Otto W. Bringer

Wer bist Du, Papa?

oder

Der lange Weg zu mir

Es musste fast ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod vergehen, bis ich mir über meinen Vater Gedanken machte. Zufällig fiel mir ein altes Foto in die Hände. Und schon erinnerte ich mich an dies und das, einen Vorfall, ein Wort. Zu wenig aber, um Gefühle zu wecken. Fragte mich, wer war eigentlich der Mann, der mich zeugte? Groß gewachsen, ein Goliath. So habe ich ihn erlebt und erlitten. Erduldet, bis ich Soldat werden musste. Zurück aus Gefangenschaft mich geweigert. Nicht mehr gehorchen auf Befehl. Endgültig satt, rumkommandiert zu werden. Demokratie sollte kommen, in der jeder das Recht auf Mitsprache hat. Picasso, Miro winkten mir zu: komm. Verließ das Elternhaus, die Welt zu entdecken. Das Leben, die Liebe und mich selbst. Papa und das Elternhaus ad acta gelegt. Es kommt mir vor, als hätte er ohnehin nur die Rolle des «Deus ex machina» gespielt. Ob er sich als Vater fühlte, ohne dass ich etwas davon merkte? Hatte ich falsche Vorstellungen? Oder war er so anders als andere Väter, die ich kannte? Wusste, er war 1915 Soldat in Riga. Entschließe mich, dieses Buch zu schreiben, herausfinden, was ihn beeinflusste. Der Vater zu sein oder zu werden, den ich erlebte. Möchte wissen, ob ich ihn verstehen könnte im Nachhinein. Und lieben.

Inhalt

Was war da noch mal?

Bahnfahrt rückwärts

MIHCK

Kopfbahnhof Riga

Was ist wahr und was gelogen?