DAS GROSSE MOTORRAD-TOURENBUCH
Auf Traumstraßen über 30.000 Kilometer quer durch die Republik
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Warum in die Ferne schweifen …
Im Überblick – eine kurze Begriffserklärung
REGION SÜDWEST
1Deutschlands wärmster Zipfel – Breisgau und Südschwarzwald
2Doc Brinkmann praktiziert nicht mehr – Schwarzwald
3Eine herrliche schwäbische Variante – Bodensee
4Unterwegs in Oberschwaben – Allgäu und Schwaben
5Allgäuer Höhepunkte – Allgäu
6Zwischen Pfaffenwinkel und Karwendel – Tölzer Land und Karwendel
7Surfen im Fünf-Seen-Land – Pfaffenwinkel und Fünf-Seen-Land
8Zu Besuch bei den Fuggern – Lechfeld und Augsburger Land
9Noch eine Portion Allgäu, bitte – Schwaben und Allgäu
10In Ulm und um Ulm herum – Schwaben und Schwäbische Alb
11Im Norden der Schwäbischen Alb – Nördliche Schwäbische Alb
12Kurvenreiche Kombi – Schwäbische Alb und Schwarzwald
13Auf den Fildern – Fildern und Albtrauf
14Den Schwarzwald gilt’s zu komplettieren – Schwarzwald und Baden
15Zwischen Rhein und Odenwald – Oberrhein und Odenwald
REGION WEST
16Tief im Pfälzer Wald – Pfalz und Weinstraße
17Eine süchtig machende Kombi – Pfälzerwald und Weinstraße
18Das geben wir nicht her! – Mosel und Hunsrück
19Hunsrück satt – Hunsrück
20Eine perfekte Mischung – Taunus und Hunsrück
21Ein Versprechen! – Rhein und Hunsrück
22Nicht nur Weinfans schwärmen – Mittelrhein
23Pflichttermin im Wald – Taunus
24Immer an der Lahn lang – Taunus und Westerwald
25Eine Flussfahrt mit Schlenkern – Mosel
26Ein deutscher Pflichttermin – Eifel
27Viel mehr als nur Bäume – Westerwald und Siegerland
28Das historische Siegerland – Sieger- und Sauerland
29Auf Tuchfühlung mit dem Pott – Bergisches Land
30Zwischen Wuppertal und Olpe – Bergisches Land und Sauerland
31Heimat deutscher Sagen und Märchen – Weserbergland
32Unterwegs bei Freunden – Hessisches Bergland
33Alles gelogen? Keinesfalls! – Leinebergland
34Im Rattenfängerland – Leinebergland und Weserbergland
35Das Münsterland – nicht nur für Heizer – Münsterland
36Ein letzter Blick in den Pott – Ruhrgebiet
37In Deutschlands berühmtestem Waldstück – Teutoburger Wald
38Westfälische Heimat – Osnabrücker Land
39Zwischen Heide und Heidschnucken – Lüneburger Heide
40Die Heide auf Schleichwegen – Lüneburger Heide
REGION NORD
41Zum Holland-Blick – Emsland
42Weites Land – Emsland und Osnabrück
43Kurvenparadies Ostfriesland – Beweis Nr. 1 – Ostfriesland
44Kurvenparadies Ostfriesland – Beweis Nr. 2 – Ostfriesland
45Geschichtsreiche Weser – Wesermarsch
46Zwischen den Strömen – Cuxhaven
47Zwischen Geest und Marsch – Elbmarschen und Nordseeküste
48Hamburg ahoi! – Hamburg
49Im Süden des Nordens – Nordfriesland
50Im richtig hohen Norden – Nordfriesland
51Ihre Punkte, bitte – Flensburger Land
52Zwischen den Meeren – Schleswig-Holstein, Flensburger Land
53Auf dänischem Boden? – Dänischer Wohld
54Zu Fisch und Marmelade – Ostholstein mit Fehmarn
55Hinterm Eisernen Vorhang – Nordwest-Mecklenburg
56Wo die Ostseewellen branden – Ostseeküste
57Besuch auf Rügen – Vorpommern, Rügen
58An der Pommerschen Bucht – Greifswald
59Einmal Seenplatte plus Garnitur – Uckermark und Mecklenburger Seenplatte
60Weil es so schön war … – Mecklenburger Seenplatte
REGION OST
61Abwechslungsreiche Grenzerfahrung – Ludwigslust-Parchim
62Von Flüssen und Seen – Mecklenburger Seenplatte
63Runde um die Hauptstadt – Berlin
64Grüße nach Polen – Uckermark und Oberland
65Die Wiege Preußens – Altmark
66Im Süden viel Neues – Jerichower Land
67Bitte einmal Nachschlag – Jerichower Land
68Herrliche Börde – Magdeburger Börde und Salzlandkreis
69Zwischen Potsdam und Dessau – Potsdam
70Rund ums Schenkenländchen – Spree und Oder
71Zwischen Spree und Neiße – Spreewald
72Zwischen Nieder- und Oberlausitz – Lausitz
73Harzer Genüsse – Teil 1 – Harz
74Harzer Genüsse – Teil 2 – Harz
75Thüringen auf Schleichwegen – Thüringen
76Waldspaziergang – Thüringer Wald
77Ganz tief im Osten – Sächsische Schweiz
78Zu Burgen und Bären – Sächsisches Burgen- und Heideland
79Erzgebirge und mehr – Erzgebirge und Vogtland
80Grenzerfahrung – Vogtland
REGION SÜDOST
81Entspannte Grenzlandtouren – Fichtelgebirge
82Vergesst das Original! – Fränkische Schweiz
83Ohne Gefahr für Leib und Leben – Haßberge
84Ab in die Wälder – Rhön und Spessart
85Ein wenig Spessart, ein wenig Tauber – Main- und Taubertal
86Unterwegs in Raubritters Heimat – Taubertal und Hohenloher Land
87Vom Steigerwald zur Frankenhöhe – Steigerwald
88Nahtlose Bräune auch für Biker – Altmühltal und Fränkisches Seenland
89Pflichttermin ganz im Südosten – Bayerischer Wald, Nordteil
90Schon wieder nix als Bäume? – Böhmerwald, Oberpfälzer Wald
91Zwischen Regen und Naab – Pfälzer Seenland
92Zum Mittelpunkt Bayerns – Altmühltal
93Wo einst ein Meteorit einschlug – Altmühltal und Nördlinger Ries
94Rund um Donau und Lech – Augsburg
95Auch für Biker ein Genuss – Hallertau
96Im Reich der »Rosenheim-Cops« – Rosenheimer Land
97Das noch fehlende Eck Bayerischer Wald – Bayerischer Wald
98Zwischen Inn und Isar – Das Bäderdreieck
99Eine Runde Chiemgau – Chiemgau und Berchtesgadener Land
100Auf zum »Finale grandioso«! – Berchtesgadener Land
Anhang
Register
Impressum
Die 100 schönsten Motorradtouren Deutschlands in einem einzigen Buch zu vereinen, das ist ein wahrlich mächtiges Projekt. Ein Projekt, auf dessen Realisierung Klaus Hinterschuster und ich viele Jahre hingearbeitet haben. Denn Deutschland ist eines der schönsten, vielfältigsten und auch historisch wertvollsten Länder dieser Erde. Davon schwärmten ja schon reisefreudige »Kollegen« wie Johann Wolfgang von Goethe oder auch Friedrich Schiller. Und dass Klaus und ich nach weit über 25 Jahren als Motorradfahrer hauptsächlich die Kurven Europas, die Kurven außerhalb Deutschlands mit den Fußrasten signiert haben, gab dann den letzten Ausschlag, dieses Deutschland-Projekt endlich anzugehen.
Et voilà, nach über zwei Jahren Recherche im Mopedsattel sowie ungezählten Stunden am PC ist es vollbracht: In Ihren Händen liegt das neue Standardwerk aller Motorradtouren in Deutschland. Ein Bündel aus 100 komplett durchgeplanten Tages- und/oder Wochenendtouren, die Sie, liebe Leser, zu den schönsten, den spannendsten und vor allem auch zu den geschichtsträchtigsten Plätzen unserer Republik führen werden. Vom sonnenverwöhnten Allgäu bis zu den unendlich weiten Nord- und Ostseestränden, direkt aus den Höhenzügen von Eifel, Westerwald und Sauerland hinein in die auch heute noch herrlich andersartigen Tourenreviere des Ostens geht unsere Reise.
100 tagesfüllende Rundtouren zwischen 200 und knapp 400 Kilometern Länge warten auf Sie, ausgehend von 49 handverlesenen Standorten, damit Sie die Erkundung Deutschlands auch vollkommen gepäckbefreit antreten können. Summa summarum erleben Sie in diesem Buch nicht weniger als 30 055 Kilometer pures Vergnügen im Mopedsattel. Ein Vergnügen, garniert mit einem einzigartigen Sightseeing-Programm aus bekannten und auch recht unbekannten Höhepunkten unseres Landes, mit 150 erlebenswerten Einkehr- und 100 gemütlichen Übernachtungstipps, mit 49 ausgesuchten Campingplätzen sowie satten 189 aktiven Bikertreffs. Und nicht zu vergessen: unseren Kombinationsvorschlägen, die eine Verknüpfung mehrerer – oder aller – Touren dieses Buchs zu einem organisatorischen Kinderspiel machen.
Denn so sehr uns auch die Ferne locken mag, ebenso sehr kann uns die unendliche Vielfalt Deutschlands begeistern. Gerade auch im Mopedsattel. Wie sinnierte schon Goethe einstmals über das Glücklichwerden: »Willst Du immer weiter schweifen – sieh, das Gute liegt so nah.« Genau so ist es.
Ganz viel Spaß mit diesem Buch wünschen
Klaus Hinterschuster und Heinz E. Studt
Bundesland Das Bundesland, in dem der Schwerpunkt der betreffenden Tour verläuft.
Region Die Region oder Landschaft, durch die ein Großteil der betreffenden Rundreise führt.
Empfohlener Tourenstandort Hier haben wir bewusst Orte und Städte ausgewählt, die einerseits im Verlauf jeder Tour liegen, andererseits aber auch abseits des Motorradsattels einen erlebenswerten Genuss bieten, sei es kulinarisch, historisch oder auch kulturell. Natürlich können Sie alle 100 Rundtouren von jedem beliebigen Punkt aus starten.
Hotelempfehlungen Hierbei haben wir Hotels und Gasthöfe berücksichtigt, die wir aus eigener Erfahrung oder aber aus den Empfehlungen von motorradfahrenden Freunden und Bekannten ruhigen Gewissens vorschlagen können. Preislich decken die Häuser beinahe die gesamte Spanne ab, besitzen aber stets ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis. Das können je Tourenstandort auch unterschiedliche Adressen sein.
Länge in km Die Gesamtlänge jeder Tour haben wir anhand unserer Aufzeichnungen sowie mit Garmins Kartensoftware MapSource respektive BaseCamp und MotoPlaner.de ermittelt.
Fahrzeit insgesamt Hierbei wurde grundsätzlich nur die reine Fahrzeit anhand des Straßenprofils der jeweiligen Tour berücksichtigt, geschätzt anhand der Durchschnittsgeschwindigkeit eines Gelegenheits-Motorradfahrers. Individuelle Sightseeing- und Einkehr-Stopps müssen gegebenenfalls noch hinzuaddiert werden. Und echte »Heizer« sind natürlich deutlich schneller beim nicht minder erlebenswerten Abendprogramm angelangt.
Einkehrtipp am Mittag Dieser in der Regel am eigenen Leib getestete Tipp liegt auf gut halber Strecke einer Tagestour und sollte exakt in dem Moment vor Ihrem Windshield auftauchen, wenn der Hunger beginnt an der Konzentration zu nagen. Unsere abendlichen Einkehrtipps für den jeweiligen Tourenstandort haben wir in der Regel am Ende des jeweiligen Kapitels eingebaut.
Kombinationsmöglichkeit Berücksichtigt und empfohlen werden nur Touren-Kombinationen, die in einem Umkreis von 100 Kilometern um den aktuellen Tourenstandort erreichbar sind.
Beliebte Motorradtreffs Darin enthalten sind Treffs entlang der Route oder in ihrem unmittelbaren Umfeld, die wir selbst erlebt haben oder die uns genannt und empfohlen wurden und deren Existenz wir bei der Recherche zu diesem Buch ganz aktuell bestätigt bekamen. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit – wenn Sie weitere empfehlenswerte Treffpunkte entlang unserer Touren wissen, schreiben Sie uns gern – wir nehmen diese Adressen dann in die kommenden Neuauflagen auf. Dankeschön! Und falls Sie sich vor Ort selbst spontan auf die Suche machen wollen, kann Ihnen die Website www.biker-treff.de eine Hilfe sein.
Ortschaften/Städte Führen die Touren durch Ortschaften oder Städte, so sind in den GPS-Datensätzen jeweils die offiziellen Zentren angesetzt, um die sich in der Regel auch die jeweiligen Sehenswürdigkeiten drapieren bzw. in fußläufiger Entfernung erreichen lassen. So kann jeder Benutzer seinen individuellen Wunsch nach Sightseeing und/oder Einkehr realisieren, sollte den dafür nötigen Zeitaufwand aber der betreffenden Fahrzeit jeder Tour hinzuzurechnen.
Für den angebotenen Download der GPS-Datensätze jeder Tour gilt: GPS-Datensätze im allgemein nutzbaren Format GPX werden über die Verlags-Website zur Verfügung gestellt. Für die eventuell nötige Umwandlung in andere gerätespezifische Formate empfehlen unsere Autoren die kostenlosen Angebote der Website www.gpsies.com.
Der Südwesten Deutschlands beherbergt nicht nur die wärmste Ecke unserer Republik – den Breisgau, in dem unser alljährlicher Saisonstart bereits im Februar gelingen kann –, sondern mit Schwarzwald und Rheintal auch zwei der schönsten und prägendsten deutschen Landschaften. Gerade die Kontraste zwischen der weiten, sonnenverwöhnten, ja lieblichen Rheinebene und den dicht bewaldeten, oftmals auch heute noch rauen Höhen des Schwarzwalds schenken uns einen ganz besonderen Genuss – natürlich auch fahrerisch. Apropos Genuss: Richtung Bodensee – dessen Umrundung natürlich als Pflichttour in dieses Buch gehört – erwarten uns mit dem Allgäu und mit Schwaben zwei weitere Tourenreviere, wie sie landschaftlicher und auch kulturell kaum abwechslungsreicher sein könnten.
Im Breisgau beginnt der Frühling auch für Motorradfahrer so früh wie nirgendwo sonst im Land.
TOUR-CHECK
Region: Breisgau und Südschwarzwald
Empfohlener Tourenstandort: Freiburg
Hotelempfehlung: Hotel am Stadtgarten, Karlstr. 12 in Freiburg, www.hotelamstadtgarten.de
Länge in km: 330
Fahrzeit insgesamt: 6 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Restaurant Jägerstüble, Hornberg 27 in Todtmoos
Kombinationsmöglichkeit: Mit Tour 2
Beliebte Motorradtreffs: Am Schauinsland-Parkplatz nahe der Bergstation; am Titisee-Parkplatz am See; auf dem Gipfelparkplatz am Blauen bei Badenweiler
Bereits die allererste Tour dieses Buchs füllt mit über 300 Kilometern Länge einen Tourentag randvoll. Beginnen wir mit einer ausgiebigen Kurvenhatz am Ostrand der gewaltigen Rheinebene. Über Bad Krozingen und Staufen wedeln wir Richtung Badenweiler mit seinen zahlreichen Relikten aus längst vergangenen Zeiten: 200 Jahre lang kurten hier die Römer in den heißen Quellen, ihre sehenswerte Thermenruine gilt als die größte und kostbarste nördlich der Alpen.
Den ersten Aussichtspunkt erreichen wir mit dem Aufstieg zum Blauen, einem mit 1165 Metern Höhe auch bei Bikern äußerst beliebten Hügel samt Berggasthaus, Übernachtungsmöglichkeiten und einem Blick bis hinüber zu den Vogesen, dem Schweizer Jura und den Alpen.
Eisenbahnfreunde zieht es dann Richtung Kandern zur berühmten Kandertalbahn mit ihren historischen Dampfloks und Waggons; alljährlich am 1. Mai beginnt dort die Saison, ein Erlebnis für Groß und Klein. Lörrach ist bald darauf der südlichste Punkt unseres Tages, das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Markgräflerlands nennt sich selbst gern auch »Toskana Deutschlands«: Malerische Märkte inmitten eines wunderschönen Stadtkerns sowie unzählige Straßencafés verströmen tatsächlich einen satten Hauch des Südens.
Über Schopfheim, das idyllische Wiesental und unzählige Rechts-links-Kombinationen erreichen wir Todtmoos, eines der sehenswerten touristischen Zentren des Südschwarzwalds. Weiter gen Osten, gleich hinter St. Blasien, taucht dann urplötzlich der Schluchsee vor uns aus dem dunklen Tann. Der größte See im Schwarzwald ist immerhin 62 Meter tief und ein beliebtes Bade- und Segelrevier.
Am Nordrand des Sees verlassen wir die Uferstraße und erreichen über Menzenschwand und Bernau das beschauliche Städtchen Todtnau, an dessen Ostflanke uns der vorletzte Höhepunkt des heutigen Tages erwartet: der Feldberg. Okay, er ist nicht besonders hübsch, seine Pisten sind auch nicht besonders anspruchsvoll, und oben am Gipfel erwartet uns vergleichsweise wenig – dennoch: Er ist der bekannteste Berg des Schwarzwalds, ja sogar die höchste Erhebung aller deutschen Mittelgebirge, und er gehört damit auf jeden Fall erwähnt.
Via Hinterzarten, das Höllental und Kirchzarten erreichen wir zu guter Letzt den Schauinsland im Süden Freiburgs, der in früheren Zeiten wegen des Silberbergbaus auch »Erzkasten« genannt wurde. Spätnachmittags führt uns nun eine kurvenreiche Piste bis hinauf zur Bergstation der Schauinsland-Bahn. Aber Achtung: An Wochenenden und Feiertagen ist die Straße für Biker tabu! Ob Sie dann hier oder in Freiburg den Tag ausklingen lassen – Sie dürfen frei entscheiden.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, mag möglich sein. Den Schwarzwald ohne Glottertal zu bereisen, wäre glatt strafbar.
TOUR-CHECK
Region: Schwarzwald
Empfohlener Tourenstandort: Freiburg
Hotelempfehlung: Hotel Classic, Gundelfinger Str. 27b in Freiburg, www.hotel-classic-freiburg.de
Länge in km: 300
Fahrzeit insgesamt: 5–6 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Restaurant Turm Bräu am Marktplatz 64 in Freudenstadt
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 1, 12, 13, 14
Beliebte Motorradtreffs: Bierstüble Zum Uhrenträger in Schonach bei Triberg; am zentralen Parkplatz in Freudenstadt
Falls Sie auf Tour Nr. 1 keine Gelegenheit mehr hatten, unseren Tourenstandort zu genießen – heute dürfen Sie es. Doch zunächst einmal gönnen wir uns einen langen Tag im Mopedsattel, huschen über Kirchzarten und Sankt Peter umgehend zum ersten Höhepunkt des Tages: dem legendären Glottertal. Und gleichwohl Doc Brinkmann längst nicht mehr praktiziert, hat das Tal auch nach dem Ende der berühmtesten deutschen Ärzte-Soap »Schwarzwaldklinik« noch viel Sehenswertes zu bieten, z. B. den Scharbachhof, etwas abseits, in unmittelbarer Nachbarschaft zur TV-Schwarzwaldklinik. Beim Schaubrennen in der Hausbrennerei können Sie live zusehen, wie Obstbrände aus den Früchten alter Glottertaler Streuobstwiesen destilliert werden. Apropos Klinik: Die heißt in Wirklichkeit »Carlsbau im Glottertal« und gehört seit 2013 einem Wohlfahrtsverband. Eine Besichtigung ist nicht mehr möglich.
Über Denzlingen erreichen wir Waldkirch im Schwarzwald, dessen historischer Kern alle drei Jahre ins Mittelalter zurückversetzt wird. Mit Rittern und Burgfräulein, mit Landsknechtlager, Spielleuten, Gauklern und Fanfarenzügen entsteht immerhin das größte Mittelalterfest Südbadens. Das nächste Mal übrigens 2018. Toll!
TOUR-TIPP
Die Geburt einer Kuckucksuhr
Es war vor über 250 Jahren. Inmitten der unwirtlichen Winterlandschaft des Schwarzwalds hatten sich die Bauersleute im Höfle bei Schönwald in der einzigen beheizten Stube versammelt. Die Frauen flochten Stroh, zupften Wolle oder spannen. Die Männer erledigten die derben Arbeiten, schnitzten Schindeln, reparierten die Gerätschaften. Im kleinen Häuslein, welches zum Hof gehörte, lebte seit einiger Zeit der Uhrmacher Franz Ketterer, genannt der Treyer-Franz, ein etwas komischer Kauz. Bereits seit vielen Wochen tüftelte der an einer geheimen Erfindung, und heute sollte der große Tag sein, an dem er sie den Bauersleuten zeigen wollte. Spät am Nachmittag dieses trüben Wintertages erklang es dann aus der Uhr des Treyer-Franz’ zum ersten Mal »Kuckuck« – die Geburtsstunde der berühmten Schwarzwälder Kuckucksuhr hatte geschlagen. Zusammen mit Simon Dilger aus Schollach gilt Franz Ketterer somit als einer der überlieferten Väter der Schwarzwälder Uhrmacherei.
Durch das romantische Simonswälder Tal geht es zur berühmten Hexenlochmühle; vorbei an Wasserfällen und durch geheimnisvolle Wälder schwingt unsere kurvenreiche Straße. Einst lieferte der Wald das wichtige Brennholz für die Glasbläserei, später wurde der Bau von Uhren ein wichtiger Wirtschaftszweig. Davon können auch Furtwangen und sein Uhrenmuseum viel erzählen: Über 1000 Uhren und ein wohl einzigartiges Planetarium lassen nicht nur die Tradition des im 19. Jahrhundert so bedeutenden Gewerbes wieder lebendig werden, es wird auch die ganze Geschichte der Zeitmessung nacherzählt. Hochinteressant!
So wie im quirligen Städtchen Triberg, das sich ganz dem wichtigsten Exportschlager des Schwarzwalds verschrieben hat: der legendären Kuckucksuhr. Im Zentrum Tribergs kann man sie nahezu haushoch erleben und in allen nur erdenklichen Größen kaufen. Doch Triberg besitzt auch noch ein weiteres Highlight, ein Geschenk der Natur: den höchsten Wasserfall Deutschlands mitten im Ort. Dass bereits ein erster Blick auf dieses Naturschauspiel Eintritt kostet – Schwamm drüber, dafür wird das Wässerchen ja abends auch beleuchtet.
Das nördlich folgende Hornberg hingegen verewigte sich auf ganz andere Art in der deutschen Geschichte: 1564 hatte sich der Herzog von Württemberg in Hornberg zu einem Überraschungsbesuch angesagt. Es herrschte große Aufregung in der Stadt, der hohe Herr sollte mit allen Ehren empfangen werden. Auch die Stadtkanonen wurden geputzt, um ordentlich Salut zu ballern. Plötzlich näherte sich aus der Ferne eine große Staubwolke, die Menschen jubelten, und die Kanonen donnerten, was das Zeug hielt. Als alles Pulver verschossen war, lösten sich aus der herannahenden Staubwolke eine Postkutsche, ein Krämerkarren und eine Herde Rindviecher. Der hohe Herr kam erst viel später, doch da hatten die Hornberger ihr gesamtes Pulver bereits verschossen … Alljährlich in den Sommermonaten zeigen die Hornberger Bürger auf ihrer Freilichtbühne im Storenwald erneut den Ursprung dieses berühmten deutschen Sprichworts.
Über das nicht minder sehenswerte Schramberg und das berühmte Städtchen Alpirsbach mit einer der ältesten Brauereien Deutschlands erreichen wir nachmittags dann Freudenstadt. 1599 erteilte Herzog Friedrich von Württemberg den Befehl, eine »Planstadt der Renaissance« nach geometrischem Vorbild eines Mühlespiels zu bauen. Im Mittelpunkt sollte ein mächtiges Residenzschloss stehen, umgeben von Arkaden und Eckgebäuden, streng im rechten Winkel. 1601 wurde der Grundstein von Freudenstadt gelegt, doch bereits 1608 starb Herzog Friedrich und mit ihm der in weiten Teilen unvollendete Traum einer großen Residenzstadt. Und gleichwohl das bereits Geschaffene in einem großen Brand von 1632 zur Hälfte vernichtet wurde, ist das heutige Freudenstadt immer noch eine der städtebaulichen Perlen des Nordschwarzwalds.
Über Bad Rippoldsau und einen Abstecher hinauf zum Kniebis – wenn Sie mögen – erreichen wir sodann Wolfach, einst das Zentrum der Kinzigflößerei, die den Menschen für eine wahrlich knochenharte Arbeit recht bescheidenen Wohlstand brachte. Wolfachs Anblick wird geprägt vom 600 Jahre alten Schloss sowie dem hoch aufragenden, mit Fresken reich bemalten Rathaus. Das Untere Tor, eines der letzten Relikte der einst mächtigen Stadtbefestigung, bildet den Eingang zur Wolfacher Hauptstraße, die mit ihren zahlreichen Geschäften und Straßencafés zum Bummeln und Einkehren einlädt. Und in der nahen Dorotheenhütte, der letzten Glasmanufaktur des Schwarzwalds, zeigen die Glasbläser, wie aus Feuer und Sand funkelndes Bleikristall entsteht.
TOUR-TIPP
Freiburg
Die viertgrößte Stadt Baden-Württembergs ist weithin bekannt als die wärmste und sonnenreichste Ecke Deutschlands. Doch die Stadt hat noch viel mehr zu bieten: Schlendern Sie abends gemütlich durch das historische Zentrum, und erfahren Sie bei einer Führung alles über die »Freiburger Bächle und Gässle«, über die bunten Rheinkiesel-Mosaike oder über den Münsterplatz. Und anschließend gönnen Sie sich einen ausgiebigen Einkehrschwung in den Freiburger Szenelokalen, z. B. in der Hausbrauerei Feierling in der Gerberau 56 – so klingt ein Tourentag perfekt aus.
Grob Richtung Westen führt uns das Kinzigtal dann hinüber zur mächtigen Rheinebene, wo wir über Seelbach und Emmingen ins Gebiet des Kaiserstuhls fahren. »Ich bin hier sehr an der Luft, Schlafen, Essen, Trinken, Baden, Reiten, Fahren, war so ein Tag hier der selige Inhalt meines Lebens«, schwärmte der eingangs bereits erwähnte Johann Wolfgang von Goethe vor über 200 Jahren von seinem Aufenthalt in Emmendingen. Die Kreisstadt mit ihrer schönen Altstadt, sehenswertem Marktplatz und prächtigen Bürgerhäusern begeistert wohl jeden Besucher. Die mittelalterliche Ruine Hochburg, das Markgrafenschloss mit Stadtmuseum sowie das Schlosserhaus in der Landvogtei zeugen von längst vergangenen Tagen. Auch von jenen Tagen im Jahr 994, als Kaiser Otto III. hier vorbeikam und am Rande eines stolzen Gebirgszugs einen seiner berühmten Gerichtstage abhielt. 560 Meter hoch soll jener Kaiserstuhl heute noch sein, der damals seinen Namen erhielt.
In Freiburgs Altstadt endet dann unser Tourentag, und uns bleibt nun noch genügend Zeit für anderweitige Genüsse.
Den Bodensee, das »Schwäbische Meer«, einmal zu umrunden, gehört unbedingt ins Lebens-Roadbook eines jeden Bikers – nur vielleicht nicht gerade im Juli und August …
TOUR-CHECK
Region: Bodensee
Empfohlener Tourenstandort: Friedrichshafen
Hotelempfehlung: Holiday Inn Express, Allmannsweilerstr. 79 in Friedrichshafen, www.ihg.com - Ort: Friedrichshafen
Länge in km: 360
Fahrzeit insgesamt: 6–7 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Molen-Café in der Karl-Wolf-Str. 5 in Radolfzell
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 4, 5, 9, 12
Beliebte Motorradtreffs: In Lindau am historischen Hafen; in Arbon am Hafen
Eine genüssliche Runde um den Bodensee ist fahrerisch keine anspruchsvolle Aufgabe, aber ohne Zweifel eine der landschaftlich und kulturell abwechslungsreichsten Touren, die Süddeutschland uns Bikern zu bieten hat. 536 Quadratkilometer groß, geheimnisvolle 250 Meter tief, gut 63 Kilometer lang und bis 14 Kilometer breit – die nackten Daten von Deutschlands größtem See seien kurz noch erwähnt, dann geht es auch schon los.
Gleich zu Beginn gilt es, eine wichtige Entscheidung zu treffen: im oder entgegen dem Uhrzeigersinn den See umrunden? Mein Tipp: Außerhalb der Sommerferienzeit stets so wie hier beschrieben. Immer am deutschen Ufer entlang geht es also über Immenstaad nach Meersburg, das sich reizvoll über die steilen Rebhanglagen zieht und, reich an barockem Ambiente, mit einer Vielzahl an gemütlichen Cafés, Restaurants und Einkehrmöglichkeiten aufwartet.
Auch das sehenswerte Überlingen empfängt uns wenig später mit weit offenen Armen. Durch das Franziskanertor, einen der schönsten Torbauten der gesamten Region, schwingen wir hinein in das Herz der historischen Altstadt und zum Landungsplatz, der quirligen Schiffsanlegestelle mit ihren Cafés, Promenaden, Andenkenläden und haushohen Kunstwerken.
Ein letztes Mal wählen wir nun die B 31 um den Westzipfel des hier »Überlinger See« heißenden Bodensee-Abschnitts herum – wenn Sie mögen, mit einem Abstecher hinauf ins Kontrastprogramm Meßkirch und Tuttlingen –, dann pendeln wir um das Südufer des Sees Richtung Staad und genießen dabei den Blick auf die berühmte Insel Mainau, für deren Besichtigung Sie allerdings mindestens drei Stunden einkalkulieren müssen.
Von Radolfzell aus kommt dann das Schweizer Ufer des Bodensees bereits in Sicht, und auf landschaftlich schöner Route geht es südlich über Iznang und Gundholzen zur Grenze nach Stein am Rhein mit seinen herrlich bemalten Bürgerhäusern und einer spannenden Geschichte.
Falls es Ihr Zeitplan erlaubt, böte sich nun noch ein Abstecher Richtung Schaffhausen an, um dort den Wegweisern zum Rheinfall zu folgen, dem bekanntesten Naturschauspiel der Region: 150 Meter breit und 20 Meter hoch, stürzen hier pro Sekunde bis zu 800 Kubikmeter Wasser in die Tiefe – ein grandioser Anblick.
Zurück in Stein am Rhein widmen wir uns dem so andersartigen Schweizer Bodenseeufer. Auf der Kantonstraße 13 erreichen wir Kreuzlingen und das deutsche Konstanz, bewacht von der drallen und recht freizügigen »Imperia«, einer neun Meter hohen und satte 18 Tonnen schweren drehbaren Frauenskulptur unten im Hafen.
Echte Schweizer Beschaulichkeit mit unzähligen Blicken auf das Wasser bietet der letzte Teil unserer Reise Richtung Romanshorn und Arbon. Wenige Kilometer weiter geht es dann über die Grenze nach Österreich, mittenmang hinein ins bildhübsche Städtchen Bregenz. Und in Lindau am historischen Hafen oder in Friedrichshafen direkt am See lassen Sie diese aussichtsreiche Rundreise dann mit einem langen Blick auf Deutschlands größten und vielleicht sogar schönsten See ausklingen.
Nicht nur der Bodensee ist ein Erlebnis, auch sein Hinterland kann selbst verwöhnte Reisende begeistern.
TOUR-CHECK
Region: Allgäu und Schwaben
Empfohlener Tourenstandort: Friedrichshafen
Hotelempfehlung: Gasthof Hotel Goldener Hirsch, Charlottenstr. 1 in Friedrichshafen, www.gold-hirsch.de
Länge in km: 245
Fahrzeit insgesamt: 4–5 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Restaurant-Café Scala in der Wurzacher Str. 55 in Bad Waldsee
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 3, 5, 9, 10, 12
Beliebte Motorradtreffs: Gasthof Adler in Hohenbodman westlich von Altheim
Wir beginnen mit einem Blick hinüber ins Allgäu und huschen dann über Tettnang mit seinem sehenswerten Schloss sowie über Elmenau und Neukirch nach Wangen im Allgäu mit seiner malerischen Altstadt und unzähligen historischen Brunnen. »In Wange bleibt ma hange!«, schwärmen die Einwohner – wir aber zumindest heute nicht. Auf dem Weg gen Norden gönnen wir uns erst einmal einen langen Blick auf die hoch aufragende Waldburg, eine schnuckelige Reichsfürsten-Stammburg aus dem 11. Jahrhundert.
Auch Wolfegg eine Handvoll Kurven später lohnt einen Boxenstopp, zählt das Dorf doch zu den schönsten in Baden-Württemberg. Natürlich ebenfalls verziert mit einem imposanten Schloss samt Rittersaal und lustiger Ahnengalerie.
Auf einsamen Landstraßen durch Wälder und vorbei an Fischteichen schwingen wir weiter gen Norden und erreichen Bad Wurzach. Das älteste Moorheilbad Baden-Württembergs kann auch Motorradfahrer mit chronisch verspannten Schultern begeistern – bedenken Sie aber, dass so ein Moorbad rechtschaffen müde macht. Und wir haben ja noch eine ordentliche Portion Kurvengemenge vor uns …
Auf der B 465 sowie der B 30 gönnen wir uns eine kräftige Prise aus dem Drehzahlkeller des Motorrads und erreichen Bad Waldsee, eine kerngesunde Kombination aus Moor-, Kneipp- und Thermal-Heilbad mit hübscher Altstadt und zahlreichen Cafés für einen Boxenstopp.
Gemütlich und genüsslich geht es anschließend weiter auf verkehrsarmen Landstraßen über Bad Schussenried nach Aulendorf im Herz von Oberschwaben. Der Marktflecken am Rand des Schussentals lockt ebenfalls mit Thermen sowie mit einem Schloss, das heute noch sechs verschiedene Baustile zu einem einzigartigen Sammelsurium vereint.
Noch einmal gönnen wir uns eine ausgiebige Hatz über kurvenreiche Landstraßen und pendeln über Tannweiler, Enzis- und Engenreute nach Weingarten und Ravensburg im Schussental. Im »schwäbischen Nürnberg«, wie sich Ravensburg aufgrund seiner zahlreichen historischen Türme auch gern nennt, herrscht seit über 4000 Jahren ein quirliges Leben. Schon in der Steinzeit lebte der Mensch hier gern, verwöhnt vom milden Klima des Bodensees, der nur noch gute 17 Kilometer entfernt ist. Sehenswert ist vor allem die mittelalterlich anmutende Altstadt, in der Sie den mittäglichen Einkehrschwung zelebrieren können.
Gut gestärkt geht es anschließend hinaus in die Landschaft. Über Wilhelmsdorf, Illmensee und Heiligenberg und durch eine herrliche Symbiose aus Auen, Wäldern und Dörfern erreichen wir das bildhübsche Städtchen Salem mit Schloss und berühmter Internatsschule. Doch das Beste: Alle Wege nach Salem führen kurvenreich durch eine Landschaft, in der wir unserem Motorrad genüsslich die Zügel lang lassen können. Immer auf Sichtweite zum Bodensee fahren wir so am späten Nachmittag über Bermatingen und Markdorf zurück zu unserem Tourenstandort in Friedrichshafen – und dort vielleicht direkt zu unserem Einkehrtipp »s’Wirtshaus am See« in der Seestraße 18. Guten Appetit!
Natürlich gehört das Allgäu in diesen Motorrad-Reiseführer – umso mehr, als wir hier zwei der raren Pässe Deutschlands finden.
TOUR-CHECK
Region: Allgäu
Empfohlener Tourenstandort: Garmisch-Partenkirchen
Hotelempfehlung: Hotel Gasthof Drei Mohren, Ludwigstr. 65 in Garmisch-Partenkirchen, www.dreimohren.de
Länge in km: 310
Fahrzeit insgesamt: 6 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Restaurant im Terrassenhotel, Alpenblickweg 2–3 in Isny
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 3, 4, 6, 7, 8, 9, 100
Beliebte Motorradtreffs: BMW Days Anfang Juli in Garmisch-Partenkirchen; an der Plansee-Uferstraße; am zentralen Parkplatz am Oberjoch sowie an der »Applauskurve« etwas westlich; im Café Edelweiß in Ettal
Unser Basisort Garmisch-Partenkirchen am Fuß der Zugspitze gehört nicht nur alljährlich Anfang Juli bei den berühmten »BMW MotorradDays« uns Bikern – das umliegende »Goldene Landl« wie auch das Allgäu sind vom Frühling bis in den Spätherbst hinein ein prächtiges Tourenrevier.
Richtung Oberau und Ettal geht es zunächst gen Norden. Imposant begrüßt uns die gewaltige Klosteranlage Ettals mitten im Ort, deren Bekanntheit auch auf den leckeren Bieren und Likören aus der klostereigenen Brauerei-Destillerie basiert. Von der Pest gebeutelt, hatten die Einwohner des nahen Oberammergau 1633 gelobt, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen – 2020 ist es wieder so weit.
Schauen Sie sich unbedingt im Ortskern um, es lohnt sich. So wie auch der Boxenstopp an der berühmten Wieskirche vor Steingaden, die sogar eingefleischte Atheisten begeistert und als perfektes »Vorspiel« für des Märchenkönigs Lustschlösser dient. Die erwarten uns nämlich am Ende eines aussichtsreichen Kurvengemenges noch vor den ersten Häusern Füssens. Linker Hand am Berg liegt Neuschwanstein, weltberühmtes Erbe von Bayerns König Ludwig II. Gleich nebenan erwartet uns dann Ludwigs Sommerresidenz Hohenschwangau, bevor wir uns Füssen selbst widmen. Wie justament dem Mittelalter entsprungen, präsentiert sich die alte Handelsstadt direkt unterhalb des Hohen Schlosses vor unserem Windshield – herrlich!
Gleiches gilt auch für den Blick auf den im Norden der Stadt liegenden Forggensee, dessen Westuferstraße uns mit vielen Schlenkern nach Kempten bringt, jener 2000 Jahre alten Perle des Allgäus mit fast schon italienischem Flair. Isny, ein mittelalterliches Juwel an der Oberschwäbischen Barockstraße, begeistert mit originaler Stadtmauer, Wehrtürmen, Bürgerhäusern, Kirchen und einem Schloss. Wie wäre es jetzt mit einem Einkehrschwung?
Die berühmte Deutsche Alpenstraße empfängt uns in Oberstaufen, und wenngleich sie eine verkehrsreiche Verbindungsstraße ist, lohnt sich die Weiterfahrt darauf Richtung Immenstadt und Sonthofen allein schon wegen des einzigartigen Panoramas. Und dann liegt er vor uns: Pass Nr. 1 dieses Buchs, das Oberjoch. Der Aufstieg von Bad Hindelang aus beinhaltet echte Spitzkehren, die in Teilen sogar anspruchsvoll verlaufen. Das 1150 Meter hoch gelegene Joch ist der bekannteste Bikertreff des Allgäus und Pflichttermin jeder Süddeutschland-Reise.
So wie auch die Weiterfahrt durch das idyllische Tannheimer Tal nach Reutte in Österreich. Dort suchen wir den winzigen Wegweiser zum geheimnisvollen Plansee, dessen gesamte Uferstraße vor allem an Sommerwochenenden zu einem kurvenreichen Bikertreff mutiert.
So wie der letzte Pass unseres Tourentages, der unscheinbare Ammersattel. Vorbei am von der Straße aus kaum sichtbaren Schloss Linderhof geht es kurvenreich zurück ins Werdenfelser Land, ins »Goldene Landl« und nach Garmisch-Partenkirchen zum abendlichen Genuss abseits des Mopedsattels. Unser Tipp dazu: das »Schloderer Bierstüberl« in der Schnitzschulstraße 1.
Das Tölzer Land gleicht einem Bilderbuch, und das Karwendel begeistert mit der schönsten Sackgasse Deutschlands. Bringen Sie viel Zeit mit – unbedingt!
TOUR-CHECK
Region: Tölzer Land und Karwendel
Empfohlener Tourenstandort: Garmisch-Partenkirchen
Hotelempfehlung: Hotel Aschenbrenner, Loisachstr. 46 in Garmisch-Partenkirchen, www.hotel-aschenbrenner.de
Länge in km: 270
Fahrzeit insgesamt: 5 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Reutbergstüberl, Schützenstr. 5 in Bad Tölz
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 5, 7, 8, 9, 96, 100
Beliebte Motorradtreffs: In Garmisch-Partenkirchen und in Ettal (s. Tour 5); an der Kesselbergstraße mit »Applauskurve« auf halber Strecke; an der Walchensee-Uferstraße; an der Sylvenstein-Staumauer; am Engtal-Parkplatz im Talschluss
Wir verlassen das gastliche Garmisch-Partenkirchen noch einmal Richtung Ettal und Oberammergau und folgen der gut ausgebauten Strecke Richtung Bad Kohlgrub, dessen historischer Kern sich auch hervorragend für einen kurzen koffeinhaltigen Boxenstopp eignet. Rottenbuch und Böbing möchten uns dann in den herrlichen Pfaffenwinkel entführen, den wir uns aber erst ab Tour 7 gönnen werden. Heute wenden wir uns Richtung Murnau und Staffelsee. Werfen Sie unbedingt einen Blick auf das quirlige Städtchen, bevor Sie unter der A 95 hindurchtauchen und den Kochelsee begrüßen. Dieser ist nahezu ganzjährig ein äußerst beliebter Bikertreff, vor allem entlang der legendären Kesselbergstraße hinauf zum Walchensee. Achtung: An Wochenenden und Feiertagen ist diese bergauf explizit für uns gesperrt! Unsinnig und diskriminierend, aber was soll’s. Die entgegengesetzte Richtung ist übrigens frei befahrbar.
Dann liegt er vor uns, der imposante Walchensee, dessen Uferstraße zu den schönsten in Bayern zählt und der See selbst zu den tiefsten Bergseen Deutschlands. Hoffentlich haben Sie genug Platz auf dem Speicherchip Ihrer Kamera.
Bevor wir uns nun dem Gebirge, also dem Karwendel widmen, lassen Sie uns noch einen intensiven Blick ins Tölzer Land werfen. Natürlich inklusive mittäglichem Einkehrschwung im prächtigen Bad Tölz am Isarstrand. Über Benediktbeuern und Bad Heilbrunn ist der berühmte Flößerort kurvenreich anzufahren. Vor allem die Flößerei auf der Isar machte die Stadt reich – bis nach Wien und Budapest schwammen die Flöße aus dem Isarwinkel. 1845 wurden die Jodquellen am Sauersberg entdeckt, und heute ist Bad Tölz als heilklimatischer Kurort weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt.
Über Wackersberg und Lenggries erreichen wir wenig später den geheimnisvollen Sylvenstein-Speicher, auf dessen Grund wir bei niedrigem Wasserstand und günstigem Lichteinfall noch das alte Bauern- und Jägerdorf Fall entdecken können, das für den Stauseebau 1957 von den Landkarten getilgt wurde. Die befahrbare Staumauer des Sylvensteinsees ist vor allem an Wochenenden ein sehr beliebter Bikertreff, auch um anschließend ins herrliche Engtal zu düsen, die schönsten Sackgasse des Karwendels. Ach, was sage ich: Deutschlands!
In prächtigen Rechts-links-Kombinationen geht es entlang der rauschenden Eng hinauf zu den 500 Jahre alten Ahornbäumen inmitten eines Hochplateaus, umgeben von bis zu 2600 Meter hoch aufragenden Felswänden. Atemberaubend schön ist das! Ganz am Ende der Strecke erwartet uns das Gasthaus in der Eng.
Als abendlichen Abschluss-Leckerbissen gönnen wir uns dann noch einen Abstecher hinein nach Mittenwald, dem berühmten Geigenbauer-Ort am Westrand des Karwendels.
Der Pfaffenwinkel ist ein Genuss für Kurvenräuber – und in Kombination mit dem Fünf-Seen-Land wird’s dann so richtig paradiesisch.
TOUR-CHECK
Region: Pfaffenwinkel und Fünf-Seen-Land
Empfohlener Tourenstandort: Landsberg am Lech
Hotelempfehlung: Landhotel Endhart, Erpftinger Str. 19 in Landsberg am Lech, www.landhotel-endhart.de
Länge in km: 270
Fahrzeit insgesamt: 5 Std.
Einkehrtipp am Mittag: Café am See, Hauptstr. 29 in Seeshaupt
Kombinationsmöglichkeit: Mit Touren 5, 6, 8, 9, 95, 96, 100
Beliebte Motorradtreffs: In Landsbergs Altstadt; im Zentrum von Seeshaupt; am Parkplatz unterhalb des Klosters Andechs; Bayrischer Rigi auf dem Hohenpeißenberg
Einst als wichtige Zollstation an der großen Salzhandelsstraße zwischen Oberösterreich und Schwaben gegründet, sorgten satte Zolleinnahmen und sprudelnde Handelsgewinne rasch für einen nachhaltigen Wohlstand in Landsberg. Dessen historisches Zentrum direkt an einer Lech-Staustufe gehört heute zu den schönsten in Bayern, ja in ganz Deutschland. Ein perfektes Basislager für die kommenden drei Tagestouren also.
Eine Portion fröhliche Kurvenhatz zelebrieren wir dann sogleich auf dem Weg gen Osten zum Ammersee. Er ist das beschauliche Pendant zur Promi-Badewanne Starnberger See, die wir uns nachher noch gönnen. Und im Gegensatz zu jenem führen hier auch zahlreiche ausgeschilderte Sackgassen hinunter zu herrlich gelegenen Camping-, Boots- und Aussichtsplätzen. Gönnen Sie sich den einen oder anderen Abstecher, z. B. bei Riederau oder Utting. Eine sehr schöne Seepromenade kann auch Schondorf ganz im Norden des Ammersees vorweisen.
Von hier aus geht’s weiter an Wörth-, Pilsen- und Weßlinger See vorbei, die die ultimativen Geheimtipps aller »Promi-müden« Münchner sind. Jeder der Seen bietet herrliche Badeplätze, z. T. sogar touristisch erschlossen, teilweise aber auch noch vollkommen naturbelassen. Und ganz nebenbei haben wir mit ihnen bereits vier Kandidaten des berühmten Fünf-Seen-Lands kurzerhand abgefahren.
Widmen wir uns nun also dem Starnberger See mit seinem gleichnamigen Hauptort. Das Städtchen Starnberg begrüßt uns mit einem touristisch perfekt durchgestylten Zentrum und einer überaus prächtigen Seepromenade, deren herrliche Ausblicke auf den zweitgrößten See Bayerns für immer in Erinnerung bleiben. Und in den zahlreichen Cafés entlang des Ufers gibt es viele Möglichkeiten für einen aussichtsreichen Einkehrschwung.
Da das Ostufer des Sees oft hinter blickdichten Zäunen und Bäumen herrschaftlicher Villen verschwindet, gönnen wir uns einen fahrerisch erlebnisreichen Abstecher über Schäftlarn nach Wolfratshausen. Mein Tipp: Schlendern Sie unbedingt durch die verkehrsberuhigte historische Altstadt – es lohnt sich. Prächtiges bayerisches Barock begeistert dort an jeder Ecke.
Über Eurasburg und Bad Heilbrunn streifen wir kurz den Nordrand von Tour 6, wenden uns aber sogleich wieder gen Norden und erreichen Penzberg am Südrand der geheimnisvollen Osterseen. »Geologische Toteiskessel« heißen sie in der Fachsprache – mehr als 20 einzelne Gewässer und naturgeschützte Moorgebiete verstecken sich in dichtem Wald, der uns direkt nach Seeshaupt und ans Südufer der Badewanne Münchens führt, des Starnberger Sees. Seeshaupt ist zudem der zentrale Ausgangspunkt für eine Schifffahrt mit der »Weiß-Blauen Flotte«, wenn Sie Zeit und Lust dazu haben. Reservieren Sie aber mindestens zwei bis drei Stunden für diesen Ausflug.
Um breite Schilfgürtel und versteckte Badeplätze herum schwingen wir auf lenkerbreiten Pisten sodann nach Tutzing. Bevor wir uns nun vom Starnberger See verabschieden, sollten alle »Königstreuen« noch einen kurzen Abstecher zum Schloss Possenhofen (heute in Privatbesitz) unternehmen, dem Schloss, in dem die österreichische Kaiserin Sisi, die einzige Liebe König Ludwigs II., Mitte des 19. Jahrhunderts ihre unbeschwerte Kindheit verbrachte.
TOUR-TIPP
Landsberg am Lech