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SPICKZETTEL FÜR LEHRER

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Holger Wyrwa

Mobbing unter Lehrern

Ein Überlebens-Set

ePub 2020

Reihe »Spickzettel für Lehrer«, Band 21

hrsg. von Christa Hubrig

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlag und Satz: Heinrich Eiermann

Printed in Germany

Druck und Bindung: Kösel, Krugzell

Erste Auflage, 2019

ISBN 978-3-8497-0271-7 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8175-0 (ePub)

© 2019 Carl-Auer-Systeme Verlag
und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

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CARL-AUER

Spickzettel für Lehrer – systemisch Schule machen

»Hast du einen Spickzettel?« Diese Frage kennen wir noch aus der Schulzeit, aus der Schülerperspektive, wenn es darum ging, sich auf Prüfungen und Klassenarbeiten vorzubereiten. Wechseln wir die Rolle und Perspektive und stellen uns auf die andere Seite des Klassenzimmers, auf der die »Wissenden«, d. h. die Lehrer, stehen. Schnell wird deutlich: Bei aller Erfahrung gibt es doch erhebliche »Wissenslücken« im Umgang mit schwierigen Situationen, ob sie nun das Lernen selbst, die Schule als Organisation oder die Beziehungen und das Verhalten der Beteiligten betreffen.

Systemisch orientierte Pädagogen können sich hier ruhig und entspannt zurücklehnen, wohl wissend, dass sie selbst »Fragende« sind – Fragende bezüglich passender Antworten auf die sich stets wandelnden und neu entstehenden Konfliktfelder in der Organisation Schule, zwischen Schülern und Lehrern, zwischen Schule und Eltern und auch mit dem politischen Umfeld von Schule.

Aus systemischer Sicht sind Schwierigkeiten immer mit Lernchancen verbunden. Wo der Blick vom Problem auf die Lösung wechselt, wo man statt hinderlicher Defizite hilfreiche Ressourcen ins Auge fasst, kommt auch die Haltung in Bewegung. Ein gut platzierter Unterschied zieht dann oft viele positive Änderungen nach sich.

Die Bücher dieser Reihe wollen Einladungen sein, sich auf diese andere Sichtweise einzulassen. Sie sollen Lehrern, Erziehern und Schulleitern Methoden und Strategien zum täglichen Handeln anbieten, die Ihnen die Arbeit – und im besten Fall: das Leben – leichter machen. Sie sind auch Rezepte, die man ausprobieren und mit eigenen Zutaten verfeinern kann.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Erfahren und Ausprobieren!

Dr. Christa Hubrig
Herausgeberin der Reihe
Spickzettel für Lehrer

Inhalt

Einleitung

Mobbing – Die Zusammenfassung

Mobbing – Das Konfliktsystem

Das Überlebens-Set für Betroffene

Phase I: Der Beginn des Mobbings

Das Überlebens-Set für die erste Phase

Zeigen Sie unter keinen Umständen Schwäche!

Reflektieren Sie Ihr Menschenbild!

Analysieren Sie das Mobbing und die Mobber!

Analysieren Sie sich selbst!

Führen Sie ein klärendes Gespräch mit dem Mobber!

Versuchen Sie, Verbündete zu gewinnen!

Suchen Sie sich professionelle Unterstützung! (Teil 1)

Phase II: Die Intensivierung und Fortführung des Mobbings

Das Überlebens-Set für die zweite Phase

Suchen Sie sich professionelle Unterstützung! (Teil 2)

Denken Sie darüber nach, die Öffentlichkeit zu informieren!

Nehmen Sie sich längere Auszeiten!

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Freizeit!

Sprechen Sie in Ihrem engeren Umfeld nicht zu häufig über das Mobbing!

Nehmen Sie Ihre Mobber nicht mehr ernst!

Denken Sie über Ihre Zukunft nach!

Phase III: Das »Ende« des Mobbings

Das Überlebens-Set für die dritte Phase

Lassen Sie sich versetzen oder kündigen Sie!

Lassen Sie sich frühpensionieren bzw. frühberenten!

Setzen Sie sich gegen eine aufgezwungene Frühpensionierung bzw. Frühberentung zur Wehr!

Halten Sie nur durch, wenn Sie unbedingt müssen!

Ausblick

Literatur

Über den Autor

Einleitung

Dies ist kein schönes Buch. Alles andere als das. Es konfrontiert die Leser mit einer subtilen und unsichtbaren Form von Gewalt. Während physische Gewalt inzwischen gesellschaftlich weitgehend abgelehnt wird, hat diese Form der Gewalt ihre Freiräume in der Generierung psychischer Gewalt gesucht und gefunden. Sie läuft damit den Ansprüchen einer Gesellschaft, die sich als zivilisiert wahrnimmt und sich humanen Werten verpflichtet fühlt, diametral zuwider.

Seit der Taufpate des Mobbings, Heinz Leymann, in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts diesen Begriff kreierte, hat sich nicht viel zum Positiven hin verändert. Ganz im Gegenteil: Mobbing ist aktueller denn je.

Die kursierenden Zahlen sind erschreckend hoch, allerdings noch nicht einmal auf den neuesten Stand: Man geht davon aus, dass 1–1,5 Millionen Erwachsene in Deutschland an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen diesem Terror der Psyche ausgesetzt sind. Die erste und bislang einzige repräsentative Studie zum Thema Mobbing unter Erwachsenen wurde 2002 veröffentlicht und ist damit schon in die Jahre gekommen (Meschkutat, Stackelbeck u. Langenhoff 2002). Damals ging man noch von ca. 33 Millionen Erwerbstätigen aus. Heute sind laut Statistischem Bundesamt (2018) ca. 45 Millionen Menschen in Arbeit. Die Datenlage ist katastrophal, die Erhebungsmethoden sind nicht einheitlich.

Rechnet man mit etwa 2 Millionen Betroffenen – Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen –, gibt diese Zahl nur einen Teil der Wirklichkeit wieder. Zu dieser Zahl gehören mindestens auch drei Millionen Täter. Denn Mobber agieren nicht immer allein, sondern es gibt Mitbzw. Co-Mobber (insbesondere beim Mobbing unter Schülern). Auch die »Wegseher« am Arbeitsplatz und in den Schulen, die sich aus Angst oder Gleichgültigkeit zurückhalten, darf man nicht vergessen – ohne sie gäbe es kein Mobbing. Und auch diese Zahl geht in die Millionen. Addiert man zusätzlich die indirekt Betroffenen – Eltern, Partner, Familien – hinzu, ergibt sich eine grob geschätzte Zahl von 8–10 Millionen Menschen, die zum einen direkt von dieser Form des Psychoterrors betroffen und zum anderen indirekt involviert sind (Wyrwa 2017a).

Mobbing ist also ein Massenphänomen. Und es kann jeden treffen. Es gibt keine »Mobbing-Persönlichkeit«, die einen dazu prädestinieren würde, gemobbt zu werden. Es reicht aus, zu intelligent zu sein oder zu unintelligent, zu erfolgreich oder erfolglos, zu attraktiv oder unattraktiv, zu engagiert oder zu desinteressiert. Es gibt immer jemanden, der sich von einem gestört, belästigt, bedroht fühlen könnte, um dann mit der hinterhältigsten und weitgehend sichersten Form von Gewalt zu reagieren, welche die Welt momentan zu bieten hat.

Gemobbt zu werden ist eine existenzielle Erfahrung – eine, die unweigerlich mit Angst, Hilflosigkeit, Unsicherheit und Isolation verbunden ist. Sie konfrontiert einen sowohl mit der Frage nach dem persönlichen Sinn als auch mit der Frage, welche Bedeutung dem Mobbing in unserer Gesellschaft überhaupt zukommt. Eine solche Erfahrung kann einen Menschen schwächen oder ihn sogar zerstören, ihn aber auch stärken.

Ich selbst war in der Vergangenheit etwa eineinhalb Jahre lang einem Mobbing ausgesetzt. Heute schreibe ich u. a. Bücher darüber, therapiere und berate Betroffene.

In diesem Spickzettel für Lehrer