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Über dieses Buch:

Oliver, der zukünftige Earl of Wallingworth, verliert beide Eltern: Der Vater stirbt im Krieg, die Mutter wird von der adeligen Gesellschaft verstoßen. Nun muss sich seine Großmutter um den pubertierenden Jungen kümmern: Lady Alicia gibt ihm alles, wozu eine Frau in der Lage ist. Doch das Glück des ungleichen Paares wird gestört: Nach einem Unfall muss Oliver für längere Zeit im Krankenhaus bleiben. Als seine Mutter anreist, entbrennt eine heftige Rivalität zwischen den beiden Frauen. Jede will Oliver für sich alleine haben. Es gibt nur eine Möglichkeit, um den Frieden wiederherzustellen – eine schamlose Lösung, die heiße Leidenschaft verspricht …

Vivien O’Hara veröffentlicht bei venusbooks außerdem den folgenden Roman:

Gestrandet auf der Insel der Lust

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eBook-Neuausgabe April 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

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ISBN 978-3-96898-095-9

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Vivien O’Hara

Lady Alicia

Erotischer Roman



venusbooks

Erster Teil

Kapitel 1

Das Licht von Hunderten von Glühbirnen flammte in riesigen kristallenen Kronleuchtern und reflektierte sich in den Spiegeln des großen Saales. Lady Alicia, die Dame des Hauses, stand etwas abseits von den Partygästen, die den Landsitz der Wallingworths außerhalb von Amesbury mit anarchischem Leben füllten, und betrachtete wohlwollend die fröhliche Schar von Jugendlichen rund um die Tanzfläche. Oliver feierte seinen sechzehnten Geburtstag und schien die halbe Grafschaft zu seinem Fest eingeladen zu haben.

Doch deswegen war Alicia ihrem einzigen Enkelsohn nicht böse. Im Grunde ihres Herzens liebte die Gräfin das bunte Treiben fröhlicher Menschen, und die ehrwürdigen Mauern von Brighthall Castle rochen schon zu stark nach dem moschushaltigen Parfüm von alten, grauhaarigen Frauen, die sich Freitag abends zum Bridge und einem Gläschen Cherry trafen. Sie rochen nach Büchern in braunen Ledereinbänden, die niemand mehr las.

Alles war vom Feinsten an diesem sonnigen Sonntagspätnachmittag im Juli des Jahres 2007. Mrs. O’Leary, ihre Köchin, hatte ein köstliches kaltes Buffet auftragen lassen. Die Erdbeerbowle war eisgekühlt, und Miss Paula, das einzige Hausmädchen von Brighthall, hatte fast den ganzen Vormittag damit verbracht, den Saal mit Luftschlangen und Girlanden aus farbenprächtigen Papierblüten zu schmücken.

Alicia liebte ihren großen Jungen wie keinen anderen Mensch auf diesem Globus. Sie hatte sich fest vorgenommen, jeden Tag seiner Trimesterferien auszukosten, als wäre es der letzte ihres Lebens. »Oliver«, so vertraute sie dem letzten Kapitel ihrer Autobiographie an, »ist in seinem ganzen Leben niemals ein aufmüpfiger Junge gewesen. In einem Alter, in dem sich andere männliche Jugendliche Löcher für Ohrringe in die Ohrläppchen stechen lassen und untereinander zu wetteifern scheinen, wer sich mit Piercing und schrillen Tattoos am schlimmsten verunstalten kann, begriff er, wie vorteilhaft ein gepflegtes Äußeres, eine kultivierte Sprache und ein höfliches Auftreten gegenüber Älteren für den Werdegang eines jungen Mannes sein können. Schon mit Vierzehn beschloss er, seine Zukunft nicht dem Zufall zu überlassen. Er meldete sich bei einer renommierten Tanzschule außerhalb Londons an und belegte schon drei Monate später bei den südenglischen Amateurmeisterschaften für lateinamerikanische Tänze in Brighton gemeinsam mit seiner Partnerin den dritten Platz in ihrer Altersgruppe. Oliver liebte schon immer Tiere und trat energisch für ein Verbot der traditionellen Parforcejagd auf Füchse ein. Desgleichen entwickelte er ein Interesse an Polo, an Kricket, an Tennis und am Schach. Im Oktober desselben Jahres nahm er an seinem ersten internationalen Schachturnier teil und musste sich erst im Halbfinale dem späteren Champion, einem dreiundachtzig Jahre alten Russen aus St. Petersburg, geschlagen geben.« Wie seine vierundsechzigjährige Großmutter gehörte Oliver der englischen Landaristokratie an.

Sein Vater, Brigadegeneral Hamilton Wallingworth IV, war am 5. April des Jahres 2003 im Zweiten Irakkrieg beim Sturm auf die Stadt Basra gefallen, als Oliver zwölf Jahre alt gewesen war. Seit diesem Tag besaß er das Recht, seinen Briefkopf mit dem Titel Earl of Wallingworth zu schmücken. Doch Oliver wollte sein Erbe erst antreten, wenn er volljährig war. So lange ruhte auch seine Mitgliedschaft im Britischen Oberhaus – dem sogenannten House of Lords, dem seine Familie seit dem Bürgerkrieg im Jahre 1649 ununterbrochen angehörte.

Die Geschichte der Wallingworths ließ sich bis zu Wilhelm dem Eroberer zurückverfolgen. Ihr Familienwappen, drei weiße Lilien auf rotem Grund, war in den Teppich von Bayeux eingewebt und galt unter Heraldikern als eines der schönsten Wappen des ganzen Vereinigten Königreichs. Olivers Urgroßvater war ein Weggefährte Lawrences von Arabien gewesen und hatte an beiden Weltkriegen teilgenommen. Doch wie in jeder berühmten Familie gab es auch in der Chronik der Wallingworths einen schwarzen Fleck. Es stieß der Gräfin jedesmal gallebitter auf, wenn sie an ihren Sohn Hamilton erinnert wurde.

Als er zwanzig wurde, fand Lady Alicia, dass er nun alt genug war, um sich um eine Frau zu bemühen. Selbstverständlich musste die Braut eine Adlige sein – ein Mädchen aus dem englischen Süden, das in der Gesellschaft einen tadellosen Ruf genoss. Alicia dachte dabei in erster Linie an Hamiltons Cousine Esmeralda aus Salisbury, ihre Patentochter. Esmeralda war schön wie ein Sonnenaufgang in Kent, kerngesund und hatte mehrere Höhere Töchterschulen in Kanada, Schottland und Mittelengland besucht. Neben Englisch sprach sie fünf Sprachen fließend: Französisch, Spanisch, Deutsch, Russisch und Dänisch. Esmeralda war mit dem Haus Oldenburg verwandt und somit auch mit dem Prinzgemahl der jetzigen Königin. Ohne Zweifel würde sie Hamilton ein halbes Dutzend stramme Nachkommen in die Wiege legen. Doch sehr zu ihrem Leidwesen hatte Hamilton sich schon anderweitig entschieden.

An einem Samstag in der zweiten Augusthälfte des Jahres 1990 erklärten die damaligen Sowjetrepubliken Armenien und Turkmenien ihre Souveränität. Am gleichen Abend gastierte im altehrwürdigen Londoner National Theatre ein amerikanisches Theaterensemble. Hamilton war Offizier der Coldstream Guards, ledig, gutaussehend und fühlte sich nach Dienstschluss häufig einsam in seiner Zimmerflucht hoch über den Dächern der Stadt. Das Stück hieß Die Katze auf dem heißen Blechdach und stammte aus der Feder von Tennessee Williams. Hamilton, Wahlgänger Margaret Thatchers, mochte diesen Autor nicht, weil er erstens homosexuell war und zweitens mit den Sozialisten sympathisierte, aber er kam in seiner winzigen Bude an der Londoner Peckham Road um vor Langeweile und beschloss, sich dieses Stück anzuschauen. Die Besetzungsliste mit Martin Sheen (Brick), Jessica Lange (Maggie) und Denver Pyle als »Big Daddy« Pollitt versprach zumindest einen schauspielerischen Hochgenuss.

Der anschließende Empfang fand im Foyer des Theaters statt. Hamilton bestand als Offizier der Königlichen Leibwache und Angehöriger des britischen Adels auf seiner Teilnahme und wurde dem Produzenten, dem Regisseur und den Hauptdarstellern des Dramas vorgestellt. In der Menschentraube vor dem kalten Buffet lernte er eine junge Nebendarstellerin kennen, die aus Pittsfield im Bundesstaat New Hampshire stammte und ihren ausgeprägten Neuenglanddialekt nicht verleugnen konnte. Die Rolle in dem Stück war ihr erstes größeres Engagement in einer teuren Broadwayproduktion.

Sie hieß Cheryll Davies und war neunzehn – fast auf den Tag genau ein Jahr jünger als Hamilton. Auf der Bühne hatte sie die raffgierige Mae gespielt, aber jetzt, im engsitzenden silbernen Paillettenkleid mit seinem tief hinunterreichenden, fast schon obszönen Dekolleté, verhielt sie sich ganz ladylike und entblößte ihre schneeweißen Zähne ununterbrochen zu diesem strahlenden Lächeln amerikanischer Highschool-Girls, das Hamilton augenblicklich in seinen Bann zog. Als sie einander die Hände schüttelten, spürte Hamilton in seinem rechten Arm ein leichtes elektrisches Bitzeln, das bis zu seinem Schultergelenk hinaufblitzte. Dazu flatterten Schmetterlinge in ganzen Wolken durch seinen Bauch. Sein Blick versank unwillkürlich in ihrem Dekolleté und ertrank darin wie in einem Meer des Glücks. Als er zwei Stunden nach Mitternacht in einem Taxi nach Hause fuhr, merkte er, dass er sich wie ein High School Junior in Cheryll Davies verknallt hatte.

Es kam, wie es kommen musste: Auch Cheryll hatte sich in Hamilton verliebt und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Nach einer angemessenen Zeit der Werbung hielt Hamilton um ihre Hand an und stellte sie im November desselben Jahres seiner Mutter beim 16-Uhr-Tee als seine zukünftige Ehefrau vor.

Um es gelinde auszudrücken: Alicia bekam einen Schock. Natürlich war sie mit dieser Verbindung nicht einverstanden und lehnte eine Hochzeit kategorisch ab. Sie erinnerte sich an den unglückseligen König Eduard VIII., der im Dezember 1936 auf Thron und Königszepter verzichtet hatte, um die nichtstandesgemäße vierzigjährige Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, die zudem noch zweimal geschieden war. Die Nachricht von seinem Entschluss verbreitete sich in Wellen des Schocks über das ganze Königreich. Der Skandal erschütterte das Land von Cornwall bis zu den Orkneyinseln in seinen Grundfesten.

Alicia spürte, wie sich ihr Herz vor Enttäuschung zusammenzog. Zugegeben, mit ihren dunkelblonden Haaren, dem großen, herzförmigen Mund und den köstlichen Grübchen in beiden Wangen war Cheryll Davies eine wirkliche Schönheit, aber Alicia verspürte keine Lust, sich Tag für Tag dem Spott ihrer Freunde und Verwandten auszuliefern. Schon bei der Begrüßung stand für die Gräfin fest: Die Ehe von Hamilton, dem zukünftigen Earl of Wallingworth, mit einer Bürgerlichen musste unter allen Umständen verhindert werden.

Am Abend desselben Tages machte Alicia ihrem Sohn eine Szene, doch Hamilton wich keinen Zentimeter von seiner Entscheidung ab. In dieser Angelegenheit schien er an Schwerhörigkeit im fortgeschritten Stadium zu leiden. Ohne den Segen seiner Mutter setzten er und Cheryll sich am anderen Morgen in Hamiltons funkelnagelneuen Aston Martin und fuhren nach London, um sich vor dem Standesbeamten an der Bensmoor Road das Jawort zu geben.

In Alicia brodelte es vor Wut und verletztem Stolz. Diese Ehe war ein Affront gegen den englischen Adel und gegen sie selbst. Selbstverständlich würde die Gräfin es zu verhindern wissen, dass diese Yankee-Dirne Einzug in Brighthall Castle hielt. Doch auch jetzt kam ihr Sohn ihr zuvor. Hamilton legte seinen Anspruch auf Titel und Erbe ab; das junge Paar siedelte nach Sussex über, Cheryll nahm die englische Staatsangehörigkeit an, und Hamilton ließ sich zu den Fallschirmjägern von Newhaven versetzen, um immer in der Nähe seiner schönen Frau zu sein.

Dennoch war ihrer Ehe kein langes Glück beschieden. Noch während Cheryll Oliver unter dem Herzen trug, ging Hamilton zum ersten Mal fremd. Die Verantwortung dafür hängte er seiner Frau an den Bügel. Er hatte sich Cheryll als temperamentvolle sinnliche Frau vorgestellt, weil sie sich in London so benommen hatte. Doch jetzt erwies sich, dass alles nur Schwindel gewesen war, einzig und allein zu dem Zweck ausgerichtet, bei Hamilton einen falschen Eindruck zu erwecken. In Wirklichkeit fürchtete Cheryll sich vor dem Bett wie ein Soldat vor passenden Stiefeln. Zwar verweigerte sie sich nicht, wenn Hamilton sein Recht als Ehemann bei ihr einforderte, aber sie zeigte auch selten Enthusiasmus. Sie nahm seinen Penis nicht in den Mund, ließ sich nicht in den Mastdarm oder zwischen die Brüste vögeln, und wenn er einmal ungewollt auf ihren Bauch oder die Innenseiten ihrer prachtvollen Oberschenkel ejakulierte, hielt sie ihm eine Gardinenpredigt und sprach anschließend mehrere Tage nicht mit ihm. Hamilton holte sich bei anderen Frauen das, was Cheryll ihm Nacht für Nacht verwehrte.

Unter den Soldatenfrauen des Standortes sprach es sich rasch herum, mit welch ungeheuerlichen Maßen Hamilton Wallingworth »unten herum« ausgestattet war.

Die erste Frau, mit der er Cheryll betrog, hieß Amanda White und war die Gemahlin eines Oberstleutnants, der nach der Schlacht um die Falklandinseln im Jahre 1982 von der Königin mit dem Grand Cross ausgezeichnet worden war. Amanda erwies sich als Vulkan im Bett. Sie und Hamilton trafen sich mindestens zweimal in der Woche in einem Strohschober außerhalb der Kaserne und vögelten sich gegenseitig den Verstand aus dem Hirn. Amanda ließ sich in den Darm und zwischen die Brüste ficken, schluckte seinen Samen und klagte nicht, wenn Hamilton sich gleichzeitig mit seinem Orgasmus auf ihre Wangen und Augenlider ergoss.

Die zweite Frau, die es wert war, erwähnt zu werden, hieß Helen Dawson. Sie war achtunddreißig, hatte drei schulpflichtige Kinder und war mit einem Major der Royal Air Force verheiratet, der im Augenblick als Luftwaffenverbindungsoffizier bei der britischen 1. Panzerdivision im westfälischen Herford seinen Dienst versah. Auch Mrs. Dawson war nichts fremd, was im Bett zwischen Mann und Frau ablaufen kann, aber auf ihrem hübschen Gesicht waren alle Grübchen verschwunden. Bei ihrem ersten Tête-à-tête empfing sie ihn in einem schwarzen Korselett mit Strapsen und Nylonstrümpfen mit sexy schwarzen Nähten auf der Rückseite. Helen war genau das, was die Unteroffiziere und Mannschaften seines Fallschirmjägerbataillons »eine Sau im Bett« nannten. Die Lady ließ sich von Hamilton alles gefallen. Schon bei ihrem ersten Mal fickte er sie dermaßen hart in den Mund, dass Helen ununterbrochen würgen musste. Er fickte sie von vorne, von hinten, zwischen ihre Titten, in der Löffel- und in der Hündchenstellung, in den Mund und immer wieder in den Darm. Sie fickten und fickten – bis Helen wund zwischen ihren Beinen war und Hamilton keinen Steifen mehr bekam.

Cheryll erfuhr von seinen Seitensprüngen durch einen gehörnten Ehemann. Dieser Mann hieß Milton Higgins und war Hubschrauberpilot in der Royal Air Force. Seine Frau Mary-Ann betrog ihn schon seit mehreren Monaten mit einem anderen Mann. Mr. Higgins fühlte sich sowohl in seiner Ehre als auch in seiner Männlichkeit verletzt und engagierte einen Privatdetektiv aus Brighton namens Peck Lampert, um herauszufinden, wer dieser andere Mann war.

Der rothaarige Schnüffler erwies sich als ein Meister seines Fachs. Er wusste, an wen er sich wenden musste, um bei seinen Ermittlungen zum Erfolg zu kommen: an die Hausfrauen und an die altgedienten Obergefreiten, die nicht nur das Gras wachsen hörten, sondern auch alle Geheimnisse der Schreibstube kannten. Und Lampert verstand es, Fragen zu stellen. In diesen Hunderten von Gesprächen kristallisierte sich der Name eines Mannes mehr und immer mehr heraus: Hamilton Wallingworth IV. Dieser Wallingworth galt unter den Frauen und Obergefreiten des Standorts als ein Mann, der einen ganzen Lastwagen voll überschüssiger männlicher Hormone mit sich trug und es nicht abwarten konnte, sie an alle Ehefrauen, Verlobten und Lebensgefährtinnen des Stützpunktes gleichmäßig aufzuteilen. Inzwischen hatte er mehr als vierzig Frauen vernascht und sonnte sich in seinem Ruf, ein Mann zu sein, der sich in den wenigsten Fällen um eine Frau bemühen musste. Immer waren es die Frauen, die den ersten Schritt machten, um ihn in ihre Betten zu bekommen, niemals er selbst.

Das war Lamperts Mann!

Um vollkommen sicher zu sein, schoss Lampert aus seinem Versteck in einem Weizenfeld heraus mehrere gestochen scharfe Fotos, die alle miteinander Mary-Ann Higgins und Hamilton Wallingworth in teils verfänglichen, teils pikanten Situationen zeigten. Am nächsten Morgen fuhr er in die Kaserne zurück und überreichte Mr. Higgins mehrere großformatige Fotos in einem neutralen, sandfarbenen Briefkuvert.

In seiner Not wandte Higgins sich an Cheryll. Als Cheryll die Fotos in den Händen hielt, wurde es ihr für einen Wimpernschlag ganz schwarz vor Augen. Ihre Knie schlotterten, und in ihrem Kopf drehte sich alles wie in einem Karussell. Schon das erste Bild hatte es in sich. Es zeigte Hamilton und Mary-Ann auf einem asphaltierten Feldweg, der an beiden Seiten von Holderbüschen mit erbsengroßen blauen Früchten gesäumt war. Mary stand leicht vornübergebeugt und hielt sich mit beiden Händen am Dach eines knallroten 87er Vauxhalls fest. Hinter ihr, mit auf Halbmast heruntergelassenen Hosen, stand Hamilton. Er hatte seine knochigen Hände links und rechts um Marys Taille gelegt und bumste sie von hinten.

Cheryll merkte, dass ihre Hände unwillkürlich zu zittern anfingen. Das zweite Bild war mit einer hochauflösenden Infrarot-Kamera bei Nacht aufgenommen worden, möglicherweise auf dem Kasernengelände. Im Hintergrund erkannte Cheryll den romanischen Glockenturm ihrer Garnisonskirche. Mary-Ann und Hamilton bumsten nicht mehr miteinander. Mary hatte sich vor ihm auf dem Boden hingekniet, hielt ihn bei den Oberschenkeln, und Hamiltons Penis schien fast schon eine Handlänge tief in ihrem Mund zu stecken, um den sich rundherum ein Kranz aus weißem Schaum gebildet hatte.

Cheryll hatte genug gesehen. Diese Frau widerte sie an. Mary-Ann Higgins war nichts anderes als eine kleine Gelegenheitsnutte, die sich von wildfremden Kerlen Sperma in den Mund und ins Gesicht spritzen ließ. Sie hatte die ewigen Seitensprünge und fadenscheinigen Ausreden ihres Mannes endgültig satt. Der kleine Oliver war inzwischen sechzehn Monate alt, konnte schon gehen und bekam gerade seinen letzten Backenzahn. Cheryll liebte ihr Baby wie keinen zweiten Mensch und wollte nicht, dass er ohne Vater aufwuchs. Trotzdem machte sie Hamilton eine Szene, als er gegen fünf Uhr nachmittags in seiner olivgrünen Felduniform nach Hause kam.

Hamilton ertrug die Tiraden seiner jungen Frau zunächst mit einem Funkeln belustigter Geringschätzung in den walnußbraunen Augen. Doch Cheryll, als ehemalige Schauspielerin, war eine glänzende Rhetorikerin. In klaren, treffenden Worten deckte sie Hamiltons falschen Charakter auf, seinen Hang zur Selbstsucht und zu sexuellen Praktiken, für die selbst die abgebrühteste Nutte von ganz London den doppelten Preis verlangte.

Hamilton blieb die Gelassenheit in Person. Selbst als Cheryll ihn als stupid motherfucking asshole abkanzelte, entblößten sich unter dem kurzgeschnittenen schwarzen Oberlippenbart zwei Reihen schneeweißer Zähne zu einem fast teilnahmslosen Lächeln.

Dann aber sagte er ruhig und ohne die geringste Emotion zu zeigen: »Morgenfrühmöchte ich dich hier nicht mehr sehen, meine Liebe.« Hamilton hatte in Cambridge studiert, und seine Sprache entbehrte jeglichen Akzents. »Das Haus gehört mir. Wir haben in unserem Ehevertrag Gütertrennung vereinbart. Ich werde dir einen Scheck über 150.000 Britische Pfund ausstellen – als Entschädigung für entgangene eheliche Rechte sozusagen. Oliver bleibt natürlich bei mir. Du kommst aus einer Stadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, und Oliver ist der zukünftige Earl of Wallingworth. Kannst du dir einen Abgeordneten des britischen Oberhauses vorstellen, der seine Baseballmütze mit dem Schirm im Nacken trägt und während einer Debatte im House of Lords einen Kaugummi von einer Backe in die andere schiebt?«

»Du wirst mir Oliver niemals wegnehmen!«, fuhr Cheryll ihn an. »Notfalls werde ich vor Gericht gehen.«

»Oliver ist britischer Staatsbürger«, entgegnete Hamilton mit ruhiger Gelassenheit. »Kein amerikanisches Gericht kann einen britischen Staatsbürger dazu zwingen, gegen seinen Willen in Amerika zu leben, es sei denn, er hat ein Verbrechen begangen und sitzt im Gefängnis.«

Hamilton Wallingworth sollte recht behalten. Zweieinhalb Jahre und mehrere Prozesse nach diesem Vorfall – Oliver war inzwischen vier, und seine Großmutter Alicia hatte ihre besten Rechtsanwälte auf den Fall angesetzt – wies das Familiengericht des Wiltshire County in Trowbridge Cherylls Klage endgültig ab und übertrug das Sorgerecht für den Jungen an seinen Vater, und zwar nicht nur, weil Hamilton einer der berühmtesten Familien Großbritanniens angehörte, sondern auch, weil Cheryll an diesem Morgen stockbetrunken war und während der zweistündigen Verhandlung keinen einzigen zusammenhängenden Satz über die Lippen brachte.

Lady Alicia schlug vor, ihren Enkel, den kleinen Oliver, bei sich aufzunehmen, bis er alt genug war, um selbst über sein Leben zu entscheiden, denn jetzt war sie doch wieder stolz auf ihren Sohn Hamilton. Sein Regiment stand unmittelbar vor seiner Verlegung nach Nordirland, und Hamilton nahm den Vorschlag seiner Mutter nach kurzer Bedenkzeit an.

Brighthall Castle war vor mehr als zweihundertfünfzig Jahren im Englischen Landhausstil errichtet worden und verfügte über einen großen Saal und insgesamt zwanzig Zimmer, von denen achtzehn als Kinderzimmer hätten eingerichtet werden können. Trotzdem entschied Alicia, dass Oliver bei ihr in ihrem überdimensionalen Doppelbett schlief. Wie die meisten Großmütter im Vereinten Königreich liebte sie ihren kleinen Matz abgöttisch – möglicherweise noch sehr viel mehr, als sie Hamilton geliebt hatte.

Das Bett mit seinen acht gewachsten, zopfförmigen Säulen, die einen vergißmeinnichtblauen Baldachin trugen, bestand aus zwei Segmenten, die im Falle eines Ehestreites voneinander getrennt werden konnten – aber jetzt standen sie ohne Zwischenraum nebeneinander, und die frisch überzogene Bettwäsche duftete nach Lavendel und einem parfümierten Waschpulver. Alicia Wallingworth freute sich schon, den kleinen Jungen mit dem braunen Linsenmal auf der linken Kinnbacke in der kommenden Nacht zu sich unter die Bettdecke zu holen.

***

Auf der künstlichen Bühne des großen Saales verstummte die Musik. Die Mitglieder der kleinen Schülerband stellten ihre Saxophone und Trompeten auf ihre metallenen Instrumentenständer und verließen das Podium, um an der kleinen Bar ein Glas alkoholfreie Erdbeerbowle zu trinken. Lady Alicia sah sich in der Menge gespannt nach ihrem Enkel um und entdeckte ihn mit einem Glas Apfelschorle in der Hand auf der anderen Seite des Saales unter einem breitflächigen Landschaftsporträt im Stil von William Turner.

Bei seinem Anblick platzte Alicias Herz beinahe vor Stolz. Es gab in der Tat im ganzen Saal keinen hübscheren Jungen als Oliver. Mit seinen sechzehn Jahren war er fast einen Meter achtzig groß und wies kaum noch kindliche Züge auf. Seine strohblonden Haare, die er in der Mitte scheitelte, verliehen ihm ein fast schon abenteuerliches Aussehen, aber wer ihn näher kannte, wusste, dass er alles andere als ein Draufgänger und ein Schwerenöter war. Oliver besuchte das berühmte Eton College im dritten Jahr und kam selten mit Mädchen seines Alters in Berührung.

Das College in der englischen Grafschaft Berkshire war nicht billig. Die Schulgebühren betrugen 8.330 Britische Pfund pro Trimester, und für die gesetzlich vorgeschriebene Schuluniform und die Teilnahme am Musikunterricht und an den sportlichen Aktivitäten wie Rudern, Judo oder Fechten bestand das Institut auf zusätzliche Gebühren. Doch für ihren Enkel war Alicia kein Preis zu hoch. Eton genoss in der ganzen Welt einen exquisiten Ruf, und zwar nicht nur, weil es bei der königlichen Familie sehr beliebt war, sondern weil es viele spätere Kriegshelden und neunzehn britische Premierminister hervorgebracht hatte.

In diesem Augenblick setzten die jungen Musiker auf dem Podium wieder zu ihrem Spiel an. Die Gruppe bestand aus zehn Jungen und zwei Mädchen und hatte an diesem Nachmittag kaum Stücke gespielt, die Alicias Geschmack entsprochen hätten. Doch jetzt klangen plötzlich moderatere Töne aus den Lautsprecherboxen. Alicia hatte diesen Song zum ersten Mal auf einem Konzert von Johnny Cash und June Carter in der Londoner Royal Albert Hall gehört und erkannte ihn schon nach den ersten Takten: Forty Shades of Green. Er gehörte zu ihren absoluten Lieblingsliedern, und sie merkte, dass Feuchtigkeit in ihre Augen trat. Oliver, dieser Teufelskerl! Natürlich hatte er diesen Song für sie bestellt!

Und dann stand er plötzlich vor ihr: von ganzem Herzen lächelnd, stramm wie ein preußischer Gardeoffizier, Brust raus, Kreuz hohl, im italienischen Maßanzug und Slippers von Lobb in London, Lieferzeit zwei bis drei Jahre. Er schlug die Absätze geräuschlos aneinander und machte einer Diener.

»Wenn Mylady mir die Ehre erweisen würden …?«

»Aber Oliver …«, wiegelte Alicia ab, obgleich ihr Herz einen Satz machte, »es sind so viele junge, hübsche Mädchen in deinem Alter im Saal …«

»Trotzdem. Ich möchte mit dir tanzen. Bitte, Großmama!«

Alicia lachte geschmeichelt. Es gab wirklich keinen Grund, ihm einen Korb zu geben, abgesehen von dem Umstand, dass sie seine Großmutter und beinahe fünfzig Jahre älter war als er. Sie henkelte sich bei ihm ein und ließ sich von ihm auf den Tanzboden führen. Trotz ihres Alters lag sie federleicht in seinen Armen, und obgleich Oliver sie äußerst sorgfältig hielt, spürte sie die Schlange, die zwischen ihren Körpern eingeklemmt war und desto mehr an Härte gewann, je länger der Tanz dauerte. Alicia musste sich schütteln vor Lust. Dieser so schmerzlich lange entbehrte Druck auf ihren Bauch und auf ihren Venushügel trieb sie fast in den Wahnsinn. Ihre Brustwarzen in den Körbchen ihres knappsitzenden Korseletts verhärteten sich, ebenso wie sich ganz hinten in ihrer Vagina ein leichtes, heißes Ziehen anbahnte. Alicia überkam das merkwürdige Gefühl, dass ihre halbe Gebärmutter in ihren Slip sackte, aber sie wusste natürlich, dass sie lediglich geschwollen war wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

Kapitel 2