Image

image

Danke für Hinweise, Material und Lektorenarbeit:
Ilona König, Horst König, Helga Schwarz, Edeltraud Gottschalk,
Dr. Klaus Schulenburg.

Quellen:
Die Geschichten “Die oll nakte Huring“, „Das letzte Lied der Muschel“
und „Wie die Riesen die Berge erfanden“, alle stark gekürzt und bearbeitet,
aus „Deutsche Natursagen“ von O. Daenhardt, Band 1 und 2, Berlin 1907

INHALTSVERZEICHNIS

DIE ERSTE ENTDECKUNG

DIE ZWEITE ENTDECKUNG

DIE DRITTE ENTDECKUNG

DIE VIERTE ENTDECKUNG

DIE FÜNFTE ENTDECKUNG

DIE SECHSTE ENTDECKUNG

DIE SIEBENTE ENTDECKUNG

DIE ACHTE ENTDECKUNG

DIE NEUNTE ENTDECKUNG

DIE ZEHNTE ENTDECKUNG

DIE ELFTE ENTDECKUNG

DIE 12. ENTDECKUNG

DIE DREIZEHNTE ENTDECKUNG

DIE VIERZEHNTE ENTDECKUNG

DIE LETZTE ENTDECKUNG

DIE ERSTE ENTDECKUNG

Von einer Insel ohne Namen und tanzenden Nachtlichtern

img

Es war einmal eine Insel ohne Namen. Aber sonst hatte sie alles. Nämlich ringsum Wasser, blau oder grün, so wie Sonne, Mond das wollten. Auch Wellen, darauf Schaumkrönchen, wie Schäfchen. Und ringsum einen Gürtel, mal breit, mal schmal. Ein Schilfgürtel. Oder ein Sandgürtel. Je nach dem. Nur eines war schlimm: Die Insel hatte keinen Namen! Ehe der Briefträger alle Inseln abgesucht hatte, wanderte ein Brief ein Jahr umher. Ein Paket sogar zwölf Monate. Auch konnte sich ein Besuch, zum Beispiel die Tante Elinor oder der Onkel Ferdinand, leicht verirren. Nämlich auf eine falsche Insel. He! Da wollte ich doch gar nicht hin! Pech gehabt! Oder wenn sich Schäfer, Krankenschwester, Wehrpflichtiger, Nachtwächter, auf dem Festland verliefen, wie sollten sie sich zurückfragen?

Eine uralte Geschichte erzählt: Einstens tauchten auf der Halbinsel Gnitz Lichter auf. Genau drei Lichter. Weil es von drei Orten herkam. Wie ein zuckendes Feuer. Von Fackel, Laterne, Kerze? Es schwebte und hüpfte. Kam bei Neuendorf zusammen. Tanzte dort umher und verschwand im Dornbusch. Seltsam! Geheimnisvoll!

TIPP:

Nimm Vatis Autokarte, (nicht die von Deutschland, da suchst du dir die Augen wund) ich meine die von Usedom. Und erkunde, ob es die geheimnisvolle halbe Insel gibt. Und wo da ein Dornbusch ist? Oder war, nämlich früher? Oder nur ein schwarzer Fleck geblieben ist? Auf der Karte. Von dem hüpfenden Feuer.

Die uralte Geschichte erzählt den Schluss so: Was dies zuckende Feuer ist, mag nur unser Herrgott wissen! Aber der machte gerade sein Mittagsnickerchen und antwortete nicht. Ich denke: Die Leute auf Gnitz waren nicht dumm! Sie hatten den Wegweiser für die Insel ohne Namen erfunden. Er leuchtete den Weg, damit die Segelschiffe ruhig, ohne Gefahr, vorbei segeln konnten. Und die Zugvögel Pause machten! An der richtigen Stelle. Klar, war nur ein Nachtwegweiser. Aber besser als gar nichts! Oder wie ein Usedomer Sprichwort sagt:

Besser einen Heringsschwanz in der Hand als nur eine Schuppe!

Und das stimmt! Denn es geschah, dass jetzt bedeutend weniger Schiffe vom Sturm aufs Land getrieben wurden, auseinander brachen, und die Reste ans Ufer schwemmten. Diese Reste waren oft tolle Sachen! Nämlich Treibgut, dass gut an den Strand trieb: Kisten mit braunen Bohnen: Sieht aus wie Ziegenkötel, aber als Angelköder viel zu hart. War Kaffee. Gewürzkörnchen, welche auch keiner kannte: Dafür pfefferten sie auf der Zunge! Und es war Pfeffer. Auch Zauberglas, wenn man rein sah, sah man sich selbst! Egal ob man sich in der Nase bohrte oder nicht. Man sah es! Ein Haufen Spielekram, kleine Holztiere mit langem Hals und Rückenhöcker, Pferde mit Horn auf der Nase, auch dicke Puppen aus China, alle saßen breithintrich auf dem Boden, ohne Stuhl, und grinsten zufrieden. Viel edle Klamotten, auch aus China. Und weil das bunte Anschwemmzeug, dieses Treibgut, jetzt weniger und noch weniger wurde, waren, um ehrlich zu sein, nicht alle von dem leuchtenden Wegweiser so doll begeistert. Die Fischer sagten: Die zaubrigen Reste finden den Weg zum Strand auch ohne Wegweiser!

Nicht zu vergessen: Die Insel hatte nun einen Heringsschwanz (Wegweiser) aber immer noch keinen Namen. Deshalb kamen die Insulaner zusammen. Aus jedem Ort ein Insulaner. Es wurden viele Vorschläge gemacht. Keiner jedoch fand die Zustimmung aller. Deshalb beschloss die Versammlung, dass der nächste Vorschlag, den einer tun würde, der Name der Insel sein sollte. Kam ein Name? Nein, jetzt kam nur noch Schweigen. Und Stille. Stilles Schweigen, gemischt mit Schilfrascheln. Ab und zu Spatzengeschrei, Regenwurmstreit. So ging das eine Stunde, zwei, stundenlang. Da platzte einem Insulaner der Kragen. Weil er wütend war. Und mal dringend musste. Und die Bratkartoffeln zu Hause kalt wurden. Und er schrie:

O, SO DUMM!

Da klatschten alle. Waren total und hoch begeistert. Riefen Hurra! Das ist der Inselname. USEDOM! Und sie verwandelten sich schnurstracks in USEDOMER.

Du kannst diese Geschichte jedem Usedomer erzählen. Sie werden nicht sauergesichtig. Weil sie die Geschichte schon Einhundert und dreimal gehört haben und keine tumben Einfaltspinsel sind. Es wird gesagt: Die O-SODUMMER sind so dumm, dass sie aus jeder Möwenfeder und aus jedem Heringsschwanz Taler schütteln können. Wenn sie wollen. Und sie wollen!

TIPP:

Aufpassen, dass dein Taschengeld nicht wegfliegt wie eine Möwenfeder.

TIPP:

Jetzt und hier kommt der Supertipp! Er geht so oder besser schwimmt so, und zwar durch das ganze Reisebuch: Wer also angemüdet ist vom Dornbusch suchen, oder von anderen Entdeckungen oder dem Träumen, was da alles so plötzlich am Strand liegen könnte, macht: Badepause! Ostseebaden. Das ist Schwimmen, Plätschern, Prusten, Muscheltauchen, Blasenblubbern. Und auf dem Rücken liegen. Im Flachwasser. Die kleinen Wellen flüstern Fischgeschichten. Und der Himmel verträumt sich in ein freundliches Blau mit vielen eiligen Schäfchen!

DIE ZWEITE ENTDECKUNG

Von einem Teufelsfluss, einem geheimnisvollen Schnupfen-Gang und einer Fahrstuhl-Brücke

img

Ehe ich es vergesse und ehe der Teufel mit seiner Großmutter spricht, eine sehr wichtige Nachholung aus der ersten Entdeckung:

TIPP:

Nicht vergessen: Papas wertvolle Usedomkarte wieder richtig falten! Richtig falten ist eine Kunst! Und ins Fach schieben. Vorne rechts, Handschuhfach, auch ohne Handschuhe. Weil Ärger mit nicht richtiger Kartenfaltung besonders in den Ferien äußerst ungünstig ist. Drei Ausrufezeichen.

Jetzt nun sagte der Teufel zu seiner Großmutter: Zieh bitte ein paar Furchen. Dort sollen Brennnesseln wachsen, Melde, Kratz- und Ackerdisteln, Quecken, Hundsweizen. Das wird ein toller Streich zum Ärgern für die Menschlein!

Und des Teufels Großmutter zog. Aber für viele Furchen war sie zu faul. Und zu klapprig. Zog nur eine Furche, und die war krumm. Aber der schwarze Teufel vergaß die Furche.

Glück gehabt, dachten die Bauern und Fischer. Denn in der Furche sammelte sich Wasser: Regentropfen, Quellwasser und verschiedene Seen gaben auch ein paar Schluck oder Schlücke dazu. So wurde die Peene geboren. Sie trödelt oder „peent“ sich durchs Land. Weil Trödeln Spaß macht und es am Ufer viel zu sehen gibt.

Langsam und langsam, dann aber plötzlich verwandelte sich der Trödelfluss. Bekommt einen breiten Rücken, wird Strom und heißt Peenestrom. Und der fließt ins Achterwasser. Das ist das „hintere Wasser“, also hinter der Insel. Und das nennt sich Bodden. Sozusagen ein Brackwasserbauch. Klar? Wichtig ist, dass all das Wasser die Insel vom Festland trennt!

TIPP:

Baden im Achterwasser? Kein langer Sandstrand, aber stille Badebuchten. Die Wasserforscher sagen: Wer im Bodden badet, ist ein Warmbader. Stimmt, denn dort ist das Wasser wärmer: Ich habe davon nichts gemerkt, von den 1 bis 2 Grad. Leider.

TIPP: