Strawberry Kiss- Liebe auf Umwegen
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 10
Kapitel 11

Die geschilderten Personen und Ereignisse

sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen

sind rein zufällig.

 

 

© 2018 Bianka Mertes

Oberwindhagener Str. 26a

53578 Windhagen

Cover:

Bianka Mertes

 

Bildmaterial:

www.depositphotos.com

© antart

© JBOY24

© pimonova

 

1. Auflage

 

Imprint: Independently published.

 

 

 

 

 

 

Strawberry Kiss

1

Traumhaus ins Glück

 

Bianka Mertes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

 

Mira war gerade unterwegs zum Großmarkt, um die fehlenden Sachen für ihr kleines Bistro zu kaufen. Das Bistro war schon immer ihr Traum gewesen und vor einem halben Jahr, hatte sie ihn sich endlich erfüllen können. Ihr verstorbener Onkel Klaus, hatte ihr ein kleines Sümmchen vermacht, mit dem sie in der Lage war, den Laden so einzurichten wie sie wollte. Der alte Herr, von dem sie ihn gemietet hatte, sicherte ihr sogar einen Vertrag für zehn Jahre zu. Zu beginn gab es zwar ein paar Schwierigkeiten, doch mittlerweile lief der Laden richtig gut. Heute war allerdings Ruhetag. Genau der richtige Tag, um alle Besorgungen zu machen.

Mira kurbelte das Fenster ihres kleinen Lieferwagens herunter. Heute war es verdammt heiß. Die Sonne prallte auf den Wagen und brachte die Luft im inneren fast zum Kochen. Nach der Wettervorhersage sollte der heißeste Tag des Sommers werden, was sie nur bestätigen konnte. Der Schweiß tropfte nur so an ihr herunter und das leichte weiße Trägershirt, klebte bereits an ihrem Körper. Wenn das so weiter ginge, würde sie bald in ihrer kurzen Jeans schwimmen. Das erinnerte sie an Jens, ihren Exfreund, den sie genau an so einem heißen Tag vor einem Jahr verlassen hatte. Damals war es keine Option, sich an einem anderen Kerl zu binden, obwohl sie genügend Angebote bekommen hatte. Sie schmiss sich in die Arbeit, um Geld für ihren Traum zu sparen. Jens war ein toller Kerl, keine Frage, doch er hatte einen Fehler: Anderen Frauen war er nicht abgeneigt. Also hatt sie ihn eines Tages, an einem heißen Sommertag, wie genau diesen, zum Teufel gejagt. Jetzt genoss sie die Arbeit in ihrem eigenen Reich und Single zu sein.

Der heiße Fahrtwind zerzauste ihre langen braunen Haare, doch er tat einfach nur gut. Die stickige Luft im Auto und die defekte Belüftung, waren echt der Hammer und der Wind, der ihr ins Gesicht wehte, eine willkommene Abwechslung. Sie hatte noch eine viertel Stunde vor sich und sie hoffte nur, dass sie auch gut durchkam. Ihre braunen Augen fixierten die Straße vor ihr, die sich bei dieser Hitze unendlich zu ziehen schien. Der Teer war so heiß, dass er bereits Hitzewellen in die Luft schickte. Wäre sie jetzt in der Wüste gewesen, hätte es sich durchaus um eine Fata Morgana handeln können.

Nach gut zwanzig Minuten hatte sie den Großmarkt endlich erreicht. Sie konnte schon von weitem erkennen, dass viel los war. Obwohl der Markt wirklich über eine riesige Parkfläche verfügte, musste sie sich am äußersten Ende in eine Parklücke, zwischen einen gelben VW Kombi und einem kleinen blauen Polo quetschen. Sie war froh die Fahrertür überhaupt noch aufzubekommen. Sie nahm den Chip für den Einkaufswagen aus der Tasche und verdrehte die Augen, als sie zu der Box kam. Kein einziger Wagen mehr da. Na toll anscheinend war heute absolut nicht ihr Tag. Sie wartete eine geschlagene viertel Stunde, bis sich endlich jemand bequemte und seinen Wagen zurückbrachte. Voller Tatendrang, begab sie sich in den Großmarkt, nur um festzustellen, dass sie hier fror, weil sie die Klimaanlage auf die höchste Stufe gestellt hatten. Was ja eigentlich bei so einem Wetter auch normal war, nur der Temperaturunterschied war so groß, dass sich bereits ihre Warzen aufstellten und gut durch den BH und das dünne Top abzeichneten. Hoffentlich gewöhnte sie sich schnell an die Temperatur, sonst würde sie den perfekten Blickfang für die Männerwelt abgeben.

Schnell erledigte sie alle Einkäufe, bezahlte um dann nach Verlassen des Gebäudes beinahe einen Hitzschlag zu bekommen. Nur gut, dass sie an die Kühlboxen gedacht hatte, sonst wären die Waren wahrscheinlich bis zum Bistro alle verdorben gewesen. Alles gut verstaut fuhr sie los und erreichte nach einer guten halben Stunde endlich das Bistro.

Mira war gerade dabei, die Sachen in den Kühlschrank zu räumen, als es an der Eingangstür klopfte. Heute war Ruhetag und das stand auch groß dran, also konnte es nur jemand sein, der ihren Wagen kannte. Durch die Glastür konnte sie bereits ihren alten Freund den Postboten erkennen und schloss freudig auf.

»Hallo Erwin, schön das du mir die Post persönlich überreichst. Ich würde dir einen Kaffee anbieten, aber leider sind die Geräte noch alle aus«, begrüßte sie den Mann in den fünfzigern.

»Guten Morgen Mira, ich habe ein Einschreiben für dich, sonst hätte ich die Post in den Kasten geworfen. Ich weiß ja, dass du heute deinen wohlverdienten freien Tag hast«, gab er freundlich zurück und hielt ihr das Einschreiben hin.

»Okay und von wem könnte das wohl sein?« Sie sah sich den Absender an, mit dem sie aber rein gar nichts anfangen konnte.

»Übrigens hast du schon gehört, dass der alte Schieber gestorben ist?«

»Nein, das höre ich zum ersten Mal. Der war doch für sein Alter noch recht fit.« Mira sah ihn erstaunt an. Der alte Herr hatte ihr das Bistro vermietet und damals war er echt noch gut beisammen.

»Ja kam plötzlich, wohl was mit dem Herzen.« Erwin sah betroffen drein. Er kannte seine Pappenheimer alle persönlich und es ging ihm jedes Mal unter die Haut, wenn einer von ihnen starb. Vor allem bei Herr Schieber, mit dem er ab und zu mal ein kleines Schnäpschen getrunken hatte.

»Das tut mir jetzt echt leid, er war ein ganz lieber Kerl«, bedauerte Mira und unterschrieb den Empfangsschein.

»Ja stimmt, aber ich muss weiter. Bis Morgen dann.« Erwin winkte ihr noch zu, bevor er im nächsten Hauseingang verschwand.

Mira schloss die Tür wieder ab und setzte sich an einen der schön dekorierten Tische. Nachdenklich sah sie sich das Einschreiben an. Sie kannte keinen Namens Thomas Legand. Schließlich nahm sie sich ein Herz und öffnete den Brief. Der Inhalt und der Stempel auf dem Brief sahen sehr geschäftsmäßig aus. In Gedanken las sie die Zeilen und wurde plötzlich kreidebleich. Geschockt ließ sie den Brief sinken, um ihn dann noch einmal zu lesen. Vielleicht hatte sie nur etwas falsch verstanden. Doch auch nach mehrmaligen genauen durchlesen der Zeilen, kam sie zum selben Ergebnis.

Dieser Thomas Legand war der Sohn von Herr Schieber und hatte das Gebäude geerbt, in dem sie ihr Bistro eröffnet hatte. Jetzt stellte er ihr eine Frist um den Laden zu räumen, da das Gebäude abgerissen werden soll, um einem Einkaufskomplex Platz zu machen. Sie lachte gefrustet auf. War das jetzt wirklich sein Ernst? Sie hatte einen Vertrag für zehn Jahre, da könnte der sie doch nicht so einfach vor die Tür setzen. Auf jeden Fall wäre darüber das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Kerl sollte sich schon einmal warm anziehen. Sauer zerknüddelte sie den Brief und warf ihn in die Ecke. Als wenn heute schon nicht genug schiefgegangen wäre, da musste das ja auch noch kommen. Nervös kaute sie an den Nägeln. Ihr musste schnell etwas einfallen, zwei Wochen Frist waren nicht gerade viel und sie musste ja auch den Laden ab morgen wieder öffnen. Sie fragte sich echt, was in dem Kerl seinem Kopf vorging. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie hob das Stück Papier wieder auf und faltete es auseinander. Die Firmenzentrale war nicht weit von ihrem Bistro entfernt. Na wenn das Mal kein Zufall war. Mira räumte die restlichen Sachen noch weg und begab sich schnurstracks mit ihrem kleinen Lieferwagen, zum Firmensitz.

 

»Wow.« Schon in der Eingangshalle konnte Mira erkennen, dass hier nur Leute mit viel Geld in der Lage waren, sich ein Büro in diesem Komplex zu mieten. Der Boden aus feinstem hellen Marmor und die Wände mit einem dunkleren Ton verkleidet. Das Empfangspult in der Mitte des Raumes in einem dunklen Blau gehalten und die zwei Damen dahinter, trugen einheitliche Firmenkleidung. Drei Fahrstühle zu ihrer Linken, brachten die Menschen sicher in die einzelnen Etagen. Zu ihrer Rechten ragte eine Statue bis zur Decke. Also an Geld schien es denen wirklich nicht zu mangeln und auf einmal, dachte sie darüber nach, ob die Idee hier hinzukommen vielleicht doch nicht so gut war. Aber anderseits hatte sie eine Wahl, wenn sie ihr Bistro retten wollte? Sie wollte diesem Typen unbedingt persönlich unter die Augen treten, damit er sah, wem er die Zukunft rauben wollte. Also atmete sie tief durch und stolzierte auf den Empfang zu. Neben ihr stand eine Frau mit Hut und einem weißen Pudel. Wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich bei dem Hut, der mit Obst besetzt war lauthals losgelacht, aber sie konnte es sich gerade noch verkneifen. Mein Gott, wo war sie hier nur gelandet.

»Guten Tag, kann ich Ihnen weiterhelfen«, entgegnete die blonde Frau hinter dem Pult ihr eher mit Verachtung und sah sie von oben bis unten verächtlich an. Mira schluckte ihren Ärger darüber hinunter. Anscheinend waren nicht oft Leute von ihrem Status in diesem Gebäude.

»Ich möchte gerne mit Herr Legand sprechen«, gab sie schließlich freundlich zurück.

»Haben Sie einen Termin?«, kam es hocherhaben aus ihrem Mund.

»Nein, aber es ist wirklich sehr dringend.« Mira hibbelte nervös auf der Stelle. Wann bitteschön sollte sie auch noch einen Termin vereinbart haben?

»Es tut mir leid, aber ohne Termin, kann ich Sie nicht vorlassen.« Sie hob ihr freches Näschen in die Höhe und Mira platzte bald der Kragen. Was glaubte diese Tussi eigentlich, wer sie ist und wie sie mit ihr umspringen konnte.

»Hören Sie, es ist wirklich wichtig, es geht um meine Existenz«, versuchte sie noch einmal ihr Glück, doch dieses Weibsbild interessierte das gar nicht. Sie unterhielt sich einfach mit ihrer Kollegin über Klamotten. Was waren das hier nur für arrogante Leute? Mira kochte vor Wut und explodierte schließlich, auch wenn sie es mit aller Macht versucht hatte, zurückzuhalten. Doch das hier, ging eindeutig zu weit.

»Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Ich möchte auf der Stelle mit Herr Legand sprechen und kommen Sie mir nicht wieder mit einem Termin. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, mich so behandeln zu können?«

»Entweder gehen Sie jetzt freiwillig durch diese Tür, oder ich lasse Sie vom Wachpersonal entsorgen. Angekommen?«, paffte sie Mira unfreundlich an. Sie glaubte nicht, dass das hier gerade wirklich passierte. Mira klatschte ihr den Brief auf die Theke.

»Jetzt sofort, sonst sehe ich mich leider gezwungen, die Presse einzuschalten. Angekommen?«, konterte Mira sauer und plötzlich kam Bewegung in das Spiel. Die Dunkelhaarige schnappte sich den Hörer und sprach mit einer Sekretärin, soweit Mira das raushören konnte. Die diskutierte eine ganze Weile mit ihr hin und her, doch plötzlich schaltete sich die Dame mit dem Obsthut ein.

»Lassen Sie gut sein, die junge Dame kann mit mir hochfahren.« Die zwei hinter dem Empfangstresen sahen genauso verdattert drein wie Mira auch. Wer war diese Person eigentlich, dass sie die Macht hatte, Mira einfach mit reinzunehmen? Eigentlich konnte es ihr ja auch egal sein, Hauptsache sie kam zu diesem Kerl um ihm die Meinung zu geigen.

»Danke«, meinte Mira schließlich, nachdem sie den Fahrstuhl betreten hatte, der komplett aus Glas war.

»Gern geschehen. Machen Sie sich nichts aus diesen Frauen, die sind allesamt eingebildet und meinen die wären etwas Besseres.« Sie lächelte Mira freundlich an. Gerade von ihr, hätte Mira eigentlich etwas ganz anderes erwartet, als Verständnis. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und Mira hielt sich schwer atmend an den Geländern fest. Ihre Klaustrophobie machte dem Ärger platz, den sie eben noch hatte. Verdammt, jetzt war es zu spät auszusteigen. Doch die Frau neben ihr, hielt sie gekonnt vom Nachdenken ab.

»Darf ich fragen, warum Sie meinen Sohn unbedingt sprechen müssen?«

»Ihr Sohn?«, platzte es Mira heraus und sah sie ungläubig an und schon war die Angst im Fahrstuhl festzuhängen reine Nebensache. Mein Gott wie konnte sie nur so dumm sein. Außerdem sollte sie ihr wenigstens ihr Beileid ausdrücken, das war ja wohl das Mindeste, was sie tun musste. »Dann war Herr Schieber also ihr Mann. Es tut mir leid. Mein herzliches Beileid.«

»Mein Exmann, trotzdem bereue ich es, dass er so früh von uns gegangen ist. Er war ein toller Mensch. Nur leider ist sein Sohn nicht gerade nach ihm geraten«, überlegte sie laut, und warf Mira einen nachdenklichen Blick zu. »Aber warum müssen Sie ihn denn jetzt so dringend sprechen?«

»Er verlangt, dass ich innerhalb zwei Wochen aus dem Haus raus muss, wo ich meine Wohnung und das Bistro habe.« Mira zeigte ihr das Einschreiben und sie las es sich genau durch.

»Dann sind Sie also die Mieterin des Ladenlokals, die mein Exmann in den höchsten Tönen gelobt hat.« Sie strahlte Mira an. Auch wenn er das getan haben sollte, würde sie das jetzt auch nicht weiterbringen.

»Ja und ich kann und will mein Bistro nicht aufgeben. Außerdem habe ich mit ihrem Exmann einen Vertrag über zehn Jahre abgeschlossen.«

»Zehn Jahre?« Die Frau blickte Mira erstaunt an.

»Ja wieso, ist das was besonderes?«

»Allerdings, bei meinem Ex schon. Sie scheinen ihm wirklich am Herzen gelegen zu haben.« Weiter sprechen konnte sie nicht. Es machte »Bing« und die Türen zum vierundzwanzigsten Stockwerk öffneten sich. »Kommen Sie, ich muss auch zum Büro meines Sohnes.« Sie wies Mira den Weg, die froh war aus diesem Glaskasten zu kommen und begrüßte mit einem freundlichen Kopfnicken, die Sekretärin, die am Eingang saß. Ohne Widerworte ließ sie Mira mit der Frau in den Sechzigern durch. Selbst hier sah alles teuer aus und Mira bekam ein ungutes und beklemmendes Gefühl. Ob sie gegen diesen reichen Kerl überhaupt eine Chance hätte? Selbst die Garderobe der Sekretärin sahen für sie selbst unbezahlbar aus. Aber das Bistro und die Wohnung, die darüber lag, waren das einzige, was Mira hatte und kampflos würde sie weder das eine noch das andere aufgeben.

»Guten Morgen Thomas.« Die alte Dame öffnete die Tür, ohne anzuklopfen, und erwischte ihn gerade in einer sehr peinlichen Situation. Erbost fiel ihr Blick zu seinem Schreibtisch.

»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du anklopfen sollst Mutter.« Er sah ihr verärgert entgegen. Seine Stimme klang rau und belegt aber dennoch irgendwie verführerisch. Nur leider konnte Mira den dazugehörigen Körper nicht entdecken, er saß zu weit von der Tür, in die sie gerade mal ein paar Zentimeter einsehen konnte entfernt.

»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass deine Techtelmechtel nicht ins Büro gehören«, konterte sie erbost und die Frau, die noch schnell ihre Bluse zuknöpfte, rannte mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick an Mira vorbei, Richtung der Fahrstühle. Mira musste sich echt ein Lachen verkneifen, kein Wunder, dass sein Terminkalender voll war.