ABC

Großbuchstabengeschichten

Jürgen Johannes Platz

Books on Demand

Für die Kinder

DIE GESCHICHTEN VOM ZWERG

UND DEM KÖNIGSKIND

Es war einmal ein Königskind, das wohnte mit Vater und Mutter in einem großen Königsschloss. Sein Vater war König und seine Mutter Königin.

Eines Tages schenkten ihm seine Königseltern ein Pferdchen. Da wollte es ausreiten: Bis ans Ende des Königreichs wollte es reiten. So packte es Brot und eine Flasche frischen Wassers in seinen Beutel, damit es sich unterwegs stärken konnte, und ritt los.

Wie freute sich sein Pferd, als sie durch das große Schlosstor hinaus ins weite Königreich galoppierten! Die Sonne schien bald so heiß vom blauen Himmel, dass den beiden ganz warm wurde. Da wollte sich das Königskind ein wenig abkühlen und sie machten an einem schattigen Waldrand Rast.

Das Königskind band sein Pferd an einem Baum auf der Wiese fest. Dann setzte es sich am Fuß einer hohen Tanne in den Schatten, nahm seinen Beutel, trank kühles Wasser und aß ein Stück Brot.

Bald aber wurde es so müde, dass ihm die Augen zu fielen.

Es schlief tief und fest und lang - da war es bereits Nacht geworden.

Als das Königskind wieder erwachte, sah es nichts vor seinen Augen. Es blickte wie blind in die pechschwarze Nacht.

Vorsichtig tastete es sich zu seinem Pferdchen, band es los, und tastete sich mit ihm weiter durch die Finsternis. Sie irrten immer tiefer in den Wald hinein und fanden den Ausgang nicht mehr. Und weil sie nichts sehen konnten, wären sie beinahe in eine tiefe Schlucht gestürzt.

Da ging gerade der Mond auf. In seinem silbernen Licht erkannten sie einen Steg, der über die gähnende Schlucht führte. Das Königskind nahm sein Pferd fest an der Leine und schritt mutig über den schwankenden Steg.

Als es gerade die Mitte erreicht hatte, schaute es in die Tiefe, bekam Angst und konnte keinen Schritt mehr tun. Da schritt sein Pferd voran und führte behutsam seinen kleinen Reiter hinüber, bis zum rettenden Felsvorsprung auf der anderen Seite, am Ende der Brücke.

U

Im Wald, auf der anderen Seite der Schlucht, plätscherte ein Bach silberhell vom Berg herab, bevor er sich ruhig in einen tiefen Waldsee ergoss. Gerade wollte das Königskind vom Wasser schöpfen, da sah es drei Nixen im Mondlicht über den See tanzen.

Sie bemerkten sogleich das Kind und fragten: “Was führt dich zu uns, liebes Königskind?“

Da antwortete es betrübt: “Mein Pferd und ich, wir haben uns verlaufen und finden nun den rechten Weg nicht mehr.“