Cover.jpg
2.jpg
3.jpg
190655.jpg

 

 

Herausgegeben von

Eszter Kalmár, Andrea Herfurth-Schindler und Andreas Schulz

 

 

Mit Textbeiträgen von

Theo Annas, Christine Berger, Tom Buschardt, Ulf Buschmann, Johanna Cantz, Miriam Diefenbach, Ortrun Egelkraut, Franz Marc Frey, Hannah Glaser, Gunnar Habitz, Andrea Herfurth-Schindler, Tina Hoffmann, Marlis Kappelhoff, Holger Klöckner, Susanne Kilimann, Jochen Könnecke, Rasso Knoller, Stefany Krath, Roland Mischke, Thorsten Moeck, Holger Möhlmann, Paul von Naredi-Rainer, Christian Nowak, Sabine Ophey, Rolf Purpar, Volker Rosendahl, Stefan Sachs, Detlef Schmalenberg, Andreas Seitz, Horst Schmidt-Brümmer, Christian Schnohr, Patricia Schultz, Ellen Schwarz, Rita Seifert, Katrin Tams, Anja Tiemann, Reiner Tiemann, Klaus Viedebantt, Heike Wagner, Katja Wegerich.

AN UNSERE LESER!

Die Informationen in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet und geprüft. Kurzfristige Änderungen – zum Beispiel von Namen, Telefonnummern, Webadressen, Eintrittspreisen – lassen sich jedoch nicht ausschließen. Daher sollten Sie sich in jedem Fall, bevor Sie verreisen, gründlich informieren. Weder die Autoren noch der Verlag können für Angaben in diesem Buch, die nicht der aktuellen Lage vor Ort entsprechen, haftbar gemacht werden. Der Verlag freut sich über jeden Ihrer Hinweise, egal ob Lob, Tipp oder Verbesserungsvorschlag. Kontaktieren Sie uns gern unter www.ullmannmedien.com/kontakt/.

All rights reserved. No portion of this book may be reproduced – mechanically, electronically, or by any other means, including photocopying – without written permission of the publisher.

 

1,000… Before You Die is a registered trademark of Workman Publishing Co., Inc.

 

Dieses »1,000… Before You Die«-Buch ist ein Produkt unter Lizenz von Workman Publishing Co., Inc.

 

© VISTA POINT Verlag, Rheinbreitbach

2., stark überarbeitete und aktualisierte Nachauflage 2018

Redaktionsschluss: 31. Januar 2018

 

Projektkoordination: Eszter Kalmár

Lektorat: Katrin Höller, Angela Heider-Willms für writehouse, Köln; Ellen Schwarz, Kristina Linke

Satz und Layout: Noch & Noch, Datteln und Sandra Penno-Vesper

Coverdesign: Grafik Design Britta Wilken, Neunkirchen-Seelscheid und Sandra Penno-Vesper

Bildredaktion: Andrea Herfurth-Schindler, Eszter Kalmár, Bettina Hamann

Reproduktionen: Noch & Noch, Datteln

Kartographie: Kartographie Huber, München

Technische Umsetzung: Datagrafix Manila Philippines Columbia Towers 11F, Ortigas Ave., Greenhills Mandaluyong City, Metro Manila, Philippines

 

 

ISBN 978-3-96141-321-8

 

www.vistapoint.de

INHALT

EINLEITUNG

190834.jpg

Deutschland

Baden-Württemberg Von Asperg bis Zweiflingen

Bayern Vom Altmühltal bis Zwiesel

Berlin Vom Band des Bundes bis zu den Wohnsiedlungen der Moderne

Brandenburg Von Beelitz bis Templin

Bremen Von der Böttcherstraße bis zum Klimahaus Bremerhaven 8 ° Ost

Hamburg Vom Alten Land bis zum Tierpark Hagenbeck

Hessen Von Alsfeld bis Wiesbaden

Mecklenburg-Vorpommern Von Anklam bis Wismar

Niedersachsen Von Alfeld bis Worpswede

Nordrhein-Westfalen Von Aachen bis Xanten

Rheinland-Pfalz Vom Ahrtal bis Worms

Saarland Von Borg bis Völklingen

Sachsen Von Bad Elster bis Zwickau

Sachsen-Anhalt Vom Brocken bis Wörlitz

Schleswig-Holstein Von Ahrensburg bis Wedel

Thüringen Von Altenburg bis Weimar

191046.jpg

Österreich

Burgenland Von Eisenstadt bis St. Margarethen

Kärnten Von Gurk bis zum Wörthersee

Niederösterreich Von Bad Fischau-Brunn bis zum Waldviertel

Oberösterreich Vom Attersee bis Steyr

Salzburg Von Bad Gastein bis zum Wolfgangsee

Steiermark Von Admont bis zum Weinanbaugebiet Südsteiermark

Tirol Vom Achensee bis zum Zillertal

Vorarlberg Vom Brandnertal bis zur Silvretta-Hochalpenstraße

Wien Vom Nationalpark Donauauen bis zum Zentralfriedhof in Wien

191050.jpg

Schweiz

Kanton Aargau Von Baden bis Seengen

Kantone Appenzell- Ausser-/Innerrhoden Appenzell und Säntis

Kanton Basel-Landschaft Augst

Kanton Basel-Stadt Von der Basler Fastnacht bis zum Restaurant Stucki

Kanton Bern Von Adelboden bis Thun

Kanton Freiburg Von Broc bis Murten

Kanton Genf Genf

Kanton Glarus Braunwald

Kanton Graubünden Von der Albulabahn bis Vals

Kanton Jura Clos du Doubs und Les Breuleux

Kanton Luzern Vom Entlebuch bis zum GoldenPass Panoramic

Kanton Neuenburg Von La Chaux-de-Fonds bis Val-de-Travers

Kanton Nidwalden Hergiswil

Kanton Obwalden Engelberg und Flüeli-Ranft

Kanton Schaffhausen Von Neuhausen bis Stein am Rhein

Kanton Schwyz Einsiedeln und Schwyz

Kanton Solothurn Solothurn

Kanton St. Gallen Von Bad Ragaz bis Werdenberg

Kanton Tessin Von Ascona bis zum Valle Verzasca

Kanton Thurgau Warth

Kanton Uri Von Altdorf bis Seelisberg

Kanton Waadt Von Avenches bis Veytaux

Kanton Wallis Vom Aletschgletscher bis Zermatt

Kanton Zug Zug

Kanton Zürich Winterthur und Zürich

 

Register

Bildnachweis

EINLEITUNG

191218.jpg

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben«, schrieb Kurt Tucholsky. Der Drang, neue Ziele zu entdecken, ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch ob eine Reise zum Erlebnis wird, hat nichts mit der Anzahl der zurückgelegten Kilometer zu tun. Wer in die Ferne schweift, übersieht manchmal all das Sehenswürdige direkt vor der eigenen Haustür. Denn glamouröse oder geheimnisvolle Orte sind auch in der Nähe zu finden.

Das beweist dieses Buch, das Sie zu den 1000 schönsten und interessantesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mitnimmt und als ergiebige Inspirationsquelle für den nächsten Urlaub oder Kurztrip dienen soll. Natürlich sind sie alle dabei: berühmte alte und neue Wahrzeichen wie der Kölner Dom und die Hamburger Elbphilharmonie, historisch bedeutende Bauwerke und Orte wie die Porta Nigra in Trier oder die Gedenkstätte Berliner Mauer, spektakuläre Kunstwerke versammelt etwa im MuseumsQuartier in Wien, architektonische Meisterwerke wie das Stift Melk, Aufsehen erregende Events wie das Oktoberfest in München sowie Hotels und Restaurants der Extraklasse wie das Hotel Les Trois Rois in Basel.

Aber jenseits dieser allseits bekannten Reiseziele finden sich auch Kleinodien der Architektur und Kultur, historische Parks und faszinierende Gärten oder Naturlandschaften von ursprünglicher Schönheit. Ob ein Besuch des Sherlock Holmes Museums in der kleinen Kirche von Meiringen im Kanton Bern oder der Blick über das Ruhrgebiet vom Tiger & Turtle, der Duisburger Achterbahn, die gar keine ist, ob eine unterirdische Floßfahrt im Salzbergwerk von Hallein oder ein Spaziergang auf der Pfaueninsel bei Potsdam: Jede Tour vermittelt etwas von der Faszination des Reisens. Vom Spektakulären und Naheliegenden bis hin zum Kleinen und Verblüffenden, von spirituellen Orten der Einkehr wie dem Museum Insel Hombroich bis hin zu den Kommerztempeln am Potsdamer Platz in Berlin.

Ein Team erfahrener Reisejournalisten beschreibt populäre Ziele und erinnert gleichermaßen an Verstecktes und Vergessenes. So zeigt sich das scheinbar Bekannte und Vertraute plötzlich von einer ganz neuen, faszinierenden Seite. Inspiriert wurde dieser Ultra-Reiseführer von dem Welterfolg »1000 Places To See Before You Die«, einem Klassiker der Reiseliteratur, der in 17 Sprachen übersetzt wurde. Auf allen Kontinenten hat die bekannte US-amerikanische Reisejournalistin Patricia Schultz dafür nach bemerkenswerten Orten gesucht. »Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben«, diesen Leitsatz hat sie ihrem Meisterwerk vorangestellt.

Dasselbe Motto galt auch für die Auswahl der Ziele in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die aktualisierte und komplett überarbeitete Auflage dieses 1997 erstmals erschienenen Reiseführers aus der Reihe »1000 Places To See Before You Die« haben sich unsere Autoren erneut in ihre Lieblingsregionen begeben. Sie haben vor Ort alle Angaben überprüft und aktualisiert und sich zu neuen Beiträgen inspirieren lassen. Über 200 spannende Reise- und Ausflugsziele haben auf diese Weise in den letzten zwei Jahren ihren Weg ins Buch gefunden, darunter natürlich Sehenswürdigkeiten, die neu eröffnet oder an Bedeutung gewonnen haben. Sie haben neue Akzente gesetzt, indem sie ganze Regionen – wie den Osten Deutschlands – aufgewertet haben. Dafür mussten einige Empfehlungen der Erstausgabe weichen: Einige Restaurants oder Feste gibt es inzwischen nicht mehr, einige Orte wurden zu einem einzelnen Eintrag zusammengefasst und die Anzahl der Einträge in Großstädten verringert.

Das großzügige farbige Layout präsentiert jeweils ein Reiseziel pro Seite, begleitet von einem hochwertigen Farbfoto. Vielreisende und Liebhaber von Listen werden sich über die Checkliste am Ende des Buches freuen. Wie gut kennen Sie Ihre Heimat? Was haben Sie schon gesehen? Haken Sie Ihre Reiseerlebnisse einfach ab.

Die Zusammenstellung der 1000 Places für Deutschland, Österreich und der Schweiz war ein langer Prozess, bei dem sich die Mitwirkenden nicht immer einig waren – eine echte Herausforderung, die aber auch Spaß gemacht hat. Und so spiegelt diese Liste natürlich die individuellen Vorlieben der Autoren und unserer Redaktion. Sie ist eine bunte Mischung an Empfehlungen und ist genauso lebendig wie das touristische Angebot der einzelnen Länder. Denn die Reiselust vor allem der Deutschen ist nach wie vor ungebrochen und der Urlaub im eigenen Land boomt seit Jahren.

»Wichtiger als eine Tasche voll Geld ist Geduld und Neugier«, so Patricia Schultz. Beflügelnde Anregungen, wohin die Reise führen könnte, finden Sie auf den folgenden über 1000 Seiten. Dieses Buch soll zum Träumen anregen, doch es liefert auch die nötigen Informationen, damit aus Träumen echte Reiseerlebnisse werden. Wenn es nach Mark Twain geht, Amerikas großem Erzähler und Globetrotter, sollte man lieber heute als morgen aufbrechen: »In zwanzig Jahren werden Sie mehr von den Dingen enttäuscht sein, die Sie nicht getan haben, als von denen, die Sie getan haben. Lichten Sie also den Anker und verlassen Sie den sicheren Hafen. Lassen Sie den Passatwind in die Segel schießen. Erkunden Sie. Träumen Sie. Entdecken Sie.«

Und das geht ganz einfach: Die vorgestellten Schätze sind für jedermann erreichbar. Lassen Sie sich also inspirieren von den 1000 Sehenswürdigkeiten Ihrer Heimat!

191247.jpg

191280.jpg
191312.jpg
191318.jpg
191348.jpg

BADEN-WÜRTTEMBERG

Die Schicksalsburg

FESTUNG HOHENASPERG

Asperg, Baden-Württemberg

1Festung_Hohenasperg_Wikipedia.jpg

Ein beliebtes Ausflugsziel: die Festung Hohenasperg.

Als die Burg auf dem 90 Meter hohen Hohenasperg zum Gefängnis umfunktioniert wurde, fand das Joseph Süß Oppenheimer zum Spotten. Der Finanzberater des württembergischen Herzogs lästerte, das sei nun »Württembergs höchster Berg«. Man brauche nur fünf Minuten hinauf, aber Jahre, um wieder herunterzugelangen. Er selbst kam nicht mehr herunter, 1737 wurde er unter dubiosen Umständen des Hochverrats beschuldigt und hingerichtet. Ab 1777 verbüßte auch der antimonarchistische Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart zehn Jahre Festungshaft als Staatsgefangener, weil er der Obrigkeit zu keck erschien. Friedrich Schiller wurde von Schubarts Tragödie zu seinem Drama »Die Räuber« angeregt – und wäre selbst fast in Hohenasperger Festungshaft geraten, hätte er sich nicht durch eine tollkühne Flucht in die Kurpfalz Mannheim entzogen.

Auch heute entkommt niemand, der durch die Gegend fährt, dem Anblick des Hohenasperg. Isoliert, mit steilen Abhängen und einem breiten Oberflächenplateau, ist der Berg weithin sichtbar. Schon in keltischer Zeit, 500 v. Chr., war er Fürstensitz mit einer Fluchtburg. Archäologen haben im Umkreis viele Keltengräber gefunden, sie wurden damals so ausgerichtet, dass sie freie Sicht auf den Hohenasperg boten. Im Dreißigjährigen Krieg rannten kaiserliche Truppen gegen die massiv ausgebaute Festung an und belagerten sie für ein Jahr (1634/35), bis die württembergisch-protestantischen Verteidiger sie den Kaiserlichen übergaben.

Immer noch ist der Hohenasperg Gefängnis, heute dient es dem zivilen Strafvollzug als Zentralkrankenhaus für die Inhaftierten in Baden-Württemberg. Letzter prominenter Häftling war 1995 der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Peter Graf, Vater der Tennisspielerin Steffi Graf. Bei einem Rundgang um die Festungsanlage bieten sich abwechslungsreiche Ausblicke ins württembergische Unterland. Danach erholt man sich in der »Schubart Stube«, Wand an Wand mit den Strafgefangenen.

INFO: Der Hohenasperg liegt im Strohgäu 20 km von Stuttgart und 7 km von Ludwigsburg entfernt. INFO HOHENASPERG: Führungen buchbar über Stadtverwaltung Asperg, Tel. (071 41) 26 92 31, kultur@asperg.de. INFO SCHUBART STUBE: Schubartstr. 20, 71679 Asperg, Tel. (071 41) 26 60 75 oder 266 00, www.schubart-stube.de, Öffnungszeiten Mi–Sa, Winter nur Fr/Sa, 17–23, So/Fei 12–21 Uhr, Reservierung empfohlen, Preise auf Anfrage.

Lehrbuch der deutschen Geschichte

BAD WIMPFEN

Bad Wimpfen, Baden-Württemberg

2BadWimpfen_gallas_Fotolia.jpg

Bad Wimpfen am Neckar.

Die größte Kaiserpfalz nördlich der Alpen imponiert mit mächtigen Bauten und einer beeindruckenden Stadtgeschichte. Erste Siedlungsspuren lassen sich in Bad Wimpfen schon für die jüngere Steinzeit nachweisen. Der Ortsname selbst stammt wohl aus dem Keltischen (um 450 v. Chr.) und bedeutet so viel wie »Wall am Berg«.

Besonders sehenswert sind die Überreste aus dem Mittelalter: Um 1200 wurde hier eine Stauferpfalz errichtet, in der die Kaiser, etwa Heinrich VI. und Friedrich II., Hof hielten und Recht sprachen. Die Arkaden des staufischen Palas mit ihren unterschiedlich gestalteten Säulen zählen zu den schönsten Beispielen romanischer Baukunst in Deutschland. Hier befand sich der große Saal der Kaiserpfalz.

Weitere aus dieser Zeit erhaltene Bauwerke sind der 58 Meter hohe Blaue Turm – Wahrzeichen der Stadt –, die alte Pfalzkapelle, die heute als Kirchenhistorisches Museum der Stadt fungiert, und Reste der Burgmauer mit dem Schwibbogentor.

Auch das Steinhaus im Burgviertel, einer der größten romanischen Profanbauten Deutschlands mit spätgotischem Staffelgiebel und siebenteiligen Fenstern, geht auf die Stauferzeit zurück. Es beherbergt heute das Historische Museum, u. a. mit wertvollen Wandmalereien aus dem Mittelalter und der Spätgotik. Auch Funde aus der Römerzeit sind zu sehen, so zeugt eine große Anzahl von Götterstatuen von der Vergangenheit eines der größten römischen Kastelle im heutigen Baden-Württemberg.

Um 1300 wurde Bad Wimpfen freie Reichsstadt, wodurch Handwerk und Handel aufblühten. Davon zeugen noch heute viele herrliche Bürgerhäuser mit alemannischfränkischem Fachwerk. Das Wohnhaus Am Marktplatz 6 von 1266 gilt als das älteste erhaltene Fachwerkwohnhaus in Baden-Württemberg.

Dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg folgte erst 1817 wieder ein Aufschwung. Der Grund: die erste Soleförderung. Noch heute lebt die Stadt von den Kurgästen einerseits und ihrem reichen Bestand an Bau- und Kunstdenkmälern aus zwei Jahrtausenden andererseits. Höhepunkte im Kulturkalender sind die Stauferpfalz-Festspiele, die alle zwei Jahre vor der Kulisse der denkmalgeschützten Altstadt stattfinden, sowie der Talmarkt, der mit seiner über 1000-jährigen Tradition zu den ältesten Marktveranstaltungen Deutschlands zählt.

INFO: Bad Wimpfen liegt ca. 15 km von Heilbronn. INFO BAD WIMPFEN: Tourist Information Bad Wimpfen, Hauptstr. 45, 74206 Bad Wimpfen, Tel. (070 63) 972 00, www.badwimpfen.de, Stadtführungen jeden So 14 Uhr, April–Okt. auch jeden Mi 15 Uhr, Nachtwächterführung jeden 1. Sa im Monat April–Okt. 21, Nov.–März 20 Uhr (Treffpunkt jeweils am Rathaus).

Die Sommerhauptstadt Europas

BADEN-BADEN

Baden-Baden, Baden-Württemberg

3BadenBadenKurhausTulpenbluete_iStockphoto_donstock.jpg

Tulpenblüte vor dem Kurhaus in Baden-Baden.

Baden-Baden kennt man seit Mitte des 19. Jahrhunderts als die Sommerhauptstadt Europas. Königin Viktoria, Napoleon III. und Kaiserin Sisi badeten in seinen heilenden Quellen. Der ehrwürdige Glanz alter Tage spiegelt sich in der üppigen Eleganz des gold- und stuckverzierten Kasinos in der schattigen Lichtentaler Allee und in den pastellfarbenen Häusern, die zum Zweitwohnsitz europäischer Adelsfamilien und High-Society-Mitglieder geworden sind. Heute lebt Baden-Baden wieder von Freizeit und Vergnügen.

Doch der einst eher beschauliche Kurort hat sich verjüngt, ist aktiver, sportlicher und hipper geworden. Die vergnügungswillige Klien­tel geht ins Festspielhaus, flaniert durch das Museum Frieder Burda, das hoch­karätige Gemälde zeigt, badet in den Becken der Ca­r­acalla-Thermen und unternimmt Ausflüge in die stadt­nahe Natur.

Wanderführer wurden frü­her, als Baden-Baden noch als reines Rent­ner­pa­radies galt, nie nach­gefragt. Jetzt gibt es sogar Moun­tain­bike-Routen bis hinauf zum Alten Schloss auf dem Berg und am Battert­felsen alpine Klet­ter­kurse. Mitten im Baden-Badener Stadtwald lädt ein Hoch- und Niedrigseilgarten zu Kletterpartien in der Horizontalen ein.

Der Fußgänger­be­reich wurde mondän auf­gepeppt: Auf Baden-Badens Fashion-Boulevard Sophienstraße sowie in der Lichtentaler Straße, in den Kurhaus Kolonnaden, im Bäderviertel und in der Altstadt locken zahlreiche Boutiquen internationaler (Luxus-)Labels.

Naschereien aus der Confiserie Rumpelmayer und eine süße Pause im Café König sind Pflichtprogramm für das Publikum im Einkaufsrausch. Köstliche Pralinen und Kleingebäck, etwa die legendären Baden-Badener Kurgartenkastanien, machen eine Pause in den Kurhaus Kolonaden zu einem sündigen Ereignis.

Der Süd­west­rundfunk (SWR), der hier neben Stuttgart und Mainz einen seiner drei Hauptstandorte unterhält, rollt das Städtchen mit diversen Events auf, in den Wellnesstempeln klatschen Besucher mit allen Anzeichen sinnlicher Lust einander Schlamm auf ihre nackten Körper und das Kasino hat einen Beratungsdienst für Spielsüchtige im Angebot. Baden-Baden im Umbruch!

INFO: Baden-Baden liegt am nördlichen Rand des Schwarzwalds. INFO BADEN-BADEN KUR & TOURISMUS GMBH: Solmsstr. 1, 76530 Baden-Baden, Tel. (072 21) 27 52 00, www.baden-baden.de. INFO MUSEUM FRIEDER BURDA: Lichtentaler Allee 8 B, 76530 Baden-Baden, Tel. (072 21) 39 89 80, www.museum-frieder-burda.de, Öffnungszeiten Di–So 10–18 Uhr, Eintritt € 13, ermäßigt € 11/5. INFO KURHAUS KOLONNADEN: Kaiserallee 3, 76530 Baden-Baden, www.kurhaus-kolonnaden.de.

Das größte Opernhaus Deutschlands

FESTSPIELHAUS

Baden-Baden, Baden-Württemberg

4BFBadenBadenFestspielhaus.jpg

Im Festspielhaus in Ba­den-Baden werden erst­klas­sige Kunst- und Kultur­-High­lights geboten.

Mehr als ein großer Bahnhof für die Kunst. Als die berühmte Bäder- und Kasino-Stadt beschloss, ein Festspielhaus einzurichten, kamen die Planer auf die geniale Idee, den ehemaligen Baden-Badener Stadtbahnhof mit einzubeziehen. Der denkmalgeschützte Bau, schon lange nicht mehr von der Bahn genutzt, wurde topsaniert und in den Neubau integriert. In der einstigen Bahnhofshalle befinden sich seit 1998 Kassen, Garderoben und Gastronomie, im früheren Wartesaal erster Klasse – mit holzvertäfelten Wänden und Kristalllüstern an der Decke – empfängt das Restaurant Aida seine Gäste. Tafeln in altehrwürdigem Ambiente, das ist mal etwas anderes.

Das mit 2500 Plätzen zweitgrößte Opernhaus Europas – nur noch übertroffen von der Opéra Bastille in Paris – ist das erste privat getragene Opernhaus des Kontinents. Jeder 21. Baden-Badener (53 350 Einwohner) fände Platz darin, gäbe es nicht immer so viele Fremde, die da schon die Plätze besetzt halten. Ein großer und gediegener Kreis von Förderern sorgt dafür, dass Bühnenstars wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter, der chinesische Klavier-Artist Lang Lang, die Sangesdiva Anna Netrebko, berühmte Dirigenten, Orchester und Ballett-Compagnien regelmäßig in diesem prächtigen Musentempel auftreten können.

Der Spielplan ist stets gut besetzt, die Künstler sind begeistert von der außerordentlich guten Akustik im Saal und die Stadt profitiert vom Zuspruch des Publikums, das Hotelzimmer bucht und Lokale, Thermen, Golfplätze und nicht zuletzt auch das Kasino besucht. Selbst der Flughafen musste erweitert werden, so groß ist der Andrang.

Der Plan mit dem Festspielhaus ist also aufgegangen, die Kultur hat eine opulente Heimstätte gefunden. Und über diese »Umwegrentabilität« ist Baden-Baden noch vermögender geworden und beweist, dass es sich lohnt, in Kultur zu investieren.

INFO: Baden-Baden liegt am nördlichen Rand des Schwarzwalds. INFO FESTSPIELHAUS UND FESTSPIELE BADEN-BADEN GGMBH: Beim Alten Bahnhof 2, 76530 Baden-Baden, Tel. (072 21) 301 31 01 (Ticket-Service), www.festspielhaus.de, Führung Mo–Fr 11 und Sa/So/Fei 14 Uhr (Dauer: 75 Min.), Ticket € 8, Schüler und Kurkartenbesitzer € 6, Reservierung empfohlen.

Vierbeiner in rasendem Galopp

INTERNATIONALE GALOPPRENNBAHN IFFEZHEIM

Baden-Baden, Baden-Württemberg

5IffezheimPferderennen_Wikipedia.jpg

Startboxen beim Pferderennen in Iffezheim.

Late-Night-Talker Harald Schmidt war schon da und wagte keinen einzigen zynischen Satz. Entertainer Frank Elstner ist Stammgast und ohnehin immer freundlich-verbindlich. Selbst Verona Pooth verzichtete auf den großen Auftritt. Nicht Stars und Sternchen stehen auf einer der berühmtesten Pferderennbahnen der Welt im Mittelpunkt, sondern die Vierbeiner in ihrem rasenden Galopp. Rund 70000 Besucher finden Platz im »badischen Ascot«, wenn Ende August das Hauptereignis der Rennsaison, die »Große Woche«, zelebriert wird. Dann erlebt der badische Weiler in der Rheinebene zwischen Rastatt und Offenburg, ein hübsches, aber unscheinbares Städtchen, einen Auftrieb an Schönen und Reichen in einer Armada teurer Automobile und umgeben von Heerscharen dienstbarer Geister, wie es ihn so geballt nirgendwo in Deutschland gibt. Es geht auch ums Sehen und Gesehenwerden, aber der Pferderennsport lockt die besten Sportler an.

An sechs Renntagen werden in einem solchen Ausmaß Preisgelder verteilt und Wetten abgeschlossen, dass das Event in dieser Hinsicht zur Weltspitze gehört. Ausgetragen wurde die Veranstaltung seit 1873 vom Internationalen Club Baden-Baden, die berühmte Kasino-Stadt ist nur einige Kilometer entfernt; seit 2010 steht die Rennbahn unter der Führung des Joint Venture Baden Racing.

Die Bénazet-Tribüne ist seit 2004 das Herzstück der Internationalen Galopprennbahn Iffezheim, hier hält Hof, wer Rang und Namen oder einfach nur viel Geld hat. Über den Zaun hinweg verfolgt das Publikum staunend, wie Damen mit wagenradgroßen Hüten und Herren in blütenweißen Anzügen Champagner schlürfen und Konversation betreiben. Den weniger betuchten Zuschauern gehört ein weitläufiges Gelände mit Würstchenbuden, Bierausschank, Kinder-Ponyreiten und Monitoren überall, die das Auf und Ab des Wettenverlaufs zeigen. Je niedriger der Kurs, desto mehr haben auf das Pferd gesetzt. Ein Wettschein ist schon für einen Euro zu haben. Die Pferde tänzeln ins Rund, die kleinen Jockeys sitzen auf, der Gong ertönt. Mit dem voranpreschenden Feld wogt die Begeisterung. Später ertönt die Fanfare, das Rennen ist gelaufen, die Trophäe wird vergeben. Wer sie erhält, ist egal, der Spaß war es wert, mitgewettet zu haben.

INFO: Iffezheim liegt 12 km von Baden-Baden entfernt. INFO PFERDERENNBAHN IFFEZHEIM: Rennbahnstr. 16, 76473 Iffezheim, Tel. (072 29) 18 70, www.baden-racing.com. REISEZEIT: Zur »Großen Woche« Ende Aug./Anfang Sept.

Im Himmelreich der Gourmandise

RESTAURANT BAREISS

Baiersbronn, Baden-Württemberg

6Baiersbronn_Bareiss_ClausPeterLumpp%20_inAktion_Restaurantselbst.JPG

Im Restaurant »Bareiss« kocht Claus-Peter Lumpp

Gleich drei Michelin-Sterne leuchten über dem Restaurant Bareiss. So weit, dass Baiersbronn zur Wallfahrtsstätte für Feinschmecker aus ganz Deutschland und den angrenzenden Ländern geworden ist. Gebratene Gänseleber mit glasierten Zimtäpfeln und Trüffelsoße, das ist es, was vielen in den Sinn kommt, fällt der Name des Hochschwarzwaldortes. »Bareiss« wird von Gourmetkritikern zu den zehn besten Restaurants Deutschlands gezählt, dazu ist es noch eines der schönsten, geschmackvoll eingerichtet, aber nicht dekorativ überladen.

Hausherr Hermann Bareiss hat ein Gespür für die richtigen Proportionen – und für die richtigen Menschen an seiner Seite. Mit dem Sommelier Teoman Mezda und dem Küchenchef Claus-Peter Lumpp sowie dem Restaurantleiter und Oberkellner des Jahres 2015 (Gault-Millau) Thomas Brandt fand er eine kongeniale Verbindung. Lumpp, der sagt, die gute schwäbische Küche seiner Mutter habe ihn zu seiner Profession gebracht, ist bei Top-Köchen wie Eckart Witzigmann und Alain Ducasse in die Lehre gegangen. Dem Bareiss ist er bereits seit seiner dortigen Ausbildung zum Koch verbunden. Seit 1992 leitet er das Gourmetlokal, 2007 zeichnete ihn der Guide Michelin estmals mit drei Sternen aus.

Experten bescheinigen ihm nicht nur eine nahezu traumwandlerische handwerkliche Makellosigkeit bei der Zubereitung von Speisen. Sie loben auch übereinstimmend, dass er schlanke Eleganz zur Opulenz mit aromatischer Fülle bringen kann, dass sein Stil zudem optisch absolut herausragend ist und perfekt zur Klasse der Tischkultur in diesem Restaurant passt.

Die Bedingungen sind optimal: Das Fleisch stammt von Hinterwälder Rindern, die naturnah gehalten werden. Die Wildgerichte werden mit dem Angebot aus dem Schwarzwald abgedeckt. Sämtliche Kü­chen­kräuter stammen aus der Re­gion und schmecken intensiv, weil sie sich in der rauen Natur des nördlichen Schwarz­waldes – »Ooben uff’m Wald«, sagen die Bewohner von Baiersbronn – ans Tageslicht kämpfen muss­ten. Auch die Früchte des Waldes im Jahres­zei­tenrhythmus kommen zum Einsatz: die Hei­del-, Preisel- und Brom­bee­ren, die Walderdbeeren und Himbeeren, das vitaminreiche Scharbocks­kraut, die Blätter und Blüten von Wiesenschaum­kraut, Löwenzahn­wurzeln, Huflattich, Knob­lauchrauke sowie Bärlauch. Im Himmelreich der Gourmandise wird die Tafel üppig an­ge­richtet.

INFO: Baiersbronn liegt etwa 60 km von Offenburg entfernt. INFO RESTAURANT BAREISS: Hermine-Bareiss-Weg, 72270 Baiersbronn-Mitteltal, Tel. (074 42) 470, www.bareiss.com, Öffnungszeiten Mi–So 12–14 und 19–21.30 Uhr. Reservierung empfohlen, Preise auf Anfrage.

Ruhe und Erholung im Herzen des Schwarzwalds

SCHWARZWALDSTUBE IM HOTEL TRAUBE TONBACH

Baiersbronn, Baden-Württemberg

7BFBaiersbronnTraubeTonbachHaraldWohlfahrt.jpg

In der »Schwarzwaldstube« im Hotel Traube-Tonbach in Baiersbronn kocht Meisterkoch Harald Wohlfahrt.

Das Hotel »Traube Tonbach« ist eine der beliebtesten Ferienanlagen im Schwarzwald: groß, gut ausgestattet und in einem idyllischen grünen Tal dieser sagenumwobenen südwestlichen Region Deutschlands gelegen. Berühmt ist vor allem das Hotelrestaurant »Schwarzwaldstube« mit seinen drei Michelin-Sternen: Kein anderes deutsches Restaurant wurde so oft wie dieses mit der höchsten Auszeichnung geadelt. Auch als im Sommer 2017 Harald Wohlfahrts langjähriger Souschef Torsten Michel die Nachfolge der Kochlegende antrat, waren sich die Kritiker von Guide Michelin, Gault-Millau und anderen Gourmet-Instanzen einig: Das herausragende Niveau ist ungebrochen, Michel führt die von französischem Einfluss geprägten Küche fort. Seine bisweilen puristischen Interpretationen, etwa die Wolfsbarschschnitte mit Zitronenwürze, gedämpfter Brunnenkresse und leichter Innereiensauce, setzen dabei aber spannende eigene Akzente, die ebenso wie das vegetarische Menü eine zeitgemäße Entwicklung der Kochtradition versprechen.

Wer die Kunst der Gourmetküche selbst beherrschen lernen möchte, kann an einem Kochkurs teilnehmen: »Zeit zum Kochen und Genießen« heißt ein Übernachtungsarrangement, das neben dem eintägigen Kochkurs auch die Nutzung des luxuriösen Spas mit Meerwasserbecken, verschiedenen Saunen und Eis-Iglu beinhaltet. Spaziergänge durch den alten Wald machen den Aufenthalt perfekt. Trotz seiner dichten und hohen Fichten ist dieser Winkel Deutschlands überall von sonnigem Charme erfüllt.

Das Hotel, das seit über 220 Jahren im Besitz der Familie Finkbeiner ist, war 1789 eines der ersten Häuser im Tonbachtal und versorgte als Schänke durstige Holzfäller, Köhler, Harzbrenner und Fuhrleute. Der ehemalige Gastraum der Traube ist die heutige Bauernstube.

Es liegt in der Nähe einiger Wander- und Radwege, pittoresker Straßen und einer unvergesslichen historischen Bahnstrecke, auf der während der Sommersaison manchmal eine Dampflokomotive schnauft und Gäste von Karlsruhe in den Schwarzwald bringt. Nehmen Sie die klassische Schwarzwaldhochstraße von Baden-Baden im Nordwesten nach Freudenstadt im Südosten und genießen Sie 66 Kilometer Naturschönheit!

INFO: Baiersbronn liegt etwa 60 km von Offenburg ent­fernt. INFO HOTEL TRAUBE TONBACH: Tonbachstr. 237, 72270 Baiersbronn, Tel. (074 42) 49 20, www.traube-tonbach.de. »Schwarzwaldstube« Öffnungszeiten Mi–So 19–24 Uhr, Betriebsferien im Jan. und Aug., Reservierung empfohlen, Preise auf Anfrage.

Das Badhaus der Mönche

DER BLAUTOPF

Blaubeuren, Baden-Württemberg

8BlaubeurenBlautopfHammerwerk_Msl33Fotolia.jpg

Angetrieben durch das Quellwasser des Blautopfs: das historische Hammerwerk in Blaubeuren.

Das tiefe Blau, das dem Besucher der Karstquelle in Blaubeuren entgegen leuchtet, hat etwas Märchenhaftes. Es ist die Farbe der Romantik, aber auch der Melancholie. Der Dichter Eduard Mörike verwebt diese Zutaten zu der zauberhaften »Historie von der schönen Lau«: Eine Nixe sorgt vom Quellgrund aus für Überschwemmungen. Erst als die Menschen es schaffen, sie fünfmal zum Lachen zu bringen und so vom Fluch der Schwermut und Unfruchtbarkeit zu erlösen, hat der Spuk ein Ende.

Tatsächlich kann der Blautopf, mit 21 Metern eine der tiefsten und größten Quellen Deutschlands, pro Sekunde bis zu 32 000 Liter Wasser ausschütten. Zu einem so gewaltigen Schwall kam es 1988: Die Schneeschmelze ging so rasant vonstatten, dass das Höhlensystem, dessen Abfluss der Blautopf bildet, das Wasser heftig nach draußen drückte.

Keine Angst vor zu Schabernack aufgelegten Nixen hatte 1985 Höhlenforscher Jochen Hasenmayer, der bei einem spektakulären Tauchgang eine riesige luftgefüllte Halle hinter den Wasserhöhlen entdeckte – sie heißt heute Mörikedom.

Doch schon in früheren Zeiten war der Blautopf nicht nur Heimat von Sagenwesen. Die historische Hammerschmiede, in der Bauern und Handwerker ihre Werkzeuge herstellen ließen, nutzte das Quellwasser, wie heute ein Schauschmieden zeigt. Die Mönche des 1085 gegründeten ehemaligen Benediktinerklosters leiteten über einen von ihnen gegrabenen Kanal das Wasser direkt in ihr Badhaus.

Die Klosteranlage weist einen der bedeutendsten spätgotischen Hochaltäre und wertvolles Chorgestühl auf, beides aus Ulmer Werkstätten. Bei den Altarplastiken soll der berühmte Schnitzmeister Michel Erhart Hand angelegt haben. Heute ist hier das Evangelische Seminar, ein altsprachliches Gymnasium mit Internat, zu Hause, das Kloster steht aber auch Besuchern offen. Das einzige erhaltene deutsche Mönchsbad wurde zum Heimatmuseum, ein Fachwerkkleinod mit schiefer Fassade. Noch mehr Fachwerk gibt es in der Altstadt von Blaubeuren, das schönste Haus ist der »Hohe Wil« (»Steiles Dach«).

INFO: Blaubeuren liegt etwa 20 km von Ulm entfernt. INFO TOURIST INFORMATION BLAUBEUREN: Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren, Tel. (073 44) 96 69 90, www.blaubeuren.de. INFO BADHAUS DER MÖNCHE: Heimatmuseum, Klosterhof 11, 89143 Blaubeuren, Tel. (073 44) 92 10 26, Öffnungszeiten Ende März bis Ende Okt. Di–Fr 10–16, Sa/So 10–17 Uhr, Eintritt € 2, Kinder € 1. INFO KLOSTER BLAUBEUREN: Klosterhof 2, 89143 Blaubeuren, Tel. (073 44) 96 26 25, www.seminar-blaubeuren.de, Öffnungszeiten März–Okt. tägl. 10–17, Nov.–Feb. Mo–Fr 14–16, Sa/So/Fei 11–16 Uhr, Eintritt € 2,50, ermäßigt € 2.

Eine wildromantische Erfahrung

MARIENSCHLUCHT AM UBERLINGER SEE

Bodman-Ludwigshafen, Baden-Württemberg

Marienschlucht am Überlinger See.

Lieblich erscheint der Bodensee. Aber das ist er nicht an seinem Steilufer am südlichen Überlinger See, der sich wie ein verirrter Arm des Gewässers in die Landschaft schiebt. Dort liegt die Marienschlucht, deren unterer Eingang aus hohen Treppenstufen besteht, sodass der Betrachter zunächst denkt, das sei nur etwas für Zeitgenossen mit alpinen Ambitionen. Doch es lohnt sich für alle, die steile Passage zu nehmen, sie macht die Schlucht in ihrer gesamten Länge erlebbar. Ein verschlungener Pfad führt zwischen 30 Meter hohen, steilen Felswänden entlang. Unter den Treppen rauscht der Bach auf seinem Weg in den See. Oberhalb der Marienschlucht liegt die wildromantische Burgruine Kargegg, die dem Besitzer der Schlucht, Wilderich Graf von und zu Bodman, gehört. Sie besteht nur noch aus einigen Mauerresten, von Pflanzen überwuchert.

Es war der Bach, der die Schlucht geschaffen hat. Über Jahrtausende hinweg hat er sich tief in den Grund eingegraben. Es ist immer feucht in der Passage, riesige Blattpflanzen wuchern, Farne mit langen Stielen. Totes Geäst verwest zwischen nassem Gestein, hüfthoch wachsen Disteln, die kleinen Schönheiten dazwischen heißen Felsennelken, Mondviolen oder Türkenbund. Scheint die Sonne nicht, hat die Marienschlucht etwas Unheimliches. Dennoch ist sie im Sommer eines der beliebtesten Wanderziele am Bodensee; begehbar ist sie seit 1897. Am Ende der Schlucht, wo der Bach in den See schießt, gibt es einen Badestrand mit einem kleinen Steg und einem Kiosk.

Man erreicht die Marienschlucht von Bodman über Langenrain (6 km) oder von Wallhausen (4 km), die markierten Wanderwege führen direkt am Seeufer entlang. Radfahrer stellen ihr Fahrzeug in Wallhausen, bei Langenrain oder Bodman ab und absolvieren den Weg durch die Schlucht zu Fuß. Auch per Schiff ist die Anreise möglich oder mit dem Kanu, es kann am Strandbad Wallhausen gemietet werden.

Nach einem massiven Erdrutsch im Jahr 2015 bleiben die Schlucht sowie einige Wanderwege, die zu ihr führen, für Besucher erst einmal gesperrt. Es wird jedoch mit Hochdruck daran gearbeitet, den beliebten Wanderpfad wieder gefahrlos für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

INFO MARIENSCHLUCHT: Die Marienschlucht liegt 15 km nördlich von Konstanz am Bodensee. www.marienschlucht.de.