WESTEND

Ebook Edition

Miriam Faßbender

2850
KILOMETER

Mohamed, Jerry und ich
unterwegs in Afrika

Tagebuch einer Flucht

WESTEND

Alle Fotos sind dem Film »Fremd« entnommene Filmstills, die Rechte liegen bei Miriam Faßbender und Max Milhahn.

Die Namen und Lebensgeschichten in diesem Buch wurden aus Personenschutzgründen teilweise geändert. Übereinstimmende Details und Ähnlichkeiten in den Lebensläufen zu realen Personen und Namen(sgebungen) sind reiner Zufall.

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Publisher

ISBN 978-3-86489-551-7
© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2014
Satz: Publikations Atelier, Dreieich
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany

Inhalt

Einleitung

Mali – das Tor zur Wüste

Bamako – viele junge Menschen, wenig Perspektiven • Erste Bekanntschaften in Gao • Gaos Busbahnhof, Drehscheibe für Reisende und Geflüchtete • Erfolgloses Treffen am Ufer des Niger • Mohamed – einmal aufgebrochen, einmal abgeschoben, zum zweiten Mal unterwegs nach Europa • Das Leben in der Fremde • Ankunft und Festnahme auf Fuerteventura • Direktflug Fuerteventura-Bamako – Mohameds Abschiebung aus Europa • Daheim in Markala – die Familie und die Last der Erwartungen • Wieder in Gao, zum zweiten Mal unterwegs • Hope – einmal abgeschoben, einmal zurückgeschoben, zum dritten Mal auf dem Weg nach Europa • Mein zweiter Monat in Gao • Im Exil

Algerien – zwischen Arbeit und Abschiebung

Zurück in Berlin und der Ärger mit der Botschaft • Endlich geht es los • Ein Willkommensessen in Algier • Warten auf Mohamed • »Miriam, ich bin in Algerien, ruf mich baldmöglichst an!« • Aufbruch in den Süden nach Adrar • Zweiter Anlauf Richtung Süden • Endlich in Adrar • Auf Umwegen zu Mohamed • Zu Hause bei Abenteurern • Schicksale und Geschichten • Alltagskampf ums Überleben • »Es brennt in Algerien!« • Unterwegs an die marokkanische Grenze • Algerische Gastfreundschaft, zumindest für Europäer • Das Ghetto im Garten • Afrika in Miniatur mitten im Niemandsland • Brennende Ghettos • Dreizehn Kilometer weiter westlich im Grenzgebiet • Vor dem Tribunal • Zum Opferfest auf der Polizeiwache

Marokko – in der Warteschleife vor Europa

Zurück im Maghreb • Polizeirazzia und Automafiacafé • Jerry, der zweite Protagonist • »Businessmen« • Wiedersehen mit Mohamed • »Ohne Geld brauche ich nicht nach Hause zurückzukehren« • »Europa ist nicht das Paradies« • Jerrys Weg durch Afrika • Die modernen Verdammten dieser Erde • Oujda, die marokkanische Grenzstadt • Ein Anruf mit Folgen • Die Fundgrube von Nador • Warten auf dem Gourougou mit Blick auf Europa • Das Ziel in Sichtweite • »Fuck up« • Das Tribunal im Bambushain • Beng

2014

Dank

Karte

Einleitung

Im Oktober 2005, als ich für ein Projekt in Marokko war, hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Viele Hundert Migranten, die damals teilweise schon jahrelang in Marokko festhingen und dort vor allem aufgrund der europäischen Politik drangsaliert wurden, wagten organisierte Anstürme auf die Grenzzäune der spanischen Enklaven Melilla und Ceuta. Sechzehn Menschen kamen damals ums Leben, als der marokkanische Grenzschutz und die spanische Guardia Civil auf sie schossen. Ich fasste den Entschluss, einen Dokumentarfilm über Geflüchtete zu machen, die den Weg nach Europa suchen. Der Film »Fremd« ist über fünf Jahre hinweg entstanden, in denen ich mit Migranten und Geflüchteten in Mali, Algerien und Marokko an den Orten ihres Festhängens, ihres teilweise jahrelangen Zirkulierens vor Europa, gedreht habe.

Neun Jahre später, im Februar 2014, hat sich das Drama von 2005 wiederholt. An derselben Stelle. Wieder mussten Menschen sterben beim Versuch, auf unserem Kontinent Schutz zu suchen. Diesmal sind jene, die auf sie geschossen haben, Beamte von Frontex, der europäischen »Grenzschutzagentur«, die mit Rückendeckung der EU handelt.

Heute sitze ich in Berlin, und was seit meinem Schlüsselerlebnis 2005 in Ceuta und Melilla, aber auch an anderen Stellen rund um unsere Außengrenzen passiert ist, ist bekannt und brauche ich nicht aufzuzählen. Zur Erinnerung einzig ein paar Ereignisse der letzten Monate: Im Oktober 2013 gab es in zwei aufeinanderfolgenden Wochen über 500 tote »Boatpeople« vor Lampedusa, denen von europäischer Seite Hilfeleistung in Form von Seenotrettung verwehrt wurde; und illegale Push-Back-Operationen in der Ägäis, denen vor allem Syrer zum Opfer gefallen sind. Ganz zu schweigen von den Mauern und Zäunen, die Europa in den vergangenen Jahren an seinen Grenzen erhöht, verlängert und errichtet (hat); den Rücknahmeabkommen, die es mit autoritären Diktatoren schließt; den Kriegen, die es unter dem Vorwand der »Terrorismusbekämpfung« meint legitimieren zu können, die aber in erster Linie Rohstoffinteressen zum Hintergrund haben und Menschen zwingen zu fliehen. Diesen Menschen, seien sie nun aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Mali, Syrien oder Libyen, werden dabei nicht einmal legale Möglichkeiten gewährt, auf unserem Kontinent Schutz zu suchen.

Dieses Buch ist eine Art Making-of, eine Art Chronik des Films. Es ist eine Mischung aus Zeitdokument, Sachbuch und Reisebericht, in dem ich meine Erlebnisse schildere. Chronologisch und aufgeteilt nach Ländern, durch die meine Protagonisten Mohamed und Jerry gezwungen waren zu fliehen, gebe ich ihnen (und den vielen anderen Geflüchteten) den Raum zu erzählen: Was sie bewogen hat zu fliehen, wie sie unterwegs leben und was sie sich von ihrer Zukunft erwarten.

Dazu habe ich mir die Perspektive von »Critical Whiteness« zunutze gemacht und versuche zu beschreiben, wie es mir selbst erging an diesen Orten, an denen die Geflüchteten teilweise jahrelang feststecken, an denen sie durch unsere Politik der zunehmenden Militarisierung und Exterritorialisierung der europäischen Außengrenzen und deren Auswirkungen all ihrer Rechte und Privilegien beraubt werden. Ich erzähle, was an den Orten und in den Momenten ihres Verharren-Müssens passiert, und ich versuche, meine eigene privilegierte Position in Relation zu jener der Geflüchteten zu setzen.

Was schon einer der Gründe für meinen Film war, bleibt eines meiner Hauptanliegen für das vorliegende Buch: Es gibt sie nicht, die eine Geschichte der vielen Geflüchteten, die versuchen, es nach Europa zu schaffen. Das widerlegen rational allein schon die Zahlen: Von 20 000 Geflüchteten hat nur ein Bruchteil den europäischen Kontinent zum Ziel. Zwei Drittel bleiben Binnenflüchtlinge. Ich möchte daher mindestens eine weitere Geschichte hinzufügen. Zum Glück ist die mediale Resonanz in den vergangenen Jahren etwas differenzierter geworden. Vor allem dank der »Refugee-Proteste« und der zunehmenden und lauter werdenden Stimmen der »People of Colour« gibt es vielschichtigere Erkenntnisse und eine andere Wahrnehmung über Europas Verrat an seinen eigenen Werten.

Dennoch wird der Bogen zu den existierenden Machtverhältnissen viel zu selten gespannt. Obwohl Geschichten so definiert werden: Wie und wann sie erzählt werden, wer sie erzählt, vor allem aber wie viele Geschichten erzählt werden, hängt von Macht ab. Deshalb habe ich gezögert, das Angebot des Westend Verlags anzunehmen und über meine Erfahrungen ein Buch zu schreiben. Eine weitere Geschichte einer weißen Europäerin, mit den fragwürdigen Privilegien ausgestattet, im Zusammenleben mit den Geflüchteten, aber immer mit der Gewissheit, bestimmte Situationen in absehbarer Zeit mit dem Flugzeug, dank des Passes oder einer Geldzahlung wieder verlassen zu können? Warum eine Geschichte von mir, wo es mittlerweile vor allem die Geflüchteten selbst sind, die ihre Geschichte am eindrucksvollsten erzählen und damit endlich ein Gleichgewicht der Geschichten zu schaffen vermögen?! Immer noch wird ihnen viel zu wenig zugehört, werden sie viel zu einseitig wahrgenommen, und immer noch ist es mir ein Anliegen, ihnen den Raum zu geben, ihnen zuhören zu können und uns vor Augen zu führen, dass sie uns ähnlicher sind, als wir denken. Dass wir mehr Gemeinsamkeiten teilen, als wir Unterschiede haben, die uns trennen. Dass ihre Lebensvorstellungen den unsrigen gar nicht so fern sind.

Es ist notwendig zu realisieren, dass unsere Erfahrungen, Privilegien und Denkstrukturen eurozentrisch (und weiß) sind. Die Betrachtungen aus unserer Perspektive sind nur eine der vielen bestehenden Sichtweisen und sind nicht universell. Deswegen ist es umso wichtiger, ihnen zuzuhören, auch in ihrem Schweigen. Deswegen dieses Buch.

Ich bin keine Fürsprecherin der Geflüchteten, sondern habe meine eigene Motivation, mich gegen die vorhandenen Verhältnisse zu wehren. Schmerzlich sah ich mich während der Dreh- und der Schreibphasen immer wieder damit konfrontiert, dass ich selbst Nutznießerin der vorherrschenden Machtverhältnisse bin. Das ist schwer zu ertragen.

Was Mohamed, Jerry und all die anderen Menschen aus diesem Buch brauchen, ist eine europäische Asylpolitik, die sie ernst nimmt. Die ihnen den Schutzraum bietet, der ihnen als Hilfesuchenden, auch aus Gründen der Armut, gebührt.

Wir sollten uns immer wieder diese hypothetischen Fragen stellen: Was wäre passiert, wenn die Europäer in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in umgekehrter Richtung nicht die Möglichkeit gehabt hätten, nach Nordafrika ins Exil flüchten zu dürfen? Wenn die Deutschen Ende des 18. Jahrhunderts nicht die Freiheit gehabt hätten, nach Amerika auszuwandern, um ihrer Armut zu entkommen? Und sind die Wünsche der afrikanischen Geflüchteten jenen der ostdeutschen vor dem Mauerfall nicht vertraut?

Nehmen Sie sich die Zeit und hören Sie den Stimmen dieses Buches zu. Und entscheiden Sie anschließend selbst, ob es sich nicht doch lohnen würde, dafür zu demonstrieren, die Welt nicht noch weiter aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen und eine Vielzahl an Lebensgeschichten in Europa zu respektieren. Abschottung ist keine Lösung, zu einer humanistischen Idee gehört das Wohlergehen aller. Auch über unsere Grenzen hinaus.

Für Jerry R. Salomon

Mali – das Tor zur Wüste

Im Air-France-Flug von Paris nach Bamako hätten die Dreharbeiten eigentlich direkt beginnen können. Die Maschine ist schon abflugbereit, da kommen noch vier französische Polizisten und zwei europäische Grenzschutzbeamte an Bord. Zwischen ihnen ein Mann mit afrikanischen Wurzeln. Als sie an mir vorbeilaufen, fällt mir die Handschelle auf, die dessen Handgelenk mit dem hinter ihm laufenden Zivilbeamten verbindet. Ich traue meinen Augen nicht. Ein Abschiebeflug in der bis auf den letzten Platz belegten Maschine? Vor aller Augen? Und alle schweigen. Die Gruppe entfernt sich bis in die vorletzte Sitzreihe. Dort wird der Mann auf den Mittelsitz gelotst. Zwei der Polizisten nehmen links und rechts von ihm Platz.

Ich packe meine Kamera aus und beginne zwischen den Sitzreihen hindurch zu filmen. Kons, unserem Tonmann, ist es unangenehm. Unsere Sitznachbarn beginnen zu raunen und sich umzudrehen. Unvermittelt schreit der Abgeschobene auf einmal laut um Hilfe. Hat er als Einziger die Kamera wahrgenommen, seine Chance erkannt, sie als Waffe gegen die systematische Ungerechtigkeit zu nutzen? Nein, denn plötzlich stürmt einer der Polizisten auf mich zu, greift grob an das Objektiv und befiehlt mir, die Kamera umgehend auszuschalten. »Geben Sie mir sofort das Band«, herrscht er mich an. Sonst müsse ich das Flugzeug auf der Stelle mit ihnen verlassen. Ich bin perplex und gebe ihm zu verstehen, dass die Kamera noch gar nicht gelaufen sei. Er glaubt mir nicht und macht mir klar: Entweder gebe ich ihm sofort die Kassette oder er konfisziert sie mitsamt der Kamera und wirft mich aus dem Flugzeug, da ich einen Polizeieinsatz störe. Um Zeit zu gewinnen, frage ich ihn, warum der Grenzschutz sich an Abschiebungen beteiligen würde? Sei der Pilot mit der Abschiebung an Bord einverstanden? Widerwillig gebe ich ihm dann doch das Band, in der Angst, sonst das bevorstehende Projekt zu gefährden. Das Flugzeug hebt ab.

Als ich Stunden nach dem Abflug die hintere Toilette an Bord aufsuche, um nach dem auf einmal erstaunlich ruhigen Abgeschobenen zu schauen, verharrt dieser mit apathischem Blick in sich zusammengesackt auf seinem Platz. Die Handschellen sind an seinem Sitz befestigt. Sicherlich wurde er mit einem Beruhigungsmittel in diesen Zustand versetzt.

Das Schweigen der Reisenden in den Nachbarreihen beschäftigt mich bis heute genauso wie die Frage, was passiert wäre, wenn ich mich geweigert hätte, ihnen die Kassette zu geben. Ich habe mich im Nachhinein oft über dieses egoistische Verhalten von mir geärgert. Wäre es nicht bei dem Vorhaben, einen Film über transkontinental Flüchtende zu drehen, das Mindeste gewesen, einem von ihnen durch couragiertes Verhalten die Abschiebung zu ersparen? Mich lautstark dafür einzusetzen, diese Abschiebung zu verhindern? Mich nicht einschüchtern zu lassen von dem Verhalten der Polizei?

So wie der Kanadier, der im Juni 2013 in einer Air-Berlin-Maschine die Abschiebung eines pakistanischen Asylbewerbers nach Ungarn verhinderte. Er zeigte Zivilcourage, indem er es ablehnte, in einer Maschine nach Budapest zu fliegen, an deren Bord jemand abgeschoben wird. Der Pilot, der von der geplanten Abschiebung des Mannes angeblich nichts wusste, schloss sich dem Kanadier an und verbot, den Schutzsuchenden noch einmal mit an Bord zu nehmen. Der kanadische Künstler folgte dem Aufruf von Protestierenden, die mithilfe eines Flugblattes darauf hinwiesen, wie man als Fluggast eine Abschiebung verhindern kann: »Beobachten Sie aufmerksam, ob sich auf Ihrem Flug Abzuschiebende an Bord befinden, vor allem auf hinteren Sitzen und eventuell hinter einem Vorhang. Gehen Sie nach vorne zum Cockpit oder fordern Sie das Flugpersonal auf, den Kapitän sofort zu holen. Bei ihm liegt die letztendliche Entscheidung über die Mitnahme von Passagieren. Wenn dies vor dem Start geschieht: Solange Sie sich nicht setzen und anschnallen, kann nicht gestartet werden.«

Nach unserer Landung in Bamako wird der Mann als Erstes, unter den Augen der Reisenden, an das malische Militär übergeben. Als ihm an der Bordtür die staubig-verkohlte Luft und die Dunkelheit Bamakos entgegenschlagen, stößt er klagende Laute aus und bricht in den Armen der Militärs wimmernd zusammen.

Bamako – viele junge Menschen,
wenig Perspektiven

Bei der malischen Botschaft in Berlin haben wir im Vorfeld eine Drehgenehmigung beantragt. Die Botschafterin hat sie zugelassen, unter der Voraussetzung, die Menschen ihrer Heimat im Film nicht auf ihre Armut zu reduzieren und sie würdevoll darzustellen. Trotzdem verstreicht vor Ort viel Zeit, ehe wir den autorisierenden Stempel für die Drehgenehmigung erhalten. Wir, das sind der Tonmann Kons, unser Bambara-Übersetzer Jack aus Bamako und ich. Alle paar Tage werden wir von der zuständigen Stelle im Centre National de la Cinématographie erneut einbestellt, um die immer selben Fragen über unser Projekt zu beantworten. Jack bemüht sich, unsere Dringlichkeit so gelassen wie möglich zu formulieren; die Herren, die Französisch bestens verstehen, wechseln meistens trotzig in ihre Sprache Bamanankan, um Zeit zu gewinnen oder sprachliche Hindernisse vorzutäuschen. Sie merken, wie eilig wir es haben, mit dem Dreh zu beginnen, und so schieben sie Vorgesetzte vor, die noch zu entscheiden hätten, ob wir im Nordosten des Landes, den sie für sehr gefährlich halten, überhaupt drehen dürften. Sie pokern, denn sie hoffen auf Geld, wie sie uns eines Tages mitteilen: Mit einem »Geschenk« ließe sich der Erhalt der Drehgenehmigung durchaus beschleunigen.

Ich weigere mich und rufe stattdessen die Botschaft in Berlin an. Ein weiterer Tag verstreicht mit weiteren erfolglosen Telefonaten, bevor ich die malische Botschafterin am Apparat habe – die mir verspricht, selbst mit den zuständigen Herren der Drehgenehmigungs-Vergabestelle des Kulturamts zu sprechen.

Nach über drei Wochen haben wir die Erlaubnis. In der Zwischenzeit haben sich erste Kontakte in den Nordosten des Landes ergeben. Wir besuchen die deutsche Botschaft, davor eine lange Schlange von Menschen, die Visa beantragen möchten. Sie werden ignoriert und abgewimmelt, indem man das Eisentor einfach verschlossen lässt. Dahinter wachen zwei Sicherheitsbeamte mit ihren deutschen Schäferhunden. Die Pförtnerluke in einem mit Stahlstäben gesicherten Häuschen scheint sich nur für Menschen unserer Hautfarbe zu öffnen: Wir kommen ohne Schwierigkeiten rein. Drinnen rät man uns davon ab, nach Gao in den Nordosten zu reisen. Zu viele Touristen würden dort entführt, zu viele Dschihadisten seien dort unterwegs. Hätten wir davon etwa nicht gehört? Für unsere Reisesicherheit könne jedenfalls nicht garantiert werden. Wie wir überhaupt planten zu reisen? Flüge gäbe es längst nicht mehr. Mit dem Bus 1 200 Kilometer durch das ganze Land? Sie hätten doch eine Reisewarnung für diese Region ausgesprochen!

Eine der ersten Erkenntnisse, die uns später nach unserer Ankunft in Gao ereilt, ist, dass viele Botschaftsmitglieder – vor allem die Deutschen – gerne in dieser Region Urlaub machten. Östlicher von Gao gar. Weil es dort so wenig Touristen gebe und die Wüstenlandschaft so beeindruckend sei …

Auf der Straße in Bamako lernen wir einen jungen Mann mit seinem Taxifahrrad kennen, der auch als Reisebegleiter arbeitet und ursprünglich dorther kommt, wo wir hinwollen: Gao.

Salif schlägt uns vor, dort bei seiner Familie zu wohnen. Diese vermiete ihr Zimmer im Hof häufiger an Touristen, die weiter in die Wüste wollten. »So habt ihr erst mal einen Anlaufpunkt.«

Dr. Camara, der Gründer des deutsch-malischen Kulturkreises, der uns auch unseren eloquenten Bambara-Übersetzer Jack vermittelt hat, gibt mir die Telefonnummer von einem seiner Deutschschüler, Jejah. Auch er ist aus Gao. Ich verabrede mich telefonisch mit ihm zu einem Kennenlernen auf dem »Place de la Jeunesse« – der Platz macht seinem Namen alle Ehre und ist von Jugendlichen überfüllt. Als wir dort ankommen, steht ein älterer Herr, in einem hellblauen Boubou gekleidet, auf, der bis zum Ende des Treffens seine Sonnenbrille nicht absetzen wird. Das gesamte Gespräch über hört er nicht auf, mit seinem Bein zu hibbeln – sein einziges Körperteil, das Regung zeigt während unserer angespannten Konversation. Die Sonne steht noch nicht im Zenit, aber er lädt uns auf ein Bier ein. Wir ziehen eine Hibiskus-Ingwer-Limo vor. Unser Gegenüber ist schwer durchschaubar, versucht uns zu testen, das ganze Gespräch über herauszufinden, wie viel wir über das Leben von Geflüchteten im Osten Malis wissen, eigentlich ohne unsere Absichten zu kennen. Ich erzähle ihm von einem Studentendreh und davon, dass wir Gao als multiethnischen Transitort an der Transsahararoute dokumentieren wollen, um herauszufinden, warum so viele junge Menschen aus der Sahelzone sich gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen. Nach gefühlten Stunden hält sein Bein unvermittelt inne. Eine der Antworten scheint ihm gefallen zu haben, denn er stellt keine weiteren Fragen. Abrupt nimmt Jejah seine Sonnenbrille vom Gesicht und schlägt in meine Hand. »Five.« Als ich seine leblos-trüben Augen sehe, schaudert es mich. Aber er hat beschlossen, uns zu helfen, und bestärkt dies mit der Einladung, einen Abend lang seine Gäste zu sein. Er will uns die kommende Nacht im Hotel »Azalaï Hôtel Salam« spendieren, in dem er immer wohne, wenn er auf Geschäftsreise in der Hauptstadt sei. »Außerdem müsst ihr das Nachtleben Bamakos kennenlernen!«

An einem der nächsten Abende sind wir mit ihm auf der Koulikoro National Road, der Partymeile Bamakos, verabredet. Im Keller des Clubs bestellt er seinen drei mitgebrachten Freunden und uns eine Flasche Whiskey. Grelles Stroboskoplicht, Kunstnebel, eine proppenvolle Tanzfläche, viele junge Menschen tanzen zum Rap von Altstar Oxmo Puccino und dem angesagten Nachwuchs-MC Amkoullel die ganze Nacht. Ich stelle mir unwillkürlich die Frage, was sie wohl für Pläne haben. Schon auf dem Platz der Jugend war ich irritiert, dass geschätzte siebzig Prozent der Jugendlichen, die dort ihre Zeit verbringen, Mali verlassen zu scheinen wollen. Sie haben dafür als Gründe das autokratische Regierungsoberhaupt mitsamt seiner Entourage genannt, die dank ihres Patronage-systems die das Land erreichenden Gelder einzig in die eigene Tasche wirtschafteten. Dazu fehlender Bildungszugang, vor allem für Mädchen. Und wenn sich doch eine Möglichkeit auftue, dann in Koranschulen mit oft vorgeprägten Inhalten. Welche Aussichten hätten sie hier angesichts eines ihnen vom Norden aufgezwungenen Wirtschaftssystems, das sich einzig an Kapital und Technologie orientiere und das mit ihrer Lebensweise kaum vereinbar sei, sie demütige und ihnen weismachen wolle, sie seien arm? Mali sei in Wahrheit reich, reich an Menschen und Ressourcen. Das Problem sei nur, dass unser Neoliberalismus ihnen den Zugriff auf ihre eigenen Ressourcen vorenthalte, Privatisierungen evoziere und ihnen, dem Nachwuchs, weder Aussichten auf eine Anstellung noch auf Bewegungsfreiheit biete. »Welch Perspektive!«

Die Tatsache, dass ich zwei Jahre vor dem Drehbeginn zu meinem Film »Fremd« in Ruanda gearbeitet hatte, ließ mich vor meiner Abreise nach Mali glauben, dass mich die Armut der Sahelzone nicht erschüttern könnte. Wissend, dass Mali zu den ärmsten Ländern der Welt gehört – auf dem Human Development Index wird es 2012 auf Rang 182 geführt –, war ich bei meiner Ankunft trotzdem sprachlos darüber, wie mittellos viele der Einwohner wirklich sind. In Gao, wo der Großteil der Einwohner keinen Zugang zu fließendem Wasser hat und einzig mit Holz heizt, wurde mir schmerzlich bewusst, dass hier schlicht keine Möglichkeiten für junge Leute existieren, sich ein Leben abseits von tradierten Familienstrukturen aufzubauen.

Das wurde mir auch bei den Dreharbeiten klar. Ich hatte extra eine sehr stromsparende Lampe mitgenommen, um sie wirklich nur in den Drehmomenten zu nutzen, in denen es sonst schwierig werden würde, noch Zeichnung in den Gesichtern zu bekommen (die Norm von Digitalkameras scheint sich wie so vieles nach der Hautfarbe der herrschenden Klasse zu richten – es ist frustrierend). Als ich allerdings später in Gao in dem Zimmer der Familie von Salif aus Bamako stand, das mit einer Gaslampe nur spärlich beleuchtet wurde, wurde mir schlagartig bewusst, wie unverhältnismäßig es wäre, überhaupt mit elektrischem Licht drehen zu wollen. In einem Land, in dem ein Gros der ländlichen Bevölkerung immer noch keinen Zugang zu Energie hat, von einem Stromanschluss ganz zu schweigen.

Erste Bekanntschaften in Gao

Ich hatte für die Kamera zwar mehrere Ersatzakkus im Gepäck, trotzdem mussten wir sie alle paar Tage im örtlichen Hotel Atlantide laden gehen. Das Hotel war uns von Jejah in Bamako bereits nahegelegt worden, und so erwarten uns bei unserer Ankunft am Busbahnhof in Gao sowohl sein Kumpel Baba, der Inhaber des Atlantide, als auch der kleine Bruder von Salif. Babas Unverständnis ist groß, als wir die Übernachtungsmöglichkeit im Hotel ausschlagen und die Privatunterkunft wählen, um unter den Einwohnern zu sein und ein besseres Gespür für ihre Lebensweise zu bekommen.

Die ersten Tage verstreichen. Wir besichtigen den Ort und machen in späten Morgen- und frühen Abendstunden unsere ersten Aufnahmen. Ich lerne unseren zukünftigen Übersetzer Ismael kennen, der mehrere Sprachen der verschiedenen Ethnien Gaos spricht: Bambara, Songhai und Tamashek. Noch schneller schließen wir Bekanntschaft mit der Polizei. »Jeder Ausländer, egal ob Wüstenreisender, NGO-Mitglied oder Filmemacher, hat sich unverzüglich bei uns einzufinden. Das sieht das örtliche Gesetz vor«, behauptet einer der Polizisten. Als er uns nach dem Grund unserer Reise fragt, schieben wir eine unterwegs erdachte Notlüge vor. Schon Jejah hatte uns dringend davon abgeraten, auch nur im Geringsten zu erwähnen, dass wir uns für Migranten interessieren. Der Polizist gibt uns einen weiteren Termin für den nächsten Tag mit dem Verweis, unsere Drehgenehmigung dem Chef vorlegen zu müssen. Am darauffolgenden Tag bekommen wir erneut einen Termin für den übernächsten Morgen, und so geht das munter weiter. Unsere Ausweise werden einbehalten, um sicher zu gehen, dass wir uns nicht aus dem Staub machen.

Das Ganze entwickelt sich zu einer kleinen Posse. Jedes Mal müssen wir mehrere Stunden auf einer langen Bank sitzen und werden neugierig von allen Seiten beäugt und befragt. Jedes Mal werden wir in dasselbe Zimmer gebeten, in dem sie ihr Mantra an Fragen in Gestalt unterschiedlicher Beamten wiederholen. Der jeweils ranghöchste Polizist hat den Platz auf dem einzigen Sessel im Raum inne, die anderen Beamten müssen sich einen wackeligen Tisch mit Holzstühlen teilen, der von Bierdeckeln unter einem der Tischfüße in Balance gehalten wird. Computer gibt es keine. Jedes Mal werden wir freundlich empfangen, und ein Helfer bringt reichlich gesüßten, grünen Tee. Zu diesem werden uns doppeldeutige, kaltschnäuzig vorgebrachte Fragen serviert.

Nach anderthalb Wochen werden wir zum Hauptkommissar weitergeleitet. Dieser logiert zwei Stockwerke über den anderen. Die Höhe des Baus scheint seine Position zu bekräftigen, zumal es in Gao ansonsten kaum mehrstöckige Bauten gibt. Wir betreten den Raum leicht nervös, aber dann muss ich mir das Lachen über meine Überraschung verkneifen. Der Kommissar thront auf seinem Sessel in einem Raum, vierfach so groß wie jener im Erdgeschoss. Verbarrikadiert hinter dem riesigen Monitor eines Computers auf seinem antiken Schreibtisch. Verdeckt durch eine Sammlung von Flaggen – die malische Trikolore, die lokalen Fahnen der acht Regionen des Landes, die von Bamako – und, mittendrin, eine deutsche! Er begrüßt uns mit »Guten Morgen«, um gleich darauf von »deutscher Pünktlichkeit und Ordnung« zu schwärmen und die Beiträge der Deutschen an »Zuschüssen für Fußballplätze und Straßen« zu loben. Meinen Hinweis, dass sie im Gegenzug ja auch Gold, Uran und Seltene Erden der Gegend entnehmen würden, überhört er geflissentlich.

Wir bekommen unsere Ausweise zurück und dazu die Drehgenehmigung. Wir dürfen gehen, unter einer Bedingung: »Meldet euch jeden zweiten Tag, damit wir wissen, dass es euch gut geht.« Und wir sollen uns doch bitte nur im Zentrum, das in Gao aus dem Marktplatz mit dem angrenzenden Hotel Atlantide, der Markthalle und dem Hafen am Niger besteht, aufhalten. Die wichtigsten Straßen, die bei jeder Wegbeschreibung als wertvollste Koordinaten gelten, sind: »Gudron 1« und »Gudron 2«, die einzig beiden asphaltierten Straßen der Stadt. Hier befinden sich Elektroläden, Schweißereien, Stände mit ballenweise Baumwolle in allen Farben, sowie eine arabische Boutique neben der anderen, deren Regale zu meinem Entsetzen überwiegend mit Exportgütern aus westlichen Industrie- und Schwellenländern gefüllt sind. Von französischer Pulvermilch über eingelegte spanische Aprikosen bis zu brasilianischem Mais und saudischen Sardinen spiegeln sie die neoliberale Subventionspolitik des Nordens wieder.

In unserem vorübergehenden Zuhause bei der Familie von Salif werden wir sehr herzlich empfangen. Außer uns leben im schattigen Innenhof unter einem Karitébaum noch zwei Hühner und drei Schafe. Die Toilette mit Dusche befindet sich auf der anderen Seite des Hofs hinter einer niedrigen Mauer. Die jüngste Tochter, Ernestine, ist mit ihren sechs Jahren auf erschreckende Weise jene, die am längsten wach ist und am meisten zu tun hat. Gegen unseren Protest ist sie es, die mit dem Hahnenschrei aufsteht, um in der Morgendämmerung im Hof die Kohle zu fächeln, damit der Rest der Familie und ihre Gäste pünktlich zum Sonnenaufgang Kaffee trinken können. Anschließend geht Ernestine in die Schule, die ihr älterer Bruder Salif von Bamako aus und ihr Onkel, ein Bruder der Mutter, finanzieren. Mittags kommt sie nach Hause und hilft, das Essen zu kochen, um danach ohne Ruhepause in den Nachmittagsunterricht zurückzukehren. Als sie ein einziges Mal unpünktlich nach Hause kommt, wird sie mit einem Bambusstock geschlagen. Sie hatte morgens 200 CFA (etwa 30 Eurocent) bekommen, um nach der Schule Brot mitzubringen. Das Mädchen hat diese jedoch für eine Limo ausgegeben und sie gemeinsam mit ihren Freundinnen genossen, während sie auf der Straße spielten.

Ich versuche möglichst viele Kontakte in Gao zu knüpfen, um unauffällig herauszufinden, wo sich die Foyers du Nord befinden. So werden die Heime genannt, in denen sich die Migranten auf ihrer Reise Richtung Europa aufhalten. Unseren eifrigen Übersetzer aus Bamako mitzunehmen, der zu gerne mit in diesen Teil des Landes gekommen wäre, in dem er noch nie gewesen ist, machte leider keinen Sinn, da er keine der lokalen Stammessprachen beherrscht.

Vor dem Hotel Atlantide, mit einem guten Überblick auf das Marktgeschehen und das einzige teurere Restaurant des Ortes, das »Restaurant du Nord«, tummeln sich auf einer Holzbank jeden Tag mehrere junge Leute, ausschließlich Männer, um Touristen zu werben. Sie bieten an, sie zur Dune Rose, entlang des Nigers oder in die Wüste zu begleiten oder ihnen anderweitig zu helfen. Manche haben in Bamako studiert, sind aber mangels Job und Perspektive in ihren Heimatort zurückgekehrt. Die meisten kommen jedoch aus eher ärmlichen Verhältnissen, die ihnen wenig andere Möglichkeiten bieten. Eine Boutique zu eröffnen erfordert ein gewisses, selten vorhandenes Startkapital. Für ein Studium braucht man eine Familie, die genügend Geld hat, dass sie auch ohne diesen einen Sohn oder diese eine Tochter über die Runden kommt. Um einen Studienplatz zu bekommen, benötigt man neben einer beträchtlichen Summe Geld zudem entweder Verbindungen zur Elite des Landes oder zumindest Verwandte in der Hauptstadt, in der sich alles zentralisiert.

Ismael ist – und das ist bei vielen Migranten genauso – der älteste Sohn, auf den seine Familie zählt. Er muss genügend Geld nach Hause bringen, um auch seine Großeltern zu ernähren. Mindestens aber so viel, um gelegentlich die Schuldenliste beim Ladeninhaber um die Ecke wieder zu begleichen, wo der Rest der Familie anschreibt, ohne die steigenden Preise überhaupt zu kennen. Ich lerne ihn im »Café du Nord« kennen, als er zum dritten Mal an mir vorbeiläuft, ohne mir Schmuck aus der Gegend oder einen Ausflug zur rosafarbenen Düne andrehen zu wollen. Er hilft mir, einen anhänglichen Schmuckverkäufer abzuwimmeln, und während ich mich noch frage, ob dies ein System ist, Touristen auf sich aufmerksam zu machen, lacht er und sagt: »Wenn du einmal ernsthafte Hilfe brauchst, komm gerne zu mir. Frag jederzeit vor dem Hotel oder hier an der Theke einfach nach Suzanne.« Ich stutze. Er nickt. Er werde wegen seiner Stimme hier »Suzanne« genannt. Nach Suzanne Vega. Tiefolo, ein etwa vierzehnjähriger Junge, der im Café arbeitet, würde dann losgeschickt und hole ihn. Man könne zwar nicht wissen, wie lange Tiefolo noch hier sei, er wolle unbedingt nach Europa. Aber bis dahin würde er Suzanne jederzeit und überall finden. Ich versuche mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Ist es Zufall oder waren wir zu auffällig, sodass Ismael alias Suzanne weiß, warum wir hier sind?

Bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, ist er verschwunden. Als ich bei dem Jungen noch einen Joghurt bestelle, frage ich ihn: »Warum willst du nach Europa?« Es bedarf der Songhai-Übersetzungshilfe seiner Mutter, die er dafür extra aus der Küche holt. »Weil alle, die hier vorbeikommen auf ihrem Weg nach Europa sagen, dass es dort besser sei als hier«, übersetzt sie in perfektem Französisch. Ich verabschiede mich mit einem nachdenklichen »Al watoumabouri« (»Tschüss« auf Songhai) und meinem Joghurt »zum Mitnehmen«.

Kons wird krank. Eines Morgens wacht der Tonmann ganz grün im Gesicht auf und fühlt sich nicht fähig, die geladenen Batterien im Hotel abzuholen, geschweige denn ein paar Atmos des Ortes aufzunehmen. Er findet die Kinder anstrengend, die um uns herumlaufen und uns mit ausgestreckten Armen nach Wasser, Münzen oder Geschenken fragen. Er ärgert sich, dass das kleinste Familienmitglied die meiste Arbeit verrichten muss, und beschließt, heute in unserem Zimmer zu bleiben. Ich mache mich auf den Weg Richtung Hotel und bin so beschäftigt zu überlegen, wie ich am unauffälligsten in die Foyers du Nord gelangen könnte, dass ich Ismael alias Suzanne erst bemerke, als er schon neben mir ist. Wir trinken einen Kaffee zusammen, und ich frage, ob er mir ein bisschen den Ort zeigen könne. Wenig später finde ich mich auf dem Rücksitz eines Mofas wieder, das seinen Standort zwischen Café, Hotel und Tankstelle hat und das die Guides sich je nach Auftragslage teilen. Der Tankwart füllt aus einer der unzähligen Glasflaschen, die in allen Größen und Formen auf einem kleinen Holztisch vor der Tankstelle aufgebaut sind und in unterschiedlichen Gelbtönen glänzen, etwa die Hälfte in den Tank des Mofas, und es geht los. Wir verlassen das Zentrum Gaos und fahren auf der Asphaltstraße 1 in die abgelegenen Winkel der Stadt.

Die Straßen scheinen nach einem Schachbrettmuster angeordnet, die ockergelben Lehmhäuser sind teilweise auffällig rot getüncht – um der prallen Wüstensonne zu widerstehen, wie Ismael mich wissen lässt. Die Straßen sind unasphaltiert, an jeder größeren Straßenecke befinden sich Boutiquen, die World-Prepaid-Cards verkaufen. Alte Frauen sitzen, umgeben von Töpfen, am Straßenrand und verkaufen frisches, rundes, in fett gebratenes Gebäck. Kinder, die riesige, knallfarbene Kühlboxen auf ihren Rücken tragen, bieten gekühltes Wasser und Eis aus Ingwer, Hibiskus und Zucker feil.

Wir halten vor einer Hütte, vor der drei Männer bei ihrer zweiten Runde Tee sitzen. Nach dem üblichen Begrüßungsritual lädt uns einer von ihnen ein, uns zu setzen. Er organisiert zwei weitere der niedrigen Stühle, in denen man mehr liegt als sitzt, und sagt: »Ihr kommt genau richtig für das Leben!« Ich habe das bereits vor dem Hotel beobachtet, aber nun höre ich auch die Geschichte dazu. Zu jeder Zeremonie des Teetrinkens gehören drei Aufgüsse: der erste »bitter wie der Tod«, »der zweite auf das Leben und die Freundschaft« und der dritte »süß wie die Liebe«. Es dämmert schon, als wir wieder aufbrechen. Ismael will vor der Dunkelheit zu Hause sein in seinem Quartier, liebevoll »Wasserschloss« genannt, dort befindet sich die einzige Wasseraufbereitungsanlage der Stadt. Als er mich vor unserer Unterkunft absetzt, fragt er mich, ohne dass ich die Konturen seines Gesichts noch eindeutig erkennen kann, so dunkel ist es mittlerweile um kurz nach 18 Uhr: »Was für einen Dokumentarfilm plant ihr eigentlich wirklich?« Als ich ihm erzähle, es sei ein Film über das friedliche Zusammenleben der multikulturellen Bewohner Gaos, schüttelt er ungläubig den Kopf. Aber er stimmt zu und sagt, ich solle wie gehabt nach »Suzanne« fragen, dann könne er uns helfen.

So beginne ich vorerst, mit Suzanne alleine zu drehen, das Mikro auf die Kamera geschraubt, während Kons versucht, wieder gesund zu werden. Wir fahren zu den Frauen, die ballenweise Stoffe blau einfärben für das in zwei Monaten stattfindende »Fête de l’Aïd El Kebir«, das Tabaski-Opferfest. Und wir drehen die Männer, die die Stoffe klöppeln, damit sie für diesen Anlass tragbarer und anschmiegsamer werden. Wir kommen beim einzigen Zeitungskiosk des Ortes vorbei, »Bei Ali«, und er lässt uns in seinem kaum größer als fünf mal zwei Meter großen Container drehen, der einen Eingang und einen Ausgang hat. Quietschgelb angestrichen, befindet sich an der einen Tür ein Ständer, der als Zeitungsablage dient. Dort wird die Le Républicain ebenso verkauft, wie Jeune Afric. Der Dogon Ali erzählt uns, wie er die Zeitungen bestellt, wie er handschriftliche Tabellen und Listen jedes Einwohners von Gao führt, der ein Zeitungsabonnement hat. Einmal wöchentlich gibt er in Bamako telefonisch seine Bestellung auf. Am Dienstag der darauf folgenden Kalenderwoche erhält er die zum Teil veralteten Ausgaben der Woche und des Wochenendes, alle gleichzeitig. Jeden Mittwochmorgen fährt er sie mit dem Mofa aus, noch bevor er seinen Kiosk öffnet. In der Ablage an der anderen Tür befinden sich ein paar von der Sonne vergilbte Postkarten mit Motiven aus der Dogon-Region im Osten Malis sowie eine Sammlung an Softpornoheften, deren Titelbilder arabische Schönheiten in stereotypen Posen zeigen. Als mein Blick darauf fällt, erzählt mir der Geschäftsinhaber verschmitzt, dass die schönsten Frauen der Region die Tuareg-Frauen seien und es in einer der Zeitschriften einen lesenswerten Bericht über deren jährlich stattfindenden Schönheitswettbewerb in der Ténéré gebe.

Nachdem ich die Akkus der Kamera über Nacht wieder im Hotel geladen habe, prophezeit mir Baba, der Chef des Atlantide und Jejahs Freund, dass ich bestimmt bald bei ihm wohnen würde. Auf dem Weg zum Café, in dem ich mit Ismael verabredet bin, begrüßen mich seine Kollegen auf der Bank wie alte Bekannte. Niemand versucht sich mehr als Guide anzubieten, mir den Schmuck der örtlichen Kunsthandwerker oder Masken der Dogon zu verkaufen. Ich arbeite mit einem von ihnen, und sie wissen, dass dies auch ihnen zugutekommt. Das verstehe ich allerdings erst Wochen später bei meiner Abreise.

Ismael ist schon da, und ich erzähle ihm, wie wunderbar die Bilder und Gespräche des vorigen Tages geworden seien und dass ich heute gerne die Bellah-Frauen aufsuchen würde. Ich frage ihn, welche weiteren Ethnien in Gao noch zu finden seien. Wir fahren zu den Tamashek sprechenden Frauen, die so mittellos sind, dass sie auf dem Boden sitzend Brennholz und Kohle verkaufen, die sie vorher in kleine Plastiksäckchen verpackt haben. Sie wollen ungern über ihre Situation sprechen, wie Ismael mir übersetzt. Danach fahren wir zu einer Fulbe-Frau, die eine ornamentale Hennabemalung um ihren Mund trägt und in der einzigen Alkoholbar des Ortes arbeitet. Fati verkauft aus der Elfenbeinküste importierten Whiskey in kleinen Plastiktütchen, Bier aus Angola und französischen Pastis. Anschließend bringt mich Ismael zu einem Schuhmacher, der seinen Tisch unter dem einzigen Baobab-Baum der verkehrsreichsten, tief durchfurchten Sandstraße hat, die vorbei an einem Gebäude der Stadtverwaltung zur Gendarmerie führt. Das ausführliche Begrüßungsritual zeigt mir, dass Ismael und Mammadou sich seit langem kennen.

Mammadou bereitet einen ersten Teeaufguss vor, einige seiner Kunden stoßen dazu und setzen sich ebenfalls auf die Holzbänke. Das Teeservice besteht aus einer kleinen, schon sehr abgenutzten blauen Kanne und drei kleinen Gläsern. Es befindet sich auf einem gravierten Tablett, neben dem diverse Rollen Garn und Kleber jeglicher Art für die Reparatur fein säuberlich drapiert sind. Sein wichtigstes Schuhmacherwerkzeug hat Mammadou auf dem Tisch direkt vor sich liegen: Ein Nagel, der sehr dem Hufnagel eines Schmiedes ähnelt und mit dem er Flipflops und Taschen ebenso repariert wie alte Fahrradreifen. Den grünen Tee, den er uns aufgießt, bis sich der zum Schlürfen hervorragende Schaum bildet, ist »made in China«, wie ich der Packung entnehmen kann. An dem Affenbrotbaum hängt, in einen alten Bilderrahmen gerahmt, ein Zertifikat, das Mammadous erfolgreiche Weiterbildung in einer speziellen Lederziertechnik für Schuhmacher bestätigt. Ausgestellt im Jahr 2000 in Aix-en-Provence, Frankreich.

Ich kann meine Überraschung nur schwer verbergen, als Mammadou mir unerwartet erzählt, was er an Europa so liebe: »Dort hat jeder sein eigenes Zimmer. Man kann selbst entscheiden, ob man die Zimmertür aufmacht oder geschlossen hält.« Man gebe sich gegenseitig Uhrzeiten für Verabredungen, und wenn diese vom Gegenüber nicht eingehalten würden, brauche man die Türe später nicht mehr aufzumachen. Diese Freiheit des eigenen Raums liebe er an Europa. Ich frage ihn, ob er in Frankreich zu Besuch gewesen sei. Er verneint. Er sei bereits Ende der neunziger Jahre nach Europa emigriert. Durch Algerien, über Tunesien, und weil er sich mit einigen Hafenarbeitern angefreundet habe, sei er im Motorraum einer Fähre versteckt in Marseille angekommen, wo er sieben Monate undokumentiert gelebt habe. Gewohnt habe er bei Freunden von Freunden, bei Brüdern oder Schwestern aus Mali. Sein Geld habe er als Schuhputzer verdient. Sei täglich mit einem Schemel, einem Lappen und einer Bürste unterwegs gewesen. Er habe gut verdient. Eines Tages, als er nach Hause kam, sei er von der Polizei überrascht worden. Da er ihnen keinen Pass zeigte, nahmen sie ihn mit auf die Polizeiwache. Er habe nicht gewusst, dass es ein Fehler sei, seine Herkunft preiszugeben. Er sei stolz auf seine Heimat, und so habe er erfreut Songhai gesprochen mit dem Herrn, der kurz darauf das Polizeirevier betrat. Dadurch habe er seine Identität bestätigt und wurde nach Wochen in Haft nach Bamako zurückgeschoben.

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Mammadou und Kunden an seinem Arbeitsplatz

Ismael lacht laut schallend unter seinem Turban, und auch Mammadou amüsiert sich über seine Naivität und meint: »Auf jeden Fall sitze ich nun seit sechs Jahren wieder hier und versuche, genügend Geld für einen erneuten Aufbruch nach Europa zu verdienen.« Wie solle man in einer Stadt mit Stromschwierigkeiten und Wassermangel, einem einzigen Krankenhaus und Problemen mit hygienischer Infrastruktur in Ruhe altern können? Bei ständiger und willkürlicher Polizeipräsenz in einem Land, wo Menschen Flipflops aus Gummi noch zum Flicken bringen würden, anstatt sie wegzuwerfen? Freundschaften mit einem Fährmann ließen sich am Hafen von Tunis sicherlich immer noch schließen. Immerhin würden es heute doch Menschen sogar über die Kanaren nach Europa versuchen. Das habe er gestern erst wieder im Radio gehört. Liebevoll tätschelt er das Kofferradio, das sich auf seinem Tisch, direkt neben seinen Werkzeugen befindet und just ein Lied von Tiken Jah Fakoly leiert, »Plus rien ne m’étonne« (»Nichts überrascht mich mehr«). Damals habe ich nicht geahnt, dass dieser in den folgenden Jahren den Soundtrack meiner Arbeit mit den Migranten liefern würde.

Am Abend sind Kons und ich zu einer Party geladen. Jejah, der uns zu Beginn unserer Reise den Kontakt zum Chef des Hotel Atlantide verschafft hatte, ist in der Stadt und will dies mit seinen Freunden aus Europa feiern. Das teilt uns Baba mit, als ich die Kamera an ihrem Platz an der Rezeption abstelle. Widerspruch ausgeschlossen. So finden wir uns ein paar Stunden später in einem Viertel am Rand von Gao wieder, vor einem Club, der sich in einer Wellblechdachhütte versteckt. Neben dem Eingang sind massenhaft Motorräder und Mofas abgestellt. Vor der Tür wartet geduldig eine riesige Traube Menschen, bis die beiden Türsteher Eintritt gewähren. In Begleitung des Hotelchefs und unseres scheinbar lokalweit bekannten Gönners Jejah, vor allem aber aufgrund unserer Hautfarbe bleibt uns das Warten erspart. Wir werden direkt in den Club gelotst. Gegenüber der Kasse gibt es eine kleine Luke, hinter der sich eine Küche zu verbergen scheint – Wasserdampf und Essensgeruch kommen uns entgegen. Es gibt Sitzecken, in denen sich die für Gao typischen Liegesitzstühle befinden. Vor uns eröffnet sich ein riesiger Innenhof, der – spärlich von Lichterketten beleuchtet – von ohrenbetäubenden Beats beschallt wird. Wir werden zur Essensausgabe gedrängt, wo uns Salat mit »Chicken Haché« bestellt wird. Das beste Mahl des Clubs, wie uns versichert wird. Europäer seien doch immer auf der Suche nach Salat … Unser vermuteter Wunsch wird uns erfüllt. Dazu gibt es Whiskey-Cola.

Ein paar Stunden später, als die Tanzfläche so proppenvoll ist, dass kein Ausweichen mehr möglich ist, haucht mir Baba ins Ohr, dass auch er dieses Land irgendwann verlassen werde. Er habe seine Ausbildung in China absolviert. Das Hotel sei zwar in Familienbesitz, aber irgendwann werde er es von Angestellten weiterführen lassen und sich selbst zumindest einen Zweitwohnsitz in Europa bauen. Noch ein paar Stunden später will Jejah unbedingt alleine mit mir vor der Tür sprechen. Vorbei an schwitzenden Körpern, betäubt von der Lautstärke der Musik, bahnen wir uns den Weg nach draußen. Die Schlange der Wartenden scheint sich noch verlängert zu haben. Es ist immer noch schwül, und wir setzen uns bei geöffneten Türen in sein Auto. Wieder guckt er mich mit seinen glasig-toten Augen an, die vom Alkohol zusätzlich gerötet sind. »Bist du zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Drehs? Hast du schon mit Flüchtlingen gedreht?« Mein Atem stockt. Das sei doch der einzige Grund, weshalb ich hierhergekommen sei. Er könne mir helfen. Ob ich schon einmal von Tinzouatine gehört habe? Schließlich würde auch er Waren Richtung Algerien transportieren. Und nicht nur Ware. Zum Geldverdienen tue er alles …

Ich lasse mir eine Ausrede einfallen, um sein anschließendes Angebot einer gemeinsamen Spritztour nicht annehmen zu müssen. Mir ist mulmig im Magen, als wir uns wieder zu den anderen auf die Tanzfläche gesellen. Die Frage, ob das an zuviel Whiskey oder seiner Aussage liegt, versuche ich zu verdrängen.

Als wir den Club verlassen dämmert es schon. Ein rötlicher Schleier zieht sich den Horizont entlang und die Zikaden singen. Wir dürfen unsere Gastgeber nicht verlassen, ohne ihnen zu versprechen, demnächst ins Hotel Atlantide umzuziehen. Das seien wir ihnen schuldig. Schließlich hätten wir Salifs Familie doch nun schon fast drei Wochen lang Geld gegeben.

Ich versuche mich herauszureden, dass wir uns das Hotel nicht leisten könnten. Da kommt uns Baba so weit entgegen, dass er uns ein Doppelzimmer bei ihm zu den gleichen Konditionen anbietet. »Andernfalls müsst ihr den selben Preis zukünftig allein zur Nutzung des Stroms zahlen«, lässt er uns spitzfindig wissen.

Gaos Busbahnhof, Drehscheibe für Reisende
und Geflüchtete

Zwei Tage später ziehen wir ins Hotel ein, und tatsächlich ist nun eine noch unauffälligere Arbeit möglich, nur dass ich mich den Menschen nicht mehr so nahe fühle. Die Kamera behält ihren täglichen Ladeplatz, und wir bekommen die Erlaubnis, kritische Interviews und brenzlige Treffen verborgen vor der Polizei im lauschigen Innenhof zu organisieren. Unsere Nachbarn sind nun nicht mehr Ernestine und die fußkranke Mutter von Salif, sondern der holländische Schriftsteller Alfred van Cleef auf der Suche nach dem Nullmeridian, eine kongolesische Ärztin und drei neuseeländische Fluggesellschaftsmitarbeiter. Ich fühle mich beobachteter, da Ismaels Kollegen nun häufiger morgens oder abends im Innenhof auftauchen, um in Erfahrung zu bringen, womit wir uns unsere Zeit vertreiben. Insgesamt ist es aber erholsamer, weil wir uns nun gegenüber des Marktes, nahe des Nigers und der Tankstelle, also direkt im Zentrum der Stadt befinden. Im Hinterhaus des Hotels ist eine Bar, in der sich die Mittelschicht der Stadt aufhält. Es gibt zwar keinen Alkohol, aber nicht nur die Neuseeländer, auch eine malische Künstlerin mit ihrem belgischen NGO-Freund sowie ein Guide aus dem Niger und ein junger amerikanischer Peace-Corps-Freiwilliger kommen hierher.

Khadidia, die Tochter des Imams, schlägt diesen Ort als Treffpunkt vor. Ihr Vater hat uns erlaubt, in der wichtigsten Moschee der Stadt zu drehen, die von demselben Baumeister der berühmten Moschee von Timbuktu erbaut wurde und einzigartig in ihrer Bauart ist. Khadidia studiert in Bamako Psychologie und Ernährungswissenschaften und gehört damit zu einem der privilegierten Mädchen der Stadt. Sie und ihre drei Schwestern haben alle in Gao die Schule besucht, und Khadidia wurde an der Universität von Bamako akzeptiert. Sie ist ihrem Vater sehr dankbar, dass er ihr diese Ausbildungsmöglichkeit ermöglicht hat. Allerdings wünscht sie sich, er sei manchmal weniger patriarchalisch und gläubig. Er erwarte langfristig, dass sie einen gebildeten Muslim heirate und mit ihm Kinder bekomme. Sie aber habe sich verliebt in den Busfahrer, der den Bus fährt, den sie einmal im Monat von Bamako nach Gao nimmt, um die Familie zu besuchen. Dieser habe weder studiert noch sei er praktizierender Muslim. Ihr sei das gleich, aber leider müssten sie ihre Beziehung heimlich führen, denn selbst die eingeweihte Mutter wage nicht, ihrem Mann davon zu erzählen.