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Titelseite

Inhalt

Wie ein Adler

Ein Reiter auf schwarzem Pferd

Aufwachen, Krieger!

Ohne Begabung

Hinten anstellen!

Deserteure

Seine Hoheit, Kaiser Aurelius

Die Silbermünze

Marsch!

Sei gegrüßt, Heimat!

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Für Glenn „Chip“ Hughes,
Dichter und Philosoph

WIE ALLES ANFING

Eines sonnigen Tages tauchte ein geheimnisvolles Baumhaus im Wald von Pepper Hill in Pennsylvania auf.

Es war voller Bücher. Ein Junge namens Philipp und seine Schwester Anne entdeckten dieses Baumhaus. Sie fanden schnell heraus, dass Zauberkräfte darin schlummerten und dass sie damit nicht nur an jeden Ort in der Welt, sondern auch kreuz und quer durch die Zeit reisen konnten. Sie mussten nur auf eines der Bilder in einem der Bücher deuten.

Während sie mit dem Baumhaus unterwegs waren, blieb die Zeit in Pepper Hill für sie stehen.

Irgendwann erfuhren Philipp und Anne, dass das Baumhaus der Zauberin Morgan gehörte. Sie war Bibliothekarin am Hof von Camelot, im sagenhaften Königreich des berühmten Königs Artus.

Mittlerweile haben Anne und Philipp schon viele abenteuerliche Reisen mit dem magischen Baumhaus unternommen und im Auftrag von Morgan viele aufregende Abenteuer bestanden.

Bei ihren letzten Reisen nach New York und Texas konnten sie viel von zwei Helden aus der unmittelbaren Vergangenheit lernen. Nun werden Philipp und Anne bald weit in der Zeit zurückreisen, um einen dritten Helden zu treffen …

Kap

Wie ein Adler

„Wach auf, Philipp!“

Philipp schlug die Augen auf. Das Licht vor dem Fenster war noch dämmrig. Seine Schwester Anne stand vor dem Bett.

„Was ist los?“, wollte er wissen.

„Ich habe draußen seltsame Geräusche gehört“, berichtete Anne, „und rate, was ich entdeckt habe!“

„Was?“, fragte Philipp.

„Einen Adler“, behauptete Anne. „Einen riesigen Adler, der auf der Laterne vor unserem Haus hockt!“

„Unmöglich!“, sagte Philipp.

„Doch möglich!“, erwiderte Anne. „Und ich wette, den hat Morgan zu uns geschickt!“

Philipp richtete sich auf und stieß die Decke weg. „Ich komme schon!“, rief er.

„Beeil dich. Wir müssen zurück sein, ehe Mama und Papa aufstehen. Wir treffen uns auf der Veranda.“

Anne schlüpfte aus seinem Zimmer.

Philipp kletterte aus dem Bett, zog Jeans, T-Shirt und Turnschuhe an und schnappte sich seinen Rucksack. Dann schlich er nach unten auf die vordere Veranda.

Es dämmerte. Anne wartete in der kühlen, feuchten Morgenluft.

„Sieh nur!“, flüsterte sie und deutete auf die Straßenlaterne vor dem Haus.

Dort saß ein Adler. Er war dunkelbraun bis auf einen Ring goldbrauner Federn um seinen Hals und starrte sie mit einem durchdringenden Blick an.

„Oh Mann! Das ist ein Steinadler!“, flüsterte Philipp.

Der Adler breitete seine Schwingen aus, erhob sich in den Morgenhimmel und flog Richtung Wald.

„Ihm nach!“, rief Philipp.

Die Geschwister rannten die Verandastufen hinunter, über den Hof, den Bürgersteig entlang, immer dem Adler hinterher.

Anne schaute nach oben. „Da ist er!“ Sie deutete auf den Vogel, der über den Wald von Pepper Hill flog.

Philipp und Anne überquerten die Straße und rannten zwischen den Bäumen weiter bis zur höchsten Eiche des Waldes.

„Irre!“, flüsterte Philipp.

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Der Adler hockte auf dem Dach des magischen Baumhauses.

„Ja!“, sagte Anne.

„Du hattest recht!“, bestätigte Philipp.

Sie kletterten die Strickleiter hinauf in das Baumhaus.

Sonnenlicht fiel auf den Fußboden und schien auf zwei kleine Holztäfelchen, neben denen eine Schriftrolle lag.

„Eine Nachricht von Morgan!“, stellte Anne fest. Sie rollte die Schriftrolle auf und las:

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„Eine römische Legion?“, fragte Philipp nach. „Im Ernst?“

„Was ist eine Legion?“, wollte Anne wissen.

„Das ist eine Einheit der alten römischen Armee“, erklärte Philipp. „Eine Legion bestand aus fast sechstausend Soldaten. Insgesamt umfasste die Armee ungefähr einhundertfünfzigtausend Krieger und …“

„Okay, verstanden“, unterbrach Anne ihn. „Und was ist die Donau?“

„Das ist ein Fluss, der an einer der Grenzen des Römischen Reiches floss“, antwortete Philipp. „Das alles war vor gut zweitausend Jahren.“

„Woher weißt du das?“, wunderte sich Anne.

„Erinnerst du dich an mein Schulprojekt über die römische Armee?“, fragte Philipp. „Dafür habe ich doch auch das Modell eines Lagers der Legion gebastelt. Und dann musste ich meiner Klasse alles erklären.“

„Ja, stimmt. Ich erinnere mich“, sagte Anne.

„Die Römer hatten die besten Krieger auf der ganzen Welt“, erklärte Philipp. „Sie haben das Römische Reich mehr als fünfhundert Jahre lang verteidigt und sie …“

„Super. Das habe ich nun verstanden“, unterbrach Anne ihn erneut. „Hier steht noch mehr von Morgan.“

Sie las wieder aus der Schriftrolle vor:

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„Jetzt verstehe ich, was das ist!“, sagte Philipp und griff nach einer der Holztafeln. „In früheren Zeiten haben die Leute darauf geschrieben. Das Holz ist mit Wachs überzogen.“ Er nahm eines der angespitzten Schilfrohre in die Hand. „Und das hier ist der Stilus. Das ist wie ein Füller ohne Tinte.“

„Warte mal, hör dir das an“, erwiderte Anne.

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„Wie sollen wir denn tun, was Krieger tun?“, fragte Philipp. „Römische Krieger sind die härtesten Männer aller Zeiten. Die hatten eine jahrelange Ausbildung.“

„Vielleicht hat Morgan uns ja noch etwas geschickt, womit wir magische Fähigkeiten erhalten“, meinte Anne. „Du weißt schon, wie die Kappen, die wir bei dem Baseballspiel als Batboys getragen haben.“

Sie spähten in die dunklen Ecken des Baumhauses. Philipp entdeckte das Pennsylvania-Buch, mit dem sie wieder nach Hause gelangen konnten. Das war alles.

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„Nichts da!“, stellte er fest. „Morgan hat uns diesmal nicht einmal ein Buch zum Nachschlagen hiergelassen.“

„Keine Sorge, du weißt doch so viel über diese Zeit!“, beruhigte Anne ihn.

„Längst nicht genug!“, widersprach Philipp.

„Na ja, vielleicht will Morgan ja, dass wir mehr selbst herausfinden“, vermutete seine Schwester. „Letzte Strophe.“

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„Welche Silbermünze?“, fragte Anne.