoyer für ein zeitgemäßes Seelsorgekonzept!
  72. 4. Für die christlichen Kirchen
    Plädoyer für ein prinzipielles Bekenntnis zur Kategorialseelsorge/Spezialseelsorge/Sonderseelsorge!
  73. 5. Für sozialcaritative Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft (Caritas, Diakonie, Verbände, Orden, Stiftungen etc.)
    Plädoyer für (mehr) Wagemut und Kreativität!
  74.  
  75. Teil 7
    Thematischer Ausstieg
  76.  
  77. 1. Zusammenfassende persönliche Schlussthesen
  78. 2. Literaturliste

Teil 1

Thematischer Einstieg

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1.         Spiritual Care auf (inter)nationalem Vormarsch

Im Jahr 2013 stellte Eberhard Hauschildt lapidar fest: „Ein neuer Begriff ist da. Der Begriff ‚Spiritual Care‘ hat Karriere gemacht.“1 Eine wahrhaft erstaunliche Karriere, denn noch Anfang 2000 war die spätmodern anmutende Wortkombination zumindest in Deutschland weitgehend unbekannt. In der ersten Auflage meines Seelsorgelehrbuches habe ich daher im Jahr 2007 noch relativ oberflächlich auf das Phänomen ‚Spiritual Care‘ hingewiesen und im Blick auf damalige Entwicklungstendenzen dafür plädiert, die Ausbreitung von Spiritual Care sowohl aus inhaltlichen als auch aus strategischen Gründen eher mit Sorge als mit Euphorie in den Blick zu nehmen.2 Dass meine damalige Besorgnis inzwischen auch von anderen geteilt wird, lässt sich z.B. in einem bemerkenswerten Aufsatz nachlesen, den der evangelische Theologe Frank Mathwig im Jahr 2014 zu Spiritual Care verfasst hat. Ohne große Umschweife startet er seine Überlegungen mit folgender Kapitelüberschrift: „Sorgenvoll – Zur Karriere eines Begriffs.“3

Wie aber lässt sich die offensichtliche Begriffs-Karriere erklären? Wo kommt der Begriff überhaupt her, und wie fand er seinen Weg nach Deutschland?

Die Herkunft ist nicht schwer zu erraten, denn das englischsprachige Begriffspaar entstammt natürlich dem angloamerikanischen Sprachraum.4 Seine Beheimatung liegt in England/Nordamerika/Kanada, wo es sich bereits vor mehr als 25 Jahren im Gesundheitswesen als Fachterminus etablieren und sich nahezu weltweit verbreiten konnte.5 Im Vormarsch auf Europa wurde jedoch nicht zuerst Deutschland, sondern zunächst die Niederlande fast flächendeckend überrollt. Dies erstaunt nicht wirklich, denn kirchenpolitische Entwicklungen in den Niederlanden wirken sich bereits seit Jahrzehnten unmittelbar auf Deutschland aus. So waren es zunächst die Niederländer, die sich in den 60iger Jahren des 20. Jhdts. nach Nordamerika aufmachten, um sich dort mit einem neuartigen Seelsorgeverständnis vertraut zu machen. Deutsche, zunächst evangelische Theologen zogen nach und in der Folge erblühte die sogenannte ‚Seelsorgebewegung‘ der 70iger und 80iger Jahre, die in deutschsprachigen Ländern nicht nur einen konfessionsübergreifenden Paradigmenwechsel im Seelsorgeverständnis, sondern auch einen Modernisierungs- und Professionalisierungsschub christlicher Seelsorge auslösen sollte. Eine ähnliche Dynamik lässt sich gegenwärtig im Blick auf Spiritual Care feststellen. Ausgehend von den angloamerikanischen Ländern breitet sich Spiritual Care v.a. über die Niederlande kontinuierlich in Europa aus.6 Während man in den Niederlanden die Begriffskombination ‚ Spiritual Care‘ von Anfang an in die holländische Sprache übersetzte (‚Geestelijke Verzorging‘), blieb man in Deutschland beim englischsprachigen Ausdruck. Dies dürfte nicht nur daran gelegen haben, dass gerade in Deutschland Anglizismen als besonders fortschrittlich gelten, weshalb in nahezu allen Arbeits- und Lebensbereichen deutsche Wörter verdrängt werden, sondern auch daran, dass bisher keine wirklich adäquate Übersetzung gefunden werden konnte, wie Eckhard Frick, einer der bekanntesten Befürworter von Spiritual Care im deutschsprachigen Raum, konstatiert.7

2.         Inhalt und Zielsetzung dieses Buches

Weil das Phänomen ‚Spiritual Care‘ in deutschsprachigen Ländern noch recht neu ist, gibt es bisher kaum Monographien, die sich aus theologischer Perspektive der Thematik annehmen.8 Während in der Schweiz und in Österreich seit kurzem einige Sammelbände9 publiziert wurden, in denen die Thematik Seelsorge, Spiritualität, Spiritual Care und Palliative Care noch recht unsystematisch umkreist wird, und seit 2014 eine sehr lesenswerte Aufsatzsammlung von Birgit und Andreas Heller vorliegt, die von einer stärkeren inhaltlichen Fokussierung zeugt,10 ist Deutschland Anfang 2015 diesbezüglich noch ein Brachland. Zwar haben sich zunächst auf evangelischer, inzwischen aber auch auf katholischer Seite TheologInnen konstruktiv-kritisch in die (inter)nationale Diskussion eingeschaltet,11 eine systematische Darstellung und Auseinandersetzung mit Spiritual Care steht jedoch noch aus.

In vorliegendem Buch wird nicht der Versuch unternommen, ein neues Konzept von Spiritual Care zu erarbeiten! Mein Anliegen ist es, bereits bestehende Konzeptbausteine prominenter ProtagonistInnen von Spiritual Care unter Berücksichtigung der historischen Entstehungsgeschichte auf möglichst systematische Art und Weise zusammenzutragen, damit LeserInnen einen Einblick in die zentralen Konturen von Spiritual Care erhalten. Obgleich dies nur unter Berücksichtigung der englischsprachigen Literatur möglich ist, soll der Fokus dennoch auf Ansätzen aus dem deutschsprachigen Raum liegen. Eine Vorgehensweise, die mir legitim erscheint, da nicht nur die sozialpolitischen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens, sondern auch das Verständnis und die strukturelle Integration von (Krankenhaus)Seelsorge gerade im amerikanisch-kanadischen und niederländischen Kontext eklatante Unterschiede zur deutschen Situation aufweist. Um die Konzeptkonturen von Spiritual Care herausarbeiten zu können, wird deshalb v.a. auf ProtagonistInnen von Spiritual Care im Umkreis des Münchner Lehrstuhls für Spiritual Care (Eckhard Frick, Traugott Roser, Gian D. Borasio, Margit Gratz, Thomas Hagen…) und auf ProtagonistInnen, die über ihr Engagement in Seelsorge und Sterbebegleitung ihren Weg zu Spiritual Care gefunden haben (Monika Renz, Monika Müller, Erhard Weiher…), zurückgegriffen. Manchmal ist es zudem nötig, auch ProtagonistInnen aus dem englischsprachigen Raum (Cicley Saunders, Christina Puchalski, Sheila Cassidy, Wilfred McSherry, Steve Nolan, Daniel Sumasy, Michael Wright, Bruce Rumbold…) sowie ProtagonistInnen aus dem niederländischen Raum (Wim Smeets, Carlo Leget, Anne Vandenhoek…) einzubeziehen, da diese gegenwärtig großen Einfluss auf die deutsche Diskussion haben.

In diesem Buch wird darauf abgezielt, es nicht bei einer Darstellung von Spiritual Care zu belassen, sondern LeserInnen eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung zu ermöglichen, weshalb Anfragen geballt zusammengetragen werden. Da Eckhard Frick in Spiritual Care ein theologisch qualifiziertes ‚Zeichen der Zeit‘12 vermutet, laufen KritikerInnen zwar Gefahr, (vor)schnell als unzeitgemäß, rückwärtsgewandt, reaktionär-konservativ und fortschrittsresistent eingestuft zu werden. Dieser Gefahr gilt es sich aber auszusetzen, denn nur wer die Einwände kennt, kann sich m.E. ein fundiertes eigenes Urteil pro oder contra Spiritual Care bilden.

Für Traugott Roser signalisiert das Begriffspaar ‚Spiritual Care‘ Innovation, d.h. es steht für etwas ganz Neues und Zukunftsweisendes, das starke Auswirkungen auf die professionelle und ehrenamtliche christliche Seelsorge haben wird.13. Inzwischen wird bereits darüber diskutiert, ob Spiritual Care nur inhaltliche Veränderungen und strukturelle Neupositionierungen der (Krankenhaus)Seelsorge bewirken wird, oder ob Spiritual Care sogar eine prinzipielle Infragestellung der Zukunftsfähigkeit kirchlicher Seelsorge insgesamt bedeutet. In einem zweiten Schritt soll daher die Verhältnisbestimmung von Spiritual Care und Seelsorge ausdrücklich in den Blick genommen werden. Nachdem sowohl inhaltliche als auch strukturelle Kompatibilitäten und Inkompatibilitäten herausgearbeitet worden sind, soll über eine für alle Beteiligten sinnvolle Verhältnisbestimmung nachgedacht werden.

Spiritual Care ist tatsächlich etwas Neues, das eine ernstzunehmende Herausforderung nicht nur für alle MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens und für die darin tätigen (Krankenhaus)SeelsorgerInnen darstellt. Spiritual Care fordert nämlich sowohl christliche Kirchen insgesamt als auch sozialcaritative Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft (Diakonie/Caritas/Orden/Stiftungen etc.) dazu heraus, Stellung zu beziehen. Der Identifizierung der komplexen Herausforderungen ist deshalb ein eigenes Kapitel gewidmet.

Welche Position die Verfasserin dieses Buches zu Spiritual Care einnimmt, soll im letzten Kapitel unter der Überschrift Zusammenfassende persönliche Schlussthesen deutlich werden.

3.         Anvisierte LeserInnen

Für wen ist dieses Buch geschrieben? Für wen könnte es interessant sein?

Images Für alle MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens, die mehr über Spiritual Care erfahren wollen und vielleicht sogar darüber nachdenken, sich aktiv in Spiritual Care zu engagieren.

Images Für Leitungspersonen sowohl im stationären als auch im ambulanten Palliativ-Sektor, um Entscheidungen über Spiritual Care treffen zu können.

Images Für professionelle Krankenhaus-, Altenheim- und HospizseelsorgerInnen sowie SeelsorgerInnen aller christlichen Konfessionen, die im Gesundheitssystem – v.a. im Palliativkontext – haupt- und ehrenamtlich aktiv sind oder sich über Spiritual Care informieren wollen.

Images Für katholische und evangelische Arbeitsgemeinschaften/Konvente von SeelsorgerInnen, um sich im Blick auf Spiritual Care gemeinsam positionieren zu können.

Images Für Seelsorgeinstitute und Pastoralpsychologische Ausbildungsstätten, wo auch Aus-, Fort- und Weiterbildungen konzipiert werden.

Images Für kirchliche Dienstvorgesetzte, die für inhaltliche Konzepte und Personalfragen Verantwortung tragen.

Images Für kirchenpolitische Gremien auf lokaler und nationaler (DBK/EKD) Ebene, wo strategische Entscheidungen gefällt werden.

Images Für alle Interessierten, die mehr über Spiritual Care erfahren wollen.

4.         Widerstreitende Verständnisse von Spiritual Care

Interessanter Weise reden nicht alle automatisch über das Gleiche, wenn Spiritual Care zum Thema wird. Es kann vorkommen, dass ‚ Spiritual Care‘ mit der ähnlich klingenden Begriffskombination ‚ Palliative Care‘ verwechselt wird. Den meisten ist jedoch inzwischen klar, dass es sich bei Spiritual Care um einen Fachterminus handelt, der bisher hauptsächlich im Kontext Gesundheitswesen, genauer in ambulanten und stationären palliativen Einrichtungen, Altenheimen und Krankenhäusern angesiedelt ist, weshalb gerade die Kategoriale Seelsorge/Spezialseelsorge – und hier besonders die Krankenhaus-, Hospiz und Altenheimseelsorge – herausgefordert ist, Stellung zu beziehen. Worum aber geht es eigentlich bei Spiritual Care? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil tatsächlich Unterschiedliches, Widersprüchliches, aber auch einander Ergänzendes damit assoziiert werden kann. Folgende Zusammenstellung soll dies verdeutlichen und neugierig auf die daran anschließenden Ausführungen machen:

Images Ist Spiritual Care eine, wie Eckhard Frick betont, ausdrücklich in Analogie zum Begriff Palliative Care ins Leben gerufene Wortkombination?14 Soll die Ähnlichkeit der Begriffsformulierung vor Augen führen, dass es sich bei Spiritual Care um eine unerlässliche Dimension15, oder anders formuliert um einen notwendigen Teilbereich16, einen selbstverständlichen17, integralen18 bzw. integrierten19 Bestandteil oder um ein wesentliches Merkmal20 von Palliative Care handelt?

 

Images Ist Spiritual Care demnach analog zu Palliative Care21 ein theoretisches Konzept22, das als Konzeptbestandteil23 des ganzheitlichen multiprofessionellen Behandlungskonzeptes Palliative Care zu verstehen ist? Ist also Traugott Roser zuzustimmen, der Spiritual Care ausdrücklich als eine multiprofessionell vereinbarte (Be)Handlungsstrategie ausweist?24

 

Images Steht Spiritual Care für eine bestimmte Art und Weise professioneller Sterbebegleitung?25 Hat Spiritual Care somit seinen Sitz im Leben ausschließlich dort, wo schwerkranke, sterbende und trauernde Menschen sowohl stationär als auch ambulant betreut werden? Ist der Tod sozusagen die situative Rahmenbedingung für Spiritual Care?26

 

Images Oder umschreibt Spiritual Care weniger ein ausgefeiltes Konzept, als vielmehr eine innere (ethische) Haltung, die alle im Gesundheitswesen Engagierten, besonders aber diejenigen, die in der Palliativversorgung haupt- und ehrenamtlich aktiv sind, auszeichnen sollte?27

 

Images Alternativ hierzu lässt sich Spiritual Care auch als eine ganz konkrete spirituell qualifizierte Alltagspraxis begreifen.28 Spiritual Care, die Tätigkeit der spirituellen Begleitung von PatientInnen und deren Bezugspersonen, die im Palliativkontext als annehmbares oder ablehnbares Angebot auf der Basis einer spirituellen Anamnese zu gewährleisten ist? Setzen daher ProtagonistInnen von Spiritual Care ‚Spiritual Care‘ und ‚Spirituelle Begleitung‘ zu Recht in eins?29 Bedeuten dann aber Wortschöpfungen wie ‚Spirituelle Betreuung‘30, ‚Religiös-Spirituelle Begleitung‘31 und ‚Geistliche Begleitung‘32 das gleiche wie Spirituelle Begleitung und Spiritual Care?

 

Images Dient die Wortkombination Spiritual Care vielleicht doch weniger zur Beschreibung individuellen (Begleitungs)Handelns, als vielmehr dazu, die Existenz einer neuen transdisziplinären Querschnittsaufgabe für alle Gesundheitsberufe in Worte fassen zu können? Eckhard Frick zumindest definiert: „Spiritual Care ist die gemeinsame Verantwortung der Gesundheitsberufe… für die spirituelle Dimension der Gesundheit.“33 Ist Spiritual Care also eine Art Signalwort dafür, dass alle im Gesundheitswesen Engagierten für die gemeinsam anzugehende Aufgabe sensibilisiert werden sollen, die spirituelle Dimension menschlicher Existenz wahr- und ernstzunehmen?

 

Images Benennt die Wortneuschöpfung Spiritual Care tatsächlich „die gemeinsame Verantwortung aller Gesundheitsberufe für spirituelle Nöte, Krisen und Bedürfnisse kranker Menschen“34, dann lässt sich Spiritual Care gemäß Eckhard Frick als eine Art ‚Weltliche Seelsorge‘ oder ‚Ärztliche Seelsorge‘ begreifen. Liegt das Besondere dieser Art von Seelsorge dann darin, dass im Unterschied zur ‚Kirchlichen Seelsorge‘ auf spirituelle Bedürfnisse jeglicher Art – unabhängig von religiöser oder konfessioneller Bindung – eingegangen wird?35

 

Images Ist Spiritual Care somit auch eine neue Berufsbezeichnung für all diejenigen, die sich im Gesundheitswesen für Spiritual Care zuständig sehen oder für die konkrete spirituelle Begleitung als zuständig ernannt werden? Werden oder sollten sich Spiritual Care Givers/Spirituelle BegleiterInnen dementsprechend in einer Art professionsübergreifendem Berufsverband organisieren und sich verbindliche Berufs-Leitlinien erarbeiten?36

 

Images Steht Spiritual Care analog zu Palliative Care ebenso wie in anderen Ländern für ein Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzept, das nicht nur allen im Gesundheitssystem tätigen Hauptamtlichen, sondern auch allen ehrenamtlich Engagierten offensteht? Werden deutschlandweit Spiritual-Care-Module unterschiedlichster Art, die miteinander in Konkurrenz stehen, angeboten werden? Wird dies dazu führen, dass aus allen Berufen des Gesundheitswesens Spirituelle BgeleiterInnen (zusatz)qualifiziert werden? Werden auch evangelische Landeskirchen und katholische (Erz)Bistümer, angeregt durch derartige Strategien, in Zeiten personeller und finanzieller Ressourcenknappheit dazu neigen, nicht nur eigene (kostengünstige) Ausbildungskonzepte für Spirituelle BegleiterInnen zu entwickeln, sondern auch dazu, mehr oder minder qualifizierte ‚Seelsorgliche BegleiterInnen‘ hochqualifizierten und deshalb kostenintensiven professionellen kirchlichen SeelsorgerInnen vorzuziehen?

 

Images Ist Spiritual Care auch in Deutschland bereits das neue und weitaus attraktivere Wort für das, was man bisher Kirchliche (Krankenhaus)Seelsorge nannte? Können oder sollten beide Begriffe synonym verwendet werden? Obgleich z.B. Traugott Roser nicht ausdrücklich dafür plädiert, legen einige seiner Publikationen diese Schlussfolgerung bereits im Titel nahe.37 Eckhard Frick, der inzwischen ausdrücklich hervorhebt, dass Spiritual Care „kein neumodischer Name für Krankenhausseelsorge“38 ist, weshalb beide Begriffe nicht gleichgesetzt werden dürfen, gesteht dennoch ein: „Im deutschsprachigen Sprachraum wird ‚Spiritual Care‘ vielfach noch als Übersetzung von kirchlicher Seelsorge verstanden…“39. Während Frick davon ausgeht, dass sich die unzulässige Ineinssetzung beider Begriffe bereits historisch überholt hat, kommen Birgit und Andreas Heller aufgrund ihrer Feldexpertise im deutschsprachigen katholischen Raum zum Ergebnis, dass Spiritual Care in weiten (v.a. kirchlichen) Kreisen immer häufiger als Etikett für die traditionelle Seelsorge dient.40 Eine Sichtweise, die auch Eberhard Hauschildt als evangelischer Theologe teilt. Er geht davon aus, dass gegenwärtig beide Begriffe vor Ort „geradezu als austauschbare Begriffe verwendet werden.“41

 

Images Ist Spiritual Care nicht nur ein auf den ersten Blick moderner anmutendes Wort für Seelsorge, sondern vielleicht sogar ein neuartiges Seelsorgekonzept, das bisherige Konzepte paradigmatisch ablöst? Steht Spiritual Care demnach für ein radikal verändertes Grundverständnis von Seelsorge? Ein Verständnis, das gemäß Traugott Roser zwar anschlussfähig an die moderne Seelsorgetheorie ist, sich zugleich aber v.a. durch seine (in gegenwärtigen Seelsorgekonzeptionen anscheinend nicht vorfindbare) Pluralismusfähigkeit ausweist?42

 

Images Eine andere Sichtweise ist die, dass Seelsorge als ein Teil bzw. eine mögliche Ausgestaltungsform von Spiritual Care zu verstehen ist. Seelsorge bleibt Seelsorge, übernimmt aber Aufgaben im stationären und ambulanten Versorgungsauftrag von Palliative Care. In der ‚Sektion Seelsorge‘ der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. wird deshalb hervorgehoben, dass kirchliche Seelsorge einen wesentlichen Teil der spirituellen Begleitung zu übernehmen hat.43 Ist also Manfred Belok, Urs Länzlinger, Hanspeter Schmitt und Traugott Roser zuzustimmen, die unter dem Dach des religions- und konfessionsneutralen Spiritual Care entweder ein explizit ‚christlich akzentuiertes Spiritual Care‘44 oder einen ausdrücklich ‚christlich konnotierten Begriff von spiritual care‘45 ausmachen?

 

Images Ist Spiritual Care einfach nur eine Art Dachbegriff für das seelsorgliche Engagement unterschiedlichster Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens? Signalisiert die Wortneuschöpfung Spiritual Care, dass auch in deutschsprachigen Ländern (jetzt) gesellschafts-, und sozialpolitisch erwünscht ist, dass nicht nur alle öffentlich anerkannten Religions- und christlichen Konfessionsgemeinschaften, sondern auch öffentlich akzeptierte Weltanschauungsgemeinschaften wie z.B. Humanistische Verbände ähnlich wie in den Niederlanden als gleichwertig und gleich wichtig erachtet werden, weshalb sie alle das gleiche Zugangsrecht zum Gesundheitssystem zugestanden bekommen sollen?

 

Images Oder ist Spiritual Care primär als ein systemischer Begriff zu betrachten, mit dessen Hilfe sowohl kirchliche als auch nicht kirchliche Seelsorge als integraler Bestandteil des Dienstleistungsspektrums strukturell voll und ganz in das System Krankenhaus, Hospiz oder Altenheim integriert werden soll?46 Könnte Spiritual Care dann vielleicht sogar, wie die evangelischen Theologen Ulrich Körtner und Traugott Roser andenken, als Bezeichnung für eine neu zu schaffende Vierte Säule im Gesundheitssystem stehen, die die bisherigen drei Säulen (Medizin, Pflege, Verwaltung) sinnvoll ergänzt47 Wäre Spiritual Care dann so etwas wie ein Etikett für die psychosoziale Begleitung (Psychotherapie, Sozialarbeit, Pädagogik, Seelsorge etc.)? Interessanter Weise wird die Thematik Spiritual Care/Seelsorge in bekannten Lehrbüchern bereits unter der Rubrik ‚Psychosoziale Begleitung‘ abgehandelt!48

 

Images Vielleicht ist Spiritual Care aber auch die Bezeichnung für ein neuartiges gesundheitswissenschaftliches Modell?49 Ist Spiritual Care so etwas wie ein gesundheitspolitischer Oberbegriff50, der ein paradigmatisches Umdenken im gesamten Gesundheitswesen markiert? Eckhard Frick zumindest bezeichnet Spiritual Care als einen Interdiskurs51 genauer gesagt als eine interdisziplinäre Redeform bezüglich der Grenze des Wiss- und Machbaren im medizinisch-therapeutischen Raum. Spiritual Care – ein neuer Blick auf das gesamte Gesundheitssystem?

 

Images Eckhard Frick ist es zudem zu verdanken, dass Spiritual Care eine noch ganz andere Bedeutungsvariante aufweist: Als Mediziner erkennt er in Spiritual Care eine neue ärztliche Disziplin, ein vollkommen neuartiges akademisches Fachgebiet innerhalb der Humanmedizin.52 Spiritual Care – ein in das Medizinsystem integrierter Lehr- und Forschungsbereich, weshalb primär MedizinerInnen die inhaltlichen Richtlinien festlegen, Ausbildungskonzepte entwickeln und dementsprechend das Sagen haben (sollten)?

 

Images Eine völlig andere Bedeutungsvariante von Spiritual Care offerieren Birgit und Andreas Heller im Anschluss an den Ansatz von Allan Kellehear, einem gegenwärtig in London lehrenden Professor für Community Health. In Abgrenzung der gegenwärtig dominanten klinisch fixierten Ausrichtung von Spiritual Care plädierten sie dafür, Spiritual nicht primär als defizitorientierte Service-Leistung professioneller Berufsgruppen für spirituell bedürftige Mit-Menschen zu begreifen, sondern als einen kommunalen Auftrag, der im Sinne einer Um-Sorge nicht nur an alle Mitglieder der Gesellschaft, sondern auch an die eigenen sozialen Bezugspersonen ergeht.53 Für Kellehear steht deshalb fest: „Interpretiert im Horizont von Public Health ist Spiritual Care Selbstsorge, für die jeder Mensch verantwortlich ist.“54 Spiritual Care – also nicht in erster Linie verstanden als institutionell beauftragtes und bezahltes ‚Spirituelles (Ver)Sorgen‘, sondern einerseits als ‚Community Care‘ und andererseits als unerlässliche ‚Spirituelle Selbst-Sorge‘, der sich nicht nur kranke und sterbende Menschen, belastete und trauernde Angehörige, sondern auch alle Mitarbeitenden zu stellen haben?

1     HAUSCHILDT, E. (2013): ‚Spiritual Care‘ – eine Herausforderung für die Seelsorge?, 83.

2     Vgl. NAUER, D. (2007): Seelsorge. Sorge um die Seele, 63-67.

3     Vgl. MATHWIG, F. (2014): Worum sorgt sich Spiritual Care?, 23.

4     Einer der ersten Belege für die Verwendung des Begriffs findet sich in einem Aufsatz eines Jesuiten, der bereits im Jahr 1951 (!) darauf hinwies, dass in der Pflege das Eingehen auf die spirituelle Dimension des kranken Menschen unerlässlich sei. Vgl. FitzGIBBON, G. (1951): The matter of spiritual care of patients.

5     Vgl. BAWEL WEBER, S. (2009): Erfahrungen mit Spiritual Care in Deutschland und den USA.

6     Vgl. KLESSMANN, M. (2014): Im Strom der Zeit, 14.

7     Vgl. FRICK, E. (2009): Spiritual Care in der Psychosomatischen Anthropologie, 106.

8     Das 2007 erschienene vielzitierte Buch Traugott Rosers führt zwar den Terminus ‚Spiritual Care‘ im Titel, ist aber im Kern ein Buch über Krankenhausseelsorge. ROSER, T. (2007): Spiritual Care. Ein 2009 publizierter Sammelband von Eckhard Frick und Traugott Roser führt zwar nicht der Terminus ‚Spiritual Care‘ im Buchtitel, faktisch aber handelt es sich um Aufsätze, die mehr oder minder um Spiritual Care kreisen. Vgl. FRICK/ROSER (2009): Spiritualität und Medizin.

9     Vgl. NOTH, I./ C. KOHLI REICHENBACH (2014): Palliative und Spiritual Care; SCHAUPP, W. u.a. (2014): Gesundheitssorge und Spiritualität im Krankenhaus; BELOK, M. u.a. (2012): Seelsorge in Palliative Care.

10  Vgl. HELLER, B./ A. HELLER (2014): Spiritualität und Spiritual Care.

11  Besonders hinweisen möchte ich auf folgende TheologInnen, die mit Ihren Beiträgen die Diskussion konfessionsübergreifend angefacht haben: Isolde Karle, Eberhard Hauschildt, Michael Utsch, Ulrich Körtner, Michael Klessmann, Uwe Weiß, Birgit und Andreas Heller, Christoph Morgenthaler, Martina Holder-Franz, Urs Winter-Pfändler, Urs Länzlinger, Frank Mathwig, Stefan Dinges, Hans Rusmann, Markus Zimmermann-Acklin, Stefan Dinges, Ralph Charbonnier.

12  Vgl. FRICK, E. (2014): Spiritual Care – ein Zeichen der Zeit?

13  Vgl. ROSER, T. (2009): Innovation Spiritual Care.

14  Vgl. FRICK, E. (2011): Spiritual Care in der Humanmedizin, 416.

15  Vgl. PUCHALSKI, C. et al. (2009): Improving the Quality of Spiritual Care as a Dimension of Palliative Care.

16  Vgl. SCHOCKENHOFF, E. (2007): Geleitwort, 11; ROSER, T./ M. GRATZ (2011): Spiritualität in der Sterbebegleitung, 57.

17  Vgl. BAUMGARTNER, I. (2009): Ambulante Palliativversorgung und Seelsorge, 9.

18  Vgl. FRICK, E./ C. BAUSEWEIN (2014): Sterbende begleiten, 425.

19  Vgl. ROSER, T. (2007): Spiritual Care, 244.

20  Vgl. RUSSMANN, H. (2013): Spiritual Care als Herausforderung für das pastorale Handeln der Kirche, 12.

21  Lea Siegmann-Würth klassifiziert Palliative Care als „ein noch junges Konzept in der Behandlung und Betreuung von kranken Menschen.“ SIEGMANN-WÜRTH, L. (2011): Ethik in der Palliative Care, 13.

22  Vgl. FRICK, E. (2014): Spiritual Care – ein Zeichen der Zeit?, 284; JUNG-BORUTTA, C./ T. SITTE (2013): Spiritual Care, 214; WEIß, U. (2014): Der Beitrag der Seelsorge im palliativen Versorgungsteam, 89; KARLE, I. (2010): Perspektiven der Krankenhausseelsorge, 555, SCHAUPP, W. u.a. (2014): Vorwort, 7.

23  Vgl. ROSER, T. (2009): Spiritual Care – neuere Ansätze seelsorglichen Handelns, 85.

24  Vgl. a.a.O., 84.

25  Vgl. PUCHALSKI, C. (2006): The Role of Spiritual Care in the Care of Seriously Ill, Chronically Ill and Dying Patients; ROSER, T. (2010): Anforderungen zur Feldkompetenz in verschiedenen Seelsorge-Bereichen, 14-15; FRICK, E./ T. ROSER (2012): ‚Spiritual Care‘.

26  Vgl. BORASIO, G. D./ T. ROSER (2008): Der Tod als Rahmenbedingung.

27  Vgl. ROSER, T. (2013): Seelsorge und Spiritual Care, 65; HELLER, A. (2014): Christliche Krankenhausseelsorge, 73; FEINENDEGEN, N./ A. SCHAEFFER (2014): Spiritualität, 184.

28  Vgl. HELLER, A. (2014): Die Spiritualität der Hospizbewegung, 202.

29  Vgl. RENZ, M. (2014): Hoffnung und Gnade, 165; WEIHER, E. (2007): Spirituelle Begleitung in der Palliativen Betreuung; ROSER, T./ T. HAGEN, G. D. BORASIO (2010): Seelsorge konkret. Einblicke in die spirituelle Begleitung am Lebensende.

30  Vgl. KERKHOVEN, A. (2012): Bericht über den 12. ENHCC-Konsultation (European Network of Health Care Chaplaincy).

31  Vgl. PALM, L. (2012): Religiös-spirituelle Begleitung (Spiritual Care) und die Erfassung von Spiritual Pain, 75.

32  Vgl. MASCHWITZ, G./ R. MASCHWITZ (2013): Spirituelle Sterbebegleitung, 86.

33  FRICK, E. (2012): Wie arbeitet Spiritual Care?, 68. Vgl. auch: Ders. (2014): Pausen und Noten, 16; Ders. (2014): Spiritual Care. Eine neue Querschnittsaufgabe entsteht.

34  FRICK, E. (2014): Spiritual Care- ein Zeichen der Zeit?, 284.

35  Vgl. HAMETNER, I. (2011): 100 Fragen zu Palliative Care, 77; SEELSORGE IN PALLIATIVE CARE (2009), 20; SCHAUPP, W. u.a. (2014): Vorwort, 7.

36  Zumindest für Andreas Heller steht fest: „Spiritual Care ist kein Beruf.“ HELLER, A. (2014): Christliche Krankenhausseelsorge, 73.

37  Vgl. ROSER, T. (2005): ‚Spiritual Care‘. Seelsorge in der Palliativmedizin; Ders. (2007): Spiritual Care. Ethische, organisationale und spirituelle Aspekte der Krankenhausseelsorge; Ders. (2009): Spiritual Care – neuere Ansätze seelsorglichen Handelns.

38  FRICK, E. (2014): Pausen und Noten, 16; Ders. (2014): Spiritual Care. Eine neue Querschnittsaufgabe entsteht, 56.

39  FRICK, E. (2011): Spiritual Care in der Humanmedizin, 411. Frick hebt 2014 ausdrücklich hervor: „In der Begriffsgeschichte von Spiritual Care beobachten wir zunächst einmal eine synonyme Verwendung mit der Spitalseelsorge. Viele verwenden das heute auch noch so. Wenn beispielsweise ein Kirchliches Krankenhaus erklärt: ‚Bei uns ist Spiritual Care voll vertreten. Wir haben zwei Krankenhausseelsorger‘, dann haben wir einen derartigen Sprachgebrauch.“ FRICK, E. (2014): Spiritual Care. Eine neue Querschnittsaufgabe entsteht, 55.

40  Vgl. HELLER, B./ A. HELLER (2014): Spiritual Care, 27.

41  HAUSCHILDT, E. (2013): ‚Spiritual Care‘, 84.

42  Vgl. ROSER, T. (2007): Spiritual Care, 280; ROSER, T. (2009): Spiritual Care – neuere Ansätze seelsorglichen Handelns, 88. Folgende Aufsatztitulierung Michael Klessmanns könnte auf den ersten Blick ebenfalls suggerieren, dass Spiritual Care moderne Seelsorgekonzeptionen paradigmatisch ablösen wird: KLESSMANN, M. (2014): Im Strom der Zeit… Von der evangelischen über die ökumenische zur interkulturellen Seelsorge und Spiritual Care.

43  Vgl. SPIRITUELLE BEGLEITUNG in der Palliativversorgung (2007). Eine ähnliche Formulierung findet sich im Positionspapier des Diakonischen Werkes der EKD: SEELSORGE IN PALLIATIVE CARE (2009), 20.

44  BELOK, M./ U. LÄNZLINGER, H. SCHMITT(2012): Einleitung, 13.

45  ROSER, T. (2007): Spiritual Care, 281.

46  Vgl. KÖRTNER, U. (2009): Spiritualität, Religion und Kultur, 4.

47  Vgl. ROSER, T. (2009): Vierte Säule im Gesundheitswesen?; KÖRTNER, U. (2009): Spiritualität, Religion und Kultur, 4.

48  Vgl. z.B. KRÄNZLE, S. u.a.(Hg) (2011): Palliative Care, Kapitel 4; HUSEBO, S./ E. KLASCHNIK (2009): Palliativmedizin, Kapitel 5.

49  Vgl. FRICK, E. (2011): Spiritual Care in der Humanmedizin, 412.

50  Vgl. HELLER, B./ A. HELLER (2014): Spiritual Care, 27.

51  Vgl. FRICK, E. (2009): Spiritual care. Ein neues Fachgebiet der Medizin, 153.

52  Vgl. folgenden Publikationstitel: FRICK, E. (2009): Spiritual care. Ein neues Fachgebiet der Medizin.

53  Vgl. HELLER, B./ A. HELLER (2014): Vorwort.

54  Vgl. KELLEHAER, A. (2014): Geleitwort; Ders. (2005): Compassionate Cities. Public health and end-of-life-care.

Teil 2

Entstehungs- und Expansionsgeschichte von Spiritual Care

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1.         Wurzelgrund Hospizbewegung

„Das aktuelle Konzept von Spiritual Care ist weder in den Theologien noch in der Religionswissenschaft entstanden, sondern in den Gesundheitswissenschaften, v.a. in der Palliativmedizin… und Psychoonkologie.“1 Eine These des Mediziners Eckhard Frick, der zwar prinzipiell zuzustimmen, die aber dennoch entscheidend zu modifizieren ist. Obgleich das theologie-verdächtige Wort ‚Spiritual‘ als Leitbegriff fungiert, entstammt Spiritual Care tatsächlich keinem theologischen oder religionswissenschaftlichen Kontext. Dass Spiritual Care jedoch als ein Produkt moderner Medizin zu begreifen ist, wie Frick suggeriert, indem er auf die medizinischen Fachdisziplinen Palliativmedizin und Psychoonkologie verweist, entspricht nur insofern der Realität, als eine der wichtigsten WegbereiterInnen von Spiritual Care nicht nur als Krankenschwester und Sozialarbeiterin, sondern eben auch als Ärztin tätig war.2

Die Rede ist von der Engländerin Cicely Saunders (1918-2005), die als Pionierin der modernen Hospiz- und Palliativbewegung gilt, weshalb Martina Holder-Franz, die sich intensiv mit Saunders beschäftigt hat, kommentiert: „Sie hat in mehr als vier Jahrzehnten einen internationalen Einfluss auf die Entwicklung der palliativen Arbeit ausgeübt. Noch heute inspiriert sie Menschen auf allen Kontinenten und in verschiedenen Kulturen, sich für die verbesserte Pflege und Begleitung von Menschen am Lebensende einzusetzen.“3 Saunders, die sich auf Schmerztherapie spezialisiert hatte, führte im Hospital Neuerungen wie die regelmäßige Abgabe von Schmerzmitteln, das Führen detaillierter Krankengeschichten und die Einbeziehung von Angehörigen/ehrenamtlich Tätigen in die professionelle Begleitung von PatientInnen ein. Ermutigt und finanziell unterstützt durch PatientInnen, die sie in engem persönlichen Kontakt begleitete, fasste sie den Plan, eine spezielle Einrichtung für todkranke Menschen aufzubauen: St. Christopher’s Hospice, dessen Gründung im Jahr 1967 den offiziellen Beginn der Hospizbewegung markiert. Erklärtes Ziel von Saunders war es, Sterbenden einen wortwörtlichen Schutz-Raum zu eröffnen, in dem sie nicht nur auf dem neuesten Stand von Medizin und Pflege versorgt, sondern auch spirituell von hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierten aktiv begleitet mit ihrer Verzweiflung, ihren Fragen, Sorgen, Ängsten und Hoffnungen am Ende ihres Lebens nicht alleingelassen werden. Niemand soll das Gefühl vermittelt bekommen, für Angehörige und Betreuer nur noch eine Last zu sein. Jedem soll die Möglichkeit eröffnet werden, möglichst schmerzfrei seine letzte Lebensphase als geschenkte Lebenszeit in einer mit-menschlichen Atmosphäre bewusst erleben zu dürfen. Aufgabe des Hospiz-Teams und der Angehörigen ist es, den sterbenden Menschen behutsam zu um-sorgen und ihn entgegen damals gesellschaftlich vorherrschenden Tabuisierungs- und Verdrängungstendenzen dazu zu ermutigen, nicht nur über den eigenen Tod sprechen, sondern ihn auch annehmen zu können.

In einem 1979 erschienen Aufsatz schrieb Saunders, dass sich ihr Verständnis von Terminal Care einem ganzheitlichen philosophischen Ansatz verdankt. Alle von ihr favorisierten Theorien und Praxisformen leiten sich aus der Grundüberzeugung ab, dass Menschen am Ende ihres Lebens einen tiefgehenden Schmerz empfinden, der alle Dimensionen ihrer Existenz in Mitleidenschaft zieht. Total Pain umfasst demnach sowohl eine körperliche (physical), psychische (mental), soziale (social) und spirituelle (spirtual) Dimension. Soll der sterbende Mensch in seiner Ganzheit wahr- und ernstgenommen werden, dann gilt es, keine der genannten Dimensionen im Umgang mit ihm zu vernachlässigen.4 Dementsprechend plädierte Saunders für eine Form von Total Care bzw. Rounded Care, wobei sie ausdrücklich darauf hinwies, dass gerade spirituelle Nöte oftmals die tiefste Ursache von Schmerzerfahrungen aller Art sein können. Ob Saunders den Terminus Spiritual Care zur Bezeichnung der spirituellen Begleitung Sterbender bereits in den Anfangszeiten der Hospizbewegung benutzt hat, ist gegenwärtig umstritten. Während für Martina Holder-Franz außer Frage steht, dass Saunders nicht nur ein Spiritual-Care-Konzept entwickelte, sondern sich auch „von Anfang an für den Terminus Spiritual Care entschied“5, weshalb sie ihn zumindest in Gesprächen oftmals benutzte, resümiert der Palliativmediziner Gian D. Borasio: „Ihre Arbeit mit den Patienten war, ohne dass sie es explizit so bezeichnete, im weitesten Sinne Spiritual Care, wie wir es heute nennen.“6 Fakt ist, dass Saunders als weltoffene anglikanische Christin zutiefst christlich inspiriert handelte: „Wer die Biographie von Cicley Saunders (1999) liest, erahnt, dass die Hospizbewegung tiefe religiös-christliche Wurzeln hat. Saunders betrachtete das Hospiz als christliche Institution fernab von missionarischen Absichten. Für sie stellten Achtung vor der Integrität der Sterbenden, empathische Zuwendung und spirituelle Begleitung christliche Werte dar, die auf der Liebe Gottes zum Nächsten basieren.“7 Die Verankerung ihres Care-Konzeptes im christlichen Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe Ethos verlangt entgegen damals vorherrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen keine Ausrichtung an einem gefühlsaufgeladenen, romantischen Liebes-Ideal, das alle Beteiligten unter Druck setzt und/oder überfordert, sondern stellt die Voraussetzung dafür dar, sich allen Sicht- und Glaubensweisen vorbehaltlos zu öffnen, den Blick nicht nur auf leidende Menschen, sondern auch auf un-christliche Umgangsweisen und Strukturen zu lenken, weshalb Martina Holder-Franz folgenden Schluss zieht: „Die christliche Spiritualität, die in der Liebe gründet, führt bei Saunders somit weder in eine Beliebigkeit, noch in einen Fundamentalismus…“8

Mit ihrem Care-Concept war Saunders ihrer Zeit – d.h. sowohl den damaligen medizinischen, als auch den damaligen theologisch-seelsorglichen Standards – weit voraus:

Images Ihr öffentlichkeitswirksames Votum, sterbende Menschen nicht als medizinisch ‚austherapierte Fälle‘ zu betrachten, ihnen nicht unnötige Schmerzen zuzumuten, sie nicht zum Sterben in Abstell- und Badezimmer zu verfrachten und alles, was mit Tod und Sterben zu tun hat, nicht länger zu tabuisieren, war zugleich ein Votum gegen den vorherrschenden Medizinbetrieb der 6oiger Jahre, der trotz aller unbestreitbaren medizinischen Erfolge von vielen Menschen als un-menschlich erlebt wurde.

Images Ihr Votum für Spirituelle Begleitung als integralem Bestandteil christlich inspirierter ganzheitlicher Sterbebegleitung war nicht trotz, sondern gerade wegen ihres persönlichen christlichen Hintergrundes zugleich ein Votum dafür, weder missionarische Zielsetzungen verfolgen, noch die Zugehörigkeit Sterbender und deren Angehörigen zu einer bestimmten Religions-, Konfessions- oder Kirchenzugehörigkeit voraussetzen zu dürfen.

Während sich das Hospiz-Konzept Cicley Saunders sowohl in Europa (v.a. in den skandinavischen Ländern) als auch in Übersee (v.a. in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien) schon Mitte der 70iger Jahre rasch ausbreitete,9 stieß es ausgerechnet in Deutschland bis Anfang der 90iger Jahre auf erbitterten Widerstand. Warum aber war dies der Fall? Zum einen, weil Themen wie Sterben und Tod infolge des Zweiten Weltkrieges gerade in Deutschland oftmals verdrängt wurden. Zum anderen, weil Hospize fälschlicher Weise als Sterbekliniken diffamiert wurden und neugegründete Euthanasiegesellschaften für ein selbstbestimmtes Sterben plädierten, was angesichts der Euthanasie-Verbrechen im Dritten Reich starke Abwehrmechanismen hervorrief: „Noch in den 70iger Jahren sprachen sich die Kirchen dezidiert gegen den Bau von ‚Sterbekliniken‘ aus… Als das Bundesministerium für Jugend, Gesundheit und Familie im Jahr 1978 eine Anfrage nach einer Befürwortung des Baus von Sterbekliniken in Deutschland durchführte, waren die Stellungnahmen der befragten Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Krankenhausgesellschaften und Einzelpersonen ablehnend.“10 Es dauerte daher noch Jahre, bis das erste Hospiz in Aachen seine Arbeit 1986 aufnehmen und noch weitere zehn Jahre, bis ein Gesetz zur Förderung stationärer Hospize erlassen werden konnte.

Seither ist die Hospizbewegung als eine Art Menschenrechtsbewegung „zu einer der bedeutendsten Bürgerbewegungen Deutschlands avanciert.“11 Eine sowohl von ExpertInnen als auch von Laien getragene Bewegung, die nicht nur gesellschaftlich verdrängte Themen auf die öffentliche Tagesordnung setzt, sondern auch BürgerInnen zu ehrenamtlichem Engagement animiert, weshalb Andreas Heller als Charakteristikum hervorhebt: „Diese Hospizlichkeit ist zunächst eben kein Gebäude, sondern eine Haltung von Personen, eine Kultur in den Organisationen der Gesellschaft.“12

Die bisherigen Überlegungen sollten deutlich machen, dass der Wurzelgrund von Spiritual Care bereits in den 60iger Jahren des 20. Jhdts. liegt. Nicht medizinische Fachdisziplinen wie Palliativmedizin oder Psychoonkologie, die zu dieser Zeit überhaupt noch nicht existierten, sondern das Konzept von Cicley Saunders und die sich daraus entwickelnde Hospizbewegung haben den Boden für die Entstehung von Spiritual Care bereitet. Nicht primär (Fach)ÄrztInnen, sondern Pflegekräfte, Angehörige und ehrenamtlich Engagierte haben in der Anfangszeit dafür gesorgt, dass die von Saunders geforderte Achtsamkeit für die spirituelle Dimension menschlicher Existenz als integraler Bestandteil eines ganzheitlichen Care-Konzeptes vor Ort ernst- und wahrgenommen wurde.13

2.         Wachstumsbeschleuniger ‚Palliative Care‘

Aus der in England von Cicley Saunders auf den Weg gebrachten, hauptsächlich ehrenamtlich getragenen internationalen Hospizbewegung heraus hat sich inzwischen „die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland ausdifferenziert und professionalisiert und auch Eingang in die Sozialgesetzgebung gefunden. Angestoßen durch die Hospizbewegung ist ein multiprofessionelles Versorgungs- und Begleitungsnetz entstanden, das sich immer weiter ausdifferenziert. Inzwischen hat sich hierfür die zusammenfassende Bezeichnung ‚Palliative Care‘ etabliert.“14

Palliative Care - eine englischsprachige Wortkombination, für die im deutschsprachigen Raum keine adäquate Übersetzung gefunden werden konnte, weshalb sie als solche bis heute beibehalten worden ist.

Woher aber stammt sie? Sie geht zurück auf den renommierten kanadischen Onkologen Balfour Mount, der beeindruckt durch persönliche Erfahrungen im Hospiz von Saunders erstmals eine Krankenhausabteilung für sterbende Menschen am Royal Victoria Hospital in Montreal aufbaute und diese als Palliative Care Abteilung bezeichnete.15 Dabei sollte es jedoch nicht bleiben! Recht schnell wurde nämlich entdeckt, dass sich die Begriffskombination Palliative Care nahezu ideal zur Bezeichnung eines multidisziplinär angelegten Behandlungs-, Pflege- und Betreuungskonzeptes für Menschen in der letzten Lebensphase eignet. Palliative Care – ein Leitbegriff für menschenwürdiges Leben und Sterben, eine innovative Behandlungs- und Betreuungsphilosophie.16

Was aber ist daran so neu, dass Sabine Pleschberger es sogar wagt, von einem Paradigmenwechsel zu sprechen?17

Das wirklich Neue besteht im Wechsel vom bis dahin in der Medizin dominanten Cure-Prinzip (Diagnostizieren–Therapieren–Heilen) zum multiprofessionellen Care-Prinzip (Sorgen–Begleiten–Lindern). Nicht einzelne Körperteile und Körperfunktionen, sondern der ganze todkranke und trauernde Mensch in all seiner Komplexität soll im Mittelpunkt einer ganzheitlichen Fürsorge stehen, in der Behandlungsgrenzen akzeptiert und der medizinische Beitrag nur als einer von vielen betrachtet wird.18 In der ‚Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland‘ wird daher 2010 als Spezifikum hervorgehoben: „Hospizidee und Hospizbewegung bzw. in der Folge Palliative Care stehen also für eine Gegenbewegung zu einem allein kurativ auf körperliche Heilung ausgelegten System.“19

Der eingedeutschte Terminus ‚palliativ‘ (lateinisch pallium/Mantel; indogermanisch pe/Fell/waffenabwehrendes Schild) signalisiert von der Wortbedeutung her, dass Sterbende sowohl liebevoll und professionell zu umhüllen, als auch vor menschlichen, medizinischen und institutionellen Übergriffen zu beschützen sind.20 Dies impliziert, „dass nicht mehr der sterbenskranke Mensch sich nach bestimmten Ordnungen (eines Pflegedienstes, Heimes, Krankenhauses etc.) zu richten hat, sondern umgekehrt alle Versorgung und Begleitung nach seinem Bedarf“.21 Nicht der objektive Befund, sondern das subjektive Befinden soll über die Art und Weise der Sterbebegleitung entscheiden. Nicht an normierten Behandlungs- und Prozessabläufen, sondern an den Bedürfnissen sterbender Menschen gilt es, sich in allen Professionen handlungsleitend auszurichten.22

Obgleich Palliative Care in verschiedenen Ländern inhaltlich durchaus unterschiedlich akzentuiert wird,23 liegt durch die im Jahr 2002 aktualisierte Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die auf der nächsten Seite wiedergegeben wird, ein international akzeptierter Konsens über das Grundverständnis von Palliative Care vor:24

Palliative care is an approach [Ansatz] that improves the quality of life [Lebensqualität] of patients and their families facing the problems associated with life-threatening illness, through the prevention and relief of suffering by means of early identification and impeccable assessment and treatment of pain and other problems, physical, psychosocial and spiritual.

Palliative Care:

•  provides relief from pain and other disstressing symptoms;

•  affirms life and regards dying as a normal process;

•  intends neither to hasten or to postpone death;

•  integrates the psychological and spiritual aspects of patient care;

•  offers a support system to help patients live as actively as possible until death;

•  offers a support system to help the family cope during the patients illness and in their own bereavement

•  uses a team approach to address the needs of patients and their families, including bereavement counseling, if indicated;

•  will enhace quality of life, and may also positively influence the course of illness;

•  is applicable early in the course of illness, in conjunction with other therapies that are intended to prolong life, such as chemotherapy or radiation therapy, and includes those investigations needed to better understand and manage distressing clinical complications.

Folgende Aspekte scheinen mir im Blick auf den Entstehungshintergrund von Spiritual Care von besonderer Bedeutung zu sein: