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Über dieses Buch:

Unter der braven Oberfläche lodert ein Feuer … Eine Mitarbeiterin wie Magdalena wünscht sich jeder Chef: Sie ist fleißig, pünktlich und so bieder, dass kein männlicher Kollege auf falsche Gedanken kommt, die ihn von der eigenen Arbeit abhalten könnte. Magdalena ist aber vor allem eins: eine zunehmend frustrierte und ungefickte Jungfrau, die endlich etwas erleben will! Doch kaum hat sie sich selbst zum ersten Mal kräftig befriedigt, erwacht in ihr ein unstillbarer Appetit auf Männer. Ihr Leben ist völlig entfesselt und ihr einziges Ziel ist es, ihre Triebe zu befriedigen. Härter, schneller, öfter – und mit jedem Kerl, den sie kriegen kann!

Eric Hallissey veröffentlichte bei venusbooks außerdem die folgenden Romane:

Damenrunde extraheiß – Verruchte Geheimnisse reifer Ehefrauen / Schmutziges Verlangen / Femme fatale / Lusttaumel: Schamlose Nachbarn / Tokyo Heat / Meiner Mutter verfallen / Jugendspiel / Liebsdiener

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eBook-Neuausgabe Februar 2016

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2010 unter dem Titel Teufelsbraut! in der Edition Combes

Copyright © der Originalausgabe 2010 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Neuausgabe 2016 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/mnowicki

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-928-9

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Eric Hallissey

Die Teufelsbraut – Von Verlangen getrieben

Erotischer Roman

venusbooks

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»Ausgerechnet Magdalena!« Sie verdreht die Augen zur Decke und schüttelt den Kopf. »Können Sie sich vorstellen, dass meine Eltern mich wirklich auf diesen Namen getauft haben?«

»Nun ja …« Ich bin vorsichtig. Ich will die junge Frau nicht verärgern oder verstören. Sie will reden, und sie soll reden. Ihr aufmerksam zuzuhören, ist schließlich meine Aufgabe. »Was ist denn so schlimm an diesem Namen?«

Ihr Lachen klingt ein bisschen irre und so, als habe sie schon vor einiger Zeit die dünne Grenze hinüber zum Wahnsinn überschritten. In jedem Film würde sie die Rolle der Verrückten perfekt ausfüllen.

»Meine Großmutter hieß Magdalena.« Sie schüttelt wieder den Kopf, als müsste sie einen lästigen Gedanken wie eine Fliege verscheuchen. »Aber das ist doch kein Name für eine junge Frau von siebenundzwanzig Jahren, oder?«

Es fällt tatsächlich ziemlich schwer zu glauben, dass sie erst siebenundzwanzig sein soll. Sie wirkt um einiges älter, oder zumindest hat es den Anschein, als sei sie durch einen exzessiven Lebenswandel plötzlich sehr rasch gealtert.

»Also, diese klangvollen klassischen Namen sind doch wieder sehr modern«, erkläre ich so ruhig wie möglich. »Catherine, Josephine, Maria und so weiter. Magdalena ist einer davon.«

»So, finden Sie?«

»Nun, immerhin ist es ein Name aus der Bibel!«

»Ja, der Name der Hure. Dann passt es ja wieder, nicht wahr?«

Sie klingt mürrisch. Ihr Tonfall gefällt mir nicht. Ich muss vorsichtig sein. In solchen Situationen genügt ein kleiner, unbedachter Anstoß, um sie ausrasten zu lassen. Ein einziges falsches Wort kann zuviel sein und zum sofortigen Abbruch führen. Das wäre tragisch.

»Ja, eigentlich schon.«

»Und finden Sie ihn geil?« Ihr Blick saugt sich förmlich an meinen Augen fest. Ihre Mundwinkel zucken, als wolle sie zu einem Lächeln ansetzen. Sie wartet auf eine Antwort.

»Na ja, es ist ein schöner Name, wirklich. Ich finde ihn nett!«

Schon während ich diese Worte sage, bemerke ich, dass ich auf sehr dünnem Eis Schlittschuh laufe. Aber zum Glück schmunzelt sie.

»Sehen Sie, da haben wir es«, sagt sie. »Er klingt vielleicht schön und nett, aber in keiner Weise geil.«

Sie räkelt sich im Sessel und zündet sich eine Zigarette an. Ich will protestieren, aber ich erkenne, dass dies nicht der Moment ist, um sie darauf hinzuweisen, dass das Rauchen in diesen Räumen eigentlich nicht erlaubt ist. Während sie die Asche auf die Untertasse ihres Tees schnippt, schlägt sie geziert und grazil die Beine übereinander. Das Nylon ihrer Strümpfe verursacht dabei ein im doppelten Sinne des Wortes knisterndes Geräusch. Ich weiß, dass sie Strümpfe trägt. Strumpfhosen waren ein Teil ihres früheren Lebens, hat sie gesagt. Strümpfe seien besser und zweckmäßiger, und außerdem fühle sie sich damit sexy, sinnlich und erotisch!

»Also«, versuche ich das Thema zu wechseln.

»Nee, lassen Sie mal stecken«, unterbricht sie mich und winkt ab. »Ich weiß, dass dieser Name nicht geil klingt. Vanessa, Natalie, Tatjana, das sind so die Namen, die einem Mann einen Steifen machen, wenn er sie hört. Aber Magdalena? Nein!«

Sex!

Bei ihr dreht sich vieles im Leben – beinahe alles – um Sex. Natürlich, deshalb sind wir ja hier. Deshalb redet sie, und deshalb höre ich ihr bei ihrer Geschichte zu.

»Darüber kann man streiten«, sage ich, um etwas Zeit zu gewinnen. Ich habe keine Ahnung, ob es irgendetwas bringt, Zeit zu schinden. Aber ich glaube, in solchen Situationen tut man das.

Sie wippt mit dem Fuß, spielt damit, lässt ihren schwarzen Lackstiletto mit dem mörderisch hohen Absatz von der Ferse gleiten und hält ihn mit den Zehen fest. Damit bietet sie mir einen Anblick, den ich normalerweise erotisch finden würde. Zeit spielt offenbar keine so große Rolle für sie. Im Gegenteil, sie ist die Ruhe selbst.

»Es ist ein Oma-Name, und damit basta.«

Ich muss vorsichtiger sein. Ein nervöser Unterton schwingt in ihrer Stimme mit. Nervosität kann zu Überreaktionen führen.

»Frauen mit Oma-Namen werden nicht gefickt, verstehen Sie?«

Sie schaut mich wieder eindringlich an. Es ist keine rhetorische Frage. Sie will eine klare Antwort. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

»Wie hieß die letzte Frau, die Sie gevögelt haben?«

Ich bin ein wenig vor den Kopf gestoßen von ihrer direkten, obszönen Art. So etwas bin ich nicht unbedingt gewohnt. Normalerweise drücken die Leute, mit denen ich zu tun habe, sich etwas gewählter und gepflegter aus. Magdalena allerdings genießt es jedes Mal aufs Neue, solche Worte zu benutzen. Sie lässt sie sich förmlich auf der Zunge zergehen und kostet die Aussprache aus wie einen erlesenen Wein. Jedes dieser Worte ist eine kleine Revolution für sie.

»Na los, wie hieß sie?« Sie zwinkert mir verschwörerisch zu, als wolle sie mir damit sagen, ich könne ihr mein Geheimnis ruhig anvertrauen. Es bleibt unter uns. »Und tun Sie nicht so, als hätten Sie noch nie eine Frau gefickt! Das kaufe ich Ihnen nicht ab!«

»Melanie«, gebe ich wahrheitsgemäß zu, als ich merke, dass Magdalena wieder ungeduldig wird. Sie nickt zufrieden, dann lacht sie.

»So, so, eine Melanie!« Wieder nimmt sie einen Schluck Tee, der inzwischen kalt sein muss. Mit einer sanften Bewegung stellt sie äußerst vorsichtig die Tasse auf dem kleinen Beistelltisch ab, bevor sie die Zigarette zum Mund führt und wie an einem kleinen Schwanz daran saugt. Sie inhaliert den Rauch tief, behält ihn in den Lungen, und lässt ihn dann betont langsam wieder entweichen. »Lassen Sie mich raten: Sie haben diese Melanie in den Arsch gefickt, stimmt’s?«

Ich bin einigermaßen verblüfft über diese Bemerkung, und ich nicke. Kann sie wirklich Gedanken lesen?

»Und sie selbst hat es vorgeschlagen, richtig?«

»Ja, woher wissen Sie das?«

Sie winkt ab und lacht. »Ganz einfach, ich habe mittlerweile eine ganze Menge in dieser Hinsicht gelernt. Eine Melanie steht auf anal, und ein Fick ist für sie nicht komplett, solange sie nicht einen Schwanz im Hintern gehabt hat. Klar?«

Mir ist diese Theorie zwar unbekannt, aber wenn Magdalena es sagt, habe ich keine andere Wahl, als ihr zu glauben. Ich nicke schweigend.

»Eine Mandy beispielsweise steht auf Blasen, aber ohne Schlucken.«

Im Geiste gehe ich die Frauen durch, mit denen ich bisher Sex hatte. Eine Mandy ist leider nicht dabei. Trotzdem glaube ich Magdalena jedes Wort, das sie sagt.

»Wenn Sie mit einer Kira im Bett sind, seien sie auf ein paar saftige Sauereien gefasst! Die Kiras stehen auf perverse Spielchen!«

Interessant! Ich mache mir im Geist ein paar Notizen. Vielleicht treffe ich ja mal eine Mandy oder eine Kira, um diese Theorien zu überprüfen.

»Und Magdalena war die heilige Hure in der Bibel, sozusagen«, erkläre ich. »Also ist das doch kein so biederer Name.«

»Das weiß ich ja wohl besser«, sagt sie. Ihre Augen funkeln hinter der Brille. Ein kleiner Anflug von Wut. Vorsicht. Ich darf sie nicht zu sehr reizen.

***

Brav, adrett, immer ordentlich gekleidet, niemals aufreizend, und immer höflich: Magdalena war stets ein Muster an Korrektheit gewesen. Sie war gewissenhaft und sorgfältig, hatte den Ruf der mustergültigen Angestellten, machte bei ihrer Arbeit keine Fehler, und selbst wenn einmal etwas danebenging, dann war es so minimal und unbedeutend, dass niemand es bemerkte.

Sie war beileibe keines von diesen Büroflittchen, keine dieser billigen Schlampen, die sich Sachen anzogen, die mehr zeigten als verbargen. Kleidung, die Männer reizen sollte, um über die mangelnden Qualifikationen und den mangelnden Arbeitseifer ihrer Trägerinnen hinwegzutäuschen. Sicherlich, Magdalena hatte durchaus erkannt, dass ein wenig nackte Haut, ein kurzes Röckchen oder eine um ein, zwei Knöpfe zu weit geöffnete Bluse manchmal eine Karriere besser fördern konnten als noch so gute Arbeit. Dennoch lehnte sie es strikt ab, sich auf dieses Niveau herabzulassen.

Die logische Konsequenz war, dass ihre hervorragende Arbeit als selbstverständlich und nicht weiter erwähnenswert betrachtet wurde. Magdalena funktionierte mit der Präzision und Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks. Als Angestellte wurde sie zur Kenntnis genommen, als Frau aber nicht weiter beachtet. Dass sie sich irgendwann wie ein Stück lebendes Inventar fühlte, lag auf der Hand. Schließlich war es sie selbst, die sich in jeder Hinsicht so unauffällig verhielt, dass sie für die meisten Menschen im Büro zunehmend unsichtbar wurde.

Während gute Mädchen aber in den Himmel kommen, kommen böse bekanntlich überall hin. Vor allem in die Betten von Männern, die keinen Wert auf die guten Mädchen und ihr Himmelreich legen. Magdalena indes kam nicht einmal in die Nähe von Männern, die sich in irgendeiner Weise für sie interessiert hätten.

»Trockenpflaume« – das war der Name, den ihre Kolleginnen und Kollegen ihr gegeben hatten, und die Zweideutigkeit dieses Begriffes war äußerst eindeutig.

Trockenpflaume! Ihre Kolleginnen hatten sich diesen Namen für Magdalena ausgedacht, die schon in jungen Jahren eine so verknöcherte graue Maus war, dass sie sich alle Mühe gab, jeden noch so kleinen weiblichen Reiz, den sie möglicherweise hatte, zu verbergen. Zwar fühlte sie sich von diesem Spott verletzt, dennoch konnte sie es den anderen nicht wirklich übelnehmen. Jeder ernsthafte Blick in den Spiegel machte ihr klar, dass sie aussah wie ihre eigene Großmutter. Und das lag weder alleine am strengen Dutt, in dem sie ihr langes, hellbraunes Haar trug, noch an der großen, unförmigen Brille, die jede Spur von Schönheit aus ihrem Gesicht verjagte.

Keusch, gottesfürchtig und fleißig solle sie sein, hatte ihre strenggläubige und bis zum Exzess fromme Mutter ihr immer eingetrichtert. Ganz ohne Zweifel hatte die Mutter es gut gemeint, doch damit größtmöglichen Schaden angerichtet, denn sie hatte Magdalena zu einem weltfremden, scheuen und nahezu lebensunfähigen weiblichen Wesen erzogen – einem Wesen, das Angst hatte, an Sex auch nur zu denken, und das den eigenen Körper geradezu verabscheute.

»Sex ist Sünde! Eine Versuchung, die der Teufel geschaffen hat, um uns vom rechten Weg abzubringen!« Die eindringlichen Worte ihrer Mutter hallten wie ein Echo aus lang vergangener Zeit in Magdalenas Kopf. Wann immer sie es wagte, an einen Mann, an Zärtlichkeiten und Nacktheit auch nur zu denken, war es, als müsste sie wie früher ihre Handflächen oder ihren Po ausstrecken, um einen schmerzhaften Hieb mit dem Lineal oder dem Rohrstock zu empfangen.

»Zu deinem eigenen Besten«, wie die Mutter immer sagte. »Schmerz bedeutet Läuterung und Reinigung!«

Die Methode hatte langfristigen, wenn auch sehr zweifelhaften Erfolg, denn jedes Mal, wenn Magdalena auch nur den leisesten Gedanken an sexuelle Handlungen hatte oder wenn ihre Phantasie ihr einen Streich spielte, indem sie ihr erotische Bilder vorgaukelte, verspürte sie wieder den Schmerz, den die angeblich so läuternden, reinigenden Hiebe damals verursacht hatten.

»Zehn Möglichkeiten, wie Sie es sich selbst machen können – mit Orgasmusgarantie« – Magdalena zuckte instinktiv zusammen, als sie diese Worte auf dem Titelblatt einer Frauenzeitschrift am Kiosk sah. Masturbation? Auch das war ein Thema, das sie nicht einmal in Gedanken berührte, geschweige denn sich selbst. Dennoch ertappte sie sich dabei, dass sie mehrmals an diesem Kiosk vorbeilief und sich dabei den Anschein gab, die Auslage nicht weiter zu beachten. Aber bei jeder Runde las sie verstohlen diese anrüchige Zeile. Sie war eine junge Frau von Mitte Zwanzig, und die Stimme der Natur in ihr wurde immer lauter. Ihre Libido war eine tickende Zeitbombe, die nur von anerzogenen, längst überholten Moralvorstellungen in Schach gehalten wurden. Bis zu jenem Tag!

***

»Sie mögen es nicht, dass ich rauche, nicht wahr?«

Provokativ pustet Magdalena den Rauch in meine Richtung, aber sie ist zu weit entfernt, als dass sie ihn mir direkt ins Gesicht blasen kann. Sie kichert mädchenhaft unbeschwert dabei.

»Es macht mir nichts aus, wirklich!«

Tatsächlich stört mich der Rauch enorm, aber ich kann momentan nicht wirklich etwas dagegen tun. Ich muss Magdalena diese Freiheit gewähren.

»Warum lügen Sie? Gerade Sie sollten das nicht!«

»Ich lüge nicht. Es ist völlig okay, wenn Sie rauchen, wirklich!«

Sie lächelt rundheraus, und ich weiß genau, sie glaubt mir kein Wort. Belustigt schüttelt sie den Kopf und schaut so gebannt auf ihre wippende Schuhspitze, als würden sich dort unvorstellbare Dinge abspielen. Höflich und sachlich ausgedrückt hat diese Frau einige sehr ernste Probleme, über die sie dringend reden muss. Direkt und weniger höflich gesagt, hat sie nicht mehr alle Tassen im Schrank.

»Würden Sie mich jetzt gerne ficken?«

Ihr Vorstoß kommt plötzlich, aber nicht ganz unerwartet. Trotzdem bin ich überrascht und überrumpelt und muss für ein paar Sekunden nach Worten suchen. Magdalena nutzt diese Sekunden, um ihre Füße wieder nebeneinander auf den Boden zu stellen, im Sessel ein Stück tiefer und nach vorn zu rutschen und die Beine zu spreizen. Sie öffnet ihre schwarz bestrumpften Schenkel gerade so weit, dass ich unter ihrem Rock schemenhaft die Silhouette ihrer blank rasierten Möse erkennen kann. Auf ein Höschen hat sie verzichtet.

»Na, was ist?« Sie zwinkert mich herausfordernd an, sie will eine Antwort.

***

»… und dann hat er mich die halbe Nacht lang gevögelt, und ich sage euch, der Kerl hat einen Schwanz wie die Typen in den Pornos.«

Magdalena hielt den Kopf gesenkt und gab vor, sich intensiv auf die vor ihr liegenden Papiere zu konzentrieren. Sie spürte die Hitze, die von der glühenden Röte in ihrem Gesicht verursacht wurde, während sie zuhören musste, wie Cheryl Headon den anderen Frauen im Büro ihre Erlebnisse des vergangenen Wochenendes in allen schmutzigen Details schilderte.

»Hat er wenigstens durchgehalten?«, fragte Nicolette Baxton. »Also, die mit den großen Schwänzen sind ja meistens die übelsten Schnellspritzer.«

»Richtig!« Natürlich musste Carmen Boyd ebenfalls ihren Senf dazu geben, als wäre sie die Erfahrenste von allen. Sie war die Auszubildende und damit die Jüngste im Büro, aber ihre Prahlereien waren die einer mit allen Wassern gewaschenen Erwachsenen: »Die besteigen dich, rammeln mal kurz wie ein Karnickel, spritzen ab und fragen dich hinterher, ob sie gut waren. Also wirklich!«

»Und wie der durchgehalten hat!« Cheryl genoss die neidische und bewundernde Aufmerksamkeit, die ihr von ihren Kolleginnen zuteil wurden. »Eine Nummer nach der anderen haben wir geschoben, ihr Süßen, und er wollte immer wieder.«

»Wahrscheinlich hatte er vorher eine ganze Familienpackung Viagra eingeworfen!«

»Das, liebe Nicolette, hatte dieser Mann bei mir wirklich nicht nötig!« Die drei Frauen brachen in lautes Gelächter aus.

»Also, ich habe da auch etwas erlebt, das muss ich euch erzählen«, nahm Carmen den roten Faden auf und gab nunmehr ihre Erlebnisse der vergangenen Tage zum Besten. »Roger meinte, er wolle mal zuschauen, wie ich es mit einer Frau treibe.«

»Ist nicht wahr, oder?«

»Doch! Glaub’s mir ruhig, Cheryl. Wir sind also in diesen Club gegangen und da habe ich diese Wahnsinnstussi gesehen …«

Jeden Montag spielte sich das gleiche Szenario ab. Allem Anschein nach hatte das Trio, mit dem Magdalena das Bürozimmer teilen musste, an Wochenenden niemals etwas anderes zu tun, als sich der Fleischeslust in allen Formen und Variationen hinzugeben und sich zu versündigen. Wie konnten sie nur? Magdalena versuchte, nicht hinzuhören. Doch je mehr sie das versuchte, desto lauter schienen die Stimmen der anderen zu werden. Sie wollte es nicht wissen! Sie wollte nicht teilhaben an solchen Geschichten. Tief in ihrem Inneren bekreuzigte sie sich und rief sich den Schmerz in Erinnerung, den das Lineal und der Rohrstock ihr verursacht hatten.

Sünde, Sünde, Sünde!

Die hysterisch kreischende Stimme ihrer Mutter hallte in ihrem Kopf wider. Sünde! Die drei Frauen sollten aufhören, sie sollten schweigen, aber sie hatten gerade erst angefangen und hatten großen Spaß daran.

Magdalena presste so fest sie konnte ihre Schenkel zusammen. Sie dachte wieder und wieder an die Rohrstockhiebe, die zu ihrem Besten gewesen sein sollten, um ihr alle schmutzigen Gedanken auszutreiben, die den Geist und die Seele verunreinigen konnten. Doch so sehr sie auch gegen alles ankämpfte, konnte sie doch nicht vermeiden, dass sie feucht wurde zwischen den Beinen, während sie gegen ihren Willen den Wochenendberichten ihrer Kolleginnen lauschen musste. Dieses Kribbeln »da unten« wurde immer stärker, immer intensiver, und der Reiz, sich selbst zu berühren, wuchs mit jedem Wort, das aus den Mündern der drei Kolleginnen an Magdalenas Ohren drang.

»… und diese Frau, also, ich hab ganz schnell gecheckt, dass sie voll auf mich steht!« Carmen ließ sich Zeit und schmückte ihre Geschichte genüsslich aus. Sie wusste, was ihre Kolleginnen hören wollten, und malte die Schilderungen noch etwas bunter aus. »Ich musste nur so ein bisschen aufreizend um sie herumtanzen, und schon klebte sie an mir.«

»Und dann? Was ist dann passiert?« Cheryls Stimme klang atemlos vor lauter geiler Neugierde. Diese Story von Carmen übertraf ja sogar das, was sie selbst gerade erst erzählt hatte.

»Keine drei Minuten später hatte ich schon ihre Zunge im Mund, und wir haben auf der Tanzfläche herumgefummelt.«

»Was? Vor allen Leuten?« Nicolette konnte es nicht fassen. Es war einer der seltenen Momente, in denen ihr vor Staunen der Mund offen blieb.

»Ja!« Carmen war stolz, den Neid in den Augen der beiden anderen zu sehen. »Sie hatte die Finger schneller in meinem Höschen, als ich ›Huch‹ sagen konnte.«

»Ich wusste ja gar nicht, dass du überhaupt Höschen trägst«, meinte Cheryl, und das sündige Trio brach in derbes Gelächter aus.

Ein leises Stöhnen kam über Magdalenas Lippen, und drei Köpfe wandten sich ihr zu. Peinlich berührt beugte sich die graue Maus noch tiefer über die Papiere auf ihrem Schreibtisch.

»Hat unsere Trockenpflaume gerade etwas gesagt?«, spottete Cheryl und trieb Magdalena damit eine noch dunklere Röte in die Wangen. »Hey, hast du am Wochenende auch etwas erlebt, Maggie?«

Wenn Magdalena etwas verabscheute, dann war es, wenn man ihren Namen auf »Maggie« kürzte. Maggie war ein Name, wie ihn nur billige Flittchen trugen. Schon etliche Male hatte sie klar und deutlich gesagt, dass sie diese Verballhornung ihres biblischen Namens ablehnte, doch besonders Cheryl hatte ein sadistisches Vergnügen daran, ihn immer wieder zu benutzen.

»Nein«, antwortete sie leise und hielt den Blick gesenkt. Wenn nur nicht dieses unglaubliche Kribbeln zwischen ihren Schenkeln gewesen wäre. Wie konnte das nur passieren? Es machte sie verrückt und raubte ihr fast den Verstand.

»Hast du am Wochenende auch ein bisschen gefickt, Maggie?«

»Nein.«

»Nein? Oh, dann hast du dich vielleicht von einer Frau lecken und abfingern lassen? Bist du etwa ein bisschen lesbisch?«

»Nein, Cheryl. Würdest du mich bitte in Ruhe lassen?« Das Zittern in Magdalenas Stimme war unüberhörbar. Angst und Unsicherheit vermischten sich mit tiefverwurzelten Schamgefühlen und verwandelten das altbackene, späte Mädchen am Schreibtisch in ein noch bemitleidenswerteres Häufchen Elend, als sie ohnehin schon war.

»Aber Maggie, jetzt wird es doch gerade erst interessant.« Cheryl lachte glucksend und schaute ihre beiden Kolleginnen an. Die wiederum lachten ebenfalls und stiegen auf das boshafte Spiel ein.

»Stimmt«, meinte Nicolette. »Du hast nie etwas mit Männern, also gehst du wohl lieber mit Frauen ins Bett, Maggie, oder?«

»Das stimmt nicht«, beeilte sich Magdalena zu erwidern, obwohl sie wusste, dass sie sich mit jedem Widerstand immer tiefer in den Strudel der Grausamkeiten ihrer Kolleginnen begab.

»Kannst es ruhig zugeben!« Carmen ließ eine Kaugummiblase vor ihrem Mund platzen, und Magdalena zuckte bei diesem plötzlichen Geräusch zusammen. »Da ist doch heute wirklich nichts mehr dabei. Ein bisschen bi schadet nie, und Fotzenlecken ist ja schließlich auch etwas Schönes.«

»Ja, spätestens seit dem Wochenende weiß unser Küken Carmen, wovon sie da spricht«, mischte sich Cheryl wieder ein und rief damit ein weiteres, noch lauteres und gemeineres Lachen hervor. »Da durfte sie nämlich mal schön an einer Muschi schlecken!«

Die drei Frauen schauten Magdalena an, als erwarteten sie von ihr eine Erklärung, eine Rechtfertigung oder zumindest eine Zustimmung zur Theorie, sie bevorzuge Frauen.

»Also, wie sieht’s aus, Maggie?« Cheryl wirkte wie ein lauerndes Raubtier, das nur auf einen winzigen Fehler seiner Beute wartete. Magdalena wusste, sie würde diese Beute sein. Egal was sie als nächstes tun oder sagen würde, diese drei niederträchtigen und heimtückischen Nattern würden ihr die Worte im Mund herumdrehen und sich einen Spaß auf Kosten ihres Opfers machen. »Magst du lieber Mösen, Maggie? So eine schöne, saftige und feuchte Fotze zum Reinlecken? Hast du lieber eine Zunge im Döschen und einen zarten Finger im Arsch statt zwei kräftigen Schwänzen? Sag schon!«

Die Röte in ihrem Gesicht wurde, sofern das überhaupt möglich war, noch glühender und heftiger. Magdalena war den Tränen näher als je zuvor und hatte das Gefühl, ihr Gesicht müsse jeden Augenblick vor Hitze zerplatzen.

Wortlos stand sie auf und eilte aus dem Bürozimmer hinaus auf den Flur in Richtung der Toiletten. Hinter sich hörte sie das spöttische Gegacker ihrer Kolleginnen.

»Was für eine Trockenpflaume, also wirklich!«

»Wie die schon rumläuft! So würde sich ja nicht einmal meine Großmutter anziehen!«

»Welcher Mann würde die schon ficken wollen?!«

Das demütigende Gelächter der drei Frauen verfolgte Magdalena auf ihrem Weg durch den Korridor. Die Worte und das Lachen dröhnten in ihrem Kopf. Sie sollten aufhören! Sie sollten sie endlich in Ruhe lassen! Magdalena schloss sich in eine der Toilettenkabinen ein und ließ in der Stille ihren Tränen freien Lauf.

***

»Glauben Sie, ich hätte in der Toilette onaniert?«

»Nein, eigentlich nicht.«

Ich weiß, mit solchen Fragen prüft sie mich. Sie will wissen, ob ich ihr zuhöre – und wie aufmerksam ich bin. Meine Erfahrungen mit solchen Menschen sagen mir, dass ich mir nicht den kleinsten Moment des Abschaltens oder der Nachlässigkeit leisten darf. Es würde diese Frau, die mir da gegenüber sitzt, möglicherweise sehr wütend machen, wenn sie feststellen würde, dass ich ihr nicht richtig zuhöre.

»Was meinen Sie, habe ich da getan?«

Ich zucke die Schultern, und für einen Moment schweifen meine Blicke durch den Raum, als würde ich an einer Wand, in einer Ecke oder einer Nische eine Antwort auf die Frage finden.

»Ich vermute, Sie haben nachgedacht – und Sie haben geweint, Magdalena!«

Sie lacht, aber es ist ein bitteres Lachen. Eine weitere Zigarette findet den Weg aus der Packung zwischen ihre tiefrot geschminkten Lippen, die bei der Berührung mit dem Filter dort Spuren hinterlassen. Ihr Feuerzeug flammt mit einem leisen »Klick« auf, und gleich darauf erfüllt aromatischer Rauch die Luft.

»Ja, die Tränen der Magdalena!« Sie schüttelt lachend den Kopf, aber unter dem Lachen liegen Traurigkeit, Wut, Bitternis und Verzweiflung verborgen. Eine gefährliche Mischung von Emotionen, die diese Frau zur tickenden Zeitbombe werden lassen. »Klingt wie eine Schmonzette, nicht wahr? So ein Frauenroman mit Herz und Schmerz, stimmt’s?«

»Ja, das könnte man so sehen!«

»Ich sage Ihnen etwas: Ich habe in der Kabine geheult, gepinkelt und mir dann mein Loch angesehen.«

»Ihr Loch?«

»Klar!« Wieder macht sie einen tiefen Zug an der Zigarette. Sie pustet den Rauch nicht einfach aus, sondern lässt ihn langsam aus ihrem offenen Mund entweichen. Was für ein Anblick! »Mein Loch! Meine Möse, meine Punze, meine Spalte – ganz wie Sie wollen.«

Es entsteht eine Pause, die mir eine Gänsehaut verursacht. Eine Pause, in der Magdalena mich mit ihren Augen zu durchbohren scheint. Wenn Blicke töten könnten, hätte ich jetzt schon einige sehr schwere Verletzungen, die mich zu einem Kandidaten für die Intensivstation machen würden. Es fehlen mir die Worte. Für einen tragisch langen Moment weiß ich nicht, wie ich das Gespräch weiterführen soll. Der Ball ist gewissermaßen in meinem Feld, und Magdalena erwartet von mir, dass ich ihn aufnehme und zurückspiele zu ihr.

»Warum haben Sie Ihre Vagina betrachtet?«

Etwas Besseres fällt mir nicht ein, aber es ist gut genug, um die Stille zu durchbrechen. Schweigen könnte gefährlich werden.

Magdalena prustet vor Lachen los. »Vagina? Sie meinen mein Fickloch? Meine Fotze? Meine Spermafalle?«

Das Aufzählen der schmutzigen Worte macht ihr sichtlich Spaß. Sie zieht nochmals genüsslich an ihrer Zigarette und legt dabei den Kopf in den Nacken, blickt hinauf zur Decke und lässt erneut den Rauch aus ihrem Mund aufsteigen.

»Ich habe das Ding in diesem Moment abgrundtief gehasst. Verstehen Sie? Dass dieses ungefickte Loch mir das Leben so schwer machte, das machte mich wütend.«

Sie redet sich in eine Rage hinein. Die Erinnerungen tun ihr weh, und sie durchlebt ihre Wut und ihre Frustrationen von einst nochmals.

»Einerseits juckte mir die Spalte immer wieder und andererseits war es mir verboten, das zu genießen. Pervers, oder? Und da auf der Toilette zog und zerrte ich an meinem Kitzler, bis es höllisch weh tat. Schmerzen! Damit hoffte ich, meine Punze endlich zum Schweigen bringen zu können!«

»Und?«

Magdalena schüttelt den Kopf.

»Natürlich hat das nicht geklappt. Genau genommen wurde es dadurch noch schlimmer.«

»Schlimmer?« Ich habe eine gewisse Ahnung, aber ich will es aus ihrem Mund hören. Oft ist es besser, Fragen zu stellen, als Aussagen zu machen. Gerade in solchen Situationen.

»Ja, schlimmer! Es tat weh, und der Schmerz machte mich noch geiler, als ich sowieso schon war. Dabei sollte er doch das Gegenteil bewirken.«

Ich spare es mir, einen Vortrag über die Zusammenhänge zwischen Schmerz und Lust zu halten. Das wäre im Augenblick völlig unpassend, und außerdem gehe ich davon aus, dass Magdalena darüber sowieso Bescheid weiß.

»Sehen Sie, ich werde schon wieder geil, wenn ich nur daran zurückdenke«, raunt sie und fasst mit einer Hand unter ihren Rock, während sie mit der anderen die Zigarette zum Mund führt. Ihre Finger spielen an ihrer Möse herum, und ich muss zusehen.

***