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Über dieses Buch:

Schottland im Jahr 1444. Eric Murray, jüngster Spross eines alten Highlander-Geschlechts, zögert keine Sekunde, als er Zeuge eines Überfalls wird. Doch nachdem er die Wegelagerer in die Flucht geschlagen hat, ist es an ihm, weiche Knie zu bekommen: Bethia Drummond, die er soeben gerettet hat, ist ebenso schön wie klug … schwebt aber immer noch in größter Gefahr. Wer versucht, sie und ihren kleinen Neffen zu töten? Als Eric die beiden auf die Burg seiner Familie bringt, scheinen sie in Sicherheit zu sein – und die Leidenschaft, die zwischen Bethia und ihm entbrennt, lässt Eric zum ersten Mal seit langer Zeit von einer glücklichen Zukunft träumen. Doch welche unheilvolle Verbindung gibt es zwischen Bethia und den geschworenen Feinden der Familie Murray?

Über die Autorin:

Hannah Howell, geboren 1950 in Massachusetts, kann ihren amerikanischen Familienstammbaum bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen – liebt aber vor allem die Geschichte Englands und Schottlands; auf einer Reise dorthin lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen. Hannah Howell hat in ihrer schriftstellerischen Karriere über 60 Liebesromane veröffentlicht, darunter den großangelegten Zyklus über die Familie Murray, in dem sie mitreißend vom Schicksal mehrerer Generationen einer weitverzweigten schottischen Highlander-Dynastie erzählt. Hannah Howell wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Golden Leaf Award und dem Preis des Romantic Times Bookclub Magazine.

Bei venusbooks erschienen die folgenden Romane von Hannah Howell:

HIGHLAND HEROES
»Das Schicksal des Highlanders«
»Die Lust des Highlanders«
»Das Schwert des Highlanders«

HIGHLAND ROSES
»Die Spur des Highlanders«
»Die Sehnsucht des Highlanders«

HIGHLAND LOVERS
»Der Fürst der Highlander«
»Der ungezähmte Highlander«
»Der Held der Highlands«

HIGHLAND DREAMS
»Das Begehren des Highlanders«
»Der Stolz des Highlanders«
»Die Versuchung des Highlanders«

»Der Kuss des Schotten«

»Das Herz des Highlanders«

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eBook-Neuausgabe November 2019

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die Originalausgabe dieses Romans erschien 1999 unter dem Titel »Highland Promise« bei Zebra Books/Kensington, New York, und als deutsche Erstausgabe 2008 bei Weltbild, Augsburg, unter dem Titel »Unter dem Schutz des Highlanders«.

Copyright © der Originalausgabe 1999 by Hannah Howell; published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., New York, NY, USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2019 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück, 30161 Hannover.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von shutterstock/FXQuadro, Book Cover Photos, Stephen Robertson, ZG Photography, BossNid, brickrena, enterphoto

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-703-2

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Hannah Howell

Das Schwert des Highlanders

Roman

Aus dem Englischen von Andrea Hahn

venusbooks

Kapitel 1

Schottland, 1444

Bethia Drummond beobachtete die beiden schweißtriefenden Männer, die mit Steinen durchsetzten Dreck auf die Leiche ihrer Schwester warfen, und drückte ihren kleinen Neffen ein wenig fester an sich. Schon vor seinem ersten Geburtstag durch die Besitzgier seiner eigenen Verwandten zu einer Waise gemacht, würde er sehr viel Liebe brauchen und, was noch viel wichtiger war, sehr viel Schutz. Bethia schluckte ihre Tränen hinunter und warf ein paar Zweige weißen Heidekrauts auf das Grab ihrer Schwester. Im Innersten konnte sie es kaum glauben, dass ihre Zwillingsschwester Sorcha für immer fort sein sollte, aber ihr Verstand sagte ihr, dass Sorcha nun in alle Ewigkeit mit ihrer großen Liebe, ihrem Ehemann Robert, unter der immer schwerer werdenden Erde ruhen würde. Dorthin, so dachte sie mit immer größer werdender Wut, hatte sie nur die Habsucht von Roberts Familie gebracht.

Sie starrte über das sich langsam füllende Grab hinweg zu Roberts Onkel William und seinen beiden Söhnen Ian und Angus. Sie waren nur dem Namen nach Drummonds, nicht aufgrund von Blutsbanden, denn William hatte den Namen angenommen, als er Roberts Tante Mary geheiratet hatte. Mary, die keine eigenen Kinder bekommen konnte, hatte Williams zwei kleine Söhne bereitwillig an Kindes statt angenommen, doch weder ihre Güte noch ihre Liebe schafften es, deren bösartige Dickfelligkeit zu durchdringen. Diese Frau hatte zweifellos ein ganzes Nest voller Nattern an ihre Brust gedrückt und für ihre Nächstenliebe teuer bezahlt. Ihr Tod, der kaum ein Jahr zurücklag, war langsam und qualvoll – und sehr verdächtig. Nun waren zwei weitere Hindernisse auf dem Weg zu den Ländereien und Reichtümern von Dunncraig aus dem Weg geräumt, und sie hielt das letzte in ihren Armen. William und seine beiden plumpen Söhne würden James niemals bekommen. Bethia legte am Grab ihrer Schwester das Gelübde ab, dass vorher alle drei Männer sterben und für all ihre Verbrechen bezahlen sollten.

Als William mit seinen Söhnen sich ihr näherte, spannte sich Bethia an. Sie widerstand dem Bedürfnis, sich umzudrehen und loszurennen, um den vergnügt glucksenden James von diesen drei dunklen Gestalten wegzubringen. Es wäre weder sicher noch klug, ihr Misstrauen ihnen gegenüber zu offenbaren.

»Ihr müsst Euch um das Wohlergehen des Jungen keine Gedanken machen«, sagte William mit rauer Stimme, während er leicht die leuchtend roten Locken des Jungen zauste. »Wir werden uns um das Kindchen kümmern.«

Bethia hätte am liebsten die Berührung dieses Mannes vom Körper des Jungen abgeschrubbt, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Meine Schwester hat mich darum gebeten, für das Kind zu sorgen. Deswegen bin ich hergekommen.«

»Ihr seid ein sehr junges Mädchen. Ganz sicher wollt Ihr Euer Leben nicht an das Kind einer anderen Frau verschwenden. Ihr solltet woanders sein und ein paar eigene Kinder in die Welt setzen.«

»Es kann niemals Verschwendung sein, sich um das Kind der eigenen Zwillingsschwester zu kümmern, Sir.«

»Wahrscheinlich ist es nicht der richtige Augenblick, um darüber zu diskutieren.« William zwang seinen schmallippigen Mund zu einem Abklatsch von teilnehmendem Lächeln und klopfte Bethia auf die Schulter. »Ihr seid noch viel zu sehr in Eurer Trauer über den Tod Eurer armen Schwester befangen. Wir werden später darüber sprechen.«

»Wie Ihr wünscht.«

Es war schwer, sich nicht einfach aus Williams Berührung, die sie frösteln ließ, loszureißen, aber Bethia zwang sich, die drei Männer erneut anzulächeln. Danach wandte sie sich um und ging mit hart erkämpfter Gelassenheit zur Burg zurück. Bethia hätte gerne ihr Misstrauen hinausgeschrien und ihren Dolch gezogen, um ihn tief in Williams finsteres Herz zu stoßen, doch sie wusste, dass sie damit nichts weiter erreichen würde als einen kurzen, befriedigenden Augenblick der Rache. Die Söhne dieses Mannes würden seinen Tod schnell und blutig ahnden und James und sie umbringen. Genau genommen würde sie nicht mehr erreichen, als ihnen eine willkommene Erklärung für den Tod des Jungen zu liefern, wobei sie noch nicht einmal sicher sein konnte, ob sie William überhaupt töten könnte.

Es brauchte Sorgfalt und Planung, um William und seinen Söhnen beizukommen. Bethia musste die Gefühle, die ihr Inneres zu einem schmerzhaften Knoten zusammenzogen, unter Kontrolle halten. Zudem war ihr bewusst, dass sie Unterstützung brauchte, aber nicht darauf zählen konnte, sie unter den Feiglingen auf Dunncraig zu finden. William hatte alle Bewohner der Burg und die Leute auf den Ländereien fest im Griff – einem Griff, den Robert entweder nicht gesehen hatte oder, weil er zu oft am Hof und bei Kämpfen in Frankreich war, nicht hatte lösen können. Roberts Naivität oder Nachlässigkeit hatte ihm und Sorcha das Leben gekostet. Bethia hatte nicht die Absicht, ihnen James in ihr kaltes Grab folgen zu lassen.

»Dein Vater war tapfer und ehrenwert«, sagte Bethia zu dem kleinen James, als sie den kleinen dunklen Raum betrat, den sie sich teilten, »aber er hätte seinen heimischen Herd viel, viel sorgfältiger bewachen müssen, Kleiner.«

Sie legte das gähnende Kind in die Wiege und setzte sich auf die Kante ihres schmalen, harten Bettes, um ihn zu beobachten. Sorchas strahlend grüne Augen segneten das niedliche kleine Gesichtchen, und sein Haar war nur ein wenig heller als das seiner Mutter. Den Neid, den Bethia manchmal angesichts der oft bejubelten Schönheit ihrer Schwester verspürt hatte, schien ihr nun kleinlich und traurig. Sie mochte eine langweiligere braune Haarfarbe ihr Eigen nennen und mit dem Fluch nicht zusammenpassender Augen belastet sein, zudem eine Figur besitzen, die wesentlich weniger weiblich wirkte, als die ihrer Schwester, aber sie war noch immer am Leben. Sorchas hoch gepriesene Schönheit und Anmut schienen immer ein Segen gewesen zu sein, aber sie hatten sie nicht retten können.

Und ich bin stärker, sagte sich Bethia, während sie den goldigen James beim Einschlafen beobachtete. Sorcha war wie eine Kerze gewesen, die man für ihr Licht und ihre Wärme bewunderte, für die Schönheit ihrer so farbenreichen Flamme, die man aber leicht auspusten und kalt und leblos zurücklassen konnte. Sie dagegen war wachsamer als Sorcha, konnte leichter das Schlechte in einem Menschen erkennen. Es hatte sie überrascht, dass Sorcha ihr eine Nachricht schickte, in der sie die Schwester um Hilfe für James bat, denn Dunncraig war voller Frauen, die darauf brannten und auch die Voraussetzungen erfüllten, sich um den Sohn und Nachfolger ihres Herrn zu kümmern. Inzwischen fragte sie sich, ob sich ein Hauch von Argwohn oder Angst in das liebende, vertrauende Herz ihrer Schwester eingeschlichen hatte.

Sie seufzte und wischte sich energisch eine Träne ab. Wenn dem so gewesen ist, war es dafür viel zu spät. Immerhin hätte dies Sorchas merkwürdige Wortwahl in ihrer Nachricht erklärt. Sie hatte ihre Schwester gebeten zu kommen und über James zu wachen. Nicht, ihn zu pflegen, mit ihm zu spielen, ihn zu besuchen oder seiner Mutter zu helfen, sondern über ihn zu wachen. Und genau das war es, was Bethia auch vorhatte.

Jeder Atemzug, den sie machte, jedes Rascheln ihrer Röcke auf dem mit Binsen bedeckten Boden ließen Bethias Herz einen schmerzvollen Sprung tun, während sie durch die düsteren Hallen von Dunncraig schlich. Sie wusste, wie man sich möglichst lautlos bewegte, doch diese Fähigkeit schien sie jämmerlich im Stich zu lassen. Trotzdem ertönte kein Warnschrei, während sie durch die Burg und hinaus auf den Vorhof schlich. Es hatte sie drei qualvolle Tage gekostet, einen Weg, der aus Dunncraig hinausführte, ausfindig zu machen, und zwar einen, zu dem sie möglichst ungesehen gelangen konnte, und sie hatte den Eindruck, dass sie fast ebenso lange brauchte, um dorthin zu kommen. Bei jedem Schritt hatte sie schreckliche Angst, dass James, der sich der Gefahr, in der er schwebte, so herrlich unbewusst war, ein Geräusch machen würde, das sie verraten könnte.

Jede einzelne Minute in diesen drei Tagen hatte sie zwischen Zweifeln an ihrem Verdacht und der Suche nach einem Weg, auf dem sie ungesehen aus der Burg fliehen konnte, geschwankt. Der Tod von James' kleinem Welpen hatte all ihren Zweifeln und Verdachtsmomenten ein grausames Ende bereitet. Bethia glaubte nicht so recht, dass sie jemals wissen würde, warum, doch nachdem sie ahnungslos alles gegessen und getrunken hatte, das man ihr und James am Tag nach der Beerdigung gebracht hatte, hatte sie sich am zweiten Tag plötzlich veranlasst gefühlt, die Speisen vorkosten zu lassen. Als das Hündchen nach dem Verzehr dieser Speisen verendete, hatte sie aus Schuldgefühlen darüber, das arme vertrauende Tier auf solche Weise benutzt zu haben, und einer befremdlichen Mischung aus Wut und Angst, weil all ihre dunklen Vermutungen sich auf so grausame Weise bestätigt hatten, heftig geweint. Die Tatsache, dass sie dem kleinen Tier nicht einmal eine Beerdigung geben konnte, die seines Opfers wert gewesen wäre, verstärkte ihre Wut noch. Sie wusste nun, dass das langsame, schmerzhafte Sterben von Sorcha und Robert auf Gift zurückzuführen war und nicht auf eine namenlose verheerende Krankheit, wie behauptet wurde.

Endlich erreichte Bethia die Stelle, die sie gesucht hatte: einen kleinen Mauerdurchbruch hinter den üble Gerüche verbreitenden Ställen. Robert war nicht nur unaufmerksam gegenüber den todbringenden Feinden innerhalb seiner Burg gewesen, sondern auch gegenüber dem Zerfall seiner Burg. Wenn er gesehen hätte, wie schlecht seine Burg verwaltet wurde, hätte er niemals William die Verantwortung übertragen. Bethia wusste nicht genau, was William und seine Söhne mit dem Geld, das die Ländereien abwarfen und die Pächter ablieferten, anstellten, aber ganz sicher hielten sie damit nicht die Burg instand, für die sie so bereitwillig töteten.

Als sie James und sich durch die Öffnung quetschte, krachten ein paar Steine der zerbröckelnden Mauer laut zu Boden. Sie blieb bewegungslos in der Öffnung stehen und hielt in der Erwartung des Warnrufs, der sicher ertönen würde, den Atem an. Es überraschte sie, dass keiner zu hören war. Solch ein Lärm hätte bewirken müssen, dass eine der bewaffneten Wachen zumindest in ihre Richtung schaute. Als sie in die Nacht hinausglitt und auf die am anderen Ende der umliegenden Felder gelegenen Wälder zueilte, fühlte sie sich mit jedem Schritt ein wenig zuversichtlicher. Die Männer, die Dunncraig bewachten, waren hinsichtlich ihrer Pflichterfüllung offensichtlich genauso nachlässig wie William hinsichtlich der Instandhaltung der Burg.

Erst als sie die zwar beängstigende, aber zugleich willkommene Finsternis des Waldes betrat, wagte Bethia, erleichtert aufzuatmen. Zwar würde es, wie Bethia sehr wohl wusste, nicht lange dauern, bis man die Verfolgung aufnahm, aber sie hatte den ersten Schritt in Richtung Freiheit und Sicherheit getan und erlaubte sich, einen Hoffnungsschimmer in ihr Herz zu lassen. Ein Pferd wäre eine große Hilfe gewesen, doch sie hatte nicht gewagt, eines zu stehlen, ja, nicht einmal gewagt, die nette kleine Stute, auf der sie hergeritten war, mitzunehmen. Niemals hätte sie das Tier durch das schmale Schlupfloch bekommen. Bethia versprach der kleinen Stute insgeheim, sie nicht länger als nötig in diesem heruntergekommenen Stall zu lassen. Ohne ein Pferd musste sie allerdings tüchtig ausschreiten, um einen gewissen Vorsprung vor ihren Feinden zu gewinnen.

James bewegte sich in der Decke, die sich Bethia um den Oberkörper geschlungen hatte, und selbstvergessen streichelte sie ihm den Rücken, als sie sich auf den Weg machte. »Sei nur ruhig, mein guter kleiner Junge.« Sie warf einen letzten Blick auf Dunncraig und wünschte, sie hätte Sorcha Lebewohl sagen können, versprach aber zurückzukehren. »Ich sorge dafür, dass die Schweine, die aus dem Trog deines Vaters fressen, bald an ihrem unrechtmäßig erworbenen Mahl ersticken werden. Und möge Gott von Herzen alle Menschen verfluchen, die danach streben, sich ihre Taschen mit den Besitztümern anderer zu füllen«, flüsterte sie, als sie tiefer in den Wald hineinging.

***

»Bist du sicher, dass du gehen und diesen Leuten gegenübertreten solltest?« Balfour Murray fragte dies seinen jungen Pflegebruder Eric, als er sich an das Kopfende des Haupttisches in der großen Halle von Donncoill setzte und anfing, Essen auf seinen Teller zu häufen.

Eric lächelte Balfour an und zwinkerte dann Maldie, seiner Frau, zu, die nur mit den Augen rollte und zu essen begann.

»Wir haben alle anderen Mittel ausprobiert, mir mein Geburtsrecht zu sichern, aber alles, was wir tun, wird entweder bestritten oder übergangen. Dieses Spiel wird nun schon seit dreizehn langen Jahren gespielt. Ich bin dessen herzlich überdrüssig.«

»Ich will noch immer nicht verstehen, warum es anders sein soll, wenn du ihnen gegenübertrittst.«

»Kann sein, dass es nicht so ist, aber es ist das Einzige, was wir noch nicht probiert haben.«

»Man kann sich immerhin noch an den König wenden.«

»Das haben wir doch versucht, wenn auch vielleicht nicht so energisch, wie wir es hätten tun sollen. Dennoch, ich denke, unser Vasall würde es vorziehen, in dem Ganzen keine Partei ergreifen zu müssen. Die Beaton-Lairds mögen Schweine gewesen sein und sind es vielleicht noch immer, aber sie haben den König niemals verärgert oder beleidigt. Die Mac-Millans, der Clan meiner Mutter, stehen ebenfalls auf gutem Fuß mit dem König, sie haben das Ansehen treuer und fähiger Kämpfer. Ich glaube, ich könnte der Beweis sein, den sie nicht leugnen können. Ich trage das Mal der Beatons auf dem Rücken, und viele behaupten, ich habe das Aussehen meiner Mutter und ihrer Verwandten. Vielleicht ist es höchste Zeit, dass die Beatons und MacMillans den Beweis mit ihren eigenen Augen sehen.«

»Glaubst du wirklich, dass die Beatons der Wahrheit Beachtung schenken, wenn du deinen Rücken entblößt und sie zwingst, das Mal dort anzuschauen?«, fragte Maldie.

»Nein, vielleicht nicht, aber ein Versuch kann nicht schaden«, erwiderte Eric. »Ich hörte bisher nichts Schlechtes über die MacMillans. Vielleicht schenken sie den Lügen, die die Beatons verbreiten, zu viel Glauben. Vielleicht kann ich sie endlich dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen.«

»Du musst jemanden mit dir nehmen«, beharrte Balfour. »Es ist ein Jammer, dass Nigel in Frankreich ist.«

»Gisèle hat ihm drei süße Kinder geschenkt. Es ist höchste Zeit, sie ihren Verwandten in Frankreich zu zeigen.«

»Ja, ich weiß. Wenn du warten kannst, bis ich meine Arbeit erledigt habe, könnte ich mit dir kommen, oder vielleicht ist Nigel bis dahin zurück.«

»Dies ist mein Kampf, Balfour, und zwar ganz allein meiner.«

Eric brauchte den ganzen restlichen Abend und fast den ganzen nächsten Tag, um Balfour davon zu überzeugen, dass er dies tatsächlich alleine tun musste. Keiner von ihnen fürchtete vonseiten der Beatons oder der MacMillans eine echte Bedrohung, denn der König war von ihren Streitigkeiten unterrichtet. Jedes Leid, dass Eric auf dem Land einer der beiden Familien zustoßen würde, würde eine rasche und harte Antwort herausfordern, was beide Familien wussten. Doch andere Gefahren lauerten auf einen, der allein unterwegs war, und Balfour zögerte nicht, sie in schauerlicher Ausführlichkeit aufzuzählen.

Er zählte sie noch immer auf, als Eric drei Tage später sein bepacktes Pferd aus dem Stall führte. »Ein Mann, der dir den Rücken sichert, wäre keine schlechte Sache«, sagte er und verzog das Gesicht, als Eric nur lächelte und seinen schwarzen Wallach Connor bestieg.

»Das wäre es nicht«, stimmte ihm Eric zu, der innehielt, um sein volles rotgoldenes Haar mit einem breiten schwarzen Lederband zusammenzubinden. »Wie dem auch sei, du brauchst mehr als ich treffliche Männer. Ich kann auf mich selbst aufpassen, Balfour. Ich ziehe nicht in eine Schlacht und bin überzeugt, dass ich einen oder zwei Räuber abwehren, ja, ihnen sogar entkommen kann. Hör auf, mich zu bemuttern«, fügte er sanft hinzu.

Balfour grinste. »Dann mach dich auf den Weg, aber wenn du mehr Schwierigkeiten bekommst, als du bewältigen kannst, mach an einem Gasthof Halt und lass ein oder zwei Männer von hier holen. Oder komm zurück, und wir werden mit einem größeren Gefolge antreten, sobald die Feldarbeit erledigt ist.«

»Abgemacht! Ganz sicher werde ich Euch Nachricht darüber zukommen lassen, wie es mir geht.«

»Das solltest du unbedingt tun, denn wenn wir nach zu langer Zeit nichts von dir hören, werden wir dir folgen. Geh mit Gott«, rief Balfour hinterher, als Eric aus den Toren ritt.

Eric winkte und ritt weiter. Er war in vielfacher Hinsicht in seinem Tun hin und her gerissen. Auf das, was er begehrte, hatte er in der Tat aufgrund seiner Geburt ein Anrecht, doch es stieß ihm bitter auf, dass er losreiten und darum bitten musste. Balfour hatte ihm einen kleinen Wachturm und etwas Land westlich von Donncoill geschenkt. Manchmal neigte er sehr dazu, aufzugeben und sich sein Leben in diesem Wachturm einzurichten. Dann wieder meldete sich sein Gerechtigkeitssinn, und er begann von Neuem, nach dem ihm zustehenden Recht des Erstgeborenen zu streben.

Zudem war da noch die oft übersehene Tatsache, dass er kein Blutsverwandter der Murrays war. Die Bande waren stark und durch die Heirat seiner Halbschwester Maldie mit Balfour noch stärker worden, aber rechtlich gesehen schuldeten ihm die Murrays überhaupt nichts und mussten sich im Grunde nicht um ihn kümmern. Doch sie taten es. Sie nannten ihn Bruder und meinten es auch so. Dadurch machte ihn die Weigerung der Beatons und der MacMillans, ihn als Verwandten anzuerkennen, noch wütender. Eric hatte ein Recht auf all das, was seiner Mutter und seinem Vater gehört hatte. In seinem Herzen wusste er, dass er niemals etwas anderes als ein Murray sein konnte, aber er hatte vor, sich alles, was ihm durch die Lügen der Beatons geraubt worden war, zurückzuholen. Wenn seine Blutsverwandten darum kämpfen wollten, dann würde er kämpfen. Dreizehn Jahre lang, seit er die Wahrheit über seine Abkunft erfahren hatte, hatten sie den sanften diplomatischen Weg eingeschlagen. Nun war es an der Zeit für eine Auseinandersetzung.

Er benötigte nur ein paar Stunden, um vor die Burgtore der Beatons zu gelangen. Obwohl er nicht überrascht war, als sie ihm den Einlass verwehrten und sich weigerten, auch nur mit ihm zu sprechen, war er enttäuscht. Der Cousin seines Vaters hatte nur wenige Tage nach dem Tod seines Vaters die Ländereien übernommen und beabsichtigte eindeutig, auch dort zu bleiben. Sir Graham Beaton war ebenso erbarmungslos und raffiniert wie sein Vater. Selbst wenn es nur zum Wohl der seit Langem leidenden Menschen, die in und um die Burg herum wohnten, gewesen wäre, wollte Eric sehen, wie dieser Mann von den geraubten Ländereien abgesetzt wurde. Allerdings stand jetzt fest, dass es darüber zum Kampf kommen würde.

Als er davonritt und darum rang, die Beleidigungen, die ihm von den Mauern herab nachgerufen wurden, zu überhören, beschloss er, zu den MacMillans weiterzureiten. Wenn er dort den Kampf um seine Anerkennung gewinnen würde, hätte er mehr Männer, mehr Schlagkraft und mehr Geld zur Verfügung, um den Beaton-Landräuber zu bekämpfen. Eric nahm an, dass Sir Graham die Wahrheit kannte und glaubte, an all seinen Reichtümern festhalten zu können, wenn er sich weigerte, näher hinzusehen oder einer der Aufforderungen nach Übergabe des gestohlenen Landes Beachtung zu schenken. Vielleicht reichte ein durch Blutsbande gefestigtes Bündnis mit den weit höher in der Gunst des Königs stehenden MacMillans aus, um diesen Mann zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und sich mit allem, was er geleugnet und als Lügen bezeichnet hatte, einverstanden zu erklären. Eric sah sich nun noch stärker dazu veranlasst, die Gunst seiner Verwandten mütterlicherseits zu gewinnen. Jetzt bedeutete das noch mehr als nur die gesetzmäßige Anerkennung seines Rechts als Erstgeborener. Es konnte leicht zur endgültigen Vertreibung einer langen Reihe von verachtenswerten Lairds aus den Reihen der Beatons führen.

***

»Maman?«

Bethia schluckte die plötzlich aufsteigenden Tränen hinunter, während sie die schmuckverzierte silberne Trinkschale an James' Mund hielt und ihn an dem Wasser, das sich darin befand, nippen ließ. Das kleine, flache Gefäß, in dessen Griffe meisterhaft ein altes keltisches Muster geritzt war, war die Hochzeitstrinkschale ihrer Schwester. Ihr Vater hatte sehr viel Geld dafür ausgegeben und lange und intensiv nach dem besten Künstler gesucht, um sie anfertigen zu lassen. Als sie hörte, wie Sorchas Kind nach seiner Mutter fragte, während es aus diesem in Ehren gehaltenen Erinnerungsstück trank, zog sich Bethias Herz vor Schmerz zusammen, einem Schmerz, für den sie bisher keine Zeit hatte.

»Ich fürchte, ich muss nun deine Maman sein, Kleiner«, wisperte sie, als sie seine seidigen Locken zauste und ihm ein kleines Stück Brot zu kauen gab. »Ich weiß, dass ich nicht so gut bin wie die, die dir diese Mistkerle geraubt haben, aber ich werde mein Bestes geben.«

Eine kleine Stimme in ihrem Kopf flüsterte, dass sie James wenigstens am Leben erhalten würde, was seiner Mutter fast misslungen wäre, doch sie verfluchte sich für einen solch verräterischen Gedanken. Während der beiden Tage, die sie nun schon durch den Wald schlich und sich Schritt für Schritt ihren Weg zu ihrem Zuhause und in die Sicherheit bahnte, ertappte sie sich immer öfter bei unfreundlichen Gedanken über ihre Schwester und deren Mann. Sie verdammte deren Schwäche, verhöhnte sie im Stillen für ihre Blindheit und fragte sich, wie solch ein süßes Kind solche Dummköpfe von Eltern haben konnte. Jedes Mal, wenn sie so etwas dachte, fühlte sie sich von Schuldgefühlen überwältigt.

»Ich brauche Zeit, um mich hinzusetzen und einen Blick in mein Herz zu werfen«, sagte sie zu dem Jungen, bevor sie gedankenverloren auf einem Stück Brot herumkaute. »Ich bin so wütend, und seltsamerweise bin ich meistens auf deine armen Eltern wütend. Sie sind schlichtweg ermordet worden, was nicht ihr Verschulden war, nicht wirklich. Sicher, sie hätten wachsamer sein können, vorsichtiger, hätten vielleicht auf jene achten sollen, die um sie herum waren, anstatt nur immer sich gegenseitig anzusehen, aber das sind nicht wirklich Fehler.«

»Maman?«

»Nein, Kleiner, keine Maman.« Bethia küsste ihren Neffen auf die Stirn. »Sie ist fort. Nur noch du und ich. Vielleicht bin ich deswegen so verärgert. Sorcha sollte noch da sein. Sie war jung und gesund, nicht bereit für ein kaltes Grab. Ich fürchte, mir fallen zu viele Dinge ein, die sie und ihr gut aussehender Mann hätten tun können, um sich zu retten, und dann werde ich wütend, weil keiner von ihnen etwas davon unternommen hat. Dabei gibt es nur einen Menschen, den ich verfluchen sollte – William. Ja, ihn und seine beiden hirnlosen Söhne. Die sind es doch, auf die sich all meine Wut richten muss, wie?«

»Baba.«

»Baba? Was ist ein Baba?« Sie lächelte, doch dann seufzte sie. »Wir wissen nicht viel voneinander, nicht wahr, James? Ich glaube allerdings nicht, dass die Flucht vor den Männern, die dich umbringen möchten, uns viel Zeit zum Kennenlernen lassen wird. Vielleicht können wir sie uns nehmen, wenn wir zu meinem Zuhause kommen, auf Dunnbea, und deine Großmutter wird erpicht sein, uns dabei zu helfen. Ja, und dein Großvater auch. Du wirst nicht alleine sein, süßer James, obwohl dir keiner von uns das ersetzen kann, was man dir geraubt hat. Es wird Liebe und Fürsorge in Hülle und Fülle geben, und vielleicht wird das den Verlust, den du erlitten hast, lindern. Es ist ein Segen, dass du noch ein so kleines Kind bist, denn der Verlust und der Schmerz werden vielleicht nicht ganz so tief gehen und leichter zu verkraften sein.«

Bethia wusste, dass sie in einer Sache Glück hatte. James war ein sehr ruhiges Kind, das wenig Theater machte noch schrie. Er hatte das sanfte Wesen seiner Mutter – Sorchas immer währende Zufriedenheit mit dem Leben und der Welt, die sie umgab. Dies kam Bethia sehr entgegen, während sie um ihr beider Leben rannte, allerdings war sie entschlossen, Sorchas Sohn den Sinn und Zweck von ein wenig Vorsicht und Bedachtsamkeit beizubringen.

Gerade als sie ihre Sachen zusammenpacken und ihren langen Marsch nach Hause fortsetzen wollte, hörte sie ein leises Geräusch. Sie verfluchte sich, weil sie nicht besser aufgepasst hatte, zog ihren Dolch und stellte sich vor das Kind. Zwei Männer glitten aus dem Schatten der umgebenden Bäume. Sie legte die Stirn leicht in Falten, denn sie sahen nicht aus wie Williams Männer.

»Ihr werdet mir das Kind nicht nehmen«, sagte sie mit fester Stimme.

»Wir wollen das Kind gar nicht«, antwortete der größere der beiden Männer und warf einen kurzen Blick auf ihren Dolch, danach auf das silberne Trinkgefäß, das James noch immer in seinen Händchen hielt.

»Ihr seid nichts weiter als gemeine Diebe.«

»Na ja, ganz sicher sind wir nicht das, was Ihr erwartet habt, aber wir sind keine gemeinen Diebe. Wir sind sehr gute, und es sieht so aus, als ob uns das Glück lächelt.«

Bethia wusste, dass sie ihnen einfach das geben sollte, was sie haben wollten, da ein Kampf mit ihnen nur James und sie in Gefahr bringen würde, ja, sie sogar das Leben kosten konnte. Doch was die Räuber ihr nehmen wollten, war das Einzige, was ihr von Sorcha geblieben war. Ihr Verstand sagte ihr, sie solle das Baby hochnehmen und weglaufen, aber ihr Herz, das noch immer wund war und vor Trauer schmerzte, war entschlossen, diese Männer auf keinen Fall Sorchas Sachen berühren zu lassen.

»Meine Herren, Ihr werdet das, was mir gehört, nicht kampflos bekommen«, sagte sie eisig und hoffte, dass sie elende Feiglinge vor sich hatte.

»Na, Kleine, sind diese paar Sachen wirklich Euer Leben wert oder das des Kindes?«

»Nein, aber sollte nicht die Frage sein, ob sie wirklich Eures wert sind?«

Kapitel 2

Der Klang von Stimmen riss Eric aus seinen Gedanken. Er straffte sich im Sattel und horchte genauer hin, um die Richtung, aus der sie zu ihm drangen, zu bestimmen. Er hatte sich entschieden, die weniger frequentierten Wege zur Familie seiner Mutter zu nehmen, um Ärger zu vermeiden, doch jetzt schien es so, als sei er gerade dabei, mitten hinein zu reiten.

Vorsichtig lenkte er sein Pferd auf die Stimmen zu, überlegte flüchtig, abzusteigen und sich zu Fuß anzunähern, beschloss aber, im Sattel zu bleiben. Wenn es da vorne Ärger gab, und zwar mehr als er bewältigen konnte, wollte er so schnell wie möglich aus dessen Reichweite verschwinden können.

Als er durch die Bäume einen ersten Blick auf die Gruppe werfen konnte, hätte er sich beinahe die Augen gerieben. Eine kleine zierliche Frau mit kastanienfarbenem Haar stand mit nichts weiter als einem kleinen verzierten Dolch zwei Schwerter schwenkenden Männern gegenüber. Eric starrte eine ganze Weile auf das Kind hinter ihr, bevor er glauben konnte, dass es kein Traum war.

»Na, Kleine, sind diese paar Sachen wirklich Euer Leben wert oder das des Kindes?«, hörte Eric den größeren der beiden Männer sagen.

Und die kleine Frau entgegnete: »Nein, aber sollte nicht die Frage sein, ob sie wirklich Eures wert sind?«

Mutig, dachte Eric. Töricht, aber mutig. Die Frage reichte aus, um die beiden Räuber zögern zu lassen, und Eric beschloss, ihre Unentschlossenheit auszunutzen, um der Frau zu Hilfe zu eilen. Als die beiden Männer Kampfstellung einnahmen, ritt Eric unerschrocken auf die kleine Lichtung. Er musste lachen, als er sah, wie alle drei ihn offenen Mundes anstarrten, so als sei er irgendeine Erscheinung, die aus dem Nebel des Waldes hervorgetreten ist.

»Ich denke, die Dame wünscht, ihre Sachen zu behalten, meine Herren«, sagte er gedehnt, während er sein Schwert zog. »Wenn ihr eure gierigen Köpfe auf euren Schultern behalten wollt, dann würde ich vorschlagen, ihr lauft besser davon – jetzt – sehr schnell und sehr weit.«

Die Männer zögerten kaum einen Herzschlag lang, bevor sie in die Wälder zurückstolperten. Eric beobachtete sie bei der Flucht, bis er sie nicht mehr sehen konnte, bevor er sich zu der Frau umdrehte. Sie starrte ihn noch immer an, als sei er ein Geist, und er machte sich ihre Verblüffung und Verwirrung zunutze und musterte sie eingehend.

Die Frauen seiner Brüder waren nicht groß und zierlich gebaut, aber vermutlich würde diese hier selbst neben jenen klein aussehen. Ihr Haar war voll und lang, ging ihr in sanften Wellen bis zu den schmalen, aber sehr wohlgeformten Hüften. Es war von einem satten, tiefen Kastanienbraun und wurde von der Sonne, die durch das Blätterdach brach, mit rötlichen Lichtpunkten geschmückt. Ihr Gesicht war schmal, ein wenig herzförmig, mit einem andeutungsweise eigensinnigen Kinn, einer kleinen geraden Nase und einladend vollen Lippen. Erics Aufmerksamkeit wurde allerdings von ihren Augen angezogen und gefangen genommen. Sie waren groß, hatten dichte Wimpern und darüber sanft geschwungene Augenbrauen – und sie waren unterschiedlich. Das linke war von einem tiefen, klaren Grün, das rechte von strahlendem Blau.

Nachdem er ihre Gestalt von ihren kleinen, aber verlockenden Brüsten abwärts zu ihrer schmalen Taille überflogen hatte, warf er einen Blick auf das Baby hinter ihr. Der kleine Junge hatte auffallend rote Locken und grüne Augen. Eric ertappte sich plötzlich dabei, dass er brennend gern wissen wollte, ob es ihr Kind war oder nicht und wo der Vater steckte. Er blickte wieder zu der Frau und lächelte, da sie langsam den Schreck von sich abschüttelte. Bethia war wie betäubt, als der große schlanke Ritter auf die Lichtung geritten kam und dafür sorgte, das die Räuber um ihr elendes Leben liefen. Sein langes rotgoldenes Haar fiel ihm über die breiten Schultern, es war von solcher Fülle, dass es selbst von einem Band nicht ganz im Zaum gehalten oder versteckt werden konnte. Sein Gesicht gehörte zu den vollkommensten Gesichtern, die sie je gesehen hatte, besaß eine sanfte hohe Stirn, hohe breite Wangenknochen, eine lange, ansehnliche und von keinem Bruch entstellte Nase, ein markantes Kinn und einen Mund, den selbst sie in all ihrer Unschuld als gefährlich sinnlich empfand. Seine tiefen, intensiv blauen Augen wurden von überraschend langen braunen Wimpern eingerahmt und lagen in ihrer Vollkommenheit unter leicht gebogenen hellbraunen Augenbrauen.

Sein Gesicht aber war nicht das einzig Herrliche an ihm. Sein Körper, vornehm gekleidet in ein frisches weißes Leinenhemd und einen Überwurf, dessen Muster sie nicht kannte, war groß, schlank und muskulös. Breite Schultern, gut proportionierte Taille und Hüften sowie lange, bestens geformte und muskulöse Beine – das reichte aus, um das Herz jedes Mädchens höher schlagen zu lassen. Es überraschte nicht, dass sie ihn für eine Erscheinung gehalten hatte. Männer wie er ritten nicht einfach unter den Bäumen hervor und retteten einem das Leben.

Dies brachte Bethia auf die Frage, was er hier eigentlich zu suchen hatte, an diesem Ort und zu diesem so günstigen Zeitpunkt. Misstrauen machte sich breit, und sie hielt ihren Dolch weiterhin zum Angriff bereit. Nur, weil er für sie eine Augenweide war, hieß das nicht, dass er ein guter Mensch war. Er konnte schließlich in Williams Diensten stehen. Vielleicht war sie überhaupt nicht gerettet worden, vielleicht war sie einfach nur von einer Gefahr in die nächste geraten.

»Wer seid Ihr, Sir?«, wollte sie wissen. »Ich kenne Euer Muster und das Abzeichen Eures Clans nicht.«

»Welch nettes Dankeschön für meine Hilfe«, murmelte er. Bethia ließ sich nicht von seinem sanften Tadel an ihrer vermeintlichen Undankbarkeit in Verlegenheit bringen. Es stand zu viel auf dem Spiel, um sich übermäßig mit Höflichkeiten aufzuhalten. »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich wirklich gerettet wurde.«

Er verbeugte sich leicht im Sattel. »Ich bin Sir Eric Murray of Donncoill.

»Name und Ort sagen mir nichts, also müsst Ihr von sehr weit her kommen, Sir.«

»Ich möchte die Familie meiner Mutter aufsuchen. Und was macht Ihr hier mitten in den Wäldern, allein mit einem Dolch und einem Kind?«

»Eine Frage, die, wie ich meine, berechtigt ist.«

»Sehr berechtigt.«

Sie lockerte ihre angespannte Haltung nur ein wenig und bemühte sich, ihr Misstrauen nicht von seiner tiefen, anziehenden Stimme einlullen zu lassen. »Ich bringe meinen Neffen zu seiner Familie.«

Das Wort Neffe machte Eric weitaus glücklicher, als er es für gut hielt. »Ohne Beistand oder Bewachung?«

Bethia spannte sich erneut an, als er sein Schwert in die Scheide steckte und abstieg. In seinen Bewegungen lag nichts Bedrohliches, aber sie wagte es nicht, irgendjemandem zu trauen. James' Leben stand auf dem Spiel, und das war etwas viel zu Kostbares, um damit leichtsinnig umzugehen.

»Es gab niemanden, dem ich wagte, sein Leben anzuvertrauen.« Sie richtete sich auf und stellte sich entschlossen zwischen James und Eric, als er einen kleinen Schritt auf sie zu ging. »Ich denke, Ihr versteht, dass das im Augenblick auch Euch einschließt, Sir.«

»Ihr habt weder meinen Namen noch meinen Clan erkannt, Mädchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr überhaupt wisst, wer genau Eure Feinde sind, und es ist klar, dass ich nicht zu ihnen zähle.«

»Noch nicht.«

Eric lächelte flüchtig. »Ich habe Euch gesagt, wer ich bin, aber Ihr habt diese Höflichkeit nicht erwidert.«

Bethia wünschte, dieser Mann würde aufhören, sie anzulächeln. Dieses wunderbare Lächeln drohte ihr den Verstand zu rauben, ihren Argwohn zu dämpfen und sie bereitwillig glauben zu lassen, dass er tatsächlich ihr Retter sei. Seine tiefe Stimme war fast eine Liebkosung und gab ihr das Gefühl, unverzeihlich unhöflich zu sein, weil sie ihm nicht sofort vertraute. Er mochte nicht zu Williams Männern gehören, aber sie begann zu glauben, dass er auf vielerlei andere Weise gefährlich sein konnte.

»Ich bin Bethia Drummond, und das ist mein Neffe, James Drummond, Laird of Dunncraig.«

»Dunncraig?«

»Ihr kennt den Ort?«

»Ich weiß nur, dass es einer von vielen ist, an denen ich vorbeimuss, um dorthin zu gelangen, wo ich hinwill.«

»Nun, je nachdem, wohin Ihr reitet, habt ihr ihn vielleicht schon verpasst.«

»Ich reite zu den MacMillans of Bealachan.«

Bethia kannte diese Familie gut, doch das verringerte ihre Vorsicht nur wenig. Dieser Mann war möglicherweise nicht als deren Freund unterwegs. »Warum?«

»Es sind die Verwandten meiner Mutter.«

»Dennoch sprecht Ihr so, als wärt Ihr das erste Mal dorthin unterwegs.«

»So ist es, aber die Gründe dafür ergeben eine lange, düstere Geschichte, und ich kann nicht behaupten, dass ich mich geneigt fühle, sie zu erzählen, solange mir ein Dolch an die Kehle gehalten wird.«

Bethia wusste sofort, dass es ein Fehler war, aber sie warf einen Blick auf ihren Dolch, um zu sehen, wohin er gerichtet war. Es ärgerte sie, ja, ängstigte sie sogar, doch es überraschte sie nicht, als sich seine langen Finger um ihr Handgelenk legten und er ihr den Dolch mühelos aus der Hand wand. Sie wartete angespannt auf seine nächste Bewegung und krauste leicht die Stirn, als er sie einfach freigab und sich umdrehte, um den fröhlich glucksenden James anzulächeln.

»Es ist wunderbar, solche Sorglosigkeit zu sehen. Es ist der Segen des Kindseins.« Eric warf einen Blick auf sie, als sie sich an ihm vorbeischob und neben den Jungen stellte. »Kinder vertrauen so leicht.«

»Weil sie das Böse auf dieser Welt noch nicht kennen.« Bethia nahm James schnell auf den Arm und sah Eric über die Locken des Kindes hinweg wütend an.

Er straffte sich und ging näher auf sie zu, froh, dass sie keinen Schritt zurück machte, weil es ihm zeigte, dass sie ihm jetzt trotz ihrer Verärgerung und ihres Argwohns vielleicht zu vertrauen begann. So, wie sie davon gesprochen hatte, dass sie niemandem das Leben des Kindes anzuvertrauen wagte, war sie in Gefahr oder dachte das wenigstens. Eric war entschlossen, ihr zu helfen, und er hatte den Verdacht, dass dieses Bedürfnis viel mit den wunderbar unterschiedlichen Augen und vollen Lippen, die er schon jetzt allzu gern geküsst hätte, zu tun hatte.

»Deshalb brauchen sie andere, die über sie wachen«, murmelte er.

»Genau das tue ich«, fuhr sie ihn an.

»Und Ihr glaubt dabei keiner Unterstützung zu bedürfen?«

Der Mann stand so nah bei ihr, dass es ihr schwindlig wurde. Sie war sich sehr bewusst, dass nur James' winziger Körper sie von ihm trennte. Ihr Blick war mit seiner Schönheit erfüllt. Was noch schlimmer war, er hatte seine Stimme gesenkt, und die süße Verlockung, die in ihr lag, ließ ihr Herz derart schnell und laut schlagen, dass sie über diesem Pochen kaum denken konnte. Dieser Mann schien auf sie wie ein zu großer Krug voll schweren Weins zu wirken.

»Vielleicht könnte ich ein bisschen gebrauchen«, gestand sie widerwillig ein, »aber das heißt nicht, dass sie von Euch kommen muss.«

»Ach, ich glaube schon, dass sie das muss.« Eric streckte die Hand aus, um die Locken des Jungen zu zausen, und lächelte insgeheim, als seine Finger Bethias eigensinniges kleines Kinn streiften und sie ihren Kopf zurückwarf, als ob seine Berührung sie verbrannt hätte. »Wohin seid Ihr unterwegs?«

»Nach Dunnbea«, antwortete sie, ohne zu zögern, verfluchte sich aber sofort für ihren Mangel an Listigkeit.

»Das ist ein weiterer Ort, an dem ich auf meinem Ritt zu meinen Verwandten vorbeimuss.«

»Ja.«

»Die MacMillans of Bealachan liegen nicht in Fehde mit den Drummonds of Dunnbea, oder?«

»Nein, sie sind seit Langem Verbündete.«

»Dann reiten wir denselben Weg.«

»Ich bin auf einer sehr verwickelten Route unterwegs. Das könnte Euer Tempo verlangsamen.«

»Nein, denn auch ich reite auf einer sehr verwickelten, versteckten Route. Wie Ihr sehen könnt, reise ich allein. Ich versuche, während meiner Reise Ärger zu umgehen.«

Beinahe hätte sie gelächelt. »Dann sollte ich weit zurückbleiben, mein gütiger Herr, denn mir folgt eine ziemliche Menge Ärger auf den Fersen.«

Bethia wusste nicht so recht, warum sie so ausweichend reagierte, so widerwillig Erics Hilfe gegenüber. Es stimmte zwar, dass sie die Murrays of Donncoill nicht kannte, aber vermutlich kam das, weil es über sie nicht viel zu erfahren gab, zumindest nicht viel Schlechtes. Geschichten über Schlimmes, das Menschen getan hatten, reisten weit, aber, wenn sich jemand zu benehmen wusste, wurde nur von dessen heroischsten Taten gesprochen. Die MacMillans waren seine Verwandten und sie wohnten nah, waren seit Langem beständige Verbündete ihrer eigenen Familie. Er hatte eindeutig das Aussehen eines MacMillan. Er war in derselben Richtung unterwegs wie sie. Er hatte sie gerade vor einer möglicherweise tödlichen Auseinandersetzung gerettet, und obwohl er ihr den Dolch abgenommen hatte, hatte er noch immer keine bedrohliche Bewegung ihr oder James gegenüber gemacht. Der gesunde Menschenverstand forderte von ihr, dass sie ihn um Hilfe bat.

»Kommt, Mädchen, legt Euren Stolz ab und nehmt ein ehrliches Hilfsangebot an«, sagte Eric.

»Es ist nicht nur Stolz, was mich zögern lässt, Sir«, erwiderte sie.

»Habe ich Euch nicht eben gezeigt, dass ich Euch keinen Schaden zufüge?«

»Schon, aber ich darf bei allen und jeden Entscheidungen, die ich treffe, nicht nur an mich denken.«

»Ich würde niemals ein Kind verletzen.«

In seiner liebenswerten Stimme lag ein angespannter Ton, und Bethia hätte fast gelächelt. Sie hatte ihn gerade beleidigt. Seltsamerweise verringerte dies ihr Misstrauen und ihre Zweifel erheblich. Auch wenn sie sich noch immer unbehaglich fühlte, glaubte sie allmählich daran, dass das nicht an mangelndem Vertrauen seinem Hilfsangebot gegenüber lag, sondern daran, dass er ein so gefährlich anziehender Mann war. Noch nie hatte sie sich in Gegenwart eines Mannes so verwirrt gefühlt wie in seinem Fall. Allerdings bestand diese Gefahr, gegen die sie kämpfen musste oder der sie unterliegen würde, nur für sie, und jetzt hatte sie allein an James zu denken.

»So bitte ich Euch, Herr Ritter, bei Eurer Ehre, das Kind und mich sicher auf Dunnbea zu bringen«, sagte sie schließlich, wobei sie innerlich derart vor Freude zitterte, dass es sie fast in Angst versetzte, als er sie anlächelte.

»Ein Versprechen, das leicht zu geben ist, Mylady.«

»Leicht zu geben vielleicht, aber Ihr werdet es vielleicht nicht so leicht finden, es zu erfüllen.«

»Ich gehe mit dem Schwert, das ich trage, nicht ganz unbeholfen um.«

»Dessen bin ich mir sicher, aber es könnte eine Menge Männer geben, die versuchen, den Jungen und mich davon abzuhalten, meine Familie zu erreichen. Sir, Ihr habt Euch gerade mitten in einen mörderischen Kampf begeben. Auf der einen Seite stehen im Moment dieses kleine Kind und ich – und steht jetzt auch Ihr. Auf der anderen Seite befinden sich ein Mann mit schwarzer Seele namens William und seine beiden zuschnappenden Söhne Ian und Angus, dazu all die Männer, die sie zwingen oder bezahlen können, um uns nachzujagen.«

»Warum?

»Weil William versucht, das zu rauben, was diesem Kind rechtmäßig zusteht. Er hat bereits seine Frau ins Grab gebracht und danach meine Schwester und ihren Mann ermordet. Am Tag, bevor ich mitten in der Nacht geflohen bin, hat er versucht, mit Gift das Kind und mich zu töten. Dieser Mann trachtet danach, Dunncraig in seinen Besitz zu bekommen, durch Heirat und Tod etwas zu beanspruchen, das niemals ihm gehören würde.«

Eric blieb äußerlich unbewegt, aber innerlich fluchte er herzhaft. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit den Männern, vor denen Bethia auf der Flucht war, aber sein Instinkt sagte ihm, dass sie seine Gründe für die Reise zu den MacMillans nicht gutheißen würde. Er entschied sich, ihr die Wahrheit erst später zu sagen. Sie vertraute ihm jetzt ein Stück weit, und er wollte sich ihr gegenüber noch mehr beweisen, bevor er ihr etwas sagte, das dieses neugeborene Vertrauen wieder ersticken konnte.

»Ihr habt in mir einen Mann gefunden, der sich eine gewisse Kenntnis über solche Fluchtversuche angeeignet hat. Mein Bruder und seine Frau flohen quer durch Frankreich, sie liefen vor Männern davon, die Gisèle für einen Mord hängen wollten, den sie nicht begangen hatte. Vielleicht kann ich endlich einige der Geschichten, die er mir erzählt hat, gebrauchen.«

»Warum reist Euer Bruder nicht mit Euch zu den Verwandten Eurer Mutter?«

»Weil seine Mutter nicht meine ist.« Fast hätte er gelacht angesichts des verwirrten Stirnrunzelns, das ihr hübsches Gesicht verfinsterte und schnell von einem Ausdruck großer Neugierde verdrängt wurde. »Eine andere lange Geschichte. Wir heben solche Dinge besser für später auf. Vor uns liegt eine lange Reise.«

»Das weiß ich. Und vermutlich sollten wir aufbrechen.«

Bethia zögerte, als Eric die Arme nach dem Jungen ausstreckte, legte James aber voller Unbehagen hinein. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter gab sie ihn aus der Hand, und sie musste das Bedürfnis unterdrücken, ihn sofort wieder an sich zu reißen. Sie war dabei, diesem Mann ihrer beider Leben anzuvertrauen und sollte somit fähig sein, ihm zuzutrauen, das Kind ein paar Augenblicke zu halten.

Eric beobachtete sie beim Einsammeln ihrer Sachen, wobei sie innehielt, um mit ihren Händen über das kleine silberne Trinkgefäß zu streichen, bevor sie es in ihre Tasche legte. »Ich glaube, jener Mann hat eine gute Frage gestellt, Mädchen«, sagte er ruhig. »Sind es diese Sachen wirklich wert, dafür Euer Leben und das des Kindes aufs Spiel zu setzen?«

»Nein«, antwortete sie leichthin, indem sie aufstand. »Zumindest ist es das, was mir mein Verstand zurief, aber, ich fürchte, in jenem Augenblick hat mein Herz lauter gesprochen. Diese Trinkschale war die Hochzeitsschale meiner Schwester. Sie war meine Zwillingsschwester und ist noch kaum eine Woche tot. Ich konnte weder sie noch etwas anderes, von den Sachen, die ich aus Dunncraig herausholen konnte, diesen Männern überlassen. Es war töricht, das weiß ich.«

»Ja, aber ganz und gar verständlich.« Er nahm sie am Arm und führte sie zu seinem Pferd. »Eure Trauer ist zu jung.«

»Ich weiß nicht, ob sie jemals alt wird«, flüsterte Bethia.