image

Filiz Bircan

Zuckerblumen

ZAUBER

ÜBER 20 FILIGRANE BLÜTENWUNDER
SCHRITT FÜR SCHRITT ERKLÄRT

image

image

Inhalt

Die Anleitungen auf einen Blick

Die Sprache der Blumen

Grundwissen für die Herstellung

Werkzeuge und Techniken

Grundausstattung und Modellierwerkzeuge

Anleitungen

Schablonen

Die Autorin

Danke

Bezugsquellen

Die Anleitungen auf einen Blick

image

Rose

image

Jungfer im Grünen

image

Nelken

image

Tulpen

image

Taglilien

image

Mohnblumen

image

Englische Rose

image

Magnolien

image

Kamelie

image

Pfingstrose

image

Hortensien

image

Hibiskus

image

Anemone

image

Glockenblume

image

Dahlie

image

Forsythie

image

Skabiosen

image

Kirschpflaume

image

Clematis

image

Dekorative grüne Blätter

Die Sprache der Blumen kennt keine Grenzen

Auf der ganzen Welt stehen Blumen für Liebe und Schönheit. Vielleicht ist das der Grund, weshalb es sie über den ganzen Erdball verteilt in so unendlich vielen Arten gibt: Sie berühren mit ihrem lieblichen Duft und ihrer Schönheit unsere Herzen.

Einem Menschen Blumen zu schenken, ist die schönste Art, ihm unsere Zuneigung und Liebe zu zeigen. Ich bin vermutlich auch deswegen so fasziniert von ihnen. Von ihren Farben, Blättern, Knospen, Samen … von ihrer unverwechselbaren Vielfalt.

Im Jahr 2005 habe ich meine Berufung in den Blumen gefunden und meine Arbeiten bisher auf mehr als 100 Arten umgesetzt. Mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler und gleichgesinnte Freunde haben mich in meiner Arbeit bestätigt und auf diesem Weg unterstützt.

Jetzt möchte ich all meine Erfahrungen, die ich bis heute sammeln durfte, auch mit euch teilen. Dieses Buch richtet sich an Anfänger und alle, die sich für Zuckerblumen interessieren. Die einzelnen Schritte werden mit viel Liebe zum Detail beschrieben und erleichtern damit den Aufbau perfekter Blumen. Wer sich zum ersten Mal an einer Zuckerblüte versucht, beginnt am besten mit einer Rose, Nelke oder Tulpe, deren Anfertigung ich in den ersten Kapiteln beschreibe. Mit jedem weiteren Kapitel wird die Herstellung der filigranen Kunstwerke nämlich immer ein wenig anspruchsvoller.

Ich wünsche mir, dass diese Anleitungen euch genauso wie mich für den Zauber von Zuckerblumen begeistern und vielleicht sogar zu eigenen Blumenkreationen ermutigen.

Viele blumige Grüße

Eure Filiz

image

image

Grundwissen für die Herstellung

Um perfekte Blüten aus Zucker herstellen zu können, benötigst du

» Blütenpaste (siehe Seite 21)

» Modellierwerkzeuge (siehe Seite 22) und

» weitere Modelliermaterialen (siehe Seite 24)

WISSENSWERTES ZUR HERSTELLUNG

In diesem Kapitel werde ich dir folgende Schritte erklären:

» Ausschneiden von Blättern mit Ausstechern oder Schablonen Download Schablonen

» Einsetzen von Draht

» Kräuseln von Rändern

» Prägeverfahren

» Trockenvorgang

» Färben

» Benutzen von Lebensmittellack oder Glanzspray

» Binden mit Floristenband

Damit die Blüte, die du aus Zucker herstellen willst, ihrem Vorbild aus der Natur zum Verwechseln ähnlich sieht, musst du sie bis ins kleinste Detail genau unter die Lupe nehmen. Am besten eignet sich dafür natürlich die Blume im Original. Wenn das nicht möglich ist, helfen eine Online-Recherche und schöne Nahaufnahmen der Pflanze. Damit du dich später gut an die einzelnen Details erinnern kannst, mach dir als Gedächtnisstütze ein paar Fotos oder Ausdrucke. Übrigens kannst du dir, wenn es für die Blüte, die du herstellen möchtest, keine Schablone gibt, aus dem Originalblatt selbst eine anfertigen.

AUSSTECHER

Für Blumen, die man nicht sehr oft herstellen möchte, musst du dir nicht sofort einen Ausstecher kaufen. Die Herstellung der eigenen Ausstecher aus Pappe oder aus PVC-Folie als Schablone ist nicht schwierig. Die besten Vorlagen für die Herstellung sind natürlich die original Blätter oder Bilder aus dem Internet. Eine weitere Möglichkeit ist es, Konservendosen zu benutzen. Diese werden sehr vorsichtig geschnitten und in die gewünschte Form gebogen (Bild A).

image

Nach jedem Schneiden mit Alu- oder Plastik-Ausstechern bleiben an den Rändern Teigreste kleben. Diese müssen sorgfältig wieder entfernt werden.

Für die Kelchblätter (Calyces) oder ähnliche Blätter bleibt in der Mitte des Teigs immer eine kleine Erhöhung, durch die der Calyx-Schneider geschoben wird. Hierfür muss die Paste schon wie ein Tropfen geformt und auf die Größe des Calyx-Schneiders angepasst sein, damit dieser problemlos durchgeschoben werden kann. Die Ränder müssen zuerst mit den Fingern etwas ausgedünnt und dann auf einem Modellierbrett mit einem Hilfsmittel nach außen ausgerollt werden. Nachdem der Ausstecher mit etwas Speisestärke bestäubt wurde, kann damit wie gewünscht geschnitten und das Blatt anschließend mit Draht versehen werden (Bild B–D).

image

image

image

Wenn die Blätter per Hand ausgeschnitten werden sollen, eignet sich dafür am besten ein Skalpell oder ein Schneiderädchen.

DRÄHTE

Für die Blumen aus Zucker eignen sich am besten Drähte, die bereits mit Papier umwickelt sind. Sollten die Drähte nackt sein, kannst du diese selbst mit Floristenband umbinden. Grundsätzlich eignen sich weiße Blumendrähte besser als farbige, da sie, wenn nötig, in jede andere gewünschte Farbe umgefärbt werden können.

Die Angabe „gg“ steht für „Gauge“ bzw. genauer „Birmingham Wire Gauge“ (BWG) und ist eine Maßeinheit für die Dicke von Draht. Umso höher die gg-Zahl, umso dünner ist der Draht.

Die Stärke der Drähte richtet sich immer nach der Größe des Blattes, das gefertigt werden soll. So eignet sich z. B. für ein längliches und schweres Blatt (z. B. Tulpen-Grünblatt) ein 24 gg-Draht, für kleinere und leichtere Blätter aber besser ein Draht mit 28 gg oder 30 gg.

Die Drähte müssen immer sorgfältig gelagert werden, sodass sie keine Knicke oder Biegungen bekommen. Beim Schneiden der Drähte die Schere immer leicht schräg halten. Damit bekommst du eine spitzere Form, welche dann später einfacher durch die Paste geschoben werden kann. Wenn ein Draht an einem Staubgefäß oder an einer Knospe angebracht werden soll, muss die Spitze stets wie ein Haken gebogen werden.

Im Handel sind Blumendrähte mit folgenden Stärken erhältlich:

gg (Gauge)

mm

33

0,2

30

0,25

28

0,3

26

0,4

24

0,5

22

0,6

20

0,8

18

1

EINSETZEN VON BLUMENDRÄHTEN

Als Erstes muss die benötigte Menge Paste gut durchgeknetet werden. Das Modellierbrett wird mit Pflanzenfett eingeölt und wieder gereinigt.

Draht mit Paste bedecken

Um langen Blättern mehr Stabilität und Tragkraft zu verleihen, werden Drähte in der gleichen Länge wie das Blatt eingesetzt. Hierfür eine kleine Menge von der Paste wie einen Tropfen formen und an die Spitze des Drahtes setzen. Jetzt auf einer Antihaft-Modelliermatte mit den Fingern so weit ausrollen, bis du die Länge des Blattes erreichst, die später auf den Draht gesetzt werden soll. Den mit Paste bedeckten Draht jetzt auf die längste Rille des Modellierbretts legen und die Paste für das gewünschte Blatt ca. 2 mm dicker, als es später sein soll, ausrollen und auf den Draht legen. Nun mit einem Rollstab darübergehen, damit die beiden Pasten miteinander verschmelzen können. Anschließend umdrehen und mit einem Ausstecher nach Wahl das Blatt ausschneiden (Bild A–C).

image

Draht einsetzen auf dem Antihaft-Modellierbrett mit Rillen

Bei kleineren Blättern kannst du den Draht auch direkt auf dem Modellierbrett einsetzen. Die Paste erst auf dem Brett ausrollen, auf eine der Rillen genau mittig legen und mit dem Ausstecher ausschneiden. Mit einem spitzen Werkzeug das Blatt von der Matte abnehmen, den Draht in etwas Kleber tauchen und bis etwa zur Mitte des Blattes einführen. Den überschüssigen Kleber kann man vor dem Einsetzen mit der Hand entfernen. Achte immer darauf, dass der Draht nicht durch die Paste durchsticht. Alternativ kann man auch zuerst die Paste hochnehmen, umdrehen und erst dann schneiden und den Draht einführen (Bild D–F).

image

Draht einsetzen ohne die Hilfe eines Modellierbretts

Die Paste kann alternativ auch auf einer beliebigen anderen Matte ausgerollt werden. Dabei muss für den Draht eine Erhebung erzeugt werden. Durch diese Erhebung wird erst der Draht eingesetzt und später die überschüssige Paste abgeschnitten. Da für diese Methode die Paste sehr dünn ausgerollt werden muss, erfordert sie schon etwas mehr Erfahrung (Bild G).

image

Draht einsetzen mit der Feuertechnik

Wenn eine schwere Knospe oder ein Blütenkern angefertigt werden soll, wird hier der Draht bevorzugt mit der Feuertechnik eingesetzt, damit das Gewicht besser getragen werden kann. Für die Mitte einer Blume wird z. B. erst der Kern aus Paste angefertigt. Der Draht wird auf einer Kerzenflamme bis zur Glut erhitzt und ganz schnell zu drei Viertel des erhitzten Bereichs in die Paste eingesetzt. Da die Paste durch die Hitze karamellisiert, entsteht ein leichter Qualm und die Eintrittsstelle wird leicht dunkel. So ein paar Minuten ausharren und mindestens für einen Tag trocknen lassen (Bild H).

image

KRÄUSELN

Nach dem Schneiden des Blattes bleiben die Ränder immer unnatürlich dick und eckig. Um dem entgegenzuwirken und eine natürlichere Optik zu erzeugen, werden die Ränder leicht gewellt oder sogar stark gekräuselt. Hierfür wird das Blatt immer auf einer Schaumstoffmatte mit einem geeigneten Modellierwerkzeug (meist kugelförmig) bearbeitet.

Je nach Geschmack können unterschiedliche Werkzeuge dafür benutzt werden, um dem Blatt mehr Bewegung und Biegung zu geben. Mit einem Rollstab werden die Ränder beispielsweise für mehr Bewegung weiter ausgedünnt, mit einem Kugel- oder Knochen-Modellierstab (Bone Tool) lässt sich die Blattmitte stärker kräuseln, um mehr Tiefe zu erhalten.

Auch mit einem Dresden-Modellierstab kann von innen nach außen gekräuselt werden.

Mithilfe von Cocktailspießen oder Zahnstochern können auch Ränder auf den Fingern weiter ausgedünnt und gekräuselt werden. Währenddessen können z. B. mit einem Frill auch schon Strukturen eingearbeitet werden (Bild A–B).

image

PRÄGEN

Die Blüten- und Blattpräger sind in unterschiedlichsten Formen erhältlich. Es gibt sie z. B. als doppelte oder einfache Präger, genauso wie aus Hart- oder Weichplastik. Es kann vorkommen, dass man den gewünschten Präger nicht im Handel erhält; in diesem Fall muss er selbst hergestellt werden. Mit flüssigem Silikon (wahlweise lebensmittelechtem Flüssigsilikon) lassen sich Abdrücke des gewünschten Blatts herstellen. Dafür das Silikon wie auf der Verpackung angegeben anrühren, das Blatt mit Pflanzenfett einschmieren und in ein passendes Gefäß legen. Das Silikon darübergeben und trocknen lassen. Anschließend das Blatt vorsichtig entfernen, umdrehen, wieder etwas einölen, zurück in das Gefäß legen und wieder etwas Silikon darübergießen. Auf diese Weise werden beide Seiten des Blattes in das Silikon geprägt.

TROCKNEN

Nach dem Prägen wird das Blatt in eine passende Form gelegt, damit es während des Trocknens die gewünschte Form behält. Diese Form kann aus normaler Alufolie angefertigt werden oder du benutzt einfache Hilfsmittel wie Schaumstoffmatten, Löffel oder andere Alltagsgegenstände. Die Schaumstoffmatten können je nach Dicke des Blattes oder des Raumklimas variieren. Am wichtigsten ist es, darauf zu achten, dass das Blatt zum Trocknen stabil in seiner Form liegt und sich nicht verbiegt. Denk immer daran: Das Blatt trocknet genau so wie es liegt (Bild C)!

image

Kleine Risse und Löcher, wie sie von Käfern an den Blättern verursacht werden, können mit einem spitzen Messer oder Modellierstab während des Trockenvorgangs am Blatt angebracht werden (Bild D).

image

FARBEN

Lebensmittel-Pastenfarben

Eignen sich am besten, um die Blütenpasten zu färben. Die Farbpasten greifen die Struktur der Paste nicht an. Außerdem können sie verdünnt mit Alkohol auch als Akzentfarben benutzt werden, um gewünschte Details mehr hervorzuheben.

image

Lebensmittel-Flüssigfarben

Können für die Ausarbeitung der Details verwendet werden. Aufgrund ihrer flüssigen Konsistenz eignen sie sich nicht, um Blütenpasten zu färben.

Pulverfarben/Blütenstaub

Werden an den getrockneten Modellagen benutzt, um lebendige Farben zu erzielen. Je nach Geschmack kann man die Farben auch mit Alkohol verdünnt für diverse Akzente verwenden.

Blütenpollen

Können entweder schon fertig gekauft oder aus Grieß oder Ähnlichem selbst hergestellt werden. Sie werden mit etwas Eiweiß als Kleber angebracht.

PINSEL

Synthetische Pinsel eignen sich sowohl zum Färben als auch zum Ausarbeiten der diversen filigranen Details am besten. Die Pinselborsten müssen weich, aber nicht zu lang sein. Nach Möglichkeit Pinsel mit verschiedenen Spitzen anschaffen. Nach der Benutzung können die Pinsel unter lauwarmem Wasser mit Seife oder Baby-Shampoo ausgewaschen werden.

BLÜTENPASTE FÄRBEN

Auch um eine große Menge Blütenpaste zu färben, beginnt man mit einer kleinen Menge, zu der man die gewünschte Farbe hinzugibt. Jetzt wird nach und nach immer mehr weiße Paste dazugemischt und der Farbton so lange aufgehellt, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Danach die Paste eine Weile zur Seite legen und ruhen lassen. Denk daran, dass der Farbton in der Ruhephase dunkler werden kann (Bild A–C).

image