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Für Mama und Jule


© Piper Verlag GmbH, München 2020
Redaktion : Thomas Karlauf, Berlin
Bildquellen : Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation
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Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943–1945

Im Spätherbst 1945 trafen in Moskau mehr als 2600 Kisten mit deutschen Dokumenten ein, die Sondereinheiten der Roten Armee und des Geheimdienstes NKWD in Niederschlesien in ihren Besitz gebracht hatten. Im März 1946 wurden diese Unterlagen zusammen mit weiteren Beuteakten, die inzwischen in der sowjetischen Hauptstadt eingetroffen waren, an das neu geschaffene Sonderarchiv des Innenministeriums der UdSSR übergeben.[1] Unter den mehr als 1,5 Millionen Akten befanden sich auch Aufzeichnungen des Persönlichen Stabes des Reichsführers-SS Heinrich Himmler, u. a. die von seiner SS-Adjutantur geführten täglichen Terminblätter für die Jahre 1937/38 sowie 1941–1944. Die 1954 vom KGB übernommenen Bestände blieben bis zum Ende der Sowjetunion für die Forschung unzugänglich. Anfang der 1990er-Jahre wurden dann die Diensttagebücher für die Jahre 1941/42 »entdeckt« und 1999 veröffentlicht.[2] Die entsprechenden Aufzeichnungen für die Jahre 1943/44 blieben bis auf Weiteres verschwunden.

2013 vereinbarte das Deutsche Historische Institut in Moskau mit dem Verteidigungsministerium der Russischen Föderation und dessen Zentralarchiv in Podolsk eine Digitalisierung der dort befindlichen Wehrmachtsunterlagen.[3] Im Bestand 500, Findbuch 12493, der Akten der SS und Polizei enthält, fanden sich zwei dicke Ordner, die die verloren geglaubten Terminblätter für 1943 und 1944 enthielten. Das Sonderarchiv in Moskau hatte die Himmler-Aufzeichnungen mit weiterem Aktenmaterial in den 1960er-Jahren an das Militär übergeben. Mehr als siebzig Jahre nach Kriegsende können sie nunmehr dank gemeinsamer deutsch-russischer Anstrengungen der Öffentlichkeit vorgelegt werden.

Der Dienstbetrieb des Persönlichen Stabes Reichsführer-SS und Himmlers SS-Apparat

Seit Himmler im Januar 1929 Chef der damals noch kleinen SS – gerade einmal 280 Mann stark – wurde, übernahm er während der NS-Diktatur immer mehr Funktionen, von denen hier nur eine Auswahl genannt werden soll: Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern (17. Juni 1936), Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (7. Oktober 1939), Verantwortlicher für die Partisanenbekämpfung im Gebiet der Zivilverwaltung (18. August 1942), Reichsminister des Innern (24. August 1943), Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres (20. Juli 1944), Bevollmächtigter für die Reform der Wehrmacht (2. August 1944), Chef des Kriegsgefangenenwesens (1. Oktober 1944), Beauftragter des Führers für die Organisation des nationalen Widerstandes im Osten (18. Oktober 1944). Dazu fungierte er ab dem 30. November 1944 als Oberbefehlshaber Oberrhein, vom 21. Januar bis 21. März 1945 befehligte der RF-SS die Heeresgruppe Weichsel. Obgleich Himmler nicht selten seine Kompetenzen auf ihm vertraute Mitarbeiter übertrug, lässt die beeindruckende Machtfülle erahnen, welche Schlüsselrolle Himmler innerhalb des NS-Regimes, gerade im Verlauf der zweiten Kriegshälfte, innehatte. Mit seiner Ämterhäufung erreichte Himmler, der zugleich die Verantwortung für den Holocaust, die blutige Besatzungspolitik und das KZ-System trug, eine Machtposition, die nur von der Hitlers übertroffen wurde.

In Himmlers unmittelbarer Umgebung herrschte ein reger Betrieb verschiedener Adjutanturen und Stäbe der SS und Polizei. Eine zentrale Stellung nahm hierbei der Persönliche Stab Reichsführer-SS ein, dessen Führung Himmler nach einer Operation des langjährigen Chefs des Stabes, SS-Obergruppenführer Karl Wolff, im März 1943 selbst übernommen hatte. Für den unmittelbaren Dienstbetrieb beim RF-SS waren seine verschiedenen Abteilungen zuständig. Die Hauptabteilung »Persönliches Referat« im Persönlichen Stab stand unter der Führung von Dr. Rudolf Brandt, der sich fast immer in der unmittelbaren Umgebung seines Chefs aufhielt. Mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet, zeichnete Brandt als besondere Vertrauensperson für alle an Himmler herangetragenen Vorgänge zuständig, die die Allgemeine SS betrafen. Als Reichsminister des Innern setzte ihn Himmler später auch als Leiter des Ministerbüros ein. Brandt bündelte beim täglichen Postvortrag wichtige Schreiben und beantwortete Teile der Korrespondenz in eigener Verantwortung oder auf Weisung Himmlers. Zudem konnte er nicht selten entscheiden, wer unmittelbaren Zugang zum RF-SS erhielt. Als Chef der Polizei-Adjutantur amtierte im Persönlichen Stab Willy Suchanek. Der Verbindungsoffizier des Hauptamtes Ordnungspolizei zum RF-SS berichtete Himmler über polizeiliche Angelegenheiten und unterstützte ihn in der Befehlsgebung. Außerdem hatte der RF-SS mit der Hauptabteilung »SS-Richter« die SS- und Polizeigerichtsbarkeit in seinem Persönlichen Stab verankert. Deren Chef Horst Bender lieferte Himmler nicht nur Entwürfe oder Vorschläge in juristischen Angelegenheiten von SS und Waffen-SS, er setzte dessen Entscheidungen als Oberster Gerichtsherr gelegentlich auch vor Ort durch. Die Waffen-SS wurde im Persönlichen Stab durch die Hauptabteilung Adjutantur Waffen-SS unter Werner Grothmann vertreten. Grothmann führte nicht nur den Dienstkalender und plante die Reisen Himmlers. Er war zudem für die Angelegenheiten der Waffen-SS verantwortlich und hielt den Kontakt zu deren Einheiten an der Front. Wie Brandt, Suchanek und Bender fungierte auch Grothmann als Übermittler von Informationen und war als Vorlagen-Geber unmittelbar an Entscheidungsprozessen des RF-SS beteiligt. Über die Strukturen seines Persönlichen Stabes konnte Himmler an den regulären Dienstwegen vorbei sowohl hinsichtlich der SS, aber auch in Partei und Staat Entscheidungen treffen bzw. Anliegen durchsetzen. Offizieller Dienstsitz des Persönlichen Stabes war die Prinz-Albrecht-Straße 8 in Berlin.

Mit Kriegsbeginn übte der RF-SS seine Tätigkeit überwiegend von sogenannten Feldkommandostellen aus, die zumeist in der unmittelbaren Nähe des Führerhauptquartiers lagen. Die Feldkommandostelle in Ostpreußen, eine Dreiviertelstunde von Hitlers »Wolfsschanze« entfernt, trug den Namen »Hochwald«; das Quartier in Schitomir unweit des Führerhauptquartiers »Werwolf« bei Winniza hieß »Hegewald«. Wenn sich Hitler auf dem Berghof bei Berchtesgaden aufhielt, bezog der RF-SS die bei Salzburg gelegene Feldkommandostelle »Bergwald«. Als Oberbefehlshaber Oberrhein nutzte er ab Ende Dezember 1944 die Feldkommandostelle »Tannenwald«, die sich auf Schloss Kransberg befand. Seine letzte Feldkommandostelle, »Birkenhain«, lag nördlich von Berlin bei Prenzlau, er übernahm sie am 1. Februar 1945 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel. Das Gelände der Feldkommandostellen umfasste jeweils einen Gebäudekomplex mit Bahnanschluss samt Abstellgleis für den Sonderzug »Steiermark«. Für den Betrieb und die Sicherung der jeweiligen Feldkommandostelle waren bis zu 500 Mann abgestellt, hinzu kamen 88 SS-Leute als Zugbesatzung.[4] Von den Feldkommandostellen aus unternahm der RF-SS zahlreiche Dienst-, Inspektions- und Frontreisen. Allein im ersten Halbjahr 1944 legte er auf 28 Flugreisen 16000 Flugkilometer zurück, 5310 Kilometer reiste Himmler mit dem Sonderzug und weitere 4835 Kilometer mit dem Pkw.[5]

Neben dem Persönlichen Stab des RF-SS spielten die weiteren elf SS-Hauptämter eine Schlüsselrolle sowohl für den internen Dienstbetrieb der SS als auch für Himmlers politische Einflussnahme. Das SS-Hauptamt unter Gottlob Berger war vor allem für die Werbung von Rekruten und Freiwilligen für die Waffen-SS verantwortlich; außerdem lag in den Händen Bergers die politisch-ideologische Schulung der SS. Zu den Aufgaben des SS-Führungshauptamtes unter der Leitung von Hans Jüttner zählten die Aufstellung, Ausrüstung und Bewaffnung von Verbänden der Waffen-SS, die Ausbildung der SS-Führer, Unterführer und Spezialisten sowie die ärztliche Versorgung der SS-Soldaten. Dem von Ernst Kaltenbrunner geführten Reichssicherheitshauptamt unterstanden die Geheime Staatspolizei, der Sicherheitsdienst des RF-SS sowie die Kriminal- und Grenzpolizei. Es gliederte sich in sieben Ämter, von denen vor allem die Ämter IV (Gegnererforschung und -bekämpfung/Heinrich Müller), V (Reichskriminalpolizeiamt/Arthur Nebe) und VI (SD Ausland/Walter Schellenberg) für Himmler als Repressionsorgane von zentraler Bedeutung waren. Dem Hauptamt Ordnungspolizei stand Kurt Daluege vor, dem die Führung der uniformierten deutschen Polizei oblag. Im Sommer 1943 wurde er von Alfred Wünnenberg abgelöst, den Himmler allerdings nur mit der »Führung der Geschäfte« beauftragte. Zahlreiche Polizeibataillone und -regimenter der Ordnungspolizei waren in den besetzten Gebieten bei der Partisanenbekämpfung eingesetzt und immer wieder an Mordaktionen beteiligt.

Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt war im März 1942 durch Oswald Pohl geschaffen worden. Seine fünf Amtsgruppen verwalteten die SS-eigenen Betriebe und Unternehmen. Das von Richard Glücks geführte Amt D (Konzentrationslagerwesen) zeichnete für das gesamte KZ-System verantwortlich; da der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, ebenfalls Zugriff auf die KZ-Häftlinge verlangte, kam es immer wieder zu Konfrontationen mit diesem. Der Chef der Amtsgruppe C (Bauwesen), Hans Kammler, stieg in den letzten beiden Kriegsjahren kometenhaft auf; durch die von ihm betreute Untertageverlagerung der deutschen Rüstungsproduktion und seine Schlüsselstellung bei verschiedenen Waffenprogrammen – der V2-Rakete, dem Strahljäger Me-262 und dem Versuch, eine deutsche Atombombe zu entwickeln – wurde Kammler für Himmler im Machtpoker der Endphase zu einer immer wichtigeren Figur.[6]

Das Hauptamt SS-Gericht lag in den Händen von Franz Breithaupt. Ihm unterstand das gesamte SS- und Polizeigerichtswesen, Anfang 1945 wurden seine Kompetenzen auch auf die Kriegsgefangenen ausgedehnt. Als Oberster Gerichtsherr behielt sich Himmler in einer Vielzahl von Fällen die letzte Entscheidung vor, insbesondere wenn es um straffällig gewordene SS-Männer und Polizisten ging. Mit dem Chef des SS-Personalhauptamtes, Maximilian von Herff, regelte Himmler zahlreiche Personalfragen des mittleren und höheren SS-Führerkorps, wobei seine Entscheidungen immer wieder »Besetzungskarusselle« auslösten.

Dem Rasse- und Siedlungshauptamt stand Richard Hildebrandt vor. Das Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle, es zeichnete für die außerhalb des Deutschen Reiches lebenden »Volksdeutschen« verantwortlich, wurde von Werner Lorenz geleitet. Eng mit ihm arbeitete das Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums zusammen, an dessen Spitze Ulrich Greifelt stand. Dem Hauptamt Dienststelle SS-Obergruppenführer Heißmeyer oblag schließlich die Führung der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten.

Mit der Schaffung der Höheren SS- und Polizeiführer, regionaler Vertreter des RF-SS, hatte Himmler 1937 einen wichtigen Schritt zur Verschmelzung von SS und Polizei getan. Während des Krieges erlangten die von ihm persönlich ernannten HSSPF in den besetzten Gebieten eine Schlüsselstellung, da sie auf alle Kräfte von SS und Polizei zugreifen konnten. Besonders im besetzten Osteuropa setzten sie im Rahmen des Massenmordes an den Juden und bei der Partisanenbekämpfung Himmlers Vorstellungen einer harten Okkupationspolitik brutal durch. Ihr Einfluss stieg stetig, und gegen Ende des Krieges standen die HSSPF mit den SS-Hauptamtschefs auf einer Stufe.

Heinrich Himmler – Herr über die »innere Sicherheit«

Die Vernichtungspolitik des »Dritten Reiches« erfolgte in enger Abstimmung zwischen Hitler und Himmler. In seinen rassistischen Vorstellungen nicht weniger radikal als der »Führer«, setzte Himmler ihrer beider Vorstellungen von der ethnischen und geografischen »Neuordnung« Europas in Erlasse, Befehle und Anordnungen um, die den Tod von Millionen Menschen zur Folge hatten.

Hitler ist die wichtigste Bezugsperson im Dienstkalender. Für die Zeit von Januar 1943 bis März 1945 sind insgesamt 168 Treffen vermerkt, d. h. Hitler und der RF-SS trafen sich durchschnittlich etwa sechs Mal pro Monat.[7] Die Periode, in der sie am häufigsten konferierten, fiel in die zweite Jahreshälfte 1943: Von August bis November 1943 sind 60 Zusammenkünfte verzeichnet. Die 21 Begegnungen im August 1943 veranschaulichen die enorme Bedeutung, die der RF-SS mit seinen verschiedenen Funktionen für Hitler inzwischen erlangt hatte. In diesem Monat spiegelt sich ihr Binnenverhältnis in komprimierter Form wider.

Die Entmachtung Mussolinis Ende Juli 1943 verursachte eine militärpolitische Krise. Zum Krieg in Osteuropa kam nun ein neuer Kriegsschauplatz in Süditalien hinzu. Er band zusätzliche Kräfte und erforderte für die Durchsetzung der Kriegs- und Vernichtungspolitik erfahrenes Personal. Hitler und Himmler beschlossen, den langjährigen Chef des Persönlichen Stabes RF-SS, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Karl Wolff, als HSSPF nach Italien zu entsenden.[8] Unter Wolffs Kommando betrieben die Deutschen jetzt auch die Deportation der italienischen Juden.

In den Spätsommer und Herbst 1943 fiel die Endphase der »Aktion Reinhardt«. Zwischen Juli 1942 und November 1943 wurden etwa 1,5 Millionen Menschen aus ganz Europa in den Vernichtungslagern Treblinka, Belzec, Sobibor und im Konzentrationslager Lublin ermordet. Ein halbes Jahr später, im Mai 1944, verzeichnet der Dienstkalender noch einmal einen erhöhten Kommunikationsbedarf zwischen Hitler und Himmler. In diesem Monat begannen die Deportationen von über 450000 ungarischen Juden, von denen bis Juli 1944 über 320000 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurden.

Am Abend des 20. August 1943 ernannte Hitler den RF-SS zum Reichsminister des Innern.[9] Spätestens seit dem 16. August wusste Himmler von der unmittelbar bevorstehenden Umstrukturierung, denn an diesem Tag sprach er mit Kaltenbrunner am Telefon über die »Neuorganisation [des] M[inisteriums] d[es] I[nnern]«.[10] Bei seinem Dienstantritt machte Himmler unmissverständlich klar, dass er die Behörde nicht als Minister, sondern als RF-SS führen werde; die Beamten hatten ihn mit »Reichsführer« anzuschreiben, das Ministerbüro wurde ausgegliedert. Die praktische Leitung vertraute er zwei bewährten SS-Gruppenführern an, den Staatssekretären Wilhelm Stuckart (Inneres) und Leonardo Conti (Gesundheit).[11]

Elf Monate nach seiner Ernennung zum Reichsminister des Innern, im Juli 1944, wurde Himmlers Machtbereich noch einmal erheblich ausgeweitet. Auslöser war das missglückte Attentat vom 20. Juli 1944. An diesem Tag ernannte Hitler um 17:00 Uhr den RF-SS zum Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE) und unterstellte ihm damit die über zwei Millionen Mann an der »Heimatfront«. Anschließend flog Himmler nach Berlin, um die Lage in der Reichshauptstadt in den Griff zu bekommen. Überraschend kam seine Ernennung nicht, obwohl die SS am 20. Juli 1944 ihre »ursprüngliche und vornehmste Aufgabe […] für den Schutz des Führers zu sorgen«, nicht erfüllt hatte.[12] Wie bereits im August 1943 erwuchsen aus einer Gefahrenlage für Hitler zusätzliche Kompetenzen für den RF-SS auf dem Gebiet der »inneren Sicherheit«.

Die meisten der elf Treffen im Monat Juli 1944 standen allerdings nicht mit dem Stauffenberg-Attentat in Zusammenhang, sondern lagen vor dem 20. Juli. Sie lassen sich auch nicht mit der am 6. Juni 1944 erfolgten Landung amerikanischer und britischer Truppen in der Normandie erklären, einem Ereignis, das keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Intensität der gemeinsamen Treffen hatte. Erst als sowjetische Verbände am 22. Juni 1944 die Großoffensive »Bagration« eröffneten, stieg die Zahl der Besprechungen spürbar an. Binnen weniger Tage zertrümmerte die Rote Armee die Heeresgruppe Mitte, die mehr als 400000 Mann verlor. Die daraus resultierende militärische Katastrophe der Wehrmacht dürfte der Hauptgrund für die vielen Zusammenkünfte in der ersten Julihälfte gewesen sein. Himmler hatte mit SS und Waffen-SS ein variabel einsetzbares Instrument anzubieten, das es Hitler erlaubte, die Verluste an der Front punktuell auszugleichen. Dazu dienten auch die zahlreichen Neuaufstellungen von Verbänden der Waffen-SS. Zudem sollte der RF-SS das Kommando über das Ersatzheer übernehmen, um Hitlers Forderung nach neuen Soldaten für die Front umzusetzen.

Das dienstliche Verhältnis Hitlers und Himmlers fand laut Dienstkalender am 20. Februar 1945 sein offizielles Ende. Der endgültige Bruch erfolgte allerdings erst Ende April 1945, als Hitler von Himmlers Bemühungen um einen Separatfrieden mit den westlichen Alliierten erfuhr. Bis dahin war der RF-SS als Herr über die »innere Sicherheit« der mächtigste Mann im Staat nach Hitler selbst gewesen.

Himmler als Privatperson

Das Privatleben Heinrich Himmlers war ab 1943 auf ein Minimum reduziert, zumal er mit der zunehmenden Machtfülle und Ämterhäufung ständig zusätzliche Aufgabenfelder bearbeiten musste. Seine Tage in und außerhalb der Feldkommandostelle waren randvoll mit Terminen gespickt. Selbst Freizeitaktivitäten ließen sich nicht mehr vom Dienstalltag trennen. Oft ließ Himmler den Tag im Kreis seiner engsten Vertrauten mit »Doppelkopf« ausklingen, und auch während des Kartenspiels wurden Dienstangelegenheiten besprochen und wichtige Entscheidungen getroffen.[13]

Für Zerstreuung blieb wenig Zeit. Sogar die Filmvorführungen in der Feldkommandostelle hatten mehrheitlich dienstliche Funktion. In der ersten Hälfte des Jahres 1943 verpasste Himmler keine Wochenschau; nach Dienstreisen ließ er sich die versäumten Ausgaben nachträglich vorführen. Bisweilen kritisierte er die Machart einzelner Beiträge.[14] Später ließ sein Interesse an der Wochenschau nach. Die Filmvorführungen in der Feldkommandostelle galten in der Regel Dokumentarfilmen, die mit seinem Aufgabenfeld oder der allgemeinen Kriegführung zusammenhingen. Unterhaltungsfilme wie »Münchhausen« oder »Die Feuerzangenbowle« blieben eine Ausnahme. Letzteren sah sich Himmler zusammen mit Hitler, Keitel und Dönitz in der Wolfsschanze an.[15]

Himmler war zwar von schwächlicher körperlicher Konstitution, aber im Großen und Ganzen gesund. Im Dienst- und Tischkalender finden sich nur wenige Tage, die Himmler aufgrund von Krankheit ganz oder teilweise im Bett verbringen musste.[16] Lediglich im März 1945 ließ sich Himmler für längere Zeit im Sanatorium in Hohenlychen behandeln, doch scheint weniger eine angebliche Angina als vielmehr die Flucht vor der Verantwortung als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel der Grund hierfür gewesen zu sein.[17]

In Anbetracht seines Lebensstils erstaunt Himmlers robuste Gesundheit. Sportliche Aktivitäten lassen sich an einer Hand abzählen. Der eigentliche Garant für Himmlers Wohlbefinden war der finnische Medizinalrat Felix Kersten, der sich mit einer auf Nervenreflexbehandlung basierenden wirkungsvollen Massagetherapie einen Namen gemacht hatte und Himmler seit 1939 behandelte. Seine Anwendungen sorgten dafür, dass der RF-SS arbeitsfähig blieb. Über die Jahre hatte sich zwischen beiden ein besonderes Vertrauensverhältnis entwickelt, das offenbar den Grad einer privaten Freundschaft erreichte. Kersten war auch privat immer wieder Himmlers Gast.[18]

Einen wichtigen Platz in Himmlers Kalender nimmt seine Familie ein. Himmler hatte 1928 die geschiedene Krankenschwester Margarete Siegroth, geb. Boden, geheiratet. Aufgrund von Komplikationen bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Gudrun im Jahr darauf konnte das Paar keine weiteren Kinder bekommen. Mutter und Tochter wohnten in Gmund am Tegernsee. Von seinen Feldkommandostellen aus telefonierte Himmler regelmäßig mit beiden, zudem schrieb er ihnen häufig Briefe und versorgte sie mit Geschenkpaketen.[19]

Offizielle Termine in München verband Himmler gern mit einem privaten Abstecher nach Gmund. Meistens besuchte er zuvor das Grab seiner Eltern auf dem Münchener Südfriedhof. 1943 reiste Himmler zehn Mal nach Gmund, 1944 waren es immerhin noch sieben Besuche. Auf dem Grundstück befand sich zwar ebenfalls eine SS-Kommandostelle mit Büroräumen, doch ließ Himmler seine Dienstgeschäfte in Gmund meist ruhen. Vor allem widmete er sich dort seiner Tochter Gudrun (»Püppi«), während das Verhältnis zu »Marga« seit Längerem getrübt war. Der Grund hierfür war Himmlers außereheliche Beziehung.

Seit Ende 1938 hatte Himmler ein Verhältnis mit seiner zwölf Jahre jüngeren damaligen Privatsekretärin Hedwig Potthast, die er »Häschen« nannte. Aus der Beziehung gingen zwei Kinder hervor. Um die Liaison geheim zu halten, hatte Potthast vor der Geburt des ersten Kindes den Persönlichen Stab RF-SS verlassen. Sie führte ein zurückgezogenes Leben in Berlin-Grunewald, später in Brückentin bei Hohenlychen und schließlich im oberbayerischen Schönau. Wie aus Briefen an ihre Schwester hervorgeht, fügte sie sich in die Rolle der Wartenden.[20] Wie oft Himmler sie besuchte, lässt sich über den Dienstkalender nur indirekt erschließen. Im Frühjahr 1943 wurden die Tête-à-Tête im Dienstkalender als »Inspektionsreise« bezeichnet, im März 1944 mit »Mark Brandenburg« umschrieben.[21] In den meisten Fällen wurde schlicht »unterwegs« eingetragen, oder das entsprechende Dienst- und Tischkalenderblatt blieb leer.[22] In vielen Fällen deutet die geografische Nähe des genutzten Flughafens auf einen Besuch bei der Geliebten hin. So legt der Dienstkalender nahe, dass der Umzug Hedwig Potthasts und ihres Sohnes Helge von Berlin-Grunewald nach Brückentin Anfang Juni 1943 stattfand.[23] Fortan nutzte der RF-SS auffallend häufig den in der Nähe gelegenen Flughafen Rechlin.

1943 besuchte Himmler seine »Zweitfamilie« mindestens 15 Mal. Im darauffolgenden Jahr lassen sich 18 Besuche in Brückentin und Schönau feststellen. Mit Sicherheit sah Himmler seine Geliebte weitaus öfter als seine Frau. Dennoch hielt er an seiner Ehe fest und schmiedete für die Zeit nach dem Krieg Pläne sowohl mit Hedwig Potthast als auch mit Marga Himmler.

Im Falle seiner Brüder Gebhard (1898–1982) und Ernst (1905–1945) Himmler, die beide im Windschatten Heinrichs Karriere gemacht hatten, verschwimmen die Grenzen zwischen Dienstlichem und Privatem. Bei den im Dienstkalender verzeichneten Treffen wurden die Brüder mit ihrem SS-Dienstgrad angeführt, was den Terminen einen offiziellen Anstrich verlieh. Es ist dennoch davon auszugehen, dass bei den Treffen in erster Linie familiäre Angelegenheiten besprochen wurden. So beschaffte Himmler den Familien seiner Brüder Ausweichquartiere für einen Umzug aus dem von Luftangriffen betroffenen Berlin. Im März 1943 brachte er Gebhards Frau Hilde mit ihren drei Kindern im Gästehaus von Gmund unter – sehr zum Missfallen seiner eigenen Frau, die mit ihrer Schwägerin häufig im Streit lag. Ernst wiederum erhielt für seine Ehefrau Paula und die vier Kinder im August 1943 einen geraubten polnischen Gutshof im Warthegau zugesprochen.[24]

In der Endphase des Krieges, als die Front näher rückte, entsprach Himmler immer weniger den hehren Idealen, die er verkündete. Während er von seinen SS-Leuten blinde Siegeszuversicht und unbedingten Durchhaltewillen forderte, machte er sich selbst keine Illusionen über den weiteren Kriegsverlauf. Einen gravierenden Bruch mit dem Selbstverständnis der SS, das auf einem besonderen Treueverhältnis zum »Führer« basierte, stellten insbesondere seine Geheimverhandlungen mit den westlichen Alliierten dar, die er Hitler gegenüber verschwieg. Er zeigte sich auch nicht bereit, den Untergang des Großdeutschen Reiches als sein persönliches Ende zu verstehen: Sich wie andere SS-Führer gemeinsam mit seiner Familie das Leben zu nehmen kam für ihn nicht in Betracht. Vielmehr schickte er seinen Adjutanten Paul Baumert in den Süden, um seine beiden Familien in Sicherheit bringen zu lassen, er selbst begab sich mit einigen Vertrauten nach Flensburg, um sich der Regierung Dönitz anzuschließen. Der entließ ihn am 6. Mai 1945 aus allen Ämtern. Nach der deutschen Kapitulation versuchte Himmler, mit falschen Papieren, einer Wehrmachtsuniform und einer Augenklappe notdürftig getarnt, sich nach Süden abzusetzen. Bei einer britischen Kontrolle im Raum Lüneburg wurde er aufgegriffen und rasch identifiziert. Am 23. Mai 1945 nahm er sich in Haft das Leben.[25]

Himmlers »Menschenführung«

Grundsätzlich verstand sich die SS als elitäre Organisation, die von ihren Mitgliedern einen bescheidenen Lebensstil forderte und deren Privatleben streng kontrollierte; sie bestimmte nicht nur die Auswahl der Ehefrau, sondern verlangte auch eine hohe Kinderzahl. Die SS lockte mit einem höheren sozialen Status, einem guten Gehalt und der Möglichkeit einer schnellen Karriere. Von Bewerbern wurde erwartet, dass sie »von gesundem Ehrgeiz beseelt« waren.[26]

Himmler besaß offensichtlich Talent im Umgang mit Menschen. Er wusste ihre Schwächen zu instrumentalisieren und sich ihrer Loyalität durch gezielte Karrierehilfen zu versichern. Während sich die SS für viele junge Männer als ideales Sprungbrett für ihr weiteres Fortkommen erwies, bot sie vielen Älteren die Chance auf eine zweite Karriere.[27] Einen besonders ehrgeizigen 34-jährigen SS-Brigadeführer beruhigte Himmler mit den Worten: »Für das Avancement eines tüchtigen SS-Mannes gibt es keinen besseren Anwalt als den Reichsführer-SS selbst.« Nur 36 Monate nach dieser Mitteilung beförderte er den Mann zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei.[28]

Himmlers Macht stützte sich zunächst auf die Autorität Hitlers, mit dessen Unterstützung er in das Amt des RF-SS gelangt war. Auch später wurde seine Macht daran gemessen, dass er aufgrund seiner Nähe zum »Führer« Einfluss ausüben und günstige Aufstiegsmöglichkeiten für seine Leute schaffen konnte. Manche SS-Generale, die auf Himmler setzten, machten eine Karriere, die für sie in anderen Institutionen so nicht möglich gewesen wäre. Weiterhin sorgte er dafür, dass seine Untergebenen durch hohe militärische Ehrungen so viel öffentliche Anerkennung und gesellschaftliches Prestige wie nur möglich erhielten.[29] Damit nährte er zugleich den Mythos der SS als eine militärische Elite.[30] Bei Ernennungen, Beförderungen und Auszeichnungen seiner wichtigsten SS-Führer holte Himmler grundsätzlich die Zustimmung Hitlers ein.[31]

Zur Wahrung seiner Autorität bevorzugte Himmler einen paternalistischen Stil und den direkten Kontakt mit seinem Führungspersonal, wobei er im Unterschied zu anderen hochrangigen NS-Funktionären immer wieder auch an die Front fuhr. Die im Dienstkalender aufgeführten zahlreichen Treffen mit Divisions-, Regiments-, Bataillons-, ja selbst Kompanieführern der Waffen-SS belegen, dass es ihm ernst war, wenn er sagte, er habe sich vorgenommen, jedem Untergebenen »mindestens einmal in die Augen zu sehen«.[32] Dieses direkte Herrschaftsverhältnis »von Mann zu Mann« wurde bereits bei der Aufnahme in den »Schwarzen Orden« durch die Verwendung der ersten Person herausgestellt: »Ich übernehme Sie« lautete die Formel im Bestätigungsschreiben Himmlers.[33] Die zahlreichen Besuche von SS-Führern in der Feldkommandostelle unterstrichen dieses Prinzip der direkten Führung. Nicht wenige Offiziere erhielten hierbei ihre neuen Schulterstücke.[34] Auch untere Dienstränge, die in der Feldkommandostelle zu tun hatten, auf Genesungsurlaub waren oder eine Auszeichnung entgegennahmen, wurden zu einer gemeinsamen Mahlzeit eingeladen. Himmler erhielt auf diese Weise einen guten Einblick in Dienststellen und Stäbe und nicht zuletzt ergänzende Berichte von der Front. Nicht selten wurde er dadurch zu unmittelbarem Eingreifen veranlasst.[35]

Gleichwohl ließen sich von Neid und Eifersucht gekennzeichnete Konkurrenzkämpfe, wie sie typisch für das NS-Herrschaftssystem waren, nicht vermeiden. Himmlers Lieblingsgeneral, Felix Steiner, setzte im Sommer 1943 alles daran, die Autorität des Chefs des SS-Führungshauptamtes, Hans Jüttner, zu untergraben.[36] Auch Jüttners Auseinandersetzungen mit seinem Amtskollegen im SS-Hauptamt, Gottlob Berger, sorgten für eine umfangreiche Korrespondenz. Himmler, der auf keinen der beiden verzichten wollte, versuchte zu schlichten.[37] Der Dauerstreit zwischen den beiden Hauptamtchefs belegt, dass Himmler immer wieder Schwierigkeiten hatte, Entscheidungen durchzusetzen. Dies betraf auch die an der Front stehenden Verbände. Im Mai 1944 weigerten sich SS-Generale, vom RF-SS befohlene Versetzungen ihrer Stabsoffiziere auszuführen.[38]

Trotz gelegentlicher Drohungen griff Himmler wesentlich häufiger zum Zuckerbrot als zur Peitsche. Brutaler Zwang und Gewalt sollten sich nach seinem Verständnis im Wesentlichen gegen Personen außerhalb der SS-Ordensgemeinschaft richten. Zudem war der Bedarf an Führungskadern zu groß, um hart durchzugreifen. Generale, die sich an der Front nicht bewährt hatten, wurden zumeist zu Ausbildern von ausländischen SS-Einheiten herabgestuft oder in den besetzten Gebieten als HSSPF eingesetzt.[39] Dennoch verbreitete Himmler innerhalb des SS-Führerkorps den Eindruck, konsequent vorzugehen: »Sehr hart! Man kann sehr schnell etwas werden, man kann aber auch sehr schnell fallen«, so beschrieb ihn einer der Offiziere des SS-FHA, der im Sommer 1944 in britische Kriegsgefangenschaft geriet. »Kennt jeden! Hat ein Mordsgedächtnis.«[40]

Die Waffen-SS in den letzten beiden Kriegsjahren

In den Jahren 1943 bis 1945 gehörte der Ausbau der Waffen-SS zu Himmlers vorrangigen Zielen. Die militärischen Rückschläge dieser Jahre boten ihm die Möglichkeit, Kontrolle über einige wichtige militärische Institutionen des Deutschen Reiches zu erlangen. Hierbei half ihm der Umstand, dass Hitler das Heer für unfähig hielt, schnell neue Divisionen auszuheben, um die schwindelerregenden Verluste an der Front zu ersetzen. Himmler erweckte die Illusion, die Waffen-SS sei dazu in der Lage, außerdem brauche man für den Endkampf gegen die Rote Armee eine ideologisch zu allem entschlossene Truppe.

Himmler hatte durch geschickte Propaganda und intensive Lobbyarbeit den Ruf der Waffen-SS als einer Elitetruppe aufgebaut. Eine im Frühjahr 1940 gegründete, inzwischen zu einem selbstständigen Regiment ausgebaute Einheit von SS-Kriegsberichterstattern hatte in Tausenden von Presseartikeln und Fotos sowie in Hunderten von Radio- und Filmberichten die Leistungen der Waffen-SS verherrlicht.[41] Der beste Propagandist der Waffen-SS blieb allerdings Himmler selbst, der Hitler und der NS-Führung ständig die »Verdienste« seiner Weltanschauungstruppe präsentierte. Bisher habe die Waffen-SS an keiner Stelle enttäuscht, verkündete er Anfang 1944 vor Mitarbeitern Goebbels, »und sie wird bei den schwersten Belastungen, die noch kommen werden, auch an keinem Tag in der Zukunft enttäuschen«.[42]

Die Expansion der Waffen-SS ist allerdings nur vor dem Hintergrund der Niederlagen an der deutsch-sowjetischen Front zu verstehen. Das Scheitern der Offensive auf Moskau im Dezember 1941, die Führungskrise vom September 1942, die in der Entlassung des Chefs des Generalstabes des Heeres, Generaloberst Franz Halder, gipfelte, und das Ende der 6. Armee in Stalingrad Anfang Februar 1943 stießen die Tür für Himmlers militärische Ambitionen weit auf. Auch weil eine strategische Alternative fehlte, wollte Hitler um jeden Preis an den eroberten Gebieten festhalten. Voraussetzung hierfür war »die geistige Haltung, d. h. die fanatische Entschlossenheit, unter keinen Umständen zu kapitulieren. Diese geistige Haltung dürfe nicht nur an der Spitze vorhanden sein, sondern müsse sich bis zum letzten Kompanieführer und Soldaten durchsetzen«.[43]

Anfang 1943 kam Himmler beim Ausbau der Waffen-SS einen großen Schritt voran. Hitler hatte den Befehl gegeben, zwei neue SS-Panzergrenadierdivisionen (9. und 10.) aufzustellen, die Bildung weiterer Verbände, darunter zwei zusätzlicher Generalkommandos, war geplant.[44] Kurz darauf erwähnte Berger sogar die Perspektive von ganzen SS-Armeen.[45] Diese Expansion entsprach den politischen Zielen der SS, die Himmler seit 1939 kontinuierlich mit einem Verwaltungsapparat ausgestattet hatte, der in der Lage sein sollte, eine Streitmacht von mehreren Hunderttausend Mann zu führen.[46] Durch eine aggressive Rekrutierungspolitik hatte sich die Stärke der Waffen-SS in nur vier Jahren mehr als verzehnfacht: von 23400 Mann Ende 1938 auf 246700 Mann im Dezember 1942. Binnen Jahresfrist verdoppelten Himmler und Berger dann die Zahl der SS-Truppen auf 501000 Mann, was in etwa fünf Prozent der Mannschaftsstärke der Wehrmacht entsprach. Mitte 1944 umfasste die Waffen-SS fast 600000 Männer.[47]

Mit dem schnellen Ausbau der Waffen-SS stieg aus Himmlers Sicht die Gefahr der ideologischen Verwässerung. Bereits anderthalb Jahre vor Kriegsbeginn hatte er davor gewarnt, dass die SS »früher oder später nur eine rein zufällig schwarz angezogene Division des Heeres sein würde«.[48] Nur strenge Wahrung ihrer Identität ermögliche es der SS, mit dem Heer zu konkurrieren, ohne Gefahr zu laufen, von ihm geschluckt zu werden. Dennoch wurden im Frühjahr 1944 schließlich zwei der bis dahin als unverrückbar geltenden Grundsätze der Waffen-SS aufgeweicht: durch die Eingliederung »Fremdvölkischer« und deren Kriegseinsatz.[49]

Die Öffnung der Waffen-SS für nicht »germanische« Ausländer war für eine vom Bewusstsein ihrer rassischen Überlegenheit geprägte Organisation eine enorme Herausforderung. Zwei Auswege erleichterten die Anpassung. Zum einen wurde die Fiktion einer »germanischen« Abstammung der baltischen, wallonischen und französischen SS-Freiwilligen entwickelt. Zum anderen berief man sich in Südosteuropa auf das Erbe des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches. Die Ukrainer wurden kurzerhand Galizier genannt. Neben den »SS-Divisionen«, die theoretisch aus SS-Angehörigen bestanden, und den »SS-Freiwilligen-Divisionen«, die sich aus Volksdeutschen und ausländischen »Germanen« zusammensetzten, entstanden im Frühjahr 1944 die »Waffen-Divisionen der SS«, die aus Bevölkerungsgruppen außerhalb des sogenannten germanischen Raumes rekrutiert wurden. Dieser letzten Kategorie wurden schließlich die bosnischen, albanischen, galizischen, baltischen und latinischen SS-Verbände zugeordnet.[50]

Insgesamt lassen sich in den Jahren 1943 bis 1945 drei große Expansionsphasen unterscheiden. In der ersten, mit der Niederlage von Stalingrad einsetzenden Phase wurde ein halbes Dutzend neuer SS-Divisionen aufgestellt. Im Herbst 1943 folgten die Bildung von zwei weiteren Divisionen (16. und 17.) und die Einrichtung mehrerer Generalkommandos zur Führung von SS-Armeekorps. Zu diesem Zeitpunkt genossen der »Schwarze Orden« und der gerade zum Reichsinnenminister ernannte Himmler das uneingeschränkte Vertrauen Hitlers: »Das Beste, was ich meinem Nachfolger hinterlasse, ist die SS«, sagte dieser Anfang September 1943.[51]

Die dritte Ausbauphase der Waffen-SS fällt in das Frühjahr 1944, als Himmler seine Zeit endlich für gekommen hielt und eine »außerordentliche Krise« beim Heer zu beobachten glaubte.[52] Anfang April 1944 war von einer Erweiterung der Waffen-SS von 20 auf 53 SS-Divisionen die Rede, kurzfristig sollten 32 Divisionen und fünf Brigaden aufgestellt werden.[53] Neue SS-Formationen entstanden zwar auf dem Papier; einige wurden jedoch schnell wieder aufgelöst, andere setzten sich aus Angehörigen der deutschen Polizei oder ungarischen Volksdeutschen, SS-Ersatzeinheiten und Angehörigen von Schulen für SS-Führer sowie SS-Unterführer zusammen. Ihr militärischer Wert blieb gering, es mangelte an Ausrüstung, Bewaffnung und Ausbildung.[54]

Ein Stück weit war es Himmler im Verlauf des Jahres 1943 gelungen, seine SS-Truppen als neues Streitkräftemodell zu etablieren. Er war sich mit Hitler darin einig, dass die Tage des klassischen Militärs gezählt seien, in Zukunft sollten nur noch »politische Soldaten«, bewaffnet mit ihren ideologischen Überzeugungen, den Kampf gegen den Feind führen. In der ersten Jahreshälfte 1944 konnte die SS zahlreiche Erfolge gegenüber der Wehrmacht verbuchen. Himmler mischte sich jetzt auch zunehmend in militärische Angelegenheiten ein und beanspruchte u. a. die Kontrolle über angeblich defätistische Offiziere.[55] Im Februar 1944 übernahm das RSHA das Amt Ausland/Abwehr, den militärischen Geheimdienst, der bisher dem OKW unterstanden hatte. Ende März war Himmler schließlich an der Entlassung Erich von Mansteins beteiligt, eines potenziellen Konkurrenten um die Führung des Heeres.[56]

Mit der Invasion der Alliierten in der Normandie und der sowjetischen Offensive im Juni 1944 begann die entscheidende Phase im Machtkampf zwischen Heer und SS. Eine wichtige Zäsur war zweifellos die Ernennung von SS-Obergruppenführer Paul Hausser zum Oberbefehlshaber der 7. Armee in der Normandie; kein SS-Führer hatte bis dahin ein solches Kommando innerhalb des Heeres erhalten.[57] Die Unfähigkeit des Befehlshabers des Ersatzheeres, der durch die Offensive der Roten Armee in Auflösung begriffenen Heeresgruppe Mitte den dringend benötigten Ersatz zur Verfügung zu stellen, lenkte Himmlers Begehrlichkeit Ende Juni schließlich auf die Kommando- und Verwaltungsbehörden sowie die Ausbildungseinheiten des Ersatzheeres.[58]

Am 30. Juni schlug dann der Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Kurt Zeitzler, Hitler vor, Himmler als »Heimatdiktator« einzusetzen, »um endlich den zwar propagierten, aber nie mit rücksichtsloser Schärfe durchgeführten ›totalen Krieg‹ durchsetzen zu können«.[59] Mitte Juli 1944 wurde dem Ersatzheer die Befehlsgewalt über 15 neu aufzustellende »Sperrdivisionen« entzogen, die an der Ostfront die Lücken schließen sollten. Es lag nun in der Verantwortung der SS, die Bildung der kurz darauf in Volksgrenadierdivisionen umbenannten Verbände zu überwachen und so schnell wie möglich neue Kampftruppen aus dem Boden zu stampfen. Die SS erhielt so den unmittelbaren Zugriff auf die materiellen und personellen Ressourcen der deutschen Landstreitkräfte. Nur wenige Tage später wurde Himmler als Befehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung eingesetzt. Stauffenbergs Attentat hatte seine Ernennung vermutlich lediglich beschleunigt.

Da er nicht direkt auf das Feldheer einwirken konnte, konzentrierte sich der neue Befehlshaber des Ersatzheeres zunächst auf die Volksgrenadierdivisionen. Sie sollten das von ihm angestrebte Ideal einer neuen nationalsozialistisch ausgerichteten Wehrmacht verwirklichen. Der Name war Symbol: Eine ideologisch motivierte Volksarmee sollte die alliierten Streitkräfte in Schach halten. Himmler persönlich instruierte die Offiziere der neuen Divisionen, bevor sie im Sommer 1944 an die Front geschickt wurden. Er sorgte auch dafür, dass bei der Auswahl jüngere Jahrgänge bevorzugt wurden; Divisionskommandeure sollten nicht älter als 42 Jahre sein.[60] Überdies forderte er die Erhaltung der Waffenschulen: »Die weltanschauliche Erziehung und Ausbildung ist ebenso wichtig wie die waffenmäßige Ausbildung.«[61]

Überall in der Wehrmachtsverwaltung installierte der neue Befehlshaber des Ersatzheeres ihm vertraute Männer. Dabei bevorzugte er die Methode der kleinen Schritte und vergewisserte sich jedes Mal der Unterstützung Hitlers. Wichtige Funktionsträger der Wehrmacht trugen in den letzten Monaten des Krieges zunehmend SS-Uniform. SS-Generale übernahmen zahlreiche militärische Bereiche: Abwehr und Sabotage (Kaltenbrunner), Ersatzheer (Jüttner), »Vergeltungswaffen« und Heeresbauwesen (Kammler), Volkssturm (Berger), Pferdebewirtschaftung (Fegelein), Wehrmachtsverwaltung (Frank).[62] – Ein wichtiges Ziel Himmlers war die Ausdünnung der »Etappe«, d. h. der nicht an der Front kämpfenden Einheiten. Die rückwärtigen Dienste sollten auf ein absolutes Minimum reduziert werden, um so die Reihen der Kampftruppen aufzufüllen.

Himmler als Heerführer

Dass Hitler Himmler in den letzten sechs Monaten des Krieges hintereinander zwei militärische Spitzenkommandos übertrug, überrascht auf den ersten Blick. Abgesehen davon, dass Himmler aufgrund seiner diversen Funktionen bereits vollkommen ausgelastet war, scheint es mehr als riskant, einer Person, die noch nie ein militärisches Kommando innehatte, die Verantwortung für eine ganze Heeresgruppe zu übertragen.

Hitlers Entscheidungen folgten einer eigenen Logik, die darauf gründete, dass der von der nationalsozialistischen Ideologie getragene Wille alle Hindernisse überwinden könne, fanatischer Glaube schien wichtiger als Professionalität. Himmlers Erster Generalstabsoffizier der Heeresgruppe Weichsel, Oberst Hans-Georg Eismann, erhielt bei seinem Dienstantritt Ende Januar 1945 sofort »eine ziemlich laute Belehrung darüber, dass Generalstabsoffiziere generell immer nur Bedenken hätten, akademisch ausgebildet wären, nicht improvisieren könnten und sowieso nur Miesmacher wären. Er, Himmler, würde den Bedenken ein Ende machen und der Situation mit rücksichtsloser Härte begegnen«.[63]

Am 1. September 1944 hatte Hitler Himmler die Aufgabe übertragen, die deutsche Verteidigung im Westen neu zu organisieren und den auf die Grenzen des Deutschen Reiches vorstürmenden alliierten Armeen den Weg zu versperren.[64] In der Tat gelang es Himmler mit einem kleinen Einsatzstab, die fortwährenden Kompetenzkonflikte auf dem Gebiet der Landesverteidigung zu entschärfen. Als Befehlshaber des Ersatzheeres und Reichsinnenminister konzentrierte er unter seiner Befehlsgewalt die militärischen, zivilen und polizeilichen Kräfte im Westen des Landes und fungierte für etwa zehn Tage als oberster Entscheidungsträger, der energisch eingriff und auch nicht zögerte, ihm ungeeignet erscheinende Militärführer zu entlassen, bevor am 11. September Feldmarschall Rundstedt als Oberbefehlshaber West wieder das Zepter übernahm.[65]

Bei Himmlers Ernennung zum Oberbefehlshaber Oberrhein am 26. November 1944 ging es um einen längerfristigen Einsatz. Himmler sollte den südlichen Teil der Westfront stabilisieren, um die Vorbereitungen und den Beginn einer deutschen Offensive durch die Ardennen abzusichern. Himmler sollte den ihm zugewiesenen Frontabschnitt halten, ohne Reserven zu fordern, die für den strategischen Angriff weiter nördlich gebraucht wurden. Hitler setzte auf Himmlers Ehrgeiz: »Himmler hat immer irgendwelche Reserven an Polizei- oder SS-Verbänden, von denen niemand etwas weiß und die er nicht herausgibt. Die Übertragung der Verantwortung für die Oberrheinfront wird ihn zwingen, alles, was er greifbar hat, dort zusammenzufassen.«[66] Himmlers Ernennung zum Oberbefehlshaber Oberrhein war also mehr eine Frage des politischen Pragmatismus als der militärischen Kompetenz. Seine Meldungen hatten – unter Ausschaltung des Oberbefehlshabers West – an Hitler persönlich zu gehen.[67]

Hitler scheint mit der Durchführung der Operationen überaus zufrieden gewesen zu sein. Die Front am Oberrhein hielt, auch weil sie von den Alliierten kaum angegriffen wurde. Sogar eine begrenzte Offensive des zu seiner Heeresgruppe gehörenden XIVSS-Armeekorps im Rahmen der Operation »Nordwind« erwies sich zunächst als halbwegs erfolgreich. Ein Abendessen, zu dem der RF-SS am 29. Dezember 1944 die Mitarbeiter des Führerhauptquartiers lud, unterstrich seine wachsende militärische Bedeutung.[68]

Hitler äußerte am 10. Januar 1945 erfreut, »der Himmler hat die paar Kleinigkeiten, die er gemacht hat, doch sehr gut gemacht«.[69] Die zwei Tage später beginnende Offensive der Roten Armee zwischen Weichsel und Oder sollte Himmler Gelegenheit geben, sich zu bewähren und für höhere Weihen zu empfehlen. Am 25. Januar übernahm er die neu aufgestellte Heeresgruppe Weichsel. Goebbels notierte, Himmlers Einsetzung sei »in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß die Truppenverbände, die aus dem [sic] Vormarschräumen der Sowjets zurückfluten, ziemlich auseinandergefallen sind und hier eine starke Hand nötig ist, um aus ihnen wieder feste Kampfkontingente zu machen«.[70] Die Realität der Front zerstörte schnell alle Illusionen. Der Heeresgruppe und ihrem Führungsstab fehlte es an allem.

Während des sich abzeichnenden militärischen Debakels konzentrierte sich Himmler im Wesentlichen auf das Halten von Festungen wie Posen, Schneidemühl und Thorn. Er drängte die örtlichen Kommandanten, befohlene Abschnitte nicht zu räumen, und belohnte diejenigen, die ohne Zögern Deserteure hinrichten ließen. Ständig war er bemüht, nicht den Zorn Hitlers auf sich zu ziehen.[71] Im militärischen Alltagsgeschäft verließ sich Himmler, der nicht einmal in der Lage war, auf einer Karte Entfernungen richtig einzuschätzen, auf seine Stabsoffiziere und die Oberbefehlshaber der ihm unterstellten Armeen. Bereitwillig stimmte er ihren Vorschlägen für die weitere Kampfführung zu. Zusehends rückte Himmler zudem vom bislang bevorzugten paternalistischen und direkten Führungsstil ab. Statt die Truppen seiner Heeresgruppe zu besuchen, widmete er sich lieber dem Aktenstudium nachgeordneter SS-Angelegenheiten.[72]

Bereits vor Weihnachten hatte Berger den RF-SS darauf hingewiesen, dass es besser sei, »die Tätigkeit als Oberbefehlshaber Oberrhein möglichst abzukürzen und wieder zum Führer-Hauptquartier zu gehen«. Er mache sich Sorgen, so Berger weiter, »dass, wenn Reichsführer-SS nicht im Hauptquartier ist, unsere politische Arbeit, als Grundlage von allem, unerhört leidet«.[73] Goebbels’ Tagebuch belegt, dass die Rivalität zwischen den Spitzen des Regimes mit jedem Tag zunahm, den man sich dem Abgrund näherte. Um seinen Stern nicht verblassen zu lassen, vermittelte Himmler Anfang Februar 1945 eine »unverhältnismäßig positive« Lageeinschätzung.[74] Die Realität holte ihn jedoch alsbald ein. Hitler machte ihn für die schwere Niederlage der deutschen Streitkräfte in Pommern verantwortlich, hielt ihm Mitte März eine »außerordentlich energische Standpauke« und berief ihn als Oberbefehlshaber ab.[75] Im Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht hieß es hierzu lakonisch: »Der Reichsführer-SS, der die Heeresgr. Weichsel abgegeben hat, nimmt jetzt wieder seine Zivilaufgaben mit Schwerpunkt auf.«[76]

Besatzungspolitik und »Anti-Partisanenkampf«

Der SS- und Polizeiapparat spielte in den von den Deutschen besetzten Gebieten eine jeweils unterschiedliche Rolle. In den meisten Ländern war er nicht nur nominell der Zivil- und Militärverwaltung unterstellt, sondern auch de facto auf die Zusammenarbeit mit dieser angewiesen oder musste sich, wie etwa in Frankreich, eigene Kompetenzen erst erkämpfen.[77] Selbst im Generalgouvernement konnte sich Himmler nicht voll gegen Generalgouverneur Hans Frank durchsetzen und musste schließlich seinen Vertreter Friedrich-Wilhelm Krüger abberufen.[78] Im Zuge der neuen Besetzungen während der zweiten Kriegshälfte konnten sich SS und Polizei allerdings von Anfang an erheblichen Einfluss sichern, so 1943 nach dem Einmarsch in Italien und den italienisch besetzten Gebieten in Albanien, Teilen Jugoslawiens und Griechenlands, 1944 in Ungarn und der Slowakei.

Der Apparat in den besetzten Gebieten unterstand den Höheren SS- und Polizeiführern, die sowohl die SS- als auch die Polizeiinstitutionen unter sich hatten und groß angelegte Aktionen zur Deportation von Juden, den Kampf gegen Partisanen, die Verschleppung zur Zwangsarbeit oder die Kontrolle der Ernteeinbringung koordinierten. Für Himmler waren die HSSPF die wichtigsten Instrumente seiner Besatzungspolitik, zu den meisten unterhielt er ein geradezu patriarchalisches Verhältnis.[79]

In der zweiten Kriegshälfte rückte die Bekämpfung der nationalen Untergrundbewegungen zunehmend ins Zentrum der Aktionen von SS und Polizei. Nach der deutschen Niederlage in Stalingrad blühte der Widerstand in ganz Europa auf, immer mehr Menschen unterstützten die Aufständischen oder beteiligten sich an bewaffneten Aktionen.[80] Bei der Bekämpfung des Widerstands agierten Wehrmacht und SS Hand in Hand. In Südosteuropa waren auch Italiener und Bulgaren beteiligt, in Jugoslawien zusätzlich die faschistische Ustascha und ungarische Verbände.

Im Oktober 1942 hatte Himmler Erich von dem Bach als Bevollmächtigten des RF-SS für die Bandenbekämpfung eingesetzt.[81][82]SS