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Für Melissi und Vinci
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Inhalt
STECKBRIEF...........................................................................
10
Ich kandidiere!.......................................................................
13
Mein Wahlprogramm.......................................................
34
Collin for the world..............................................................
55
Hilfe, Überraschungsbesuch!.........................................
75
Her mit den Geistern!........................................................
93
Surprise, Surprise!..............................................................
112
Der Lieblingsstar.................................................................
128
Die Verräterin und der Graf..........................................
143
Ruhe, wir wählen!.................................................................
164
Alles nur eingebildet?.........................................................
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STECKBRIEF
NAME: Collin Duhm - oder viel besser
CMC, der geheimnisvolle YouTuber vom
„Chill mal Channel“.
ALTER: Um die 13 - für meine
Abonnenten und Fans unwichtig,
also erwähne ich es gar nicht.
LEBEN: Schüler, Sohn von
Mama und Papa, Enkel von
Oma Irmgard, Grandma
und Grandpa aus London,
Bruder von Alexa, der
kleinen Nervensäge.
DOPPELLEBEN: Ich betreibe einen YouTube-
Kanal, wo ich mit einer Puma-Maske auftrete.
Nur mein bester Freund weiß davon.
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BESTER FREUND: Jo-Jo - Kamera-
mann, Ratgeber, Regisseur, Unterstützer,
Mitschüler, Helfer, Kumpel.
FREUNDIN: Kim - also eigentlich ist
sie gar nicht meine Freundin, aber ich
plane, dass sie es bald werden könnte.
BESTER TAG IN DIESEM
JAHR: Als mein Kanal plötzlich
Abonnenten bekam.
BESTER TAG IM LEBEN: Als
Kim und unsere Klassenkame-
raden plötzlich meinen Channel
abonnierten - ohne zu wissen,
dass ich dahinterstecke!
BERUFSWUNSCH: Profifußbal-
ler, erfolgreicher YouTuber, bekannter
Star – Hauptsache, weltberühmt!
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NO-GO-BERUFSWUNSCH:
Bäcker - wegen des frühen Aufstehens.
Gärtner - wegen der Kälte im Winter.
Lehrer - wegen der nervenden Schüler.
NO-GO-MITSCHÜLER:
Wilhelm von Rosenberg - ewiger
Konkurrent, der keine Gelegenheit
auslässt, um mich zu ärgern.
LIEBLINGSSCHULFACH: Sport,
Musik und Politik - da soll mal einer
sagen, ich sei nicht vielseitig interessiert!
NO-GO-SCHULFACH:
Mathe, Mathe, Mathe!
ÜBER MICH: Cooler Typ,
attraktiver Junge, kluger Kopf,
lustiger Kumpel - ey, Jo-Jo, warum
lachst du jetzt so?!
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KAPITEL 1.
Ich kandidiere!
Schule kann so anstrengend sein!
Und so langweilig!
WIESO MUSS MAN DA JEDEN
TAG HINGEHEN?
WEGEN DER FREUNDE – OKAY.
DAS IST EIN ARGUMENT.
ABER SONST???
Ich überlege mir gerade, ob man wenigs-
tens zwischendurch interessante Clips
oder Werbung in den Unterricht einbauen
könnte – so wie im Fernsehen oder auf
YouTube
, als die Worte unserer
Lehrerin Frau Groß-Claudius meine
Aufmerksamkeit wecken: „Wer kann gut organisieren, führen,
ist klug, fair, sachlich, kompetent und empathisch?“, fragt sie.
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IST DAS IRGENDWIE EINE
GEMEINE LEHRER-FANGFRAGE?
DAS HABEN DIE MANCHMAL
SO DRAUF!
ODER MEINT DIE JEMANDEN
GANZ BESONDEREN?
EINEN STAR?
WAS SOLLEN WIR DARAUF
ANTWORTEN?
Ich bin schlagartig bei der Sache. Das letzte Wort „empa-
thisch“ kenne ich zwar nicht, aber es klingt wie „sympathisch“.
Während ich noch überlege, was sie wohl hören will, sagt
Wilhelm von Rosenberg: „Goethe? Schiller?
Der alte Streber.
Ist ja klar, dass er direkt an einen
Schriftsteller aus dem Deutschunterricht
denkt und wohl ganz sichergehen will. Ich
weiß gar nicht, warum kein Lehrer ihn
durchschaut. Graf Dracula-Wilhelm,
wie ich ihn nenne, schleimt sich bei jeder
Gelegenheit bei den Erwachsenen ein.
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„Der Papst? Der Fußball-
Nationaltrainer?“, rufe ich. „Soll
der Typ alt oder jung sein?“
Die Klasse lacht.
Kim auch?
Ich drehe mich leicht nach rechts, um
sie besser zu sehen. Kim mit den rot-
braunen Haaren, das hübscheste
Mädchen der ganzen Schule …
HOFFENTLICH MERKT KEINER,
DASS ICH SIE MAG! VOLL PEINLICH!
Ganz schnell drehe ich mich wieder weg, während Frau Groß-
Claudius mit der Zunge schnalzt und dann den Kopf schüttelt.
„Ich habe mich
falsch
ausgedrückt: Wer von euch bringt
diese Voraussetzungen mit? Die Wahlen zum Klassensprecher
stehen an und ein Klassensprecher muss diese
wichtigen Eigenschaften mitbringen. Vittoria, die das
letztes Jahr gemacht hat, ist ja nicht mehr in dieser
Klasse. Gibt es Freiwillige, die sich das zutrauen?“
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ZUTRAUEN?
WAS DENN?
ALSO BITTE – WIE ALBERN.
KLASSENSPRECHER.
PAH, WAS IST DENN SCHON DABEI?
EIN BISSCHEN ORGANISIEREN,
KLASSENBUCH HOLEN,
LEHRER AN IRGENDWELCHE DINGE ERINNERN …
OHNE MICH.
KEINE LUST.
ICH BIN SICHER, MEIN BESTER FREUND
JO-JO HAT AUCH KEINE LUST DAZU.
DAS SOLLEN MAL SCHÖN ANDERE MACHEN.
Ich lehne mich entspannt zurück und
merke, dass ich ziemlich müde bin. Das
ganze Lernen für blöde Arbeiten und
irgendwelche Tests sind nichts für mich.
Dracula-Wilhelm meldet sich. „Wählen wir jetzt? Ich
mache es. Die Eigenschaften, die Sie genannt haben,
bringe ich mit. Im Tennisverein bin ich auch
schon im Jugend-Vorstand.“
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Frau Groß-Claudius’ Gesicht hellt sich auf.
„Tatsächlich? Das finde ich ganz prima,
Wilhelm. Wenn du dich beim Tennis
engagierst, dann hast du ja viel Übung
darin, andere fair und sachlich zu
behandeln, und dich um wichtige Dinge
zu kümmern. Noch andere Freiwillige?“
Ich bin schlagartig wach.
Fair und sachlich?
Vampir-Wilhelm?
Das ist ein Witz!
Und er möchte jetzt ganz offiziell
unsere Klasse führen und als Klassen-
sprecher das Sagen haben?
Das fehlte noch!
No way!
Gibt es denn keine
anderen Kandidaten?
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Graf Wilhelm sieht ziemlich siegessicher aus.
„Ich glaub, Klassensprecher will
keiner werden“, meint er und klingt
total besserwisserisch. „Ich bin wohl der
einzige Kandidat.“ Grinsend fügt er hinzu: „Ich habe mir
überlegt, vielleicht in ein paar Jahren in die Jugendpolitik zu
gehen. Mein Vater meint, man kann auch in der Jugend etwas
bewegen. Er ist auch ehrenamtlich als Politiker tätig.“
WAS?
WTF?
DRACULA HÄLT SICH FÜR DEN
PERFEKTEN POLITIKER?
ER WILL ETWAS BEWEGEN?
WAS DENN?
SEINE BEINE?
SEIN FAHRRAD?
SEINEN TENNISSCHLÄGER?
Ich sehe ihn schon vor mir, wie er mit der neuen Macht
umgehen würde: total unfair! Und bestimmt würde er wieder
irgendwelche miesen Witze auf meine Kosten machen!
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Jeder weiß schließlich, dass Willi
und ich nicht gerade die besten Freunde
sind. Wenn der Klassensprecher wird,
bekomme ich bestimmt die miesesten
Aufgaben von ihm zugeteilt.
Das darf nicht passieren!
Und … womöglich wird er eines Tages der neue Schulminister?
Das geht gar nicht!
Das will schließlich ich werden!
Ich will das ganze Schul-
programm verändern!
Neue und interessante Dinge
einbauen - alte und langweilige
Sachen abschaffen!
Vor allem die Hausaufgaben und
Klassenarbeiten.
Total
unnötig!
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Genau!
Schulminister – das ist doch ein
Job, den ich gut machen könnte!
Geht der Weg in die Politik echt über die
Klassensprecher-Wahlen in
der Schule?
Ohne groß nachzudenken, hebe ich meine Hand. „Frau Groß-
Claudius, ich stelle mich auch auf. Ich bin auch alles, was Sie
aufgezählt haben, insbesondere sympathisch.“
Jo-Jos Augen werden kugelrund,
wie immer, wenn er über etwas staunt,
aber er hält sich mit Bemerkungen
zurück. Wahrscheinlich weiß er genau,
dass ich es nur machen will, damit Dracula-
Wilhelm nicht gewinnt.
Unsere Lehrerin nickt. „Du meinst
empathisch, nicht wahr? Ja, man sollte
sich gut in andere hineinfühlen können.
Sehr schön, Collin. Damit
haben wir zwei Kandidaten. Noch
jemand? Jungs? Nehmt euch ein Beispiel an Collin und Wilhelm.
Oder vielleicht eine Vertreterin der weiblichen Seite?“
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Dass die Erwachsenen das immer so blöd ausdrücken
müssen! „Mädchen“ würde doch vollkommen reichen.
Vertreterin der weiblichen Seite … Affig!
Die Mädels tuscheln, aber offenbar will keine von ihnen
Kandidatin werden. „Letztes Jahr waren die Mädchen dran,
jetzt sollen es ruhig die Jungs machen“, ruft Sibel und Jo-Jo
wird auf der Stelle knallrot.
Cute.
Niedlich.
Sobald Sibel irgendetwas von
sich gibt, oder auch nur neben uns
steht, verwandelt sich mein bester
Freund in jemand ganz anderen. Er läuft
rot an, stottert oder bekommt eine Art
Schnappatmung.
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Der ist total in die ver-
knallt, das sieht jeder! Wie
gut, dass mir so etwas noch
nicht passiert ist! Äh, na ja …
ÜBER SO PEINLICHE DINGE REDE ICH NICHT!
Aber, ob es Sibel ähnlich wie Jo-Jo ergeht?
Ich habe sie zwar noch nie stottern
gehört, wenn sie mit ihm redet,
aber sie quatscht in der Schule
öfter mit ihm, also scheint sie
ihn zumindest zu mögen.
Also, wenn ich Klassensprecher
werde, bekommen die zwei
irgendeine schöne Arbeit von
mir aufgebrummt, wo sie nur
zu zweit sind. Schulgarten
neu bepflanzen oder so.
Dann können sie sich endlich in
Ruhe und ungestört unterhalten.
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HA!
SUPER IDEE!
DANN KÖNNEN DIE SPÄTER IHREN ENKELN
ERZÄHLEN: „WIR HABEN UNS BEIM UNKRAUT-
ZUPFEN ZWISCHEN DEN BRENNNESELN VERLIEBT …
WEIL ONKEL COLLIN ALS ANGEHENDER
BUNDESKANZLER UNS DAZU VERDONNERT HAT.
IHM HABEN WIR ALLES ZU VERDANKEN.“
LOVE IS IN THE AIR!
YEAH!
Frau Groß-Claudius schaut immer noch erwartungsvoll und
seufzt dann ganz laut. „Immer wieder dasselbe: So wenig
Freiwillige, die bereit sind, ehrenamtliche Aufgaben
zu übernehmen …“
„Ich schon! Im Tennisclub mache ich auch ganz
viele Sachen nebenbei. Du auch, Collin?“ Wilhelm
sieht zu mir und ich merke, wie siegessicher er ist.
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„Ich spiele kein Tennis“, brumme ich zurück. Dieser Blöd-
mann! Der will doch nur wieder provozieren und sieht sich
schon als Gewinner! Aber ich hoffe, dass mich auch einige aus
der Klasse wählen werden.
Oder?
Jo-Jo auf jeden Fall. Felipe
bestimmt auch. Sibel, Emilia und
hoffentlich Kim. Und sonst noch …
Ich merke auf einmal, dass ich
mir nicht sicher bin, auf wessen
Stimme ich noch zählen kann.
Wer mag mich mehr als Wilhelm? Wer traut mir
zu, die Klasse als Klassen-
sprecher fair und klug zu
führen? Sehen die diesen Schleimer-
Dracula eher in der Position?
Ich bekomme einen leichten Panikanfall.
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ICH KANN DOCH NICHT GEGEN
GRAF DRACULA VERLIEREN!
VOR KIMS AUGEN!
VOLL PEINLICH!
ABER WER IST GANZ SAFE AUF MEINER SEITE?
KEINE AHNUNG …
Mir schwant, dass ich zuerst einige
unserer Klassenkameraden ganz
sicher auf meiner Seite wissen
muss. Oder erst auf meine
Seite bringen muss …
„Also gut, dann fangen wir mit der
Wahl an“, sagt die Groß-Claudius
gerade. „Es entscheidet sich zwischen
Wilhelm von Rosenberg und Collin
Duhm. Ich teile jetzt Zettel aus
…“
„Nein!“
Mein Mund ist schneller als
mein Gehirn. „Wir können doch
nicht heute schon wählen!“
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Alle Augen sind auf mich
gerichtet. „Warum denn nicht?“
Unsere Lehrerin runzelt die Stirn
und sieht auf die Uhr. „Wir sollten
das zeitnah erledigen, ich müsste ja
noch Unterricht machen.“
„Bis wann müssen wir denn einen Klassen-
sprecher haben?“
Frau Groß-Claudius versteht offenbar
den Sinn meiner Frage nicht, das sehe ich