Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Volker Feser
Jahr­gang 1960, in Augs­burg ge­bo­ren. Er wohnte mehrere Jahre in West-Berlin und hat dort vom Türsteher im Striptease-Lokal New Eden bis zum Schienen­reiniger bei der S-Bahn so ziemlich alle Berufssparten ausprobiert. Seit 33 Jah­ren lebt er in Ecua­dor, wo er eine Reiseagentur unterhält und maß­ge­schnei­der­te Er­leb­nis­rei­sen und Galapagos-Kreuz­fahr­ten mit Expeditionscharakter or­ga­ni­siert. Als Fre­elan­cer (Rei­se­jour­na­list) ar­bei­tet er seit über 20 Jah­ren für den Micha­el Mül­ler Ver­lag und an­de­re.
For G & C „It’s the singer not the song“
„What did you say was your name again?“ Die Aussprache meines Vor­namens könnte zum Knackpunkt einer Recherche wer­den. Wichtig ist es, das wie ein „F“ klin­gen­de „V“ als „W“ wie bei „Wanderer“ oder „Wunderbar“ aus­zu­sprechen, und das „L“ fast lallend wie bei „Lollipop“ aus­zustoßen. So ver­meidet man jeg­li­chen Anflug schel­mi­schen Schmun­zelns. Hilfreich ist zu­dem ein Hinweis auf den krie­ge­ri­schen keltischen Na­mens­hintergrund und die Heidenangst Ju­lius Cäsars vor dem Volk im ger­ma­ni­schen Walde. Im Laufe von 28.000 Mei­len kreuz und quer durch den Süd­wes­ten der USA bekam ich so immer die genialsten Ant­worten und Rat­schlä­ge. Mein Gast­ge­ber in Las Vegas ver­sicherte mir: „You must know, we all have to create something.“ Der She­riff an der Indian Route 18 resümierte, nach­dem ich in der flam­men­den Röte eines grandiosen Mor­gens ver­se­hent­lich vier Hasen, einen Fasan und den Spoi­ler des Miet­autos zerfetzt hatte: „It’s such an honor to meet you.“ Aber keiner wusste es bes­ser auszudrücken als ein Wan­der­genos­se im gleißenden Licht des Canyons: „Right now you’re surfing on the ever oscillating river of spirit.“ Wie recht er doch hatte. Die schönsten Erleb­nisse sind nicht die lau­ten, son­dern die stillen. Im An­ge­sicht der Land­schaft, voller Anmut, Tief­gang und Offen­ba­rung, „I’d say just call me Walker!“
Orientiert im Südwesten der USA
Die Region im Profil
Der Südwesten ist ...
Der Südwesten ist weniger ein geografischer, sondern vielmehr ein wesensgemäß definierter Natur- und Kulturraum mit unterschiedlich ausgelegten Grenzen. Dieser Reiseführer umfasst den ganzen Bundesstaat Arizona, die Südhälften von Nevada und Utah, die südwestliche Ecke von Colorado, zwei Drittel von New Mexico sowie Kalifornien von der Pazifikküste bis hinauf in die Sierra Nevada.
... riesig. Das Gebiet ist so groß wie Deutschland, Frankreich und Italien zu­sammen, umfasst über 1.000.000 km² bzw. ein Siebtel der USA ohne Alas­ka. Man­che zählen noch das 700.000 km² große Texas zum Süd­wes­ten. Die in die­sem Buch auch vor­ge­stellte kali­for­nische Küs­te und San Fran­cisco ge­hö­ren streng genommen nicht mehr dazu.
... dünn besiedelt. Während die drei genannten EU-Län­der über 200 Millio­nen Einwohner zäh­len, sind es im Süd­wes­ten ohne Kali­for­nien nur zwölf Mil­lio­nen, davon 80 % in den Ballungs­räumen Las Vegas, Phoenix, Tucson und Albuquerque. In Kalifornien leben zwei Drittel der Bevölkerung in und um Los Angeles, San Diego und in der Bay Area um San Francisco.
... eine ganzjährige Destination. Kli­ma­tisch ideale Reisemonate sind Mai, Sep­tember und Oktober. Bis in den Früh­ling ist das Wetter eher un­be­stän­dig. Während von März bis April die Wildblumen- und Kakteenblüte faszi­niert, liegt im Hochgebirge meist noch Schnee. Im Sommer sind die Berge und das Colorado-Plateau prima Ziele, wäh­rend die heiße Luft in den Wüsten und im Great Basin wie in einer auf­ge­dreh­ten Backröhre steht. An der Küste herrscht dann bei mildem, medi­ter­ra­nem Klima totale Hochsaison. Im Spät­som­mer und Frühherbst sättigt inten­si­ves Licht die Farben und die Wüsten­grade sind viel erträglicher. Dies ist die schönste Zeit zum Wandern!
Arizona (AZ)
Der 295.254 km² große „Grand Canyon State“ ist das Schwergewicht von South­west. Im Norden erhebt sich das Colorado-Plateau mit dem Grand Can­yon und dem Monument Valley. Im Süden erstrecken sich die Sonora-Wüste mit dem Saguaro-Nationalpark und die Chihuahua-Wüs­te. Im Westen grenzt der Colorado River an Kali­for­nien. Höchs­ter Gipfel ist der Hum­phreys Peak mit 3852 m. Von sie­ben Mil­lio­nen Ein­woh­nern leben 80 % in und um Phoe­nix und Tuc­son. Staats­wap­pen­vogel ist der Kaktus­zaun­könig.
Colorado (CO)
Im 269.600 km² großen „Cen­ten­nial State“, auch „The Colorful“, er­rei­chen die Gipfel der Rocky Moun­tains 4400 m. Hier entspringen die Le­bens­spen­der des Südwestens, der 2333 km lange Colorado River und der 3034 km lange Rio Grande. Von 5,8 Mil­lio­nen Ein­woh­nern lebt die Hälfte in und um die Hauptstadt Denver. Staats­wap­pen­vogel ist die Prärieammer.
Kalifornien (CA)
Der „Golden State“, auch „Land of Fires“, ist mit 423.970 km2 und 40 Mil­lio­nen Einwohnern der drittgrößte und be­völ­ke­rungsstärkste US-Bundesstaat. Haupt­stadt ist Sacramento. Metropol­regionen sind Los Angeles (20 Mio.), die Bay Area um San Francisco (8 Mio.) und San Diego (zus. mit Tijuana 6 Mio.). Höchste Erhebungen sind der Mount Whit­ney (4420 m) in der Sierra Nevada mit den National­parks Sequoia, Kings Can­yon und Yose­mite, und der White Mountain Peak (4344 m). Es gibt 16 Gipfel über 4000 m und Hunderte von Sand­strän­den an 2000 km Küsten­linie. Der tiefste Punkt im Death Valley liegt 86 m unter dem Meeresspiegel. Staats­wappen­vogel ist die Schopf­wachtel.
New Mexico (NM)
Das bezaubernde „Land of Enchant­ment“ ist mit 314.915 km² und 2,2 Mil­lio­nen Einwohnern einer der am dünns­ten besiedelten US-Bun­des­staaten. Haupt­stadt ist die Kultur­hoch­burg Santa Fe. Fast die Hälfte aller Neu­mexi­ka­ner lebt in Albuquerque. Prä­kolum­bi­sche Pueblos, Kolonial­kirchen und Hoo­doo-Wüsten sind der Ren­ner. Höchs­ter Gipfel ist der Wheeler Peak (4012 m) in den Sangre de Cristo Moun­tains. Staats­wap­pen­vogel ist der Roadrunner.
Nevada (NV)
Der 286.350 km² große „Silver State“ be­steht größtenteils aus menschen­leeren Step­pen und Hochwüste. Von drei Mil­lio­nen Einwohnern leben zwei Drittel in Las Vegas, idealer Startpunkt für eine Rei­se durch den Südwesten. Höchste Erhebungen sind der Boun­dary Peak (4005 m) in den White Moun­tains und der Wheeler Peak (3982 m) im Great-Basin-Nationalpark. Staatswappenvogel ist der blaue Berghüttensänger.
Utah (UT)
Der 219.888 km² große „Behive State“ erhielt seinen Beinamen von bienen­fleißigen Mormonensiedlern. Von drei Millionen Einwohnern lebt ein Drittel in und um die Hauptstadt Salt Lake City. Höchste Erhebung ist der Kings Peak (4322 m) in den Uinta Moun­tains. In Südutah liegen entlang der Auto­route Grand Circle die fünf be­rühm­ten Nationalparks Zion, Bryce Can­yon, Capitol Reef, Arches und Canyonlands. Staatswappenvogel ist die Kaliforniermöwe.
Vielfältige Landschaften
Natur erleben
Mit seiner Melange aus Cinema­scope-Wüsten, Wäldern und Hoch­gebirgen ist der Süd­westen das Walhalla aller ameri­ka­nischen Landschaften. Die Region umfasst 17 National­parks, 40 National Monuments, rund 400 State Parks und Abertausende Quadratmeilen weiterer Natur­schutz­gebiete.
Rekorde im Südwesten
∎ höchster Berg: Mount Whitney (4420 m ü. M.) in der kalifornischen Sierra Nevada
∎ tiefster Punkt: Badwater Basin (86 m unter dem Meeresspiegel)
∎ heißester Ort: Death Valley. 57 Celsius waren es hier angeb­lich schon.
Naturräume
Rückgrat des Südwestens ist das etwa 330.000 km2 große, durchschnittlich 1600 bis 2600 m hohe Colorado-Plateau mit den meisten National­parks. Östlich des Colorado-Plateaus erhebt sich mit den San Juan Mountains die verästelte Kordillere der Rocky Mountains, wo Colorado River und Rio Grande ihren weiten Weg ans Meer beginnen. Im Westen wird das Colorado-Plateau von der Basin and Range Province um­schlo­ssen, einer weiträumigen geo­lo­gi­schen Region der „Becken und Höhen­züge“, die sich vom Great Basin Neva­das bis nach Süden in die Mojave-, Sono­ra- und Chihuahua-Wüsten er­streckt. Westlich der Basin and Range Province türmen sich die 4000er der Sierra Nevada und westlich dieser al­pi­nen Barriere liegen das kalifornische Cen­tral Valley und die Küstengebirge am Pazifischen Ozean.
Outdoor
Aus dem Auto steigen, um sich mit Blick auf ein Naturwunder die Beine zu vertreten, bedeutet auch „im Freien sein“. Doch erst beim Wandern taucht man mit Herz und Seele und vielleicht sogar Demut in die phantasma­go­ri­schen Gefilde der Stille und trans­mu­tie­renden Farben ein. Spätestens bei ei­ner Zeltübernachtung wird klar: Diese Wildnis lebt! Für halb- bis eintägige Hikes reichen griffige Wanderstiefel, Stöcke, Rucksack, atmungsaktive All­wet­terkleidung und ein breitkrempiger Hut.
Top-Hikes für Einsteiger
Der Cassidy Arch Trail (2:30 Std.) im Capi­tol-Reef-Nationalpark geht erst steil, dann sachte bergan zum Natur­bo­gen in wilder Felsenlandschaft mit vor­mittags herrlichem Rundblick.
Der Devilʼs Garden Trail (4 Std.) im Arches-Na­tio­nalpark führt durchs fan­tas­tische Laby­rinth aus Natur­bö­gen, Sand­stein­flos­sen und Fel­sen­fens­tern - in aller Frühe los­wan­dern!
Der Doe Mesa Trail (4 Std.) bei Sedona in Ari­zona belohnt den Wan­de­rer nach nur 120 Höhen­metern An­stieg auf einen Tafel­berg mit einem 360-Grad-Rund­blick in die Red-Rock-Landschaft.
Der Echo Canyon Trail (5 Std.) im Zion-Nationalpark hat subalpinen Cha­rak­ter. Er schraubt sich 657 m hoch zum Obser­vation Point mit phä­no­me­na­lem Pano­rama des Zion Canyon.
Der Chesler Park Trail (7 Std.) im Need­les District im Canyonlands-Natio­nal­park führt durch das märchen­haf­teste geologische Kaleidoskop, vor­bei an pas­tellfarbenen Minaretten, kopf­las­ti­gen Pilzen und Sandstein-Gnomen.
Der Panorama Trail (7 Std.) prä­sen­tiert den Yosemite-Nationalpark von Mai bis in den Oktober in all seiner Pracht: Riesenmammutbäume, Was­ser­fäl­le, Natur­badepools und Fantasy-Aus­blicke von den und vor allem auf die Granitkathedralen.
Top-Hikes für Ausdauernde
The Subway (6-9 Std.) im Zion-Natio­nal­park windet sich im Canyon durch den Fluss und, wie im U-Bahn-Tunnel, zwischen überhängenden Wänden über polychrome Felstreppen mit plät­schern­den Kaskaden.
Auf dem South Kaibab Trail geht’s vom South Rim des Grand Canyon in der Steil­wand 1475 Höhenmeter hinab zum Colorado River - und dann auf dem Bright Angel Trail in Ser­pen­ti­nen wie­der hinauf (insgesamt 10-12 Std.).
Keet Seel ist das magischste aller Fels­ni­schendörfer. Der zweitägige Marsch ka­tapultiert den Wanderer ein Jahr­tau­send zurück an den Ort, der für die Hopi das Nirwana am Ende ihrer lan­gen Wanderschaft bedeutete.
Der dreitägige Coyote Gulch Trail bringt die Landschaft von Southwest auf den Punkt: Wüste versus Ve­ge­ta­ti­on zwi­schen rotorangen Canyon-Wän­den aus Navajo-Sandstein, Natur­bö­gen, Kas­ka­den, Badepools und Fels­male­reien.
Andere Outdoor-Aktivitäten
Im Mountainbike-Eldorado Moab folgt der Slickrock Trail dem Auf und Ab der Sandsteindünen wie auf den Wo­gen und Wellentälern eines ver­stei­ner­ten Ozeans. Die Whole Enchilada führt da­gegen 2200 Höhenmeter hinab zum Co­lo­rado River, die White Rim Road ver­läuft durch die erdzeitlichen Ein­ge­wei­de der Canyonlands.
Ein- bis zweiwöchige Rafting-Touren durch die Stromschnellen des Colorado Ri­ver sind das teure Nonplusultra im Grand Canyon. Für Tagestouren im Kayak sind der Green River und Colo­ra­do River bei Moab ideal.
Beim Horseback Riding erlebt man den Wilden Westen wie anno dazumal. Niveauvollen Reiturlaub bieten sog. Dude Ranches bei Wickenburg und Tucson.
Zu den aufregendsten Surfer-Strän­den Kaliforniens zählen die bei San Diego und Santa Cruz.
Hochkultur und Underground
Kultur erleben
Kultur beginnt gratis am Zebra­streifen, dort, wo sich promi­nente Obdachlose auf YouTube in Sze­ne setzen. Dem Geiger an der Ecke und der ehrenamt­lichen Oma im Dorf­museum gebührt indes eine Spende. Teuer sind nur Museums­paläste, Lo­gen­sitze oder die kaliforni­sche Cuisine. Für Kultur­freaks werden sich ganz neue Welten auftun.
Weltkulturerbe im Südwesten
Mesa Verde (Colorado)
Chaco Canyon (N. Mexico)
Taos Pueblo (N. Mexico)
Großstadtkultur
San Francisco ist die Wiege großer Ideen, schwärmerischer Ideale und der glo­balen Lifestyle-Lobby. Die ober­kul­tige Bandbreite der schönsten ameri­ka­ni­schen Großstadt erfasst bald jede Stra­ßenecke. Doch eine Bord­stein­gebühr wird (bislang) nicht erhoben. Die Top-Museen sind SFMOMA und de Young. Mit sich uneins ist Los Angeles, Keimzelle der Stars, der Körper- und Bau­kultur und der Verkehrsinfarkte, wo krasse Underground-Ästhetik mit gigan­tomanischem Zukunftspathos einh­er­geht. Top-Museen sind das Getty Center und das LACMA an der Miracle Mile.
Kleinstadtkultur
Historische Small Towns mit heiterem Provinzflair und einer überschaubaren Kulturszene sind oftmals unterhalten­der als Big-City-Szenarien. Hier muss man sich auch nicht sorgen, nachts zu Fuß und beschwipst das Hotel zu verfehlen. Gemütliche Bodenständig­keit vermitteln in Arizona Flagstaff, zwei Stunden vom Grand Canyon, Pres­cott und Wickenburg im zentralen und das charmante Bisbee im tiefen Süden von Arizona. In Colorado sind Telluride und Durango angesagt, in New Mexico die Kulturhochburg Santa Fe und an der Pazifikküste Carmel und Santa Barbara. Überall im Südwesten sind zudem skurrile Heimatmuseen teils an den entlegensten Orten zu entdecken.
Künstler- und Aussteigerkolonien
Die Hippiezeiten sind längst vorbei. Doch von deren Idealen eines har­mo­ni­schen Miteinanders samt selbst­gestal­te­rischer Findung profitie­ren etliche von Künstlern, Kleinkünstlern und Lebens­künstlern geprägte Gemeinden. In Kalifornien sind das etwa Joshua Tree in der Wüste, im Küsten­gebirge nördlich von L. A. das elitäre Ojay und am Meer Boli­nas bei San Fran­cisco und das Strand­nest Cayucos. In Arizona liegen Jerome sowie nahe der mexi­ka­nischen Grenze Patagonia, und in New Mexico das schrullige Madrid.
Präkolumbische Siedlungen
Ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. baute die Anasazi-Kultur Dörfer auf den Hoch­plateaus, erst auf den Felstischen über den vertikalen Klippen, dann so­ge­nannte Klippenpaläste in Alkoven unter den überhängenden Steilwänden. Ein Muss sind der archäologische Mesa-Verde-Nationalpark im Süd­wes­ten Co­lorados und die geheimnis­volle Wüs­ten­siedlung des Pueblo Bonito im Cha­co Culture National His­to­rical Park in New Mexico.
Spanische Missionen
Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahr­hunderts war der Südwesten fast über 300 Jahre spanisches Hoheitsgebiet. Gold wie bei den Inkas fanden die Konquistadoren nicht, aber der Eifer der franziskanischen Missionare, den Indianern ihren Glauben aufzu­zwin­gen, wurde einigermaßen von Erfolg gekrönt. Dutzende Kirchen und Mis­sions­stationen sind noch zu bewun­dern, davon 21 in Kalifornien wie z. B. die von San Diego oder San Juan de Ca­pis­tra­no, in Südarizona die von San Xa­vier del Bac bei Tucson und Tu­ma­ca­co­ri bei Tubac, in New Mexico die Kir­chen von Acoma Sky City, von Las Trampas an der High Road to Taos oder von Quarai und Abó des Salinas Pueblo Missions National Monument.
Ghost Towns
Das Schürfen nach Gold und Silber nahm für viele ein schlimmes Ende. Dort, wo man es zur Genüge fand, meist in einer erbarmungslosen Einöde, schos­sen vor 150 Jahren improvisierte Bergbaustädtchen über Nacht aus dem Boden. Als der Rausch in den Stollen zur Neige ging, verließen die Bewohner so rasch wie sie kamen den Hort des Las­ters und der Lynchjustiz. Der Süd­wes­ten kann mit Hunderten von ver­las­senen, fast oder bald oder abermals im Verlassen begriffenen Geister­städt­chen aufwarten, von windschiefer Roman­tik geprägten Zeitzeugen und Frei­luft­museen. Am schönsten ist Bodie.
Route 66
Keine andere Straße verkörpert Ame­ri­kas mobiles Kulturerbe besser als die 1926 eröffnete „Old Mother Road“ von Chicago nach Santa Monica (L. A.). Sie war einst das motorisierte Rückgrat des American Dream. In Roy’s Café in Amboy wird der Esprit einer Epoche stilgerecht festgehalten. Der längste zu­sammenhängende, noch bestehende Ab­schnitt der 66 sind die 140 km zwi­schen Seligman und Kingman. Das schöns­te Teilstück der 66 führt jedoch durch Oatman an der Grenze von Ari­zo­na zu Kalifornien.
On the road
Wie bereist man den Südwesten?
Der Südwesten ist ein Paradies für Individualreisende mit Miet­auto oder Wohnmobil. Für all die herrlichen Panorama­straßen und weit verstreuten Natur­wunder braucht es Un­ab­hängig­keit. Selbst am Steuer zu sitzen, ist hierzulande praktisch alternativ­los. Wer dann noch ein paar ein­gelaufene Wander­schuhe mit sich führt, dem liegt die Region zu Füßen.
Je weniger Zeit zur Verfügung steht, des­to präziser sollte die Routen­planung sein. → s. „Zeitrahmen“
Mietauto oder Womo?
„Country Cruising“ ist die landläufige Art zu reisen. Mit einem SUV, einem Auto mit etwas Bodenfreiheit, ist einem Paar mit bis zu zwei Kindern gut ge­dient. Dadurch ist man zwar auf Mo­tels angewiesen, aber deren Zimmer­preise sind für ein bis vier Personen fast die glei­chen. Wer zusätzlich Zelt, Schlaf­matte und Schlafsack mitführt, kann viel günstiger auf Campingplätzen über­nachten. Im Vergleich zur Auto­reise mit Zeltübernachtung lässt sich Natur­ver­bun­denheit dagegen komfor­tabler im wetter­festen Wohnmobil, kurz „Womo“, genie­ßen. Der Vorteil ist ein sofort ver­füg­ba­rer Schlafplatz, sei dies auch der Pis­ten­rand in der Wild­nis. Hinzu kommt die Unabhängigkeit in Sachen Ver­pfle­gung und es entfallen stän­diges Koffer­packen oder das Auf- und Abbauen des Zelts. Ein Recrea­tio­nal Vehicle (RV), wie das Wohnmobil in Amerika heißt, ist als kompakter Cam­per-Van oder ro­bus­ter Pick-up-Cam­per am hand­lichs­ten und preis­wer­tes­ten.
Mit Kindern
Überall sind Kids willkommen! Hotels, Res­taurants, Supermärkte und Ste­war­des­sen sind bestens vorbereitet. Kin­der­teller, Malstifte oder Stofftiere gibt’s im Überfluss. Wobei Kleinknirpsen der lange Flug Probleme bereiten könnte, auch voll aufgedrehte Klimaanlagen. Schön ist das Reisen im Wohnmobil: kein lästiges Packen, Bad, Küche und Kühlschrank stets griffbereit, ein ver­trau­tes, wenn auch enges Bett, ein Tisch zum Spielen und nicht zuletzt die Grill­abende. Wobei sich lange Fahrten bestimmt nicht nörgelfrei gestalten. Ein für Mietautos teuer verliehener Kinder­sitz kostet stattdessen im nächsten Walmart weniger als die Hälfte. Kinder brau­chen wie Erwachsene einen bio­me­trischen Reisepass und eine ESTA-Genehmigung für die Einreise. Wer Kin­der unter zwölf Jah­ren un­be­auf­sich­tigt lässt, auch im Ho­tel­zim­mer, macht sich straf­bar!
Fahrgenuss und Orientierung
Im Vergleich zu Deutsch­land fährt es sich im Süd­wes­ten äußerst ent­spannt. Ledig­lich Südk­ali­for­nien zeich­net sich durch über­durch­schnittlich viele ra­sen­de Row­dies aus. Prin­zipiell ist der Ame­rikaner ein sehr respekt­vol­ler und zu­vor­kom­men­der Autofahrer. Ein Fehl­ver­halten an­de­rer wird auch schon mal mit einem nach­sich­tigen Schmun­zeln über­sehen und die Hupe kommt eher im Notfall zum Ein­satz. Ein GPS-Na­viga­tor ist unab­ding­bar für Stadt und Land, selbst wenn der Bei­fah­rer ein Ex­per­te im Kar­ten­lesen sein sollte. Auto-Navis, je nach Miet­wagen­niveau even­tu­ell schon in der Fahr­zeug­konsole in­te­griert, sind auf Anhieb über­sicht­licher und auch freihändig funk­tioneller als Offline-Navi-Apps für Smart­phones. Genauso wichtig wie das Navi ist zu­dem eine übersichtliche Stra­ßen­karte zur Rou­tenplanung.
Highways und Roads
Alle Hauptstraßen werden als High­ways bezeichnet. Zuoberst stehen die Interstate-Autobahnen wie die I-15 von L. A. nach Las Vegas bzw. als I-15/I-70 weiterführend direkt zu den Nationalparks Arches und Canyon­lands; oder die von Südkalifornien durch ganz Arizona bis nach New Me­xico führenden I-40 und I-10. Es folgen staatenübergreifende US-Highways wie US-89 und US-191 von Utah nach Arizona, US-550 von Colorado nach New Mexico, US-395 in Kalifornien oder der einsame US-50 quer durchs Great Basin von Nevada. State Routes verlaufen innerhalb eines Bundes­staates. Legendär sind der kalifornische Küsten-Highway 1 und die SR 12 und 24 als Teil des Grand Circle durch Süd­utah. County Roads sind meist, aber nicht immer asphaltierte Landstraßen. Indian Routes in indianischen Re­ser­va­ten sind oft nicht asphaltiert.
Scenic Drives und Panoramapisten
Schöne Haupt- und Nebenstraßen (s. o.) werden als Scenic Roads be­zeich­net. In den Naturparks führen Scenic Drives und Scenic Loops zu Aus­sichtspunkten und Wanderwegen. Berühmt sind der Zion - Mount Car­mel Highway durch den Zion-Na­tio­nal­park oder der Desert View Drive am South Rim des Grand Canyon. Dagegen sind Staub- und Schotter­pisten ins Hin­terland die i-Tüpfelchen für Benzin-Cowboys. Mit einem SUV wird man die vielen in diesem Buch vor­gestellten Dirt-, Gravel- und Back­country Roads bei Trockenheit be­fah­ren können.
Zeitrahmen
In nur acht Tagen zu bereisen sind Las Vegas, Grand Canyon und Monu­ment Valley, oder San Francisco mit Big Sur oder Yosemite-National­park. In 15 Tagen der Grand Circ­le durch Südutah und Nord­arizona, oder in zwölf Tagen die Highlights in New Mexi­co. In drei Wochen ganz Arizona und in einem Monat der innere Südwesten.
Unterwegs im Südwesten der USA
San Francisco
Ob beim Anflug über die Bay nach extralanger Luftreise, auf einer Kreuzfahrt unter der Golden Gate Bridge hindurch oder auf dem Sattel einer Harley ent­lang des pazifischen High­ways Nr. 1 - der Anblick von „The City“ löst Wonnegefühle aus. In kei­ner anderen Stadt im Rest der Welt gehen Lebens­freude und Leistungssoll so einträchtig Hand in Hand, werden die Dis­sonanzen des Daseins zu solch klangvollen Ohrwürmern.
Innovativ
San Francisco ist der Ground Zero für kul­turelle Umstürze und techno­logische Inno­va­tionen sowie Dreh­scheibe zwi­schen Far West und Fernost.
Wer erst gegen Ende einer Reise durch den Südwesten, nach Tausenden von Meilen durch rotrockige Fels­land­schaf­ten mit dem Mietwagen auf der Oak­land Bay Bridge in die von Nebel­bän­ken umzüngelte Skyline hi­nein­glei­tet, wird sich vielleicht wie ein heim­keh­ren­der Raumfahrer fühlen, der gerade an das gute alte Mut­ter­schiff andockt. In Wirklichkeit han­delt es sich jedoch um einen klas­si­schen Windjammer und auf dem Weg zur Motelgarage wird der Klipper dann schließlich zum Käfer, mit luft­ge­kühltem Heckmotor, Bre­zel­fenster und Weißbandreifen. So ganz uname­ri­ka­nisch hat die Stadt auf den Hü­geln gleich von Beginn an etwas Vertrautes.
Unbedingt anschauen
Viktorianische Architektur: Über 15.000 fabelhafte Holzhäuser aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ver­teilen sich über die ganze Stadt. Es gibt sie in allen Farben und vielen Stil­rich­tungen. Extrem fotogen sind die Pain­ted Ladies am Alamo Square.
Maritime National Historical Park: Die historischen, in der Bay ver­an­ker­ten Schiffe können über wie unter Deck en detail inspiziert werden. Hier lebt die Seefahrt an der einst so be­rüch­tig­ten Barbary Coast wieder auf.
Wandmalereien: Knallige Murals spie­geln im Mission District auf re­bel­lisch-romantisierende Art die Leiden und Lebens­freuden der ein­ge­wan­der­ten Latinos wider. Ein Spaziergang ent­lang 24th und Balmy Streets steht ganz im Zeichen der wilden Malerei.
Museum of Modern Art: Im welt­weiten Ranking steht die Kunst­samm­lung des SFMOMA auf Augen­höhe mit dem MoMA in New York, der Tate Modern in Lon­don und dem Louvre in Paris.
Lombard Street: Der tolle Käfer Herbie machte das Ser­pentinen­sträßchen am Rus­sian Hill welt­be­rühmt. Die Tou­risten ste­hen in Scharen am unteren Ende und ver­suchen das Wahrzeichen restlos ins Bild zu rücken - unmöglich!
Battery Spencer Overlook: Den Traum­blick auf die Brücke mit San Fran­cis­co offenbart dieser Aus­sichts­punkt an der Conzelman Road über dem Goldenen Tor. Er ist locker im Miet­auto und steil strampelnd per Fahr­rad erreichbar.
Unterwegs in San Francisco
Cable Cars gibt’s seit 1873 und sie rattern noch auf drei Linien über die steilen Straßen. Wer vor 7 Uhr morgens zu­steigt, genießt die Panoramafahrt noch ohne Touristenandrang. Ein Muss ist das von epochaler Mobilität zeu­gen­de Cable Car Museum. Authentisch ist auch eine Fahrt im Street Car, einer der historischen Straßenbahnen aus vier Kontinenten. Am schönsten sind die Mailänder Peter-Witt-Trams von 1928.
Der Russian Hill Walk ist sowohl aussichts- als auch anekdotenreich. Der Rundweg durch ein überaus char­man­tes, urbanes Kleinod führt über Trep­penaufgänge in das urige Gässlein Macondray Lane.
Die Golden Gate Bridge lässt sich am besten per Fahrrad überqueren. Be­son­ders spannend wird es, wenn sich grau­sige Nebelzungen und goldene Son­nen­strahlen ein Duell liefern. Mit der Bay-Fähre geht’s dann von Sausalito wieder zurück in die Stadt.
Der Coastal Trail über der Küste of­fen­bart das schönste Panorama der Golden Gate Bridge innerhalb der Stadt. Der Pfad führt an alte Geschützbunker und hinab zum FKK-Strand, während Peli­kane in V-Formation den Ozean über­fliegen.
Die Gefängnisinsel Alcatraz ist vom Pier 33 aus mit der Fähre er­reich­bar. An Amerikas Ort des Grauens saß in einer der 336 Zellen bis 1939 auch der Gangs­ter Al Capone ein. Der spek­ta­ku­lärs­te Flucht­versuch gelang 1962.
Oasen zum Rumhängen
Golden Gate Park: Beseeltes In­ne­hal­ten verbürgt das Füttern der Enten zwi­schen Ruderbooten und Wasser­schild­krö­ten an einer der Lagunen. Nebenbei durchstreift man prachtvolle Gärten und auch das weltbekannte de-Young-Museum.
Mission Dolores Park: An sonnigen Wochenenden findet mit Blick auf die Stadt ein Rendezvous mit Tausenden von Leuten statt. Dabei sein ist alles an diesem Human Be-In, das den Zeitgeist San Franciscos der 1960er beschwört.
Ortstypische Schmankerl
Populäre Starter sind cremigste Clam Chowder (Venusmuschelsuppen) und frischeste Pazifikaustern. Guten Es­pres­so gibt’s an vielen Spots, aber kei­nen bei so untrüglichem Ambiente wie im Caffe Trieste in North Beach, einst Nabel der Beatniks.