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FRIEDRICH LIECHTENSTEIN

SELFIE MAN

#DerTagIstDeinFreund

bei Aufbau

Friedrich Liechtenstein wurde 1956, 1957 und 1959 in

Eisenhüttenstadt geboren. Er ist gelernter Puppenspieler,

arbeitete mit Sasha Waltz zusammen, ging mit Deichkind

auf Tour und veröffentlichte Mitte der Nullerjahre das

Synthie Album Please Have a Look from Above. Er lebte

als Schmuckeremit eines Sonnenbrillenlabels und war in

Berliner Kreisen längst Kult in der Kunstperformanceszene,

bis ihn das Video Supergeil in ganz Deutschland zum Star

machte. Sein Konzeptalbum Bad Gastein (2014) wurde

von Publikum und Medien gefeiert. Vielen gilt er als die

„Rettung des deutschen Humors“ (New York Times).

Selfie Man ist sein erstes Buch.

Wo immer Friedrich Liechtenstein auftaucht, kommen die

Leute auf ihn zu und lassen sich mit ihm fotografieren.

Egal ob Nachtschwärmer, Backwarenverkäuferinnen,

Stars, Sternchen oder Staubgeborene wie du und ich. Das

Selfie ist das Tagebuch der Jetztzeit. In Selfie Man zeigt

Liechtenstein die besten und verrücktesten Selfies und

reflektiert über das Wir, das Self, das Du und das Ich.

En passant entwickelt der „Großmeister der Ironie“

(Süddeutsche Zeitung) so seine ganz eigene Lebens-

philosophie und gibt uns einen wunderbaren Wegbegleiter

zum Lachen, zum Nachdenken, zum Aufheitern, zum

Erhellen – im Büro, auf der Couch und im Café. Selfie

Man – und der Tag ist dein Freund.

FRIEDRICH LIECHTENSTEIN

SELFIE MAN

#DerTagIstDeinFreund

Impressum

ISBN 978-3-8412-0861-3

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Oktober 2014

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 2014 bei Blumenbar,
einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung: studiograu, Berlin

unter Verwendung von einem Foto von Franziska Taffelt

Innengestaltung: studiograu, Berlin

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH,
www.le-tex.de

www.blumenbar.de

www.aufbau-verlag.de

Liebe Freunde,

Selfie: Self – I, Ich und selbst. Da tanzt man einmal durch

einen Supermarkt, tanzt die Uschi und die Muschi und

ist ein Star. Vom Schmuckeremiten zum Star. Selfie. Selbst

ich. Immer dabei. Vor dem Regal, vor allen Regalen, und

gar nicht egal. Innen und außen, draufgeschaut und geil

gefunden. Da war noch was, das Vorher, der Künstler,

das trockene Brot, Gesang und Tanz und ganz viel Pop.

Der Grenzgang zwischen Abgrund und guter Laune im

Gelingen. Und wer ist ein Star? Der Moment ist es. Wenn

es klick macht. Auch mit dem Handy, mit vielen oder

alleine. Mit noch mehr Stars, mit Menschen des Moments.

Dann lächeln sie, und ich esse ein Eis. Cooler Mann.

Selfies sind Eskapismus als Antwort auf das Sich-

vergessen. Selfies sagen: Ich hab mich lieb und nehme dich

mit, flaniere mit dir durchs Leben. Das Selfie ist der Blumen-

kohl der Jetztzeit, es sind viele kleine Röschen, und nie

sieht der geneigte Betrachter alles. Es sind die Tagebücher

des dritten Jahrtausends, Bilder einer subjektiven Realität,

die alle zusammen unsere Welt einfangen. Wenn Wesen von

einem fremden Planeten die Erde verstehen wollen, werden

sie als Erstes die Selfies anschauen und wahrnehmen, wie

komplex die Welt ist, auf der wir tanzen. Vermeintliche

Schwächen wie Eitelkeit, Genusssucht oder sexuelle Be-

gierde sind die Lichter, die aufzucken. Bei Friedrich Hebbel

findet sich die Notiz: „den Schmerz wie einen Mantel um

sich schlagen“. Heilend kann also auch die Glorifizierung

des seelischen Schmerzes sein. Selfie – Self – I: Ich bin self.

Gerne Geil, Euer

6

ALLTAGSMANIEREN

Verzeihen Sie mir bitte, dass ich in meiner Fantasie ein

bisschen größer und schöner geworden bin.

Noch mehr self geht kaum.

Ziemlich elegante, feingliedrige Finger hatte ich da.

9

WANDERTAG

Ich war 15, und wir sind mit der Klasse nach Berlin ge-

fahren. Da gab’s am Alexanderplatz diesen Fotoauto-

maten, und für mich war es wichtig reinzugehen und