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Inhalt

1 Vor und während der Reise

2 Thailand – Gliederung, Geologie, Geomorphologie

2.1 DIE NATURRÄUMLICHE GLIEDERUNG

2.2 DIE GEOLOGIE THAILANDS

2.3 GEOMORPHOLOGIE DER IMMER-UND WECHSELFEUCHTEN TROPEN

2.4 DIE BÖDEN THAILANDS

3 Das Klima

4 Küsten und Meere

4.1 DER TSUNAMI VOM DEZEMBER 2004

5 Flora & Fauna

5.1 VEGETATION DER IMMERFEUCHTEN TROPEN

5.2 VEGETATION DER WECHSELFEUCHTEN TROPEN

5.3 LEBEN AN KÜSTE UND MEER: DIE MANGROVENZONE

5.4 DIE FAUNA

6 Landwirtschaft

6.1 THAILAND: VOM WALDLAND ZUM REISLAND

6.2 DIE HEUTIGE STRUKTUR DER LANDWIRTSCHAFT IN THAILAND

6.3 WICHTIGE LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTE

6.4 VIEHWIRTSCHAFT

7 Kultur und Alltag in Thailand

7.1 DER BUDDHISMUS

7.2 DIE THAILÄNDISCHE KÜCHE

8 Geschichte und politisches System

8.1 DIE THAILÄNDISCHE GESCHICHTE IN STICHWORTEN

8.2 DAS POLITISCHE SYSTEM

8.3 DAS KÖNIGSHAUS

8.4 DIE THAILÄNDISCHE GESELLSCHAFT

9 Menschen

9.1 BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR UND BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

9.2 BILDUNGSWESEN

9.3 DAS GESUNDHEITSWESEN

9.4 DIE MIGRATIONSPROBLEMATIK AM BEISPIEL DES ISAAN

9.5 PROSTITUTION IN THAILAND

10 Deutschland und Thailand

10.2 LEBEN IN EINEM ANDEREN LAND: AUSWANDERER UND AUSSTEIGER

11 Wirtschaft

12 Die Infrastruktur Thailands

13 Tourismus: Verbreitung und Perspektiven

13.2 DIE STRUKTUR DES TOURISMUS

14 Exkursionsvorschläge, Regionalbeispiele

14.1 THAILAND – DAS WICHTIGSTE IN 2 WOCHEN

14.2 BANGKOK

14.3 PATTAYA – PROBLEME UND PERSPEKTIVEN

14.4 INSELTOURISMUS AM BEISPIEL VON KO SAMUI UND KO PHANGAN

14.5 KRABI UND UMGEBUNG

14.6 ISAAN – DER NORDOSTEN THAILANDS

15 Verzeichnisse und Autoren

1 Vor und während der Reise

Gibt es denn nicht wirklich schon genug Bücher über Thailand?

Dazu lässt sich nur sagen: Sicherlich gibt es schon viele. Doch andererseits nicht genug! Nicht genug oder zu viele – das merkt der Thailandreisende dann,

… wenn der edle Kunstreiseführer sich auf 9 Seiten über einen Knubbel an der Spitze eines halbverfallenen Tempels auslässt.

… wenn im praktischen Alternativführer für Pattaya 143 Guesthouses mit genauer Aufschlüsselung von Badewannen und Duschen beschrieben werden.

… wenn die geographische Landeskunde das Migrationsverhalten laotischer Einwanderer anhand überfrachteter Tabellen von 1971 analysiert.

… wenn der Pflanzenführer bunte Bilder von all den bunten Gewächsen zeigt, die leider in der Trockenzeit nirgendwo zu entdecken sind.

Das vorliegende Buch ist etwas von allem für jeden: Reiseführer, Kunstführer, Landeskunde, Prüfungsvorbereitungshilfe – nicht rein naturwissenschaftlich oder gesellschaftspolitisch ausgerichtet, nicht auf Stammtischniveau oder verklausuliert mit Fachtermini, sondern klar und verständlich.

… etwas von allem für jeden: Nehmen Sie es mit nach Thailand und lesen Sie es am Strand oder bei McDonald’s. Lesen Sie es zur Vorbereitung auf eine Prüfung oder zum Erwerb von Grundkenntnissen. Sie werden ein vertieftes Grundwissen über Thailand erlangen; dieses ist in weiten Strecken auch auf andere Regionen Südostasiens übertragbar. Dieses Buch entstand peu à a peu über mehrere Jahre. Da es Beiträge von verschiedenen Autoren enthält, sind Unterschiede im Stil und Niveau die natürliche Folge. Auch der eine oder andere Rechtschreibfehler mag sich eingeschlichen haben – wohl gemerkt, dieses Buch wurde von Experten aber auch von Interessierten, die Experten sein können oder es vielleicht noch werden geschrieben – daher sind alle Leser gebeten Nachsicht walten zu lassen, sich an Thailand zu erfreuen und Verbesserungsvorschläge zu senden. Die enthaltenen persönlichen Elemente sind zwangsläufig subjektiv – mehr als ein Aufzeigen von Facetten des thailändischen Alltags ist damit nicht intendiert. Gelingt es Informationen über und Verständnis für Thailand und seine Bewohner zu vermitteln, vielleicht sogar einen Impuls für eine weitere Reise nach Thailand zu geben, hat dieses Druckwerk seinen Zweck erreicht.

Im Zeitalter des Internets werden einzelne Sequenzen, Grafiken und Bilder von vielen Autoren aufgegriffen, mehr oder weniger modifiziert und ohne Verweis auf den ursprünglichen Verfasser in scheinbar seriöse Internetseiten und gedruckte Werke eingebaut. Als Folge ist ein korrekter Herkunftsnachweis oftmals nicht möglich. Sollten an den verwendeten Materialien Rechte bestehen, bitten wir um Mitteilung, damit diese entfernt werden können. Nicht immer war es aus Kapazitätsgründen jedoch möglich, alle Daten nochmals zu überprüfen. Für Hinweise auf Fehler jeglicher Art werden die Herausgeber stets dankbar sein. Vielen herzlichen Dank!

Burkard Richter & Markus Fiedler

1.1.1 Reisetipps
Hinweise zur Sicherheit

Thailand ist grundsätzlich ein sicheres Reise- und Urlaubsland. Doch die zunehmenden Unterschiede zwischen armen und reichen Thais, die Konsumverführung durch das Fernsehen oder die Einschätzung, dass alle Touristen Millionäre sind (eine Einstellung, die durch das oft fahrlässige Verhalten oder die ungehemmte Zurschaustellung des Wohlstands seitens der Urlauber verstärkt wird) hat insbesondere in den touristischen Zentren zu einem Anstieg der Kriminalität geführt. Das Beachten einfachster Regeln erhöht die Sicherheit bereits erheblich:

Auch gesundheitliche Probleme lassen sich weitgehend vermeiden:

Packliste:

Medikamente:

In erster Linie treten 2 Arten von Krankheiten auf: Die bekannten Magen-Darm-Probleme oder Erkältungskrankheiten. Erste resultieren nicht unbedingt von schlechtem Essen, sondern auch von Krankheitserregern, die man sich im Zimmer oder auf der Straße z.B. über die Hände zuführt. Letztere sind oft die Folge der Temperaturunterschiede zwischen klimatisierten und nicht klimatisierten Räumen. Hierzu gehören in Thailand nicht nur die Hotelzimmer, sondern z.B. auch der Skytrain, die U-Bahn, Einkaufszentren und insbesondere Kinos. Folgende Basisausstattung sollte jeder Reisende mit sich führen, auch wenn die Versorgung mit Medikamenten nahezu überall gewährleistet ist:

Kleidung:

2 Thailand – Gliederung, Geologie, Geomorphologie

2.1 Die naturräumliche Gliederung

Thailand liegt in Südostasien zwischen 6° und 20° nördlicher Breite sowie 97° und 105° östlicher Länge. Die Nachbarstaaten Thailands sind Myanmar im Nordwesten, Laos im Nordosten, im Südosten Kambodscha und im Süden Malaysia. Thailand nimmt mit einer Fläche von 513.115km2 (zum Vergleich: Deutschland 357.104km2) und einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 1.600km einen beachtlichen Teil der Landfläche Südostasiens ein. Das Land erstreckt sich von den Südostausläufern des Himalayas bis an den Mekong im Osten, weiter südlich zum Golf von Thailand etwa bis zur Mitte der Malaiischen Halbinsel sowie an die Andamanensee im Südwesten (Elineau 2011: 7). Die Küstenlänge beträgt insgesamt 3.219km. 2 Flüsse prägen das Land: Der Mekong bildet im Norden und Osten eine natürliche Landesgrenze, der Chao Phraya durchquert die Zentralebene.

Geologisch lässt sich Thailand in 3 Regionen unterteilen: die Faltengebirge im Norden und Westen, die Zentrale Tiefebene des Chao Phraya und das Khoratplateau im Osten. Die Unterteilung von Thailand in naturräumliche Regionen erweist sich als schwieriger, da die Gebiete in sich sehr unterschiedlich sind. Vereinfachend wird daher oftmals die Einteilung nach der Lage gewählt, die Thailand in den Norden, den Westen, den Süden, das Zentrum, den Nordosten und den Südosten untergliedert (Donner 1989: 7ff.).

Westthailand

Das westliche Bergland ist durch 3 Gebirgsketten, sich von Nord nach Süd ziehende Ausläufer des Himalayas, charakterisiert. Die bedeutendste, die Tenasserim-Gebirgskette, zieht sich über 1.700km über die malaiische Halbinsel und besteht größtenteils aus im Devon und Karbon entstandenen Gesteinen und kreidezeitlichen Graniten. Alle Gebirgsketten sind durch Erosion stark überformt worden und zeigen nun abgerundete Formen und Rumpfflächen bzw. -treppen. Die Berglandschaften sind nur dünnbesiedelt; genutzt wird das Wasser für die Energieerzeugung und für die Bewässerung der westlichen Zentralebene (Uhlig 1988: 280).

Nordthailand

Der Norden besteht aus Hochflächen auf 1.400 bis 1.800m und bewaldeten, meist in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Bergketten, ebenfalls südliche Ausläufer des Himalayas. Der höchste Gipfel, zugleich der höchste Berg Thailands, ist der Doi Inthanon mit 2.565 m. Ein weiteres Landschaftselement sind von Nord nach Süd gerichtete intramon-tane Becken. Sie folgen aufeinander in verschiedenen Höhen, so dass sich jeweils am Ende eines Beckens die Fließgewässer in Form von Wasserfällen in das nächst tiefer gelegene Becken ergießen. So durchfließt beispielsweise der Fluss Nan, bevor er das Zentrale Tiefland erreicht, 4 intramontane Becken. Die Becken sind mit jungen, d. h. mit ca. 3 bis 23 Mio. Jahre alten Sedimenten gefüllt.

In unzugänglichen Gegenden wohnen verschiedene Bergvölker, z.B. die Karen. Nut-zungsmöglichkeiten sind die Stromerzeugung und der kontrollierte Anbau von Edelhölzern wie Teakholz. Berühmt-berüchtigt ist eine als „Goldenes Dreieck“ bekannte Region, die früher für den Opiumhandel und -anbau bekannt war.

Das zentrale Tiefland

Dieser Großraum ist wirtschafts- und bevölkerungsmäßig das Zentrum Thailands. Er wird auch als Reiskammer Thailands bezeichnet. Eine ältere Bezeichnung ist Menambecken (Ator 2006: 1389). Beim Zentralen Tiefland handelt es sich um eine geologisch junge (Holozän) Sedimentationsebene, die aus den Ablagerungen des stark mäandrierenden Chao Phraya gebildet wurde. Es hat eine Fläche von 60.200km2. Die Sedimentablagerungen erreichen Mächtigkeiten von mehr als 2.000m (Sinsakul 2000, in Gupta 2005: 228). An der Mündung des Chao Praya wächst ein großes Delta in den Golf von Thailand hinein. Beidseitig der Mündung befinden sich aktive Wattenlandschaften, d. h. im flachen Golf von Thailand mit seinen Gezeiten fallen während der Ebbe große Teile des Meeresbodens trocken, die während der Flut wieder seicht überspült werden (Louis 1961: 239). Diese Watten sind landwirtschaftlich nicht nutzbar. Das zentrale Tiefland kann in 2 Landschaften eingeteilt werden:

Südostthailand

Der Südosten umfasst die Gebiete, die sich von der Bucht von Bangkok entlang der Küste bis zur kambodschanischen Grenze ziehen. Der nördliche Teil beinhaltet eine Senke, die von der Zentralebene bis nach Phnom Penh (Kambodscha) reicht. Der südliche Teil erhielt seinen hügeligen Charakter während der letzten Eiszeiten. Als der Meeresspiegel tiefer lag, entstand eine tropische Flachmuldenlandschaft mit abgeflachten Rampenhängen und weiten Gerinnebetten. In der folgenden Erwärmungsphase wurde sie mit marinem Material zusedimentiert. In östlicher Richtung hin zur kambodschanischen Grenze finden sich Berge mit Höhen von bis zu 1.813 m, die Ausläufer des Cardamomgebirges. Da sich die vom Meer anströmenden Luftmassen an der Luvseite des Gebirges abregnen (Niederschlagsmengen von bis über 4.000mm), ist die Gegend landwirtschaftlich sehr produktiv. Die Böden bestehen aus Ferralsolen, in Flusstälern werden alluviale (angeschwemmte) Ablagerungen landwirtschaftlich genutzt (Dobby 1966: 263; Uhlig 1988: 282f.). Das Cardamongebirge gilt als eines der letzten wenig erschlossenen Gebiete Thailands mit Regenwald. In den letzten Jahren setzte ein ökologisch orientierter Tourismus ein.

Nordostthailand

Der Isaan, Thailands ärmste Region, wird ab S. 235 detailliert beschrieben.

Abbildung 1 Flächenanteile nach Regionen
Abbildung 1 Flächenanteile nach Regionen
Südthailand

Der Süden Thailands, die Malaiische Halbinsel, ist wegen seiner Küsten und den vorgelagerten Inseln bekannt. Geprägt wird er durch mehrere in Nord-Süd-Richtung verlaufende Gebirgsketten, die größtenteils aus kambrischen und devonen Kalken und Sandsteinen sowie Tonschiefern aufgebaut sind. Den östlichen Bergketten ist Schwemmlandgebiet aus holozänen Sedimenten vorgelagert. Im Norden reichen die Berge bis ans Meer.

2.2 Die Geologie Thailands

Thailand besteht in geologischer Hinsicht aus 2 Mikrokontinenten, sogenannten Terranen: dem Shan Thai-Terran (auch Sinoburmalaya-Terran oder Sibumasu-Terran genannt; Metcalfe 2011: 5) und dem Indochina-Terran (Hutchison 1989: 368). Beide Terrane sind über eine mobile Zone miteinanderverbunden (Stauffer 1973, Ridd 1980, Hahn et al. 1986). Während der Shan Thai-Terran die westliche Hälfte Thailands abdeckt, umfasst der Indochina-Terran die östliche Hälfte Thailands und die östliche Malaysische Halbinsel. Die mobile Zone erstreckt sich über den östlichen Teil Nordthailands und den westlichen Teil Nordostthailands (Hahn et al. 1986). Es wird aufgrund von Fossilienfunden vermutet, dass beide Mikrokontinente Randbereiche des Urkontinents Gondwana waren.

Shan Thai-Terran

Die ältesten Gesteine dieses Terrans sind älter als 600 Mio. Jahre, wurden aber in den letzten 250 Mio. Jahren durch Druck und Hitze stark verändert und teilweise sogar aufgeschmolzen (MacDonald 1993: 177 ff., Ahrend 1994). Aus der Metamorphose gingen Gneise und quarzitische Glimmerschiefer hervor. Vor ca. 300 bis 250 Mio. bildeten sich im westlichen Teil des Shan Thai-Terrans karbonatische Gesteine (Bunopas 1976, Ingavat 1984), über die marine Ablagerungen folgten (Sashida 1994: 130). Durch den Zusam-menstoß mit dem Indochina-Terran wurden vor ca. 216 bis 145 Mio. Jahren große Teile des Terrans über den Meeresspiegel gehoben. In diesem Zeitraum entstanden lokal eisenhaltige, rötliche Sedimente sowie zahlreiche Ablagerungen von Flüssen und Seen (Polachan; Sattayarak 1989). In den aufliegenden tertiären (jünger als 65 Mio. Jahre) Gesteinen befinden sich umfangreiche Vorkommen von Kohle, Öl und Ölschiefer (Vereinte Nationen 2001: 239). Die Gesteine im östlichen Teil des Shan Thai-Terrans umfassen 440 bis 360 Mio. Jahre alte Quarz-Schiefer und Phyllite sowie 345 bis 300 Mio. Jahre alte marine Sedimente (Fontaine, Saliapongse 1997: 73ff.). Auf diese folgen die verfestigten Abtragungsprodukte vulkanischer Gesteine. Als oberste Gesteinsschichten finden sich Basalte (jünger als 50 Mio. Jahre) sowie und die Ablagerungen der letzten 3 Mio. Jahre.

Indochina-Terran

Die ältesten nachgewiesenen Gesteine des Terrans sind etwa 450 bis 400 Mio. Jahre alte metamorphisierte Schiefer, Phyllite und Quarzite. Im Westen des Terrans finden sich darüber ältere Sedimente (416 bis 250 Mio. Jahre), z.B. Tuffe und Riffkalksteine (Chairang-see 1989: 109, Fontaine 1990: 81 ff., Chonglakmani; Fontaine 1992), Grauwacken und Kalke (Vereinte Nationen 2001: 239) sowie 250 bis 300 Mio. Jahre alte Flysch- und Mo-lassegesteine (Helmcke 1985). Im Osten liegen 145 bis 200 Mio. Jahre alte Sandsteine und Schiefer bzw. klastische Sedimente (Material stammt aus der mechanischen Zerstörung anderer Gesteine) der Khoratgruppe auf. Letztere setzen sich östlich bis an die Grenze zu Laos fort. Lokal folgen in den letzten 20 Mio. Jahren abgelagerte tertiäre Sedimente, Basalte und quartäre Deckschichten.

Plutonite und Vulkanite

Die Vorkommen von Plutoniten (in der Tiefe langsam erstarrte Gesteine) treten in Thailand in 3 Bereichen, den so genannten Eastern-, Central- und Western-Granite-Belts, auf (Mitchell 1977). Der Eastern-Granite-Belt befindet sich westlich des Khoratplateaus. Der Central-Granite-Belt zieht sich von Chiang Rai über Lampang und Südthailand bis nach Malaysia. Der Western-Granite-Belt erstreckt sich von Mae Lama in Nordthailand bis nach Ranong in Südthailand. Vor ca. 360 Mio. Jahren bildeten sich vulkanische Gesteine in den so genannten Central-Thailand-Volcanic-Belt bzw. Loei-Phetchabun-Chantaburi-Belt.

Jüngere Ergussgesteine in der Region Lop Buri werden auf zwischen 9 und 57 Mio. Jahre geschätzt (Intasopa 1993: 242).

2.2.1 Die geologische Entwicklung

Vor circa 450 Mio. Jahren begannen sich einzelne Teile der Erdkruste, Terrane genannt, vom Großkontinent Gondwana abzutrennen. Die genaue Entstehung ist umstritten: Entweder löste sich das Shan Thai-Terran in Zeiten des Devons bis Karbons (ca. 380 bis 360 Mio. Jahre) vom Nordwestrand Gondwanas (Hutchison 1989) oder aber das Terran spaltete sich von einem vulkanischen Bogen am Rande Gondwanas ab (Helmcke 1983: 309 ff., 1985, 1986: 494 ff.). Parallel zur Abtrennung der Terrane von Gondwana entstand die Paläotethys (ein Ozean). Allerdings hatte der neue Ozean nicht lange Bestand: Durch einen Subduktionsvorgang schloss er sich bald wieder und die Terrane wurden nach Norden gegen die Eurasische Platte geschoben. Hier kam es zur Kollision und zum Zusam-menschweißen von Shan Thai- und Indochina-Terran. Als Nahtzone wird die Nan-Uttaradit Suturzone im Norden Thailands vermutet (Bunopas 1992, Sengör 1985; Gatinsky 1984, Hutchison 1989). Der gesamte Vorgang wird als Indosinesische Gebirgsbildung bezeichnet. Die hierbei entstandenen nordsüd ausgerichteten Faltengebirge reichen von der Malaiischen Halbinsel bis nach Südchina (Hutchinson 1989: 368).

Diese Theorie ist nicht allgemein anerkannt, andere Autoren vermuten anstelle einer Kollision von Terranen den Zusammenschub eines Meeresbeckens. Auch über den Zeitpunkt des Aufeinandertreffens besteht keine Klarheit: In den verschiedenen Quellen schwanken die Angaben zwischen vor 145 und vor 345 Mio. Jahren (Hoffmann 2006: 17).

Durch den Zusammenschub der Terrane wurden vor ca. 200 bis 145 Mio. Jahren die Sedimente der Khoratgruppe in Nordthailandintensiv gefaltet, der Nordosten blieb weitgehend verschont. Als Folge der Kollision der indischen Platte mit Eurasien wurde vor etwa 145 bis 120 Mio. Jahren das heutige Nordthailand gehoben und teilweise nach Südosten gedrückt (McCabe 1988: 11889 ff.). In der Zeit vom Oberen Perm bis zur Unteren Trias (260 bis 249 Mio. Jahren) kam es in Südostasien zu einer Ausdehnung der kontinentalen Kruste. Die Ausdehnung führte in Nordostthailand zur Bildung des Khoratbeckens. Dieses wurde im Zeitraum obere Trias bis Paläogen (216 bis 23 Mio. Jahre) mit mehr als 4.500m kontinentalen Sedimenten gefüllt. Aus ihnen besteht das heutige Khoratplateau (Heggemann 1994: 146).

2.3 Geomorphologie der immer- und wechselfeuchten Tropen

Die Umformung des Reliefs verläuft in den Wechsel- und immerfeuchten Tropen mit höchster Intensität und einer vergleichsweise großen Geschwindigkeit. Ursache hierfür ist die sehr starke und tiefgründige Verwitterung (Bremer 1999: 54). Aufgrund der ständig hohen Durchschnittstemperaturen, den großen Mengen an Niederschlag sowie der ständig hohen Luftfeuchtigkeit dominiert die chemische Verwitterung: Gesteine werden intensiv zersetzt, Minerale abgeführt und neu gebildet (Louis 1961: 100). Zur Verwitterung tragen auch die bei der Zersetzung von Biomasse entstehenden aggressiven organischen Säuren bei (Bremer 1999: 54). Die chemische Verwitterung reicht in den immerfeuchten Tropen bis in Tiefen von mehr als 100m (Frater 2005: 16f.). Ursache hierfür ist die Hydrolyse, auch als hydrolytische Verwitterung bekannt, bei welcher eine chemische Verbindung durch die Reaktion mit Wasser gespalten wird. So werden zum Beispiel Silikatgesteine in Tonmineralien umgewandelt. Die Hydrolyse ist am intensivsten bei hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Niederschlägen sowie niedrigem pH-Wert.

Als Folge der starken chemischen Verwitterung enthalten die Flüsse nur in geringem Maße gröberes Material wie Schotter. Sie transportieren überwiegend Feinmaterial, Schlick, Ton und Sand, wobei Ton die Hauptfracht ausmacht (Louis 1961: 103). Den meisten Flüssen fehlen also Erosionswaffen. Wenn diese vorhanden sind, dann stammen sie aus jüngst freigelegten Schotterterrassen, die während anderer klimatischer Bedingungen entstanden sind. Hier unterscheiden sich die dauer- und wechselfeuchten Tropen von anderen Klimazonen. In den Alpen entstehen die Erosionswaffen z.B. durch Frostverwitterung. Im Mittel meergebiet besteht eine sehr starke Schotterführung, da die hohen Temperaturen nicht ganzjährig sind und sie nicht parallel zu den Niederschlägen auftreten, zudem fallen die Niederschlagswerte deutlich geringer aus. Als Folge der fehlenden Erosionswaffen weisen die Flüsse der Wechsel- und immerfeuchten Tropen im Unter- und Mittellauf nur eine sehr geringe Seiten- und Tiefenerosion auf. Die Breite eines Flussbettes wird durch die Wassermenge bestimmt und ist nicht Ergebnis der Seitenerosion.

Vorherrschend ist daher die sogenannte Linienspülung, bei der vorverwitterte Linien weiter eingetieft werden (Bremer 1999: 70f). Die meisten Flüsse sind folglich breit und flach, Prall- und Gleithang sind oft kaum auszumachen und sie haben ein geringes Gefälle. Für nicht tiefgehende Wasserfahrzeuge sind sie meist sehr gut schiffbar, da starke Strömungen und Verwirbelungen fehlen und die Fließgeschwindigkeit niedrig ist.

Fast jede „Dschungeltour“ in den Bergregionen Thailands führt die Touristen irgendwann zu einem Wasserfall. Aufgrund der zuvor genannten geomorphologischen Situation sind sie in den immer- und wechselfeuchten Tropen häufig anzutreffen: Grundsätzlich ist ein Wasserfall eine Steilstufe, in die sich das Wasser noch nicht hat ausreichend einschneiden können. Nach der Stufe ist entweder das Tal schneller eingetieft worden oder aber der Verlauf des Flusses hat sich in jüngster Vergangenheit verlagert. Trifft ein Fließgewässer nun auf einen Riegel aus härterem Gestein, kann es sich nur sehr langsam in diesen einschneiden. Als Folge findet vor dem Hindernis nur geringe, danach umso größere Erosion statt – wobei letztere bis auf das Niveau des nächsten Hindernisses erfolgt. Das Gefälle der Flüsse ist somit unregelmäßig: Langen Strecken mit geringem Gefälle folgen Steilstufen, über welche das Wasser auf die nächste Ebene fällt.

Ausgehend von zuvor Geschriebenem scheint es verwunderlich, dass die Unterschiede zwischen den wechselfeuchten und immerfeuchten Tropen so groß sein sollen, dass diese im folgenden Text in 2 separaten Kapiteln besprochen werden. Zudem liegt selbst der Süden Thailands allenfalls im Grenzbereich zu den immerfeuchten Tropen. Aber bereits die mehrere Monate andauernden Trockenphasen in den mittleren und nördlichen Teilen Thailands geben z.B. der mechanischen Erosion ein deutlich größeres Gewicht, was zu stark unterschiedlichen Landschaftsgestalten führt: So dominiert in den wechselfeuchten Tropen beispielsweise ein Flachmuldentalrelief, während in den immerfeuchten Tropen Kerbtäler vorherrschen (Louis 1961: 107).

2.3.1 Besonderheiten der Geomorphologie der wechselfeuchten Tropen

Der Norden und die Mitte Thailands kann den wechselfeuchten Tropen zugeordnet werden. Das Relief zeichnet sich durch Kontraste aus: Entweder finden sich stark zerklüftete Bergländer oder aber große Ebenen und weite Täler.

Die Talformen werden von Verwitterung und Ausspülung während der Regenzeit beeinflusst, da den Flüssen die Erosionswaffen fehlen (Bremer 1999: 54). Dieser Prozess der Abtragung wird als Flächenspülung bezeichnet. Die wechselfeuchten Tropen sind die Region der Erde, in der diese Erosionsart am stärksten auftritt. Zunächst klingt dies unlo-gisch, da die Vegetation im Gegensatz zu den angrenzenden trockeneren Zonen deutlich intensiver auftritt. Jedoch nimmt der Niederschlag im Vergleich noch stärker zu; zudem trifft er zu Beginn der Regenzeit auf eine Vegetation, die sich noch in Trockenruhe befindet. Der Wechsel zwischen Trocken- und Regenzeit wirkt sich daher besonders stark aus. Der Abspülungsprozess beginnt mit der Regenzeit: Der erste Starkniederschlag fällt auf den mit Trockenrissen durchzogenen Boden. Da sich im Boden noch viel Luft befindet, kann der Niederschlag nicht vollständig einsickern und überschwemmt größere Flächen. Das Wasser sammelt sich in Spülrinnen, die eng beieinander liegen und fließt an der Oberfläche mit starker flächenhaft erosiver Wirkung ab. Wenn der Boden beginnt Wasser aufzunehmen, lässt der Abtrag nach. Ist der Boden irgendwann gesättigt, fließt das Wasser bei starken Niederschlagsereignissen wieder oberflächlich ab und die Erosionstätigkeit verstärkt sich. Aufgrund der kurzen Dauer der Niederschläge erfolgt immer wieder nur eine Verlagerung des Materials um ein paar Meter (Bauer 2005: 45; Leser 2005: 166).

Tiefe Täler bilden sich, wenn die Hanglagen in Regenpausen rasch abtrocknen und zugleich das Wasser von ihnen ohne größere Erosionswirkung schnell abfließt, so dass die chemische Verwitterung gering ist. Hingegen kann sich im wenig geneigten Talboden sogar auch nach Ende der Regenzeit Feuchtigkeit im Untergrund halten. Die langandauernde Immerfeuchte bewirkt eine tiefgründige chemische Verwitterung. Die lockeren Materialien werden schneller ausgespült als die Talseiten geweitet werden können, so dass das Tiefenwachstum überwiegt.

Weite Täler bilden sich, wenn auch die Talflanken über längere Zeiträume ständig durchfeuchtet werden. In diesem Fall werden die Flanken intensiv chemisch verwittert und in den Regenzeiten wird das lockere Material abgespült. Haben sich einmal flache Talseiten gebildet, bleibt es bei dieser Talform, da der oben genannte Prozess nicht mehr unterbrochen werden kann und somit die Tieferlegung des Flussbettes parallel zur Tieferlegung der Seitenhänge erfolgt. Langfristig werden die Hänge sogar stärker abgespült, so dass sie sich stärker als die Ebenen erniedrigen und eine Einebnung erfolgt. Die Bezeichnung für diese Talform ist Spülmuldental. Die Breite kann bis zu 30km betragen, die einzelnen Täler sind mit bloßem Auge oft kaum von den Nachbartälern abgrenzbar (Louis 1961: 103; Zepp 2002: 223). Die Folgen dieses Reliefs machen sich bei der landwirtschaftlichen Nutzung bemerkbar: So benötigen der Norden und der Nordosten Thailands Bewässerungsanlagen, um die Anbauzeit in die Trockenzeit hinein auszudehnen. Daher wurden viele Staudämme angelegt, die allerdings trotz großer Dammlängen aufgrund der geringen Taltiefe nur über ein geringes Fassungsvermögen verfügen.

Zu den charakteristischen Erscheinungsformen insbesondere der wechselfeuchten Tropen gehören weite Flächen, aus denen Inselberge herausragen. Die Ursache der Flächenbildung ist ein Zusammenspiel von 2 Prozessen, das als „doppelte Einebnung“ bezeichnet wird. Die Theorie nimmt an, dass tiefgreifende chemische Verwitterung das anstehende Gestein tief unter der Erdoberfläche zersetzt. Da jedoch gleichzeitig das zersetzte Gestein fortlaufend durch die Flächenspülung in der Regenzeit abtransportiert wird, wird die Landoberfläche ebenfalls tiefergelegt. Als Folge bleibt die Oberfläche des anstehenden Gesteins immer in Reichweite der chemischen Verwitterung.

Inselberge sind durch einen steilen Hangfuss gekennzeichnet, der sie vom umgebenden Flachrelief abgrenzt. Sie entstehen vermutlich, wenn in einem Gebiet besonders wider-standfähige Gesteinskomplexe vorhanden sind. Während das benachbarte Gebiet weiterhin durch Verwitterung und Abspülung tiefergelegt wird, bleibt der Gesteinskomplex dahinter zurück, durchbricht irgendwann die Erdoberfläche und ragt als felsige Erhebung heraus. Der markante Übergang am Hangfuss wird durch das Zusammenspiel von chemischer und physikalischer Verwitterung erzeugt: Unter der Erdoberfläche greift die intensive chemische Verwitterung an und versteilt das Objekt. Die über der Erdoberfläche liegenden Bereiche tragen aufgrund der raschen Abspülung keine Verwitterungsdecke, trocknen wegen der hohen Neigung schnell ab und sind daher vorrangig physikalischen Verwitterungsprozessen, wie z.B. der Absprengung kleiner Teile der Felsoberfläche durch Spannungen im Gestein, aufgrund von großen Temperaturunterschieden (Desquamation), unterworfen (Busch 1986: 23f.; Bremer 1999: 55; Zepp 2002: 223). Gute Beispiele finden sich in Thailand z.B. bei Hua Hin oder im südlichen Bereich des Khoratplateaus.

2.3.2 Besonderheiten der Geomorphologie der immerfeuchten Tropen

Die immerfeuchten Tropen lassen sich Südthailand zuordnen. Gängige Definitionen setzen als Obergrenze zweieinhalb aride Monate, die allerdings nicht zu einer Vegetationsruhe führen dürfen (Zepp 2002: 327). Der geomorphologische Formenschatz der immerfeuchten Tropen ist weitgehend unabhängig von der Gesteinsart, da die hohe Verwitte-rungsintensität Unterschiede beseitigt: Die gleichbleibend hohen Temperaturen beschleunigen den chemischen Prozess, die große Menge des zur Verfügung stehenden Wassers durchfeuchtet den Untergrund dauerhaft. So werden auch in anderen Breiten kaum erosi-onsanfällige Gesteine schnell zersetzt. Anstehendes Gestein ist daher nur selten (z.B. in Karstgebieten) an der Erdoberfläche sichtbar.

Theoretisch ist in den immerfeuchten Tropen eine starke Zertalung und Abtragung nur dann möglich, wenn sich die Vegetationsbedeckung als dünn oder lückenhaft erweist. Ei-ne geschlossene Vegetationsdecke sollte eine nur geringe Abtragung erlauben. Und dennoch findet in der immerfeuchten Zone die exzessivste Talbildung auf der Erde statt. Was zunächst nach einem Widerspruch klingt, erscheint logisch, folgt man dem Entstehungsprozess der Täler: Der lineare Abfluss beginnt im Kleinen. Gelenkt von Wurzeln sammeln sich die Niederschläge in kleinen Rinnen. Häufig gibt es als oberste eine dicke Schicht von vermodertem Material, die die eigentliche Vegetationsdecke überlagert. Setzen nun die typischen Starkniederschläge ein, wird diese Schicht teilweise vom eigentlichen Boden abgespült, so dass unter den überwiegend horizontal verlaufenden Wurzeln Hohlräume entstehen. In diesen kann sich abfließendes Niederschlagswasser wie in Kanälen sammeln und mit konzentrierter Spülkraft in die Moderschicht und dann in die Vegetationsdecke einschneiden. Ist die letztgenannte durchschnitten, verläuft die weitere Erosion sehr schnell, da nun lockeres Material folgt. Schnell entstehen große Erosionsrinnen, die sich aufgrund des reichlich zur Verfügung stehenden Wassers tief bis auf das anstehende Gestein einschneiden. Dies führt zu einem starken Kerbtalrelief mit sehr steilen Talflanken. In einem nächsten Schritt kommt es an den Steilhängen oft zu Rutschungen, die die Vegetation mitreißen und teilweise das anstehende Gestein zutage treten lassen.

Eine weitere häufige Erosionsart ist das subsilvine Bodenfließen auf geneigten Flächen: Der Boden unter dem Wald ist aufgrund der hohen Niederschläge durchtränkt. Die Verwitterungsmassen geraten deshalb ins Fließen, bis sie den Talboden erreichen, von wo aus sie weitertransportiert werden (Louis 1999: 105).

Die Flächenspülung tritt in den immerfeuchten Tropen nur ausnahmsweise in z.B. Rodungsflächen auf, da die dichte Vegetation diese ansonsten verhindert. Physikalische Verwitterung ist selten anzutreffen; wenn überhaupt findet auf exponierten, schnell abtrocknenden und vegetationsfreien Flächen Insolationssprengung statt. Nur in Kalkgebieten gibt es keine Kerbtäler, da das mechanisch sehr harte Gestein kaum physisch erodiert werden kann und zudem die Niederschläge oftmals unterirdisch abgeführt werden. So zählen diese Gebiete zu den wenigen, in denen das anstehende Gestein an der Oberfläche sichtbar ist. Die starke Lösungsverwitterung führt bei geeigneten geologischen Voraussetzungen zu einem markanten Landschaftsbild: den Kegelkarstlandschaften.

2.3.3 Tropischer Karst

Gehört man zu den Weitsichtigen, die sich beim Flug nach Krabi oder Phuket einen Fensterplatz reserviert haben, dann breitet sich beim Anflug ein überwältigendes Panorama unter einem aus: Mächtige Steintürme ragen zwischen roter Erde und grüner Vegetation auf oder durchstoßen die glatte Oberfläche des türkisfarbenen Meeres. Diese Formen sind ein Teil der Phänomene, die unter dem Begriff Karst zusammengefasst werden. Das Wort leitet sich von dem serbokroatischen „kras“ (= steiniger Boden) ab und bezeichnet eine Landschaft in Slowenien (Pfeffer 1978: 1). Heutzutage gehören dem Begriff „Karst“ all jene Gebiete an, die in ihrem morphologischen Landschaftstyp lösliche Gesteine und daraus resultierende Karstformen aufweisen (Leser 2001: 380).

Karstgebiete bestehen meistens aus Kalken, Gips oder Dolomit. Charakteristisch ist die überwiegend unterirdische Entwässerung. Grund hierfür sind die vielen kleinen Klüfte und Spalten, in die das Wasser versickert, das Gestein auf seinem Weg in die Tiefe löst und dann in unterirdischen Höhlensystemen zirkuliert. Nach vielen Kilometern kann es dann wieder in Karstquellen ans Tageslicht kommen.

Die Ursache der Verkarstung beruht auf einem chemischen Vorgang, in dem Calciumcarbonat unter Einwirkung kohlesäurehaltigen Wassers in Calciumhydrogencarbonat übergeht (Korrosion): CaCO3 + H2O + CO2 →Ca(HCO3)2. Es gibt 2 physikalisch-chemische Faktoren, welche die Kalkaggressivität beeinflussen: der CO2-Partialdruck des umgebenen Mediums (sowie dem Diffusionszeitraum) und die Temperatur, die in umgekehrt proportionalem Verhältnis den C02-Gehalt des Wassers bestimmt. Weiterhin spielen auch die Bewegungen in der Erdkruste eine wichtige Rolle: Kalkgestein ist an sich wasserundurchlässig; erst durch tektonische Bewegungen entstehen Risse und Klüfte, die nun einen Wasserdurchfluss und damit eine Lösung ermöglichen (Mark 2005: 4f.).

Genese und Formenschatz des tropischen Karsts

Tropischer Karst weist im Gegensatz zum mediterranen Karst Vollformen auf, worunter in erster Linie die Karstlandschaften des Kegel- und Turmkarsts zu verstehen sind. Diese sind auf die Tropen und Randtropen beschränkt (Zepp 2004: 214). Bei ihnen handelt es sich um voll entwickelte Karstgebiete, was meint, dass das Landschaftsbild durch Kuppen oder Kegel sowie Cockpits (große Hohlformen im Gelände) gekennzeichnet ist sowie das karsthydrologische System sich auf einem hohen Entwicklungsstand befindet. Bekannte Gebiete mit tropischem Karst sind neben Südthailand Laos, Kambodscha, China, Mexiko oder Kuba.

Die Karstformen treten in Kalken verschiedenen Alters, verschiedener Zusammensetzung und verschiedener Lagerung auf, was auf eine gemeinsame Entstehungsursache hindeutet. Zunächst ist das vergleichbare Klima zu nennen (Lehmann 1936: 54), das sich durch häufige, oft ganzjährige und starke Niederschläge sowie hohe Temperaturen charakterisieren lässt, so dass die Korrosion nicht unterbrochen wird (Pfeffer 1978: 88ff.). Die fehlenden Kaltzeiten in der Erdvergangenheit in Äquatornähe sorgten ebenfalls für einen durchgängigen Karstbildungsprozess. Weitere Faktoren sind die in hoher Konzentration im Bodenwasser vorhandenen organischen Säuren, die durch die hohe Intensität mikrobiologischer Abbauprozesse in den Tropen sowie den beschleunigten Abbau organischer Substanzen entstehen (Bremer 1999: 78). Auch das Vorhandensein möglichst reiner und mächtiger Kalkvorkommen, deren Lage sich in einer ausreichenden Höhenlage über der allgemeinen Erosionsbasis befinden sollte, ist von Bedeutung (Wilhelmy 1972: 45).

Vermutlich handelt es sich bei Kuppen-, Kegel- und Turmkarst um eine genetische Reihenfolge: Die ursprünglichen Kuppen wurden zu Kegeln und durch weitere Korrosion zu Türmen umgeformt (Wilhelmy 1972: 38; Zepp 2004: 243ff.; Pfeffer 2010: 151ff.). Die Ausbildung wird durch die Nähe zu Flüssen oder der Küste beschleunigt. Voraussetzung für die Entstehung des tropischen Karstes ist das Herausheben eines von Kalkstein geprägten Gebietes; während diverser Gebirgsbildungen wurden in Thailand Kalkgesteine gehoben und freigelegt. Meist handelt es sich um sehr alte Meeresablagerungen aus dem Devon. Ursprünglich waren die Kalkplatten bis zu 500m mächtig.

Zunächst bildet sich über der Erosionsbasis ein Gewässernetz. Durch das abfließende Wasser finden erste Lösungsvorgänge statt: Es entstehen Hohlformen mit steilwandigen Rändern. Diese werden als Cockpits bezeichnet (Pfeffer 2010: 232ff.). Das Wort stammt entweder von den Gruben, in denen Hahnenkämpfe durchgeführt wurden (Wilhelmy 1972: 39) oder aber von den geflochtenen Geflügelkäfigen. Beide Objekte haben wiederum Ähn-lichkeit mit der Spitze eines Flugzeuges. Cockpits haben Durchmesser im Meterbereich und der Boden ist oft flach und von eingeschwemmten Sedimenten bedeckt. Die höheren Bereiche weisen daher nur eine spärliche Bodenbedeckung auf.

In einem nächsten Schritt folgt ein rasches Tiefenwachstum dank der erwähnten regelmäßigen und starken Niederschläge. Die höheren Lagen werden aufgrund des raschen Abfließens und Abtrocknens in geringerem Maße gelöst. Das Wasser sammelt sich in den Hohlformen und versickert im Untergrund (Pfeffer 2005: 17f.). Wenn das Grundwasserniveau erreicht wird oder wenn das korrosionsfähige Wasser auf eine Schicht lösungsunfähigen Gesteins trifft und sich der Boden nicht weiter eintiefen kann, folgt ein seitliches Wachstum der Hohlformen, da das Wasser nun an der Oberfläche abfließen muss. Zwischen den Cockpits entstehen Vollformen, die erst als Kuppen und später als Kegel aus der Landschaft wachsen.

In einem letzten Schritt wird der Kegelkarst in Turmkarst umgeformt: Da die Hänge der Vollformen meist steil sind und der Niederschlag schnell abfließt, greift die Korrosion diese weniger stark an als die Randbereiche der Cockpits: Das Niederschlagswasser trifft auf eine wasserundurchlässige Schicht, staut sich und greift die Kuppen und Kegel an der Basis an, wodurch „Korrosionshohlkehlen“ entstehen (Wilhelmy 1972: 39; Pfeffer 1978: 97; Zepp 2004: 244). Oftmals stürzen durch diese Unterhöhlung ganze Seitenflanken der Kegel ein, was die markante, turmartige Form verstärkt. Der Prozess kann bis zur voll-ständigen Zersetzung der Türme führen (Wilhelmy 1972: 37ff.).

Viele Vollformenkarstgebiete gehen in Karstrandebenen über. Dies sind oberflächlich entwässernde, auf Meeres- oder Vorfluterniveau ansetzende Einheiten nichtverkarstungs-fähiger Gesteine. Sie wurden durch die allgemeine chemische Verwitterung eingeebnet. Gegenüber dem höheren Relief weisen sie meist einen sehr deutlichen Übergang auf. Oftmals können am Übergang Karstquellen angetroffen werden (Pfeffer 1978: 30ff.; 2005: 16.). Sie weisen große Schwankungen der Wasserschüttung auf, da das Wasser nicht im Boden gespeichert wird, sondern aus unterirdischen Gangsystemen stammt (Leser 2001: 381). Wenn längere Zeit kein Niederschlag gefallen ist, können sie gänzlich versiegen oder aber selbst in sehr trockenen Gegenden Wasser führen, da ihr Einzugsgebiet weit entfernt oder niederschlagsreich sein kann.

Zum Formenschatz des Tropischen Karstes gehören weiterhin Kleinpoljen (zusammengewachsene Cockpits) und Höhlensysteme sowie Karren. Dies sind tiefe Lösungsrinnen, die in den Tropen aufgrund der starken Korrosion im Vergleich zum mediterranen Karst scharfkantig und tief sind.

Sekundäre Karsterscheinungen

Zu den sekundären Karsterscheinungen werden alle Formen und Gebilde, die durch die Ausfällung von Kalkspat entstanden sind, gezählt. Zu ihnen gehören beispielsweise Stalagmiten und Stalaktiten.

Bei der Ablagerung von Kalk kommt es zu einer Umkehr der Lösungsgleichung. Wenn sich die Calciumhydrogencarbonatlösung beispielsweise durch Sonneneinstrahlung erwärmt oder verdunstet, wird Gleichgewichtskohlensäure abgegeben und somit ist das Mischungsverhältnis nicht mehr ausgeglichen. Die Folge ist, dass das Ca(HCO3)2 (Calcium-hydrogencarbonat) nicht vollständig in Lösung bleiben kann und als Kalkspat abgelagert wird. Die Ausfällung kann auch auftreten, wenn eine Kalklösung Erschütterungen erfährt (z.B. durch Überwinden einer Stufe im Fluss) oder mit Wasserpflanzen in Kontakt gerät, die für ihre Photosynthese Kohlenstoffdioxid benötigen und dieses der Kalklösung entziehen (Leser 2001: 517). Stalagmiten wachsen vom Boden herauf: Das von der Höhlendecke herabtropfende, kalkhaltige Wasser erfährt durch das Auftreffen am Boden eine Erschütterung, worauf Calciumhydrogencarbonat sich ablagert. Stalaktiten wachsen von oben nach unten. Wenn kalkhaltige Lösung aus einem Spalt in einem Hohlraum austritt, verdunstet etwas Wasser. Zudem findet oft eine Erwärmung statt. Somit kann, wie auch in den anderen Beispielen, nicht mehr die gesamte Menge an Calciumhydrogencarbonat in Lösung gehalten werden und Kalk fällt aus. Sehr oft sind an den Wänden von Kegel- oder Turmkarstobjekten Außenstalaktiten, Sinterfahnen und Kalkkrusten sichtbar (Pfeffer 1978: 50). Ausgelöst durch die gleichen Gründe treten in manchen thailändischen Flüssen in der Nähe von Geländestufen Sinterterrassen, dies sind treppenartige Formen, die durch Ablagerung von Kalksinter entstanden sind, auf (Leser 2001: 370, 782; Pfeffer 1978: 51).

Karst in Thailand

In Thailands Nordwesten, vereinzelt im Nordosten sowie im Süden gibt es Gebiete, die durch tropischen Karst geprägt sind. Zu den wohl bekanntesten gehört die Region um Phang Nga und Krabi.

Hier sind fast idealtypische Formationen von Kegel- und Turmkarst sichtbar. Er entstand in einer Zeit, in der der Meeresspiegel ca. 100m tiefer lag als heute, da das Wasser während der Kaltzeiten in Eis gebunden war. Diese Kältezeiten hatten aber keine gravierenden klimatischen Auswirkungen in Thailand, so dass die Korrosionsprozesse weiterlaufen konnten. Der nacheiszeitliche Meeresspiegelanstieg überflutete die Türme, so dass heute nur noch die oberen Teile aus dem Wasser ragen (Pfeffer 2010: 226). Das Meerwasser ist dafür verantwortlich, dass die Karststürme an der Basis weiter erodiert werden. Zum typischen Aussehen gehören eine meist spärliche Vegetationsbedeckung, Karren auf der Oberseite der Türme, Lösungskehlen bei im Wasser stehenden Objekten und Außenstalaktiten (Pfeffer 2010: 225ff.). Besonders gut ist dies bei Ao Nang oder in der Bucht von Phang Na zu sehen. Die Karstlandschaften Südthailands, insbesondere die Turmkarstgebiete der Provinzen Phang Nga und Krabi, bieten zahlreiche Attraktionen für Touristen: Bade-, Wassersport- und Klettersporttourismus, aber auch Wallfahrts- und Kulturtourismus (Karsthöhlen werden in Thailand oft als religiöse Kultstätten genutzt).