Die Gedanken sind frei

Wer sagt denn, dass man irgendetwas zu Ende bringen muss? Hör niemals auf, anzufangen. Fang niemals an, aufzuhören. Nichts ist wirklich jemals zu Ende, solange wir leben. Und wenn dieses Buch jetzt gleich zu Ende gehen wird, dann wird es nicht zu Ende sein. Denn alles das, was Sie gelernt und sich in Ihrer Fantasie beim Lesen vorgestellt haben, darf schon ganz bald in Ihrem Leben Wirklichkeit werden.

Das Beste an der Zukunft ist, dass sie immer nur einen Tag nach dem anderen kommt und nicht alles auf einmal serviert wird.

Abraham Lincoln

Danke sagen tut nicht weh! Wir danken Ihnen, all unseren Leserinnen und Lesern, für die Mühe, die Sie uns bereitet haben!

Danke unseren Familien und Freunden. Wenn ihr euch mal für einen Augenblick mit unseren Augen betrachten könntet, dann wüsstet ihr, was für wundervolle und liebenswerte Menschen ihr seid.

Sagen Sie doch auch mal wieder Danke. Wem? Ihrem Leben! Erlauben Sie sich für einen Augenblick, eine ganz tiefe Dankbarkeit wahrzunehmen, eine ganz tiefe Dankbarkeit dem Leben gegenüber, und dem gegenüber …

Krisen kommen nur im Leben vor und können es sogar anregen.

Übrigens: Tiere und Humor sind ganz wunderbare therapeutische Begleiter!

Nur eine Frage…

Eine kleine Frage entscheidet mit, wie hoch Ihr Herzinfarktrisiko ist und diese Frage finden Sie in keinem Anamnesebogen:

Fühlen Sie sich geliebt?

Cover

Wenn die Seele brennt

Überraschende Perspektiven im Umgang mit Krisen

von

Christian Lüdke

Kerstin Lüdke

2., überarbeitete Auflage


medhochzwei



ISBN 978-3-86216-477-6


© 2019 medhochzwei Verlag GmbH, Heidelberg

www.medhochzwei-verlag.de

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Satz/ePub: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Umschlaggestaltung: Wachter Kommunikationsdesign, St. Martin
Titelbild: REHvolution.de/photocase

Inhalt

Vorwort zur Neuauflage

1 Philosophie des Buches

2 Überraschende Perspektiven im Umgang mit Krisen

3 Wenn die Seele brennt

4 Jeden Tag in der Zuvielisation

5 Zwischen Gesundheit und Krankheit

6 Psychotherapie – eine Gebrauchsanweisung

7 Gedanken als Heilmittel – die Kraft der inneren Bilder

8 Vive la trance – Entspannung hilft heilen

9 Erste Hilfe bei akuten Krisenphänomenen

10 Tera-Pi – die Präventive Onlinetherapie

11 Hilfe für Kinder und Angehörige

12 Vergeben und Verzeihen

13 Genießen Sie Ihr Leben!

Literatur

Adressen

Über die Autoren

Die Gedanken sind frei

Wenn Sie in diesem Buch einen Druckfehler finden, dann dürfen Sie ihn behalten.

Vorwort zur Neuauflage

Liebe Leserin und lieber Leser!

Leben ist Veränderung. Es gibt schöne Veränderungen und weniger schöne Veränderungen. Beide kann man in einem Wort zusammenfassen: Krise. Eine Krise ist nichts anderes als eine Phase der Entwicklung, Wandlung und Veränderung. Wie wir diese Veränderung bewerten, hängt letztendlich von uns alleine ab.

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

Johann Wolfgang von Goethe

In allem Schlechten gibt es auch etwas Gutes und wenn wir uns darauf konzentrieren, dieses herauszufinden, dann können wir auch durch Krisen persönlich reifen. Krisen sind also nicht per se etwas Schlechtes, denn unser Leben besteht fortlaufend aus unterschiedlichen Veränderungen und Entwicklungsprozessen. Schwierige Zeiten im Leben sind selbstverständlich. Wir dürfen nur nicht den Mut verlieren oder die Hoffnung aufgeben, denn nach dem Regen kommt wieder der Sonnenschein. Viele Dinge im Leben können wir nicht beeinflussen und manchmal nimmt unser Leben eine andere Richtung als geplant.

Aber egal, was auch geschieht, so können wir doch selbst bestimmen, wie wir darüber denken und was wir aus der Situation machen.

Hadern Sie nicht mit Ihrem Schicksal, sondern versöhnen Sie sich mit ihm, damit es Ihnen leichter fällt, Ihr Leben wieder in vollen Zügen zu genießen. Wenn Sie die Dinge nicht für selbstverständlich nehmen, dann sind Sie bestens auf das Leben und seine Krisen vorbereitet. Ändern Sie Ihre Perspektive, dann ändert sich Ihre Welt. Krise ist ein produktiver und kreativer Zustand. Wer keine Krise erlebt, verändert nichts im Leben. Manchmal muss man bis an die Schmerzgrenze gehen, um gesund zu werden. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen – das bedeutet im übertragenen Sinn, dass wir dieselbe Krise nicht zweimal erleben können, sondern immer wieder Neues und Anderes erleben. Dass sich Dinge im Leben verändern, können wir nicht verhindern.

Wir müssen mit Veränderungen leben. Es ist vollkommen normal, dass uns jede Veränderung im Leben zunächst Angst macht und verunsichert. Auf emotionalen Stress können bereits seit der Steinzeit bei uns Menschen nur drei verschiedene Reaktionen erfolgen: fliehen, kämpfen oder erstarren. Das Schöne an diesen verschiedenen Reaktionen ist, dass fliehen oder kämpfen Handlungsmöglichkeiten für uns darstellen. Wenn Veränderungen anstehen, kann ich selbst entscheiden, ob ich fliehe und mich in mein Schneckenhaus zurückziehe, oder ich mich der Situation stelle und kämpfe. Ich bin somit kein Opfer mehr, sondern aktiver Gestalter meines Lebens, meiner Lebenssituation und meines Lebensglücks. Es bricht nicht irgendetwas schicksalhaft über mich herein, sondern ich kann damit umgehen.

Was hinter und was vor uns liegt, ist winzig – verglichen mit dem, was in uns verborgen liegt.

Ralph Waldo Emerson

Wer aber sein Leben aktiv in die Hand nimmt, es organisieren, strukturieren und gestalten kann, der hat eine hohe innere Widerstandsfähigkeit und entwickelt ein sehr starkes seelisches Immunsystem. Dann können wir jede Krise überstehen, egal was auch auf uns zukommen mag. Optimismus und positives Denken entwickeln sich dann zu einem Lebensprinzip. Das ist etwas, was uns als Menschen, aber auch in unseren beruflichen Funktionen als Polizeibeamtin und Psychotherapeut, bewegt. Es ist uns wichtig, nicht müde zu werden, den Menschen zu sagen, dass wir uns verändern müssen.

Auf den zweiten Blick entdecken wir überraschende Perspektiven!

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© Liane Metzler

Während einer Lebenskrise durchlaufen wir mehrere Phasen: Eine Erahnungsphase, dann kommt die Situation, die unser Leben durchschüttelt, die die Phase der Ablehnung und des Widerstands nach sich zieht: „Nein, das will ich nicht, das kann nicht sein, das kann ich nicht verstehen.“ Schließlich endet diese Phase in einer Zeit der Resignation und der Verzweiflung. Und wenn wir durch dieses Tal der Tränen gegangen sind, ist die Chance für einen Neubeginn geschaffen und das ist eine tolle Botschaft, die Ihnen Hoffnung, Mut, Trost und Zuversicht vermitteln soll.

Wir laden Sie daher herzlich ein, sich die Bilder näher anzuschauen und auch in den Texten die eine oder andere Überraschung zu entdecken, in Dingen, die wir alle längst kennen, in denen wir aber beim zweiten Blick neue, innovative und überraschende Aspekte finden. Das Leben ist keine Übung. Das Leben ist immer jetzt, in jedem Augenblick. Hadern Sie nicht mit Ihrem Schicksal, sondern versöhnen Sie sich mit ihm. Ändern Sie Ihre Perspektive, dann ändert sich Ihre Welt.

Lünen, Köln, im Dezember 2018

Christian & Kerstin Lüdke

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© Liane Metzler

1 Philosophie des Buches

Schwierige Zeiten im Leben sind selbstverständlich. Krisen gibt es in jedem Leben: Entwicklungskrisen, Identitätskrisen, Autoritätskrisen, Sexualitätskrisen, Beziehungskrisen, Glaubenskrisen oder Sinn- und Lebenskrisen. Krisen sind Tatsachen des Lebens. Vermutlich erlebt jeder Mensch in seinem Leben früher oder später eine oder mehrere schwere Kränkungen, Beleidigungen, Demütigungen oder seelische Verletzungen in der Familie, in der Schule, im Beruf oder in der Partnerschaft. Emotionaler Stress und Nervenkrisen sind die Folgen. Manchmal folgt daraus sogar ein Trauma. Dann brennt die Seele!

Die Krise zwingt uns regelrecht zur Veränderung, Wandlung und Entwicklung. Das Gute im Schlechten ist, dass wir dadurch persönlich reifen und stärker werden können. Gegen die Ursachen einer Krise können wir oft nichts tun, weil sie uns völlig unvorhergesehen, urplötzlich und überraschend treffen kann.

Aber es gibt in uns Menschen eine Ressource, die stärker ist als jede Lebenskrise – und zwar die Hoffnung und der Glaube an das eigene Lebensglück und an die eigene Kraft. Das Buch in Ihren Händen soll Ihnen einen Ausweg aus der Krise bieten! Es soll Ihnen helfen, von Tag zu Tag stärker und innerlich fester zu werden, so dass Sie sich mehr und mehr Ihren Stärken und Zielen zuwenden können. Profitieren Sie vom reichen Erfahrungsschatz der Autoren. Sie konnten bereits vielen Menschen bei der Bewältigung einer Krise helfen. Auch Sie werden positive Erfahrungen machen, wenn Sie das Gelesene umsetzen. Eine Mischung aus Erkenntnissen aus dem Buch und den neuen Erfahrungen kann Sie zukünftig unterstützen. Vielleicht gelingt es uns mit unseren Tipps, dass Sie sich immer öfter neue Dinge zutrauen. Die nächste Krise kommt zwar bestimmt, aber Sie werden sie dann aus eigener Kraft bewältigen und gestärkt daraus hervorgehen. Hierbei können Humor und manchmal auch der Glaube eine wichtige Rolle spielen. Daher finden Sie in diesem Buch immer wieder humorvolle Sinnsprüche oder Lebensweisheiten, teilweise auch religiösen Ursprungs. Diese sollen Sie mit einem Augenzwinkern daran erinnern, dass der Humor und manchmal auch der persönliche Glaube eine starke Kraftquelle sein können, aus der Sie wichtige Hinweise für Ihre persönliche Krisenbewältigung gewinnen können. Krisen zwingen uns aus unserer Komfortzone und verändern uns. Wenn wir eine andere Perspektive einnehmen, sehen wir die Dinge anders, können sie anders bewerten und einordnen und einen anderen emotionalen Bezug dazu bekommen. Welchen Rat würden Sie sich heute rückblickend geben? Haben Sie den Mut, Ihre Krisen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Jedes Mal, wenn Sie Ihre Perspektive ändern, ändern Sie Ihre Welt.

Glückauf!

Als Kölschem Mädchen und Kind des Ruhrgebiets ist uns der Gruß „Glückauf“ sehr vertraut. Dieser alte Bergmannsgruß enthält zwei Wünsche: Zum einen den, dass die anstrengende und mühsame Arbeit am Ende des Tages zu Erfolg und Lohn führt und zum anderen ist „Glückauf“ mit der Hoffnung verbunden, dass man wieder heil aus dem Berg herauskommt.

In Köln sagt man:

„Et es wie et es“ (es ist, wie es ist)

„Et kütt wie et kütt“ (es kommt, wie es kommt)

„Et hätt noch emmer joot jejange“ (es ist bisher noch immer gut gegangen)

Manchmal fühlt sich unser Leben auch so an, als seien wir unter Tage. Alles ist dunkel und schwarz um uns herum, kein Tageslicht, keine Sonne, nichts. Wir fühlen uns eingeengt und so, als seien wir nicht nur unter Tage, sondern auch unter dem Leben, das gerade oben ohne uns stattfindet. Manchmal schleppen wir im Leben Dinge mit uns herum, die uns belasten und negative Gefühle in uns hervorrufen. Wir alle haben den Wunsch, ohne diesen ganzen Ballast durchs Leben zu gehen und glücklich und zufrieden zu leben und zu arbeiten. Aber manchmal läuft das Leben nicht so, wie wir es uns wünschen. Kränkungen, Demütigungen und Verletzungen in Partnerschaft, Familie, Schule und Beruf sind uns allen nicht fremd. Die Trennung vom Freund oder der Freundin, der Verlust eines geliebten Menschen, die Kündigung, ein Streit oder Einbruch, ein Unfall oder Überfall. Immer, wenn unser Leben eine andere Richtung einschlägt, als wir geplant oder gehofft hatten, können wir starkem emotionalem Stress ausgesetzt sein und akute Nervenkrisen erleben. Plötzlich wird es schwarz um uns herum, so wie um den Bergmann, der in die Grube einfährt. Wir fühlen uns verunsichert, hilflos und verletzt. Das ist normal. Wir finden uns in einer Situation wieder, die auf uns bedrohlich wirkt. Es wird eng. Wir geraten unter Druck. Nach einem ersten Schock können wir uns mit etwas Glück dann berappeln und mit Erfolg und persönlicher Reifung gestärkt wieder am Leben teilnehmen. Egal, wie sehr wir manchmal vom Schicksal mitgenommen und geärgert werden, oder ob das Leben uns in eine dunkle Höhle drückt:

Merke

Jeder Mensch ist von Natur aus in der Lage, schwierige Zeiten zu überstehen.

Jedes Mal, wenn Sie Ihre Perspektive ändern, ändern Sie Ihre Welt!

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© Liane Metzler

Die Ereignisse an sich sind oft nicht das Schlimme, sondern was wir daraus machen und wie wir darüber denken. Alles hat zwei Seiten, so auch die immer wiederkehrenden Nervenkrisen. Machen Sie aus Problemen Lösungen! Vertrauen Sie Ihren eigenen Kräften! Glauben Sie an sich! Es gibt eine Kraft, die stärker ist als alle Nervenkrisen und Schockerlebnisse zusammen: Das ist die Hoffnung und der Glaube an das eigene Leben und die eigene Fähigkeit, mit jedem auch noch so schweren und einschneidenden Lebensereignis alleine zurechtzukommen. Wenn wir dann noch das Glück haben, einen Freund oder eine Freundin zu haben, vielleicht eine Familie, Kinder und eine Arbeit, dann ist das alles, was das Leben zu bieten hat. Sie können sicher sein: Egal, was es ist, Sie werden es schaffen und stärker werden.

Diamanten entstehen ja schließlich auch im Dunkeln, tief unter der Erde. Sie sind das härteste bekannte Mineral. „Diamant“ lässt sich vom griechischen Wort „adamas“ ableiten und heißt übersetzt „unbezwingbar“. Diamanten bilden sich im Erdmantel unter hohem Druck und hohen Temperaturen, typischerweise in einer Tiefe von etwa 150 Kilometern. Wenn Ihr Leben also ab und zu unter hohen Druck gerät und es auch mal richtig heiß wird, denken Sie daran: Es kann etwas sehr Wertvolles daraus entstehen. Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte. Und wenn das Leben uns schleift, bekommen wir erst unseren richtigen Glanz.

Fangen Sie heute noch damit an, mit sich selbst befreundet zu sein. Denken Sie positiv, nutzen Sie die Kraft Ihrer Fantasie und finden Sie das Gute im Schlechten.

Machen Sie aus den tiefen, schwarzen Löchern im Leben bunte, flache!

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© Andreas Becker