cover
Liam Rain

Ein orientalisches Winterlicht


Meinen Vertrauens-Leserinnen Gabi, Elli und Susan ein ganz dickes Danke ❤ Denn ohne euch hätten es Mina und Alamar nicht zu den Lesern geschafft.


BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Impressum

 

Liam Rain

Oberer Holler 12

66869 Kusel

LiamRain@gmx.de

www.www.facebook.com/liam.rain.7311

www.twitter.com/Liam_Rain_Autor

 

 

© März 2018 Liam Rain

 

Illustration: Dennis Wilkinson

Herstellung und Verlag des Taschenbuchs: BoD –  Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 978-3- 7460-2458-5

Danke

 

Ein ganz besonders herzlicher Dank, geht an das Team der Lese-App Snipsl! 

Durch euch habe ich vorab schon Kontakt zu einigen Leserinnen & Lesern bekommen, ganz viel tolles Feedback erhalten und so den Mut gefasst diese Geschichte auch zu veröffentlichen! 

 

Euer Liam Rain 

Inhalt

 

Impressum 

Danke 

Inhalt  

Mina  

Lampenbewohner 

Mina 

Lampenbewohner 

Mina 

Lampenbewohner 

Mina 

Lampenbewohner 

Mina 

Lampenbewohner 

Mina 

Lampenbewohner 

Mina 

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina  

Alamar 

Mina 

Der Autor 

Weiter veröffentlichte Bücher von Liam Rain 

Mina

 

Draußen hatte es begonnen zu schneien. Die ruhige Seitenstraße sah wie mit Puderzucker überzogen aus. Vielleicht würde es ja dieses Jahr endlich wieder weiße Weihnachten in der Kleinstadt geben? In einigen Tagen war es schon so weit.

Das Glöckchen an der Tür kündigte einen verspäteten Kunden an.

„Wir haben eigentlich schon geschlossen“, rief sie freundlich. Doch als Mina nach vorne ging, staunte sie nicht schlecht. Auf dem Tresen ihres kleinen Antiquitätenladens stand eine Öllampe. Der dazugehörige Kunde unbestimmten Alters wirkte nervös.

Zu dem beigen Herrenmantel, den edlen Schuhen und seinem Hut trug er Handschuhe gegen die Kälte draußen. Im krassen Gegensatz dazu standen die langen, strähnigen Haare, die zum Vorschein kamen, als er seine Kopfbedeckung abnahm.

Die junge Händlerin legte ihr freundlichstes Lächeln auf und trat hinter die Theke.

„Was kann ich für Sie tun?“

„Retten Sie mich, indem Sie diese Lampe kaufen.“

Mit spitzen Fingern schob er das Gut näher zu ihr. Auch ohne eingehende Untersuchung sah sie schon, dass es sich um ein echtes Stück handelte. Mittlerer Orient, ungefähr drittes Jahrhundert vor Christus, schätzte sie. Doch wieso wollte er es so dringend loswerden?

„Ich weiß nicht so recht. Diebesgut macht mir keine Freude…“

Hektisch schüttelte er den Kopf und legte ihr den Kaufvertrag eines Kollegen von der Küste hin. Ungewöhnlich daran war, dass in einer Fußnote eine Sonderklausel stand, in der die Rücknahme ausgeschlossen wurde.

„Was möchten Sie denn dafür haben?“

„Geben Sie mir fünf Euro, dann ist es gut.“

Immer wieder sah er verängstigt auf seine Uhr. Sorgfältig setzte sie einen Ankaufvertrag auf und legte ihm das Schreiben hin.

„Ohne Rücknahme, bitte fügen Sie das noch ein. Und können Sie sich ein bisschen beeilen? Bitte, ich habe es eilig.“

Misstrauisch fügte Mina die gewünschte Regelung ein. Doch kaum hatte sie den Punkt hinter dem Zusatz gesetzt, riss er ihr den Stift aus der Hand und unterschrieb. Sie reichte ihm den Fünfer und er rannte hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen oder die Durchschrift des Vertrages einzustecken. Nachdenklich ging sie zur Tür und schloss ab, das Hängeschild drehte sie auf ‚Geschlossen‘.

Fünf Euro für eine Antiquität, die sicher das Tausendfache wert war, wenn Mina sie gereinigt und datiert hatte… Mit einem Jauchzer machte sie einen kleinen Luftsprung, schnappte sich ihren Besen und tanzte damit durch den Laden. So dauerte das sorgfältige allabendliche Putzen zwar etwas länger als gewöhnlich, aber das war ihr angesichts des Schnäppchens egal. Abschließend rechnete die junge Frau noch gewissenhaft die Kasse ab.

Das Geräusch des großen Chinagongs dröhnte plötzlich durch die Stille in ihrem Lädchen. Erschrocken drehte sie sich auf dem Absatz um, doch war außer ihr niemand in dem Geschäft zu sehen und das Stück stand fest verschnürt an seinem Platz.

„Sicher nur meine Nerven, es war ein langer Tag.“ murmelte Mina leise. Mit einer kraftlosen Geste rieb sie sich über die müden Augen. Beinahe ehrfürchtig nahm sie die neuerworbene Antiquität und ging nach hinten ins Arbeitszimmer. Normalerweise widmete sie sich nach Ladenschluss noch ihrer Leidenschaft, dann schrieb sie Geschichten über ferne Länder. Doch heute war sie dazu zu müde. Die alte Bahnhofsuhr über ihrem Schreibtisch zeigte 23:40 Uhr an. Viel zu spät. Wehmütig stellte sie die Lampe ab und beschloss, sie direkt am nächsten Tag in Augenschein zu nehmen.

Langsam ging sie die kleine Stiege in den Keller hinab, wo sie ihr Zimmer und ein winziges Bad hatte, in dem sie sich noch bettfertig machte.

Etwas später schlüpfte sie unter die Bettdecke. Mit einem letzten Handgriff knipste Mina das Licht aus. Den letzten Glockenschlag der nahen Turmuhr hörte sie schon nicht mehr.

Als die junge Frau am Morgen erwachte, erschrak sie. Die Lampe stand direkt neben ihrem Bett. Wie war das Ding dorthin gekommen? Sie hatte es auf doch ihrem Schreibtisch stehen gelassen. Oder etwa nicht?

Vorsichtig nahm sie das wertvolle Stück und stellte es auf ihren Nachttisch. Während sie ihrem täglichen Morgenritus aus duschen, Kaffee trinken und Zeitung lesen nachging, hatte sie die Lampe schon fast wieder vergessen. Doch als Mina bei ihrem täglichen Rätsel ankam, legte sie die Zeitung zur Seite, denn ein viel spannenderes Rätsel stand schließlich in ihrem Schlafzimmer und wartete auf seine Erkundung. Kurz darauf saß sie mit der Lampe, einem weichen Tuch und einer sanften Politur wieder in ihrem Arbeitszimmer. Sie wollte das alte, dreckige Ding wieder auf Hochglanz polieren, so brächte es sicher eine nette Summe ein. Behutsam tat die junge Antiquitätenhändlerin den ersten Strich und stellte erstaunt fest, dass der Schmutz sich ganz leicht entfernen ließ. Wieso hatte der Vorbesitzer das kostbare Stück dann derart dreckig gelassen? Sie rieb sorgfältig Strich um Strich den Schmutz herunter. Nun konnte Mina sich auch daranmachen, die Lampe zu datieren, doch das erwies sich schwieriger als gedacht. Mit ihrer groben Schätzung lag sie nahe dran, doch wies kein Katalog ein ähnliches Exemplar auf. Nach stundenlangem suchen musste die Frau sich eingestehen, dass es wohl nicht genauer ging. Mit einem enttäuschten Seufzen begann sie das Objekt ihres Frustes zu polieren. Wieder dröhnte der alte Chinagong, die Uhr über dem Schreibtisch begann durchzudrehen und das Arbeitslicht flackerte. Plötzlich zog ein dichter Rauch durch den Raum und Mina überlegte fieberhaft was in Brand geraten sein könnte und vor allen Dingen wie. Hustend kämpfte sie sich zur Durchgangstür, doch im Laden war klare Sicht. Sie atmete einige Mal tief durch und hielt die Luft an, um zurück in den Rauch zu laufen. Was auch immer da drin brannte, sie musste die Lampe retten!

Mit zusammengekniffenen Augen hechtete Mina in den Raum. Doch kam sie nicht bis zum Tisch wo die Lampe stand. Voller Schwung prallte sie gegen einen Widerstand, der dort nicht sein dürfte. Sie riss die Augen auf und erschrak. Eine finster dreinsehende Gestalt, gegen die sie gelaufen war, stand nun zwischen ihr und dem Tisch, dafür waberte der Rauch nur noch kniehoch über dem Boden. Die junge Frau musste eine Halluzination haben, denn es schien, als würde der Kerl ab dem Bauchnabel abwärts mit dem Rauch verschmelzen und verlief nicht eine Schwade in die Lampe – oder doch eher heraus?

„Ihr habt gerufen, Herrin?“

Mit einem süffisanten Grinsen musterte er Mina von Kopf bis Fuß, ehe er sie abschätzig ansah.

„Ich wüsste nicht. Bitte verlassen Sie sofort meinen Laden sonst muss ich die Polizei rufen.“

Er verdrehte die Augen und blieb stur stehen.

„Ist das Euer Wunsch, Herrin? Dann bleiben noch zwei.“

Verwirrt sah sie den Kerl nochmal an. Welche Drogen hatte der denn genommen?

„Für was halten Sie sich denn? Raus hier, habe ich gesagt! Verschwinden Sie!“

Schulterzuckend löste der Kerl sich in Luft auf, nein das stimmte nicht. Er löste sich in dem dicken Rauch auf der mit einem Pfeifen in der Lampe verschwand. Mina hatte plötzlich das Gefühl, sich dringend setzen zu müssen, aber nicht neben diese seltsame Funzel. Mit zittrigen Beinen stakste sie raus und ließ sich auf einen Hocker sinken, den sie eigentlich für ältere Kunden hingestellt hatte.

Entweder war der Kaffee schlecht gewesen, oder sie hatte gerade eine Begegnung mit einer Wunderlampe gehabt. Hysterisch lachte sie auf. Eine Wunderlampe - wenn sie das jemandem erzählte, wäre ihr der Aufenthalt in einer Psychiatrie sicher!

„Reiß Dich zusammen! Du hast sicher was Verdorbenes gegessen oder es ist wirklich nur sowas in der Art wie ein Flaschengeist. Kein Grund hysterisch zu werden. Du hast noch einen Laden zu führen!“, schimpfte sie leise mit sich. Manchmal half ihr das, um nicht total den Boden unter den Füßen zu verlieren. 

Lampenbewohner

 

Was bei allen… war das gewesen?! Er spürte den Sog nach draußen und machte sich für den nächsten Sterblichen bereit. Es war ohnehin immer dasselbe was sie sich wünschten. Reichtum, Macht, Frauen oder Männer und Monumente. Aber in beinahe dreitausend Jahren war noch keiner in ihn hineingerannt oder hatte ihn derart angeblafft wie die Sterbliche heute.

Diesmal stand seine neue Herrin mit vor der Brust verschränkten Armen da und wartete, bis er sich materialisiert hatte. Verwirrt sah der Unsterbliche auf die Menschenfrau, die plötzlich gar nicht mehr so minderbemittelt wirkte.