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Mara Lang

Das Juwel der Finsternis

Roman

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile.

 

Alle Akteure des Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind von der Autorin nicht beabsichtigt.

 

Copyright © 2019 bei Drachenstern Verlag, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH, Planegg

1. Auflage

 

Lektorat: Catherine Beck

Korrektorat: Andreas März

Satz/Layout: Martina Stolzmann

Covergestaltung: Nele Schütz Design, München

Karte: Michael Makarewicz

E-Book: Mirjam Hecht

 

Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Made in Germany

ISBN 978-3-95669-121-8

www.bookspot.de

Inhalt

Impressum

Inhalt

Widmung

Teil I: Ketten

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Teil II: Blut

13

14

15

16

17

Teil III: Magie

18

19

20

21

22

23

Dramatis Personae:

Karte

Über die Autorin

Widmung

Für Nurzhan

Teil I: Ketten

Gleichwohl sie uns

beugen

hemmen

fesseln

erdulden wir die Ketten,

die wir tragen,

ohne Murren

ohne Klagen.

 

Gleichwohl wir sie

erhoffen

ersehnen

erträumen

verzichten wir auf die Freiheit,

nach der wir streben,

voller Angst,

gefangen im Leben.

1

Esnaikhir, 8. kal. ianuarij anno 1680

Es ist vollbracht. Bilder geistern durch meinen Kopf: die Risse im Marmor, gezeichnet durch meine Stimme. Das Bröckeln des Steins. Ihre Haut, alabastergleich, ein Gesicht von makelloser Schönheit. Haar, das im Luftzug tanzt. Augen wie Tautropfen, kristallklar. Und erst diese Macht! Das Aufwallen der Magie mag die Gestirne selbst berührt haben. Neben ihr bin ich nichts. Wie konnte ich
annehmen, ihr auch nur im Mindesten zu gleichen?

Die Morgendämmerung schlüpfte durch den Felsspalt. Ein blasses Grau. Es hing über ihrem Kopf wie der gekrümmte Zeigefinger eines Riesen. Kea seufzte und rekelte sich. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass die Mulde, in der sie lag, ihrer Körperform entsprach. Als hätte sie über all die Jahre einen Abdruck im Stein hinterlassen. Was natürlich Unsinn war.

Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem ihre Mutter Delih ihr dieses Versteck gezeigt hatte. Während die anderen Sklaven schliefen, waren sie aus der Zelle und durch die Stollen der Mine bis zu der geheimen Höhle geschlichen, die Strafe für dieses Vergehen immer im Hinterkopf: Dreißig Stockschläge standen auf Flucht, wobei es unerheblich war, ob ein Sklave tatsächlich zu fliehen versuchte oder sich nur für eine gewisse Zeit entfernte.

Heute wusste Kea, weshalb Delih es trotzdem riskiert hatte. Es war wie ein innerer Zwang, die Höhle aufzusuchen, sich auf den kühlen Stein zu legen und darauf zu warten … zu warten …

Sonnenlicht fiel durch die Ritze und auf Keas Gesicht, streichelweich und warm. Mit jedem Atemzug gewannen die Strahlen an Intensität. Kea sog sie in sich auf, genoss es, dass sie jede Faser ihres Körpers belebten. Sie wirbelten ihre Gedanken durcheinander, bis sie so leicht waren wie Schmetterlinge, bereit, sich auf den Weg zu machen, wo immer Kea sie hinschicken wollte.

Gedankenformen. Sie hatte es nie geübt, höchstens dann und wann einen Versuch bei einem der anderen Sklaven gewagt. Mit mäßigem Erfolg. Welchen Funken konnte man schon im Kopf eines Menschen platzieren, der jede Hoffnung aufgegeben hatte? Nun, eben Hoffnung. Den Mut, weiterzumachen. Den Wunsch, sich an dieses Leben in Dunkelheit zu klammern, obwohl es nichts gab, nichts, was es lebenswert machte.

Ein einziges Mal hatte es wirklich funktioniert: Einer der Aufseher hatte sich an einer Sklavin vergreifen wollen, weil sie morgens in der Zelle geblieben war – hoch fiebernd. Bei der Kraft der Sonne, sie hätte unmöglich aufstehen können! Kea musste ihren Funken schnell anbringen. Mich plagt entsetzlicher Durst, lautete er, und er hatte phänomenale Wirkung. Der Aufseher hatte von der Sklavin abgelassen und war aus der Zelle gestürmt.

Die einfachsten Gedanken waren oft die besten.

Die Sonne war gestiegen und wärmte nun auch ihren Oberkörper. Kea kreuzte die Hände über der Brust. So musste sich eine Schlange nach einer eisigen Nacht fühlen. Es war ein Geschenk, sich jeden Morgen im flirrenden Licht aalen zu können. Oft genug plagte sie das schlechte Gewissen, dass sie als Einzige dieses Glück erfahren durfte, aber heute schob sie es beiseite. Es war ihr Versteck, ihr Geheimnis. Nicht auszudenken, wenn es herauskäme.

»Pst«, machte es über Keas Kopf. »Sonnenkind.«

Sie blinzelte geblendet, bis ein bekanntes Gesicht im Spalt erschien: himmelblaue Augen, ein schwarzer Haaransatz, gebräunte Haut. Nakush.

»Hallo«, sagte sie. »Wo warst du gestern?«

»Mein Bruder kam in der Nacht zur Welt. Meine Mutter brauchte Hilfe.«

»Ein Bruder also. Wie schön! Hoffentlich gesund?«

»Ja, alles in Ordnung. Aber Mutter ist noch schwach. Ich bin unterwegs, um ein paar Hasen zu schießen. Das Fleisch wird sie kräftigen.«

Kea nickte. »Lass dich bloß nicht erwischen.«

»Das sagst du seit neun Jahren.« Nakush grinste.

»Und seit neun Jahren habe ich Angst um dich.«

Er starrte auf sie herab, einen verträumten Ausdruck in den Augen. Kea wusste, dass er auf dem Bauch lag, die Stirn an die Felskante gepresst. Jedem Angreifer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Nakush hatte ihr die Umgebung hier im Hochland von Okuyatu genau beschrieben. Die einsame Talsenke, deren Ränder mit Weißdornbüschen, Dolchgräsern und Ingwerblatt zugewuchert waren. Die von Flechten bewachsenen Felsplatten. Obwohl sich die Stelle relativ nahe am Eingang zur Mine befand, lag sie abseits der üblichen Kontrollrouten der Aufseher. Viel zu unwegsam war das Gelände, als dass man hier jemanden vermutete.

»Ich wünschte, ich könnte …«, flüsterte Nakush. »Aber irgendwann, das verspreche ich, hole ich dich hier raus.«

»Ich weiß.« Kea lächelte. Schon als sie noch Kinder gewesen waren, hatte er diesen Schwur geleistet. Ihn sogar mit seinem Blut besiegelt. Und seither wartete sie auf den Tag, an dem es geschah. An dem die Shedirebellen die Mine stürmten und ihre Brüder und Schwestern befreiten.

»Wie geht es voran?«, erkundigte sie sich.

Nakush seufzte. »Leider nicht schnell genug. Wir stehen in Verhandlungen mit dem Schattenmann, einem Shedi, der Kontakte zum bengirischen Königshaus hat. Ein Bündnis mit den Bengiren wäre perfekt, wenn es zum Krieg kommen sollte.«

»Krieg?«

»Ja. Bengir will seine Provinzen zurück. Der Druck auf Atroun wird höher und es gibt noch keinen Nachfolger. Die Zeichen stehen so günstig wie nie.«

Atroun und Bengir, so viel wusste Kea, waren die beiden mächtigsten und flächenmäßig größten Königreiche der Guénnelande. Die Machtverhältnisse fand sie dennoch verwirrend. Sie war mit acht Jahren in die Mine gebracht worden und in der Dunkelheit aufgewachsen. Hier kannte sie alle Stollen, jede Abzweigung, jeden Felsvorsprung. Die bedrückende Enge, die stickige Luft und der Staub gehörten ebenso zu ihrem Leben wie Hunger und Angst. Von der Außenwelt wusste sie nicht viel. Erinnerungen an ihr Leben in Freiheit, an das kleine Haus in den Bergen, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, waren nur Schattenwirbel, die dann und wann ihren Verstand heimsuchten.

Nakush hatte sie es zu verdanken, dass sie zumindest einen vagen Begriff ihrer Heimat hatte, wenngleich sie sie nur aus seinen Erzählungen kannte: die Weite des Graslands. Die Guénne, die in Bengir entsprang und dann als breiter Strom durch das Nachbarland Atroun pflügte. Das Schwemmgebiet an der Meeresküste und die Mangrovenwälder. Die schneebedeckten Gipfel des Foylangebirges. Die Magischen Felder, die das Land wie vereinzelte Nebelschwaden bedeckten und in denen ein normales Leben nahezu unmöglich war. Die Feuerberge im Norden. Die Fauchenden Löcher im Tal der Nebel. Die Clantäler der Shedis. Vielmehr das eine letzte Clantal, Umishtá, das so verborgen lag, dass die Atrouner es aufgegeben hatten, den Zugang zu suchen.

»Kann man den Bengiren trauen?«, fragte Kea.

»Ich denke schon. Garantie gibt es keine, aber … König Velvin ist mächtig und weise. Die Unterstützung der Nachbarländer ist ihm sicher. Nhalo und Sakarn haben die Handelsbeziehungen zu Atroun eingestellt und beliefern Bengir mit Waffen. Gut möglich, dass sie auch ihre Soldaten schicken.« Er lachte leise. »Und doch werden die Bengiren die Hilfe der Shedis benötigen, wenn sie gegen die Atrouner in die Schlacht ziehen wollen.«

Krieg also. Ob er den seit Jahrhunderten schwelenden Konflikt zwischen den Völkern beenden konnte? Würde er nicht noch mehr Leid über die Guénnelande bringen? Vermutlich sollte sie Hass verspüren, oder Genugtuung, dass die Atrouner endlich für die Gräueltaten an den Shedis zur Rechenschaft gezogen werden würden, doch da war nur Sorge.

»Und du?«, fragte sie. »Wirst du auch kämpfen?«

»Was denkst du denn? Ich bin bald ein Krieger, die Rebellen brauchen mich.«

»So wie deinen Vater?«

Kea schluckte. Die Worte waren ihr förmlich von der Zunge gerutscht. Unbedachte Äußerungen waren ihre Spezialität. Prompt verschwand Nakushs Gesicht, Sonnenstrahlen schwirrten herab. Sie setzte sich auf und räusperte sich.

»Tut mir leid. Es ist nur … Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas geschieht, verstehst du?«

Keine Antwort. Abwartend blinzelte Kea ins Licht. Er würde nicht einfach gehen, bestimmt brauchte er bloß einen Moment, um sich zu fangen.

Nakush litt sehr unter dem Verlust seines Vaters Hjunas. Vor drei Monaten hatten die Shedirebellen einen Anschlag auf König Yessin verübt. Eine akribisch geplante Aktion, bei der der Atrounerkönig und einige seiner Berater ums Leben gekommen waren. Sie hatten kaum Verluste in den eigenen Reihen einstecken müssen, allerdings war Hjunas von den Atrounern gefangen genommen worden. Sein Schicksal war ungewiss, und die Hoffnung, dass er noch lebte, zerbröckelte mit jedem Tag mehr. Eine Katastrophe für seine Familie, die nun ohne Ernährer dastand, und ebenso für die Rebellen, die mit ihm ihren Anführer verloren hatten. Die Lücke war von einem Mann namens Dezmir gefüllt worden, der laut Nakush nicht annähernd Hjunas’ Konsequenz und Geschick besaß.

Nakush beugte sich wieder über den Spalt. »Wir werden ihn befreien. Ich weiß, dass er lebt, ich weiß es.«

Sie staunte immer wieder über seine Fähigkeit, seinen Schmerz wegzustecken. Die Zuversicht zu behalten. Zweifelnd schüttelte sie den Kopf. »Aber ihr … du …«

»Kea, Sonnenkind. Ich werde auf mich aufpassen. Du und ich – wir gehören zusammen. Vertrau mir. Nicht mehr lang, dann hole ich dich aus diesem verfluchten Loch heraus und nehme dich zur Braut.« Nakush streckte einen Arm in die Höhle. »Komm her.«

Sie erhob sich. Als Kinder hatten sie einander nur an den Fingerspitzen berühren können, doch jetzt umschloss seine Hand die ihre, und ihr war, als ob Stärke und Mut direkt auf sie überströmten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog ihn noch näher an sich heran. Barg ihre Wange in seiner Handfläche. Küsste seinen Handballen.

»Ich liebe dich«, wisperte sie. Es tat gut, es auszusprechen, ihm zu sagen, was sie empfand, obwohl er es nicht hören konnte. Seine Schulter bedeckte den Spalt, kein Laut von ihr drang nach oben, und umgekehrt war es genauso.

Er erschauerte, die Härchen an seinem Unterarm richteten sich auf, als ihr Atem seine Haut streichelte. Wie ein Blinder befühlte er ihr Gesicht, zeichnete Konturen nach, bis er ihren Haaransatz erreichte. Mit einem Ruck löste er das Tuch von ihrem Kopf, dann den Knoten, der ihr Haar im Zaum hielt, sodass es an ihr herabfloss. Bis zur Hüfte reichte es, weißblond und leicht gewellt, und Nakushs Finger glitten unablässig hindurch, mit einer Sanftheit, der sie kaum noch widerstehen konnte. Das Verlangen, ihn zu halten, ihn am ganzen Körper zu spüren, wurde so unbändig, dass sie sich in ihrer Not losmachte und einen Schritt zurückwich. Er zog den Arm weg.

»Nakush, bitte …«

Sie hörte ihn stöhnen. Begegnete seinem Blick, tief und vollgesogen mit Gefühlen. »Verzeih. Es ist schwer. Wir sind einander so nah, und doch kann ich dich nicht in die Arme nehmen.«

Mir geht es genauso, Nakush, ganz genauso. Kea setzte sich und winkelte die Beine an. »Lass mich kurz nach der Sonne sehen.«

Nakush gab den Spalt frei. Die Höhle war zu einem Drittel in gleißende Helligkeit getaucht. Bis zum Riss in der Mitte der Felsplatte durfte die Sonne wandern. Dann wurde es Zeit zu gehen. Rasch schüttelte Kea ihr Haar nach vorn. Nakush wusste zwar von ihrem Ohr, aber sie zeigte es nicht gern. Nicht einmal ihm.

»Kurz noch«, verkündete sie und blickte auch schon wieder in sein vertrautes Gesicht. Für einen Augenblick schwebte die Stille zwischen ihnen. Dann schmunzelte Nakush.

»Ich erinnere mich an den Tag, als ich dich zum ersten Mal hier liegen sah. Du sagtest …«

»Geh mir aus der Sonne.« Kea lachte.

»Du Idiot«, grummelte er. »Du hast mich ›Idiot‹ genannt. Und mich mit deinen blauen Augen angefunkelt, dass mir ganz anders wurde.«

»Grau. Sie sind grau«, stellte Kea richtig. »Immerhin hast du mit einem Messer nach mir geworfen.«

»Nicht geworfen. Es ist mir aus der Hand gerutscht und in den Spalt gefallen.«

»Ah ja, gefallen. Du großer Krieger. Etwas weiter rechts, und du hättest mir die Wange durchbohrt.«

»Ich konnte doch nicht ahnen, dass da unten jemand liegt. Außerdem war ich damals noch ein Kind, gerade mal zehn. Es war mein bestes Jagdmesser, ich war ziemlich stolz darauf.«

»Das muss ein schwerer Schlag gewesen sein. Das beste Messer – einfach verloren.«

Kea griff nach dem Messer, das sie seit ihrer ersten Begegnung in der Höhle aufbewahrten. Sie hatten damit den Felsspalt von Sand und Flechten befreit, Nakush hatte Fleischstreifen und Brot aufgespießt und ihr heruntergereicht. Sie hatten sich gegenseitig damit die Handflächen aufgeschnitten und ihren Blutschwur gesprochen: Dein sei mein Herz und mein Leben. Solange es währt, werde ich deinem Licht folgen. Kea hatte gedroht, sich damit das Haar abzuschneiden, sollte Nakush auf die dumme Idee kommen, sie im Alleingang aus der Mine befreien zu wollen. Es war nicht einfach nur ein Messer, es war ein kostbarer Schatz. Ein Zeugnis ihrer Liebe.

»Willst du es etwa zurück?«, fragte sie.

»Nein. Es ist auf ewig dein. So wie mein Herz.« Schmerzhafte Sehnsucht schlich sich in seinen Blick, als sie ihm einen Luftkuss schickte. »Ach, Kea …«

»Nakush, ich glaube …« Mit einer Handbewegung scheuchte sie ihn weg. Die Sonne bemalte soeben den Riss. »Ja. Ich muss gehen.«

Im Aufstehen streifte sie ihren Kittel glatt, der vor Dreck nur so starrte. Ruß, Sand und Schweiß eines halben Jahres hatten sich in das Leinen gefressen, einen neuen bekam man jedoch nur, wenn der alte bereits in Fetzen hing. Mit einem Bad verhielt es sich nicht besser. Ab und zu wurden zwei Bottiche in die Höhlen gekarrt. Einer für die Frauen, einer für die Männer. Mit viel Glück war man unter den Ersten, denen es vergönnt war, in halbwegs sauberem Wasser einmal unterzutauchen. Es grenzte an ein Wunder, dass sich kaum Ungeziefer in den Höhlen hielt, vermutlich lag es an der Trockenheit. Nur die Sandflöhe waren eine Plage, und vor Skorpionen musste man sich in Acht nehmen.

Kea drehte ihr Haar zu einem Knoten, wobei sie sich ein wenig abwandte, um ihr Ohr zu verbergen, das von Natur aus missgebildet war. Anstelle einer Ohrmuschel besaß sie nur einen schmalen Hautlappen. Ein hässlicher Makel, wie sie fand, der sie obendrein auch beeinträchtigte, denn sie war auf der linken Seite taub. Mit geübten Griffen schlang sie ihr Tuch um den Kopf, zog es an und steckte alle Zipfel weg. Ein Kontrollblick zu Nakush – das Leinen durfte keinesfalls verrutschen –, und er nickte: Keine Strähne lugte hervor. Das Haar unter einem Tuch zu verstecken war die einzige Chance, der Kopfschur zu entgehen.

Er seufzte. »Dein Haar ist wie die Sonne selbst. Wenn du erst frei bist …«

»Ja, wenn – dann sorge mal dafür, Liebster.« Eine unnötige Spitze, Kea, schalt sie sich sogleich.

Nakush und die Rebellen taten ihr Möglichstes. Noch war es zu gefährlich, die rund dreihundert Sklaven aus den zwei Minen im Hochland von Okuyatu zu befreien. Sie würden eine neue Heimat brauchen, in der sie in Sicherheit waren, und Umishtá war zu klein, um alle aufnehmen zu können. Erst eine Neuaufteilung der Guénnelande würde allen Shedis eine Zukunft in Freiheit gewähren. Bis dahin waren die Sklaven in den Minen besser aufgehoben, und Kea wusste das sehr wohl. Sie zuckte entschuldigend die Schultern und verabschiedete sich mit einem Winken.

»Bis morgen also.«

»Bis morgen, Sonnenkind.«

Kea warf einen Blick in den Stollen zu ihren Füßen. Er war einsturzgefährdet und wurde seit Ewigkeiten nicht benutzt. Wie erwartet, war alles still und niemand zu sehen, also ließ sie sich geschickt durch das Loch in die Tiefe gleiten und sprang ab. Sofort umfing sie die für die Höhlen typische Luft: heiß, trocken und so staubig, dass sie in der Kehle kratzte. Unweigerlich wurden ihre Atemzüge flacher. Sie fürchtete sich davor, dass sich auch in ihrer Lunge der Husten festsetzte, wie es bei vielen anderen der Fall war. Es war der Anfang vom Ende. Erst der Husten, dann das Fieber und schließlich der Tod. Ihrer Mutter Delih war es so ergangen. Trotzig schüttelte Kea den Gedanken ab. Sie war jung und kräftig und sie hatte etwas, das sie aufrecht hielt, das sie jeden neuen Tag herbeisehnen ließ: die Liebe zu Nakush.

Auf leisen Sohlen lief sie durch die Dunkelheit, immer darauf bedacht, keine Steine loszutreten. Sie kannte den Weg, zudem nahmen ihre Augen die feinsten Nuancen von Licht und Schatten wahr. Nach einer Viertelmeile machte der Stollen eine Biegung, und sie musste über aufgeschüttetes Geröll klettern. Auch das gelang ihr lautlos. Die scharfkantigen Spitzen der Felsbrocken spürte sie kaum, Hände und Füße waren voller Schwielen, ihre Knie durch das jahrelange Schürfen in Kauerstellung gänzlich unempfindlich.

Zorkat. Das war es, wonach sie und die anderen Sklaven suchten. Die flachen Kristallsplitter lagen lose im brüchigen Fels. Schwarz schimmernd und zumeist scharfkantig, variierten sie von der Größe eines Fingernagels bis zu etwa einem Handteller. Ihre Oberfläche war seidig glatt wie Glas und sie waren ungewöhnlich schwer. Daran erkannte man sie auch im Finstern leicht, weshalb sie unter den Sklaven auch den Beinamen »Dunkelsteine« trugen. Lange Zeit hatte Kea sich gefragt, was es mit ihnen auf sich hatte. Erst Nakush hatte sie darüber aufgeklärt, dass sich die Atrouner seit dem Umbruch mithilfe der Zorkatkristalle gegen die Gedankenkräfte der Shedis schützten. Welche Ironie. Sie gruben hier jene Waffe aus, die ihren Herren die Macht verlieh, sie zu unterwerfen.

Kea bewältigte einen weiteren Geröllhaufen und schlich bis zur nächsten Biegung, wo sie sich an den Fels drückte und in die Schlafhöhle spähte. Durch die Zugangsstollen drang ein wenig Frischluft herein. Die beiden Fackeln am Eingang waren fast heruntergebrannt und der flackernde Flammenschein warf tiefe Schatten an die Wand. Alles ruhig, kein Aufseher lauerte auf sie. Auch in den Zellen der Frauen rührte sich nichts, die anderen schliefen fest. An die vierzig Sklavinnen drängten sich jeweils auf engstem Raum aneinander, immer zwei teilten sich eine Leinendecke. Bei den Männern verhielt es sich ähnlich.

Kea huschte um die vorderste Zelle herum, dann um die nächste bis in die hinterste Ecke zu ihrem Platz. Für einen Moment betrachtete sie ihre Deckenpartnerin. Aslyns Gesicht, in dem sich für gewöhnlich Erschöpfung und Kummer spiegelten, war im Schlaf entspannt, und dennoch erzählte es von Jahren der Arbeit. Von einem Leben in Sklaverei. So wie Kea herangewachsen war, war Aslyn gealtert. Delih hätte sie gewiss nicht wiedererkannt.

Bereits im Sterben hatte Keas Mutter ihrer Freundin das Versprechen abgerungen, gut auf ihre kleine Tochter aufzupassen, und Aslyn hatte Wort gehalten. Bei der Essensausgabe hatte sie dafür gesorgt, dass Kea die ihr zustehende Portion oder gar einen Löffel mehr bekam. Beim Bad hatte sie sie vorgeschmuggelt. War sie krank, so hatte Aslyn sie gepflegt, und gegen die Zugriffe aufdringlicher Mithäftlinge hatte sie Kea verteidigt wie eine Löwenmutter ihr Junges. Sie hatte Aslyn viel zu verdanken.

Mit einem unhörbaren Seufzen zwängte sich Kea durch die Gitterstäbe, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte: rechtes Bein, rechter Arm, den Kopf seitlich gehalten, dann einatmen, nun den Oberkörper, ausatmen, linker Arm und linkes Bein – kein Problem für eine Achtjährige. Heute, mit neunzehn, passte sie mit knapper Not hindurch. Nur ein kleines bisschen mehr Brust oder Gesäß, und sie würde zwischen den Stangen stecken bleiben. Das gäbe ein jämmerliches Bild.

Geschafft. Erleichtert sank Kea auf die Decke. Eine kurze Verschnaufpause blieb ihr noch, bevor es mit der Arbeit losging. Als sie Aslyn das Gesicht zuwandte, bedachte die Ältere sie mit einem scharfen Blick.

»Einmal werden sie dich erwischen, Kea. Glaub nicht, dass ich für dich in die Bresche springe.«

Kea schnaubte sachte. »Es wird mich schon nicht umbringen.« Eine leichtfertige Antwort. In Wahrheit bereiteten ihr die Stockschläge fast mehr Sorge als der Husten.

»Törichtes Gör. Ich habe schon Delih davor gewarnt. Was erhoffst du dir davon?«

Kea schloss die Hand um das Medaillon um ihren Hals, ein Erbstück ihrer Mutter, das sie unter dem Kittel an einem Lederband trug: eine aus edelstem Nachtsilber gefertigte Sonnenscheibe. Allerdings nur die halbe. Das Gegenstück war im Besitz ihres Vaters gewesen – und mit seinem Tod für immer verloren gegangen. Sie verscheuchte den Gedanken, bevor sich Traurigkeit in ihr Herz schleichen konnte.

»Einen Ort, nur für mich, und ein wenig Freiheit«, wisperte sie.

»Pah! Es gibt keine Freiheit. Nicht für uns.«

»Eines Tages …«

Der Weckruf der Glocke unterbrach sie, und erstmals war Kea dankbar dafür. Ringsum fuhren die Frauen aus dem Schlaf hoch. Jetzt galt es, schnell zu sein, Trödelei wurde nicht geduldet. Außerdem kam es beizeiten vor, dass man ohne Brei weggeschickt wurde, weil der Kessel bereits leer war. So genau nahm es der Koch mit dem Abmessen nicht, vor allem dann nicht, wenn er am Vorabend zu tief ins Glas geschaut hatte. Reiswein war unter den Aufsehern ein beliebter Seelentröster.

Sie kamen im Laufschritt in die Höhle getrampelt und steckten neue Fackeln in die Köcher. Dabei ließen sie das übliche Geschrei hören: »Los, los! Raus aus den Zellen und Aufstellung nehmen!«

Die Schlösser quietschten, die Riegel wurden angehoben, dann schwangen die Tore auf. Paarweise stellten sich die Sklaven an und warteten darauf, dass der Kessel mit dem Brei hereingerollt wurde. Aber das geschah nicht. Die Aufseher hatten sich im Halbkreis postiert, jeder mit einem dicken Knüppel bewaffnet. Sie wirkten doppelt so wachsam wie gewöhnlich, als befürchteten sie, einer der Sklaven könnte just in diesem Augenblick eine Revolte anzetteln.

Die Frauen und Männer stampften unruhig mit den Füßen. Kea reckte den Hals. Seltsam, wo blieb der Koch? Noch nie hatten sie auf den morgendlichen Brei warten müssen.

»Was ist da los?«, flüsterte sie.

Aslyn zuckte mit den Schultern und murmelte etwas, das sich wie »Bestimmt nichts Gutes« anhörte.

Mit einem Mal ging ein Raunen durch die Reihen. Sechs Krieger traten aus einem der Zugangsstollen. In ihren Tuniken, Pluderhosen und Turbanen aus feinster Seide, den bronzebewehrten Lederharnischen und den schwarz glänzenden Stiefeln wirkten sie zwischen den Aufsehern, den Sklaven und all dem Dreck höchst befremdlich. Wie Edelsteine inmitten farbloser Kiesel. Waffengurte lagen um ihre Hüften, die mit Dolchen, Wurfsternen und Peitschen bestückt waren, und alle hatten die Hand am Heft ihres Säbels, bereit, ihn unverzüglich zu ziehen, sollte es vonnöten sein.

»Purpur und Gold«, hauchte Aslyn dicht an Keas Ohr. »Die Farben des atrounischen Königshauses.«

Kea brachte ein Nicken zuwege, während sie den vordersten Krieger musterte. Der Zorkat, der über der Nasenwurzel auf seiner Stirn haftete, war flach und zu einem Dreieck geschliffen. Er war weit größer als die Splitter, die die Aufseher beiderseits der Schläfen trugen, und vermutlich war er auch weit wirkungsvoller. Ob sie es wohl schaffte, einen Funken im Kopf dieses Kriegers zu platzieren? Es erforderte viel gedankliche Kraft, die Barriere eines so großen Kristalls zu überwinden. Nur wenige Shedis waren dazu fähig.

Schweigend bildeten die Krieger ein Spalier vor dem Stollen. Ein weiterer Mann bückte sich unter der Felskante durch, groß und in eine prächtige Robe aus blauem Seidenbrokat gekleidet. Seine Züge zeigten bengirische Merkmale – die hohen Wangenknochen, die schräg angesetzten Brauen –, doch den hellen Augen nach zu urteilen, und dem blonden, schon leicht ergrauten Haar, das er zu einem Zopf zusammengefasst hatte, floss ein guter Teil Atrounerblut in seinen Adern.

Als er die Schultern straffte und gleichmütig in die Runde blickte, ging ein tiefer Atemzug durch Keas Brustkorb. Sein Geist war ungeschützt. Nirgendwo auf seiner Stirn haftete ein Zorkat. Das war ungewöhnlich, und es flößte ihr mehr Respekt ein als das Waffenarsenal der Krieger.

Gemessen schritt er die Reihe der wartenden Sklaven ab und bedachte jeden mit einem prüfenden Blick, ganz so, als suchte er den einen, ganz bestimmten unter ihnen. Schließlich blieb er in der Mitte stehen und kreuzte die Arme vor dem Körper. »Sklaven.« Er sprach Atrounisch, jene Sprache, die für alle Reichsbürger Atrouns verbindlich war, und die Kea, so wie die meisten Shedis, fließend beherrschte. »Sklaven«, wiederholte er mit dieser dunklen, eindringlichen Stimme. »Ich bin Gilreth Iskaion, ein Gesandter des Königshauses, und auf der Suche nach einem Shedi, der des Gedankenformens mächtig ist. Wer also der Meinung ist, eine gewisse Begabung vorweisen zu können, der möge jetzt vortreten.«

Niemand rührte sich, was nicht weiter verwunderlich war. Jede Art der gedanklichen Beeinflussung wurde mit dem Tod bestraft. Auch der Versuch.

»Nun, ich möchte ausdrücklich betonen, dass auf denjenigen eine besondere Aufgabe wartet – und nicht der Galgen, wie manch einer annehmen mag.«

Stille.

»Ein Leben im Palast, eine Ausbildung …« Er lächelte verheißungsvoll. »Schöne Kleidung, Essen und noch viele Annehmlichkeiten mehr. Bei guter Arbeit natürlich.«

Das klang sehr verlockend, und tatsächlich rasselten Ketten, drängte sich jemand nach vorn. Kea erkannte Avaril, einen jungen Mann, der erst kürzlich von den Jägern aufgegriffen worden war. Sie wusste nichts über ihn, er war ein Einzelgänger und sprach mit niemandem. Wie alle Neulinge trug auch er Ketten an Händen und Füßen. So lange, bis die Aufseher seines Gehorsams sicher sein konnten. Beim Schürfen war das eine üble Sache. Das Eisen rieb die Gelenke auf, man konnte sich schlechter hinkauern oder nicht schnell genug flüchten, wenn einer der Stollen einstürzte, was oft genug der Fall war. Jeder Sklave war für die Atrouner von Wert, und für etwaige Verluste wurden die Aufseher zur Rechenschaft gezogen. Daher sahen sie bei guter Führung von Ketten ab.

Avaril hielt den geschorenen Kopf gesenkt und blieb in respektvollem Abstand vor dem Gesandten stehen.

»Auf die Knie, Unwürdiger!« Ein Aufseher gab Avaril einen unvermittelten Stoß, sodass er mit den Knien hart auf das raue Gestein sackte. Kein Ton kam über seine Lippen, nur seine Unterkiefer mahlten.

Der Gesandte beorderte den Aufseher mit einer schlichten Handbewegung auf seinen Platz zurück. Dann richtete er das Wort an den Sklaven zu seinen Füßen: »Wie ist dein Name?«

»Avaril Nadér, Herr.«

Er lässt den Clannamen weg, dachte Kea. Seltsam. Der Clanname galt unter den Shedis als bedeutsamer als der Familienname.

»Und du beherrscht das Gedankenformen?«

»Ja, Herr.«

»Sieh mich an.«

Langsam hob Avaril den Kopf, und für einen Herzschlag meinte Kea, Abscheu in seinem Gesicht zu lesen. Schon wurde sein Blick demütig, wie es sich für einen Sklaven geziemte.

»Beweise es«, forderte der Gesandte.

Avaril nickte ehrerbietig. »Wie Ihr wünscht.«

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, huschte eben jener Aufseher, der ihn zu Boden gestoßen hatte, herbei, legte bedächtig den Knüppel ab und ging vor dem Gesandten in die Knie. Mit beiden Händen umfasste er dessen Fußknöchel und drückte Küsse auf seine Schuhe.

»Vergebung«, murmelte er, »aber ich liebe Eure Füße.«

Der Gesandte brach in schallendes Gelächter aus. Auch Kea konnte sich das Grinsen nicht verbeißen. Da hatte Avaril ganze Arbeit geleistet, und das trotz der Zorkatbarriere. Anscheinend war er tatsächlich begabt – nun, er hatte ja lange genug unter dem positiven Einfluss der Sonne gelebt und Licht geatmet.

Verwirrt kam der Aufseher auf die Beine. Als ihm klar wurde, was er eben unter der Macht fremder Gedanken getan hatte, wollte er sich auf Avaril stürzen, doch auf einen knappen Befehl des Gesandten sprang einer der Krieger herbei und zerrte ihn zurück.

»Du gefällst mir, junger Sklave«, sagte der Gesandte schmunzelnd. »Steh auf. Du sollst deine Chance bekommen.« Er gab seinen Kriegern einen Wink. »Befreit ihn von den Ketten.« Sein Blick schweifte in die Runde. »Allerdings könnte es nicht schaden, noch einen zweiten Shedi auszubilden. Du da!« Er deutete auf einen Jungen namens Elio, der gerade mal acht Jahre alt war. »Du scheinst mir jung genug zu sein, um deine Gabe erwecken zu können. Du kommst auch mit.«

Elio brüllte wie am Spieß, als die Krieger ihn packten und von seiner Mutter wegziehen wollten. Sie schlang beide Arme um ihren Jungen und ließ sich auch von der Ohrfeige des Kriegers nicht beeindrucken. Tränen liefen Elio über seine schmutzigen Wangen. Er schrie und kämpfte gegen die Krieger an.

Das nimmt ein schlechtes Ende, dachte Kea. Bevor sie sich am Riemen reißen konnte, war ihr schon ein Funke entglitten. Ganz leicht drang er in den Geist des Gesandten ein und wurde dort willig aufgenommen.

Er hob die Hand. »Halt! Aufhören! Der Junge kann bleiben.«

Augenblicklich ließen die Krieger von Elio und seiner Mutter ab. Kea seufzte unmerklich auf. Das war fast zu einfach gewesen. Nicht eine Schranke hatte ihr den Zutritt verwehrt. Atemlose Stille senkte sich herab, nur Elio schluchzte vor sich hin.

»Der Junge kann bleiben«, wiederholte der Gesandte in einem fort, und mehr und mehr klang es wie eine Frage. »Der Junge kann bleiben?«, donnerte er plötzlich. »Das war nicht sonderlich schlau, Sklavin!« Er baute sich vor Kea auf. »Wenngleich ein untrüglicher Beweis deiner Gabe. Ergreift sie! Wir nehmen sie alle mit, alle drei!« Damit drehte er sich um und verließ die Höhle, seine Robe zeichnete Schleifspuren in den Sand.

Kräftige Hände schlossen sich um Keas Oberarme. Die Krieger schleppten sie fort, vorbei an den entsetzten Mienen der Sklaven, hinaus aus den Höhlen, die elf Jahre ihr Zuhause gewesen waren. Weg von Nakush.

Alles ging so schnell, sie begriff kaum, wie ihr geschah. Sie wehrte sich nicht, gegen die Krieger kam sie ohnehin nicht an. Benommen stolperte sie zwischen ihnen weiter. Hinter sich hörte sie Elio brüllen. Ebenso seine Mutter, aber ihre Schreie verstummten unter den deutlich vernehmbaren Knüppelschlägen der Aufseher. Vor ihr … vor ihr ging Avaril. Freiwillig. Die Krieger an seiner Seite waren nur Geleit. Einmal drehte er sich nach ihr um, und ihr war, als würde sein Blick einen Pfeil in ihre Brust treiben.