ROBERT QUINT

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 24:

Die Raumschiff-Diebe

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DIE RAUMSCHIFF-DIEBE von Robert Quint 

 

Das Buch

 

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung.

David terGordens Geheimaktion auf Terra...

Das Kaiserkraftschiff NASSIS driftet durch die galaktischen Randgebiete. Es kommt zum Kontakt mit einem extraterrestrischen Schiff - wahrscheinlich jenem Schiff, das bereits in der Nähe von Syrta gesichtet wurde. Die NASSIS geht in den Nottransit und weicht damit einer direkten Begegnung aus. Die letzten Zweifel sind ausgeräumt: Die zerstörerischen superphysikalischen Phänomene im Kashmir-System sind auf Nebenwirkungen der Kaiserkaft zurückzuführen...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DIE RAUMSCHIFF-DIEBE von Robert Quint

 

 

 

 

Das kleine Raumschiff schwebte in einem von einem rötlichen Glühen erfüllten Kontinuum. Den sieben Treibern, die sich in der runden Schiffszentrale um eine Schale versammelt hatten, in der eine vertrocknete Mistelblüte schwamm, bot sich ein eigenartiger Anblick auf den Bildschirmen der Außenbeobachtung. Ein riesiger, wolkenverhangener Planet hob sich gegen das rote Glühen ab, und hinter diesem Planeten schob sich langsam ein schwarzer Himmelskörper hervor – die schwarze Sonne, die das Tor zwischen Weltraum II und dem normalen Universum bildete. So unglaublich es war, der Planet, über dem das kleine Raumschiff schwebte, lag in Weltraum II. Und die schwarze Sonne war keine wirkliche Sonne, sondern nur die optische Erscheinung einer Öffnung zwischen den Dimensionen. Ein physikalisches Phänomen, das in vielem einem Schwarzen Loch ähnelte, mit einigen wichtigen Unterschieden allerdings. Durch diese Öffnung konnte man gefahrlos in den normalen Weltraum fliegen und bei einer bestimmten, sich regelmäßig wiederholenden kosmischen Sternenkonstellation zurückkehren. Ohne dieses Dimensionstor hätten die Treiber auf dem kleinen Schiff keine Chance gehabt, ihre neue Heimat Rorqual, den Planeten in Weltraum II, jemals wiederzufinden. 

Konzentriert euch, mahnte ein kräftiger Gedankenimpuls die Treiber, die die Mistelschale umstanden. Wir nehmen direkten Kurs auf das Tor. Die Gedanken kamen von dem jungen, blonden Treiber, der die mentale Führung seiner Kameraden übernommen, hatte. Er erfüllte die Funktion eines Logenmeisters, obwohl er keine entsprechende Ausbildung besaß und kein Summacum war. Und doch fühlten alle Treiber, dass dieser junge Mann der beste PSI-Koordinator war, mit dem sie je gearbeitet hatten. 

Die Augen aller Treiber richteten sich auf die unscheinbare, vertrocknete Blüte, die in der Mitte der Schale schwamm. Und plötzlich geschah es. Ein irisierendes Leuchten brach aus der Schale. Die Blütenblätter öffneten sich. Die Staubgefäße richteten sich auf. Die Mistel erwachte zu neuem Leben.

Wie immer empfand der junge, blonde PSI-Koordinator Verwunderung und ein leichtes Unbehagen über seine besonderen, ihm selbst nicht verständlichen Fähigkeiten, die die Blüte wieder zum Leben erweckt hatten. Dies war keine Mistelblüte von der Erde aus dem Heiligen Tal, wo die Treiber jahrhundertelang ihre Misteln geerntet hatten, die Misteln, ohne die keine Orientierung in Weltraum II möglich war. Die gerade aufgeblühte Mistel stammte aus einem kleinen Vorrat vertrockneter Blüten, die man bei Abkömmlingen einer Gruppe auf Rorqual gestrandeter Grauen Garden gefunden hatte. Sie waren an einem Baum gewachsen, der der irdischen Yggdrasil glich, aber der inzwischen ebenso abgestorben war. Nur ein Mensch konnte

diese Misteln wieder zum Leben erwecken – David terGorden, der Erbe der Macht.

Unter Davids mentaler Führung nahm das kleine Schiff Fahrt auf und näherte sich dem Tor zum normalen Weltraum. Die Terranauten zogen wieder in den Kampf. Eine neue Phase in der Auseinandersetzung mit Lordoberst Valdec und dem Konzil der Konzerne begann …

 

*

 

Hunderte von Lichtjahren entfernt von dem Punkt, an dem Davids Schiff bald darauf im Normalraum auftauchte, schwebte ein anderes Raumschiff verloren in der Unendlichkeit des Alls.

Dreitausend Lichtjahre weiter funkelte der Hartmann-Haufen.

Das Licht der knapp hundert Sterne wurde von den Schleiern einer interstellaren Staubwolke myriadenfach gebrochen, bis nur noch ein diffuser Halo auf die kugelförmige Ballung aus roten Sonnen hindeutete. Der Hartmann-Haufen an der Peripherie der Milchstraße gehörte zu den ältesten Objekten der Galaxis; seine Sonnen hatten den Zenit ihres Daseins, bereits überschritten und näherten sich nun dem letzten Zyklus. Irgendwann einmal in ferner Zukunft – übermorgen für kosmische Verhältnisse – würde sich der Hartmann-Haufen in einer gewaltigen Supernova aufblähen oder zusammenstürzen zu einem Black Hole, einem schwarzen Schwerkraftloch, das alles in seinen Bann riss.

Unbeirrt driftete die Nassis durch die große Öde der galaktischen Randgebiete. Das Kaiserkraftschiff hatte längst die unsichtbare Grenze überschritten und den Machtbereich des menschlichen Sternenreiches verlassen.

Blosters Stern, der Außenposten des Konzils an der Schlucht zwischen den Milchstraßensystemen, war nur noch ein winziger Lichtpunkt in der Finsternis, die sie umgab.

Ruhe erfüllte die Steuerzentrale der Nassis. Routine bestimmte das Leben an Bord.

Das Kaiserkraftschiff flog Patrouille im Niemandsland.

Die Schleppereinheit – ein mattschwarz beschichteter Richter aus Protopverbindungen und komplexen Stahllegierungen maß fünfhundert Meter in der Länge, besaß am Füllhorn einen Durchmesser von achtzig und am Trichterstutzen einen von zehn Metern. Ein Gewirr aus einem Dutzend angeflanschter Container vervollständigte das bizarre Schiff.

Im Vergleich zu den anderen Einheiten der Garde war die Nassis ein kleines Schiff; verletzlich, schwach armiert, zu langsam für gewaltsame Auseinandersetzungen. Andere Prioritäten hatten bei der Konstruktion der Nassis eine Rolle gespielt. Die angeflanschten Container waren kleine Wunder der Mikroelektronik; in ihnen waren hochempfindliche Ortungssysteme eingebaut, optische und radioastronomische Teleskope, Funkverstärker, Zufallsgeneratoren, die das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Wellen abhörten und nach regelmäßigen Mustern suchten, und tausend andere Lauschsysteme.

Die Nassis war ein gigantisches Ohr, das hinaus in die Galaxis horchte.

Routine.

Die Queen Hanja unterdrückte ein Gähnen und blickte auf die Leuchtziffern der Digitaluhr. Ihre Wachperiode war fast beendet. Acht Stunden hatte sie zusammen mit den anderen Grauen in der Zentrale der Nassis die Instrumente beobachtet, bereit, auf den kleinsten Hinweis hin Alarm zu geben und die Maschinerie des Schiffes hochzufahren.

Doch wie die vielen Wachen zuvor war auch diese erfolglos geblieben.

Der Weltraum behielt seine Geheimnisse für sich.

Ein sanftes Surren ertönte, als sich das Schott im Rücken der Queen öffnete. Hanja blickte sich nicht um. »Keine besonderen Vorkommnisse, Petrov«, sagte sie gelangweilt, betätigte die Servohydraulik des Sessels, der sich lautlos zu drehen begann.

Hauptmann Petrov war klein, fast gedrungen, und die graue Uniform spannte sich um seinen voluminösen Bauch. Die Queen betrachtete ihn mit versteckter Missbilligung und erhob sich dann. Petrov war ein Bürokrat, frisch versetzt aus den unterirdischen Verwaltungszentren von Shondyke auf die Nassis, und Hanja hatte es immer noch nicht verwinden können, dass ihr die Cosmoralität einen Aufpasser zur Seite gestellt hatte.

Der Graue setzte sich und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Kontrollen.

Hanja unterdrückte ihren Unwillen. Die Befehle der Cosmoralität waren die Essenz des Lebens, und sie hatte wie jede Angehörige der Grauen Garden diesen Befehlen zu gehorchen. Jedes Patrouillenschiff besaß seit den jüngsten Unruhen auf der Erde einen direkten Abgesandten der Cosmoralität an Bord. Es war ungewöhnlich, aber nicht beunruhigend.

Vielleicht, dachte die Queen Hanja, während sie die Zentrale verließ und sich den Schlafquartieren im mittleren Teil des Protoptrichters näherte, vielleicht deutete Petrovs Anwesenheit auf Spannungen zwischen dem Konzil und der Garde hin. Theoretisch waren die Patrouillenschiffe der Konzilsversammlung unterstellt, die bei Bedarf Einheiten von der Garde anforderte; praktisch jedoch übte Lordoberst Valdec direkt die Kontrolle aus. In diesem Zusammenhang erschien es der Queen logisch, dass die

Cosmoralität Valdecs Macht kontrollieren wollte – zumal alle kommandierenden Queens der Patrouillenschiffe früher im Dienst des Kaiser-Konzerns gestanden hatten …

Die Queen schüttelte den Kopf. Natürlich spielten alle diese Dinge eine Rolle, aber dies war es nicht, was sie störte.

Im Grunde, dachte sie nüchtern, ging es ihr nur darum, dass Petrov ein Mann war. 

Sie legte die Hand auf die ID-Taste ihrer Kabine. In diesem Moment gellte Alarm auf. Die Queen Hanja erstarrte. Und begriff. Kontakt! Die elektronischen Ohren und Augen der Nassis hatten Hinweise auf die Existenz intelligenter Lebewesen erhalten; Extraterrestrier, deren technische Entwicklung weit genug fortgeschritten war, dass man über Lichtjahre hinweg noch ihre Auswirkungen registrieren konnte. 

Den Bruchteil einer Sekunde später wirbelte die Graue herum und spurtete in Richtung Zentrallift; andere Graue verließen die Kabinen und begannen zu ihren Stationen zu rennen.

Der Alarm war ein monotones Heulen im Hintergrund.

Hanja warf sich in die Expresskabine und hämmerte auf den Kontakt. Luftpolster blähten sich zischend auf und umhüllten sie weich und schützend. Für einen Moment wurde der Grauen schwarz vor Augen, doch der mörderische Andruck währte nur kurz und dann verschwanden auch die schützenden Polster, öffnete sich die Tür.

Tiefe, kurze Summtöne mischten sich in das Sirenengeheul.

Bei der Grauen Arda!, dachte die Queen. Wir haben etwas in der Ortung! Mit zwei Sätzen hatte sie das kurze Korridorstück zum Zentralschott überwunden. Ungeduldig ließ sie die Identifizierung über sich ergehen und stürmte in die Zentrale. Petrov sah ihr dankbar entgegen und deutete wortlos auf die Rasterschirme,

über die grünliche Elektronenblitze zuckten.

Petrov sagt überhaupt nicht viel, dachte die Graue spöttisch, während sie das Bild in sich aufnahm. Verwirrung erfasste sie. Die Informationen der Sensorcontainer schienen sich zu widersprechen. Die empfindlichen Ferntaster hatten in einer Entfernung von drei Astronomischen Einheiten Fremdkörperkontakt erhalten; aber den Kontrollen zufolge schien sich das rätselhafte Objekt gleichzeitig der Nassis zu nähern und sich von hier zu entfernen.

»Schwere Ausschläge im Röntgenwellenspektrum«, erklärte Petrov übergangslos. Seine Stimme war ein tiefer, warmer Bass und überrascht registrierte die Queen Hanja, dass sie zum ersten Mal etwas wie Sympathie für den gedrungenen Mann empfand. Er rieb über sein bartloses Kinn. »Wenn Sie mich fragen, Queen, da öffnet jemand gerade ein Fenster zum Normalraum und geht nicht sehr sanft dabei vor …«

»Und das bedeutet?«

Petrov lächelte kühl. »Dieses Fenster ist der Kontratransitpunkt eines Raumschiffes, das soeben im Begriff ist, den Weltraum II zu verlassen.«

Die Queen warf einen Blick auf den Chronometer. »Dafür dauert das Phänomen zu lange an«, wandte sie ein.

»Für ein Kaiserkraftschiff schon, aber für einen Treiber …« Petrov fixierte sie mit seinen blassen Augen. »Früher haben manche Treiberfrachter eine halbe Minute zur Rematerialisierung benötigt.«

»Zwischen dreißig Sekunden und fast fünf Minuten besteht ein Unterschied«, sagte Hanja. Sie wandte sich an den Piloten. »Wir nähern uns dem Objekt bis auf eine Million Kilometer. Dieser Abstand dürfte reichen, um …«

»Queen!« Der Hauptmann schrie. »Schauen Sie, Queen!«

Während die Photonenbrenner der Nassis hochfuhren und sich die Geschwindigkeit des Kaiserkraftschiffes langsam erhöhte, hatten sich die beunruhigenden Phänomene verstärkt. Die Röntgenstrahlung war inzwischen so stark geworden, dass sich trotz der großen Entfernung automatisch der Magnetschirm der Nassis einschaltete. Energieausbrüche im sichtbaren Bereich kamen hinzu. Aber drei Astronomische Einheiten Distanz bedeuteten eine Verzögerung von rund vierundzwanzig Minuten. Was sie jetzt sahen, hatte sich vor einer knappen halben Stunde ereignet.

Ein seltsames Gefühl beschlich die Queen. Mit verkniffenen Augen musterte sie das faserige Glühen im Nichts zwischen den Sternen. »Was halten Sie von der Röntgenstrahlung, Petrov?«, fragte sie langsam.

»Alles, was sich in der unmittelbaren Nähe der Erscheinung befindet, wird davon zerstört, falls es nicht rechtzeitig flieht.« Der Abgesandte der Cosmoralität befeuchtete nachdenklich seine Lippen. »Es scheint mir eine Art Schutzmechanismus zu sein. Wer auch immer dort aus dem Weltraum II auftaucht, er hat kein Interesse, von neugierigen Augen beobachtet zu werden.«

Hanjas Unruhe wuchs. Es war ein Instinkt, der sie warnte; der Instinkt der Grauen, das unbewusste Ahnen drohender Gefahr.

»Bereithalten zum Nottransit«, presste sie hervor.

Der Pilot zögerte, schien nicht zu begreifen. Hanja warf ihm einen befehlenden Blick zu, da handelte er. Maschinen im Bauch der Nassis dröhnten auf und ließen den Boden sanft vibrieren. Die Queen ignorierte Petrovs verblüffte Blicke und beschäftigte sich wieder mit den Ortungskontrollen.

»Röntgenstrahlung nimmt ab«, meldete ein Gardist. »Und keine Emissionen mehr im sichtbaren Spektrum …«

Die Queen Hanja zuckte zusammen. Gleichgültig, um wen es sich bei den Fremden handelte, sie mussten genauso über die Existenz der Nassis wie sie über die des extraterestrischen Objektes informiert sein.

Petrov zog scharf die Luft ein. »Ortung aus, Queen. Sie sind verschwunden.«

Die Unruhe in Hanja explodierte. »Nottransit, Gardist«, schrie sie unbeherrscht. »Schalten Sie das Kaiserkrafttriebwerk ein!«

Aber ehe der Graue reagieren konnte, ließ der Ortungsalarm die Nassis erbeben. Das Schiff wurde von einem heftigen Röntgengewitter überschüttet. Der schützende Magnetschirm war kaum in der Lage, die energiereiche Strahlung abzuwehren.

Nottransit!

Die Nassis tauchte in den Weltraum II ein.

Doch zuvor hatte die Queen Hanja einen kurzen, undeutlichen Blick auf das gigantische, fremdartige Objekt werfen können, das aus dem Lichtring glitt und sich rasch der Position der Nassis näherte. Die Berichte fielen ihr ein; Berichte über das Auftauchen eines feindlichen extraterrestrischen Raumschiffes in der Nähe von Syrta … Kein Zweifel, der Fremde musste jener Cantos sein.

Und noch etwas hatte die Queen wahrgenommen. In dem Augenblick, als das Kaiserkraft-Triebwerk eingeschaltet wurde, schlug ihnen aus dem fremden Schiff eine seltsame, telepathische Aura entgegen. Es war, als höre sie das Flüstern fremder, unverständlicher Gedanken. Und wenn sie diese Gedanken auch nicht verstand, spürte sie doch deutlich, dass ihr und ihrem Schiff Hass, Verachtung und Ekel aus den Gedanken entgegenschlugen.

Aber dann gab es nur noch sie und die Schattenwelt des Weltraum II. Die automalischen Injektionspistolen in den Sessellehnen traten in Aktion. Sie spritzten beruhigende Medikamente, ohne die Weltraum II für nicht PSI-begabte Gehirne unerträglich gewesen wäre.

 

*

 

Unter ihnen lag die endlose Wasserwüste des Atlantischen Ozeans.

Längst schon waren die Mittelamerikanischen Inseln – die Überreste der einstigen Landbrücke zwischen Süd- und Nordamerika – hinter ihnen verschwunden. Zweitausend Kilometer trennten die beiden Männer in dem muschelförmigen MHD-Gleiter von der nächsten Küste.

Sonnenlicht überschüttete das Meer, das sich stahlblau, in alle Richtungen ausbreitete. Blau war für das Meer die Farbe der Unfruchtbarkeit, der Wüstenöde. Hier war das Meer seit Äonen tot; zu tief war der Meeresboden, um seinen Teil zur ozeanischen Nahrungskette beizutragen, und nie verirrte sich ein Fisch in diese Öde.

Lordoberst Max von Valdec schnitt ein düsteres Gesicht.

Auch an den Küsten gab es diese toten Zonen; dort, wo vor Jahrhunderten in der Zeit der forcierten Industrialisierung mit öl beladene Tanker verunglückt waren. Die Ölpest… Selbst jetzt, nach einem halben Jahrtausend, hatten sich Tier- und Pflanzenwelt noch nicht regeneriert. Eine Folge der radikalen Vernichtung des Planktons durch das ausgelaufene Rohöl. 

Der Lordoberst unterdrückte die Gedanken. Es war nicht seine Aufgabe, sich um Umweltkosmetik zu kümmern. Andere Probleme bedrängten ihn.

»Es gibt also keinen Zweifel?«, fragte er leise.

Sicherheitsmanag Glaucom, der die Steuerung des Gleiters an den Autopiloten übergeben hatte, starrte hinunter auf die leicht gewellte Wasserfläche. Die Wettermaschinen würden gegen Mittag ein Sturmtief von der nordamerikanischen Ostküste in dieses Gebiet umdirigieren, aber noch schien die Sonne warm durch die transparente Kuppel, die den oberen Teil des Gleiters umschloss.

Glaucom wandte den Kopf. Sein Gesicht war blass und weich wie immer, seine Augen blau wie die Wasserwüste und ohne Hinweis auf die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen.

»Die Daten sind unumstößlich«, erklärte Glaucom mit seiner sanften, freundlichen Stimme. »Wir haben sämtliche Informationen der Samarkand und der drei übrigen unzerstörten Schiffe der Ginger-Flotte von dem Rechnerverbund in Berlin auswerten lassen. Die zerstörerischen superphysikalischen Phänomene im Kashmir-System sind auf Nebenwirkungen der Kaiserkraft zurückzuführen.«

Valdec schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Seit über einem Jahr sind die Kaiserkraftschiffe im Einsatz – warum treten erst jetzt diese Erscheinungen auf?«

»Wir sind dem nachgegangen. Alphakuriere haben sämtliche Raumstationen von der Bedeutung Cosmodroms Bosz-Centra, Bosz-Centra