Impressum

Wolfgang Reuter

Motorsportstadt Schwerin – zu Wasser und zu Lande

ISBN 978-3-95655-246-5 (E-Book)

ISBN 978-3-95655-245-8 (Buch)

 

Herausgeber: Ulrich Grunert

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

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Vorwort

Die einstige Bezirks- und heutige Landeshauptstadt Schwerin ist in die Reiseliteratur als „Stadt der Seen und Wälder“ eingegangen. Davon lassen sich zunehmend mehr Besucher aus Deutschland und aller Welt begeistern.

Doch Schwerin hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch einen anderen Ruf erworben: den einer Sportstadt.

Der Verfasser (Jg. 44) erinnert sich gern daran, auf Kindesbeinen an der Hand seines Vaters zu allen nur möglichen Veranstaltungen getrabt zu sein: Fußball auf der Paulshöhe und Leichtathletik im Stadion am Lambrechtsgrund, Springreiten auf dem Burgseesportplatz, Kanuregatten, Boxen im Innenhof des Schlosses und auf der Freilichtbühne, Radrennen um den Pfaffenteich, Radball und Kunstradfahren im Klubhaus der BSG „Einheit“ in der Schlossgartenallee, sogar Faustball auf dem Friesensportplatz … Die Liste ließe sich mühelos verlängern.

 

Und schließlich wurde die nach Zehntausenden zählende Fangemeinde in den Bann donnernder Motoren gezogen.

Lediglich fünf Jahre waren seit dem verheerenden Krieg vergangen, da meldeten sich auch im Osten Deutschlands die Motorsportler wieder zurück. In mühevoller und solidarischer Kleinarbeit hatten sie erstaunlich viele Renngeräte wieder zum Laufen gebracht. Der „harte Kern“ - wie man heute zu sagen pflegt – drängte zurück in die Öffentlichkeit, um dem geliebten Sport wieder vor begeistertem Publikum zu huldigen.

Immer rund um den „Papendiek“

1950

Die Renaissance des Motorsports in der Landeshauptstadt begann am Pfaffenteich, jenem kleinen, nur zwölf Hektar messenden Gewässer mitten in der Stadt, das der Graf von Schwerin bereits im 12. Jahrhundert als Mühlenteich anlegen ließ.

Die „Landes-Zeitung“ (L-Z), Organ der SED für Mecklenburg, berichtet im Zusammenhang mit einem Radrennen im Sommer 1950:

„Eine besondere Delikatesse wurde den Radsportfreunden durch kleine Motorradrennen geboten… Die Fahrer erklärten, nachdem sie mehrere Runden gefahren hatten, daß sich auf dieser Straßenstrecke durchaus Motorrennen ausfahren ließen, daß aber die Straßen vorher noch überholt werden müßten.“

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Quelle: motorrennsportarchiv.de

1951

Von der geforderten Überholung der laut einem Zeitungsbericht mit „Grauwackersteinen“ gepflasterten Straßen war allerdings ein Jahr darauf nichts zu sehen. Trotzdem versprach die „L-Z“ am 24. August 1951 in ihrer Vorschau auf das erste Motorrad- und Kleinstwagenrennen „Rund um den Pfaffenteich“ ein motorsportliches Ereignis ersten Ranges.

Aus heutiger Sicht völlig unvorstellbar, dass sich auf der rumpeligen Straße nicht nur Solo- und Seitenwagenmaschinen, sondern sogar Rennwagen packende Auseinandersetzungen geliefert haben.

 

Ursprünglich wollte die veranstaltende Sektion Motorrennsport Schwerin im Landessportausschuss Mecklenburg lediglich den Nachwuchs- und Ausweisfahrern des Landes und Brandenburgs eine Chance bieten. Dieser Rahmen aber wurde durch das große Interesse auch jenseits der Interzonengrenze bald gesprengt.

50.000 Zuschauer hatten sich an diesem 24. August 1951 eingefunden, um die spannenden Rennen zu verfolgen.

Den Höhepunkt bildeten die Lizenzfahrer in der Seitenwagen-Klasse bis 500 ccm. Bis zur vierten Runde lagen die Westberliner Pusch/Wehler an der Spitze, die sie jedoch wegen eines Maschinenschadens an Krause/Trinkhaus (Berlin) abgeben mussten. Lange konnten diese sich der Angriffe von Willi Krenkel mit seiner Beifahrerin Marianne Schwarze erwehren, doch in der 18. Runde mussten sie unter dem Jubel der begeisterten Fans das Dresdner Gespann vorbeiziehen lassen.

Bei den Ausweisfahrern in der 500-ccm-Klasse hatte der Schleswig-Holsteiner Hans Steinau am Ende die Nase vorn, den Jenaer Auer auf Platz 2 verweisend. Der Mann aus Neumünster markierte mit 94,5 km/h auch die schnellste Runde des Tages.

In der Klasse der Kleinwagen bis 500 ccm fuhr Willy Lehmann (Bitterfeld) einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg heraus. Dahinter belegte Otto Kolan (Neumünster) den Ehrenplatz. Lehmanns schnellste Runde wurde mit 91,8 „Sachen“ gemessen.

Zu einem überraschenden Erfolg kam der Warnemünder Albert Lässig bei den Rennwagen bis 750 ccm. Zwar lag er lange aussichtslos zurück, doch eine Runde vor Schluss profitierte er vom Pech des bis dahin souverän führenden Eugen Müller, denn der Mann aus dem anhaltinischen Güsten verlor kurz vor dem Ziel ein Rad.

Den Abschluss des Renntages bildete der zweite Lauf der Motorboote.

(Bericht siehe: Motorbootrennen.)

 

Ergebnisse:

Nachwuchs:

Klasse 4: 1. Kollwitz (Stralsund), 2. Weber (Hagenow), 3. Burmann (Strelitz);

Klasse A: 1. Kurt Stieg (Schwerin), 2. Körner (Rostock), 3. Langenbeck (Neuruppin);

Klasse B: 1. Kollwitz (Stralsund), 2. Gehrmann, 3. Böttke (beide Rostock);

Klasse C: 1. Alfred Wünsche (Jena), 2. Schnur (Schwerin), 3. Schleier (Apolda);

 

Ausweis:

Klasse 4: 1. Heilmann (Zeitz), 2. Henkel (Potsdam), 3. Wagner (Rostock);

Klasse A: 1. Hoyer (Leipzig), 2. Flemming (Lindow), 3. Schilling (Berlin);

Klasse B: 1. Bauer (Jena), 2. Rosenhahn (Berlin), 3. Buchmann (Stralsund);

Klasse C: 1. Steinau (Neumünster), 2. Bauer (Jena), 3. Rosenbaum (Apolda);

 

Lizenz:

Klasse Cs: 1. Willi Krenkel/Marianne Schwarze (Dresden), 2. Horst Krause/Fritz Trinkhaus (Berlin);

Formel III: 1. Willy Lehmann (Bitterfeld), 2. Otto Kolan (Neumünster);

Rennwagen bis 750 ccm: 1. Albert Lässig (Warnemünde).

1952

Trotz strömenden Regens hatten sich 25.000 Zuschauer zur zweiten Auflage des Pfaffenteichrennens am 22. Juni 1952 eingefunden.

Wegen der erfreulich starken Beteiligung in der Nachwuchs-Klasse bis 350 ccm wurde der Sieger in zwei Läufen ermittelt. Die bessere Zeit entschied letztlich für Hans-Joachim Scheel aus Suhl vor dem Ludwigsluster Karl Gävert, der sich damit als bester Nachwuchsfahrer aus Mecklenburg den erstmals ausgefahrenen „Kurt-Bürger-Gedächtnispokal“ (zur Erinnerung an den ein Jahr zuvor gestorbenen Ministerpräsidenten) holte.

Auf dem nassen und deshalb gefährlich glitschigen Kurs begeisterte Christa Böttcher (Niedersedlitz) die Zuschauer. Rundenlang lieferte sie sich in der Nachwuchs-Klasse C einen erbitterten Zweikampf mit Harald Nusse. Der Güstrower musste allerdings wegen eines Defekts ausscheiden, und so fuhr die Amazone einen überlegenen Sieg vor dem Parchimer Harald Lemke heraus. Das war für die 24-jährige der Aufstieg in die Lizenzklasse.

Eine weitere junge Dame machte auf sich aufmerksam: Walter Fülle (Jena) mit Tochter Lore im „Boot“ fuhren in der Ausweis-Klasse Cs vom Start weg allen davon. Mehr als 20 Sekunden später überquerten die Berliner Fritz Trinkhaus/Paul Haustein als Zweite die Ziellinie.

In der Lizenzklasse gingen sechs Gespanne auf die 25-Runden-Strecke. Nach anfänglicher Führung mussten die Güstrower Fritz Suhrbier/Walter Pöschel die Westberliner Karl Pusch/Fritz vorbeiziehen lassen. Auf ihrer Verfolgungsjagd verschätzten sich die Barlachstädter, flogen aus der „Kurt-Bürger-Kurve“ (am Arsenal) und landeten im Schaufenster eines Herrenausstatters.

Die Mitkonkurrenten Fritz Scheel/Willi Oldenburg (Babelsberg) schoben ihre defekte Maschine in den letzten 200 Metern auf den 3. Platz.

Die Formel-III-Rennwagenklasse war erneut eine klare Angelegenheit für Vorjahrsgewinner Willy Lehmann aus Bitterfeld. Mit großem Vorsprung steuerte er seinen schnellen BMW ins Ziel.

 

Ergebnisse:

Nachwuchs:

Klasse 4: 1. Lothar Voigt (Schwerin), 2. Tittel (Profen), 3. Degner (Potsdam);

Klasse A: 1. Rolf Braun (Babelsberg), 2. Willi Bobsin (Ludwigslust), 3. Karl Tschiernich (Köthen);

Klasse B: 1. Willi Engel (Parchim), 2. Hans Wolter (Hagenow), 3. Walter Slowik (Schwerin);

Klasse C: 1. Christa Böttcher (Niedersedlitz), 2. Werner Lembke (Parchim), 3. Karl Berendt (Negast);

 

Ausweis:

Klasse 4: 1. Gerhard Freitag (Berlin), 2. Heinz Grune (Köthen), 3. Heinz Knöchel (Zepernick);

Klasse A: 1. Heinz Hartmann (Fürstenwalde), 2. Hans-Joachim Scheel, 3. Waldemar Kreuzberger (beide Suhl);

Klasse B:

1. Lauf: 1. Hans-Joachim Scheel (Suhl), 2. Karl Gävert (Ludwigslust);

2. Lauf: 1. Reinhard (Herzberg), 2. Hans Weinert (Berlin), 3. Ernst Karallus (Grimmen), Gesamtsieger: Scheel (Suhl);

Klasse C: 1. Werner Rosenbrock (Berlin), 2. Werner Rosenhan (Jena), 3. Weinhold (Taucha);

Klasse Cs: 1. Walter und Lore Fülle (Jena), 2. Fritz Trinkhaus/Paul Haustein (Berlin), 3. Schultz/Fritz (Eisenach);

 

Lizenz:

Klasse Cs: 1. Willy Krenkel/Marianne Schwarze (Dresden), 2. Heinz Rother/Dieter Kempe, 3. Fritz Scheel/Willi Oldenburg (alle Babelsberg);

Formel III: 1. Willy Lehmann (Bitterfeld), 2. Gerhard Zschoche (Köthen), 3. Rudolf Klemm (Chemnitz).

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Repro: motorrennsportachiv.de

 

Ein volles Programm erwartete die gut 20.000 Schaulustigen beim 3. Pfaffenteichrennen am 21. September 1952.

In zwei der insgesamt zehn Rennen konnten die Gastgeber den goldenen Siegerkranz mit nach Hause nehmen.

In der Nachwuchs-Klasse B gelang das Walter Slowik, der seine Matchless-Maschine als Erster über die Ziellinie steuerte.

Teamgefährte Walter Schnur konnte sich bei den 500ern ebenfalls durchsetzen.

Der Potsdamer Nachwuchsfahrer Fritz Haase profitierte bei seinem Erfolg in der Klasse A vom Sturz von Manfred Zierck (Tribsees) in der vorletzten Runde. Der junge Mann aus Vorpommern sollte in den Folgejahren auf Sand- und Grasbahnen Deutschlands auf sich aufmerksam machen.

Für besondere Begeisterung sorgten die Rennwagen der Formel III. Adolf Lang aus Bamberg setzte sich zwar erwartungsgemäß durch, doch der junge Gerhard Zschoche (Zörbig) leistete harten Widerstand, so dass sich der Favorit ständiger Attacken erwehren musste. Vier Zehntelsekunden reichten schließlich zum hauchdünnen Sieg.

 

Ergebnisse:

Nachwuchs:

Klasse 4: 1. Jürgen Düring (Kyritz), 2. Helmut Görzig (Hagenow), 3. Fritz Stabnow (Neuruppin);

Klasse A: 1. Fritz Haase (Potsdam), 2. Walter Bär (Hagenow), 3. Willi Bobsin (Ludwigslust);

Klasse B: 1. Walter Slowik (Schwerin), 2. Hans Wolter (Hagenow), 2. Bruno Mönnich (Richtenberg);

Klasse C: 1. Walter Schnur (Schwerin), 2. Werner Lemke (Parchim);

Ausweis:

Klasse 4: 1. Gerhard Freytag (Berlin), 2. Ernst Degner (Potsdam),

3. Karl-Otto Weber (Hagenow);

Klasse A: 1. Walter Buckmann (Barth), 2. Hans Weinert (Apollensdorf), 3. Stieg (Severin);

Klasse B: 1. Hans Weinert (Apollensdorf), 2. Georg Reinhardt (Herzberg), 3. Hugo Sonntag (Wittenberge);

Klasse Cs: 1. Horst Skola/Siegfried Baartz (Greifswald), 2. Jürgen Thurow/Lothar Skola (Wolgast/Greifswald), 3. Hans Thoms/Heinz Luchterhand (Wismar);

Klasse Gs (Gespanne bis 750 ccm): 1. Fritz Trinkhaus/Paul Haustein (Berlin), 2. Walter Hain/Hanna Klaus (Schönau);

Formel III: 1. Adolf Lang (Bamberg), 2. Gerhard Zschoche (Zörbig), Werner Lenke (Chemnitz).

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1953

Zum 4. Male versammelte sich die Motorsportgemeinde am 16. August 1953 rund um den Pfaffenteich. Was die 30.000 Besucher an diesem endlich einmal trocknen Sommertag nicht ahnen konnten: Es sollten die letzten Rennen auf diesem Stadtkurs sein.

 

Dramatisch ging es bei den Gespannen der Klasse Cs zu. Die Hallenser Siegfried Neumeister/Horst Barth wollten unbedingt ihren Erfolg von Stralsund wiederholen und setzten sich ab Runde 5 klar an die Spitze. Doch in der 10. Runde ereilte sie das Pech in Form eines gerissenen Gasbowdenzuges. Neumeister band sich das Seil um die rechte Hand, um so die „Spritzufuhr“ zu regeln. Zum Lenken blieb also nur die Linke. Und wenn auch der „Schmiermaxe“ beim Gasgeben gelegentlich helfend eingriff – auf die Dauer konnte das nicht gut gehen. So machten sich an der Spitze die ärgsten Konkurrenten Jürgen Thurow und Lothar Skola (Greifswald) auf und davon. Auch Paul Schulze/Reddig (Friedrichstadt) profitierten vom Missgeschick der Hallenser, die sich schließlich noch auf Platz 3 retten konnten.

Ein Kuriosum: Irrtümlich hatte die Zeitnahme das Gespann Kurt Selle/Karl Henze (Sondershausen) trotz Rundenverlustes auf Platz 2 gesetzt.

Christa Böttcher, die einzige Frau in Deutschland, die seinerzeit auf einer Solomaschine Rennen fuhr, belegte bei den 500ern unter zehn Aktiven den 5. Platz. Es gewann Gerhard Richter (Bautzen) vor Alfred Agsten (Karl-Marx-Stadt) und Rudolf Gläser (Plauen).

Die Gastgeber mussten sich beim Pfaffenteich-Finale mit einem 2. Rang durch Josef Kohl in der Klasse 4 (hinter Helmut Händel aus Greiz) begnügen.

 

Eine kleine Episode sei noch angemerkt, gefunden im Heft 16 des „Illustrierten Motorsports“:

 

„Schön dicht waren an den Kurven die Strohballen gestellt, doch schien uns, daß hier und da ein solch gepreßter Würfel aus Stroh den Besitzer gewechselt haben mußte. Das bewiesen einige Lücken. Wir kamen auf den ‚Trichter‘, wie so etwas vor sich geht, als wir unsere Schritte dem Fahrerlager zulenkten. Dort wurde nämlich gerade ein solches Ding, das manchem Rennfahrer schon das Leben gerettet hat, auf dem Gepäckständer eines Motorrades (KK 26-49) abgeschleppt. Die waren ganz ‚vornehm‘, während andere einige der wichtigen Stoßdämpfer zu Fuß in ihre für die Nacht erkorene Behausung schleppten.

Woran mag das nun liegen, daß einige Fahrer und Helfer so verantwortungslos handelten? Vielleicht daran, daß die Quartiere so knapp waren?“

 

Ergebnisse:

Ausweis:

Klasse 4: 1. Jürgen Düring (Neuruppin), 2. Karl-Heinz Benick (Rostock), 3. Berthold Schweiger (Pirna);

Klasse 4: 1. Helmut Händel (Greiz), 2. Josef Kohl (Schwerin), 3. Herfried Kohl (Böhlen);

Klasse A: 1. Siegfried Baartz (Greifswald), 2. Erhard Körner (Quedlinburg), 3. Kurt Macioszcyk (Jena);

Klasse B: 1. Fritz Heese (Babelsberg), 2. Karl Gävert (Ludwigslust), 3. Werner Koppatz (Espenhain);

Klasse B: 1. Karl-Georg Reinhardt (Herzberg), 2. Robert Keil ((Rostock), 3. Bruno Mönnich (Stralsund);

Klasse C: Gerhard Richter (Bautzen), 2. Alfred Agsten (Karl-Marx-Stadt), 3. Rudolf Gläser (Plauen);

Klasse Cs: 1. Jürgen Thurow/Lothar Skola (Greifswald), 2. Kurt Selle/Karl Henze (Sondershausen), 3. Paul Schulz/Reddig (Friedrichstadt);

Formel III (Ausweis): 1. Martin Limmer (Greiz), 2. Josef Ortschitt (Eisenach), 3. Albert Lässig (Rostock);

Formel III (Lizenz): 1. Willy Lehmann (Bitterfeld), 2. Werner Lenke (Karl-Marx-Stadt).

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Auf Dreieckskurs im Schlosspark

1956

Weil nach Ansicht von Experten die Strecke am Pfaffenteich aus Sicherheitsgründen für Motorrad- und Wagenrennen nicht mehr geeignet war, wurde Ersatz gesucht.

Gefunden wurde er im Schlossgarten; dorthin lud die Sektion Motorrennsport der BSG Lokomotive am 10. Juni 1956 anlässlich des „Tages der Eisenbahner“ auf den 1,6 Kilometer langen Dreieckskurs ein.

20.000 Fans hatten sich laut Zeitungsberichten auf der kürzesten Straßenrennstrecke der DDR eingefunden.

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Repro: motorrennsportachiv.de

 

Leider wurde das Rennen der stark besetzten Ausweise-Klasse bis 350 ccm von einem Regenschauer beeinträchtigt. Auf dem schlüpfrigen Untergrund mussten die Fahrer äußerst vorsichtig zu Werke gehen, so dass die Rundenzeiten unter den Erwartungen blieben. Am Ende setzte sich Siegfried Gläser aus Penig, einem kleinen Städtchen in Mittelsachsen, auf seiner tschechischen JAWA vor Bernhard Bockelmann (Bremen) durch. Der Hansestädter konnte sich - wie auch sein „Landsmann“ Walter Scheimann (Zweiter in der Ausweis-Klasse C) – als einer der Gäste aus der Bundesrepublik in einem der fünf Rennen vorn platzieren.

Als schnellster Mecklenburger wurde der Wismaraner Alfons Schütt, Zweiter in der Viertelliter-Lizenzklasse, geehrt.

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Quelle: motorrennsportarchiv.de

 

Ergebnisse:

Ausweis:

Klasse 4: 1. Hans Heyde (Lützkendorf), 2. Werner Kühn (Rackwitz), 3. Heinz Peschel (Döbeln);

Klasse A: 1. Günther Nerlich (Großenhain), 2. Kurt Macioszcyk (Jena), 3. Helmut Weber (Rackwitz);

Klasse B: 1. Siegfried Gläser (Penig), 2. Bernhard Bockelmann (Bremen), 3. Robert Keil (Rostock);

Klasse C: 1. Rudolf Gläser (Plauen), 2. Walter Scheimann (Bremen), 3. Hansgeorg Dressler (Bautzen);

Lizenz:

Klasse A: 1. Karl-Heinz Kirchner (Erfurt), 2. Alfons Schütt (Wismar), 3. Johannes Müller (Karl-Marx-Stadt).

 

Zum Leidwesen nicht nur der motorsportbegeisterten Schweriner blieb es beim „1. Schlosspark-Dreieck-Rennen“.

 

Damit war das Kapitel Straßenrennsport in der Bezirksstadt beendet.

 

„Es geht am Sonntag aber nicht nur um den Pfaffenteich, sondern auch auf dem Pfaffenteich wird gekämpft, und zwar in Form eines Motorbootrennens (bis 175 ccm) über 6 km, für das sechs der bekanntesten Berliner Motorboot-Rennspezialisten ihre Meldungen abgegeben haben. Der besondere Reiz dieses Rennens liegt darin, daß auch der Weltrekordmann Franz Pfennig (Berlin) am Start ist. Seine Landsleute Hornig, Lothar und Erhard Tschierschke, Deike, Thyrolf und Thiele werden ihn hoffentlich so stark treiben, daß eine eindrucksvolle Leistung, vielleicht eine Verbesserung seines eigenen Weltrekords, herausspringt.“

 

So hatte die „Landes-Zeitung“ (L-Z) vom 24. August 1951 ein motorsportliches Großereignis und damit gleichzeitig die Geburtsstunde des Rennsports zu Wasser und zu Lande im Nachkriegs-Schwerin angekündigt.

 

Und auch auf dem Wasser ging es an diesem 26. August 1951 sehr spannend zu. Auf dem „Nebenschauplatz“ hatte der Favorit Franz Pfennig den ersten Lauf erwartungsgemäß vor dem Magdeburger Walter Deike gewonnen, doch dieser drehte beim abschließenden zweiten Durchgang den Spieß um.

Allerdings war der Berliner Bootsbauer bei seiner Siegesfahrt am Vormittag schneller gewesen, so dass es für ihn in der Endabrechnung zum erwarteten Gesamtsieg reichte.

 

Eigentlich sollten die Pfaffenteichrennen bereits Ende Juli stattfinden. Dafür hatte die Landes-Zeitung mit immerhin vier Vorschau-Beiträgen kräftig die Werbetrommel gerührt.

Der ursprüngliche Termin musste jedoch verschoben werden, weil der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg Kurt Bürger am 28. Juli 1951 gestorben war.

 

Stichwort Werbung: Ein offenbar besonders linientreuer SED-Genosse empörte sich auf der Lokalseite seines Parteiorgans vom 23. August 1951 über den „Reklamerummel“ durch einen Lautsprecherwagen, wie er üblicherweise vor allem in Sachen „Agitation und Propaganda“ gewissermaßen als „mobiler Stadtfunk“ häufig durch die Straßen geschickt wurde.

Das sei nichts anderes als billiger Reklamerummel echten amerikanischen Stils, wie ihn geschäftstüchtige Manager in den imperialistischen Ländern betrieben, wo der Profitsport blüht.

Diese Art Reklame sei eine Verhöhnung der demokratischen Sportbewegung, wetterte der aufrechte Genosse. Und außerdem sollten statt Schlagermusik gefälligst fortschrittliche Jugendlieder gespielt werden!

 

Bei diesem Testlauf hatte sich aber herausgestellt, dass der „Papendiek“, wie ihn die Einheimischen nennen, den Anforderungen einer regulären Regatta nicht genügen konnte.