Inhaltsverzeichnis

Tobias Sommer, Jagen 135

E-Book

ISBN: 978-3-903061-08-8

 

© 2015, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Lektorat: Ilse Eichberger

Umschlag und Satz: Jürgen Schütz

Umschlagfoto: © 2009, Jeremy Geddes, The Cafe, Öl auf Leinwand

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-36-6

 

www.septime-verlag.at

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Tobias Sommer

 

wurde 1978 in Schleswig-Holstein geboren. Er veröffentlichte Erzählungen und Gedichte in Anthologien und Einzelpublikationen. Seine Lyrik und Prosa wurde mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. 2011 erschein sein erster Roman Dritte Haut. 2012 erschein sein zweiter Roman Edens Garten. 2014 erhielt er Tobias Sommer eine Nominierung für den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2015 erscheint mit Jagen 135 sein dritter Roman.

 

 

Klappentext

 

Konrad Jagen, der mit seinen Kriegsfotografien berühmt wurde, sucht einen Ort, der mitten in einem Wald seit Jahrhunderten Lebensmüde anzieht. Er verfängt sich in der Suche nach einem Platz, der für ihn mehr wird als ein Sammelpunkt für Unglückliche, und in einer Landschaft, die für den Leser weder räumlich noch zeitlich greifbar ist. Es geht um die Frage, warum Menschen, die alles in ihrem Leben erreicht haben, diesen Wald aufsuchen und warum eine Generation, die das Rüstzeug zum Glücklichsein hat, in Melancholie versinkt.

Jagen führt ein sorgloses Leben, denn sein berühmtestes Foto, das Bild einer Frau auf einer Hochzeitsgesellschaft, eine Schönheit vor den Trümmern des Terrors, brachte ihm sowohl Geld als auch Ruhm und war der Beginn seiner unglaublichen Karriere. Erst auf seiner Suche im Wald erkennt er nach und nach, was dieser mediale Erfolg für ihn bedeutet; und das Rätsel, weshalb wir langsam töten, unsere Gegner und uns selbst, und warum wir nur glauben, glücklich zu sein, verdichtet sich, wie das Unterholz, mit jedem Schritt, den er tiefer in diesen Wald vordringt.

Es gab Theorien über diesen Wald. War er im Mittelalter ein Sammelplatz für Hexenbräuche oder bietet der Ort den Nährboden für eine Pilzart, die, mit Pfeifentabak geraucht, berauscht und tötet, oder setzte das Sonnenlicht, durch das farbenreiche Blätterdach gefiltert, magische Kräfte frei? Kein Versuch, das Rätsel zu lösen, gelang.

Konrad Jagen begegnet Susanne, eine Mutter, die ihren Sohn verlor und sich auf die Suche nach einer letzten, schrecklichen Gewissheit begibt. Gemeinsam treffen sie auf den merkwürdigen Herrn Kurtz, der mit einem Gewehr bewaffnet ebenfalls durch das Gebiet streift. Sie driften immer tiefer in den Wald, der ein von der Außenwelt abgekapselt und von der Dorfgemeinschaft beschütztes Eigenleben führt. Nachts gleiten Scheinwerferkegel von Grenztürmen über den Wald, und fleißige Arbeiter säubern das Gebiet, um jeden Hinweis auf einen Selbstmörder zu vertuschen. Jagen und Susanne rücken stärker ins Visier der Dorfgemeinschaft, die zu allem bereit ist, um Neugierige zu beseitigen. Aber Jagen ahnt, die größte Gefahr kommt nicht aus dem Dorf, denn je länger sein Aufenthalt rund und im Wald andauert, destomehr spürt er den Atem eines Verfolgers, der das Herzstück des Waldes wie sein eigenes zu kennen scheint.

 

… und er scheint Jagen zu kennen.

 

 

Tobias Sommer

Jagen 135

Roman | Septime Verlag

 

 

Für Jule und Marla

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Der Unterschied zwischen großer Kunst und mittelmäßiger Kunst ist, dass man bereit sein muss,

dafür zu sterben. Dazu braucht man allerdings einen Mut,

den ich noch nicht habe.«

David Foster Wallace

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teil I

 

Kurze Tage

 

Ich habe mich verloren in der Vorstellung, wo der Ort sein könnte. Die Angaben in den Zeitungsartikeln und in den Polizeiberichten decken sich nicht mit den Aussagen der Hinterbliebenen. Einige behaupten, der Ort liege südlich der Grenze, außerhalb der Sichtweite der Wachposten, andere vermuten ihn in Richtung Norden, in der Nähe der Flussbiegung. Viele sind überzeugt, er müsse im Zentrum des Waldes liegen, von den nächsten Siedlungen am weitesten entfernt. Ich befinde mich in der Nähe des Zentrums und mir bleiben wenige Stunden Tageslicht, wenige Stunden für zwanzig brauchbare Fotos, Bilder von einem Ort, an dem unzählige Menschen ihr freiwilliges Ende fanden.

›Der Freitod ist verwirrend wie die Krone einer hundert Jahre alten Eiche.‹ Ich habe mir diesen Satz, den ich vor Jahren kurz vor Redaktionsschluss schrieb, und der vermutlich nie unter einer meiner Kriegsfotografien veröffentlicht wurde, gemerkt, als ahnte ich, eines Tages würde ich in einem dichten Wald die Wurzeln dieses Baumes suchen.

Ich sehe Wurzeln, die vom Untergrund durch den Waldboden über meine Knöchel ragen. Ich nehme auf einem Baumstumpf Platz und atme durch.

Ich wollte diesen Job nicht. Warum sollte ich mich für ein Gebiet interessieren, in dem sich lebensmüde Menschen treffen? Das interessiert niemanden, außer den Redaktionsleiter, und der kennt mich und meinen Ehrgeiz. Denke an deine Kollegen, die sich an dieser Story die Zähne ausgebissen haben, war der Joker, den, die er ausspielte, um mich für diesen undankbaren Job zu gewinnen, von Meier hat man seitdem nie wieder etwas gelesen, und Stachmann wurde für verrückt erklärt, aber dir glauben die Leute.

Was sollen die Leute glauben, fragte ich mich. Die Fotos, die ich schießen soll und die später an die Tagespresse und an Hochglanzmagazine verkauft werden, können keine Erklärung geben, auf ihnen wird niemand erkennen, warum dieser Ort seit Jahrhunderten Selbstmörder anzieht. Aber die Leute werden auf den Bildern nach Hinweisen suchen, als müsse man nur lang genug schauen, um die Antwort zu entdecken, sie werden etwa in einer rötlichen Flüssigkeit auf einer Baumrinde, in der Bewegung erstarrt, oder in dunklen Lücken zwischen den Bäumen, bedrohlich wie Schießscharten, einen möglichen Tatort erahnen. Ich gebe mir drei Tage, höchstens, auch wenn ich überzeugt bin, der Redaktionsleiter wird die Fotos - wenn ich den Ort denn finde - nicht umgehend in Druck geben, er wird auf den richtigen Zeitpunkt warten: Der letzte Suizid liegt über ein Jahr zurück.

 

Es ist still hier im Unterholz, zwei Stunden vom Hotel entfernt. Aber es kann nicht still sein, es ist nie still. Wenn ich meinen Atem anhalte, höre ich die Geräusche des Waldes. Ich stochere mit einem Ast im Laubmoos und zähle in Gedanken die Bilder, die ich an diesem Tag gemacht habe. Ich bin Auftragsfotograf. Ich richte den Fokus systematisch auf mein Zielobjekt, fixiere es und versuche, alles zu überblicken und mir die Ecken, die ich nicht einsehen kann, vorzustellen, mir den Raum anzueignen, egal ob er winzig wie der Zahlencode einer Bombe auf der Unterseite einer Jagdmaschine oder unüberschaubar wie ein Truppenübungsplatz ist. Meine Fotos von diesem Tag zeigen die vier Eckpunkte meiner Karte, zwischen denen der Ort liegen muss. Ich fotografierte den festgetretenen Kieselboden und einen der hölzernen Wegweiser, auf denen eingebrannte Fußabdrücke, hintereinandergesetzt wie Tanzschritte, den Wanderweg markieren. Ein zweites Bild zeigt die Fichtenreihen, die den westlichen Teil des Waldstückes begrenzen, und durch deren schmale Zwischenräume die Felder, die kilometerweit bis zum nächsten Hof reichen. Zum Dritten sicherte ich mit der Kamera den Blick auf die Grenztürme, auf den Stacheldrahtzaun und auf entfernte Heuballen, gestapelt zu mannshohen Vogelscheuchen. Dann, auf einer Anhöhe stehend, entdeckte ich den vierten Punkt, ein mit Schilfgrün bedeckter Badesteg, über einer klaren, seidenglatten Wasseroberfläche - nicht vorstellbar, ein Land weiter wird aus diesem Fluss ein Strom, der in ein Meer mündet, das Kontinente verbindet. Ich hielt den Fokus lange auf diesen vierten Ausschnitt, drückte den Auslöser und stellte mir vor, jemand käme mit ausgestreckten Armen aus dem Wald über die freie Fläche auf den Steg gelaufen, um kopfüber ins Wasser zu springen. Ich kann mir diese Person, ob männlich oder weiblich, ob sportlich oder übergewichtig, nur mit ausbreiteten Armen vorstellen, als bräuchten die Figuren in meinem Kopf Tragflächen, um abzuheben. Ein Darsteller würde meinen Bildern heute gut tun, oder ein zweideutiges Detail, das die Fantasie anregt, aber ich will meine Bilder nicht manipulieren, kein absichtlich platt getretener Grasboden, kein Seil, das von einem Ast hängt, keine Statisten, die ins Bild laufen, ich werde keine Holzkreuze und keine Blumenkränze platzieren, wobei ich diese, genau überlegt, in diesem Wald finden müsste. Aber ich sehe keine Totenaltäre, keine Fotos und keine Spruchbänder, die Trauer ist unsichtbar. Vielleicht wurden Waldarbeiter beauftragt, diese Zeichen zu beseitigen, damit der Ort nicht gefunden werden kann, nicht von Nachahmern und nicht von Schaulustigen. Wie weit bin ich von dem Ort, den ich suche, entfernt? Ich kann den Wald nicht an einem Tag restlos erkunden, das Gebiet ist groß wie ein Fünftausend-Seelen-Dorf. Meine räumliche Vorstellungskraft ist durch meine Arbeit ausgeprägt, aber mir fällt es schwer, Entfernungen in dieser Größenordnung einzuschätzen.

 

Nachdem mich der Reiz für dieses Vorhaben gepackt hatte, las ich zur Vorbereitung Texte über Selbstmorde und deren Erklärungsversuche, immer wieder wurde von der ›Dunkelheit im Alltag der Selbstmörder‹ gesprochen. Ich verbringe mein halbes Leben im Dunkeln, und es tut mir gut, meine Dunkelkammer ist der perfekte Erholungsort. Ein Philosoph schrieb im 17. Jahrhundert: ›Das Glück der Menschen ist die Unwissenheit über den Weg dorthin.‹ Wüssten wir also, wie wir unser Glück fänden, wäre dieses Wissen zugleich unser Unglück? Die Unglücklichsten der Unglücklichen treffen sich an dem Punkt, den ich auf meiner Karte eingekreist habe. Es gibt absonderliche Theorien über diesen Ort. War er im Mittelalter ein Sammelplatz für Hexenbräuche oder bietet der Wald den Nährboden für eine Pilzart, die, mit Pfeifentabak geraucht, berauscht und tötet, oder setzt das Sonnenlicht, durch das farbenreiche Blätterdach gefiltert, magische Kräfte frei? Kein Versuch, das Rätsel zu lösen, gelang.

Kein Ort ist ohne Spuren, mache ich mir Mut, unter dem Moos konservierte Futterreste oder im Buschwerk die Zeichen eines Kampfes, von Tieren oder von Menschen, im Untergrund Fährten, die als Wanderwege überdauern, oder tief im Mutterboden die verseuchten Abfälle einer längst vergessenen Explosion. Es gibt Möglichkeiten, aber ich kann nicht einen einzigen Anhaltspunkt für den Ort ausmachen. Ich versuche diesen Wald zu betreten wie etwas nie zuvor Betretenes. Meine Augen sind geübt, der erste Blick liest die Grenzen und der zweite das Offensichtliche in ihnen, als gäbe es mit jedem Blinzeln ein neues Bild. Ich kontrolliere grundsätzlich alle meine Fotos und mache mir auf Zetteln oder auf der Rückseite Vermerke. Ich liebe das Gefühl, etwas lang Gesuchtes zu finden.

Dieses Gefühl will sich heute nicht einstellen, und ich mache mich auf den Heimweg. Für den Rückzug wähle ich einen Pfad, der mich in großem Bogen über eine Anhöhe zurück zum Ausgangspunkt bringt. Wenn ich es richtig einschätze und die Angaben auf meiner Karte korrekt sind, ist es ein Umweg, aber der Hügel ist der höchste Punkt des Waldes, und diese Aussicht sollte ich nutzen.

Der Aufstieg ist anstrengender, als ich vermutet hatte, und der Schweiß sammelt sich in meinen Augenbrauen. Auf dem Berg angekommen, versuche ich, meinen Pulsschlag zu normalisieren und gleichmäßig durchzuatmen. Das Sonnenlicht, das ich für ein gutes Foto brauche, ist beinahe verschwunden. Ich richte meine Kamera auf die Grenzzäune und ziehe das Bild heran, bis der Ausschnitt einen einzelnen Turm zeigt, der in diesem Licht den schlanken Fichten am Waldrand ähnelt. Auf dem Turm befindet sich eine Plattform mit einem achteckigen Glaskasten, ein geschlossener Raum, in dem vermutlich nicht mehr als drei oder vier Stühle Platz finden. Der Mond spiegelt sich in den Fensterscheiben und auf den ersten Blick sieht es aus, als leuchte jemand mit einer Taschenlampe in den Wald. In den Grenzzäunen aus Stacheldraht befinden sich abgetrennte Durchgänge und das Gras vor diesen Schlupflöchern ist knöchelhoch, als dienten diese Büschel als Abgrenzungen oder Schranken für Trampelpfade, die ins Innere des Waldes führen. Ich erahne das Ziel und fokussiere den Badeplatz, der Holzsteg ist als dunkler Strich hinter der letzten Baumreihe erkennbar. Ich fotografiere das Ufer und einen Ast, der wie die Hand eines Ertrinkenden aus dem Wasser ragt, zumindest ist es das, was ich aus dieser Entfernung zu erkennen glaube. Ich erinnere mich an einen Briefwechsel, der in einer der Polizeiakten abgeheftet war, in dem sich zwei Jugendliche für ›den gemeinsamen Tauchgang in der Mitte des Sees‹ verabredeten. Ich suche nach einer Erklärung, wie ein Mensch es schafft, sich selbst jede Energie aus den Armen und Beinen zu entziehen und auf den Gewässergrund zu sinken. Ist nicht in jedem der Instinkt, um sein Leben zu paddeln, ist der freiwillige Tod durch Ertrinken nicht nur mit einer Bleikugel möglich, ist die Selbstmordankündigung ›Ich gehe ins Wasser‹ nicht ein Trugschluss, ist diese Überwindung und Körperkontrolle möglich, kann man einfach sinken?

Ich muss am See vorbeigelaufen sein. In der Akte, zusammen mit den Briefen, befand sich das Foto einer Wasserlandschaft, und auf der Rückseite war mit einem staatlichen Stempel beglaubigt, dass die Aufnahme vor sieben Jahren in diesem Bezirk entstanden war. Die handschriftliche Notiz daneben beeindruckte mich: ›Wie finde ich die Mitte eines Sees, wenn ich das Ufer nicht sehen kann?‹

Ich würde mich nie freiwillig auf einem Gewässer treiben lassen, denn ich vermeide ungeschützte Flächen, ich beobachte aus sicherer Distanz, um später in meiner Dunkelkammer alleine, ohne fremde Blicke, das Ergebnis zu betrachten.

Ich schwenke meine Kamera über den Wald, der See müsste im südwestlichen Teil liegen, der Fluss als Ausläufer und als Verbindung von diesem Gewässer zum Meer, oder doch im Norden? Ich muss einsehen, ich habe das Gebiet unterschätzt, es ist in seinen Ausmaßen und in seiner Dichte mächtiger, als es meine Landkarte vermittelt, und ich begreife, die Karte ist allenfalls ein Auszug, das Puzzleteil von etwas Größerem, in dem ich mich verlaufen kann.

Ich werde mich nicht in meinem Vorhaben verrennen, ich werde meinem Chef alle Bilder geben, soll er entscheiden, was in ihnen erkennbar ist. Mein Job ist es, diesen Wald zu fotografieren, so wie er ist, das habe ich geschafft, souverän, wie ich meine Ziele immer erreiche.

Ich beende meine Arbeit, stütze mich mit dem Rücken gegen einen Eibenstamm ab und richte mich auf. Die Eibe, der einzige Baum auf diesem Hügel, ist gewaltig, den Schatten könnte ich nicht auf einem Bild erfassen, die Wurzel wühlt sich links und rechts aus dem Erdreich, als bestünde diese Eibe nicht aus einem Stamm, sondern aus mehreren, die sich im verworrenen, alles überragenden Astwerk vereinen. Ich gehe einige Schritte zurück, um die Eibe zu fotografieren, solche Bäume gibt es in der Großstadt nicht mehr, oder es gibt sie nicht mehr in meiner Vorstellung von einer Großstadt. Ich schaue durch den Sucher und führe die Kamera langsam nach oben, den übergroßen Stamm entlang, der sich kurvenreich windet und dicht verzweigt ist. Mein Objektiv kann lediglich einen kleinen Teil des Baumes fixieren. Auf der Suche nach einer Besonderheit richte ich den Fokus auf einen äußerst dicken Ast. Diese Wahl erweist sich als geglückt, denn auf dem Holz erkenne ich eine vertikale Einkerbung, als wäre dort etwas befestigt gewesen. Ich drücke den Auslöser und frage mich, was vom Baum heruntergehangen haben könnte. Der Strich auf dem Ast wird nichts weiter als eine natürliche Einfärbung im Holz sein, denke ich, denn um etwas dort zu befestigen, hätte man zwanzig Meter den Baumstamm hochklettern müssen. Ich gehe weitere Schritte nach hinten und richte das Objektiv auf das Geäst und halte auf dieses Bild, bis mein Auge nur noch eine einzige schwarze Fläche wahrnehmen kann. Meine Augen beginnen zu tränen, und in diesem Moment scheint sich ein Schatten aus dem Gezweig zu lösen. Ich nehme die Kamera von meinem Gesicht, starre auf den Punkt, den ich zuvor fokussiert habe, und sehe nichts, der Baum steht bewegungslos da. War es ein Tier, das sich versteckt hat, überlege ich, oder haben mir meine müden Augen einen Streich gespielt? Ich lausche, kann aber kein Knistern oder Rascheln hören.

Ich bewege mich einen Schritt zur Seite und schaue den Hügel hinunter. Der Wind fährt tief in das Gehölz des Waldes hinein, als gäbe es nur eine Richtung, und trägt die Dunkelheit mit sich. Erst jetzt realisiere ich, wie steil diese Erhebung ist.

Etwas kracht hinter mir zu Boden. Erschrocken drehe ich mich um und sehe einen Ast, der zwei Meter vor mir am Boden liegt. Der Ast ist doppelt so dick wie mein Oberarm und in der Mitte durchgebrochen. Er muss aus einer beachtlichen Höhe mit Wucht aufgeschlagen sein, und hätte mich diese Wucht zu Boden gerissen, ich wäre nie wieder aufgestanden, und mein Redaktionsleiter hätte seinen wichtigsten Mitarbeiter verloren. Aber die Trauer würde nur einen kurzen Tag dauern, da bin ich mir sicher. Ich sehe das Titelbild und die Überschrift vor mir: ›Starfotograf von Todesbaum erschlagen‹. Und ich bin überzeugt, mein Chef hätte keine Skrupel, mit einer Lüge zu arbeiten: ›Fotograf des Jahres nimmt sich im Selbstmordwald das Leben.‹ Ich weiß, mit dieser Lüge bekämen meine Bilder, die ich heute gemacht habe, eine neue Qualität, die Presse könnte aus mir einen Fotografen machen, der tragisch an seinem Erfolg verzweifelte, und es wäre zugleich begehrtes Material für Verschwörungstheoretiker, die behaupten würden, ich wäre etwas Ungeheuerlichem auf der Spur gewesen. Aber ich hatte Glück, und meine Fotos aus diesem Wald werden wohl niemanden interessieren. Ich fokussiere den Riss, der sich im Zickzack, wie eine Lebenslinie auf einem Elektrokardiogramm, durch das Holz zieht. Ich möchte den Auslöser betätigen, jedoch mein Puls pocht vor Aufregung und meine Beine zittern, dieses Zittern überträgt sich auf meine Arme und auf meine Kamera und somit auf das Bild. Ich muss mich für dieses letzte Foto zusammenreißen, denn in diesem Augenblick bekommt das Bild, wie so oft bei meiner Arbeit, unerwartet und mit einem Schlag, die erhoffte Qualität.

 

Wir flüchten wie Tiere. Wie Tiere, die zum ersten Mal einen Menschen sehen. Oder wie Tiere, die die Menschen sehr wohl kennen und wissen, wozu sie fähig sind. Die Gestalt, die hinter dem Baumstamm plötzlich vor meiner Kamera auftauchte, sah mich und rannte den Berg hinunter. Ich konnte kein Gesicht, nur einen Schatten erkennen und drückte den Auslöser. Diese fluchtartige Bewegung wird auf meinen Bildern etwas Verwischtes und Rätselhaftes erzeugen, den Spielraum für das, was die Fantasie beflügelt. Vielleicht wird man nicht erkennen können, ob es ein Mensch oder ein Tier ist, ob dieses Wesen flüchtet, oder wie ein nasser Sack hin und her pendelt, man wird auf dem Bild nicht sehen, dass mich soeben beinahe ein Ast getötet hat. Der Betrachter wird nur das erkennen, was er erkennen will, oder schlimmer, er wird das erkennen, was die Medien ihm einreden. Ich drückte den Auslöser dreimal, viermal, die Frage, was die Person auf diesem Berg wollte, bleibt.

Ich gehe den Berg im Laufschritt hinunter und stoße nach wenigen Minuten auf einen Wanderweg. Meine verbleibenden Tagesziele, das Hotel, mein Zimmer und eine heiße Dusche, liegen vor mir. Aber ich komme vom Weg ab - gewollt, weil ich links im Schatten der Büsche eine Abkürzung vermute, und ungewollt, da ich mich mit jedem Meter, den ich mich durch die Sträucher kämpfe, vom vorgegebenen Pfad entferne. Ich bleibe mit dem Jackenärmel hängen, reiße mich los und stolpere über eine Baumwurzel. Ich laufe weiter und muss ständig meine Augen schließen, weil Äste und Blätter in mein Gesicht schlagen. Ich sehe unendlich viele Farbpunkte und habe das Gefühl, mich im Kreis zu drehen, und der Wald sich um mich.

 

 

Ich höre ein Summen und erwache. Ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, wo ich mich befinde. Der Eindringling, der in meine Gehörgänge und in meinen traumlosen Schlaf summte, wartet auf der Fensterbank. Ich nehme ein Wasserglas und stülpe es über das Insekt. Meine Hand drückt auf das umgedrehte Glas, als bestünde die Gefahr, mein Opfer könne fliehen. Ich erhöhe den Druck, das Glas rutscht nach vorne und hinterlässt in der Holzmaserung einen Halbkreis. Das Tierchen sitzt auf der Fensterbank und ich bilde mir ein, es winseln zu hören. Ich beuge mich an das Glas, wenige Millimeter trennen mein Ohr von dem Insekt, aber es ist still.

Ich schaue aus dem Fenster und kann den Wald sehen, ich beobachte, wie der Wind zwischen die Fichten und Buchen fährt, weit in das Gehölz hinein. Ich erkenne schnell den Hügel, auf dem ich vor Stunden den Unbekannten fotografiert habe, ich stelle mir das Bild und die möglichen Untertitel vor. Langsam schiebe ich das Glas zur Kante, das Leben eines Individuums in meinen Händen. Ich gebe zu, den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen, reizt.

 

Ich höre erneut ein Summen und schlage im Halbschlaf um mich. Ich nehme aus dem Nachttisch die Bettlektüre und mache mich mit dem Alten Testament bewaffnet auf die Jagd. Aber das Tier narrt mich, ich höre es hinter mir summen, aber kaum habe ich mich umgedreht, summt es aus einer anderen Ecke. Nach ein paar Minuten wird mir die Aussichtslosigkeit meines Unterfangens bewusst. Ich lege mich wieder ins Bett und versuche, nicht an die Geräusche zu denken.

Als ich zum dritten Mal erwache, ist es bereits hell. Mein erster Blick fällt auf die Kamera, die auf dem Boden liegt, und auf die Erde, die ich gestern ins Zimmer getragen habe. Das Buch liegt aufgeschlagen auf der Fensterbank, daneben das Wasserglas, umgedreht, aber es hält kein Insekt gefangen, sondern ein zerknülltes Blatt Papier. Ich schaue auf meine Kamera, die ich niemals achtlos auf dem Fußboden liegen lassen würde, und kontrolliere meine Reisetasche und mein Portemonnaie, aber es ist noch alles da. Ich betrachte den verdreckten Fußboden, habe ich gestern so viel Erde aus dem Wald hereingetragen, frage ich mich und erkenne zwischen meinen Schuhabdrücken weitere Abdrücke, die nicht von meinen Schuhen stammen können, auf meinen Sohlen sind keine Kreise, keine lang gezogene Acht. Ich nehme die Papierkugel und falte sie auseinander, es ist eine Seite aus dem Alten Testament, am Rand eine Bleistiftnotiz in der Landessprache. Ich ziehe mich an und gehe nach unten zur Rezeption.

 

Guten Morgen, begrüße ich den Hotelbesitzer, der gelangweilt hinter dem Tresen der Rezeption steht.

Guten Morgen, ein seltener Gast aus Germany, früher hatten wir viele Gäste aus Deutschland.

Jemand war gestern Nacht in meinem Zimmer, beschwere ich mich und lege das zerknitterte Stück Papier auf den Tresen.

Unsere Türen sind immer offen, der Besitzer grinst, aber Sie haben Ihr Zimmer doch bestimmt abgeschlossen, er grinst noch immer und schaut auf den Zettel.

Was steht da?

›Verschwinden Sie‹, steht da, ich weißt nicht, wer …, stammelt der Besitzer, das Grinsen ist aus seinem Gesicht gewichen,

Da steht doch noch mehr, ich zeige auf die Notiz, die aus zwei Sätzen besteht.

Der Besitzer zögert, ich habe keine Ahnung, was das soll, da steht: ›Das Insekt wird weitersummen, auch wenn du es tötest.‹

Wieso töten, ich reiße dem Besitzer den Zettel aus der Hand, wenn dieses blöde Vieh mich nervt, ich zerknülle den Zettel und stopfe ihn in meine Tasche, ich lasse mir keine Angst einjagen, ich nicht, ich werde weiter suchen, können Sie mir verraten, wo sich der Pavillon befindet.

Der wurde zerstört, die von der Stadt oder wer auch immer haben ihn abgerissen, gleich nachdem man letztes Jahr die Leiche dort gefunden hat.

Der Pavillon müsste ja in der Nähe vom See sein, ich habe den See gestern gesucht, bin aber irgendwie daran vorbeigelaufen.

Ich falte meine Landkarte auseinander und lege sie auf den Tresen.

Der Mann schaut auf die Karte, da im Norden, er tippt auf eine grüne Fläche, da, Ihre Karte ist falsch.

Das kann doch nicht sein.

Der Mann zuckt mit den Achseln und grinst wieder.

Was fällt dir ein, denke ich, es war eine einfache Frage, auf die ich eine klare Antwort verlangen kann; wenn du wüsstest, ich könnte mit einem Artikel in meiner Zeitung aus deiner Bretterbude eine Goldgrube machen. Ich nehme meine Karte, versuche mir den Punkt auf dem Papier, wo der See liegen soll, zu merken und verabschiede mich.

 

Es gibt nur einen Wanderweg, der von meiner Unterkunft in den Wald führt. Ich folge dem Pfad hundert Meter geradeaus, bis er sich zum ersten Mal gabelt. Ich entscheide mich heute für die linke Abzweigung. Eine Blase unter meinem Fuß schmerzt bei jedem Schritt, meine Schuhe sind gepolstert, aber für diese Belastung nicht geeignet. Das Profil meiner Schuhsohlen hinterlässt auf dem Waldboden nur schwache Spuren, im Gegensatz zu den Fußabdrücken daneben, die mir bei meiner ersten Tour nicht aufgefallen waren, ich schätze, die fest in den Boden gedrückten Rillen stammen von einem Paar 43er- oder 44er-Wanderstiefel. Und auf der Ferse die lang gezogene Acht. Die Spur verläuft in der Mitte des Weges, in großen, gleichmäßigen Abständen. Ich gehe neben den Fußspuren, aber nach einer Stunde wird der Pfad zu einem dünnen Streifen, und ich muss auf die Abdrücke meines Vorgängers treten, links und rechts Unkraut, als wolle das Gras den Weg vertuschen.

Nach gefühlten zehn Kilometern liegt der See vor mir. Er ist nicht so groß, wie das Bild in der Polizeiakte vorgab, aber ich würde mir nicht zutrauen, quer über das Gewässer zu schwimmen, die Bäume am gegenüberliegenden Ufer sehen aus wie Streichhölzer. Der Wind drückt auf das Wasser und Wellen schwappen gegen das Holz am Ufer und erzeugen ein schönes, monotones Geräusch.

Ich entdecke die übergroßen Wanderstiefel mit der Acht wieder, sie führen mich am Ufer entlang Richtung Norden. Nach einigen Metern entfernen sie sich vom Wasser, und ich kann nur raten, wo sie durch das Gras gezogen sind. Aber nicht weit entfernt stoße ich auf eine runde, sandige Fläche, die Fußspuren auf dem Sand sind in alle Himmelsrichtungen verteilt, als hätte der Wanderer einen rituellen Tanz ausgeübt. Ich kann den See von dieser leichten Erhöhung überblicken und vermute, der Pavillon könnte hier gestanden haben. Ich suche einen geeigneten Winkel und fotografiere den Kreis, mein Chef wird diese Aufnahme auf jeden Fall verwenden, er wird auf den letzten Toten hinweisen, und mit diesem Ausblick auf den See die Geschichte der beiden Jugendlichen nicht verschweigen, er wird die Spekulationen um dieses Gebiet antreiben. Ich habe im Dossier der Polizei drei Zeitungsartikel über den Selbstmord der Jugendlichen gefunden, ein Fischer fand die Leichen Monate nachdem sich die beiden auf dem See getroffen haben. Die Ärzte fanden keine Rückstände von Medikamenten, keine Schnittverletzungen, keine Bleikugeln an den Fußgelenken, alle waren sich einig: Tod durch freiwilliges Ertrinken.

Ich knipse eine weitere Bilderserie. Die Frage, warum ausgerechnet hier, bleibt, und die Tatsache, ein gewaltiges Gebiet vor sich zu haben, unterstreicht meine Zweifel, in diesen Bildern kann nicht die Lösung liegen. Aber ich brauche auch keine Lösung, ich habe einen Job, und den habe ich erfüllt, ich werde einen Geldbetrag, der völlig überzogen ist, bekommen, eine Summe, die ich nicht benötige, Annabell und ich sind finanziell längst abgesichert, bis zum Lebensende. Ich könnte abreisen und die eineinhalb Tage, die ich mir für diesen Job gegeben habe, sinnvoller nutzen, aber ich sehe es sportlich, ich ziehe weiter für ein perfekteres Bild, das ist der Grund meines Erfolges, kein Foto in meiner Laufbahn war für mich gut genug, die Suche danach nie beendet, erst die Zeit und neue, lukrativere Aufträge setzten die Grenzen, obgleich, das Motiv, auf dem meine Karriere ruht, kam, ohne dass ich danach suchen musste, es schlug im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Bombe über mir ein. Ich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Das ist die Faustregel, die man uns, den Kriegsberichterstattern, predigte. Dabei wurde versäumt zu erwähnen, dass Orte und Zeiten relativ sind, wenn man nicht den Mut und die Kraft hat, die Augen aufzuhalten. Ich hielt meine Augen offen und wurde für meine journalistische Arbeit belohnt, mit nationalen und internationalen Preisen, einem einzelnen Foto sei Dank. Ein schönes Foto aus einem grässlichen Krieg - der Krieg ist immer grässlich und ein Foto aus dem Krieg schonungslos und selten schön. Das wusste ich von Anfang an, ohne mich für meine Arbeit zu schämen.

Die Moschee, vor der ich mein preisgekröntes Foto schoss, steht auf einem anderen Erdteil, und es gibt Tage, an denen reicht mir ein Schulterblick, und ich habe das Gefühl, das Gebäude mit dem großen Festplatz davor liegt direkt hinter mir und nicht in einer Region Vorderasiens, die von Krisen und Kriegen bewohnt ist. Es war eine Frage der Zeit, bis es passieren würde. Es war ruhig an jenem Tag. Es waren zwei Wochen seit der offiziellen Waffenruhe vergangen, vor der Moschee die Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier, dreißig Grad im Schatten und eine Atmosphäre, als stünde der wundervollste Tag des Jahres bevor. Die Frau, die in meine Kamera blickte, als sei sie ein Model und nicht Zeugin eines Bombenanschlags, die Frau, deren Gesicht eine Woche später und noch Jahre danach auf Titelseiten zu sehen war, und die mit Sicherheit niemals westliche Zeitungen lesen konnte und durfte, diese Frau war bildhübsch, aber sie war nicht die Braut. Die Zeitungen behaupteten es, weil es schön klang und die Leser es glauben wollten, die Schlagzeilen der Presse waren bezaubernd und besitzergreifend, es gab später Interviews, in denen ich, ungewollt und wie selbstverständlich, von der ›wunderschönen Braut‹ sprach, als wollte ich diese Lüge wie einen Schleier über den Unglückstag legen. Ich habe das Foto lange nicht mehr gesehen, aber das Bild dieser Frau ist mir präsent, ihr entsetzter Gesichtsausdruck und ihre Arme, die links und rechts in der Luft nach Halt suchten. Der Mensch auf diesem Bild wurde zur Projektionsfläche, auf der die Details gedreht und verschoben wurden, bis sie neue, erstaunlichere Geschichten erzählten. Die Redakteure liebten die Fragen und die Behauptungen, die sie in diese Geschichten einbauten und die sie gefährlich summierten, aus der Frau wurde eine Verdächtige und eine Drahtzieherin und später eine Selbstmordattentäterin. Das Foto zeigt die Sekunde vor der zweiten Explosion, titelte die Presse, was konnte die Körperhaltung der jungen Frau anderes bedeuten, die ausgestreckten Arme, als wäre sie eine Ringturnerin vor der letzten, entscheidenden Übung, und ihre Mimik, der zu einem Schrei aufgerissene Mund und dieses Glücksgefühl in ihren Augen. Ich habe das Foto oft mit den Bildern in meiner Erinnerung verglichen. Wie sieht ein Glücksgefühl aus, wie konnte es in den Augen der Frau sichtbar gewesen sein? Ich sah Angst, Sprachlosigkeit und Ekel, aber kein Glück. Die Frau starb an jenem Tag nicht.

 

Vielleicht warte ich auf eine erneute Explosion, ist es das, was mich antreibt, diesen Platz zu verlassen und den Fußspuren zu folgen? Die Spur driftet nach rechts in den Wald, und mir fällt es schwer, auf dem hölzernen Untergrund die Fährte nicht zu verlieren. Ich muss Wege zurückgehen, umdenken und suchen, nach einer Stunde gebe ich es auf und wähle eine freie Fläche als Rastplatz. Ich bin vorbereitet, in meinem Rucksack befinden sich Äpfel, Wasser und eine Decke. Die Äpfel schmecken alt und mehlig, was mich nicht erstaunt, ich habe sie aus dem Korb an der Rezeption genommen, sie werden dort seit Wochen auf Gäste gewartet haben.

Ich wandere Richtung Nordosten und schieße nicht ein einziges Foto. Ich greife den ganzen Tag nicht einmal zu meiner Kamera, nicht, dass es an Motiven mangelt, im Gegenteil, ein Spinnennetz, an dem eingesponnene Tiere wie auf einer Wäscheleine hängen, zwei morsche Astgabeln, die aus der Höhe, wie für einander bestimmt, auf dem Boden gelandet sind und sich zu einem Kreuz vereint haben. Oder die vom Wind verteilten Blätter, angehäuft zu unnatürlichen, in den wenigen Sonnenstrahlen grün und gelb schimmernden Bergen - all dies wäre ein Bild wert, aber ich wähle, wo ich genug Möglichkeiten habe, sorgfältiger, mit der Überzeugung: Das letzte und beste Foto liegt noch vor mir. Aber ich muss einsehen, ich kann den Wald auch am zweiten Tag nicht ansatzweise erkunden, zu viele Wege, die ich nicht einschlage, zu häufig versperren umgekippte Bäume die Pfade und zu viele dicht bewucherte Flächen, die mit meiner Ausrüstung nicht bezwingbar sind.

Ich erreiche den Wanderweg und ändere meinen Plan, denn ich möchte heute die Grenztürme aus der Nähe betrachten. Ich steuere am Stacheldrahtzaun entlang den ersten Grenzturm an. Die Heuballen, die ich gestern aus der Ferne irrtümlich als Vogelscheuchen zu erkennen glaubte, haben aus dieser Position ihre Arme und Beine verloren, es sind eckige, zu Würfeln gepresste Gebilde.

Die Grenztürme sind nicht hoch, sie bestehen aus robusten Stahlplatten, mit fingernagelgroßen Nieten, die Türme sind für die Ewigkeit gebaut und mit einem Sicherheitsschloss versehen, aber sie sind nicht verriegelt. Ich steige die Treppe bis nach oben auf die Aussichtsplattform und gehe auf dem Laufsteg um den achteckigen Glaskasten herum. Ich schaue durch die Scheiben in einen leeren Raum, kein Stuhl, kein Tisch, da ist nichts, außer Schmutz auf dem Fußboden. Die Tür zu diesem Raum ist abgeschlossen. Ich halte mich am Geländer fest, mein Blick reicht über das Flussufer bis an das westliche Ende, ich kann den See in seinen Ausmaßen erfassen und die Umrisse des Hotels erkennen. Diese Aussicht lädt zu einem Panoramabild ein, um es, gerahmt oder auf Leinwand gezogen, über dem Kamin aufzuhängen. Ich sehe sofort, dieses Bild wäre verkäuflich, aber ich bin kein Fotograf, der Landschaftsbilder für die Masse macht, ich will meine Bilder nicht im Esszimmer meiner Freunde sehen. Ich will etwas anderes sehen. Aber das, was mein Redaktionsleiter möchte, kann ich nicht sehen, ich kann es in meinen Bilder nur andeuten, und das, was die Waldarbeiter, Soldaten oder Jäger von diesem Turm aus sehen sollen, kann ich nicht erkennen. Vor mir nichts anderes als eine traumhaft idyllische Landschaft.

Bevor ich die Treppe hinuntersteige, schaue ich noch einmal in den Glaskasten, betrachte den Schmutz, der seit Monaten, vielleicht seit Jahren, dort liegt, eine Schicht aus Sand und Staub, darüber verstreut Kieselsteine und Blätter. Und erst jetzt, mit dem zweiten Blick in diesen Raum, finde ich ein Lebenszeichen. Es sind Fußabdrücke, in der Mitte des Raumes, nicht so groß wie die Abdrücke der Wanderstiefel im Wald, das Profil ist nur schwach zu erkennen, als hätte derjenige Angst gehabt, aufzutreten.

Ich fotografiere die Abdrücke und mache mich auf den Heimweg.

 

Der übergewichtige Hotelchef steht vor der Eingangstür, sein Rücken lehnt gegen die Hauswand und seine linke Hand umklammert eine Bierflasche.

Waren Sie erfolgreich?

Vielleicht, antworte ich und überlege, was er von mir hören möchte, will er hören, dass ich umhergeirrt bin, dass ich meine Suche aufgegeben habe, oder möchte er hören, dass ich etwas gefunden habe, dass ich einen großartigen Artikel plane, dass die Massen in sein Hotel stürmen werden, will er das?

Ich habe den See gefunden und einige schöne Bilder gemacht.

Der See, richtig, der Chef nimmt einen Schluck aus seiner Flasche, ich war dort oft schwimmen, früher, na ja, gelegentlich gehe ich noch zum Fischen an den See.

Ich glaube, ich habe den Platz, wo der Pavillon mal gestanden hat, gefunden.

Ja, und, der Mann sieht mich an, er kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, und, haben sie dort Fotos gemacht, das haben in den letzten Jahren viele, ich verstehe das nicht, als wäre dieser Platz so interessant.

Welcher Platz wäre denn interessant?

Der Mann schüttelt den Kopf, als wolle er sagen, so leicht geht das nicht.

Aber ich setze nach und frage: Wer hat einen Schlüssel für die Grenztürme?

Na, die, er zeigt mit dem Finger hinter sich, die sitzen in der Stadt.

Sind die Türme denn noch in Betrieb?

Wer weiß das schon, ab und zu sieht man Licht auf den Türmen, aber wahrscheinlich sind das nur Jugendliche, die dort ihre Partys feiern, der Chef nimmt einen letzten Schluck und nickt mir zum Abschied zu.

 

Auf meinem Tisch im Speisesaal liegt eine fleckige Stoffdecke und auf einer Serviette ein zweiteiliges Besteck.

Ich setze mich und höre den Chef hinter mir rufen: Es gibt Wild.

Selbst geschossen, frage ich, aber niemand antwortet mir.

Ich freue mich auf einen Braten oder auf ein Hirschgulasch. Der Chef serviert mir weder Gulasch noch einen Braten, sondern eine Suppe, eine klare Suppe. Ich löffle in der Brühe und entdecke Fleischkrümel.

Ja, selbst gefangen und selbst geschlachtet, verrät der Chef dann doch, das ist Wildkaninchen.

Die Suppe schmeckt mir, was an meinem Hunger liegen wird, zehn Stunden in der Natur haben meinen Appetit angeregt, ich könnte eine Horde Kaninchen essen.

Die anderen Tische im Speisesaal sind abgedeckt und gewischt, einzig auf dem Tisch in der hintersten Ecke gibt es Anzeichen eines weiteren Gastes, ein randvoller Suppenteller und Besteck, das akkurat auf der Serviette liegt.

Der Chef verfolgt meinen Blick und versteht ihn als Aufforderung. Er räumt den Tisch ab, grummelt etwas, was ich nicht verstehe und was sich in meinen Ohren wie eine Beleidigung anhört.

Dann soll er keine Suppe bestellen, der Chef deutet mit einem Kopfnicken auf den vollen Teller, ich habe ihn gefragt, er sagte, einen frischen Salat und Vollkornbrot möchte er, das habe ich nun mal nicht, ich kann nicht zaubern, aber die Suppe wollte er dann, und was ist, alles umsonst.

Ist er schon lange Ihr Gast?

Herr Kurtz ist seit zwei Tagen hier.

Ein Angler, frage ich, ohne eine Begründung für meine Vermutung zu haben.

Nein, ich glaube nicht, der Chef schaut auf den soeben abgedeckten Tisch, als sitze sein Gast noch immer davor, nein, ich bin mir sicher, er ist aus einem anderen Grund hier.

Was glauben Sie, warum er hier ist?

Keine Ahnung, antwortet der Chef schnell, er hat keine Angelausrüstung dabeigehabt, und er hat mich auch nicht nach einer Anglerlizenz gefragt, nein, der angelt nicht.

Man braucht einen Angelschein für den See?

Der Chef geht nicht auf meine Frage ein, als wüsste er, meine Frage diene nur dem Grund, das Gespräch aufrechtzuhalten, Angelsport ist das Letzte, was mich hier interessiert.

Überall diese Viecher, er verscheucht mit der Hand ein Insekt, das vor seinem Gesicht herumschwirrt, die Insekten in unserer Gegend sehen mit den Instinkten, wie sagt man, sie fliegen aus dem Bauch heraus.

Wie lange haben Sie das Hotel schon?

Seit zwanzig Jahren, erzählt der Mann, als bekäme damit der Staub in den Zimmerecken eine glanzvolle Berechtigung.

Dann hat dieses Haus einiges miterlebt.

Es könnte Geschichten erzählen, der Chef mustert meine Kameratasche.

Mich interessieren diese Geschichten.

Kein Mensch interessiert sich für diesen Wald, nur die Pilzsammler und die Lachsfischer.

Aber die Toten, vor Jahren haben sich die Zeitungen mit Artikeln über diesen Wald überschlagen.

Was interessieren mich die Toten, wir brauchen Ruhe, unsere Gäste brauchen Ruhe, die Stadt braucht Ruhe.

Ich will keine Toten wecken, ich will nur ein paar Fotos machen, versichere ich, ohne zu wissen, ob es die Wahrheit ist, denn große Zeitungen werden meine Bilder drucken, das ist gewiss.

 

Ich gehe vor die Eingangstür, es ist schon spät, aber der Wind ist noch warm und die Sonne zeigt zwischen den Bäumen die letzten Strahlen des Tages. Ich umrunde das Hotel und bleibe vor den Mülltonnen stehen. Es sind keine Tonnen, vielmehr an einen Holzschuppen genagelte Plastiksäcke. In meinem Rucksack befinden sich Butterbrotpapier und Schmierzettel, leere Filmdosen und alte Zeitungen, genug Müll, den ich heute endlich entsorge, an einem Ort, der auf mich wirkt, als wäre er von der Welt ausgeschlossen und könne auf all diese Dinge verzichten. Ich schenke diesem Ort meinen Müll und bekomme Bauchschmerzen. Es ist ein leichter Druck im Magen, nichts, was mich beunruhigen sollte, nichts, was eine Tablette verlangt, vermutlich bin ich Kaninchenfleisch oder eine klare Suppe nicht gewöhnt. Ich überlege, was ich mir ausgesucht hätte, ein Pfeffersteak oder ein Omelette, mit Sicherheit keinen Salat, aber mich hat der Chef ja nicht gefragt. Als ich den zweiten gedeckten Tisch sah, war mein erster Gedanke, im Hotel ist ein Gast, der, genau wie ich, diesen Ort im Wald sucht, aber nicht um ihn zu fotografieren. Und dieser Gedanke weitergesponnen, zeigt Möglichkeiten auf, die meinen Chef und alle anderen Zeitungsredakteure freuen würden, so trügerisch und grässlich wie die Gesetze unserer Berichterstattung. Aber das sind Spekulationen, Herr Kurtz wird ein Sportler sein, kombiniere ich, ein Jogger oder ein Wanderer, er wird vor dem Morgengrauen aufstehen und mit dem Sport beginnen, er wird in dieser schönen Gegend laufen oder wandern wollen, deshalb der Wunsch nach leichter, gesunder Kost, eine Henkersmahlzeit sieht anders aus.

Es riecht nach verfaulten Äpfeln, ich atme tief ein und schließe die Augen. Es summt. Das Obst hat Insekten angelockt, sie schwirren um die Plastiksäcke und um meinen Kopf, sie suchen Eingänge, und ich versuche, sie mit meinen Händen zu verscheuchen. Es gelingt mir nicht, es sind zu viele, aber sie haben das Futter gefunden und konzentrieren sich nun auf den Abfall.

Die Nacht ist still, nur das Surren und Rascheln in den Tüten ist zu hören. Ich muss an den Zettel denken, ›das Insekt wird weitersummen, auch wenn du es tötest‹, und ich muss an den Chef denken, an seine Beschreibung der Insekten, ›sie sehen mit den Instinkten, sie fliegen aus dem Bauch heraus‹, diese Worte erinnern mich an einen Soldaten, den ich auf meiner Reise als Kriegsfotograf traf, er sprach von seiner Arbeit, den Frieden zu sichern, obwohl der Krieg längst ausgebrochen war, er verwendete die gleichen Worte, er arbeite aus dem Bauch heraus, mit Instinkten, die man nicht trainieren kann. Ich erinnere mich gut daran, der Soldat sprach diese Sätze in meine Kamera, leise und unaufgeregt, als wolle er zugeben, ich weiß, was ich hier anrichte. Ich hatte damals zum ersten Mal das Gefühl, wir, die Reporter und die Soldaten, wären auf Augenhöhe.

 

Jemand war wieder in meinem Zimmer, er hat die Bibel in die Nachttischschublade gelegt und das Wasserglas ordentlich ins Regal gestellt. Aber es war nicht das Putzpersonal, denn mein Bett ist nicht gemacht und die Erde liegt noch immer verteilt auf dem Boden. Mein Hotelzimmer war gestern und auch heute abgeschlossen, weiß ich, aber die Schlösser sehen so alt und einfach aus, vermutlich kann jeder Taschendieb sie mit einem Dietrich öffnen - aber was sollte der Eindringling in meinem Zimmer klauen?

 

Ich höre es summen, bevor ich meine Augen öffne, das Summen ist nicht vor meiner Nase, es kommt auch nicht aus den Zimmerecken oder von der Fensterbank, das Insekt schwirrt nicht über mir, sondern unter mir. Das Geräusch ist unter meinem Bett, und aus dem Summen wird ein leises Rascheln. Das kann kein Insekt sein, ahne ich und halte den Atem an, der Einbrecher ist ein weiteres Mal in mein Zimmer eingebrochen, nicht um etwas zu klauen, sondern um mir aufzulauern, ich wage nicht einen Atemzug. Aber warum wartet er, ich habe geschlafen, es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, was auch immer er vorhat. Meine Augen wollen sich nur langsam an die Dunkelheit gewöhnen, und es dauert, bis ich begreife warum. Jemand hat die Vorhänge zugezogen.

Das Rascheln hat aufgehört, und ich höre meinen eigenen Atem - ist es mein eigener Atem? Ich fasse allen Mut zusammen, springe aus dem Bett, renne zur Tür und schalte das Licht ein.

Stille.

Ich schaue vorsichtig unter das Bett, aber da ist niemand, nichts, nicht einmal eine Decke, die rascheln könnte.

Ich ziehe die Vorhänge wieder auf, der Mond scheint über den Wald, der Wind pfeift draußen unter dem Dach und die erste Baumreihe steht statisch da, als könnte der Wind ihr nichts anhaben. Vor mir auf der Fensterbank das Insekt, du weckst mich nicht noch einmal, sage ich und greife nach dem Wasserglas.

 

Ich möchte als Erster im Speisesaal sein und verlasse unausgeschlafen und unrasiert mein Zimmer, aber auf dem Tisch in der hinteren Ecke steht bereits benutztes Frühstücksgeschirr. Ich sehe Obstreste, Müslikörner und ein halbleeres Wasserglas und denke, wer so gesund lebt, muss Sportler sein. Das Besteck ist links und rechts an den Tellerrand gelehnt, als wäre der Gast nur kurz aus dem Raum gegangen. Der Schlüssel für das Zimmer Nummer Drei und eine Karte liegen neben dem Teller, auf dem weißen Rand der Karte steht, sauber in Druckbuchstaben geschrieben ›A. KURTZ‹‹. Der Kartenausschnitt beschränkt sich auf den Wald und auf einige anliegende Felder, rote Linien kreuzen durch das Gebiet, unübersichtlich und doch miteinander vernetzt, wie ein Blutkreislauf, als folgten sie einem mir nicht verständlichen System. Ich lese die Vermerke ›Badestelle‹, ›Tanzkreis‹, ›Grenzübergang‹ und in der Mitte der Karte das Wort ›Feuerhaus‹. Ich vergleiche die beschriebenen Punkte auf der Karte mit den Bildern in meiner Erinnerung und erkenne den Badesteg und die Grenzzäune, das ›Feuerhaus‹ kann ich nicht zuordnen.

Jemand betritt hinter mir den Raum. Ich drehe mich um und sehe eine Gestalt, und auf den ersten Blick habe ich das Gefühl, die Person vor mir will mich anspringen.

Er grinst müde und fragt, kann ich Ihnen helfen?

Nein, ich …, ich gehe einen Schritt von seinem Tisch weg, nein, ich habe mir nur Ihre Karte angesehen, meine Karte ist veraltet, aber Ihre …

Meine auch, ich habe mich am ersten Tag gleich verlaufen.

Herr Kurtz blinzelt, aber es ist kein Zublinzeln, sondern ein nervöses Zucken der Augenlider.

Was suchen Sie denn?

Ich, also, ich …, stottert er, ich, ich suche eigentlich nichts, ich habe viel über den Wald gelesen.

Ich habe auch viel über diesen Ort gelesen, ich mustere Herrn Kurtz, ich schätze ihn auf Ende dreißig, er ist einen Kopf kleiner als ich und hampelt vor dem Tisch herum, als wüsste er nicht, ob er sich setzen soll oder nicht.

Ein merkwürdiger Ort, sagt er und schaut aus dem Fenster, ich bin erst den dritten Tag hier, aber ich habe das Gefühl, der Wald rückt jeden Morgen ein Stückchen näher an das Haus.

Sie meinen, der Wald bewegt sich?

Nein, es ist alles so eng und klein hier in diesem Provinznest, mir fällt die Decke auf den Kopf, das meinte ich, er versucht zu lachen, aber es gelingt ihm nicht.

Aber zum Party machen fährt man ja nicht in dieses Kaff.

Nein, das stimmt, Herr Kurtz setzt sich und faltet seine Karte zusammen, das Zucken seiner Augen wird stärker.

Ich arbeite für eine Zeitung und soll diesen Ort fotografieren.

Interessant, ich will auch ein paar Bilder knipsen, das Licht und die Farben in dieser Gegend sollen ja unglaublich sein, er schiebt seinen Teller nach links, dann wieder näher zu sich heran, und wandern möchte ich, einmal quer durch den Wald, er dreht seinen Teller, als wolle er die Müslikörner von allen Seiten betrachten.

Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß, ich gehe einen weiteren Schritt nach hinten, mein Blick fällt auf seine Schuhe, auf blau-weiße Turnschuhe.

Haben Sie das Feuerhaus schon gefunden?

Nein, habe ich nicht, er sieht mich an, als hätte ich ihm eine rhetorische Falle gestellt, nein, in einigen Reiseführern taucht der Name auf, deshalb …

In Reiseführern, ich verstehe, ich deute mit den Fingern zu meinem Platz, ich werde mich dann auch mal meinem Frühstück widmen.

Herr Kurtz nickt. Ich habe gehofft, er würde mir einen Platz an seinem Tisch anbieten, denn ich finde ihn interessant, ich glaube, er hat Geschichten zu erzählen, und Menschen, die Geschichten erzählen, ob sie wahr sind oder nicht, haben mich schon immer interessiert. Das, was er mir bisher erzählt hat, kann ich nicht glauben, ein Wanderer trägt keine Sportschuhe, und ein Fotograf hat seine Kamera am Mann und lässt sie nicht im Hotelzimmer liegen, mir kann er nichts vormachen, ich bin vorbereitet, die Redaktion hat mir vor meiner Reise ein umfangreiches Informationspaket zukommen lassen, bestehend aus Kopien der Polizeiakten, einigen Zeitungsartikeln und drei Reiseführern über diese Region, und nirgends bin ich auf den Begriff ›Feuerhaus‹ gestoßen.