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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2014 Nicole Diercks

Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

ISBN: 978-3-7357-3306-1

Inhalt

Erklärende Worte

Dieses Werk ist eine Mischung aus Liebeserklärung, Arbeitshandbuch und Ratgeber. Eine Zusammenstellung, die wahrscheinlich so sonderbar und exquisit anmutet, wie „Steinpilz-Carpaccio an geeister, mit rosa Pfeffer gebeizter, Mango“ … Sei es drum, da muss man jetzt einfach drüberstehen! Der Duktus ist humorvoll und teilweise schon fast komödiantisch affektiert. Na, klar: Wir wollen doch Spaß und Erfolg haben hier! Man kann es lesen, um sich einfach zu amüsieren. Aber der heitere Tonfall täuscht nicht darüber hinweg, dass zwischen den Zeilen echtes Futter für diese Kunstrichtung steckt! Ich berichte von Erfahrungen und versuche dabei uns Verrückte (und auch andere Verrückte) wohlmeinend auf die Schippe zu nehmen.

Das Büchlein entstand fast ausversehen, so ein bisschen nebenbei, einfach weil ich plötzlich bemerkte, wie viel man über die Kunst der Servietten-Technik eigentlich lernen und vermitteln kann. Sie hat eine schlechte Lobby und in gewissen Kreisen (zumeist sind das Leute, die keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden) wird sie verlacht, schlechtgeredet und richtig abfällig betrachtet. „Pah, hör mir auf mit der Tanten-Technik!“, hört man sie schnappen. Ich dagegen habe etwas ganz anderes festgestellt, nämlich dass Menschen (zumeist wohl weiblichen Geschlechts), die mit der Servietten-Technik beginnen, schnell infiziert, entflammt und dann vor lauter Begeisterung sogar völlig bescheuert reagieren können …! Darum regte sich in mir der Wunsch, Ihnen zu helfen immer besser und perfekter (und verrückter) werden zu können! Ich hatte den Wunsch Ihnen zu helfen, mit auftauchenden Widrigkeiten leichter umgehen zu lernen. Kurz: Mein Werk macht aus einem „Normalo“ einen „Servietten-Techniker“ …!

Wer nämlich erst einmal die vielfachen Möglichkeiten verstanden hat, die sich durch das ernst gemeinte Arbeiten mit bedruckten Zellstoffservietten offenbaren, neigt oft leider zum Ausflippen. Das sieht alles so schnell so dermaßen klasse aus! Man gerät direkt in ein tantrisch anmutendes Versenkungs-Stadium, wenn man sich mit dieser Technik intensiv beschäftigt und nicht bloß stumpf auf irgendwelche Keilrahmen „Lappen klatscht“. Und wenn man dann jeweils auch noch überlegt, wie viel Verschönerungs-Potenzial in so einer Packung Servietten für maximal vier Euro steckt! Da stockt einem manchmal richtiggehend der Atem: Spaß mit Kunst, man kann es super teilen – und dabei ist es dann auch noch so billig! Da kann man schon auch mal etwas ausklinken vor Freude …

Ich beschreibe hier meine zaghaften (und oft nicht sehr sportlichen) Anfänge und diskutiere die zweifelhaften Ergebnisse von Tanten und Faulpelzchen. Dann arbeite ich mich bis zur professionellen Handhabung dieser kostbaren Zellstoffe auf allen möglichen Untergründen vor. Das bedeutet: „ Servietten-Technik, extrem“! Wir erleben, wie der „Servietten-Muskel“ uns vor weiteren Rauschund Fehlkäufen zu bewahren versucht. Und wir lernen die üblichen Jagdgründe für bedruckten Zellstoff kennen. Nach einem Exkurs durch alle möglichen Pannen und deren möglicher Verhütung, machen wir noch einen Ausflug durch etwas besondere Projekte. Da staunt der Laie und selbst der Fachmann wundert sich noch!

Gleichermaßen an gänzlich unverbildete, oder an schon vom Servietten-Virus befallene Leser, richtet sich mein angehängtes Glossar mit Begriffserklärungen. Manch einer wird hier die Augenbrauen hochziehen und sich auf die Schulter klopfen, dass er wenigstens davon mal verschont geblieben ist. Die Anderen (also: wir!) werden sich wohl johlend auf die Schenkel klopfen und sich gegenseitig die treffendesten Passagen vorlesen …

Gerne hätte ich das Büchlein für Euch mit vielen aussagekräftigen Fotos illustriert. Doch im Zusammenhang mit dem Mediengesetz, dem Internet und dem Copyright©, habe ich vorsorglich darauf verzichtet. Ich hätte mir nun natürlich die Mühe machen können wegen jeder fotografisch festgehaltenen Serviette mit dem Hersteller zu konferieren. Ich müsste Rechtsfragen einer möglichen Verwendung klären, denn es besteht ja die Möglichkeit, dass meine Arbeit sich nicht mit deren Marketingstrategie deckt. Ich müsste dazu im Einzelfall mit jedem Hersteller klären, ob diese Serviette, auf diesem Objekt, in diesem Zustand, in dieser Qualität, mit diesem Foto, in einem bestimmten Zusammenhang verwendet werden darf und was dabei zu berücksichtigen ist. Da ich mit einem veröffentlichten Buch rechtlich „Gewinnabsichten“ verfolge (im Gegensatz zu sogenannter „Liebhaberei“), könnte ich meine Chancen hierzu mittels der Fotos fremder Produkte ausbauen. Entweder möchte der Inhaber der Produkte nun auch gerne etwas daran mitverdienen, oder das ganze Thema ist ihm sowieso egal. Schon nach dem Lesen dieser Erklärungen wird schnell klar: Das muss doch alles nicht sein für etwas, dass eigentlich nur „nice to have“ ist! Wie auch immer: Nehmt das Büchlein leicht, aber ernst – und benutzt Eure erhabene Fantasie (den kleinen Bildschirm in Eurem Köpfchen). Ansonsten noch ein kleiner Rat: Habt keine Scheu vor einem gewissen Perfektionismus! Gute und erfolgreiche Arbeit lohnt sich immer …

Serviette goes Deko

Eine Serviette zu lieben oder auch Servietten ganz allgemein zu vergöttern, kann normalen Menschen schon auch tendenziell etwas seltsam vorkommen, zugegeben! Eine Serviette ist für die meisten Menschen nur eine (hoffentlich aus Papier und nicht aus Damast bestehende) Hilfe, um den Schoß beim Mampfen vor Versprengten zu schützen. Oder auch, um sich das Schlabbermäulchen und die Fettfingerchen abzuwischen. Mancher begeht sogar die (im 17. Jh. kulturell und gesellschaftlich als verfemt getadelte) Missetat, sich den triefenden Rüssel damit zu putzen. Pfui, Spinne?! Die erste Serviette entstammte den Spartanern und bestand aus einem Stück geschnittenen Brot. Im 15. Jahrhundert wurde die Serviette dann erst gesellschaftlich entdeckt, und man trug sie bei Hofe vorschriftsmäßig entweder über der Schulter oder dem linken Arm. Lange war sie aus Damast und gestärkter Baumwolle, dann griff die Neuzeit durch und beschenkte uns mit der praktischen Einwegserviette aus Zellstoff …

Eine Papierserviette, so wissen die meisten Esser in diesen Breiten, ist meistens bunt, recht hübsch anzusehen, sie passt zur Tischdeko, zur Jahreszeit und oft auch zum Anlass. Diese Vielfältigkeit verdankt sie einem regelrechten Servietten-Trend, der die westliche Welt in den letzten Jahren erfasst hat. Dieser macht sie sowohl zu einem Deko-Element, wie auch zu einem beliebten Mitbringsel. Ein Paket Servietten ist nicht sehr kostenintensiv, muss als Geschenk nicht 100%-ig passen, lässt sich gut kombinieren, verbraucht sich unangestrengt und ist dann irgendwann auch wieder weg … „Gott sei Dank!“ möchte man dazu vielleicht auch ab und zu mal bemerken. Denn so manches Stück bleibt leider nur durch seine denkwürdige Geschmacklosigkeit noch länger in Erinnerung …

Servietten-Streams

Wie jeder Trend durchläuft auch mittlerweile die Papierserviette jährliche Modewellen. Zunächst ist da der Saison-Stream. Mit diesem arbeitet man sich durch die Jahreszeiten, und in jedem guten Servietten-Sortiment schlägt das Angebot ca. vier bis sechsmal komplett während eines Jahres um. Ab Mitte Februar hoppeln somit auf den meisten Servietten hässliche Häschen um Ostereier und komische Küken um Forsythien. Die immer gleichen Motive der unverwüstlichen „Osterhasenschule“ begegnen uns nun in wirklich allen Drogeriemärkten. Die Langohren machen dann Mitte April den Veilchen, Pusteblumen, Olivenbäumen und Hortensien Platz. Merke: Rosen haben immer Saison! Dann beginnen sich auch ab Juli schon wieder die üblichen Leuchttürme, Fische, Seeigel, Muscheln, Segelboote und Meeresküsten unter die ganze Flora zu mischen … Diese werden aber bereits ab September von buntem Herbstlaub, Astern, Kastanien, Punschgläsern, Pilzen und Äpfeln abgedrängt … Und schon grinst uns dann ab Anfang November der erste beknackte Weihnachtsmann an! Im Gefolge: Zapfen, Schneemänner, Rot-Grün-Gold, Misteln und Kekse. Dazu stets: Kugeln, Tannenbäume, Kerzen und grenzdebil glotzende Heerscharen grottenhässlicher Engel und verfetteter Putti … Frohes Fest.

Dann gibt es seit einigen Jahren auch noch durch die Jahreszeiten mitlaufende Mode-Streams, denen so ziemlich alle Hersteller von Papierservietten früher oder später aufsitzen. Dieser Umstand macht das allgemeine Sortiment im Verlauf einer Servietten-Dekade dann leider ziemlich ausgeleiert. Die Trends der letzten drei Jahre habe ich aktiv miterlebt, hier ein kleiner humoristischer Querschnitt!

2012 waren es zum Beispiel Eulen. Es gab sie, zumeist in schrägen Farben und mit kreativen Mustern bedruckt, nach Art von Comic-Figuren in vielen Varianten. Einige von ihnen guckten leider dann ziemlich drogensüchtig, was sie für die Kunst unbrauchbar werden ließ. Im Winter begannen die vollgekifften Eulen schließlich Weihnachtsmann-Mützchen zu tragen, bis sich der Trend dann langsam etwas totgelaufen hatte. Die meisten Ströme tröpfeln allerdings, wie auch in der Mode, dann noch etwas nach. Und so gibt es bis heute immer wieder mal Entsprungene aus dem Metadon-Programm für Waldvögel …

Das Serviettenjahr 2013 stand ganz und gar im Zeichen der Postkarte. Alle Drucke, die etwas auf sich hielten, boten den (unbedingt geschnörkelten!) Schriftzug „Postcard“ auf, der zwingend mit mehr oder weniger gekonnt gefälschten Poststempeln und Entwertungszeichen garniert sein musste! Unverzichtbar waren hier: Briefmarke (unbedingt abgestempelt!) und Schmetterling (leider auch in der Variante: „Aus Genlabor entfleuchte Motte“). Beliebt war die Variante: „Postcard“ mit Schmetterling, Singvogel, Adresszeilen (geschnörkelt!) und Blütenast. Das Ganze komischerweise dann auch einige Male in geschmacklosester Farbzusammenstellung, die irgendwie auf Krampf nostalgisch wirken wollte. Und überall, in wirklich allen Varianten: „Postcard“, Rose, Briefmarke und Schmetterling!

Das Serviettenjahr 2014 stand noch immer im Bann der Nostalgie. Der absolute Renner waren der Schriftzug „Paris“, Caféhaus-Szenen und der Eiffelturm in allen Varianten. Oft ist er momentan in einem ovalen Bilderrahmen zu bewundern, mit zwei bauschigen Rosen (rosa!) und ebenso bauschigen Schleifen (pink!) zu seinen Füßen. Einige koppelten sogar Paris, Eiffelturm und die Postcard mit allen Schikanen … Ich bin schon heute gespannt, ob ab November der Eiffelturm wohl ein Weihnachtsmann-Mützchen tragen wird …?