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So gelingt eine Ernährungsumstellung

Lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben? Besser essen der Haut zuliebe und dabei gesünder, fitter und schlanker werden, ohne zu hungern? Das ist leichter gesagt als getan, doch mit Know-how und festen Regeln ist es möglich – und kann sogar Spaß machen.

Sie sind motiviert, Ihre Ernährung umzustellen? Das ist ein guter Vorsatz. Das nötige Wissen können Sie sich in diesem Buch anlesen, Rezepte als Anregungen finden Sie ab Seite 58. Sie wissen, auf welche Lebensmittel Sie künftig der Haut zuliebe verzichten sollten und was stattdessen auf den Tisch darf. Damit steht Ihrem Erfolg eigentlich nichts mehr im Weg – außer Ihr innerer Schweinehund. Und der kann leider ganz schön groß sein. Deshalb raten wir Ihnen, eine Ernährungsumstellung mit System vorzunehmen. Die zehn Schritte auf Seite 49 unterstützen Sie dabei.

So sieht ein gesunder Tag aus

Eine abwechslungsreiche, gesunde Vollkost besteht aus drei Hauptmahlzeiten täglich und möglichst wenigen Snacks zwischendurch mit unseren empfohlenen Lebensmitteln in folgenden Mengen: Brot, Getreide und Beilagen (in Vollkornvarianten) sollten nicht mehr als 2 Handvoll ausmachen. Dazu kommen 1 bis 2 Portionen Obst, 3 Portionen Gemüse, 40 Gramm Nüsse und Samen, 3 Esslöffel hochwertige Fette und Öle. Mageres Fleisch, Eier, Käse und Milchprodukte gibt es nur in Maßen – und höchstens 1 kleine Handvoll Knabbereien. Pro Woche raten wir außerdem zu 2 Portionen Fisch, am bestem zu fettem Seefisch.

Intervallfasten für eine gesunde Haut

In den letzten Jahren wurde zunehmend erforscht, wie gut Fasten beziehungsweise Intervallfasten für die Gesundheit ist. Das gilt auch für die Haut. Dafür müssen Sie sich nicht unbedingt zum Heilfasten in einer Kurklinik anmelden und tagelang auf feste Nahrung verzichten. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass auch kurze Phasen ohne Essen dem Körper guttun. Darauf basiert das alltagstaugliche Intervallfasten, für das es verschiedene Modelle gibt. Möglichst lange ohne Essen auszukommen, lässt sich für die meisten Menschen am einfachsten umsetzen, wenn man die Nacht mit einbezieht. Das entspricht etwa der 16:8-Methode, bei der man die Zeit, in der gegessen wird, auf acht Stunden beschränkt (also zum Beispiel von 10 bis 18 Uhr oder von 13 bis 21 Uhr).

Man kann aber auch zwei Fastentage in der Woche einlegen (5:2-Fasten) oder ab und zu das Abendessen ausfallen lassen (Dinner-Cancelling). Der Nahrungsverzicht auf Zeit wirkt verjüngend und regenerierend – nicht nur auf die inneren Organe, sondern auch auf die Haut. Er regt den Körper dazu an, neue Zellen zu bilden, hemmt Entzündungen und hat damit auf viele Prozesse Einfluss, die auch den Zustand der Haut verbessern. Ein angenehmer Nebeneffekt: Man verliert beim Intervallfasten ein paar Pfunde.

Schritt für Schritt besser essen

+Führen Sie ein Ernährungstagebuch. Das heißt, dass Sie alles aufschreiben, was Sie essen. Analysieren Sie die Ergebnisse. Wann esse ich was und trinke ich genug? Notieren Sie, wann und worauf Ihre Haut reagiert und welche Lebensmittel Sie besser meiden. Diesem Buch liegt ein kleines Tagebuch bei, in dem Sie auch Beobachtungen über den Zustand Ihrer Haut eintragen können.

+Erst Allergietest, dann Auslassdiät. Bei Menschen mit Allergien wie Neurodermitis zeigen sich oft negative Hautreaktionen auf Lebensmittel. In diesen Fällen ist es wichtig, zuerst eine mögliche Nahrungsmittelallergie beim Hautarzt genau testen zu lassen. Denn eine sogenannte Auslassdiät macht nur Sinn, wenn man genau weiß, welche Lebensmittel möglicherweise kritisch sind.

+Besprechen Sie Ihre Ernährungsumstellung mit dem behandelnden Arzt. Betrachten Sie ihn nicht als Gegner, sondern als Teampartner, der Sie unterstützt. Wenn das nicht der Fall ist, suchen Sie sich einen Ernährungsmediziner (Adressen)

+Gehen Sie mit Plan vor. Überlegen Sie, wie Sie Ihre Ernährungsumstellung in kleinen Schritten umsetzen können, damit Sie die Ernährung wirklich dauerhaft umstellen. Bei Auslassdiäten gehen Sie ohnehin Schritt für Schritt vor.

+Räumen Sie die Küche auf. Ob Süßigkeiten, Softdrinks oder Chips zum Knabbern vor dem Fernseher – entfernen Sie alles, worauf Ihre Haut negativ reagiert und was nicht in Ihre Pläne passt. Ersetzen Sie kritische Produkte durch reizarme Alternativen.

+Verändern Sie Ihre Einkaufsgewohnheiten. Streifen Sie nicht mehr planlos durch den Supermarkt, sondern erstellen Sie zu Hause eine Liste, die (und nur die!) Sie dann im Laden abarbeiten.

+Kochen Sie selbst. Auch wenn Sie das nicht gewohnt sind und als äußerst aufwendig empfinden, fangen Sie damit an, Ihre Haut wird es Ihnen danken! So vermeiden Sie unliebsame Zusatzstoffe und wissen immer genau, was auf den Teller kommt.

+Bleiben Sie geduldig. Wenn Sie mit Ihrer Ernährungsumstellung auch ein paar Pfunde loswerden wollen, sollten Sie nicht hungern, damit es schneller geht. Denn dann schüttet der Körper Hungerhormone aus, die dazu führen, dass man mehr isst statt weniger. Füllen Sie den Magen gut (am besten mit Gemüse) und setzen Sie auf Eiweiß als Sattmacher.

+Kommen Sie in Bewegung. Ob Spazieren- gehen oder Radfahren, Fitnessgymnastik oder Muskeltraining – Bewegung schüttet Hormone aus, die die Haut strahlen lassen und für gute Laune sorgen. Körperliche Aktivitäten straffen das Bindegewebe und fördern die Durchblutung, sodass die Haut besser mit Nährstoffen versorgt wird.

+Bauen Sie gezielt Stress ab. Was uns belastet, geht im wahren Sinne des Wortes unter die Haut. Das Stresshormon Cortisol verlangsamt die Bewegung der Hautzellen. Unter Dauerdruck trocknet die Haut schneller aus, neigt zu Unreinheiten und Infektionen. Lernen Sie deshalb, regelmäßig zu entspannen – zum Beispiel mit Meditation, Bewegung oder Achtsamkeitsübungen.

INHALT

Vorwort

Grundwissen Haut

Interview mit den Ernährungs-Docs: Gesunde Ernährung für gesunde Haut

Ein Organ voller Wunder: die Haut

Schicht für Schicht: der Aufbau der Haut

Kurioses rund um die Haut

Interview mit Dr. Riedl: Ernährung als Anti-Aging-Maßnahme: So bleibt die Haut länger jung

Entzündete Haut bei Neurodermitis: das quälende Jucken

Lebensmittelauswahl bei Neurodermitis

Interview mit Dr. Fleck: Allergien: Wenn das Essen die Haut krank macht

Schuppenflechte: Hautkrankheit mit gefährlichen Begleitern

Lebensmittelauswahl bei Schuppenflechte

Rosazea: Gesichtsrötungen als chronische Krankheit

Lebensmittelauswahl bei Rosazea

Verblüffendes aus der Forschung

Akne: Nicht nur in der Pubertät ein Problem

Lebensmittelauswahl bei Akne

Infektionen der Haut: Was Sie über Fußpilz und Co. wissen sollten

Lebensmittelauswahl bei Fußpilz

Schutz, Pflege und andere Wohltaten: Das mag die Haut

Essen für eine gesunde Haut

So gelingt eine Ernährungsumstellung

Was unsere Ernährung für die Haut bedeutet

Entzündungshemmende Inhaltsstoffe im Überblick

Interview mit Dr. Klasen: Vitamin D – das Lichthormon: Wieviel benötigt die Haut?

Was empfindliche Kinderhaut braucht

Rezepte zum Genießen

Frühstück

Wahre Schönheit kommt von innen

Blitzrezepte für Neurodermitiker

Kleine Gerichte

Bei Akne und Rosazea – schnell gemacht

Hauptgerichte

Knackig frisch: Das schmeckt der Haut

Quickie-Rezepte für Psoriatiker

Süßes

Die Ernährungs-Docs

Hilfreiche Adressen

Bildnachweis

Impressum

Die Symbole bei den Rezepten

Vegan

Vegetarisch

Ballaststoffreich
mindestens 10 g Ballaststoffe pro Portion

Glutenfrei

Laktosefrei

Low Carb
weniger als 30 Energie-% aus Kohlenhydraten

Gesund essen, um die Haut zu heilen

Vom Baby mit Neurodermitis über Teenager mit Akne bis zur Seniorin mit Rosazea: Jede Generation hat typische Hautkrankheiten, die sich mit quälendem Juckreiz bemerkbar machen. Doch fast alle haben eines gemeinsam: Eine Ernährungsumstellung kann heilen und Beschwerden lindern.

Probleme mit der Haut hat wohl jeder im Laufe des Lebens. Und selbst wer nicht unter Ausschlägen, Pickeln, Pusteln und Juckreiz leidet, sorgt sich um seine alles umgebende Hülle. Denn sie soll möglichst lange jung aussehen. Sie hilft uns bei der Kommunikation, sie ist die Verbindung zur Außenwelt und zeigt seelische und körperliche Erregung. Denn vieles geht uns sprichwörtlich unter die Haut. Dabei ist dieses faszinierende Organ stark und schutzbedürftig zugleich. Und es will gut versorgt werden.

Neben der richtigen Pflege, dem Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, dem vernünftigen Umgang mit der Sonne und einem guten Lebensstil spielt unser tägliches Essen eine entscheidende Rolle für die Hautgesundheit. Wie wirkt das, was wir zu uns nehmen, auf die Haut? Wie sieht eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung aus, die sicherstellt, dass die Haut in allen Schichten perfekt versorgt wird? Schließlich freuen wir uns nicht nur über gesunde glatte Haut, sondern auch über feste Fingernägel und glänzende, volle Haare.

Im ersten Teil dieses Buchs stellen wir Ihnen das größte Organ unseres Körpers vor. Was greift die Haut an? Was hilft der Haut, was macht sie schön? Worauf sollten wir besser verzichten? Welche Hautkrankheiten sind weitverbreitet? Wie entstehen sie? Wie werden sie heute behandelt? Was hat unseren Patienten bei bestimmten Erkrankungen geholfen? Lernen Sie mit uns, Ihre Haut besser zu verstehen.

Was die Haut mit unserer Ernährung zu tun hat? Sehr viel! Über die Blutbahn benötigt die Haut ständig Eiweiß, Fett, Vitamine und Mineralstoffe, die sie aus der Nahrung bekommt. Das heißt im Umkehrschluss: Je besser wir unsere Haut „füttern“, desto gesünder bleibt sie. Und wenn wir sie nicht gut versorgen, wird sie anfällig. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn wir zu viel Zucker essen. Der verschlechtert das Hautbild, sorgt dafür, dass Talgdrüsen sich vergrößern, Entzündungen stärker und Hauterkrankungen begünstigt werden. Gutes Fett hingegen macht die Haut fit. Eiweiß schützt das Bindegewebe. Antioxidantien, die vor allem in Gemüse stecken, bekämpfen von innen gefährliche freie Radikale, die gesunde Zellen angreifen.

Darum geht es im zweiten Teil dieses Buchs, bevor wir Ihnen mehr als 60 gesunde Rezepte verraten, die der Haut guttun und Ihnen bestimmt schmecken werden.

Guten Appetit und baldige Genesung wünschen

GRUNDWISSEN HAUT

Was stärkt die Haut? Was schadet ihr? Wie können wir sie optimal versorgen? Auf den folgenden Seiten erklären Ihnen die Ernährungs-Docs, wie die Haut arbeitet und was dieses faszinierende Organ alles kann, wenn keine ihrer vielfältigen Funktio- nen gestört ist. Leider passiert das immer häufiger. Ob Schuppenflechte, Neurodermitis, Akne, Rosazea oder andere Hauterkrankungen: Kaum einer kommt ohne Hautbeschwerden durchs Leben. Lesen Sie, welche Therapien Ihnen helfen und wie Sie selbst mit einer gesunden Ernährung Ihrer Haut Gutes tun können.

Gesunde Ernährung für gesunde Haut: der beste Schutz von innen und außen

Die Hülle, die uns Menschen umgibt, ist Schutzwall und Spiegel des Lebensstils zugleich. Sie ist ein höchst empfindliches Organ, mit dem fast jeder im Laufe des Lebens einmal Beschwerden hat. Wie können Hautpatienten mit guter Ernährung gegensteuern?

Wodurch zeichnet sich die Haut aus?

Dr. Riedl: Es ist wenig bekannt, dass die Haut das größte und schwerste Organ des Menschen ist. Sie umhüllt den ganzen Körper und muss dabei zahlreiche lebenswichtige Aufgaben erfüllen. Unsere Haut schützt vor Angriffen, vor Austrocknung, Hitze, Kälte und Krankheitserregern.

Dr. Fleck: An der Haut können wir viel über den Gesundheitszustand, den Lebensstil und auch über den Seelenzustand eines Menschen erkennen. Das zeigt sich zum Beispiel bei ungesundem Dauerstress, der bei vielen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Akne oder Schuppenflechte Schübe auslösen kann.

Was bedroht dieses vielseitige Organ?

Dr. Klasen: Unsere Haut ist ständig Attacken ausgesetzt. Ob Tabakrauch, zu viel Sonne oder schlechte Ernährung – all das hat Einfluss auf ihren Zustand. Hautkrankheiten nehmen immer mehr zu, sie können auch infolge bestehender Erkrankungen auftreten. So hat sich zum Beispiel die Zahl der Kinder mit Neurodermitis in den letzten zehn Jahren verdreifacht.

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Dr. Fleck: Eine hautfreundliche Ernährung kann einen Großteil dieser Angriffe abwehren oder zumindest mildern. Eindeutig zeigt sich das natürlich bei Hautausschlägen, die keine Symptome mehr zeigen, wenn die Patienten bestimmte Lebensmittel meiden. Doch es gibt auch unerwartete Verbindungen. Wir konnten in unserer NDR-Sendung zum Beispiel sehr konkret zeigen, dass der Verzehr eines Eisbechers mit viel Zucker einen Fußpilzschub auslösen kann.

Gilt das allgemein?

Dr. Klasen: Nein, denn bei Hauterkrankungen kommt es immer auf den Einzelfall an. Das zeigt sich bei sogenannten Auslassdiäten. Das heißt, dass jemand eine Zeit lang verdächtige Lebensmittel weglässt und abwartet, wie die Haut darauf reagiert. Was für manche Neurodermitiker schlecht ist (zum Beispiel Erdbeeren), kann für andere als Vitaminlieferant sehr hilfreich sein.

Dr. Fleck: Einheitlich für alle gilt die Empfehlung, möglichst auf Zucker in Form von Süßigkeiten, Kuchen, Keksen, Fertigprodukten und Softdrinks zu verzichten und minderwertige Fette zu meiden.

Wo sind die Grenzen?

Dr. Riedl: Wir können zwar mit einer Ernährungsumstellung sehr viel erreichen, doch keine bereits vorhandenen Schäden heilen. Wer viel raucht und Sonnenbrände riskiert, um gebräunt zu sein, darf sich nicht wundern, wenn die Haut vorzeitig altert. Trotzdem können wir mit einem guten Lebensstil und gesundem Essen nicht nur Hautkrankheiten lindern, sondern auch den natürlichen Alterungsprozess verlangsamen.

Dr. Klasen: Wie komplex das Thema ist, zeigt sich am Beispiel von Vitamin D. Dieses Hormon ist für den Körper – insbesondere für die Knochen – sehr wichtig. Wir können es aber nur in geringen Mengen über die Nahrung aufnehmen. Dafür bildet unser Körper selbst Vitamin D, wenn Sonne auf die Haut kommt. Damit die UVB-Strahlen die Haut aber nicht vorzeitig altern lassen oder zu Hautkrebs führen, muss die Sonne sehr genau dosiert werden.

Was sollte jeder selbst für eine gesunde Haut tun?

Dr. Klasen: Zuerst einmal ist es wichtig, auch mit vermeintlich harmlosen und weitverbreiteten Hautkrankheiten zum Arzt zu gehen. So kann beispielsweise Rosazea nicht nur die Haut schädigen, sondern auch zu schweren Folgeerkrankungen bis zum Herzinfarkt führen. Aus einem Fußpilz kann eine Wundrose mit lebensgefährlichen Komplikationen entstehen.

Dr. Fleck: Bei der Ernährung sollte man auf Lebensmittel setzen, die antientzündlich wirken, und dementsprechend meiden, was Entzündungen befeuert. Antientzündlich wirken Gemüse, Obst, fetthaltige Fische und hochwertige Speiseöle.

Dr. Riedl: Jeder sollte wissen, dass zwischen Darm und Haut viele Verbindungen bestehen und eine gesunde Darmflora deshalb eine wichtige Voraussetzung für gesunde Haut ist. Für eine möglichst große Vielfalt an willkommenen Darmbakterien sind fermentierte Milchprodukte wie Naturjoghurt, Kefir oder Buttermilch, frisches Sauerkraut und Ballaststoffe aus Vollkorn die beste Basis.

Dr. Fleck: Und nicht vergessen: Da Probleme und Sorgen oft sprichwörtlich unter die Haut gehen, kann gegebenenfalls auch eine Psychotherapie hilfreich sein.

Wie gelingt eine Ernährungsumstellung?

Dr. Riedl: Von einer Ernährungsumstellung, die der Haut guttut, profitieren wir auch in anderen gesundheitlichen Bereichen. Ob bei Übergewicht, Diabetes oder Gefäßerkrankungen – eine gute, „artgerechte“ Ernährung mit vielen natürlichen Lebensmitteln ist umfassende Gesundheitsfür- und vorsorge. Das sollte man sich zur Motivation immer wieder klarmachen.

Dr. Fleck: Damit unsere Patienten nicht an zu hohen Hürden scheitern, empfehlen wir, in kleinen Schritten vorzugehen und sich nicht von einem Tag auf den anderen alles zu verbieten, was schmeckt. Kleine Rituale helfen, damit Gesundes langsam zur Gewohnheit wird. Ein Ernährungstagebuch kann Ihre guten Vorsätze unterstützen.

Dr. Klasen: Das Führen eines Tagebuchs ist auch bei allergischen Reaktionen der Haut auf Lebensmittel ein guter Weg, um herauszufinden, was der Haut „schmeckt“ und was sie nicht verträgt. Denn das ist bei jeder Krankheit und bei jedem Menschen unterschiedlich. Wenn die Ursache gefunden ist, ist Disziplin gefragt. Hier kann es hilfreich sein, sich von Ernährungsmedizinern beraten zu lassen.

Dr. Klasen, Dr. Fleck und Dr. Riedl wissen Rat.

Ein Organ voller Wunder: die Haut

Sie schützt uns vor Angriffen, arbeitet wie eine körpereigene Klimaanlage und macht verborgene Gefühle sichtbar. Die Haut des Menschen leistet viel, ist aber auch anfällig für Krankheiten. Und sie reagiert auf das, was wir essen und trinken.

Leber, Niere, Herz – das fällt wohl den meisten Menschen ein, wenn sie nach Organen gefragt werden. Weniger bekannt ist, dass die Haut ebenfalls ein Organ ist. Und was für eins! Unsere Haut ist das größte, schwerste und vielseitigste Organ, das wir haben. Sie ist dehnbar und bedeckt die Oberfläche des ganzen Körpers, umhüllt alles, was zu unserem Organismus gehört – und hat dabei lebenswichtige Funktionen, und zwar von außen und innen. Zum Beispiel schützt sie gegen Umwelteinflüsse, Krankheitserreger oder schädliche Sonnenstrahlen. Der Gefahr des Austrocknens begegnet die Haut mit einem natürlichen Fettfilm. Mit ihrem Säureschutzmantel wehrt sie Krankheitserreger und Mikroorganismen ab. Auch verteidigt sie das Innere des Körpers gegen Schmutz, Druck und Wasser. Die Haut schützt also vor mechanischen, chemischen und wetterbedingten Einflüssen.

Die Haut hat einen eigenen Stoffwechsel

Auf der Innenseite erfüllt die Haut innerhalb des Stoffwechsels und der Abwehr wichtige Aufgaben. Mit ihrem Anteil am Wasserhaushalt verhindert sie einerseits Austrocknung, andererseits versorgt sie den Körper mit Flüssigkeit und Salzen. Ob es darum geht, Substanzen von außen aufzunehmen, zu speichern oder wieder auszuscheiden – die Haut hat einen eigenen Stoffwechsel, der Wirkstoffe über die untere Hautschicht in den Blutkreislauf und zu anderen Organen leiten kann. Sie „atmet“ dabei, nimmt also Sauerstoff auf und gibt ihn in Form von Kohlendioxid wieder ab. Hinzu kommt noch eine weitere Fähigkeit: Die Haut unterstützt die Nieren. So können wir beispiels- weise literweise Flüssigkeit über die Haut ausscheiden, dabei die Nieren entlasten und gleichzeitig vom Kühlungseffekt profitieren. Die Haut schützt uns übrigens auch vor dem Verlust von Wärme.

Eine Klimaanlage, die von allein läuft

Ob wir schwitzen oder frieren – die Haut ist unsere körpereigene Klimaanlage. Sie reguliert die für uns perfekten Temperaturen, ohne dass wir sie dafür programmieren müssen. Wenn es draußen heiß ist, lässt sie uns abkühlen, indem wir schwitzen. Wird es kalt, schützt sie das Innenleben, indem sie sich zusammenzieht und ihre Haare zur Gänsehaut aufstellt. Sie kann die Weite der Gefäße regulieren, indem sie sie eng oder weit einstellt. Stellen Sie sich die Haut vor wie eine Goretex-Jacke, die Schutz bietet, aber gleichzeitig Luft zum Atmen durchlässt. Trotz all ihrer erstaunlichen Fähigkeiten kommt die Haut aber auch immer wieder an ihre Grenzen. Das große Organ ist ein Tummelplatz für Parasiten, Pilze, Bakterien und Viren. Auch Geschlechtskrankheiten werden per Hautkontakt übertragen. Hautkrankheiten sind weitverbreitet und nehmen immer mehr zu.

Ein sehr sensibles Sinnesorgan

Die Schutzhülle Haut ist ein äußerst sensibles Sinnesorgan. Dafür streckt sie ständig Fühler aus, die tasten, was um uns herum los ist. Wie sich etwas anfühlt, ob es kalt, heiß oder nass ist, ob es gefährlich scharf oder angenehm weich und glatt ist. Genauso wie sie vermittelt, wenn etwas drückt, zeigt sie auch Schmerzen an, sodass der Körper rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen kann. Ob wir es wollen oder nicht, die Haut verrät einiges über uns. Datenschutz kennt sie nicht, die Haut gibt ständig sensible Informationen nach außen. Sie zeigt wildfremden Menschen, wie alt wir (ungefähr) sind und liefert bei Bedarf auch Informationen über unseren Gesundheitszustand. Hat jemand nur wenig rote Blutkörperchen, ist er blass; bei einer Leberentzündung färbt die Haut sich gelblich. Bestimmte Hauterkrankungen legen den (oft leider falschen) Verdacht nahe, dass jemand sich zu wenig wäscht, falsch pflegt oder zu viel Alkohol trinkt. Je nach Hauttyp plaudert das Organ auch aus, wenn wir uns schämen.

Rot vor Scham und blass vor Neid

Wie stark unsere Gefühle die Haut beeinflussen, zeigt sich, wenn wir sprichwörtlich „rot vor Scham“ oder „blass vor Neid“ werden. Wenn wir „aus der Haut fahren“, uns „in unserer Haut nicht mehr wohlfühlen“, „nicht aus unserer Haut können“ oder uns etwas „unter die Haut geht“. Das Aussehen der Haut beschreibt emotionsgeladene Zustände der Seele. Nicht zu vergessen: In besonders anrührenden Moment reagiert die Haut wie bei Kälte, indem sie ihre Haare aufrichtet. Wir sprechen von Gänsehautmomenten. Dass unser Gefühlsleben mit der Haut assoziiert ist, beweist auch die Tatsache, dass Körperkontakt fast jedem Menschen guttut.

Der Darm spielt eine wichtige Rolle

Schöne und gesunde Haut hat also sehr viel damit zu tun, wie vital wir sind. Deshalb ist es auch von großer Bedeutung, wie wir das empfindsame Flächenorgan „füttern“. Wie eng Haut und Ernährung miteinander verbunden sind, zeigt sich schon beim Thema Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die einen reagieren mit Hautausschlag auf Orangen, die anderen werden rot im Gesicht, wenn sie Hasel- oder Walnusskerne essen. Zu viel Zucker und ungesundes Fett lassen Pickel sprießen. Was genau wie zusammenhängt, ist bei jedem Menschen unterschiedlich und konnte von der Forschung bislang nicht vollständig geklärt werden. Fest steht aber: Unsere Nahrung beeinflusst die Haut mit all ihren Stoffwechselvorgängen. Eine besondere Rolle spielen dabei die Leber und der Darm: Hier wird alles zerlegt und verarbeitet, bevor es über die Blutbahnen die Haut erreicht und dort zu Bindegewebe, neuen Zellen oder Talg wird.

Verändertes Mikrobiom

Unser Darm wird von Billionen Bakterien besiedelt, die zahlreiche Funktionen im Stoffwechselsystem erfüllen. In der Gesamtheit spricht man dabei vom Mikrobiom. Wenn die Zusammensetzung dieser Bakterien gestört ist, können Krankheiten entstehen. Für eine gesunde Abwehr gilt: je vielfältiger die Darmflora, desto besser.

Auch die Haut verfügt über ein Mikrobiom, auf dem sich verschiedene Organismen ansiedeln. Die sind nicht immer harmlos. Um gefährliche Keime abzuwehren und die Wundheilung zu beschleunigen, sollte das Mikrobiom möglichst vielfältig sein, was bei Menschen mit Hauterkrankungen oft nicht der Fall ist. In Studien konnte festgestellt werden, dass das Mikrobiom bei Hautpatienten nicht nur an den entzündeten Stellen, sondern auch auf der gesunden Haut verändert ist. Es enthält zu wenig gute Bakterien und zu viel schlechte.

Die Ernährungs-Docs

Für Neurodermitiker kann eine Analyse des Hautmikrobioms sinnvoll sein, denn ihnen fehlen häufig wichtige Bazillen. Über die Zufuhr bestimmter Bakterien lassen sich das Hautmikrobiom regenerieren und Beschwerden lindern.

Schicht für Schicht: der Aufbau der Haut

Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut: Die schützende Hülle des Menschen besteht aus drei Schichten, die alle unterschiedliche Funktionen haben. Als sogenanntes Hautanhangsgebilde kommen Schweiß- und Talgdrüsen, Haare und Nägel dazu.

Die äußere Schicht, also das, was wir sehen und anfassen können, ist die Oberhaut, auch Epidermis genannt (das griechische epi steht dabei für „über“, dermis ist die Haut). Sie liegt wie ein schützendes Dach über den tieferen Schichten und besitzt mit der starken und teilweise sehr festen Hornschicht ein gutes Schutzschild. Die Epidermis hat keine Blutgefäße. Sie besteht aus Hornschicht (ganz oben), Körnerzellschicht, Stachelzellschicht und Basalzellschicht. Ihre besondere Fähigkeit: Sie kann sich dick machen, indem sie bei Belastungen an besonders dünnen Stellen wie an den Händen und Füßen Schwielen bildet, wenn sie mechanisch belastet wird. Unter der Lupe betrachtet, zeigt die Oberhaut feine Linien, die keinem einheitlichen Muster folgen. Als äußerste Schicht erneuert sie sich ständig. Die Basalzellschicht produziert neue Hautzellen, die auf die Hautoberfläche wandern.

Wussten Sie, dass …

… die Haut eines erwachsenen Menschen ausgebreitet bis zu zwei Quadratmeter groß ist, wenige Millimeter dick und zwischen drei und 20 Kilogramm (mit Fett) schwer ist?

… sich an den Fingerkuppen etwa 2500 Rezeptoren pro Quadratzentimeter befinden?

… sich etwa eine Billion Bakterien auf der menschlichen Haut tummeln? Sie alle gehören zum sogenannten Hautmikrobiom. Die Menge an verschiedenen Bakterientypen ist bei jedem Menschen unterschiedlich.

… die Hautdrüsen bei Sportlern größer sind als bei Nichtsportlern?

Die Lederhaut versorgt die Epidermis

Die Schicht darunter, die Lederhaut (Dermis), besteht aus Fasern, die besonders zugfest und elastisch sind. In ihrem oberen Teil liegen Schweißdrüsen, im unteren Haarfollikel. Talg aus den Talgdrüsen hält die Lederhaut geschmeidig. Im Vergleich zur Oberhaut ist sie dick und stabil – wie Leder. Ihre Aufgabe besteht darin, die Epidermis mit Nährstoffen und Feuchtigkeit zu versorgen. Wenn die Lederhaut schwächelt, wird die Haut rissig und anfälliger für Krankheitserreger. Die Besonderheit der Lederhaut: Sie ist maßgeblich am Alterungsprozess beteiligt. Sie erschlafft im Laufe des Lebens – vor allem bei Menschen, die viel in der Sonne sind, rauchen, wenig schlafen, oft Stress haben, sich schlecht ernähren und kaum bewegen.

In der Unterhaut sitzen Fettpolster

In der dritten Schicht, der Unterhaut (Subcutis, sub ist lateinisch für „unter“ und cutis für „Haut“), sitzen Fettpolster und lockeres Bindegewebe. Dieser Teil macht einen Großteil des Gewichts der Haut aus. Das Fett wird aus dem Blut aufgenommen oder aus Kohlenhydraten in den Zellen gebildet. Auch Hormone wirken sich auf den Fettgehalt aus. Im Unterhautfettgewebe wird Energie gespeichert und Wärme isoliert. Es ist auch mit Knochen, Sehnen und Faszien verbunden.

Im Anhang: Drüsen, Haare, Nägel

Auch Drüsen, Haare und Nägel an den Fingern und Zehen gehören zur Haut beziehungsweise sie hängen als „Hautanhangsgebilde“ an ihr und haben ebenfalls wichtige Aufgaben. Die Schweißdrüsen regeln den Wärmehaushalt und halten die Haut im gesunden „sauren“ Bereich. Die Duftdrüsen sitzen vor allem in den Achseln. Von der Pubertät an bilden sie hormongesteuert Sekrete. Auch bei den Talgdrüsen spielen Hormone eine Rolle. Der Talg, den sie abgeben, macht die Haut geschmeidig und lässt die Haare glänzen. Arbeiten sie übereifrig (etwa in der Pubertät), kann das zu Akne führen. Übrigens zählen auch die Milchdrüsen zu den Hautanhangsgebilden. Zum Schutz der Zehen- und Fingerspitzen hat die Natur den Menschen mit Nägeln aus Hornschuppen in Form von Finger- und Zehennägeln ausgestattet. Haare brauchen wir heute nicht mehr, um bei Wind und Wetter unsere Körpertemperatur zu halten. Sie haben nur noch eine ästhetische Funktion.

Kurioses rund um die Haut