Peter Koenig

30 dreiste Lügen
über Geld

Befreie dein Leben
Rette dein Geld

Aus dem Englischen von
Thomas Gotterbarm

Conzett Verlag
bei Oesch

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Lüge Nr. 1

Die Lüge vom arbeitenden Gel

Lüge Nr. 2

Geld ist Macht

Lüge Nr. 3

Schulden sind etwas Schlechtes

Lüge Nr. 4

Zum Glücklichsein braucht man eine gewisse Menge Geld

Lüge Nr. 5

Die besten Produkte und Dienstleistungen werfen die höchsten Gewinne ab

Lüge Nr. 6

Mit Geld sichert man sich seine Existen

Lüge Nr. 7

Geld bedeutet Sicherheit

Zwischenbemerkung

Lüge Nr. 8

Geld wird von Regierung und Zentralbank geschaffen

Lüge Nr. 9

Das in Umlauf befindliche Geld entsteht durch Prägen von Münzen und Drucken von Banknoten

Lüge Nr. 10

Das Geld ist durch Gold oder andere wertvolle Güter gedeckt

Lüge Nr. 11

Der Wohlstand eines Landes läßt sich an seinem Bruttosozialprodukt und anderen Wirtschaftsdaten ablesen

Lüge Nr. 12

Die Lüge über den Verbleib des Geld

Lüge Nr. 13

Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übe

Lüge Nr. 14

Die Lüge von Arm und Reich

Lüge Nr. 15

Geld ist Freiheit

Lüge Nr. 16

Man muß arbeiten und Geld verdienen, um tun zu können, was man will

Lüge Nr. 17

Für ein neues Vorhaben braucht man Kapital, einen Geschäfts- und einen Finanzpl

Lüge Nr. 18

Jeder kann Gewinn machen

Lüge Nr. 19

Um Bestand zu haben, muß eine Firma Gewinn machen

Lüge Nr. 20

Der Preis für Güter und Dienstleistungen setzt sich hauptsächlich aus ihren Produktionskosten zusammen

Lüge Nr. 21

Geld macht unabhängig

Lüge Nr. 22

Geld macht abhängig

Lüge Nr. 23

Renten und Ersparnisse sichern einen sorglosen Lebensabend

Lüge Nr. 24

Die erste Lüge der Geldreformer

Lüge Nr. 25

Die zweite Lüge der Geldreformer

Lüge Nr. 26

Wer Geld gibt, dem wird gegebe

Lüge Nr. 27

Die Lügen über die Fülle

Lüge Nr. 28

Geld ist das Problem, Geld ist die Lösung

Lüge Nr. 29

Geld ist nicht wichtig aber es vereinfacht das Leben

Lüge Nr. 30

Geld ist was immer Sie denke

Nachwort

Eine Zugabe über den kleinen Unterschied – Lüge Nr. 31

Männer gehen besser mit Geld um als Frauen

Danksagungen

Vorwort

So, nun stehen Sie hier also in der Buchhandlung und haben gerade dieses Werk aus dem Regal gezogen, 30 dreiste Lügen über Geld. Sehen Sie sich doch mal um: Wo sind Sie? In der Abteilung Wirtschaft und Finanzen? Bei Philosophie und Psychologie? Bei den Ratgebern? In der Kinderbuchabteilung?

Lieber Leser, dieses Buch wird Sie zum Nachdenken bringen. Ich will Sie mitnehmen auf eine Reise durch den Garten des Geldes, der so reich ist an Verlockungen, Möglichkeiten, Realitäten und Illusionen. Das Paradies liegt greifbar nah, läßt sich jedoch nur erreichen, wenn man alle damit verbundenen Faktoren ganz genau versteht! Während ich hier zu schreiben beginne, stelle ich mir vor, wie dieses Buch später auf einem goldenen Tisch präsentiert werden wird, in seiner ganz eigenen Abteilung im Eingangsbereich der Buchhandlung – denken Sie bitte daran, Herr Buchhändler. Mit der Zeit werden sich dann weitere Bücher hinzugesellen, die ebenso kurz, einfach und wirklich nützlich sind; Literatur, Lyrik und Prosa mit Schlüsselhinweisen, die die Seele des Lesers ans Ziel ihrer Reise führen. Ein bleibendes Werk, bei dessen Lektüre es im tiefsten Innern laut ›Aha!‹ macht!

Geld und Seele

Geld und Seele, davon handelt dieses Buch. Welch bemerkenswerte Kombination. Geld klingt erst einmal zu banal, um für die Seele zum Thema zu werden. Und weshalb spricht der Buchtitel von »Lügen«, werden Sie sich wohl fragen? Was haben Lügen mit Geld und Seele zu tun? Lassen Sie mich dies anhand meiner eigenen Geschichte erklären.

Soweit ich zurückdenken kann, haben mich Glück und Erfolg fasziniert. Was jedoch ist Erfolg? Meine Definition ist simpel: Ein Vorhaben ist erfolgreich, wenn das tatsächliche Ergebnis mit dem beabsichtigten identisch ist. Die meiste Zeit und bei den meisten Dingen, die wir täglich erledigen, sind wir so erfolgreich, daß es uns kaum auffällt. In gewisser Weise sind wir Zauberer. Wir stellen uns vor, was wir wollen und wann wir dies wollen, und machen uns dann daran, dies zu verwirklichen. Das ist keine große Sache. Das Geld ist daran in einer Weise beteiligt, daß wir gar nicht groß darüber nachdenken. Ein simples Beispiel: Uns fällt ein, daß wir Waschmittel brauchen, wir gehen in den Supermarkt und kaufen es. Erfolg! Wir sehen dies zwar normalerweise nicht so, doch angesichts der dazu nötigen Infrastruktur ist der ganze Vorgang zwischen dem ersten Gedanken an das Waschpulver und dessen Ankunft auf dem Küchentisch wesentlich komplexer, als wir gemeinhin glauben.

Sobald man – als Kind – entdeckt, welche Rolle das Geld beim erfolgreichen Erwerb von Dingen spielt, die man haben möchte, schließt man daraus ganz automatisch, daß der gleiche Vorgang bei allem, was man sich wünscht, erfolgreich sein wird. Bei komplexeren Sachverhalten erweist sich die beim Waschmittelkauf angewandte einfache Erfolgsstrategie jedoch wahrscheinlich als unzureichend. Die Sprache des Geldes, in der wir unbewußt miteinander kommunizieren, enthält möglicherweise die größten Selbsttäuschungen unserer Zeit. »Money can’t buy you love«, sangen die Beatles, mit Geld kann man kein Glück erkaufen. Dies scheint zwar auf der Hand zu liegen, doch kann es trotzdem geschehen, daß wir versuchen, uns Liebe zu kaufen, und diesen Versuch, wenn uns nichts Besseres einfällt, unablässig wiederholen, ein Leben lang. Und wenn es nicht um Liebe geht, dann vielleicht um andere Dinge. Das Aufdecken der diesen fruchtlosen Versuchen zugrunde liegenden Irrtümer, Lügen, ist das zentrale Thema dieses Buchs. Mit jedem Erkennen einer (Selbst-)Täuschung oder Lüge kommt es zu einer kleinen Befreiung, und das in zweifacher Hinsicht: der Befreiung von sich selbst und der Befreiung vom Geld.

Ich begann 1984, im Alter von 37 Jahren, mich näher mit dem Thema Geld zu befassen. Bis dahin war mein Leben in bezug auf Geld und Karriere eine wahre Erfolgsgeschichte gewesen. Als junger Mann aus einer jüdischen Industriellenfamilie, die im Krieg nach England geflohen war, war ich schon als Jugendlicher überaus ehrgeizig. Als guter Verkäufer arbeitete ich unermüdlich und verdiente mühelos Geld. Ich war als Immobilienmakler erfolgreich, übernahm eine verantwortungsvolle Position in einem großen amerikanischen Konzern, erwarb einen MBA-Abschluß und wurde in den 80er Jahren Teilhaber einer kleinen Unternehmensberatungs- und Kaderschulungsfirma. An diesem Punkt jedoch sah ich mich zwei Herausforderungen gegenüber, die mein Verständnis überstiegen: eine anhaltende Geldknappheit in meinem eigenen Unternehmen, was ich noch nie zuvor erlebt hatte, und die schleichende Erkenntnis, daß Führungskräfte die bei meinen Unternehmensberatungen sorgfältig ausgearbeiteten Strategien im allgemeinen nur halbherzig befolgten, vor allem in finanziell herausfordernden Situationen.

Angesichts dieser praktischen Probleme suchte ich nach professioneller Unterstützung und Beratung – um zu entdecken, daß es so etwas nicht gab! Ich fand niemanden, der sich jemals eingehend damit befasst hatte, wie die Menschen und ihre Unternehmungen – von Gesellschaft und Kultur ganz zu schweigen – von ihrer Beziehung zum Geld beeinflußt werden und wie sich dies auf die Verwirklichung von Zielen, Erfolg und Glück auswirkt. Ich begann mit etwas, das Kurt Lewin (wenn ich mich recht erinnere) »Action Research« getauft hatte, Handlungsstudien, und dachte, dies würde nur kurze Zeit in Anspruch nehmen. Zuerst experimentierte ich für mich allein mit meinem Verhältnis zum Geld, dann in kleinen Gruppen. Dies war sehr aufschlußreich, da es mir erst den emotionalen Zündstoff, der mit unserer Beziehung zum Geld verbunden ist, enthüllte und dann die Überfülle an verschiedenen Definitionen, Auffassungen und Vorstellungen, mit denen dieses Thema behaftet ist. Letzteres schien intelligente Diskussionen oft unmöglich zu machen, und so keimte in mir der Verdacht, daß die Volks- und Betriebswirtschaft, wie sie an den Universitäten und Managementschulen gelehrt wurde, wenig mehr war als eine angenehme und vereinfachende »Indoktrination«, die die Tatsache verschleierte, daß das weltweite Wirtschafts- und Finanzsystem inzwischen so komplex und schwer steuerbar ist, daß niemand mehr wirklich erklären kann, wie dies alles funktioniert – oder warum es eben nicht funktioniert!

Fast ein Jahrzehnt dauerte die Ausarbeitung eines intelligenten Ansatzes zur Erforschung dieser Fragen, ein Ansatz, der Selbsterforschung, Lernen und Weiterentwicklung ermöglichen und nicht nur meine eigenen Fragen beantworten würde, sondern für alle Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen von praktischem Nutzen wäre und zudem – das ist besonders wichtig – neutral wäre in bezug auf den Ausgangspunkt des Fragestellers.

Seit 1994 wird dieses Konzept nun auf Geldseminaren für Menschen, die aus ihrer Beziehung zum Geld etwas lernen möchten, erfolgreich angewandt; seit 1999 auch auf »Money & Business Partnership«-Konferenzen für Leute, die diese Erkenntnisse in einer Organisation oder im globalen Rahmen anwenden möchten. Dieses Buch ist der Versuch, dasselbe Konzept in einfacher schriftlicher Form leicht zugänglich zu machen. Hier kommen wir nun zurück auf die Frage nach der Seele in der Überschrift »Geld und Seele«: Das Ziel ist erreicht, wenn Sie sich dank diesem Buch durch die Beschäftigung mit Ihrer Beziehung zum Geld freier fühlen, Ihre Seelenreise zu verwirklichen. Kriterium für den Erfolg ist das Ausmaß dieser »befreienden Erfahrung«, die die Informationen hier nicht nur Ihnen, sondern auch dem Geldfluß in Ihrer Hand verschaffen.

Dies klingt vielleicht schwierig und kompliziert, aber …

Die ursprünglichen Studien und die Entwicklung meines Konzepts dauerten wesentlich länger als erwartet – und sind im Grunde immer noch nicht abgeschlossen. Sobald ich mich an das Thema gewagt hatte, entdeckte ich nämlich, wie immens groß das Gebiet ist und wie wichtig es ist, nicht nur die Auswirkungen der Beziehung zum Geld auf Einzelpersonen zu untersuchen, sondern sich auch mit der Funktionsweise des Finanzsystems, in dem wir alle eine Rolle spielen, zu befassen wie auch mit der Beziehung zwischen unserem Verhältnis zum Geld und der Struktur dieses monetären Systems. Dies klingt jetzt vielleicht noch kompliziert, doch gibt es keinen Grund, eingeschüchtert zu reagieren. Ich möchte Ihnen lediglich ein Gefühl für die Möglichkeiten dieses allumfassenden Ansatzes geben, ohne dabei mein Versprechen zu vergessen, das Buch so einfach wie möglich zu halten.

Wie wichtig ist Geld?

Im Lauf der Jahre stellte sich heraus, daß Geld, wie viele es sich schon gedacht hatten, wirklich eine wesentliche Rolle beim Erreichen von Zielen spielt, doch – und das ist der springende Punkt – in ganz anderer Weise als gemeinhin angenommen. An dieser Stelle möchte ich noch nicht erklären, was ich damit meine, doch Sie können sich darauf verlassen, daß Sie das, was Sie in diesem Buch finden, überraschen wird – und wenn Sie gar ein Finanzexperte sind, werden Sie wahrscheinlich sogar ganz außerordentlich überrascht sein! Die »Lügen«, die im folgenden aufgedeckt werden sollen, sind die Quintessenz von 17 Jahren Forschung. Sie werden einige der weit verbreiteten Irrtümer über Geld und Finanzsystem offenbaren, von denen viele Menschen insgeheim überzeugt sind. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich in diesem Buch kein Urteil abgebe über den Inhalt dieser Lügen. Ich sehe sie nicht als »schlecht« an. Es ist wichtig, sie zu thematisieren, weil die darin enthaltenen falschen Auffassungen Ihnen vielleicht die Möglichkeit verbauen, einige der Dinge, die Ihnen besonders am Herzen liegen, zu verwirklichen.

Wie dieses Buch zu lesen ist

Wie ein Kind durch Beobachtung des Waschmittelkaufs und logische, wenn auch fehlerhafte Schlußfolgerungen daraus z. B. zu der Überzeugung gelangt, mit Geld könne man alles kaufen, eignen wir uns viele dieser Irrtümer und falschen Auffassungen vermutlich sehr früh im Leben an und stellen sie danach nie mehr in Frage. Gemeinsam bilden sie ein zusammenhängendes, stabiles, ineinander verkettetes »Netz«. Jedes Erkennen eines Irrtums führt zu einem kleinen Aha-Erlebnis und zu einer inneren Befreiung. Das Netz lockert und entwirrt sich dann, und Freiheit und Entspannung stellen sich ein.

Der Text ist in Dialogform abgefaßt und enthält einen vollständigen Prozeß, der von Anfang bis Ende gelesen werden sollte. Um den vollen Gehalt der Aussage zu erfassen, empfehle ich Ihnen dringend, sich an diese Reihenfolge zu halten, jedoch in Ihrem eigenen Tempo. Die einzelnen Kapitel sind bewußt kurz gehalten, damit Sie dazwischen nachdenken und alles aufnehmen können. Einige Buchseiten sind leer, so daß Sie dort Notizen machen können.

Verfaßt wurde dieses Buch im November 2001 im süditalienischen Polignano an der Adria, 33 Kilometer südlich der alten Stadt Bari. Während ich hier in der Abenddämmerung in meinen Laptop tippe und über das dunstig graue Meer blicke, noch ohne ganz genau zu wissen, was diese Seiten füllen wird, fühle ich mich geehrt und voll froher Erwartung bei dem Gedanken, mit Ihnen zusammen auf diese abenteuerliche Reise zu gehen.

Einleitung

Der Verfasser eines Buchs beginnt gewöhnlich mit der Einleitung. Bei jedem guten Buch über Geld ist das erste Thema, mit dem man sich befassen muß, die Frage, was Geld überhaupt ist.

Da dies jedoch ein ungewöhnliches Buch ist, möchte ich, daß Sie die Einleitung selbst schreiben. Notieren Sie kurz auf der folgenden Seite – oder einem separaten Stück Papier, das Sie mit der Post an sich selbst schicken und dann in dieses Buch kleben –, was Geld für Sie bedeutet. Dies wird nur wenige Minuten in Anspruch nehmen und ist die einzige praktische Übung in diesem Buch (das verspreche ich Ihnen). Listen Sie ganz einfach etwa zehn Punkte auf, die Ihnen spontan zu der Frage einfallen, was Geld für Sie bedeutet, ohne dies alles zu bewerten oder zu beurteilen.

 

Geld ist …

Lüge Nr. 1

Die Lüge vom arbeitenden Geld

Beginnen wir mit einer einfachen Lüge, vielleicht nicht der wichtigsten, doch einer Lüge, die zeigt, wie schnell man zu vollkommen falschen Schlußfolgerungen kommt, wenn man nicht genügend nachdenkt oder Fragen stellt.

 

Die Lüge vom arbeitenden Geld

Versuchen Sie einmal, folgende Frage zu beantworten:

Auf der Bank zahlen Sie 100 Euro auf Ihr Sparbuch ein, wo diese pro Jahr mit 2 % verzinst werden. Die Bank wiederum verleiht diese 100 Euro an einen anderen Kunden zu einem Zinssatz von 5 %. Nach Ablauf eines Jahres erhält die Bank 5 Euro Zinsen von diesem Kunden, gibt Ihnen davon 2 Euro und behält 3 Euro für sich. Die (nicht an Sie weitergegebenen) Kosten für diese Transaktionen belaufen sich auf 1 Euro.

Sie haben mit Ihrem Geld also 2 % verdient.

Frage: Welche Rendite hat die Bank mit dem Geld erwirtschaftet?

Sie werden jetzt vielleicht sagen: 3 %, denn das klingt ja auch ganz logisch. Dies wäre jedoch die falsche Antwort. Die richtige Rechnung sieht folgendermaßen aus:

Das heißt, mit einem Einsatz von 1 € erwirtschaftet die Bank 2 € = 200 %. Das ist natürlich ganz erheblich mehr als 3 %! Manche finden es vielleicht skandalös, daß die Bank 200 % verdient, Sie als Kunde aber nur 2 %. Sie können es jedoch drehen und wenden, wie Sie wollen, der Mathematik entkommen Sie nicht …

Anmerkung: Der Umfang der Gewinne und Renditen einer Bank bzw. sämtlicher Banken ganz allgemein ist aus folgenden Gründen undurchsichtig:

  1. Die Fachleute sind sich selbst nicht einig, ob eine Bank Spareinlagen wirklich wie oben beschrieben verleiht, oder ob sie nicht vielmehr Geld verleiht, das sie quasi aus dem Nichts erschaffen hat – im letzteren Fall sind die Renditen sogar noch höher. Wenn die Kosten für das Schöpfen und Verleihen von Geld gegen Null tendieren, sind die Kapitalerträge, rein rechnerisch, fast unendlich groß.

  2. Geschäftsberichte und Bilanzen einer Bank weisen Erträge aus verschiedenen Arten von Bankgebühren auf wie auch Zinserträge, von denen die zu zahlenden Zinsen für Darlehen und Spareinlagen abzuziehen sind. In diesen Berichten steht jedoch nichts über Gewinne und Verluste der Bank aus Spekulationsgeschäften, denn diese erscheinen in den Bilanzen gar nicht. Dabei kann es sich um ganz erhebliche Summen handeln, welche die finanzielle Lage der Bank wesentlich stärker beeinflussen als Erträge aus anderen Geschäften. Diese nicht über die Bücher gehenden Transaktionen verschaffen der Bank eine beträchtliche Flexibilität, wenn es darum geht, Geschäftsberichte und -abschlüsse auf das gewünschte wirtschaftliche und politische Erscheinungsbild hin zu bearbeiten.

Wir werden uns hier nicht weiter mit dieser komplexen Materie befassen, und ich möchte damit auch nicht sagen, daß die Banken unverschämt hohe Profite erwirtschaften. Es geht nur darum, daß die weitverbreitete Annahme, der Umfang von Bankprofiten lasse sich grob dadurch abschätzen, daß man die Sparzinsen von den Kreditzinsen abziehe, ein schwerwiegender Irrtum ist.