Das Buch

Bald ist Weihnachten. Die Freunde Ida, Lennart, Ella, Malte und Bruno aus dem Holunderweg 7 können es kaum erwarten. Zum Glück gibt es Ideen, wie sie die Wartezeit verkürzen können: ob Adventskalender vorbereitet, Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben werden, sie spontan eine Winterolympiade organisieren oder unverhofft als Verkäufer auf dem Weihnachtsmarkt einspringen – alles, was die Weihnachtszeit schön und spannend macht, finden Kinder in diesem Band.

Mit diesen Geschichten macht das Warten auf Weihnachten garantiert Spaß!

Die Autorin

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Martina Baumbach wurde 1969 in München geboren. Dort lebt sie mit ihrer Familie auch heute. Für ihren ersten Kinderroman bekam sie das Literaturstipendium der Stadt München, für „Und Papa seh ich am Wochenende“ wurde sie mit dem Ulmer Bilderbuchspatz ausgezeichnet.

Mehr über Martina Baumbach: www.martinabaumbach.de

Die Illustratorin

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© privat

Verena Körting ist in Köln geboren und aufgewachsen. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf, zog danach für einige Jahre nach Hamburg und arbeitete dort als Grafikdesignerin. Doch da sie viel lieber zeichnet und Geschichten erzählt, begann sie 2010 Kinderbücher zu illustrieren. Sie lebt und arbeitet in Köln.

Mehr über Verena Körting: www.verena-koerting.de

Der Verlag

Du liebst Geschichten? Wir bei Gabriel in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH auch!

Wir wählen unsere Geschichten sorgfältig aus, überarbeiten sie gründlich mit Autoren und Übersetzern, gestalten sie gemeinsam mit Illustratoren und produzieren sie als Bücher in bester Qualität für euch.

Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

Mehr über unsere Bücher, Autoren und Illustratoren: www.gabriel-verlag.de

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Viel Spaß beim Lesen!

Titelbild

Für Lara, Simon und Oskar, die nun auch mit uns auf Weihnachten warten, und für alle Weihnachtsheimlichkeitenbereiter.

Willkommen im Holunderweg 7

Was kann einem Besseres passieren? Ida, Lennart, Malte, Ella und Bruno sind allerbeste Freunde und sie wohnen alle im selben Haus, im Holunderweg Nummer 7.

Natürlich wohnen sie nicht allein dort, denn Kinder ganz alleine ohne Erwachsene, das geht nun wirklich nicht. Zusammen sind sie acht Kinder, neun Erwachsene, zwei Kaninchen und zwei Katzen.

Im Haus gibt es sechs Wohnungen: Im Erdgeschoss links wohnen Ida und Lennart mit ihren Eltern (Frau und Herr Rosenbaum) und mit ihrer kleinen Schwester Lilly. Im ersten Stock rechts wohnen Malte und Ella mit ihren Eltern (Frau und Herr Sonntag). Oben unterm Dach wohnt Bruno mit seinen Eltern (Frau und Herr Carducci), seiner Schwester Anna-Baby und seinen beiden Kaninchen Mümmel und Krümel.

Wer mitgezählt hat, weiß, dass das noch nicht alle im Haus sind. Denn da gibt es noch Nina Süßmilch mit Klein-Olli, den Hausmeister Herrn Kuse und Herrn Schlussnuss mit seinen Katzen Mimi und Püppi.

So nette Nachbarn wie im Holunderweg 7 kann man sich nur wünschen. Außer Herrn Schlussnuss vielleicht, der scheinbar die Weltmeisterschaft im Dauernörgeln gewinnen will. Doch gegen die Weihnachtsvorfreude im Holunderweg kann sich nicht mal der größte Weihnachtsmuffel wehren. Jetzt, wo es im ganzen Haus an allen Ecken nur so knistert, blitzt und blinkt vor lauter Aufregung und Weihnachtsheimlichkeiten. Und wie jedes Jahr fragen sich Ida, Ella, Lennart, Malte und Bruno, wie sie das Warten auf Weihnachten bloß wieder aushalten sollen.

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Die Adventskalender-Panne

Heute Morgen sind im Holunderweg 7 alle Kinder blitzschnell aus den Betten. Sogar Malte, der normalerweise mindestens dreimal geweckt werden muss, bis er aus den Federn kommt. Denn heute ist der 1. Dezember und da darf man endlich das erste Adventskalendertürchen öffnen.

»Nur noch vierundzwanzig Tage«, flüstert Malte aufgeregt, während er mit Ella an Mamas und Papas Schlafzimmer vorbei ins Wohnzimmer schleicht.

»Nur? Das dauert noch eeewig«, flüstert Ella zurück und muss grinsen, weil Malte in seinem roten Schlafanzug wie ein Miniweihnachtsmann aussieht.

Warum sie so leise sein müssen? Na, damit Mama und Papa nichts merken, die beiden sollen nämlich diesmal auch einen Adventskalender bekommen. Malte und Ella haben kleine Geschenke gebastelt, die sie in Säckchen gesteckt haben und nun an den Adventskranz binden, der an breiten goldenen Bändern über dem Esstisch hängt. Vier Säckchen für Mama und vier für Papa.

Klar, eigentlich müssten es bis Heilig Abend vierundzwanzig Säckchen sein – und zwar für jeden –, aber das wären zusammen achtundvierzig Geschenke und für zwei Kinder nun wirklich viel zu viel Arbeit. Deshalb haben sie beschlossen, dass Mama und Papa nur jeden Adventssonntag ein Säckchen öffnen dürfen. Aber dafür sind es auch besonders schöne Geschenke.

»Kinder haben vor Weihnachten echt viel zu tun«, stellt Ella fest, als sie den fertigen Eltern-Adventskalender begutachten. Durch die acht Säckchen ist der Adventskranz etwas aus dem Gleichgewicht gekommen und hängt nun leicht schief.

»Schrecklich viel zu tun!«, antwortet Malte stöhnend. »Adventskalender öffnen, Wunschzettel schreiben, Weihnachtsgedichte auswendig lernen, Plätzchen backen, Stiefel für den Nikolaus putzen, auf Geschenke warten …«

»Zum Glück haben Eltern vor Weihnachten so viel Zeit«, sagt da Mama lachend hinter ihnen. Zusammen mit Papa steht sie in der Wohnzimmertür, jeder mit einem Adventskalender in der Hand – zwei große Sterne mit jeweils vierundzwanzig aufgeklebten Schächtelchen. Sie hängen die Adventskalender für Malte und Ella an die Wand – an dieselben Nägel wie jedes Jahr.

»Ihr bekommt auch einen Adventskalender«, sprudelt es aus Ella hervor und dann erklärt sie, wie der Elternkalender funktioniert. »Jeden Sonntag ein Geschenk.«

Mama und Papa bekommen feuchte Augen, so gerührt sind sie.

»Was für ein Glück, dass heute ein Adventssonntag ist«, sagt Mama.

»Da dürfen wir ein Säckchen aufmachen«, sagt Papa.

Und weil jetzt alle wirklich genug auf die Folter gespannt wurden, brüllt Malte: »Ran an die Kalender!« Was sich keiner zweimal sagen lässt.

In Mamas Säckchen ist ein niedlicher Tannenzapfenzwerg mit Wattebart, in Papas Säckchen ein Schaf aus Filz und in Ellas Schächtelchen glitzernde Schneeflockenaufkleber fürs Fenster.

Nur Malte zieht eine Schnute. »Bei mir ist nix drin«, murmelt er.

»Wie nichts?«, fragt Mama erschrocken.

»Das gibt’s doch nicht«, sagt Papa. »Zeig mal.«

Doch Maltes Schächtelchen ist tatsächlich leer.

Da fällt Ella etwas auf. »Mann, Malte, du hast ja auch die Nummer 11 aufgemacht.«

Tatsächlich, statt dem Schächtelchen mit der Nummer 1 hat Malte das mit der Nummer 11 in der Hand.

»Kann doch mal passieren«, schnieft Malte beleidigt. »Trotzdem ist die Nummer 11 leer.«

»Tja, also das ist so …«, beginnt Papa stockend.

»Ähm …«, ergänzt Mama und wird fast so rot wie Maltes Schlafanzug. »Genaugenommen ist nur in den ersten sieben Schächtelchen etwas drin.«

»Waaas?«, fragen Malte und Ella gleichzeitig.

»Halb so schlimm«, sagt Papa. »Wir haben es einfach noch nicht geschafft, für alle vierundzwanzig Tage etwas zu besorgen.«

»Ja, Eltern haben vor Weihnachten eben auch so viel zu tun«, seufzt Mama. »Aber wir füllen die restlichen Schächtelchen alle in den nächsten Tagen auf.«

»Versprochen«, sagt Papa verlegen.

Papa und Mama gucken so bedröppelt, als hätte man sie beim Plätzchennaschen ertappt. Da können Malte und Ella gar nicht anders und lachen prustend los. Mama und Papa stimmen erleichtert mit ein und Malte öffnet schnell die Nummer 1, in der ein selbstleuchtender Stern für ihn ist.

Danach treffen sich alle Familien aus dem Holunderweg 7 im Treppenhaus im Erdgeschoss. Herr Kuse, der Hausmeister, hat einen riesengroßen Adventskranz an die Decke gehängt. Da hätten ohne Probleme für alle Hausbewohner vierundzwanzig Adventssäckchen daran Platz. Herr Kuse hüstelt nervös, als alle erwartungsvoll auf ihn schauen.

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»Das sind bloß elektrische Kerzen«, erklärt er. »Damit nichts anbrennt.«

Alle nicken zustimmend, denn brennen soll es auf gar keinen Fall. Dann knipst Herr Kuse mit einer Fernbedienung die erste Kerze auf dem Kranz an. Und obwohl es ein elektrisches Licht ist, fühlen sie sich alle so feierlich, dass sie zusammen »Advent, Advent, ein Lichtlein brennt« singen. Was unglaublich schön klingt im Treppenhaus, auch wenn sich die Melodie mehr nach »Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp« anhört.

Am Schluss bringen Lennart und Lilly alle zum Lachen, weil sie nach der letzten Strophe noch weitersingen: »… und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt!«

Aber dass irgendjemand Weihnachten verschläft, wird im Holunderweg garantiert nicht passieren.

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Adventskalender im Juni?

Das ist eine Überraschung: Diesmal gibt es sogar in der Schule einen Adventskalender. Lennart, Malte, Bruno, Ida und Ella stehen zwischen den anderen Kindern vor dem Lehrerzimmer und schauen beeindruckt nach oben. Direkt über der Tür ist eine dicke Tannenzweiggirlande gespannt, an der bunte Christbaumkugeln und verschieden große Päckchen mit goldenen Zahlen von 1 bis 24 baumeln. In der ganzen Schule riecht es nach Tanne und Weihnachten.

»Für wen der wohl ist?«, fragt Ida aufgeregt.

»Na, für uns«, sagt Lennart, als gäbe es keinen Zweifel.

»Ich glaub, ich spinn, dann hab ich drei Adventskalender!«, brüllt Bruno und zählt auf. »Einen Bilderkalender von Oma, einen Schokokalender von meinen Eltern und den in der Schule.«

»Ganz klar, weil du als Einziger in der Schule alle Päckchen kriegst«, prustet Ella.

»Bestimmt ist er für die Lehrer«, meint Malte schulterzuckend.

»Der ist hundertpro für uns«, behauptet Lennart. »Sonst hätten sie ihn doch im Lehrerzimmer aufgehängt.«

Da kommen Frau Kusell und die anderen Lehrerinnen und Lehrer aus dem Lehrerzimmer, sie haben die Aufregung vor der Tür längst mitbekommen.

»Ich weiß nicht, ob ihr schon gesehen habt, dass wir dieses Jahr einen Adventskalender haben«, sagt Frau Kusell zwinkernd und sofort schallt ihr Gejohle und Applaus entgegen.

Sie hält eine riesengroße Keksdose in die Höhe und erzählt, dass in der Dose Lose mit den Namen aller Kinder sind.

»Jeden Morgen ziehe ich einen Namen aus der Dose«, erklärt Frau Kusell. »Der Gewinner bekommt das Adventspäckchen für diesen Tag.«

Sofort fängt großes Getuschel an. »… hoffentlich komm ich bald dran … bei so was hab ich nie Glück … cool, in dem runden Päckchen ist ein Fußball … ich werd’ bestimmt nicht gezogen …«

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»Also ich will erst am Vierundzwanzigsten gezogen werden«, kräht Lennart in die Menge. »Ich will den Hauptgewinn.«

»Vorsicht, Lennart«, meint Frau Kusell lächelnd. »Das größte und längste Paket ist nicht immer das beste.«

»Natürlich ist es das beste«, beharrt Lennart. »So wie es aussieht, sind Ski drin oder Pfeil und Bogen oder so.«

Da meldet sich Bruno. »Vierundzwanzig Päckchen reichen aber nicht für alle Schüler«, beschwert er sich.

»Schlaumeier«, kichert Merian aus der Vierten. »Bis Weihnachten sind es halt nun mal nur vierundzwanzig Tage und nicht zweihundert.«

»Das weiß ich auch!«, pflaumt Bruno zurück. »Wir müssten einfach …« Vor lauter Nachdenken bekommt er einen roten Kopf. »… einfach schon im Juni mit dem Adventskalender anfangen.«

Die meisten stimmen Brunos Idee kichernd zu.

»Dann würde bis zum 24. Dezember jeder was bekommen!«, ruft jemand. »Das wäre gerecht!«

»Boah, aber deshalb geh ich auf keinen Fall in den Sommerferien in die Schule«, ruft Lennart empört, woraufhin von allen Seiten Gelächter durch die Aula schallt.

»Keine Sorge, niemand muss in den Sommerferien in die Schule«, beruhigt Frau Kusell sie. »Ich hab mir was überlegt …« Sie wartet, bis sich alle beruhigt haben. »Jeder, der bei unserem Adventskalender leer ausgeht«, sagt sie, »bekommt am letzten Tag eine Kleinigkeit zum Trost.«

Daraufhin bricht wieder tosender Applaus aus und Frau Kusell zieht endlich den ersten Zettel aus der Plätzchendose. Sofort ist es totenstill in der Aula, alle starren gebannt auf Frau Kusell. Und dann rast Idas Herz wie wild, denn Frau Kusell liest ihren Namen vor. »Ida bekommt das erste Päckchen«, verkündet sie.

Mit wackeligen Knien geht Ida nach vorne. Sie darf auf die Leiter steigen, die die Hausmeisterin der Schule extra bereitgestellt hat, und das Päckchen mit der Nummer 1 losbinden.

»Viel Spaß mit deinem Geschenk«, wünscht Frau Kusell.

Weil es ziemlich peinlich ist, von allen so angestarrt zu werden, schlängelt sich Ida schnell wieder durch die Menge zu Ella und den anderen zurück. Doch schon währenddessen zupft sie neugierig das Geschenkpapier ab und packt einen mit Fischen bedruckten Geldbeutel aus Plüsch aus. Gespendet von deinem Schreibwarenladen in der Kolumbusstraße, deine Familie Petrov steht auf einem Kärtchen, das im Fach für die Münzen steckt.